Wüsste mal gerne, wieviele Diskutanten hier nach dem Aufstieg in Sachsenhausen waren, als die unbescholtenen Bürger dieses Landes vor den randalierenden Frankfurter Horden beschützt wurden?
@ karatekidd and all
Ich war dabei – kam aber zum Glück erst, als es nur noch Tränengas + keine Knüppel mehr gab.
Ich war auch schon auf diversen Startbahn-Demos wo es Knüppel für friedliche Demonstranten gab.
Ich kann mich an Genua erinnern und an den getöteten Anti-G-8 Demonstranten.
Ich kann mich an den Tod von Günter Sare 1985 erinnern.
Nicht immer nur geht die Gewalt von den Demonstranten/Fußballfans aus. Manchmal auch von der anderen Seite. Ich denke mal nicht mehr und nicht weniger wollte karatekidd sagen.
Und – ich finde das alles nur fürchterlich. Kein Staatsdiener hat es verdient durch eine Toilettenschüssel auf den Kopf – oder durch sonst was – zu sterben.
Die Vorkommnisse in Sizilien sind einfach nur schrecklich. Wahrscheinlich muss jetzt ein 17-jähriger für alle Versäumnisse in allem büssen.
Wenigstens dieser Autor schreibt in dem Zusammenhang nur von "Hooligans" - richtig so. Dennoch wird der deutsche Normalbürger angesichts der undifferenzierten Medienflut wieder nur die Schnipsel "Ultras" "gewalttätige Ausschreitungen" "toter Polizist" aufnehmen und dies ebenso undifferenziert auf die deutschen Verhältnisse übertragen. Das macht die ganze Situation für alle, die sich für eine aktive Kurve engagieren, nicht einfacher...
Ein sehr lesenswertes Interview mit Carlo Balestri, Mitbegründer von "progetto Ultrá" (siehe http://www.progettoultra.it/cms/ , wenn des Italienischen mächtig) findet Ihr hier:
"In Italien gibt es seit 2001 wegen verschiedenster tragischer Ereignisse das inzwischen vierte Sondergesetz. Aber man untersuchte noch nie, welche Wirkungen die letzten Gesetze überhaupt gehabt haben. Man will mit immer längeren Stadionverboten, Stadionsperrungen und sonstigen Maßnahmen Dinge lösen, um die man sich Jahre eben nicht oder falsch gekümmert hat. Das funktioniert nicht. Und was du angesprochen hast mit Dialog und Fanarbeit, das existiert bei uns einfach nicht."
Wie gesagt: sehr informativ und lesenswert, Anklicken lohnt!
KOS: Aber wie kam es überhaupt zu diesem Zusammentreffen und wer war daran beteiligt?
Carlo Balestri: Nun, Catania gegen Palermo ist ein Risikospiel, bei dem jeder weiß, das etwas passieren kann und wird. Die Fans aus Palermo kamen erst zu Beginn der zweiten Halbzeit ins Stadion. Das hat die Polizei wohl so gewollt, sie sprach aber auch schon davon, dass die Fans einfach zu langsam gewesen seien bzw. sich verlaufen hätten... So wird das hier alles sehr nebulös dargestellt.
Jedenfalls lief das Spiel, viele Polizisten waren schon im Stadion und draußen hielten sich 100 bis 200 Jugendliche aus Catania auf, die keine Karten für das Derby hatten. Der harte Kern der Ultras hat Dauerkarten und war im Stadion. Jugendliche aus Catania, die meisten zwischen 14 – 17 Jahre alt, griffen die ankommenden Fans aus Palermo an, die gelangten dann aber doch recht zügig ins Stadion und die Aggression richtete sich plötzlich gegen die Polizei. Erst später kamen dann auch Ultras aus dem Stadion dazu. ........ KOS: Die Ultras aus Catania gelten als rechts. Hat das deiner Ansicht nach überhaupt etwas mit diesen Auseinandersetzungen zu tun? Carlo Balestri: Ja, sie sind rechtsorientiert, wie man so sagt. Aber das Maß an Gewalttätigkeit ist ein generelles Problem in Catania, nicht nur beim Fußball. Dort gibt es viele soziale Konflikte und gerade die Jugendgewalt ist ein großes Thema. Hier geht es nicht nur um Fangruppen, sondern um Streetgangs und ähnliches. Und die haben auch ansonsten sehr viel Ärger mit der Polizei.
tja,die soziale problematik gipfelt eben dort,oder kann gipfeln,wo sich viele menschen gruppieren,die augen davor zu verschliessen,ist wohl eine kunst,die gerade in italien gang und gebe ist,wobei gewisse paralellen sicherlich in ganz europa vorhanden sind.
wenn schon 14-17 jährige sich so radikal verhalten,sollte man vielleicht eine ursachenforschung in betracht ziehen...
aber solange der rubel rollt...zumindest für manche...
frei nach dem motto:" ich male mir meine welt,so wie sie mir gefällt".
KronbergerAdler schrieb: tja,die soziale problematik gipfelt eben dort,oder kann gipfeln,wo sich viele menschen gruppieren,die augen davor zu verschliessen,ist wohl eine kunst,die gerade in italien gang und gebe ist,wobei gewisse paralellen sicherlich in ganz europa vorhanden sind.
wenn schon 14-17 jährige sich so radikal verhalten,sollte man vielleicht eine ursachenforschung in betracht ziehen...
aber solange der rubel rollt...zumindest für manche...
frei nach dem motto:" ich male mir meine welt,so wie sie mir gefällt".
Das scheint ein Problem unserer Zeit zu sein. Auch hier verhalten sich die 14-17 jährigen immer Radikaler. Und das sogar in "ganz normalen Alltagssituationen" Haben wir selbst am letzten Samstag erst miterlebt (nein nicht im Stadion, sondern in der Innenstadt). Vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Jugendlichen durch die Überschüttung mit Gewalt (sogar in Kindersendungen) in den Medien abstumpfen?
Die FAZ widmet dieser Problematik heute ihren Leitartikel. Dirk Schümer führt aus:
" Italiener sind also weder gewalttätiger noch schlampiger als ihre europäischen Mitbürger. Doch angesichts ihrer Fußballtragödie blicken sie in einen Abgrund, der sich quer durch ihre Gesellschaft zieht. Es ist der Spalt, der während der Modernisierung des Landes in den vergangenen zwanzig Jahren aufklaffte: auf der einen Seite ein schickes, wohlhabendes Italien der Medien, der Mode, der Osterien, der Unterhaltungsindustrie, der Reisen und des Konsums; auf der anderen die Zurückgebliebenen in den Vorstädten und im Süden, die mit einer bäuerlich geprägten Sippenmentalität in den modernen Metropolen verwahrlosen. Während Mailänder Industrielle mit den verarmten ragazzi aus den Elendsvierteln in Catania oder Neapel sonst kaum mehr etwas gemein haben, stoßen beide Extreme der Verrohung beim Fußball direkt aufeinander.
Während auf der Ehrentribüne Vereinspräsidenten wie Berlusconi, Moratti, Della Valle oder die Agnelli-Sippe den Fußball als Schaufenster des eigenen Reichtums und der Macht instrumentalisieren (und dabei wegen der aufgeblähten Gehälter der Stars oft bankrotte Mitstreiter zurücklassen), leben sich auf den billigen Plätzen archaische Gelüste aus. In Livorno werden Che-Guevara-Fahnen geschwenkt und ermordete Polizisten und Soldaten verhöhnt; in Rom brüllt man lieber Duce-Parolen und übt tausendfach den Faschistengruß. Bei Exzessen von Rauschgift und Gewalt laufen links und rechts, Rot und Schwarz am Ende auf dasselbe hinaus: Straßenschlachten. Der Fußball, wahrscheinlich vor dem Katholizismus das letzte verbliebene Massenphänomen dieser vereinzelten Familienmenschen, dient als Schaufenster reflexhafter Ideologien, die nichts mehr regeln und erklären können, dafür aber alles kaputtmachen wollen."
HeinzGründel schrieb: Die FAZ widmet dieser Problematik heute ihren Leitartikel. Dirk Schümer führt aus:
" Italiener sind also weder gewalttätiger noch schlampiger als ihre europäischen Mitbürger. Doch angesichts ihrer Fußballtragödie blicken sie in einen Abgrund, der sich quer durch ihre Gesellschaft zieht. Es ist der Spalt, der während der Modernisierung des Landes in den vergangenen zwanzig Jahren aufklaffte: auf der einen Seite ein schickes, wohlhabendes Italien der Medien, der Mode, der Osterien, der Unterhaltungsindustrie, der Reisen und des Konsums; auf der anderen die Zurückgebliebenen in den Vorstädten und im Süden, die mit einer bäuerlich geprägten Sippenmentalität in den modernen Metropolen verwahrlosen. Während Mailänder Industrielle mit den verarmten ragazzi aus den Elendsvierteln in Catania oder Neapel sonst kaum mehr etwas gemein haben, stoßen beide Extreme der Verrohung beim Fußball direkt aufeinander.
Während auf der Ehrentribüne Vereinspräsidenten wie Berlusconi, Moratti, Della Valle oder die Agnelli-Sippe den Fußball als Schaufenster des eigenen Reichtums und der Macht instrumentalisieren (und dabei wegen der aufgeblähten Gehälter der Stars oft bankrotte Mitstreiter zurücklassen), leben sich auf den billigen Plätzen archaische Gelüste aus. In Livorno werden Che-Guevara-Fahnen geschwenkt und ermordete Polizisten und Soldaten verhöhnt; in Rom brüllt man lieber Duce-Parolen und übt tausendfach den Faschistengruß. Bei Exzessen von Rauschgift und Gewalt laufen links und rechts, Rot und Schwarz am Ende auf dasselbe hinaus: Straßenschlachten. Der Fußball, wahrscheinlich vor dem Katholizismus das letzte verbliebene Massenphänomen dieser vereinzelten Familienmenschen, dient als Schaufenster reflexhafter Ideologien, die nichts mehr regeln und erklären können, dafür aber alles kaputtmachen wollen."
sehr treffend zusammengefasst! hier ist auch noch ein kommentar von fanartisch.de:
WELTMEISTER DER SCHMERZEN Ja, bei dieser Überschrift kann es dieser Tage nur um Italien gehen – und Zinedine Zidane hat es schon vor Monaten gewusst, genau wie alle deutschen „Lieber Dritter als Petze“-T-Shirt-Träger und „Nie wieder Pizza“-Gröhler. Der am schlechtesten tätowierte „Fußballer“ aller Zeiten, dieser ewige Klassenrowdy Marco Materazzi ist spätestens seit dem WM-Finale Prophet im eigenen Lande und zieht seinen schmerzhaften Stil der Gegnerbekämpfung natürlich auch nach der Weltmeisterschaft repräsentativ für die italienischen „Ultras“, die lieber Mafiosi, Hooligans, Faschisten oder Waschbeckenwerfer sein wollen, in den Stadien weiterhin gladiatoresk durch. Und um diese Stadien soll es nun repräsentativ für neue altbekannte Gesellschaftsphänomene gehen, die Stadien sollen bestraft werden, denn sie sind es schuld, alles. Zu unsicher sind sie, um den Spielbetrieb im Lande des stolzen Weltmeisters unverändert sichern zu können, Rote Karte für 25 Stadien. Geisterstunde. 11 von 21 Spielen der Seria A und B müssten vor leeren Rängen stattfinden, die Aufkleber mit den „Wir müssen draußen bleiben!“-Ultras werden wohl schon gedruckt. Geisterspiele. Platzverweis für die Fans, die Tifosi, die Rentner, Platzverweis für alle, Sippenhaft – eine italienische Lösung. The show must go on! Der 17-jährige Randalierer, der den Polizisten Filippo Raciti im Umfeld des sizilianischen Derbys Catania – Palermo mit einem herausgerissenen Waschbecken als Wurfgeschoss tödlich verletzt haben soll, ist gefasst und soll gestanden haben. Die Schmerzen im italienischen Fußball dauern an, die schmerzhaften Einschnitte zur Normalisierung des Status Quo haben gerade erst begonnen. TOM S. HUNTER
Wenigstens dieser Autor schreibt in dem Zusammenhang nur von "Hooligans" - richtig so. Dennoch wird der deutsche Normalbürger angesichts der undifferenzierten Medienflut wieder nur die Schnipsel "Ultras" "gewalttätige Ausschreitungen" "toter Polizist" aufnehmen und dies ebenso undifferenziert auf die deutschen Verhältnisse übertragen. Das macht die ganze Situation für alle, die sich für eine aktive Kurve engagieren, nicht einfacher...
Da hast Du wohl leider Recht. Anfang der Woche wurde auf N24 von gewaltbereiten, rechtsradikalen Fans "sogenanten Ultras" geprochen.
nicole1611983 schrieb: Vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Jugendlichen durch die Überschüttung mit Gewalt (sogar in Kindersendungen) in den Medien abstumpfen?
vielen dank für diese äußerst differenzierte analyse der ursachen...
nicole1611983 schrieb: Vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Jugendlichen durch die Überschüttung mit Gewalt (sogar in Kindersendungen) in den Medien abstumpfen?
vielen dank für diese äußerst differenzierte analyse der ursachen...
ahrscheinlich hat sie "schweinchen dick" zum ersten mal gesehen...das gehört verboten.
nicole1611983 schrieb: Vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Jugendlichen durch die Überschüttung mit Gewalt (sogar in Kindersendungen) in den Medien abstumpfen?
vielen dank für diese äußerst differenzierte analyse der ursachen...
Ähm Kreuzberger, schau dir doch mal an, was, gerade auf den privaten Sendern in der Mittagszeit (wenn die Kinder aus der Schule kommen) läuft. Neben Talkshows laufen Gerichtsshows/Polizeisendeungen, in denen es um Mord,Körperverletzung, Vergewaltugung geht. Auf Sendern wir RTL2, Kabel 1 SuperRTL laufen Zeichentrickfilme/ Serien, in denen es einzig und allein darum geht, gegeneinander zu Kämpfen. Noch schlimmer sieht es am Wochenende zwischen 6 und 10 Uhr aus. Wo früher noch die Schlümpfe, Dr. Schnaggels, in 80 Tagen um die Welt, die Schnorchels, Bugs Bunny, oder David der Kabauter über die Mattscheibe flimmerte, laufen heute Serien wie X-Men, Power Rangers, Transformers und wie sie alle heißen. Einziger Inhalt dieser Sendungen: Kämpfen und Gewinnen. Natürlich muss man seine Kinder nicht den ganzen Tag vor den Flimmerkasten setzen, aber die wenisgtenEltern sind doch heute noch zu Hause, wenn das Kind aus der Schule kommt. So werden die Kinder zugemüllt, ihnen wird ständig vorgeführt, dass man miteinander kämpft etc. Klar gab es früher auch schon Gewalt in Kindersendungen, aber die unterschied sich gewaltig von der heutigen. Und insbesondere war es nicht so, dass fast jede Kindersendung mit Gewalt gespickt war. Zeichentickfilme ohne Action und Märchen sind doch heute "Was für Babys". Ich finde es schon erschreckend, wenn man solche Aussagen von Kindergartenkindern hört.
Da hast Du wohl leider Recht. Anfang der Woche wurde auf N24 von gewaltbereiten, rechtsradikalen Fans "sogenanten Ultras" geprochen.
Positives Beispiel war letzte Woche der HR in der Sendung "Der Tag" ein Sportfuzzi sagte dass man zwischen Ultras z.B. in Frankfurt und in Italien unterscheiden müße. Viele Medienleute machen sich nicht die Mühe genau hinzuschauen. Andererseits berufen sich viele Ultragruppierungen in Dtl. besonders auf die Ultrakultur in Italien.....und da läuft vielerorts ne Menge falsch. Klar das sich die Medien darauf stürzen Wobei ich es bis jetzt noch relativ differenziert fand, mal sehen was in der Folge des Wochenendes noch passiert....
Auch wenn es nicht 100%ig hinzupasst, aber es geht bei einem Kurzartikel bei sport1.de um die sinkenden Zuschauerzahlen in Italien (Schnitt um 19000)... Die mögliche Begründung ist sehr interessant und bestätigt wieder wo der Trend hinführt wenn der FC Bäh seinen Willen durchsetzen würde und nur noch die TV-Gelder wichtig sind (Thema Kommerz).
Zitat: Die Lage ist Folge der Mentalität der Klubs, die in den letzten Jahren nur an die Einnahmen durch TV-Rechte gedacht und Zuschauer als zweitrangig betrachtet haben", so Sergio Campana, Präsident der Spielergewerkschaft.
Zitat: Die Lage ist Folge der Mentalität der Klubs, die in den letzten Jahren nur an die Einnahmen durch TV-Rechte gedacht und Zuschauer als zweitrangig betrachtet haben", so Sergio Campana, Präsident der Spielergewerkschaft.
Das ist richtig und die Entwicklung ist bedrohlich. Ohne jetzt ganz tief im italienischen Fussball drin zu sein: Im Gegensatz zu Deutschland wird in Italien auch die Sicherheit der "normalen" Zuschauer als zweitrangig angesehen. Dazu gab es in Italien massive Betrugsvorgänge und nicht nur mal einen Schiedsrichter der Scheiße gebaut hat (was schlimm genug ist, auch will ich Dtl. mitnichten als sauberen verein hinstellen). Dies hat sicher auch mit dazubeigetragen das die Zahlen nach unten gegangen sind. Sowas hat der FCB sicher nicht verschuldet.
erwin stein schrieb: wahrscheinlich hat sie "schweinchen dick" zum ersten mal gesehen...das gehört verboten.
du solltest was in der programmaufsicht machen als mir meine mutter vor gar nicht allzu langer zeit erzählt hat, dass ich als kind am liebsten schweinchen dick geguggt hab, habsch mal n bissi google bemüht, und siehe da: is in den 70er abgesetzt worden, weil zuviel gewalt.
@nicole:
lernt man heutzutage an den unis kein bisschen wissenschaftliche methodik mehr, oder haste das einfach nicht gelernt, um schneller fertig zu werden? is echt hanebüchend, wie du argumentierst! von nem rentner auf der straße, ok. aber du gehörst zum akademischen nachwuchs...
um mal n ansatz von medienwissenschaft hier rein zu bringen: nach dem letzten "killerspielmassaker" wurde auch mal der quoten-medienwissenschaftler befragt, der zum besten gab: allein die tatsache, dass bei millionen von aktiven spielern nur 2 täter auch CS gespielt haben, beweist die harmlosigkeit von ego-shootern!
die ursache an den wurzeln zu suchen, zb. bei ghettoisierung und perspektivlosigkeit "blühender landschaften" auf sizilien oder in sachsen, würde ja unsere westeuropäische gesellschafts- und wirtschaftsordnung zu sehr erschüttern. geben wir lieber den schuldigen die verantwortung für ihren sozialen background und prangern die medien an...
*Erst wurde gepöbelt und dann geprügelt. 59 nach Christus gingen in Pompeji Stadionbesucher aufeinander los. Die harte Reaktion des Staates hielt nicht lange. Denn der Spielbetrieb war im alten Rom ein Milliardengeschäft.*
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,465308,00.html
@ karatekidd and all
Ich war dabei – kam aber zum Glück erst, als es nur noch Tränengas + keine Knüppel mehr gab.
Ich war auch schon auf diversen Startbahn-Demos wo es Knüppel für friedliche Demonstranten gab.
Ich kann mich an Genua erinnern und an den getöteten Anti-G-8 Demonstranten.
Ich kann mich an den Tod von Günter Sare 1985 erinnern.
Nicht immer nur geht die Gewalt von den Demonstranten/Fußballfans aus.
Manchmal auch von der anderen Seite.
Ich denke mal nicht mehr und nicht weniger wollte karatekidd sagen.
Und – ich finde das alles nur fürchterlich.
Kein Staatsdiener hat es verdient durch eine Toilettenschüssel auf den Kopf – oder durch sonst was – zu sterben.
Die Vorkommnisse in Sizilien sind einfach nur schrecklich.
Wahrscheinlich muss jetzt ein 17-jähriger für alle Versäumnisse in allem büssen.
Verdammte Scheiße.
Wenigstens dieser Autor schreibt in dem Zusammenhang nur von "Hooligans" - richtig so.
Dennoch wird der deutsche Normalbürger angesichts der undifferenzierten Medienflut wieder nur die Schnipsel "Ultras" "gewalttätige Ausschreitungen" "toter Polizist" aufnehmen und dies ebenso undifferenziert auf die deutschen Verhältnisse übertragen. Das macht die ganze Situation für alle, die sich für eine aktive Kurve engagieren, nicht einfacher...
Das unterschreibe ich in jeglicher Hinsicht.
http://www.kos-fanprojekte.de/news/200702/20070209-italien.html
Kurzer Auszug für die Lese- bzw. Clickfaulen:
"In Italien gibt es seit 2001 wegen verschiedenster tragischer Ereignisse das inzwischen vierte Sondergesetz. Aber man untersuchte noch nie, welche Wirkungen die letzten Gesetze überhaupt gehabt haben. Man will mit immer längeren Stadionverboten, Stadionsperrungen und sonstigen Maßnahmen Dinge lösen, um die man sich Jahre eben nicht oder falsch gekümmert hat. Das funktioniert nicht.
Und was du angesprochen hast mit Dialog und Fanarbeit, das existiert bei uns einfach nicht."
Wie gesagt: sehr informativ und lesenswert, Anklicken lohnt!
aquila
KOS: Aber wie kam es überhaupt zu diesem Zusammentreffen und wer war daran beteiligt?
Carlo Balestri: Nun, Catania gegen Palermo ist ein Risikospiel, bei dem jeder weiß, das etwas passieren kann und wird. Die Fans aus Palermo kamen erst zu Beginn der zweiten Halbzeit ins Stadion. Das hat die Polizei wohl so gewollt, sie sprach aber auch schon davon, dass die Fans einfach zu langsam gewesen seien bzw. sich verlaufen hätten... So wird das hier alles sehr nebulös dargestellt.
Jedenfalls lief das Spiel, viele Polizisten waren schon im Stadion und draußen hielten sich 100 bis 200 Jugendliche aus Catania auf, die keine Karten für das Derby hatten. Der harte Kern der Ultras hat Dauerkarten und war im Stadion. Jugendliche aus Catania, die meisten zwischen 14 – 17 Jahre alt, griffen die ankommenden Fans aus Palermo an, die gelangten dann aber doch recht zügig ins Stadion und die Aggression richtete sich plötzlich gegen die Polizei. Erst später kamen dann auch Ultras aus dem Stadion dazu.
........
KOS: Die Ultras aus Catania gelten als rechts. Hat das deiner Ansicht nach überhaupt etwas mit diesen Auseinandersetzungen zu tun?
Carlo Balestri: Ja, sie sind rechtsorientiert, wie man so sagt. Aber das Maß an Gewalttätigkeit ist ein generelles Problem in Catania, nicht nur beim Fußball. Dort gibt es viele soziale Konflikte und gerade die Jugendgewalt ist ein großes Thema. Hier geht es nicht nur um Fangruppen, sondern um Streetgangs und ähnliches. Und die haben auch ansonsten sehr viel Ärger mit der Polizei.
wenn schon 14-17 jährige sich so radikal verhalten,sollte man vielleicht eine ursachenforschung in betracht ziehen...
aber solange der rubel rollt...zumindest für manche...
frei nach dem motto:" ich male mir meine welt,so wie sie mir gefällt".
Das scheint ein Problem unserer Zeit zu sein. Auch hier verhalten sich die 14-17 jährigen immer Radikaler. Und das sogar in "ganz normalen Alltagssituationen" Haben wir selbst am letzten Samstag erst miterlebt (nein nicht im Stadion, sondern in der Innenstadt). Vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Jugendlichen durch die Überschüttung mit Gewalt (sogar in Kindersendungen) in den Medien abstumpfen?
Dirk Schümer führt aus:
" Italiener sind also weder gewalttätiger noch schlampiger als ihre europäischen Mitbürger. Doch angesichts ihrer Fußballtragödie blicken sie in einen Abgrund, der sich quer durch ihre Gesellschaft zieht. Es ist der Spalt, der während der Modernisierung des Landes in den vergangenen zwanzig Jahren aufklaffte: auf der einen Seite ein schickes, wohlhabendes Italien der Medien, der Mode, der Osterien, der Unterhaltungsindustrie, der Reisen und des Konsums; auf der anderen die Zurückgebliebenen in den Vorstädten und im Süden, die mit einer bäuerlich geprägten Sippenmentalität in den modernen Metropolen verwahrlosen. Während Mailänder Industrielle mit den verarmten ragazzi aus den Elendsvierteln in Catania oder Neapel sonst kaum mehr etwas gemein haben, stoßen beide Extreme der Verrohung beim Fußball direkt aufeinander.
Während auf der Ehrentribüne Vereinspräsidenten wie Berlusconi, Moratti, Della Valle oder die Agnelli-Sippe den Fußball als Schaufenster des eigenen Reichtums und der Macht instrumentalisieren (und dabei wegen der aufgeblähten Gehälter der Stars oft bankrotte Mitstreiter zurücklassen), leben sich auf den billigen Plätzen archaische Gelüste aus. In Livorno werden Che-Guevara-Fahnen geschwenkt und ermordete Polizisten und Soldaten verhöhnt; in Rom brüllt man lieber Duce-Parolen und übt tausendfach den Faschistengruß. Bei Exzessen von Rauschgift und Gewalt laufen links und rechts, Rot und Schwarz am Ende auf dasselbe hinaus: Straßenschlachten. Der Fußball, wahrscheinlich vor dem Katholizismus das letzte verbliebene Massenphänomen dieser vereinzelten Familienmenschen, dient als Schaufenster reflexhafter Ideologien, die nichts mehr regeln und erklären können, dafür aber alles kaputtmachen wollen."
sehr treffend zusammengefasst!
hier ist auch noch ein kommentar von fanartisch.de:
WELTMEISTER DER SCHMERZEN
Ja, bei dieser Überschrift kann es dieser Tage nur um Italien gehen – und Zinedine Zidane hat es schon vor Monaten gewusst, genau wie alle deutschen „Lieber Dritter als Petze“-T-Shirt-Träger und „Nie wieder Pizza“-Gröhler. Der am schlechtesten tätowierte „Fußballer“ aller Zeiten, dieser ewige Klassenrowdy Marco Materazzi ist spätestens seit dem WM-Finale Prophet im eigenen Lande und zieht seinen schmerzhaften Stil der Gegnerbekämpfung natürlich auch nach der Weltmeisterschaft repräsentativ für die italienischen „Ultras“, die lieber Mafiosi, Hooligans, Faschisten oder Waschbeckenwerfer sein wollen, in den Stadien weiterhin gladiatoresk durch. Und um diese Stadien soll es nun repräsentativ für neue altbekannte Gesellschaftsphänomene gehen, die Stadien sollen bestraft werden, denn sie sind es schuld, alles. Zu unsicher sind sie, um den Spielbetrieb im Lande des stolzen Weltmeisters unverändert sichern zu können, Rote Karte für 25 Stadien. Geisterstunde. 11 von 21 Spielen der Seria A und B müssten vor leeren Rängen stattfinden, die Aufkleber mit den „Wir müssen draußen bleiben!“-Ultras werden wohl schon gedruckt. Geisterspiele. Platzverweis für die Fans, die Tifosi, die Rentner, Platzverweis für alle, Sippenhaft – eine italienische Lösung. The show must go on! Der 17-jährige Randalierer, der den Polizisten Filippo Raciti im Umfeld des sizilianischen Derbys Catania – Palermo mit einem herausgerissenen Waschbecken als Wurfgeschoss tödlich verletzt haben soll, ist gefasst und soll gestanden haben. Die Schmerzen im italienischen Fußball dauern an, die schmerzhaften Einschnitte zur Normalisierung des Status Quo haben gerade erst begonnen.
TOM S. HUNTER
Da hast Du wohl leider Recht. Anfang der Woche wurde auf N24 von gewaltbereiten, rechtsradikalen Fans "sogenanten Ultras" geprochen.
vielen dank für diese äußerst differenzierte analyse der ursachen...
ahrscheinlich hat sie "schweinchen dick" zum ersten mal gesehen...das gehört verboten.
Ähm Kreuzberger, schau dir doch mal an, was, gerade auf den privaten Sendern in der Mittagszeit (wenn die Kinder aus der Schule kommen) läuft. Neben Talkshows laufen Gerichtsshows/Polizeisendeungen, in denen es um Mord,Körperverletzung, Vergewaltugung geht. Auf Sendern wir RTL2, Kabel 1 SuperRTL laufen Zeichentrickfilme/ Serien, in denen es einzig und allein darum geht, gegeneinander zu Kämpfen. Noch schlimmer sieht es am Wochenende zwischen 6 und 10 Uhr aus. Wo früher noch die Schlümpfe, Dr. Schnaggels, in 80 Tagen um die Welt, die Schnorchels, Bugs Bunny, oder David der Kabauter über die Mattscheibe flimmerte, laufen heute Serien wie X-Men, Power Rangers, Transformers und wie sie alle heißen. Einziger Inhalt dieser Sendungen: Kämpfen und Gewinnen.
Natürlich muss man seine Kinder nicht den ganzen Tag vor den Flimmerkasten setzen, aber die wenisgtenEltern sind doch heute noch zu Hause, wenn das Kind aus der Schule kommt. So werden die Kinder zugemüllt, ihnen wird ständig vorgeführt, dass man miteinander kämpft etc.
Klar gab es früher auch schon Gewalt in Kindersendungen, aber die unterschied sich gewaltig von der heutigen. Und insbesondere war es nicht so, dass fast jede Kindersendung mit Gewalt gespickt war.
Zeichentickfilme ohne Action und Märchen sind doch heute "Was für Babys". Ich finde es schon erschreckend, wenn man solche Aussagen von Kindergartenkindern hört.
Positives Beispiel war letzte Woche der HR in der Sendung "Der Tag" ein Sportfuzzi sagte dass man zwischen Ultras z.B. in Frankfurt und in Italien unterscheiden müße.
Viele Medienleute machen sich nicht die Mühe genau hinzuschauen. Andererseits berufen sich viele Ultragruppierungen in Dtl. besonders auf die Ultrakultur in Italien.....und da läuft vielerorts ne Menge falsch.
Klar das sich die Medien darauf stürzen Wobei ich es bis jetzt noch relativ differenziert fand, mal sehen was in der Folge des Wochenendes noch passiert....
Die mögliche Begründung ist sehr interessant und bestätigt wieder wo der Trend hinführt wenn der FC Bäh seinen Willen durchsetzen würde und nur noch die TV-Gelder wichtig sind (Thema Kommerz).
Zitat:
Die Lage ist Folge der Mentalität der Klubs, die in den letzten Jahren nur an die Einnahmen durch TV-Rechte gedacht und Zuschauer als zweitrangig betrachtet haben", so Sergio Campana, Präsident der Spielergewerkschaft.
Das ist richtig und die Entwicklung ist bedrohlich.
Ohne jetzt ganz tief im italienischen Fussball drin zu sein:
Im Gegensatz zu Deutschland wird in Italien auch die Sicherheit der "normalen" Zuschauer als zweitrangig angesehen. Dazu gab es in Italien massive Betrugsvorgänge und nicht nur mal einen Schiedsrichter der Scheiße gebaut hat (was schlimm genug ist, auch will ich Dtl. mitnichten als sauberen verein hinstellen).
Dies hat sicher auch mit dazubeigetragen das die Zahlen nach unten gegangen sind. Sowas hat der FCB sicher nicht verschuldet.
du solltest was in der programmaufsicht machen als mir meine mutter vor gar nicht allzu langer zeit erzählt hat, dass ich als kind am liebsten schweinchen dick geguggt hab, habsch mal n bissi google bemüht, und siehe da: is in den 70er abgesetzt worden, weil zuviel gewalt.
@nicole:
lernt man heutzutage an den unis kein bisschen wissenschaftliche methodik mehr, oder haste das einfach nicht gelernt, um schneller fertig zu werden?
is echt hanebüchend, wie du argumentierst! von nem rentner auf der straße, ok. aber du gehörst zum akademischen nachwuchs...
um mal n ansatz von medienwissenschaft hier rein zu bringen: nach dem letzten "killerspielmassaker" wurde auch mal der quoten-medienwissenschaftler befragt, der zum besten gab: allein die tatsache, dass bei millionen von aktiven spielern nur 2 täter auch CS gespielt haben, beweist die harmlosigkeit von ego-shootern!
die ursache an den wurzeln zu suchen, zb. bei ghettoisierung und perspektivlosigkeit "blühender landschaften" auf sizilien oder in sachsen, würde ja unsere westeuropäische gesellschafts- und wirtschaftsordnung zu sehr erschüttern. geben wir lieber den schuldigen die verantwortung für ihren sozialen background und prangern die medien an...
Hooligans im alten Rom
*Erst wurde gepöbelt und dann geprügelt. 59 nach Christus gingen in Pompeji Stadionbesucher aufeinander los. Die harte Reaktion des Staates hielt nicht lange. Denn der Spielbetrieb war im alten Rom ein Milliardengeschäft.*