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Investoren im dt. Fußball (TeBe; Jena)

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Auch schon gut einen Monat alt - das Thema finde ich aber doch recht interessant. Da kommt ein Investor mit fragwürdigem Hintergrund und pumpt (relativ gesehen) exorbitante Beträge in einen gewissen Charlottenburger Verein... - TeBe und große Träume, da war doch was?


Freude auf der offiziellen HP...
"Die Autos sind da!"

..."Glänzende Perspektiven" in dieser Pressemitteilung...
Tennis Borussia Berlin: Treasure AG steigt als Investor ein

...und große Bedenken in der taz:
Oberligafußball ist Millionen wert

"Das Ganze klingt wie ein verrücktes Märchen: Ein potenter Investor will Millionen in den Profifußball stecken. Ein Berliner Verein lehnt den Deal ab, ein anderer schlägt zu - und der Oberliga-Club Tennis Borussia kann seither seinen Rasen mit Geldscheinen pflastern.

(...) "Ziel des Investors ist der Profifußball." Dafür wollte das Schweizer Unternehmen, das - wirklich wahr! - auch noch "Treasure AG" heißt, in drei Jahren 1,5 Millionen Euro ausgeben. (...)
Unter dem Dach der Holding sollen laut Insidern eine Sex-Firma und Leute firmieren, denen Kontakte zu einem Unternehmen namens "Kazprom" aus Kasachstan und Verbindungen zu einer Bank in Liechtenstein nachgesagt werden.
(...)
Die "Treasure AG" habe größere Anschaffungen für Dynamo [BFC Dynamo; der Klub der vormals gesponsert werden sollte; a.s.] spontan abgesegnet und bar bezahlen wollen, berichtet der Insider weiter - unter dem Vorbehalt, dass es zur Kooperation komme. Als der Deal geplatzt war, angelte der BFC "Gökis Getränkegroßhandel" als Trikotsponsor - für 25.000 Euro in der neuen Spielzeit. "Wir sind nicht von einem einzigen Sponsor abhängig", so BFC-Boss Berton.

(...) Und die "Treasure AG"? Sie wird ihr Geld doch noch los. Peter Antony, früher Vorstandschef beim Oberliga-Rivalen Tennis Borussia, meldete sich bei Weinkauf. "Wir liegen seit Jahren auf einer Linie", so Antony. Beide wollen hinter Hertha und Union eine starke dritte Kraft im Berliner Fußball etablieren. Wie wäre es also mit TeBe und "Treasure AG"?

Auch andere Clubs waren hellhörig geworden: Plauen, Lichterfelde und die Neuköllner Tasmania sollen dem Investor Avancen gemacht haben. Schnell waren jedoch Weinkauf und Antony einig, den Geldfluss ins Mommsenstadion umzuleiten.

"Wir wollen bei TeBe das Konzept umsetzen, das ursprünglich beim BFC geplant war", verkündete Weinkauf. Er heuerte flugs bei Borussia an, wo er mit Antony als ehrenamtliche Doppelspitze in der Marketing GmbH im Gespräch ist. Die Überraschung steigerte sich zur Sensation, als die Schweizer Holding - zusätzlich zu den 1,5 Millionen Euro für drei Jahre - 100.000 Euro spendierte, um auf dem Borussen-Trikot zu werben. Außerdem fuhr der Investor bei einem Grillabend vier Mini-Cooper vor, die der TeBe-Trainer an seine besten Akteure ausleihen darf.

Nicht alle fühlen sich wohl im neuen Wohlstand. Viele Borussen erinnern sich an die "Göttinger Gruppe", die den Verein Mitte der 1990er-Jahre übernommen hatte. Das Engagement des Finanzkonzerns endete im Desaster, TeBe meldete Konkurs an.

Am Montag sollen "Treasure"-Leute den TeBe-Anhängern die neue Partnerschaft erläutern. Antony versucht, Zweifel am Neusponsor auszuräumen: "Das ist ein normales Investment. TeBe hat keine originären Rechte abgetreten und geht keine Abhängigkeit ein."



TeBe - wäscht nicht nur sauber, sondern rein? Zumindest frage ich mich gerade intensiv, welch exorbitanten Werbewert ein solches Sponsoring wohl haben muss, wenn im Rahmen dessen solche Summen eines intransparenten ausländischen Unternehmens in einen doch eher unter ferner liefen rangierenden Oberligisten gepumpt werden...

Nachtrag: Die Sicht aus Fanperspektive, deren Kritik sich vor allem auf die beteiligten Personen Antony und Weinkauf konzentriert.

"(...)Und vor allem nehmen von Tag zu Tag die Zweifel zu, ob es sich bei der "Treasure AG" wirklich um einen seriösen Sponsor handelt. Sollte das tatsächlich der Fall sein, was wir alle hoffen, dann muss man zumindest die Informationspolitik um diesen Deal als völlig verfehlt bezeichnen. Recherchiert man auf eigene Faust, weil einem die Sorge um die Zukunft TeBe´s keine Ruhe mehr lässt, so stößt man auf Informationen, die nur wenig vertrauenerweckend sind.(...)"
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Hmpf... - noch mehr zwielichtige "Investoren"...

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"(...)?Sie sind fußballverrückt.? Das sagt Rainer Zipfel, Präsident des FC Carl Zeiss Jena, über Murat Lujanow und Atlan Schischkanow, die beiden Protagonisten des Zementfabrikanten, der jetzt in Jena einsteigen will. ?Fast schon fußballbekloppt.? Lange hat Zipfel den Namen des Partners unter Verschluss gehalten. Er wollte den Deal nicht gefährden.

Eine Absichtserklärung hatten die Russen bereits im Januar unterschrieben. Sie sollten ihren Worten Taten folgen lassen, hatte Zipfel damals gefordert, nach all den Gesprächen, die im Oktober 2006 begonnen hatten. Zwei Tage später lag eine halbe Million Euro auf dem Konto des Vereins ... (...)

Welchen Plan die russischen Geldgeber mit dieser Investition allerdings verfolgen, bleibt vorerst unklar. Sie seien eben fußballverrückt, hieß es dazu wiederholt. ?Sie wollen nicht mal Trikot- oder Hauptsponsor werden?, erzählt Clubchef Zipfel. Stattdessen wird die russische Firma, die ihren Hauptsitz auf den Britischen Jungferninsel hat, Minderheitsgesellschafter der neu zu gründenden FC Carl Zeiss Jena Sportbetriebs GmbH sein und dort einen der zwei Geschäftsführer stellen. Weder am Gewinn der GmbH wollen die Russen beteiligt werden, noch von ihrem investierten Geld einen Cent zurückhaben. Lediglich bei einem Abstieg in die Regionalliga müsste der Verein die Hälfte des Stammkapitals zurückzahlen. ?Das werden wir aber vorsorglich nicht anrühren?. (...)"

(05.09.07) http://www.freies-wort.de/sport/sport/thueringensportfw/art2491,703839


"(...)Die Frage ist, wie die Russen gerade auf Jena kommen. Zipfel gibt zu bedenken, dass man für diesen Preis kaum einen anderen zweitklassigen Verein bekäme, schon gar nicht in Russland. Die Investoren wollten sich im Osten Deutschlands engagieren, so Zipfel, ?hier haben wir ja zumindest in der Schule noch Russisch gelernt?.

Die Mitglieder bleiben skeptisch. Zu tief sitzen die schlechten Erfahrungen mit Sponsoren, von denen sich Jena gerade erst erholt hat. Zipfel betont den Unterschied: ?Die Russen sind keine Sponsoren. Sie wollen nicht aufs Trikot. Die haben lediglich zu viel Geld und wissen nicht, wohin damit.? Daran mag niemand der Anwesenden so richtig glauben. Sie befürchten, dass die Russen mehr Einfluss nehmen wollen. ?Wir haben jetzt sehr intensiv geprüft, aber 100 Prozent sicher kann man nie sein.? Zipfel appelliert an das Vertrauen der Anwesenden. Die Mitglieder entscheiden am 29. September, 75 Prozent müssen zustimmen.(...)"

(08.09.07) http://www.tagesspiegel.de/sport/;art272,2375699

"(...)In den kommenden fünf Jahren will das Konsortium nun 20 bis 25 Millionen Euro an den Verein auszahlen. Für Carl Zeiss, das mit seinem Etat von nicht einmal neun Millionen Euro zu den Habenichtsen der Liga gehört, wäre das der Vorstoß in andere Dimensionen. Vergangene Saison sicherte man sich erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt in der zweiten Liga. Nun glauben viele in Ost-thüringen, dass bessere Zeiten bevorstehen: "Der Investor", sagt Zipfel "will jedenfalls nicht lange in der zweiten Liga bleiben." Doch ohne Gegenleistung wird der Deal nicht zu Stande kommen.

Am 29. September stimmen die Mitglieder über die Ausgliederung des Lizenzspielerbereichs in eine GmbH ab. Ohne diese Satzungsreform würde die Deutsche Fußball Liga (DFL) das Geschäft nicht genehmigen. Wenn sie beschlossen wird, stellt die Alpha Group einen der beiden Geschäftsführer der neuen GmbH. Erstmals in der Geschichte des deutschen Fußballs erhielte ein Investor Mitspracherecht im operativen Geschäft. Rainer Zipfel sieht die Unabhängigkeit des Vereins dennoch nicht in Gefahr. Man behalte ja - wie von der DFL vorgeschrieben - 51 Prozent der Gesellschaftsanteile. Bei einem Dissens zwischen den beiden Geschäftsführern habe man so das letzte Wort.

Doch zuweilen lässt auch der Präsident, ein erfolgreicher Unternehmer, durchblicken, dass er nicht restlos vom Handel mit dem Moskauer Investor überzeugt ist. Man könne eben "nie mit hundertprozentiger Sicherheit für die Seriosität eines Partners bürgen", sagt Zipfel. Auch er wisse, "dass es auf Virgin Islands mehr Briefkästen als Einwohner gibt".

Dass in Jena ein Verein aus den neuen Bundesländern neue Wege gehen will, ist kein Zufall. Den dortigen Traditionsvereinen fehlt die Unterstützung der regionalen Wirtschaft. Wenn sie überhaupt einmal in den bezahlten Fußball kommen, werkeln sie dort mit Etats herum, die kaum konkurrenzfähig sind. Viele Ostvereine versuchen deshalb seit langem, zusätzliche Einnahmen außerhalb ihrer Region zu generieren. (...)"

(10.09.07; Süddeutsche Zeitung) http://fc-carlzeiss-jena.de/magazin/artikel.php?artikel=3745&type=&menuid=73&topmenu=301


"(...)Doch der Klub aus Thüringen bekäme nicht nur einfach einen Sponsor. Es geht um mehr. Die Russen wollen nicht nur im Hintergrund tätig sein. Sie wollen Mitspracherecht. Exakt 49 Prozent sollen es sein, und um dies zu erreichen, müssen drei Viertel der Mitglieder dem Engagement der Alphatiere zustimmen. Ende des Monats kommt es zur Abstimmung, die den Klub in eine ungewisse Zukunft entlassen wird.
Zehn Monate sollen die Verhandlungen gedauert haben. Bestandteil eines über fünf Jahre terminierten Deals wäre auch eine Bonuszahlung von 5 Millionen Euro, falls der FC Carl Zeiss Jena in die erste Bundesliga aufsteigt. Die Motive der russischen Investoren sind nicht ganz eindeutig. Mit einem Klub wie Jena, der nur im Osten Deutschlands über Tradition verfügt, dürften keine Unsummen zu erwirtschaften sein. Dass die zweite Bundesliga überhaupt ins Visier der Russen gerät, ist dagegen dem preistreiberischen Wettbewerb in England und auch in Russland selbst geschuldet. Der Markt ist schlichtweg überhitzt, ein Engagement in einer traditionsreichen Liga ist wohl nur noch in Deutschland preiswert zu haben. (...)"

(11.09.07) http://www.nzz.ch/nachrichten/sport/aktuell/russische_verlockung_1.554115.html

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" 'Die haben lediglich zuviel Geld und wissen nicht wohin damit' "...  

"Man behalte ja - wie von der DFL vorgeschrieben - 51 Prozent der Gesellschaftsanteile. Bei einem Dissens zwischen den beiden Geschäftsführern habe man so das letzte Wort."

Aber sicher doch...
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Frauen, zu denen Männer mit Geld um kommen, um Spaß zu haben, genießen nicht gerade ein Höchstmaß an Anerkennung.
Hoffentlich gilt das auch in Bezug auf Fußballvereine!

Des weiteren leben die Leute in ihrem eigenen Luftschloss, wenn sie glauben, daß "Wes Brot ich ess´, des Lied ich sing" nicht für sie gelten würde.
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Kicker; 17.09.07 schrieb:
(...) Das Gremium (die DFL-Geschäftsführung; a.s.) um den Vorsitzenden Christian Seifert wird sich diesmal intensiv mit der Frage des Einstiegs von Investoren bei Vereinen und Kapi­talgesellschaften der Bundesliga und Zweiten Liga beschäftigen. Am Rande des Länderspiels am vergangenen Mittwoch hat der geplante Einstieg eines Geldge­bers aus Russland bei Carl Zeiss Jena für kontroverse Diskussio­nen in der DFL-Führungsebene, also dem Vorstand und der Ge­schäftsführung gesorgt. „Es ist ein Thema, das alle beschäftigt“, betont der Geschäftsführer Spiel­betrieb, Holger Hieronymus.
Finanz-Geschäftsführer Chris­tian Müller ist mit der Leitung des „Falls Jena“ betraut. Er soll mit Hilfe von Juristen den angestreb­ten Deal des Vereins auf Herz und Nieren prüfen und verhindern, dass ein Investor zu viel Einfluss auf den deutschen Profifußball nimmt. In Jena soll unter ande­rem erstmals einer der beiden Geschäftsführer der noch zu gründenden Fußball GmbH vom Investor bestellt werden. Außerdem stößt sich die DFL an einigen For­mulierungen im Vertragswerk.
„Anhand der vorliegenden Un­terlagen verstehen wir ein paar Dinge noch nicht so ganz“, so Müller. „Wir wollen prüfen, ob alles langfristig im Interesse des Vereins und der Liga ist. Die Entwicklung in Jena färbt schließlich auf die Liga ab. Deswegen gibt es bestimmte Genehmigungsvorbehalte.“ (...) Fünf Tage vorher, also am Montag nächster Woche, wird die Delegation von Carl Zeiss Jena in Frankfurt bei der DFL erwartet. „Wir werden dem Verband bei der Gelegenheit auch mitteilen, dass wir eine zeitnahe Entscheidung wünschen“, betonte Jenas Präsident Rainer Zipfel. Der Investor werde durch die Anwalts­kanzlei Dr. Rain und Schickhardt aus Ludwigsburg vertreten.


Zum Fettmarkierten: Wo ist denn da jetzt der großartige Unterschied zu unseren unseligen Octagon-Zeiten?
Laut des zu Saisonbeginn 00/01 veröffentlichten AG-Organigramms bestand der Vorstand zu jener Zeit aus Jedlicki (Octagon) und Pröckl. Hmm...
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„Wie sauber ist das Geld?“


"(...)

Welche sind das? Die Festlegung auf zwei Geschäftsführer etwa, einen von Vereinsseite und einen von Investoren-Seite?

Vertragsinterna will ich nicht nennen, aber in diese Richtung geht unser Unbehagen. Denn eine solche Regelung muss genau geprüft werden, weil die Gefahr besteht, dass die Entscheidungshoheit des Vereins gerade in den Kernfragen des Spielbetriebes faktisch ausgehöhlt wird. Und das sollte nicht passieren.

(...)

Und wenn keine Lösung gefunden wird?

Maßnahmen unsererseits reichen vom Ausdruck des Missbehagens bis hin zum Lizenzentzug. Aber wir hoffen, dass wir gar nicht in die Vereinsautonomie eingreifen müssen, sondern die Sachen in Jena geregelt werden.

Sollte es doch zu einem Vertragsabschluss kommen, wäre das ein Präzedenzfall im deutschen Fußball. Wäre es auch der Anfang vom Ende der „50-Plus-Eins-Regel“, die bisher Vereinsübernahmen verbietet?

Auf keinen Fall. Der Fall hätte zwar weitreichende Folgen, weil dann auch andere Investoren möglicherweise tätig werden und die Belastbarkeit unserer Statuten testen wollen. Ich bin überzeugt von der Regelung, die vorschreibt, dass Vereine mindestens 50 Prozent plus ein Stimmrecht an einer ausgegliederten Kapitalgesellschaft behalten müssen. Über die eine oder andere Modifizierung in unseren Statuten werden wir mit den Protagonisten einer Liberalisierung reden, um deren Vorbehalte ein Stück zu beseitigen.

Welchen Weg sollen Vereine wie Jena dann gehen?

Wie gesagt: Ich kann das Bedürfnis verstehen, nach Möglichkeiten zu suchen, um im scharfen Wettbewerb der Bundesligen zu bestehen. Aber ob das der richtige Weg ist, da habe ich meine Zweifel."





Hmm, äußerst interessant. Ein Wiegen in Sicherheit - oder ist der Fall der 50+1-Regelung doch noch nicht so sicher, wie es bislang den Anschein hatte?
Die Zeit wird es zeigen...
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Furcht vor Heuschrecken im Fußball
Fremdinvestoren: Platini bittet Merkel um Hilfe

http://www.11freunde.de/newsticker/104612

auch wenn ich den Startplatz für die CL durch den PokalSieg nicht so gut finde, muss ich sagen der Platini gefällt mir immer besser...weiter so!
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Und wie lautet jetzt die konkrete Forderung Platinis an die Adresse der Regierungschefs um die Möglichkeiten der Investoren zu begrenzen?
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Aus dem Spiegel (Nr.39/24.09.07)[/b]

Der Geist aus Inguschien


(...)

Rainer Zipfel ist 47 Jahre alt, Manager bei einem Lünener Müllentsorger und im Ehrenamt Präsident eines thüringischen Fußballclubs, bisher hatte er nicht viel mit osteuropäischen Geschäftsleuten zu tun. In den vergangenen Monaten aber, sagt er, habe er bei zwei Besuchenin Moskau und in ungezählten Telefonaten ,,die russischen Menalität kennengelernt". Die Herrschaften seien zurückhaltend, man müsse ihnen ,,vieles aus der Nase ziehen".

Die Öffentlichkeitsscheu der potentielen Partner ist nur das eine Problem. Seit zwei russische Investoren mit ihrer Firma Alpha Invest Group, Sitz auf den British Virgin Islands, sich für Zipfels Zweitligaclub FC Carl Zeiss Jena interissieren, ist die Welt des deutschen Profifußballs aus den Fugen geraten. Erstmals könnten ausländische Geldgeber hierzulande als strategische Partner bei einen Club einsteigen. Auf dem Spiel steht die Eigenständigkeit der Vereine, es geht um Russenangst oder zumindestens um eine Heuschreckenphobie.

Vor elf Monaten nahmen die russischen Geschäftsleute Adlan Schischchanow und Murat Lujanow über einen Frankfurter Vermittler erstmals mit Jena Kontakt auf. (...) Im Winter spendierten die Russen als Anzahlung 500000? , sie brachten zwei Spieler aus Georgien, in dieser Saison kamen weitere vier. Als Mittelsmann der Investoren trat der frühere Bundesligaprofi Sergej Kirjakow auf, zuletzt Trainer in Lettland. Die beiden Geschäftsleute, sagt er, ,,sind meine Kumpels".

Vertreten wird die Alpha Invest Group durch den Ludwigsburger Anwalt Joachim Rain. Er sagt, dass er die ,,Visitenkarten von Firmen" seiner Mandanten gesehen habe, Baustoffhandel und Immobilien, und das Schischchanow ihm ,,sehr sympatisch" erscheine. Nun bieten die Russen dem Verein 20 bis 25 Millionen Euro für fünf Jahre, dafür wollen sie 49 Prozent der Anteile einer noch zu gründenden Kapitalgesellschaft, die Jenas Profifußballs betreiben soll. Am kommenden Samstag (Heute) müssen drei Viertel der Vereinsmitglieder zustimmen, dass die Profiabteilung ausgelagert wird. Und an diesem Montag sind Zipfel und Rain bei der DFL, um die Kooperation zu erläutern. Es gibt Bedenken.

Die Statuten werden im Vertragsentwurf zwar geachtet, aber ,,der Geist des Vertrages", sagt DFL-Finanzgeschäftsführer Christian Müller, könnte die Entscheidungshoheit des Vereins aushöhlen. Mehr als 50 Prozent der Stimmrechte bleiben beim Verein, so ist es Vorschrift in Fußballdeutschland. Aber es gibt Punkte in der Vereinbarung, die auch Zipfel den Mitgliedern so nicht erzählte.

So soll der Investor laut Vertragsentwurf neben einem von zwei Geschäftsführern auch noch einen Sportdirektor stellen. Der Investor werde ,,Vorschläge für Spielerverpflichtungen vor allem aus dem Ausland" machen, bei Spieler- und Trainerverpflichtungen solle er ,,aufgrund seiner vielfältigen Kontakte" möglichst mitdiskutieren und dann mitentscheiden.

In der DFL gibt es Stimmen, die sagen, Jenas Vorstand sei naiv. Andererseits gibt es in der Bundesliga auch Forderungen, Investoren den Zugang zu den Clubs zu erleichtern, sonst werde man von den reichen englischen Teams, gepäppelt mit russischem oder amerikanischem Geld, gänzlich abgehängt. Da will die DFL nun beim ersten Mal bloß nichts falsch machen.

Was haben die Russen mit Jena vor? Im Entwurf steht: Soweit sie über die vereinbarten Zuwendungen hinaus für den Club Spieler kaufen, werde der Verein ,,Erlöse aus einem Weitertransfer an den Investor auskehren", Ablöseanspüche gehen an die Russen. Ist Jena für sie der Einstieg in einen umfänglichen Spielerhandel, wie ihn Investmentfonds in Brasilien betreiben? Wird der Transfermarkt womöglich als Geldwaschanlage missbraucht?

Alpha-Anwalt Rain dementiert das energisch. ,,Wenn es Dunkelhäutige wären", schimpft er, würde man mit derlei inquisitorischen Fragen in eine rassistische Ecke gedrängt, aber bei Russen sei wohl alles erlaubt. Präsident Zipfel hat Wirtschaftsprüfer beauftragt und findet ,,alles seriös"; auch habe die Verpflichtung des neuen Trainers, des Litauers Valdas Ivanauskas, nichts mit den russischen Geldgebern zu tun. Jenas Schatzmeister Gerald Glöckner, ein Steuerberater, hätte lieber ,,mehr Transparenz" beim Partner in spe.

Bei Schischchanow und Lujanow handelt es sich um Inguschen. Das muslimische Gebiet Inguschien, eine Teilrepuplik der russischen Föderation an der Grenze zu Georgien, gilt als Problemrevier, islamistische Untergrundkämpfer liefern sich sich wöchentlich Gefechte mit Polizei und Sicherheitsdiensten. Wirtschaft und Behörden dort gelten Moskauer Ermittlern als durhsetzt von kriminellen Clans. Schischchanow und Lujanow befänden sich ,,im Blickfeld der Rechtsschutzorgane".

Schischchanows Verwandschaft ist gut vernetzt. Sein Cousin Michail führte eine Bank, die Bin-Bank, für den Inlandsgeheimdienst FSB eine ,,mutmaßliche Geldwaschanlage der Mafia". Die Bank und die Schischchanows bestreiten diese Vorwürfe. Gegründet wurde die Bank von dem Öl- und Finanzmagnaten Michail Guzerijew, der wiederum ein Onkel des jetzigen Bankchefs ist und vor wenigen Wochen ins Ausland flüchtete, aus Angst vor Ermittlern des Innenministeriums und der Steuerfahndung.

Immerhin gilt der Investor Adlan Schischchanow als fußballverrückt, Als Jena am letzten Spieltag der vergangenen Saison gagen den Abstieg kämpfte, habe er ,,alle fünf Minuten" nach dem Spielstand gefragt, sagt Anwalt Rain. Schischchanow war gerade auf seiner Yacht am Schwarzen Meer.

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11Freunde (sid; 29.09.07) schrieb:
(...) Auf der Mitgliederversammlung der Thüringer sprachen sich 470 der 517 Stimmberechtigten und damit deutlich mehr als die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit für die Umwandlung aus und stärkten damit zugleich Vereinspräsident Rainer Zipfel den Rücken. Nach dem klaren Votum gilt es als sicher, dass der neu gewählte Aufsichtsrat Zipfel innerhalb der nächsten vier Wochen erneut als Präsidenten bestellt. Der Einstieg eines russischen Großinvestors, der in den nächsten Jahren 20 bis 25 Millionen Euro in den Verein pumpen wollte, stand nicht auf der Tagesordnung, nachdem die Deutsche Fußball Liga (DFL) zuvor Jena aufgefordert hatte, den geplanten Kooperationsvertrag zu überarbeiten. Über einen Antrag des Präsidiums, die Vereinssatzung so zu ändern, dass künftig bei Übertragung von GmbH-Anteilen an irgendeinen Investor prinzipiell die Mitgliederversammlung zustimmen muss, wurde nicht abgestimmt, weil die Frist zur Einreichung nicht eingehalten worden war. Ob Jena weiterhin den Einstieg der russischen Alpha-Gruppe forciert, ist offen. Präsident Zipfel hatte neue Gespräche gegenüber dem sid nur vage für `die nächste Zukunft´ angekündigt.
Quelle
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a.saftsack schrieb:
Kicker; 17.09.07 schrieb:
(...) Das Gremium (die DFL-Geschäftsführung; a.s.) um den Vorsitzenden Christian Seifert wird sich diesmal intensiv mit der Frage des Einstiegs von Investoren bei Vereinen und Kapi­talgesellschaften der Bundesliga und Zweiten Liga beschäftigen. Am Rande des Länderspiels am vergangenen Mittwoch hat der geplante Einstieg eines Geldge­bers aus Russland bei Carl Zeiss Jena für kontroverse Diskussio­nen in der DFL-Führungsebene, also dem Vorstand und der Ge­schäftsführung gesorgt. „Es ist ein Thema, das alle beschäftigt“, betont der Geschäftsführer Spiel­betrieb, Holger Hieronymus.
Finanz-Geschäftsführer Chris­tian Müller ist mit der Leitung des „Falls Jena“ betraut. Er soll mit Hilfe von Juristen den angestreb­ten Deal des Vereins auf Herz und Nieren prüfen und verhindern, dass ein Investor zu viel Einfluss auf den deutschen Profifußball nimmt. In Jena soll unter ande­rem erstmals einer der beiden Geschäftsführer der noch zu gründenden Fußball GmbH vom Investor bestellt werden. Außerdem stößt sich die DFL an einigen For­mulierungen im Vertragswerk.
„Anhand der vorliegenden Un­terlagen verstehen wir ein paar Dinge noch nicht so ganz“, so Müller. „Wir wollen prüfen, ob alles langfristig im Interesse des Vereins und der Liga ist. Die Entwicklung in Jena färbt schließlich auf die Liga ab. Deswegen gibt es bestimmte Genehmigungsvorbehalte.“ (...) Fünf Tage vorher, also am Montag nächster Woche, wird die Delegation von Carl Zeiss Jena in Frankfurt bei der DFL erwartet. „Wir werden dem Verband bei der Gelegenheit auch mitteilen, dass wir eine zeitnahe Entscheidung wünschen“, betonte Jenas Präsident Rainer Zipfel. Der Investor werde durch die Anwalts­kanzlei Dr. Rain und Schickhardt aus Ludwigsburg vertreten.


Zum Fettmarkierten: Wo ist denn da jetzt der großartige Unterschied zu unseren unseligen Octagon-Zeiten?
Laut des zu Saisonbeginn 00/01 veröffentlichten AG-Organigramms bestand der Vorstand zu jener Zeit aus Jedlicki (Octagon) und Pröckl. Hmm...
 


Und ein gewisser Verantwortlicher, der nun in Karlsruhe tätig ist, erzählt jedem der es wissen will, dass Jedlicki und Octagon den Magath gefeuert haben.
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Bremen wird das Stadion ausbauen...diese Meldung ist nun nicht so verwunderlich, doch gefällt mir dieser Satz doch sehr:

...Das Namensrecht wird nicht verkauft - die Bezeichnung Weser-Stadion bleibt so erhalten...


http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/artikel/370838

Ist natürlich eine andere Situation wie bei uns, dennoch find ich das sehr geil und macht mir die Bremer noch ein Stück sympatischer.
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hier auch nochmal bissi ausfürlicher...

Ein Sieg der Fans
http://www.11freunde.de/vereinsblogs/105310
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hab leider keinen besseren Fred gefunden wo ich das posten konnte...

finde diese Artikel sehr schön, kann ich mich doch gerade mit der ersten Sichtweise identifizieren.

http://www.11freunde.de/ballkultur/107082

der zweite Link bzw. die Ansicht wäre nicht verkehrt...da würde das Thema "Ich habe viel gezahlt, will was geboten bekommen" sich von alleine Erledigen!

http://www.11freunde.de/ballkultur/105039


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