>

Millionen-Deal bei Schalke 06 - Gazprom steigt ein

#
Gazprom plant neue Strategie im Stromsektor
*Der russische Gaskonzern Gazprom will Handelsgesellschaften im Bereich der Energieversorgung erwerben*
#
a.saftsack schrieb:
Shell akzeptiert Mehrkosten
*Der russische Gazprom-Konzern, der für 7,45 Mrd. Dollar die Mehrheit am Öl- und Flüssiggasprojekt Sachalin-2 übernimmt, wird sich nicht entsprechend seines Anteils an den Erschließungs- und Förderkosten beteiligen. Royal Dutch/Shell hat die Mehrkosten akzeptiert.*



Dazu:

Sachalin 2: Mitsui und Mitsubishi müssen zusätzliche Milliarden einschießen

"(...)Die ausländischen Teilhaber mussten zudem darauf verzichten, für die höhere Investitionssumme nach Beginn der Förderung entsprechende Entschädigungen zu erhalten. Im Gegenzug habe die russische Regierung akzeptiert, dass sich die Erschließungskosten insgesamt auf bis zu 19,4 Milliarden Dollar verdoppelt haben dürften.

Vor einigen Monaten ist der staatlich kontrollierte Energieriese Gazprom nachträglich bei Sachalin 2 eingestiegen und hat sich 50 Prozent der Anteile plus eine Aktie an dem Projekt gesichert (Emfis berichtete). Die ausländischen Gesellschafter haben den deutlichen Anstieg der prognostizierten Erschließungskosten auf das monatelange Tauziehen um einen Einstieg von Gazprom zurückgeführt. In diesem Zusammenhang hatten die russischen Behörden immer wieder Genehmigungen für einzelne Teilprojekte zurückgehalten.(...)"

#
Gazprom steigt bei Sachalin-2 zu Discountpreis ein
*Für 7,45 Mrd. USD (5,65 Mrd. Euro) erhält Gazprom 50 Prozent plus eine Aktie am Förderprojekt Sachalin-2. Das liegt weit unter dem Marktpreis. Die bisherigen Teilhaber hoffen im Ausgleich auf nachlassenden Druck*

"Monatelang hatte der Streit zwischen russischen Behörden und dem Förderkonsortium Sakhalin Energy angehalten. Nach massiven Verstößen gegen Umweltvorschriften waren dem Konsortium mehrere Lizenzen entzogen worden. Der Leiter der russischen Umweltaufsichtsbehörde, Oleg Mitwol, hatte den Teilhabern des Milliardenprojekts, Shell, Mitsui und Mitsubishi, mit Milliardenklagen gedroht.

Offensichtlich dienten die Manöver dazu, einen Einstieg Gazproms in das lukrative Geschäft zu erwirken. Zuvor waren Verhandlungen über einen Beitritt Gazproms zu dem Konsortium gescheitert.

(...)

Doch nach dem Einstieg von Gazprom (Gasprom) sieht es so aus, als wären die größten Schwierigkeiten des Konsortiums überstanden. Ich freue mich sehr, dass die russischen Umweltbehörden und unsere Investoren eine Einigung über die Lösung der Probleme erzielen konnten. So weit ich informiert bin, können die prinzipiellen Fragen als gelöst betrachtet werden“, erklärte am Donnerstag Russlands Präsident Wladimir Putin.

Der russische Staatschef hatte persönlich der Vertragsunterzeichnung zwischen den alten und dem neu hinzugekommenen Teilhaber von Sakhalin Energy beigewohnt. Eine Geste mit Symbolwert. Schließlich ist es offenes Geheimnis, dass der Kreml, die von ihm als strategisch wichtige Bereiche eingestuften Industrien möglichst von ausländischem Einfluss frei halten will.

Die Aussagen Putins deuten auch darauf hin, was Beobachter schon länger vermutet hatten. Die Attacken gegen Shell und Co dienten keineswegs dem Umweltschutz, sondern einzig und allein dem Ziel, gute Konditionen für Gazprom auszuhandeln. Diese Aktion kann als gelungen bezeichnet werden. Der Kaufpreis liegt mit 7,45 Mrd. USD um etwa 1,5 Mrd. USD unter dem von Experten errechneten Marktpreis für das Aktienpaket. „Putin-Discount“ nannte die Wirtschaftszeitung „Wedomosti“ das Geschäft daher ironisch.

Im Gegenzug für das Einlenken der westlichen Investoren bei den Preisverhandlungen ist nun auch mit einer „flexibleren“ Haltung der russischen Regierung bei der Einhaltung der Auflagen zu rechnen. Schon gleich nach der Einigung zwischen Gazprom und Shell teilten die russischen Behörden mit, dass sie nichts mehr gegen eine von den Betreibern geplante Aufstockung der Investitionskosten einzuwenden hätten. Zuvor hatten sich die Beamten gegen diesen Punkt gesträubt, da die Einnahmen Russlands aus diesem Projekt dadurch gesenkt werden."
#
a.saftsack schrieb:

Der russische Staatschef hatte persönlich der Vertragsunterzeichnung zwischen den alten und dem neu hinzugekommenen Teilhaber von Sakhalin Energy beigewohnt. Eine Geste mit Symbolwert. Schließlich ist es offenes Geheimnis, dass der Kreml, die von ihm als strategisch wichtige Bereiche eingestuften Industrien möglichst von ausländischem Einfluss frei halten will.



"Putin versicherte jedoch, der Einstieg von Gazprom sei eine unternehmerische Entscheidung gewesen. Die Regierung sei lediglich informiert worden und habe keine Einwände erhoben, sagte er laut Interfax." Quelle

Aber sicher doch...
#
a.saftsack schrieb:
a.saftsack schrieb:

Der russische Staatschef hatte persönlich der Vertragsunterzeichnung zwischen den alten und dem neu hinzugekommenen Teilhaber von Sakhalin Energy beigewohnt. Eine Geste mit Symbolwert. Schließlich ist es offenes Geheimnis, dass der Kreml, die von ihm als strategisch wichtige Bereiche eingestuften Industrien möglichst von ausländischem Einfluss frei halten will.



"Putin versicherte jedoch, der Einstieg von Gazprom sei eine unternehmerische Entscheidung gewesen. Die Regierung sei lediglich informiert worden und habe keine Einwände erhoben, sagte er laut Interfax." Quelle

Aber sicher doch...


"Putin erklärte kurz nach der Einigung zwischen Shell und Gazprom, alle Umweltfragen, die das Projekt aufgehalten hätten, seien erledigt. Er unterstütze das Projekt vollständig." Quelle

So schnell geht das mitunter...
#
"Bei dem Streit geht es nicht nur um den Gaspreis, sondern auch um die von Gasprom seit Jahren angestrebte Beteiligung an dem weißrussischen Unternehmen Beltransgas, durch dessen Leitungen ein Teil des von Rußland über Weißrußland in die EU exportierten Gases transportiert wird. Damit erhielte Gasprom die vollständige Kontrolle über die Transportleitungen durch Weißrußland. Schon jetzt läuft der größere Teil des für die EU bestimmten Gases durch die 1997 fertiggestellte Leitung „Jamal-Europa“, die vollständig Gasprom gehört." (FAZ; 28.12.06)
#
a.saftsack schrieb:
"Bei dem Streit geht es nicht nur um den Gaspreis, sondern auch um die von Gasprom seit Jahren angestrebte Beteiligung an dem weißrussischen Unternehmen Beltransgas, durch dessen Leitungen ein Teil des von Rußland über Weißrußland in die EU exportierten Gases transportiert wird. Damit erhielte Gasprom die vollständige Kontrolle über die Transportleitungen durch Weißrußland. Schon jetzt läuft der größere Teil des für die EU bestimmten Gases durch die 1997 fertiggestellte Leitung „Jamal-Europa“, die vollständig Gasprom gehört." (FAZ; 28.12.06)



Aus dem Archiv (russland.ru; 16.2.2004):

"Der russische Gasriese Gazprom ist bereit, die Verhandlungen über die Gaslieferungen an Weißrussland zu den russischen Inlandspreisen wiederaufzunehmen, falls die weißrussische Gastransportfirma Beltransgas mindestens 50 Prozent ihrer Aktien und dabei zu einem "gerechten" Preis verkauft.

Dies erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Gazprom, Alexander Rjasanow, am Montag.

"Da wir einen einheitlichen Staat aufbauen, schließt auch Beltransgas dem einheitlichen Gasversorgungssystem dieses Staates und dem Gasprom-System an. Mit einem Aktienpaket von weniger als 50 Prozent ist es unmöglich", sagte Rjasanow in einem am Montag veröffentlichten Interview für die Zeitung "Iswestija".

(...)

Die weißrussische Regierung will für das Beltransgas-Kontrollpaket rund fünf Milliarden Dollar, wobei Gazprom bereit ist, nur noch 600 Millionen zu zahlen.

(...)"
#
Nur einen Monat vor dem jetzigen Gas-Krieg lief dies hier über den Ticker (28.11.2006):


Putin: Energiekonzerne Gasprom und Beltransgas werden Joint Venture gründen

"Der russische Gasförderer Gasprom und der weißrussische Energiekonzern Beltransgas werden ein Gemeinschaftsunternehmen auf Paritätsgrundlage gründen.

Das teilte der russische Präsident Wladimir Putin am Dienstagabend im Anschluss an ein Gipfeltreffen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) in der weißrussischen Hauptstadt Minsk mit. Konkrete Parameter der entsprechenden Vereinbarungen sollten auf der Ebene von Experten und der beiden Konzerne bestimmt werden. "Ich hoffe, dass dies noch in diesem Jahr getan wird."

Auf die Frage, ob Weißrussland die künftige Expertenschätzung akzeptieren wird, sagte Putin: "Wir haben vereibart, dass die russische wie auch die weißrussische Seite die Resultate der Einschätzung akzeptieren werden, ganz egal wie sie ausfallen."

Der russische Staatschef äußerte die Hoffnung, dass Russland und Weißrussland ihre Energieprobleme bald lösen werden. Das umso mehr, als die Einschätzung von Beltransgas bereits abgeschlossen sei.

"Ich rechne damit, dass endgültige Entscheidungen, insbesondere im Energiebereich, in nächster Zeit getroffen werden (...) Unabhängige Experten haben ihre Arbeit zur Einschätzung von Beltransgas im Grunde genommen abgeschlossen. Auf Expertenebene gibt es nicht nur gegenseitige Verständigung, sondern Vereinbarungen darüber, wie man die endgültige Entscheidung treffen soll", sagte Putin. "





Da wollte wohl jemand nicht so, wie Putin wollte..., tja, dann muss er jetzt eben im Kalten sitzen...
#
Energie: Russland dreht weiter an der Preisschraube

"(...)Politische Kreise hatten erwartet, dass am 2. April, der in Belarus als Tag der Einigkeit des belarussischen und russischen Volkes gefeiert wird, der Oberste Staatsrat zusammentritt. Der belarussische Parlamentsabgeordnete Sergej Kostjan sagte der Deutschen Welle, geplant gewesen sei, die Fristen für die Verabschiedung einer künftigen Verfassung der Staatenunion zu beschließen.

Doch am 2. April gab es keine Feierlichkeiten. Auch ein Treffen zwischen den Präsidenten Wladimir Putin und Aleksandr Lukaschenko wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Dafür kam eine Mitteilung aus Russland: Ab dem Jahr 2007 hebt Russland den Erdgaspreis für Belarus deutlich an, und zwar auf europäisches Niveau. Der Politologe Andrej Susdalzew meint, dies sei kein Zufall. Ihm zufolge hat man dem Lukaschenko-Regime jetzt deutlich zu verstehen gegeben, dass die Wahlen nun vorbei sind und die Zeit gekommen ist, für Moskaus Unterstützung zu zahlen.
(...)"




Die Rede ist von den reichlich umstrittenen Präsidentschaftswahlen in Weißrussland vom 19.3.2006. Spiegel-Online vom 20.3.2006 dazu:

"(...)Unterstützung bekam Lukaschenko dagegen aus Russland. In einer Erklärung des Außenministeriums in Moskau hieß es, das weißrussische Ergebnis sei zu respektieren. Die Wahlen hätten allgemein akzeptierte Standards erfüllt, und die Weißrussen hätten klar ihren Willen kundgetan.

Russland hat sich mit der ehemaligen Sowjet-Republik zu einer Staatenunion verbündet, deren Ziel eine engere politische, wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit ist. Ansonsten ist Weißrussland weitgehend isoliert."
#
Gasprom treibt die Preise
*Experten warnen: Auch deutsche Verbraucher werden die aggressive Preispolitik bezahlen müssen*

"Deutsche Verbraucher müssen wegen der aggressiven Preispolitik des russischen Energiemonopolisten Gasprom mit steigenden Gaspreisen rechnen. „Gasprom verfolgt eine Hochpreisstrategie, die sich in Kürze auch auf unserer Gasrechnung ablesen lässt“, sagte Claudia Kemfert, Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Die Preise könnten schon 2007 steigen.“ Auch der Energie-Experte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv), Holger Krawinkel, warnte vor negativen Folgen: „Gas wird erheblich teurer, wenn es Gasprom nicht gelingen sollte, höhere Preise im Inland durchzusetzen und neue Vorkommen zu erschließen.“

(...)

Russland liefert ein Viertel des Gases für Europa und in mehr als 20 Länder. Größter Gasprom-Kunde in Europa ist Deutschland.

DIW-Expertin Kemfert fürchtet, dass Gasprom in Kürze auch deutsche Abnehmer unter Druck setzen wird. „Das wird auch Eon heimsuchen“, sagte Kemfert. Eon-Ruhrgas ist die größte deutsche Ferngasgesellschaft mit langfristigen Lieferverträgen mit Gasprom. Auch Lieferengpässe seien 2007 nicht unwahrscheinlich. Der russische Monopolist Gasprom läuft Gefahr, seinen Exportverpflichtungen nicht nachzukommen, weil marode Pipelines saniert werden und neue Gasfelder mit hohem Kapitalbedarf erschlossen werden müssen. „Es bestehen ernste Zweifel, ob Gasprom genug Kapital für diese Investitionen aufbringen kann“, sagte vzbv-Experte Krawinkel. Da Gasprom von der russischen Regierung gezwungen werde, Gas im Inland zu niedrigen Preisen zu verkaufen, sei die Versuchung groß, die Exportpreise anzuheben. "
#
Weißrußland beugt sich Gazprom-Diktat
*Einigung auf neue Gaspreise und Übernahme des Leitungsnetzes*

"Weißrußlands Ministerpräsident Sidorski sah alles andere als zufrieden auf, bei der Unterzeichnung des neuen Liefervertrages mit dem russischen Monopolisten Gazprom. Sein Land muß künftig den doppelten Preis für die Gaslieferungen des Nachbarlandes zahlen und die Hälfte seiner Leitungsgesellschaft abtreten. Vor allem dürfte sich Minsk jedoch politisch übergangen fühlen.

Der Preis für 1000 Qubikmeter Gast steigt mit dem neuen Vertrag auf 100 Dollar. Zudem wird Gazprom 50 Prozent des weißrussischen Leitungsnetzes übernehmen, was Moskau eine strategische Rolle bei der Zulieferung nach Mittel- und Westeuropa ermöglicht.

In Minsk hat man durchaus verstanden, daß es Gazprom – hinter dem der Kreml steht – nicht nur um einen höheren Preis geht.

(...)

Nicht nur die Erhöhung der Gaspreise hatte Gazprom schon vor Monaten angekündigt; bei dem letzten Treffen von Lukaschenko und Rußlands Präsident Wladimir Putin, bei dem es um die festgefahrenen Unionsverhandlungen ging, war von milliardenschweren Zollerhöhungen für weißrussische Produkte die Rede.

Das Problem Weißrußlands ist dabei, daß der Regierung tatsächlich im Moment wenig Möglichkeiten bleiben. Putin machte im vergangenen Jahr deutlich, wie er sich die Union zwischen beiden Staaten vorstellt – als Aufsaugen der Republik Belarus in Form einer autonomen Republik innerhalb der Russischen Föderation. Dem hat sich Minsk bislang erfolgreich widersetzt.

(...)"
#
Zu den Hintergründen noch einmal die Welt (30.12.2006)

"Gazprom bietet den Weißrussen an, den erhöhten Gaspreis auch durch ein Aktienpaket am Gas-Transitunternehmen Beltransgas zu begleichen. Letzter Verhandlungsstand war, dass Minsk nicht mehr als 50 Prozent der Beltransgas-Anteile abzugeben bereit ist. "Die Russen versuchen eine schleichende Übernahme von Beltransgas", sagt der Weißrussland-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik, Rainer Lindner. Unbedingtes Ziel von Gazprom sei es, auch die Kontrolle über die Leitungen zu bekommen. Rund ein Viertel des russischen Gases gehen über Weißrussland nach Westen.

Dass dies gelingen kann, zeigt das Beispiel Ukraine. Genau vor einem Jahr hatte Gazprom ebenfalls mit einem Lieferstopp gedroht. Anschließend hatte der Energieriese nicht nur eine Erhöhung des Preises um mehr als das Doppelte erzielt. Zugleich hatte er auch die Hälfte der Anteile am Gashandelsunternehmen RosUkrEnergo bekommen, dessen Kontrolle sukzessive - laut Insidern nicht zuletzt mit Hilfe von Schmiergeldzahlungen - an die Russen übergeht."

#
Auf Schalke rollt der Rubel

"(...) Deshalb will sich Gazprom als europäisches Unternehmen darstellen und gleichzeitig mit Sport-Sponsoring gegen das Image eines halbstaatlichen, undurchschaubaren russischen Konsortiums ankämpfen. "Einen besseren Partner als Schalke hätten wir nicht finden können, um unsere Bekanntheit in Deutschland nachhaltig positiv zu steigern", sagte Hans-Joachim Gornig, der Geschäftsführer der inzwischen in Gazprom Germania GmbH umbenannten ZZG.

Die Schalker wiederum können durch den Vertrag langfristig ihre Liquidität sichern. Oder, wie es Clemens Tönnies, der Aufsichtsratvorsitzende und Initiator des Deals, ausdrückt: "Durch diesen Vertrag sind wir in unserer Entwicklung ein großes Stück weitergekommen. Einmal erlangen wir dadurch Sicherheit für unser Tagesgeschäft und zum anderen eröffnen sich durch die gleichzeitig vereinbarte Kooperation mit Zenit St. Petersburg neue Perspektiven."

(...)

In solche Verlegenheiten dürfte der Verein vor allem dank Sponsor Gazprom künftig nicht mehr kommen. "Die Vereinbarungen garantieren uns langfristig höchste Einnahmesicherheit", sagt Finanzvorstand Josef Schnusenberg. "




Nunja, langfristig höchste Einnahmensicherheit? Angesichts der Schuldenlast von Gazprom wage ich das doch leicht anzuzweifeln... - andererseits: Wenn es eng werden sollte, ist Gazprom ja jederzeit bereit, sich das Geld durch exorbitante Preiserhöhungen im Exportgeschäft wieder reinzuholen...
#
Ich möchte mich bei Allen, die diesen Thread am Leben halten, nocheinmal herzlich bedanken. Dies gilt vor Allem dem Aale Saftsack. Sei versichert. ich lese jeden Post, sehr spannend, megainformativ, Dazke
Gruß
concordia-eagle
#
Erpressung als Geschäftsprinzip

"(...)Russische Wirtschaft ist irgendwie anders. Immer mal wieder erobert das Land mit seiner halbstaatlichen Unternehmenswelt auch die Schlagzeilen und Titelseiten der Weltpolitik; mit Dingen, die es im Westen höchstens auf die Wirtschaftsseiten der Zeitungen schaffen würden. Kein gutes Zeichen, dies gleich vorweg.

GAZPROM IN UNSCHÖNER TRADITION

Zum Jahreswechsel übte sich der russische Quasi-Monopolist Gazprom in den bekannten Geschäftstugenden Erpressung, Druck und Nötigung. Das mafiöse Geschäftsgebaren hat unschöne Tradition und wird von der russischen Politik gerne geduldet, wenn nicht gefördert. Interessant ist diesmal, dass nicht politisch unbotmäßige Nachbarländer Ziel der Disziplinierung waren, so wie beim letzten Mal die Ukraine, sondern eine finstere Diktatur, die bisher nach Moskaus Geschmack war: Weißrussland, ein Staat, der in punkto Unterdrückung und Willkür den Kreml gern zu übertreffen versucht hat.

Aber beim Geld hört auch da die Freundschaft auf. Seit sich Russland darauf verlegt hat, andere Länder nicht mehr mit Methoden von Gewalt und Propaganda zu beeinflussen, sondern einen seltsam pervertierten Kapitalismus dazu nutzt, ist Linientreue nicht mehr so wichtig. Der Hintergrund ist schnell erzählt: Gazprom kann zu Weltmarktpreisen mehr verkaufen, als es hat. Da schmerzt es besonders, wenn Nachbarn wie Weißrussland traditionell nur einen Bruchteil des Preises bezahlen. Das tun zwar auch russische Bürger und Unternehmen, denen aber ist aus politischen Gründen die Daumenschraube nicht so leicht anzuziehen. Proteste der Weißrussen schmerzen Moskau weniger.

Pech nur, dass die Pipeline nach Westen durch weißrussisches Gebiet führt und daher leicht abzudrehen ist. Man fiebert bei Gazprom der neuen Ostseepipeline entgegen, aber die lässt halt noch auf sich warten. Also gab es erstmal einen Preiskompromiss, der aber einen Teil der weißrussischen Pipeline in den Besitz von Gazprom brachte - dafür muss Weißrussland nun nicht den vollständig höheren Westpreis zahlen. Nun ja. Was auf Minsk und andere Nachbarn aber erst zukommt, wenn die Ostseeleitung erst einmal fertig ist, lässt sich leicht ausmalen. Am besten heute schon anfangen zu sparen, möchte man sagen.

DEUTSCHE VORSICHT ANGEBRACHT

Für Deutschland enthält die Geschichte auch ein paar Lehren und Hinweise, über die man hier aber nicht gerne spricht. Zum einen wird schnell vergessen, dass Russland keiner internationalen Handelsorganisation von Rang angehört und sich internationalen Standards nicht verpflichtet fühlen muss. Deutschland als Großabnehmer russischen Erdgases befindet sich in einer prekären Lage, auch wenn man sie hier schönredet. Natürlich ist die Versorgung Deutschlands nicht ernsthaft gefährdet. Nicht jedenfalls, solange wir hohe Preise zahlen.

Später einmal könnte noch die Bedingung hinzukommen, gegenüber dem Kreml stets Wohlverhalten an den Tag zu legen - wenn es diese nicht ganz still und leise heute schon gibt. Und ein paar andere Gefälligkeiten mehr, je nach Bedarf. Zum Beispiel die fehlende Rechtssicherheit in Russland nicht groß zu erwähnen; sich nicht öffentlich zu wundern, wenn Manager unter konstruierten Vorwänden im Gefängnis verschwinden oder Unternehmen unter Vorspiegelung ominöser Steuerschulden einfach verstaatlicht werden.

ABKEHR VON GAZPROM

Deutschland wäre gut beraten, sich mit aller Kraft von solchen Bundesgenossen unabhängig zu machen. In der Welt nach anderen Energielieferanten zu suchen und gleichzeitig eigene Technologie rasant auszubauen, die eigene Energieversorgung gewährleistet, sei es Erdwärme, Sonne oder Wasserkraft. Was einem blühen kann, wenn man solchen Leuten wie den staatlich kontrollierten Haudegen von Gazprom ausgeliefert ist, wird man noch zur Genüge erfahren, wenn die Ostseepipeline in Betrieb ist. Bis dahin sollte man dringend jene alternativen Möglichkeiten haben.
Weder durch Beschwichtigung, noch durch ehemalige Bundeskanzler im Dunstkreis von Gazprom, noch durch Joint Ventures mit BASF oder durch gute Beziehungen wie mit E.ON Ruhrgas wird sich Russland irgendwie verpflichtet fühlen. Man frage nur die Shell nach ihren jüngsten Erfahrungen beim Vorkommen im russischen Sachalin. Bleibt zu hoffen, dass die deutsche Politik und Wirtschaft entschlossener handeln als heute von außen zu erkennen ist. Und nebenher vielleicht die monopolartigen Zustände hierzulande in Angriff nehmen - aber das ist eine andere Geschichte. "

#
Ausnahmen für Nabucco
*Russen wollen die Pipeline verhindern*

"Wien. Der Erdgasbedarf der EU wird bis zum Jahr 2011 um 29 Prozent auf 233 Mrd. Kubikmeter steigen. Russland ist Hauptlieferant, was – wie derzeit durch den Gasstreit zwischen Weißrussland und Russland ersichtlich – Versorgungsprobleme nicht ausschließt.
Damit gewinnt die neue Erdgaspipeline Nabucco an Bedeutung: Unter der Federführung der heimischen OMV geplant, soll diese vorrangig aus nicht-russischen Gasquellen aus der kaspischen Region, dem Mittleren Osten und Ägypten versorgt werden. Die russische Gazprom betont zwar immer wieder, dass es keinen Bedarf für Nabucco gebe (schließlich will man selbst eine Südeuropa-Pipeline bauen) – in der EU wird das aber anders gesehen.

Wird Nabucco gebaut, was Experten nicht mehr bezweifeln, würde man ab dem Jahr 2011 Zugang zu Gasreserven im Ausmaß von 83.000 Mrd. Kubikmetern haben. Die russischen Reserven liegen derzeit bei 48.000 Mrd. Kubikmetern.

Die fünf Nabucco-Partner sind neben der OMV Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei; in Kürze wird ein sechster Partner dazu stoßen, dem Vernehmen nach Gaz de France. Italien hat eine Spezialvereinbarung mit Russland getroffen; Deutschland baut gemeinsam mit russischen Partnern eine neue Pipeline, die durch die Ostsee führen wird. (...)"





Denn zu welchen Zwecken Russland seine Pipelines u.a. noch gerne benutzt, sieht man u.a. derzeit an der vielzitierten "Druschba"-Pipeline:

"Die «Druschba»-Pipeline sorgte bereits im vergangenen Jahr für Verstimmung zwischen Russland und dem EU-Mitglied Litauen. Russland unterbrach die Lieferungen über eine Abzweigung an die Litauer, nachdem deren größte Raffinerie Mazeikiu Nafta nicht an russische Bewerber, sondern an die polnische PKN Orlen verkauft wurde. Den russischen Beteuerungen, einzige Ursache für den Lieferstopp seien technische Probleme an der Pipeline, schenkt im Baltikum kaum jemand Glauben." Quelle
#
Noch ein Hahn abgedreht
*Auch Russland und Aserbaidschan streiten*

"Die staatliche Ölgesellschaft Socar habe am Neujahrstag jene Ölexporte nach Europa eingestellt, die durch eine durch Russland führende Pipeline laufen, sagte Socar-Exportchef Muchtar Babajew nach einem Bericht der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua.
Socar erklärte, der Grund sei ein Importstopp von russischem Erdgas, nachdem Moskau gefordert habe, die Preise mehr als zu verdoppeln. Aserbaidschan wolle das bislang exportierte Öl nun in den eigenen Kraftwerken verwenden, um das russische Gas zu ersetzen.
Aserbaidschan weigert sich, künftig statt 110 Dollar pro tausend Kubikmeter Gas 235 Dollar (180 Euro) an Russlands halbstaatlichen Energiekonzern Gazprom zu zahlen.
Wegen des Streits mit Russland erhöhte die Regierung in Baku bereits am Montag die Strom, Wasser- und Gaspreise im eigenen Land. Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung teilte mit, dass die die Strompreise auf das Dreifache und Preise für Wasser auf das 1,8-Fache angehoben würden. Gas werde um 50 Prozent teurerIm vergangenen Jahr exportierte Socar 1,17 Millionen Tonnen über die russisch kontrollierte Pipeline, die von Baku zum russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk führt.
Um von Russland unabhängiger zu werden, hatte Aserbaidschan neben Georgien, der Türkei und dem britischen Öl-Multi BP die sogenannte BTC-Pipeline realisiert, die von Baku über Georgien zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan führt.
(...)
Russland hatte auch von Georgien eine ähnlich dramatische Preiserhöhung wie von Aserbaidschan gefordert. Da Georgien im Gegensatz zu Aserbaidschan über keine nennenswerten Energiereserven verfügt, hatte Tiflis die Preiserhöhung schließlich akzeptiert. Allerdings verringerte der Kaukasus-Staat seine Abnahmemenge.
Sowohl Aserbaidschan als auch Georgien haben ihre Beziehungen zu den USA deutlich intensiviert. Manche Beobachter interpretieren die drastischen Preiserhöhungen für russisches Gas daher als Strafaktion Moskaus."





Dazu aus dem Zeit-Archiv (25.5.05):

"Die mit massiver Unterstützung der USA gebaute Ölpipeline vom Kaspischen Meer zum Mittelmeer hat am Mittwoch in der Kaukasusrepublik Aserbaidschan ihren Betrieb aufgenommen. In Gegenwart des US-Energieministers Samuel Bodman öffneten die Präsidenten Aserbaidschans, Georgiens und der Türkei bei Baku die Ventile für die fast 1800 Kilometer lange Röhre von Aserbaidschan bis zur türkischen Mittelmeerküste.
(...)
In Russland wurde die Inbetriebnahme der BTC-Pipeline mit kritischen Worten begleitet. »Es ist völlig klar, dass dieses Projekt aus politischen und nicht aus ökonomischen Motiven entstand«, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, Konstantin Kossatschow, der Agentur Interfax. Russische Analysten schätzten, die Transportkosten mit der BTC-Pipeline seien etwa doppelt so hoch wie der bisherige Exportweg des aserbaidschanischen Kaspi-Öls über den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk.
(...)"

#
Wo ist Schröder?
 
"Erst die Ukraine, dann Georgien, jetzt Weißrussland. Machtpolitik a° la Putin heißt Spielen mit den Energiemuskeln. Russlands neue Stärke sind nicht waffenstarrende Arsenale, sondern Gas und Öl. Die Energiekonzerne sind kremlhörig gleichgeschaltet.
Deutschland hängt am Tropf der russischen Energie. Der Streit um die Transitleitungen, der Poker mit Russlands Nachbarn um mehr Geld für die Energie-Kriegskasse von Gazprom oder des Pipeline-Monopolisten Transneft bekommt immer mehr den Charakter eines Vorspiels für noch größere Zockereien mit der Versorgungssicherheit Rest-Europas.

Und wo ist eigentlich Gerhard Schröder? Der Altkanzler, der Duzfreund von Putin, der Lobbyist von Gazprom. Seine Worte von der Zuverlässigkeit der Russen, von den einzigartigen Möglichkeiten einer Energiepartnerschaft mit dem Riesenreich - all das klingelt uns noch irgendwie in den Ohren. Aber Schröder ist lieber auf Tauchstation gegangen.

Für ihn ist das sicher besser, für seine Glaubwürdigkeit nicht. Denn wir alle müssen uns mit den Hinterlassenschaften einer Energiepolitik herumschlagen, die zu einseitig auf die russische Karte gesetzt hat. Wann wird der Westen erpresst? Wann gibt es Gas und Öl nur noch gegen politisches Wohlverhalten? Wann ist Kritik an der Autokratie im Kreml nicht mehr erlaubt? Fragen, die sich aufdrängen. Aber Schröder schweigt.

Die Politiker müssen jetzt ganz schnell umschalten, neue Energiequellen erschließen, alternative Energien fördern. Tempo ist angesagt, denn noch ist Putin am längeren Hebel."

#
a.saftsack schrieb:
Und wo ist eigentlich Gerhard Schröder? Der Altkanzler, der Duzfreund von Putin, der Lobbyist von Gazprom. Seine Worte von der Zuverlässigkeit der Russen, von den einzigartigen Möglichkeiten einer Energiepartnerschaft mit dem Riesenreich - all das klingelt uns noch irgendwie in den Ohren. Aber Schröder ist lieber auf Tauchstation gegangen.

So fremd ist das dem Schröder doch nicht, der kennt sich doch aus mit Erpressungen, so hat er doch immer seine Abstimmungen gewonnen. Von daher war es für ihn ja nur ein kleiner Schritt zu den Russen und ihrem Geschäftsgebahren. Und das der Schröder gerne irgendwas erzählt was so nicht zutrifft haben wir nach jeder Wahl von ihm erlebt, also auch nix neues, eigentlich ist doch alles wie immer beim Ex-Kanzler.


Teilen