Bis vor etwa zwei Jahren herrschte Eintracht über die in Frankfurt aufzubringende Geduld und Vertrauen in die Verantwortlichen.
Diese verkündeten aber dann das Ende ihres Frankfurter Modells, einen neuen Weg mit jungen, deutschsprachigen, regional verwurzelten Spielertalenten und hoffnungsvollen Eigengewächsen zu verfolgen. "Das Prinzip gilt so lange, bis es nicht mehr gilt" erklärte Heribert Bruchhagen im "Doppelpass", als mit dem Einkauf von Sotos Kyrgiakos eine Wende eingeleutet wurde.
Die jungen deutschen Spieler wurden angeblich rarer und teurer. Die finanziell besser ausgestattete Liga-Konkurrenz fühlte sich durch das Frankfurter Modell angeregt und sah sich gefordert , ebenfalls in dieser Spieler-Kategorie mitzuhalten.
Die Verantwortlichen bei der Eintracht schwenkten also um und tummelten sich nunmehr wieder, wie die anderen Vereine auch, auf dem nationalen und internationalen Markt für bezahlbare mittelmäßige erfahrene Spieler oder internationale junge Talente, von denen man hoffte, daß sie einschlagen könnten.
In der Folge wurde zwar weiterhin eine wirtschaftlich solide Linie gefahren, aber mit immer teureren Spielereinkäufen, deren Qualität sich in engen Grenzen hielt, war man im Grunde nicht wirklich viel weiter gekommen, als das "Frankfurter Modell" mit den jungen deutschsprachigen regionsverbundenen Hoffnungsträgern es versprach.
Denn es stellte sich am Ende heraus, daß die internationalen Einkäufe zwar das Risiko in sich bargen, welches mit der fehlenden kontinuierlichen Beobachtung, den Sprachschwierigkeiten und dem Bezug zur Eintracht einhergeht, aber dennoch letztlich unter dem Strich der größeren Risiken und der Fehleinkäufe auch nicht viel billiger zu tätigen waren, als es bei der Beibehaltung der Prämisse von den deutschen Talenten der Fall gewesen wäre.
Ob Kyrigiakos, Thurk, Madavikia, nur wenige Einkäufe, wie etwa Takahara, konnten die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen.
Das "Frankfurter Modell", welches ein hervorragendes Immage und viel Unterstützung weit über die Eintracht-Fanszene hinaus generierte, war zugleich ein wirksamer Schutz vor überzogenen Erwartungen des Umfelds.
Den Verantwortlichen wurde jede Zeit der Welt zugestanden, ihr hoffnungsvolles Konzept voranzubringen und die Frankfurter waren stolz, nach all den Jahren des Größenwahns und der Mißwirtschaft, endlich eine bodenständige Entwicklung ihrer Eintracht miterleben zu dürfen.
Dieser Entwicklung wurde aber allzu rasch ein Ende gesetzt.
Die Verantwortlichen hatten sich durch den Erfolg des bis dahin geltenden Frankfurter Modells enen hohen Kredit bei den Fans erworben. Die Fans erwarteten von der Vereinsführung, daß trotz der Aufgabe des bis dahin erfolgreichen Konzepts sich der Erfolg weiterhin einstellen würde und der Aufwärtstrend der Eintracht sich dennoch fortsetzen würde. Sie vertrauten insoweit dem erwiesenen Geschick ihrer Führung, die auch weiterhin wohl schon gut wissen werde, was sie tat.
Der Höhepunkt dieser Erwartungen war der Einkauf eines hierzulande kaum bekannten brasilianischen Talents, der zugleich als der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte in die Eintracht-Annalen einging. Dass vor dessen Verpflichtung es allerdings weitgehend versäumt wurde, sich über den Charakter und den Werdegang des Spielers ein Bild zu machen, stellte sich erst viel später heraus. Der Chefscout verließ sich ganz auf seinen durch lange Erfahrung durchaus geschärften Blick und damit auf seine Eindrücke aus wenigen Beobachtungen und den Anpreisungen der Verkäufer. Er verzichtete auf die bei Transfers in diesen Größenordnungen üblichen Investigationen impersönlichen Umfeld des Spielers und so auch auf die mögliche Unterstützung hierbei durch Dr. Pröckl, der fließend Portugiesisch spricht. Bei solchen mit Dr. Pröckl möglich gewesenen Untersuchungen vor Abschluß des Transfers hätte man womöglich ein umfassenderes Bild des Spielers erhalten können. Pröckl aber flog erst zum Verhandlung und zum Abschluß der Details der Transfervereinbarung nach Brasilien und war ansonsten am Scouting nicht beteiligt worden.
So kam es, daß die am Transfer Caios beteiligten verantwortlichen Einkäufer beim Umfeld Erwartungen weckten, welche der Spieler zumindest bisher in keiner Hinsicht erfüllte.
Er wurde zum neuen Hoffnungsträger, zum legitimen Nachfolger Yeboahs, zum neuen Messias schlechthin stilisiert und nährte die Hoffnungen zahlreicher Fans auf einen Spielmacher, der wie etwa Diego die restliche Liga das Fürchten lehren sollte.
Mit diesem Transfer hat man sich seitens der Vereinsführung ein Trojanisches Pferd nach Frankfurt geholt, welches eine tiefe Spaltung des Umfelds nach sich zog. Die meisten Fans wollten und wollen es nicht wahr haben, daß es unserem Heiland bei allem Talent an den entscheidenden charakterlichen Grundlagen eines wahrhaft großen Sportlers, also am Willen und Biss fehlt, um die in ihn gesetzten hohen Erwartungen zu erfüllen.
Der Heiland ist nun mal da und die Wunder bleiben immer noch aus.
Das kann, wie vor zweitausend Jahren ja gesehen, nicht am Heiland liegen, sondern die Gründe werden bei den Römern im Vorstand und im Traineramt, die ihm und seinen möglichen Wundern nicht gewachsen seien, gesucht.
Die erst durch die Verantwortlichen selbst an die Erlösung und das Eintrachtparadies gläubig gemachten Fans geben zu recht den Verantwortlichen, insbesondere Funkel und Bruchhagen die Schuld am ausgebliebenen großen Durchbruch der teuren Transfers und sind enttäuscht.
Anheizer und "Fachleute" im Forum tun das Übrige und verwandelten die einstigen Fans der Eintracht in ihre wahren Gegner.
Tatsächlich haben diese durch die einstige Abkehr vom "Frankfurter Modell" dazu beigetragen, daß die Erwartungen der Fans an die Eintracht diese Höhen erreichten, die sie, zumindest bisher, nicht erklimmen kann.
Das die Mannschaft zudem von einer beispiellosen Verletzungswelle gebeutelt wurde und andere rationale Erklärungsmuster können zunehmend viele Gläubige/Fans vom Glauben an die durch den Caio-Transfer erfolgte Verkündigung und die Notwendigkeit des nur durch die angebliche Unfähigkeit der sportlichen Führung ausbleibenden Höhenflugs nicht mehr abbringen.
Die Erwartungen wurden zuvor zu hoch geschraubt und der Fall der Enttäuschung geriet um so tiefer. Die Geister des Größenwahns, die man rief, man wird sie nicht mehr los.
Mit dem durchaus richtigen Argument der "Zementierung der Liga" kommt man diesen enttäuschten Erwartungen daher nicht mehr bei.
Die "Fachleute" im Forum und im Stadion hören nicht auf, hier und inzwischen auch im Videotext und in der ganzen Stadt weiter für Unruhe und Spaltung bei der Eintracht zu sorgen, ihre größenwahnsinnigen "Erwartungen" einzufordern, Verantwortliche und Spieler mit ihren Plattheiten durchs Dorf zu jagen, "Funkel raus", "Caio rein", "die Luft ist raus" und anderes durch's Stadion zu grölen, die Unzufriedenheit über ihre unbefriedigten, weil bodenlosen Erwartungen weiter auszubreiten, ihren durch den ihnen erschienenen Heiland eingegebenen Größenwahn anzubeten und die alleinige Schuld für ihr vermeindliches Elend im Ligamittelfeld beim Trainer und dem Manager zu beschwören.
Eintracht, wie kriegen wir die wieder hin...
"Unsichtbar macht sich die Dummheit, indem sie ungeheuer große Ausmaße annimmt." - Bertolt Brecht
Ich glaube nicht an irgendein Modell. Das von Dir beschriebene "Frankfurter Modell" war doch aus der Not heraus, weil man sich damals schlicht nur Talente und Spieler aus der Region (die auch mal auf einen Euro verzichten) leisten konnte. Man weitete das Ganze noch auf "deutschsprachige Spieler" aus, aber Spieler wie Thurk, Mehdi enttäuschten dann auf ganzer Linie.
Die Abkehr vom "Frankfurter Modell" erfolgte wieder aus der Not heraus, da für eine weitere Qualitätssteigerung des Kaders keine jungen deutschen Spieler finanzierbar sind (Ottl, Schlaudraff, ja selbst ein Hanke-Transfer war nicht zu stemmen). Und ehrlich gesagt ist mir ein Fenin lieber als ein Hanke...
Klar ist es toll hungrige, junge Spieler aus der Region in seinen Reihen zu haben, aber das Geschäft ist so schnelllebig und ein Jahr zweite Liga wirft einen richtig weit zurück...
Und dennoch, eine gesunde Mischung können wir schon hinbekommen: Fährmann (jung, deutsch), Ochs (Frankfurter), Russ (Hanauer), Jung (Königsstein), Meier, Steinhöfer, Amanatidis - vielleicht kommt ja noch ein Balitsch oder Polanski...hauptsache wir werden kein zweites Cottbus.
Sehr treffende Analyse. Der Zusammenhang zwischen dem Strategiewechsel und dem Umkippen der Erwartungshaltung scheint mir auf den ersten Blick sehr plausibel.
Die Äußerungen zu den Umständen der Verpflichtung des Spielers C. sind zwar wohl kaum bestreitbar, lassen aber befürchten, dass der eigentliche Inhalt - die dahinterstehende Strategie vor allem in anderen Regionen aktiv zu werden, nicht weiter diskutiert wird. Interessanterweise ist die beste Verpflichtung der Saison, Steinhöfer, wieder (eher) der alten Strategie zuzurechnen, während die Millionenausgaben eher enttäuschen.
Es mag sein, dass die alte Strategie an Grenzen gestoßen ist, weiter sind wir aber nicht gekommen mit der Neuen, nur ärmer geworden. Davon unabhängig ist es aber, bei entsprechenden sich bietenden Gelegenheiten zuzugreifen, schließlich braucht ein Team auch eine vernünftige Mischung. Mal ist der Erfolg dabei eben besonders groß (Sotos, Libero), mal hält er sich in Grenzen (Inamoto). Auf die Nase gefallen ist man dagegen immer dann, wenn man relativ viel Geld in die Hand nahm und besonders Stolz auf die Verwirklichung war (Mehdi, Caio, Thurk, evtl. Bellaid). Es fällt tatsächlich auf, dass bei den jüngeren unter diesen Spielern das Scouting eher suboptimal war, während man an anderen recht lange dran war: Fenin, wohl auch Steinhöfer, der ja auch außerhalb spielte.
Nur, was sind die Konsequenzen für die Zukunft? Und wie bekommt man die Erwartungshaltung wieder in den Griff?
Man könnte sich zu Abwechslung ja mal mit ihm Auseinandersetzen.
Die Kernthese das Caio Erwartungen im Umfeld geweckt hat, die nicht erfüllt worden sind, hat durchaus etwas für sich. Über die Frage wer das letztendlich zu verantworten hat , kann man ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein.
Unbestreitbar ist jedoch, dass die Stimmung im Umfeld so schlecht ist , wie seit Jahren nicht mehr. Irgendeine Ursache wird das schon haben. Und Pedro benennt eine Möglichkeit.
Sehr guter Beitrag, der eine unheilvolle Entwicklung der Eintracht klar zur Sprache bringt. Wobei ich die Analogie Caio - Heiland etwas zu provozierend finde, ist er doch nur das letzte Stück in einem verpatzten Konzept, das, wie Pedro richtig sagt, auch und vor allem daran gescheitert ist, das es viele Nachahmer gefunden hat, und darin geendet ist, planlose Transfers zu machen (vor allem Thurk, der Stadtmeister) und Talente doch nicht einbauen zu können (Toski). Aber ich frage mich zum einen, ob mit Caio wirklich die Sehnsucht nach Erfolg gestiegen ist, oder nur die Sehnsucht danach, frischen, mutigen Fußball zu sehen und vor allem, ob sich in dieser Sehnsucht nicht einfach ein Stück weit die Gesellschaft im Allgemeinen abbildet: Alles muss sofort machbar sein, Einkäufe auf Schuldenbasis sind völlig okay, den Kredit ist gleich Guthaben und die Zeche zahlt man ja später, aber für den Moment sind die Bedürfnisse dann gestillt. Dazu dieses tiefe Verlangen nach Erfolg einhergehend mit einer völligen Unfähigkeit, Stagnation oder Mißerfolg verkraften zu können. Oder, um es mit Brecht zu sagen: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Stellenweise würde ich Dir ja noch sogar Recht geben, Pedro. Aber größtenteils kann ich Dir nur widersprechen. So ist Caio zwar zum Zankapfel geworden und das Bildnis des trojanischen Pferdes stimmt insofern, als das man sich dieses Ärgernis selber auferlegt, aber nicht wie Du anführst aufgrund seiner Persönlichkeit, sondern schlichtweg aufgrund der mangelnden Kommunikation zwischen Vorstand und Trainer. Caio ist Caio und war auch in Brasilien Caio. Und nur weil es hier in Frankfurt nicht funktioniert, heisst es noch lange nicht, dass es nicht anderswo doch funktioniert. Was Du hier doch Caio vorwirfst haben vor 3 Jahren die Anhänger Portos über Diego geschrieben und ich würde heute behaupten, dass er sie hat Lügen gestraft. Du kannst die Komponente Funkel einfach nicht ausblenden. Nun möchte ich an dieser Stelle nicht bewerten, aber festhalten, dass er ein großen Anteil an diesem -womöglich von oben her kommandiertem- Missverständnis hat. Denn -darüber lässt sich zweifelsfrei streiten- bin ich von Caios spielerischen Fähigkeiten überzeugt und auch wenn es sich viele nicht vorstellen können, so bin ich mir sicher, dass er Trainern mit anderen Spielauffassungen -auch in Europa- eine tragende Rolle im Mittelfeld einnehmen könnte. Es gibt zahlreiche Trainer -auch sehr erfolgreiche- die Spieler quasi nur als Offensivkraft einsetzen. Aber das haben wir schon zu Genüge an anderer Stelle diskutiert.
Ergänzend möchte ich sagen, dass Du mir Caio zu sehr als Sündenbock missbrauchst. Denn die höheren Ansprüche sind mit Sicherheit nicht durch Caio entstanden. Es ist völlig normal, dass in einer Stadt wie Frankfurt, einer Stadt mit mehr Möglichkeiten als beispielsweise einer wie Bochum, nach mehreren Jahren Bundesligazugehörigkeit die Ansprüche wachsen. Nehmen wir beispielsweise Maggos Thread "Wider den unrealistischen Realismus", da habe ich doch bereits mit einigen anderen Usern darauf hingewiesen, dass die Eintracht mehr finanzielle Mittel hat, als sie gerne nach außen hin einräumt. Rückblickend betrachtet bin ich auch der Meinung, dass meine Wenigkeit absolut Recht hatte. Es kommt immer der Einwand: Die verdienen bestimmt nicht so viel, wie die in Hannover, Stuttgart oder Gott weiss wo. Was ich aber als reine Spekulation abtue. Die Gelder, die die Eintracht in den letzten Monaten ausgegeben hat, sind deutlich größer als die der direkten Konkurrenz und schon alleine daraus lässt sich ein höherer Anspruch ableiten und nicht durch die Verpflichtung Caios. Er ist jetzt vielleicht der personifizierte höhere (übertriebene) Anspruch, aber sicherlich nicht der Auslöser!
Mal ganz davon abgesehen,dass Du übersiehst, dass das tolle Konzept seinen eigenen Ansprüchen nicht genügte. Marin, Jones, Streit. Sie hätten es sein können. Die Säulen des Konzepts. Jahre später sind wir schlauer: Pustekuchen. Sie zieht es weg, aus welchen Gründen auch immer. Wenn man nicht in der Lage ist, wie beispielsweise der VFB, seine eigenen Nachwuchssternchen zu halten, muss man das Konzept verändern, will man nicht enden, wie beispielsweise die münchener Löwen. Natürlich treffen beide Beispiele nicht akkurat zu, aber ich denke meine Intention geht klar hervor.
GriesheimerBub schrieb: Bis zumCaio Transfer gut geschrieben.... danach die Polemik eines Funkel-Jüngers und Caio-Bashers par excellence Schade
100% richtig. Und ab der Caiopassage wird es dermaßen unerträglich, dass ich mich schon wundern muss, wieso sämtlich kritische Beiträge hierzu gelöscht wurden und dieser Thread überhaupt offen bleiben darf.
Und ab der Caiopassage wird es dermaßen unerträglich, dass ich mich schon wundern muss, wieso sämtlich kritische Beiträge hierzu gelöscht wurden und dieser Thread überhaupt offen bleiben darf.
Insbesondere der, den Du zitierst? Der Ton macht die Musik und andere haben es ja auch geschafft den Ton bei der Kritik zu treffen.
Pedrogranata schrieb: ... Mit dem durchaus richtigen Argument der "Zementierung der Liga" kommt man diesen enttäuschten Erwartungen daher nicht mehr bei. ...[/size]
Nicht nur mit diesem, mit gar keinem Argument ist dem Beizukommen.
Diese verkündeten aber dann das Ende ihres Frankfurter Modells, einen neuen Weg mit jungen, deutschsprachigen, regional verwurzelten Spielertalenten und hoffnungsvollen Eigengewächsen zu verfolgen. "Das Prinzip gilt so lange, bis es nicht mehr gilt" erklärte Heribert Bruchhagen im "Doppelpass", als mit dem Einkauf von Sotos Kyrgiakos eine Wende eingeleutet wurde.
Die jungen deutschen Spieler wurden angeblich rarer und teurer. Die finanziell besser ausgestattete Liga-Konkurrenz fühlte sich durch das Frankfurter Modell angeregt und sah sich gefordert , ebenfalls in dieser Spieler-Kategorie mitzuhalten.
Die Verantwortlichen bei der Eintracht schwenkten also um und tummelten sich nunmehr wieder, wie die anderen Vereine auch, auf dem nationalen und internationalen Markt für bezahlbare mittelmäßige erfahrene Spieler oder internationale junge Talente, von denen man hoffte, daß sie einschlagen könnten.
In der Folge wurde zwar weiterhin eine wirtschaftlich solide Linie gefahren, aber mit immer teureren Spielereinkäufen, deren Qualität sich in engen Grenzen hielt, war man im Grunde nicht wirklich viel weiter gekommen, als das "Frankfurter Modell" mit den jungen deutschsprachigen regionsverbundenen Hoffnungsträgern es versprach.
Denn es stellte sich am Ende heraus, daß die internationalen Einkäufe zwar das Risiko in sich bargen, welches mit der fehlenden kontinuierlichen Beobachtung, den Sprachschwierigkeiten und dem Bezug zur Eintracht einhergeht, aber dennoch letztlich unter dem Strich der größeren Risiken und der Fehleinkäufe auch nicht viel billiger zu tätigen waren, als es bei der Beibehaltung der Prämisse von den deutschen Talenten der Fall gewesen wäre.
Ob Kyrigiakos, Thurk, Madavikia, nur wenige Einkäufe, wie etwa Takahara, konnten die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen.
Das "Frankfurter Modell", welches ein hervorragendes Immage und viel Unterstützung weit über die Eintracht-Fanszene hinaus generierte, war zugleich ein wirksamer Schutz vor überzogenen Erwartungen des Umfelds.
Den Verantwortlichen wurde jede Zeit der Welt zugestanden, ihr hoffnungsvolles Konzept voranzubringen und die Frankfurter waren stolz, nach all den Jahren des Größenwahns und der Mißwirtschaft, endlich eine bodenständige Entwicklung ihrer Eintracht miterleben zu dürfen.
Dieser Entwicklung wurde aber allzu rasch ein Ende gesetzt.
Die Verantwortlichen hatten sich durch den Erfolg des bis dahin geltenden Frankfurter Modells enen hohen Kredit bei den Fans erworben. Die Fans erwarteten von der Vereinsführung, daß trotz der Aufgabe des bis dahin erfolgreichen Konzepts sich der Erfolg weiterhin einstellen würde und der Aufwärtstrend der Eintracht sich dennoch fortsetzen würde. Sie vertrauten insoweit dem erwiesenen Geschick ihrer Führung, die auch weiterhin wohl schon gut wissen werde, was sie tat.
Der Höhepunkt dieser Erwartungen war der Einkauf eines hierzulande kaum bekannten brasilianischen Talents, der zugleich als der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte in die Eintracht-Annalen einging. Dass vor dessen Verpflichtung es allerdings weitgehend versäumt wurde, sich über den Charakter und den Werdegang des Spielers ein Bild zu machen, stellte sich erst viel später heraus. Der Chefscout verließ sich ganz auf seinen durch lange Erfahrung durchaus geschärften Blick und damit auf seine Eindrücke aus wenigen Beobachtungen und den Anpreisungen der Verkäufer. Er verzichtete auf die bei Transfers in diesen Größenordnungen üblichen Investigationen impersönlichen Umfeld des Spielers und so auch auf die mögliche Unterstützung hierbei durch Dr. Pröckl, der fließend Portugiesisch spricht. Bei solchen mit Dr. Pröckl möglich gewesenen Untersuchungen vor Abschluß des Transfers hätte man womöglich ein umfassenderes Bild des Spielers erhalten können. Pröckl aber flog erst zum Verhandlung und zum Abschluß der Details der Transfervereinbarung nach Brasilien und war ansonsten am Scouting nicht beteiligt worden.
So kam es, daß die am Transfer Caios beteiligten verantwortlichen Einkäufer beim Umfeld Erwartungen weckten, welche der Spieler zumindest bisher in keiner Hinsicht erfüllte.
Er wurde zum neuen Hoffnungsträger, zum legitimen Nachfolger Yeboahs, zum neuen Messias schlechthin stilisiert und nährte die Hoffnungen zahlreicher Fans auf einen Spielmacher, der wie etwa Diego die restliche Liga das Fürchten lehren sollte.
Mit diesem Transfer hat man sich seitens der Vereinsführung ein Trojanisches Pferd nach Frankfurt geholt, welches eine tiefe Spaltung des Umfelds nach sich zog. Die meisten Fans wollten und wollen es nicht wahr haben, daß es unserem Heiland bei allem Talent an den entscheidenden charakterlichen Grundlagen eines wahrhaft großen Sportlers, also am Willen und Biss fehlt, um die in ihn gesetzten hohen Erwartungen zu erfüllen.
Der Heiland ist nun mal da und die Wunder bleiben immer noch aus.
Das kann, wie vor zweitausend Jahren ja gesehen, nicht am Heiland liegen, sondern die Gründe werden bei den Römern im Vorstand und im Traineramt, die ihm und seinen möglichen Wundern nicht gewachsen seien, gesucht.
Die erst durch die Verantwortlichen selbst an die Erlösung und das Eintrachtparadies gläubig gemachten Fans geben zu recht den Verantwortlichen, insbesondere Funkel und Bruchhagen die Schuld am ausgebliebenen großen Durchbruch der teuren Transfers und sind enttäuscht.
Anheizer und "Fachleute" im Forum tun das Übrige und verwandelten die einstigen Fans der Eintracht in ihre wahren Gegner.
Tatsächlich haben diese durch die einstige Abkehr vom "Frankfurter Modell" dazu beigetragen, daß die Erwartungen der Fans an die Eintracht diese Höhen erreichten, die sie, zumindest bisher, nicht erklimmen kann.
Das die Mannschaft zudem von einer beispiellosen Verletzungswelle gebeutelt wurde und andere rationale Erklärungsmuster können zunehmend viele Gläubige/Fans vom Glauben an die durch den Caio-Transfer erfolgte Verkündigung und die Notwendigkeit des nur durch die angebliche Unfähigkeit der sportlichen Führung ausbleibenden Höhenflugs nicht mehr abbringen.
Die Erwartungen wurden zuvor zu hoch geschraubt und der Fall der Enttäuschung geriet um so tiefer. Die Geister des Größenwahns, die man rief, man wird sie nicht mehr los.
Mit dem durchaus richtigen Argument der "Zementierung der Liga" kommt man diesen enttäuschten Erwartungen daher nicht mehr bei.
Die "Fachleute" im Forum und im Stadion hören nicht auf, hier und inzwischen auch im Videotext und in der ganzen Stadt weiter für Unruhe und Spaltung bei der Eintracht zu sorgen, ihre größenwahnsinnigen "Erwartungen" einzufordern, Verantwortliche und Spieler mit ihren Plattheiten durchs Dorf zu jagen, "Funkel raus", "Caio rein", "die Luft ist raus" und anderes durch's Stadion zu grölen, die Unzufriedenheit über ihre unbefriedigten, weil bodenlosen Erwartungen weiter auszubreiten, ihren durch den ihnen erschienenen Heiland eingegebenen Größenwahn anzubeten und die alleinige Schuld für ihr vermeindliches Elend im Ligamittelfeld beim Trainer und dem Manager zu beschwören.
Eintracht, wie kriegen wir die wieder hin...
"Unsichtbar macht sich die Dummheit, indem sie ungeheuer große Ausmaße annimmt." - Bertolt Brecht
Meier raus, Caio rein.
Funkel raus!
Ein Zitat von Brecht macht den Müll net besser.
Die Abkehr vom "Frankfurter Modell" erfolgte wieder aus der Not heraus, da für eine weitere Qualitätssteigerung des Kaders keine jungen deutschen Spieler finanzierbar sind (Ottl, Schlaudraff, ja selbst ein Hanke-Transfer war nicht zu stemmen). Und ehrlich gesagt ist mir ein Fenin lieber als ein Hanke...
Klar ist es toll hungrige, junge Spieler aus der Region in seinen Reihen zu haben, aber das Geschäft ist so schnelllebig und ein Jahr zweite Liga wirft einen richtig weit zurück...
Und dennoch, eine gesunde Mischung können wir schon hinbekommen:
Fährmann (jung, deutsch), Ochs (Frankfurter), Russ (Hanauer), Jung (Königsstein), Meier, Steinhöfer, Amanatidis - vielleicht kommt ja noch ein Balitsch oder Polanski...hauptsache wir werden kein zweites Cottbus.
Die Äußerungen zu den Umständen der Verpflichtung des Spielers C. sind zwar wohl kaum bestreitbar, lassen aber befürchten, dass der eigentliche Inhalt - die dahinterstehende Strategie vor allem in anderen Regionen aktiv zu werden, nicht weiter diskutiert wird. Interessanterweise ist die beste Verpflichtung der Saison, Steinhöfer, wieder (eher) der alten Strategie zuzurechnen, während die Millionenausgaben eher enttäuschen.
Es mag sein, dass die alte Strategie an Grenzen gestoßen ist, weiter sind wir aber nicht gekommen mit der Neuen, nur ärmer geworden. Davon unabhängig ist es aber, bei entsprechenden sich bietenden Gelegenheiten zuzugreifen, schließlich braucht ein Team auch eine vernünftige Mischung. Mal ist der Erfolg dabei eben besonders groß (Sotos, Libero), mal hält er sich in Grenzen (Inamoto). Auf die Nase gefallen ist man dagegen immer dann, wenn man relativ viel Geld in die Hand nahm und besonders Stolz auf die Verwirklichung war (Mehdi, Caio, Thurk, evtl. Bellaid). Es fällt tatsächlich auf, dass bei den jüngeren unter diesen Spielern das Scouting eher suboptimal war, während man an anderen recht lange dran war: Fenin, wohl auch Steinhöfer, der ja auch außerhalb spielte.
Nur, was sind die Konsequenzen für die Zukunft? Und wie bekommt man die Erwartungshaltung wieder in den Griff?
Man könnte sich zu Abwechslung ja mal mit ihm Auseinandersetzen.
Die Kernthese das Caio Erwartungen im Umfeld geweckt hat, die nicht erfüllt worden sind, hat durchaus etwas für sich.
Über die Frage wer das letztendlich zu verantworten hat , kann man ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein.
Unbestreitbar ist jedoch, dass die Stimmung im Umfeld so schlecht ist , wie seit Jahren nicht mehr. Irgendeine Ursache wird das schon haben. Und Pedro benennt eine Möglichkeit.
danach die Polemik eines Funkel-Jüngers und Caio-Bashers par excellence
Schade
Oder, um es mit Brecht zu sagen:
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Jupp dieser Teil versaut den, ansonsten nach nochmaligem lesen, guten Text leider doch sehr.
Stellenweise würde ich Dir ja noch sogar Recht geben, Pedro.
Aber größtenteils kann ich Dir nur widersprechen. So ist Caio zwar zum Zankapfel geworden und das Bildnis des trojanischen Pferdes stimmt insofern, als das man sich dieses Ärgernis selber auferlegt, aber nicht wie Du anführst aufgrund seiner Persönlichkeit, sondern schlichtweg aufgrund der mangelnden Kommunikation zwischen Vorstand und Trainer.
Caio ist Caio und war auch in Brasilien Caio.
Und nur weil es hier in Frankfurt nicht funktioniert, heisst es noch lange nicht, dass es nicht anderswo doch funktioniert.
Was Du hier doch Caio vorwirfst haben vor 3 Jahren die Anhänger Portos über Diego geschrieben und ich würde heute behaupten, dass er sie hat Lügen gestraft.
Du kannst die Komponente Funkel einfach nicht ausblenden.
Nun möchte ich an dieser Stelle nicht bewerten, aber festhalten, dass er ein großen Anteil an diesem -womöglich von oben her kommandiertem- Missverständnis hat.
Denn -darüber lässt sich zweifelsfrei streiten- bin ich von Caios spielerischen Fähigkeiten überzeugt und auch wenn es sich viele nicht vorstellen können, so bin ich mir sicher, dass er Trainern mit anderen Spielauffassungen -auch in Europa- eine tragende Rolle im Mittelfeld einnehmen könnte.
Es gibt zahlreiche Trainer -auch sehr erfolgreiche- die Spieler quasi nur als Offensivkraft einsetzen.
Aber das haben wir schon zu Genüge an anderer Stelle diskutiert.
Ergänzend möchte ich sagen, dass Du mir Caio zu sehr als Sündenbock missbrauchst.
Denn die höheren Ansprüche sind mit Sicherheit nicht durch Caio entstanden.
Es ist völlig normal, dass in einer Stadt wie Frankfurt, einer Stadt mit mehr Möglichkeiten als beispielsweise einer wie Bochum, nach mehreren Jahren Bundesligazugehörigkeit die Ansprüche wachsen.
Nehmen wir beispielsweise Maggos Thread "Wider den unrealistischen Realismus", da habe ich doch bereits mit einigen anderen Usern darauf hingewiesen, dass die Eintracht mehr finanzielle Mittel hat, als sie gerne nach außen hin einräumt.
Rückblickend betrachtet bin ich auch der Meinung, dass meine Wenigkeit absolut Recht hatte.
Es kommt immer der Einwand: Die verdienen bestimmt nicht so viel, wie die in Hannover, Stuttgart oder Gott weiss wo.
Was ich aber als reine Spekulation abtue. Die Gelder, die die Eintracht in den letzten Monaten ausgegeben hat, sind deutlich größer als die der direkten Konkurrenz und schon alleine daraus lässt sich ein höherer Anspruch ableiten und nicht durch die Verpflichtung Caios.
Er ist jetzt vielleicht der personifizierte höhere (übertriebene) Anspruch, aber sicherlich nicht der Auslöser!
Mal ganz davon abgesehen,dass Du übersiehst, dass das tolle Konzept seinen eigenen Ansprüchen nicht genügte.
Marin, Jones, Streit. Sie hätten es sein können.
Die Säulen des Konzepts. Jahre später sind wir schlauer: Pustekuchen.
Sie zieht es weg, aus welchen Gründen auch immer.
Wenn man nicht in der Lage ist, wie beispielsweise der VFB, seine eigenen Nachwuchssternchen zu halten, muss man das Konzept verändern, will man nicht enden, wie beispielsweise die münchener Löwen.
Natürlich treffen beide Beispiele nicht akkurat zu, aber ich denke meine Intention geht klar hervor.
100% richtig.
Und ab der Caiopassage wird es dermaßen unerträglich, dass ich mich
schon wundern muss, wieso sämtlich kritische Beiträge hierzu gelöscht wurden und dieser Thread überhaupt offen bleiben darf.
Das erste Spiel nach Ostern steht aber auch noch aus!
Insbesondere der, den Du zitierst? Der Ton macht die Musik und andere haben es ja auch geschafft den Ton bei der Kritik zu treffen.
Nicht nur mit diesem, mit gar keinem Argument ist dem Beizukommen.
seinen ganzen Frust loszuwerden.
Ein ab dort erbärmlich schlechter, dazu noch rein subjektiver Beitrag