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Opfer des eigenen "Erfolgs"?

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Dear fellow users,

ich möchte hier einmal eine These zur Diskussion stellen, die ein wenig weg führt von den bisher diskutierten vermeintlichen Ursachen für die gegenwärtige Situation.


Sie lautet: Nicht obwohl, sondern gerade weil wir den stärksten Kader seit sechs Jahren haben, tun wir uns gegenwärtig so schwer. Denn die Eintracht ist Opfer des eigenen "Erfolgs" geworden, und zwar nicht erst in diser Saison, sondern bereits seit ca. der Mitte der Rückrunde der letzten Saison.

Ausgangspunkt meiner Überlungen war eine - wie ich finde -sehr gelungene taktische Analyse des Spiels gegen Freiburg (ausgerechnet aus einem Bremen-Blog!):
http://werder-fussball-blog.net/2010/09/frankfurt-vs-freiburg-an-der-grabkammer-vorbei-gerutscht/#comments

Dabei sind mir weniger die konkreten Beobachtungen zur Freiburger Taktik wichtig, obwohl ich die auch sehr interessant finde.

Entscheidend ist: Ein Gegner wie Freiburg treibt einen enormen taktischen und läuferischen Aufwand, um unser Spiel zu zerstören und es gelingt ihm auch.

Das klingt zunächst einmal banal. Es ist aber weniger banal als es klingt. Denn dass die Gegner diesen Aufwand betreiben, ist ein relativ junges Phänomen.

Es begann in der Rückrunde der letzen Saison nach unserem Sieg in Dortmund. Mit diesem hatten wir ein Ausrufezeichen gesetzt.

Die Gegner begannen uns, als gefährliche Mannschaft wahrzunehmen, deren Stärken man analysieren und bekämpfen musste.

Und wir taten uns in der Folgezeit zusehends schwerer, uns gegen die Mannschaften durchzusetzen, denen es gelungen war, unser Spielsystem zu analysieren und unser Spiel lahmzulegen.

Zu beobachten war dies erstmals im Heimspiel gegen Freiburg unmittelbar nach dem Dortmundspiel. Dieses konnten wir zwar noch mit Glück gewinnen, aber wir taten uns sehr schwer.

Danach gab es gegen Hamburg, Stuttgart, Schalke und Hannover nur noch einen Punkt.

Allein die Bayern waren so arrogant, dass sie es nicht für nötig hielten, "destruktiv" gegen uns zu spielen. Das Ergebnis ist bekannt.

Danach gelangen uns nur noch Siege gegen den späteren Absteiger Bochum und gegen Leverkusen, das sich ähnlich wie die Bayern "zu gut" war, um destruktiv gegen uns zu spielen und gegen das wir ausserdem einen Haufen Glück hatten.

Zusammenfassend kann man also sagen: Seitdem wir uns letzte Saison als tendenziell gefährliche Mannschaft profiliert haben, spielen immer mehr Mannschaften destruktiv gegen uns und wir tun uns entsprechend schwer.

In diesem Sinne sind wir Opfer des eigenen "Erfolgs" geworden. Und wie es aussieht, setzt sich dieser Trend diese Saison fort. Ja es könnte sogar sein, dass er sich noch verschärft.

Denn vor der Saison prognostizierten uns fast allen Medien eine Platzierung im oberen Mittelfeld, und das wird den "Respekt" der Gegner vor uns eher noch verstärkt haben.

Gerade weil wir den stärksten Kader seit sechs Jahren haben, werden wir uns in dieser Saison vielleicht ähnlich schwer oder noch schwerer tun, als in der letzten Rückrunde.

Vielleicht wäre es in dieser Situation besser gewesen, Trainer und Mannschaft hätten tief gestapelt und als Saisonziel ausgegeben, die Platzierung der letzten Saison bestätigen zu wollen.

Allerdings: Vom Opfer des eigenen Erfolgs können wir auch schnell zu Profiteuren des eigenen Mißerfolges werden.

Vielleicht werden künftige Gegner nach unserem schlechten Saisonstart wieder an Respekt vor uns einbüßen, v.a. wenn sie selbst gut dastehen.

Lasst uns also auf einen überzeugenden Sieg von Leverkusen gegen Nürnberg heute hoffen. Das erhöht unsere Chancen für das Spiel am Mittwoch in Leverkusen   .

Nach all den eher abstrakten Überlegungen zum Abschluß jetzt doch noch ein Argument ad personam, und zwar ad personam des Trainers.

Denn wenn es eine Person gibt, die nach der bescheidenen Leistung gegen Freiburg Kritik verdient hat, dann ist es IMO nicht dieser oder jener Spieler, sondern am ehesten der Trainer.

Nur damit keine Missverständnisse entstehen: Ich bin nicht der Meinung , dass Skibbe ein schlechter Trainer ist, er alles falsch macht, oder gar dass Funkel besser war .

Ich finde es aber doch auffällig, dass Skibbe im Spiel offenbar nicht in der Lage ist, taktisch umzustellen, wenn deutlich geworden ist, dass es nicht läuft, sondern die Mannschaft weiter im Hamsterrad eines leerlaufenden Systems rennen lässt. Dass dies für die Motivation nicht eben förderlich ist, kann man sich vorstellen.

Einige von Euch haben bestimmt das Spiel der Bayern gegen die Roma letzte Woche gesehen. Da hat Van Gaal nach der Pause Altintop und Müller die Flügel tauschen lassen. Und prompt lief es besser.

Daran konnte man sehen, dass die Leistung von Spielern erheblich von der Position abhängt, auf die sie der Trainer stellt. Denn Müller war auf links verschenkt und avancierte auf rechts zum Matchwinner.

Solche Umstellungen würde ich bei uns gerne öfter sehen. Dass er es kann, hat Skibbe letzte Saison gegen Bayern bewiesen.

Und damit bin ich bei meinem Fazit:

Der Königsweg zu einer erfolgreicheren Saison ist mehr taktische Variablität, vor dem Spiel und während des Spiels.
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Deine Ausführungen in allen Ehren, aber ich würde mir der Übersichtlichkeit halber wünschen "die ganzen Analysen (manchmal ja eher Hasstiraden)der aktuellen Situation" in einen Thread zusammenzufassen...
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Für mich hat alles mit den gewonnenen Vorbereitungsspielen z.B. gegen Chelsea begonnen. Ich denke, das die Spieler da in eine Euphorie geraten sind, die uns jetzt zum Verhängnis wird. Es wäre besser gewesen, wir hätten ein paar der Vorbereitungsspiele verloren....


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