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Der Pate Teil II oder manche Dinge ändern sich nie

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Wenn man das liest ,kann mein nur noch den Kopf schütteln.


Ein Artikel aus der FAZ. Wie immer nur in Auszügen.


Trotz Berufsverbots gibt "Big Luciano" Moggi weiter die Befehle im italienischen Fußball


VENEDIG. Luciano Moggi ist zurück. Wie ein Albtraum schreckt die Wiederkehr des einstigen Managers von Juventus Turin die italienische Fußballwelt kurz vor den Weihnachtstagen auf.
Die Methode der Ermittler ist dieselbe, die schon 2006 den Skandal auffliegen ließ: Abhörprotokolle der Staatsanwaltschaft Neapel beweisen, dass "Big Luciano" auch nach seinem Berufsverbot keineswegs dem Fußballbetrieb und dem Telefon ferngeblieben ist. Beispiele für Moggis ungebrochenen Tatendrang: Der neue Juventus-Manager Alessio Secco ruft bei ihm an und bittet um Tipps fürs laufende Geschäft; Verbandsfunktionäre reservieren kostenfrei Dutzende Eintrittskarten für Länderspiele; Moggis persönlicher Taxifahrer wird für den Nationaltrainer Donadoni herangezogen; der Präsident des Erstligaclubs Livorno, Aldo Spinelli, bietet Moggi gar eine Teilhabe an den Vereinsaktien. Am schönsten aber bringt der Vereinspräsident von Siena, Claudio Mangiavacchi, Moggis Autorität auf den Punkt, als er ihn um Ratschläge bei der Trainersuche bittet: "Ich erwarte ausschließlich deinen Befehl. Weil nur du immer der höchste Chef aller Operationen in der Fußballwelt bleiben wirst."

Moggi zeigt sich in den abgehörten Telefongesprächen auch auf der Höhe über gerichtliche Ermittlungen gegen Politiker der Linksregierung, die seine Bestrafung fordern. Der heutige Verbandspräsident Giancarlo Abete machte über einen Mittelsmann merkwürdige Immobiliengeschäfte mit Moggi. Andere Funktionäre, etwa der Leiter der Amateurabteilung, trafen sich regelmäßig mit ihm. Es sei eben schwer, innige Kontakte nach dreißig Jahren der Freundschaft abrupt abzubrechen, rechtfertigen sich nun einige Fürsprecher Moggis. Nach dem strengen Kodex des Berufsverbotes ihres Freundes drohen ihnen aber nun ihrerseits Sperren oder gar der Ausschluss aus dem Verband. Ein neues Köpferollen auf höchster Funktionärsebene dürfte Italien bevorstehen.

In dreister Manier hatte Moggi offenbar seine Bestrafung ignoriert und einfach weitergearbeitet wie immer: mit Gefälligkeiten, Ratschlägen, übler Nachrede, gelenkten Karrieren, Gerüchten und Geschäftskontakten auf höchster Ebene. Ebendies war gerüchteweise von Insidern immer wieder zu hören gewesen; auch die lukrative Spielervermittlung, die er über seinen Sohn in Händen hatte, soll weiter gut funktioniert haben. Ein Unrechtsbewusstsein war beim trickreichen Moggi ohnehin nicht vorhanden. In Fernsehshows hatte er munter über eine Verschwörung gegen seine Person gesalbadert, hatte ein tränenreiches Buch veröffentlicht, dabei aber immer nur behaupten können, alle im Fußballgeschäft hätten genauso gearbeitet wie er. Nun hat er in einem Sportblatt eine ganzseitige Anzeige geschaltet, um Juventus frohe Weihnachten und ein erfolgreiches Jahr 2008 zu wünschen.

Als einziges beruhigendes Detail an den neuen Enthüllungen können die Italiener verzeichnen, dass es Moggi zuletzt offenbar nicht mehr gelang, die passenden Schiedsrichterfreunde für erwünschte Spielergebnisse zu vermitteln und dadurch die gesamte Meisterschaft in seinem Sinne zu verzerren. Doch angesichts seiner exzellenten Beziehungen und seiner Zähigkeit war es nur eine Frage der Zeit, bis er diese letzte Raffinesse wieder hätte einsetzen können.

Einzig aufs "Telefonino", von denen Moggi bis zu vier Exemplare gleichzeitig bediente, war der Pate des italienischen Fußballs weiter angewiesen, wenn auch in den Protokollen auffällig oft ums Wesentliche herumgeredet und ein privates Treffen vereinbart wird. Moggi war offenbar vorsichtiger geworden, ganz verzichten aufs Handy konnte er aber nicht. Massimo Moratti, der als Präsident von Inter Mailand jahrelang der Leidtragende bei Moggis Spiel-Absprachen war, meldete sich nun erneut zu Wort und erklärte, die Telefonate bewiesen, dass sein Verein um weit mehr als nur eine Meisterschaft geprellt worden sei.

Gleichzeitig mit den neuen Ermittlungen gerät Moggi auch in die Defensive, weil mehrere Vereine Schadensersatz für die verlorenen Gelder nach dem Fußballskandal fordern. Die Sammelklage gegen Moggi und einige Funktionäre ist erst vor einer Woche bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. Es geht um Summen im dreistelligen Millionenbereich. Könnte es sein, dass der trickreiche Moggi, der Fußball immer noch als reines Marionettentheater missversteht, einfach weiterarbeitete, um Geld für etwaige Strafen beiseitezulegen?  DIRK SCHÜMER
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Ich möchte mit Italiens Fußball schon lange nichts mehr zu tun haben. Der komplette Spielbetrieb dort gehört aufgelöst. Ein zutiefst mafioses System. Der Bericht ist mir eine Bestätigung.
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miep0202 schrieb:
Ich möchte mit Italiens Fußball schon lange nichts mehr zu tun haben. Der komplette Spielbetrieb dort gehört aufgelöst. Ein zutiefst mafioses System. Der Bericht ist mir eine Bestätigung.  


So sieht's aus... ist zwar traurig, aber sie bekommen ihre Probleme einfach nicht in den Griff... der WM Titel der Azzuri hat einiges überstrahlt, aber verdorben ist verdorben, und das ist der ganze italienische Fussball... früher habe ich die Serie A wg. des Catenaccio abgelehnt, heute widert mich das ganze System einfach nur an. Das hat nix mehr mit Fussball zu tun...
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Wen wundert das denn noch... als wenn ein einzelner Showprozess (und mehr war es ja quasi nicht) dieses ganze System kippen würde...
Dass Moggi sich nicht irgendwo auf ein Anwesen in der Toskana oder so zurückzieht, um seinen Lebensabend in Ruhe bei dem ein oder anderen Glas Rotwein zu geniesen war doch auch klar. Der ist ein Machtmensch und wird das auch immer sein (wollen).

Von mir aus kann die ganze Liga dort vor die Hunde gehen. Spätestens wenn das nämlich passiert und keine 120 Millionen € TV-Gelder jährlich für Juve mehr da sind, wird man sich (hoffentlich) wieder auf den Fussball konzentrieren.

Ich kann mir einfach bei dieser negativen Presse zu allem rund um die Serie A einfach nicht vorstellen, dass das Interesse außerhalb Europas auf Dauer so groß bleibt. Irgendwann wird keine Sau mehr diese Liga sehen wollen und da sind die Verantwortlichen dann zu 100% selbst dran Schuld.


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