Hamburger SV - FC Bayern München (30.01.2009) Sonntag, 1. Februar 2009 Nach dem Rückrundenauftakt am Freitagabend möchte eine Gruppe von rund 160 Bayernfans vom Stadion aus mit der S-Bahn zu einer Kneipe im Stadtteil St. Pauli fahren und dort mit befreundeten Anhängern des FC St. Pauli feiern. Obwohl der von den Fans eingeschlagene Weg zur S-Bahnstation Eidelstedt der kürzeste ist und diese Station üblicherweise von den Gästefans genutzt wird, werden die Fans bereits nach wenigen Metern von Polizisten aufgehalten und dazu aufgefordert, entweder zu der von HSV-Fans genutzten S-Bahn Station Stellingen zu gehen oder mit dem Shuttlebus nach Othmarschen zu fahren und dort in die S-Bahn einzusteigen.
Die Fans teilen den Polizisten mit, dass sie beides ablehnen, da sowohl der Weg nach Eidelstedt als auch die Fahrtzeit von dort aus nach Sankt Pauli jeweils am kürzesten sind. Die Shuttlebusse stellen für die Gruppe aufgrund der langen Fahrtzeit sowie des geringen Fassungsvermögens der Busse ebenfalls keine Alternative dar, da aufgrund des zu geringen Fassungsvermögens sich die Gruppe in mehrere kleine Gruppen aufteilen müsste und es lange dauern würde, bis alle am S-Bahnhof Othmarschen eintreffen würden. Der S-Bahnhof Stellingen kann nicht im Interesse der Polizei liegen, da dort bis weit nach Spielende zahlreiche Hamburger Fans anwesend sind. Nachdem nach rund 20 minütiger Wartezeit klar wird, dass die Polizisten den Weg nicht freimachen – obwohl besagter Gruppenleiter mehrmals sachlich auf die oben beschriebenen Umstände hingewiesen wird („Hier wird nicht diskutiert!“) – machen sich die Bayernfans auf den Weg Richtung S-Bahnstation Stellingen. Zunächst lassen die Polizisten die Fans gehen, bis sie diese nach ca. 500 Metern recht aggressiv aufhalten, obwohl ursprünglich von den Polizisten selbst verlangt wurde, dass die Fans Richtung S-Bahnhof Stellingen gehen sollten. Nun lautete der einzige Befehl des Einsatzleiters jedoch: "Alle die Gesicher vermummen, Schlagknüppel nehmen und auf Anweisung warten." Daraufhin fordern die Gäste von den Polizisten, ihnen wenigstens genügend leere Shuttlebusse zur Verfügung zu stellen, um mit diesen nach Othmarschen fahren zu können. Unterdessen taucht eine Gruppe von HSV-Anhängern am Stadion auf, welche jedoch von den mittlerweile sehr zahlreich anwesenden Polizisten vertrieben wird – die Münchner Fans befinden sich unterdessen in einem Polizeikessel. Nach einiger Zeit können sich die Münchner doch zu den Shuttlebussen begeben, um mit diesen zur S-Bahn in Othmarschen zu fahren. Bei der Abfahrt der Busse drängen sich einige Polizisten sehr rabiat in die ohnehin bereits völlig überfüllten Busse. An der S-Bahnstation angekommen werden die Fans sofort zum Bahnsteig geleitet, ohne die Möglichkeit zu erhalten, zur Toilette zu gehen oder sich etwas zu essen oder zu trinken zu kaufen – und das obwohl am Bahnhof fast nichts mehr los ist und kaum Konfliktpotenzial mit Heimfans besteht. Nachdem die S-Bahn eingefahren ist und alle eingestiegen sind, drängen sich die Polizisten schließlich mit Schlägen und Stößen in die bereits übervolle Bahn. Ein Fan, der an der Tür steht wird ohne Grund oder Vorwarnung von mehreren Polizisten aus dem Wagon gezerrt und so brutal zu Boden geworfen und fixiert, dass nicht nur Fußballfans sondern auch normale Fahrgäste verständnislos reagieren. Unterdessen bedroht ein anderer Beamter in der überfüllten Bahn die Fahrgäste mit Pfefferspray und Sprüchen wie „Wenn sich einer rührt gibt’s Pfeffer in die Fresse!“. Darauf angesprochen, dass das in einer vollen S-Bahn sowohl für Fahrgäste als auch Polizisten sehr gefährlich wäre antwortet eine Beamtin: „Aber da drin wirkt’s doch erst so richtig schön“.
Die Bahn fährt schließlich nach Altona, wo die Gruppe umsteigt, um weiter zur Sternschanze zu fahren und die Kneipe aufzusuchen, was nur noch einen Fußweg von wenigen Minuten und ein Ende dieses Einsatzes bedeutet hätte. Am Bahnhof Sternschanze angekommen, wollen die Polizisten die Fans jedoch nicht aussteigen lassen, sondern mit diesen weiter zum Hauptbahnhof fahren. Nachdem die Fußballfans den Beamten die Situation erläutert haben geben die Polizisten die Situation an die Einsatzleitung durch. Statt die Fans nun zur Kneipe begleiten zu lassen, lässt diese jedoch die S-Bahn ohne jeden weiteren Halt zum Hauptbahnhof durchfahren, worauf sogar die im Zug befindlichen Polizisten verwirrt und teilweise verärgert reagieren – im Gegensatz zur Einsatzleitung schien diesen klar gewesen zu sein, dass ein Ende dieser Odyssee durch Hamburg in Sicht war. Die Einsatzleitung schien hingegen zu fürchten, dass die Bayernfans sich mit den St. Pauli Anhängern prügeln würden – dass beide Fangruppen zusammen eine Kneipe angemietet haben wurde einfach ignoriert. Stattdessen fährt die Bahn nun in den Hamburger Hauptbahnhof auf ein Gleis voll mit HSV-Fans ein – so sieht die gelungene Deeskalation und Fantrennung der Hamburger Polizei also aus. Ein Teil der Beamten fordert jetzt die Fans zum sofortigen Verlassen des Zuges auf, während ein anderer Teil der Beamten nur eine Tür weiter die Fans gleichzeitig wieder in die Bahn prügeln will. Hierbei kam es auch zu einem Schlagstock- und Pfeffersprayeinsatz im Zug(!) bei dem mehrere Personen, darunter auch Frauen, Verletzungen unter anderem der Atemwege davontragen. Dies war leider nicht die einzige Situation an diesem Abend, in der die eine Hand der Polizei nicht wusste, was die andere tat. Mehrere Beamten zeigen sich an verschiedener Stelle entsetzt über das Verhalten ihrer Kollegen und die eigentlich nicht vorhandene Koordination des Einsatzes. Die Polizei weigert sich dann zunächst, Sanitäter zur Versorgung der Verletzten zu holen oder die Fans Wasser zum Auswaschen des Pfeffers aus den Augen holen zu lassen. Später verweigern die Beamten den Sanitätern den Durchgang, so dass die Fans ihren Freunden die Augen mit Zitronenlimonade, der einzigen zur Verfügung stehenden Flüssigkeit, ausspülen müssen. Als die Sanitäter schließlich zu den Fans kommen, sind sie sowohl vom Einsatz an sich als auch von der Verweigerung medizinischer Behandlung so schockiert, dass sie den Fans umgehend raten, die verantwortlichen Polizisten anzuzeigen. Ein Polizist hingegen antwortete auf die Beschwerden der Fans nur mit dem Satz „Du hast hier keine Menschenrechte!“. Eine Aussage, die keines weiteren Kommentars bedarf.Schließlich erscheint auch der Einsatzleiter am Hauptbahnhof und teilt den Fans mit, dass überlegt wird sie entweder mit einem Zug nach München zu fahren oder die Nacht in Polizeigewahrsam festzuhalten.
Dass die Gruppe mit Bussen angereist ist und eine Zugfahrt dementsprechend sinnlos wäre, nicht nur weil sich noch persönliche Gegenstände und Wertsachen in den Bussen der Gruppe befinden, spielt keine Rolle. Er begründet seinen Plan damit, dass das Zusammentreffen mit Hamburger Fans hinter dem Stadion in seinen Augen eine geplante „Drittortauseinandersetzung“ – sprich: eine verabredete Schlägerei – war. Dass die von ihm kommandierten Beamten die Fans überhaupt erst dazu brachten in die Richtung S-Bahnhof Stellingen zu gehen, weil sie den Weg zur S-Bahn Eidelstedt versperrten und das Aufeinandertreffen provozierten, indem sie die Münchner Fangruppe so lange nach Spielende im Stadionumfeld festhielt spielt für ihn keine Rolle. Zur Rechtfertigung einer
Ingewahrsamnahme im Rahmen der Gefahrenabwehr hingegen scheint ein derart skuriller und konstruierter Vorwurf hingegen absolut ausreichend zu sein, auch wenn alle Tatsachen wie das Verhalten der Polizei und der Fans gegen die Theorie des Einsatzleiters sprechen. Wie soll auch das Gegenteil der Behauptung, eine Auseinandersetzung sei nur durch das Eingreifen der Polizei verhindert worden, bewiesen werden, wenn es nie zu dieser Auseinandersetzung kam?
Bis eine Entscheidung über das Schicksal der Fans getroffen wird, werden diese auf einem kleinen Teil des Bahnsteiges und in einem Abteil der immer noch auf dem Gleis stehenden S-Bahn von einem martialischen Polizeiaufgebot festgehalten. Es erscheinen Beamte, die die Fans direkt ansprechen und den Eindruck erwecken Entscheidungskompetenz zu besitzen und an einer Klärung interessiert zu sein. Offensichtlich handelt es sich dabei um speziell ausgebildete Deeskalations-Beamte. Diese bieten den Fans nun an, sich für sie einzusetzen und ihnen den Besuch der Kneipe zu ermöglichen. Ihnen wird wie auch schon den Beamten zuvor ruhig und sachlich der Verlauf des Vorfalls geschildert. Wiederum erklären die Fans aus welchem Grund sie diesen Weg gewählt haben und verdeutlichen, dass wenn man sie gewähren hätte lassen es zu keinerlei Problemen gekommen wäre. Dem können die Beamten nicht widersprechen. Sie versprechen sich dafür einzusetzen, dass die Gruppe noch in die angedachte Kneipe gehen darf um dort den ohnehin schon stark zusammen geschrumpften Rest des Abends zu verbringen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, schließlich war bis jetzt nichts von der Gruppe ausgegangen, was diese Freiheitsberaubung rechtfertigen würde.
Angesichts der Dimension des Polizeieinsatzes, des mittlerweile erlebten und der „Alternative“ weiter auf dem Gleis auf engstem Raum eingepfercht zu sein, doch erstrebenswert. Ihre wirkliche Motivation offenbaren die „netten“ Kontaktbeamten dann noch selber, als sie im „lockeren“ Gespräch weiter Fragen stellen, mit welchen Busunternehmen man den angereist sei und vor allem warum man diese überhaupt öfter wechsle. Als sie darauf hingewiesen werden, dass gerade bei der Frage, warum man Busunternehmen wechsle keinerlei Zusammenhang zu der derzeitigen Situation bestehe, reagieren sie äußerst ungehalten. Wieso Beamte, die eigentlich deeskalierend agieren sollten versuchen, Informationen zu erpressen und ansonsten ihre eigenen Kollegen nicht beraten wollen ist mehr als fragwürdig. Überraschenderweise wird der Vorschlag dann auch abgelehnt und entschieden die Fangruppe bis zur Abfahrt der Busse um 3 Uhr auf dem Gleis festzuhalten.
Selbst mittlerweile eingetroffene Mitarbeiter von der Fanbetreuung des FC Bayern, die die Polizei ebenfalls darüber informieren, dass zwischen Münchnern und St. Paulianern ein freundschaftliches Verhältnis besteht können an der Situationsbewertung der Einsatzleitung nichts ändern.
Jetzt beginnen die Beamten, die immer noch am Bahnsteig stehende S-Bahn zu räumen und die Türen zu blockieren, ohne dass es hierfür Gründe geben würde. Als alle Fans aus dem Wagon sind, versuchen die Beamten sämtliche Türen des Zuges zu schließen. Als eine Tür mehrfach wieder aufgeht stürzt ein Beamter aus dem Zug und schlägt in die Masse bis er von seinen eigenen Kollegen in den Zug zurück gezerrt und wieder zur Besinnung gebracht wird. Etliche Beamte auf dem Bahnsteig sind über dieses Verhalten nicht nur verwundert sondern teilweise sogar erbost, es greift jedoch keiner ein.
Nach einiger Zeit dürfen die Fans schließlich auf einmal doch wieder in den Zug. Warum sie überhaupt raus mussten bleibt unklar. Dies erweckt nicht nur den Eindruck von vollkommener Willkür der Beamten sondern zeugt auch von der Unkoordiniertheit der Einsatzführung, ist dabei beispielhaft für den ganzen Einsatz und lässt entsprechende Eindrücke bei den meist jugendlichen Fans zurück.
Sowohl der Gang auf die Toilette oder zum Nahrungsmitteleinkauf – die Tortur zieht sich mittlerweile über mehrere Stunden hin – sind den Betroffenen die ganze Zeit über verwehrt. Erst später werden immerhin Toilettengänge mit Polizeibegleitung gestattet.
Am Ende des Einsatzes bieten sich sogar Polizisten, die den Ablauf des Abends kritisch sehen, selbst den Fans als Zeugen an und der Einsatzleiter verabschiedet sich mit den Worten „Tut mir leid wie das jetzt gelaufen ist“. Für die Fans, die statt eines gemütlichen Abends mit ihren Freunden Pfefferspray ab bekamen, geschlagen wurden und die Nacht in der Kälte verbringen durften, ein schwacher Trost. Sinnvoller wäre vielleicht in Zukunft eine Einsatzplanung, die nicht paranoid und unkoordiniert einen riesigen Polizeieinsatz auslöst, die Grundrechte etliche Personen mit Füßen tritt und eine eigentlich unproblematische Situation eskalieren lässt.
Da ich nicht anwesend war kann ich über den Wahrheitsgehalt nichts sagen. Sollte aber selbst nur ein Teil stimmen ist es mal wieder ein Armutszeugnis der Polizei und unseres Rechtsstaates.
Da war man wohl erbost, dass die Erzrivalen aus Bremen den Kampf um den Goldenen Schlagstock für sich entscheiden konnten und wollte ein Zeichen setzen, dass die Bremer nicht die einzigen Polizisten in Norddeutschland sind, die völlig routiniert grundlegende Menschenrechte mit Füßen treten können.
ich finde ja so berichte wie der aus bremen immer schon krass, allerdings ist der hier für mich persönlich das aufgrund detailiertheit mit abstand krasseste was ich in dem zusammenhang bisher lesen musste. in bremen oder nürnberg konnte man die einfachen beamten an der "front" mit verweis auf die eindeutigen befehle ihrer vorgesetzten noch in schutz nehmen, in dem fall sieht das für mich aber anders aus. entweder wurden hier polizisten bewusst scharf gemacht und gewissermaßen dazu angehalten, überhart zu agieren, oder es fehlt weiten teilen der hamburger polizei maßgeblich an diziplin und gerechtigkeitssinn.
ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, wie ein beamter, völlig egal wie viele liter pfefferspray er dabei hat, nach dem satz "du hast hier keine menschenrechte!" wieder lebendig aus einer bahn mit 160 auswärtsfahrern kommt. respekt an die bayernfans für so viel selbstdiziplin, ich weiß nicht ob mir in so einer situation die schmerzen nicht einfach egal gewesen wären.
Jetzt ma ne ganz blöde Frage. Bei einer Aktion wie dieser, bei der etliche Fans am Bhf über Std. festgehalten werden, kann man da nicht auch die Videos der Bahn einsehen um diese Willkür endlich mal belegen zu können? Als Fan wird man ja ständig gefilmt. Aber die Cops kommen immer wieder davon weil es keine Beweise gibt. Das sollte man vielleicht mal ändern. Grade an Bahnhöfen is doch mittlerweile jeder Winkel Videoüberwacht.
ich persönlich denke, dass der staat, solange es nicht zu wirklich eklatanten ausschreitungen (schwere misshandlungen, todesfälle, offener rassismus) von staatsbediensteten jeglicher art kommt, solche mittel bewusst nicht nutzt. bei dieser geschichte in berlin, wo ein polizist einen flüchtigen kerl im jaguar offenbar gezielt erschossen hat, sieht man auch, dass es bei der polizei ein der mafia nicht unähnliches schweige- und schutzverhalten gibt, und ich bin mir ziemlich sicher dass sich das auch in andere bereiche der staatsmacht wie staatsanwaltschaft etc zieht.
Fitman78 schrieb: Jetzt ma ne ganz blöde Frage. Bei einer Aktion wie dieser, bei der etliche Fans am Bhf über Std. festgehalten werden, kann man da nicht auch die Videos der Bahn einsehen um diese Willkür endlich mal belegen zu können? Als Fan wird man ja ständig gefilmt. Aber die Cops kommen immer wieder davon weil es keine Beweise gibt. Das sollte man vielleicht mal ändern. Grade an Bahnhöfen is doch mittlerweile jeder Winkel Videoüberwacht.
Die werden bestimmt zufällig gelöscht worden sein, dafür wird die Polizei wahrscheinlich schon gesorgt haben.
Ansonsten kommt mir das Kotzen, wenn ich daran denke das diese *****(jeder kann sich sein eigenes Schimpfwort dazudenken), von unseren Steuergeldern bezahlt werden.
Ganz im Ernst, Polizei macht schon manchmal Sinn. Aber wenn ich als Bürger eines "freien" Landes ständig in selbiger Freiheit beschnitten werde geht´s zuweit. Aber mit unserer Freiheit is es ja eh nichtmehr so gut bestellt. Bald kann man jedesmal wenn man heim kommt die Bude und den Rechner checken ob auch nichts verwanzt wurde. Staatsmacht olé Gewalt stellt hier keine Lösung dar, aber was willst du denn machen wenn dir mir nix dir nix Pfefferspray ins Gesicht gesprüht wird und das schlimmste is dann ja noch die nette Garnierung mit ein paar flotten Sprüchen alá "da wirkts doch erst richtig". Da könnt ich kotzen.
ich hab nach lesen des textes nicht den geringsten zweifel, dass es sich genau so zugetragen hat. es erstaunt mich nichtmal, wenngleich es mich natürlich ärgert. das sagt doch eigentlich schon alles.
Sonntag, 1. Februar 2009
Nach dem Rückrundenauftakt am Freitagabend möchte eine Gruppe von rund 160 Bayernfans vom Stadion aus mit der S-Bahn zu einer Kneipe im Stadtteil St. Pauli fahren und dort mit befreundeten Anhängern des FC St. Pauli feiern. Obwohl der von den Fans eingeschlagene Weg zur S-Bahnstation Eidelstedt der kürzeste ist und diese Station üblicherweise von den Gästefans genutzt wird, werden die Fans bereits nach wenigen Metern von Polizisten aufgehalten und dazu aufgefordert, entweder zu der von HSV-Fans genutzten S-Bahn Station Stellingen zu gehen oder mit dem Shuttlebus nach Othmarschen zu fahren und dort in die S-Bahn einzusteigen.
Die Fans teilen den Polizisten mit, dass sie beides ablehnen, da sowohl der Weg nach Eidelstedt als auch die Fahrtzeit von dort aus nach Sankt Pauli jeweils am kürzesten sind. Die Shuttlebusse stellen für die Gruppe aufgrund der langen Fahrtzeit sowie des geringen Fassungsvermögens der Busse ebenfalls keine Alternative dar, da aufgrund des zu geringen Fassungsvermögens sich die Gruppe in mehrere kleine Gruppen aufteilen müsste und es lange dauern würde, bis alle am S-Bahnhof Othmarschen eintreffen würden. Der S-Bahnhof Stellingen kann nicht im Interesse der Polizei liegen, da dort bis weit nach Spielende zahlreiche Hamburger Fans anwesend sind.
Nachdem nach rund 20 minütiger Wartezeit klar wird, dass die Polizisten den Weg nicht freimachen – obwohl besagter Gruppenleiter mehrmals sachlich auf die oben beschriebenen Umstände hingewiesen wird („Hier wird nicht diskutiert!“) – machen sich die Bayernfans auf den Weg Richtung S-Bahnstation Stellingen. Zunächst lassen die Polizisten die Fans gehen, bis sie diese nach ca. 500 Metern recht aggressiv aufhalten, obwohl ursprünglich von den Polizisten selbst verlangt wurde, dass die Fans Richtung S-Bahnhof Stellingen gehen sollten. Nun lautete der einzige Befehl des Einsatzleiters jedoch: "Alle die Gesicher vermummen, Schlagknüppel nehmen und auf Anweisung warten."
Daraufhin fordern die Gäste von den Polizisten, ihnen wenigstens genügend leere Shuttlebusse zur Verfügung zu stellen, um mit diesen nach Othmarschen fahren zu können. Unterdessen taucht eine Gruppe von HSV-Anhängern am Stadion auf, welche jedoch von den mittlerweile sehr zahlreich anwesenden Polizisten vertrieben wird – die Münchner Fans befinden sich unterdessen in einem Polizeikessel.
Nach einiger Zeit können sich die Münchner doch zu den Shuttlebussen begeben, um mit diesen zur S-Bahn in Othmarschen zu fahren. Bei der Abfahrt der Busse drängen sich einige Polizisten sehr rabiat in die ohnehin bereits völlig überfüllten Busse.
An der S-Bahnstation angekommen werden die Fans sofort zum Bahnsteig geleitet, ohne die Möglichkeit zu erhalten, zur Toilette zu gehen oder sich etwas zu essen oder zu trinken zu kaufen – und das obwohl am Bahnhof fast nichts mehr los ist und kaum Konfliktpotenzial mit Heimfans besteht.
Nachdem die S-Bahn eingefahren ist und alle eingestiegen sind, drängen sich die Polizisten schließlich mit Schlägen und Stößen in die bereits übervolle Bahn. Ein Fan, der an der Tür steht wird ohne Grund oder Vorwarnung von mehreren Polizisten aus dem Wagon gezerrt und so brutal zu Boden geworfen und fixiert, dass nicht nur Fußballfans sondern auch normale Fahrgäste verständnislos reagieren. Unterdessen bedroht ein anderer Beamter in der überfüllten Bahn die Fahrgäste mit Pfefferspray und Sprüchen wie „Wenn sich einer rührt gibt’s Pfeffer in die Fresse!“. Darauf angesprochen, dass das in einer vollen S-Bahn sowohl für Fahrgäste als auch Polizisten sehr gefährlich wäre antwortet eine Beamtin: „Aber da drin wirkt’s doch erst so richtig schön“.
Die Bahn fährt schließlich nach Altona, wo die Gruppe umsteigt, um weiter zur Sternschanze zu fahren und die Kneipe aufzusuchen, was nur noch einen Fußweg von wenigen Minuten und ein Ende dieses Einsatzes bedeutet hätte. Am Bahnhof Sternschanze angekommen, wollen die Polizisten die Fans jedoch nicht aussteigen lassen, sondern mit diesen weiter zum Hauptbahnhof fahren. Nachdem die Fußballfans den Beamten die Situation erläutert haben geben die Polizisten die Situation an die Einsatzleitung durch. Statt die Fans nun zur Kneipe begleiten zu lassen, lässt diese jedoch die S-Bahn ohne jeden weiteren Halt zum Hauptbahnhof durchfahren, worauf sogar die im Zug befindlichen Polizisten verwirrt und teilweise verärgert reagieren – im Gegensatz zur Einsatzleitung schien diesen klar gewesen zu sein, dass ein Ende dieser Odyssee durch Hamburg in Sicht war. Die Einsatzleitung schien hingegen zu fürchten, dass die Bayernfans sich mit den St. Pauli Anhängern prügeln würden – dass beide Fangruppen zusammen eine Kneipe angemietet haben wurde einfach ignoriert.
Stattdessen fährt die Bahn nun in den Hamburger Hauptbahnhof auf ein Gleis voll mit HSV-Fans ein – so sieht die gelungene Deeskalation und Fantrennung der Hamburger Polizei also aus. Ein Teil der Beamten fordert jetzt die Fans zum sofortigen Verlassen des Zuges auf, während ein anderer Teil der Beamten nur eine Tür weiter die Fans gleichzeitig wieder in die Bahn prügeln will. Hierbei kam es auch zu einem Schlagstock- und Pfeffersprayeinsatz im Zug(!) bei dem mehrere Personen, darunter auch Frauen, Verletzungen unter anderem der Atemwege davontragen. Dies war leider nicht die einzige Situation an diesem Abend, in der die eine Hand der Polizei nicht wusste, was die andere tat. Mehrere Beamten zeigen sich an verschiedener Stelle entsetzt über das Verhalten ihrer Kollegen und die eigentlich nicht vorhandene Koordination des Einsatzes. Die Polizei weigert sich dann zunächst, Sanitäter zur Versorgung der Verletzten zu holen oder die Fans Wasser zum Auswaschen des Pfeffers aus den Augen holen zu lassen. Später verweigern die Beamten den Sanitätern den Durchgang, so dass die Fans ihren Freunden die Augen mit Zitronenlimonade, der einzigen zur Verfügung stehenden Flüssigkeit, ausspülen müssen. Als die Sanitäter schließlich zu den Fans kommen, sind sie sowohl vom Einsatz an sich als auch von der Verweigerung medizinischer Behandlung so schockiert, dass sie den Fans umgehend raten, die verantwortlichen Polizisten anzuzeigen. Ein Polizist hingegen antwortete auf die Beschwerden der Fans nur mit dem Satz „Du hast hier keine Menschenrechte!“. Eine Aussage, die keines weiteren Kommentars bedarf.Schließlich erscheint auch der Einsatzleiter am Hauptbahnhof und teilt den Fans mit, dass überlegt wird sie entweder mit einem Zug nach München zu fahren oder die Nacht in Polizeigewahrsam festzuhalten.
Dass die Gruppe mit Bussen angereist ist und eine Zugfahrt dementsprechend sinnlos wäre, nicht nur weil sich noch persönliche Gegenstände und Wertsachen in den Bussen der Gruppe befinden, spielt keine Rolle. Er begründet seinen Plan damit, dass das Zusammentreffen mit Hamburger Fans hinter dem Stadion in seinen Augen eine geplante „Drittortauseinandersetzung“ – sprich: eine verabredete Schlägerei – war. Dass die von ihm kommandierten Beamten die Fans überhaupt erst dazu brachten in die Richtung S-Bahnhof Stellingen zu gehen, weil sie den Weg zur S-Bahn Eidelstedt versperrten und das Aufeinandertreffen provozierten, indem sie die Münchner Fangruppe so lange nach Spielende im Stadionumfeld festhielt spielt für ihn keine Rolle. Zur Rechtfertigung einer
Ingewahrsamnahme im Rahmen der Gefahrenabwehr hingegen scheint ein derart skuriller und konstruierter Vorwurf hingegen absolut ausreichend zu sein, auch wenn alle Tatsachen wie das Verhalten der Polizei und der Fans gegen die Theorie des Einsatzleiters sprechen. Wie soll auch das Gegenteil der Behauptung, eine Auseinandersetzung sei nur durch das Eingreifen der Polizei verhindert worden, bewiesen werden, wenn es nie zu dieser Auseinandersetzung kam?
Bis eine Entscheidung über das Schicksal der Fans getroffen wird, werden diese auf einem kleinen Teil des Bahnsteiges und in einem Abteil der immer noch auf dem Gleis stehenden S-Bahn von einem martialischen Polizeiaufgebot festgehalten. Es erscheinen Beamte, die die Fans direkt ansprechen und den Eindruck erwecken Entscheidungskompetenz zu besitzen und an einer Klärung interessiert zu sein. Offensichtlich handelt es sich dabei um speziell ausgebildete Deeskalations-Beamte. Diese bieten
den Fans nun an, sich für sie einzusetzen und ihnen den Besuch der Kneipe zu ermöglichen. Ihnen wird wie auch schon den Beamten zuvor ruhig und sachlich der Verlauf des Vorfalls geschildert. Wiederum erklären die Fans aus welchem Grund sie diesen Weg gewählt haben und verdeutlichen, dass wenn man sie gewähren hätte lassen es zu keinerlei Problemen gekommen wäre. Dem können die Beamten nicht widersprechen. Sie versprechen sich dafür einzusetzen, dass die Gruppe noch in die angedachte Kneipe gehen darf um dort den ohnehin schon stark zusammen geschrumpften Rest des Abends zu verbringen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, schließlich war bis jetzt nichts von der Gruppe ausgegangen, was diese Freiheitsberaubung rechtfertigen würde.
Angesichts der Dimension des Polizeieinsatzes, des mittlerweile erlebten und der „Alternative“ weiter auf dem Gleis auf engstem Raum eingepfercht zu sein, doch erstrebenswert. Ihre wirkliche Motivation offenbaren die „netten“ Kontaktbeamten dann noch selber, als sie im „lockeren“ Gespräch weiter Fragen stellen, mit welchen Busunternehmen man den angereist sei und vor allem warum man diese überhaupt öfter wechsle. Als sie darauf hingewiesen werden, dass gerade bei der Frage, warum man Busunternehmen wechsle keinerlei Zusammenhang zu der derzeitigen Situation bestehe, reagieren sie äußerst ungehalten. Wieso Beamte, die eigentlich deeskalierend agieren sollten versuchen, Informationen zu erpressen und ansonsten ihre eigenen Kollegen nicht beraten wollen ist mehr als fragwürdig. Überraschenderweise wird der Vorschlag dann auch abgelehnt und entschieden die Fangruppe bis zur Abfahrt der Busse um 3 Uhr auf dem Gleis festzuhalten.
Selbst mittlerweile eingetroffene Mitarbeiter von der Fanbetreuung des FC Bayern, die die Polizei ebenfalls darüber informieren, dass zwischen Münchnern und St. Paulianern ein freundschaftliches Verhältnis besteht können an der Situationsbewertung der Einsatzleitung nichts ändern.
Jetzt beginnen die Beamten, die immer noch am Bahnsteig stehende S-Bahn zu räumen und die Türen zu blockieren, ohne dass es hierfür Gründe geben würde. Als alle Fans aus dem Wagon sind, versuchen die Beamten sämtliche Türen des Zuges zu schließen. Als eine Tür mehrfach wieder aufgeht stürzt ein Beamter aus dem Zug und schlägt in die Masse bis er von seinen eigenen Kollegen in den Zug zurück gezerrt und wieder zur Besinnung gebracht wird. Etliche Beamte auf dem Bahnsteig sind über dieses Verhalten nicht nur verwundert sondern teilweise sogar erbost, es greift jedoch keiner ein.
Nach einiger Zeit dürfen die Fans schließlich auf einmal doch wieder in den Zug. Warum sie überhaupt raus mussten bleibt unklar. Dies erweckt nicht nur den Eindruck von vollkommener Willkür der Beamten sondern zeugt auch von der Unkoordiniertheit der Einsatzführung, ist dabei beispielhaft für den ganzen Einsatz und lässt entsprechende Eindrücke bei den meist jugendlichen Fans zurück.
Sowohl der Gang auf die Toilette oder zum Nahrungsmitteleinkauf – die Tortur zieht sich mittlerweile über mehrere Stunden hin – sind den Betroffenen die ganze Zeit über verwehrt. Erst später werden immerhin Toilettengänge mit Polizeibegleitung gestattet.
Am Ende des Einsatzes bieten sich sogar Polizisten, die den Ablauf des Abends kritisch sehen, selbst den Fans als Zeugen an und der Einsatzleiter verabschiedet sich mit den Worten „Tut mir leid wie das jetzt gelaufen ist“. Für die Fans, die statt eines gemütlichen Abends mit ihren Freunden Pfefferspray ab bekamen, geschlagen wurden und die Nacht in der Kälte verbringen durften, ein schwacher Trost. Sinnvoller wäre vielleicht in Zukunft eine Einsatzplanung, die nicht paranoid und unkoordiniert einen riesigen Polizeieinsatz auslöst, die Grundrechte etliche Personen mit Füßen tritt und eine eigentlich unproblematische Situation eskalieren lässt.
http://www.fansmedia.org/index.php?option=com_content&task=view&id=120&Itemid=1
Da ich nicht anwesend war kann ich über den Wahrheitsgehalt nichts sagen. Sollte aber selbst nur ein Teil stimmen ist es mal wieder ein Armutszeugnis der Polizei und unseres Rechtsstaates.
Das Fussballjahr fängt soeben an und schon die erste Bewerbung für den goldenen Schlagstock!!!! Mannomann!!
... wenn das so weiter geht, kann man den ja monatlich verleihen...
einfach nur krank...
ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, wie ein beamter, völlig egal wie viele liter pfefferspray er dabei hat, nach dem satz "du hast hier keine menschenrechte!" wieder lebendig aus einer bahn mit 160 auswärtsfahrern kommt. respekt an die bayernfans für so viel selbstdiziplin, ich weiß nicht ob mir in so einer situation die schmerzen nicht einfach egal gewesen wären.
ich persönlich denke, dass der staat, solange es nicht zu wirklich eklatanten ausschreitungen (schwere misshandlungen, todesfälle, offener rassismus) von staatsbediensteten jeglicher art kommt, solche mittel bewusst nicht nutzt. bei dieser geschichte in berlin, wo ein polizist einen flüchtigen kerl im jaguar offenbar gezielt erschossen hat, sieht man auch, dass es bei der polizei ein der mafia nicht unähnliches schweige- und schutzverhalten gibt, und ich bin mir ziemlich sicher dass sich das auch in andere bereiche der staatsmacht wie staatsanwaltschaft etc zieht.
Die werden bestimmt zufällig gelöscht worden sein, dafür wird die Polizei wahrscheinlich schon gesorgt haben.
Ansonsten kommt mir das Kotzen, wenn ich daran denke das diese *****(jeder kann sich sein eigenes Schimpfwort dazudenken), von unseren Steuergeldern bezahlt werden.
Gewalt stellt hier keine Lösung dar, aber was willst du denn machen wenn dir mir nix dir nix Pfefferspray ins Gesicht gesprüht wird und das schlimmste is dann ja noch die nette Garnierung mit ein paar flotten Sprüchen alá "da wirkts doch erst richtig". Da könnt ich kotzen.
armes deutschland!!!!!!!!!!!
es erstaunt mich nichtmal, wenngleich es mich natürlich ärgert.
das sagt doch eigentlich schon alles.