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United we stand - divided we fall!

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Es ist an der Zeit, Dinge beim Namen zu nennen.

Eintracht Frankfurt spielt trotz für unsere Verhältnisse exorbitante Investitionen die schlechteste Saison seit Jahren. Uninspiriert, häufig lustlos, meist erfolglos. Selten war in den letzten Jahren die Fanszene derartig gespalten; ein Riss geht durch die Kurve und trennt, was noch vor einiger Zeit zusammengehörte.

Dissonanzen ergaben sich aus der Verpflichtung des Spielers Cajo, die viele Hoffnungen auslöste, welche sich bis heute aus unterschiedlichen Gründen nicht erfüllt haben. Seither mehren sich die Attacken gegen den Trainer Friedhelm Funkel, die in Sprechchören und der Forderung nach Caio ihren Höhepunkt hatten; spätestens da zeigte sich der tiefe Riss in der Kurve.

Ein weiterer Höhepunkt war das Gezacker um die Vertragsverlängerung mit dem Trainer - seither ist im Stadion spürbar, wie der Hass brodelt, wenn'smal nicht läuft - und es läuft selten gut.

Gleichermaßen nahm die Kommunikation zwischen den Vertretern der einzelnen Fangruppierungen rapide ab; es scheint als hätten die FuFA und die Fanclubs, die im Kern als Fanvertreter ähnliche Interessen verfolgen sollten - und dies im Einzelfall auch machen, sich nichts mehr zu sagen. Das gleiche gilt für die Fanbetreuung der AG versus der Fanbetreuung des eV.

Die Ultrás liefern zur Zeit keinen Ansprechpartner, der relevant für die Gruppe spricht - und sie ziehen sich als vermeintliche Elite in sich selbst zurück. Dabei haben sie nicht nur die Kontrolle über die Gruppe verloren, wie in KA sichtbar, als aus dem üblichen Rauchgeplänkel in KA die Grenzen mit Leuchtspur und Böllern überschritten wurden; sie verweigern sich als Gruppe der öffentlichen Auseinandersetzung, die spätestens nach dem KA-Vorfällen hätte stattfinden müssen.

Die Fußball AG reagierte daraufhin völlig überzogen; sie plant personalisierte Ticketvergabe ohne mitzuteilen, wie die Kontrollen aussehen und welche Konsequenz dies für sehr viele Unbeteiligte hat. Gleichermaßen übersieht die AG dabei, wie ein personenbezogenes Ticket eventuelle Straftaten verhindern soll. Megaphonverbot - es mag die Debatte anheizen, radikalisiert aber auch diejenigen, die bislang eher brav waren. Und verhindert im Zweifel, dass Martin beschwichtigen kann. Dazu kommt die Sippenhaft; ein Zeichen von Hilflosigkeit - vorausgehend der Sanktionen muss ein Dialog mit Beteiligten und Betroffenen stattfinden.

Letztlich hat aber auch die jetzige AG einiges ermöglicht, was bei anderen Vereinen nicht selbstverständlich ist. Wer jetzt "Vorstand raus" ruft, der muss sich im Klaren sein, dass es dann einen neuen Vorstand gibt. Wie sieht's dann aus mit billigen Stehdauerkarten, mit Plätzen für Fahnen, mit Choreo-Erlaubnis?

Es gibt massive Videoüberwachung, im Falle des Nürnberg-Böllers und der KA-Raketenschützen taugt sie nichts; es gibt massive Einlasskontrollen - im Falle der Nürnberg-Böller und der KA-Raketenschützen taugen sie nichts. Als stellt sich die Frage, was diese Aufrüstung soll. Restriktive Maßnahmen verhindern nicht das, was sie verhindern sollen - sie provozieren aber Reaktionen und Trotz.

Wir brauchen Konzepte, die auch die Notwendigkeit sozialen Ungehorsams reflektieren, ohne die Ungehorsamen sofort in die Nähe von Straftätern zu rücken. Was nicht heißt, das Körperverletzung und Sachbeschädigungen zu tolerieren sind, im Gegenteil. Hier geht es um die Verhältnismäßigkeit.

Dazu bedarf es aber Bewegung. Das heißt, das die Ultrás Stellung beziehen und gleichermaßen sich selbst reflektieren und im Zweifel auch Fehler eingestehen. Das heißt nicht, dass Leute ausgeliefert und denunziert werden sollen, da mögen Ordnungsdienst und Polizei sachgerecht ihren Aufgaben nachkommen. Aber die Respektpersonen der Ultrás sollten ihren Laden im Griff haben und dies auch nach außen kommunizieren.

Gleichermaßen müssen junge Leute ihre Grundrebellion, ihre Subkultur auch ausleben dürfen ohne dass alte Schlauberger, die allem Anschein niemals jung waren, ihnen moralinsaure Vorträge halten. Das heißt nicht: jeden Unfug zu akzeptieren- aber eine zerbrochene Flasche ist auch kein Attentat.

Es kann auch nicht sein, dass die führenden Köpfe der anderen großen Fanvertretungen keinen Dialog mehr führen; ihr vertretet uns - und nicht eure persönlichen Animositäten, das gleiche gilt auch für die Fanbetreuung von AG und eV.

Jeder einzelne dieser Konflikte schwächt unsere Position und lässt es den Vertretern des modernen Fußball leicht machen, die fanfeindlichen Konzepte von Anstoßzeiten über Abschaffung von 50+1, weitere Eventisierung und Vermarktung mit Hilfe einer miserabel recherchierenden Medienwelt durchzudrücken.

Diese Debatte muss eine öffentliche sein, wir brauchen uns; eine starke FuFa, lebendige Fanclubkultur und eine starke UF97; nur dann können wir die in die Schranken weisen, die uns nur benutzen um ihr eigenes Ding durchzuziehen. Wenn es hier aussieht wie in England oder Italien (schusch hat es beschrieben), dann leiden wir alle; egal ob Normalo, EFCler, Ultrá oder Vereinsmitglied.

Dazu müssen wir uns bewegen, genau wie die Jungs auf dem Platz, die haben das genau so verlernt.

Hier geht es nicht um Pyro oder orange oder "deristaberdoof". Hier geht es um mehr; um den Erhalt der Frankfurter Fankultur, die über Jahre hinweg auch außerhalb Frankfurts uns Respekt eingebracht hat.

Redet miteinander. Alle! Und zeigt Respekt.

United we stand - divided we fall.

Beve
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Alleine für den letzten Satz: Danke...
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Beverungen schrieb:
...Redet miteinander. Alle! Und zeigt Respekt.
...



DANKE!!
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Danke Beve! Danke Danke Danke für diesen herrlichen, sachlichen, ausgewogenen und am Ende hochemotionalen Beitrag.
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Das Beste, was ich seiT langem hier gelesen habe! Danke
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Wow!!! Klasse Beitrag dem ich in allen Punkten glaube ich zustimmen kann. Es müssen wieder alle Beteiligten an einen Tisch. Bisher haben die Eintracht Verantwortlichen den Fans viel Unterstützung auch zurück gegeben. So wie zum Beispiel nach dem Bremen Einsatz wo man sich auf die Seite der Eintracht Fans stellte.

Daher kann ich auch die Verärgerung der Eintracht auf die Karlsruhe AKtion verstehen, durch die der Eintracht nunmal ein Schaden entstanden ist. Während es zum Bremen Fall sehr bald eine Stellungnahme der Ultras gab, blieb die leider nach dem Karlsruhe Fall aus. Klar, dass hier Vertrauen verloren geht.

Die Reaktion der Eintracht kann ich aber auch in den Punkten Megaphon und personalisierte Tickets nicht verstehen. Hier muss es zu einer gemeinsamen Lösung kommen.
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Hoffentlich hilft dieser Beitrag, die verkorkste Situation wieder auf Spur zu bringen.

Danke, Beve!
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Danke Beve!

Du verknüpfst die undifferenzierte Vorgehensweise sehr treffend mit den Problemstellungen auf personeller und institutioneller Ebene. Aber besonders weil Zweiteres im Moment so zementiert ist, wird sich Ersteres nicht in eine differenzierte und sachgemäße Diskussion ergießen.

Ben.
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Beve hat zwar irgendwo Recht, aber ich bin im Moment so richtig angepisst. Meine Gefühlslage ist im Moment so:

Wenn ich ehrlich bin habe ich vom Vorstand die Schnauze gestrichen voll. Angefangen damit das man damals den Leuten die die FUCK-Choreo gemacht haben SV erteilen wollte und sich gerade noch besann, die maßlosen Übertreibungen wenn es mal im Block qualmt, über die sinnlose Fanclubkarte bis zur Massenabstrafung der Fans. Die ganze Zeit habe ich geduldig abgewartet und gehofft das sich auf dem Platz mal was ändert, habe den langsamen Aufbau irgendwo akzeptiert, aber jetzt langt es mir. Da übt man sich jahrelang in Geduld, bekommt jahrelang total beschissenen Fussball vorgesetzt und dann wird einem so richtig ans Bein gepisst. Irgendwo langt es mir jetzt.
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Danke Beve.

Dem ist aber auch wirklich gar nichts mehr hinzuzufügen,
außer vielleicht noch hundert mal : D A N K E ..... !!!!!

(Kann man den Bericht nicht ausdrucken und im Stadion verteilen?
Überall...)
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tosender Beifall von mir!
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"Beim reden kommen die Leut' z'ammen" - das sollte auch für AG und Verein und UF und wer da noch eingebunden gehört gelten.
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Danke für diesen Beitrag!
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DaZke...
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danke axel, du hast es auf den punkt gebracht.
aber ist es in der jetzigen situation überhaupt möglich einig in der kurve und im ganzen stadion zu stehen?
noch vor nich all zu langer zeit war dies mit sicherheit möglich, unser zusammenhalt hat uns stark gemacht.
aber das, was in letzter zeit abgeht hat mal gar nichts mit zusammenhalt zu tun. die lager sind gespalten.
wie du treffend sagtest, man muss sich zusammen setzen und gespräche führen. ich bezweifle allerdings das die entsprechenden stellen dazu derzeit lust verspühren.
und ganz ehrlich: mir graut es vor samstag. vor dem anpfiff.
ich befürchte wirklich eine ganz miese stimmung (und damit meine ich nicht das anfeuern der mannschaft oder tote hose im block).

die fronten sind einfach so hart gefestigt das ich mir das saisonende herbeisehne und hoffe das es bis dahin ruhig bleibt und man sich jenseits des sportlichen erfolgs in ruhe zusammen setzen kann.

united we stand (das wünsche ich mir zur zeit am allermeisten)
devided we fall (das allerdings befürchte ich)
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Klaus Lötzbeier hat doch in der FNP gesagt das er mit der UF in Kontakt getreten ist und es wohl heute abend noch ein Gespräch gibt. Also denke ich dass die UF bevor Sie Stellung nimmt dieses Gespräch abwartet.
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Wenigstens einer hier der noch klar denken kann.

DA
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Auch von mir Danke für Deinen Beitrag, den wir alle beherzigen sollten.
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Beve, wenns dich nicht schon gäbe - man müsste dich erfinden!
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Basaltkopp schrieb:
Auch von mir Danke für Deinen Beitrag, den wir alle beherzigen sollten.


Das wundert mich, dass du z.B. diese Passage:
"
Gleichermaßen müssen junge Leute ihre Grundrebellion, ihre Subkultur auch ausleben dürfen ohne dass alte Schlauberger, die allem Anschein niemals jung waren, ihnen moralinsaure Vorträge halten. Das heißt nicht: jeden Unfug zu akzeptieren- aber eine zerbrochene Flasche ist auch kein Attentat."

gut findest.

Normalerweise sind so Leute für dich Terroristen, und wenn du diesen Absatz beherzigen würdest, hättest du ja vermutlich kein Leben mehr. Wen sollste denn dann noch mit deinen Altersweisheiten zuqualmen?

Allgemein erstaunlich, dass sich hier ja jetzt angeblich jeder mit diesem Beitrag so super identifizieren kann, der anderswo noch die Hetzschiene auspackt. Ich find den Beitrag teilweise gut, teilweise auch völligen Unsinn. Aber mir scheint, das kann man hier ja kaum noch schreiben, und muss sich kniefallartig bedanken.


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