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Millionen-Deal bei Schalke 06 - Gazprom steigt ein

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Ich möchte ja gar nicht bestreiten, dass man sich bei all den Artikeln schon so seine Gedanken macht. Aber ich sehe Gazprom als Unternehmen, dass mit seinem Produkt Gas, auf den deutschen Markt möchte. Was, und wie es dort in Russland passiert, ist Sache der russischen Politik/Regierung etc., und interessiert mich nicht. Somit sehe ich Schalke als Werbeträger für Gas aus Russland, und nicht als Werbeträger für ein korruptes System.
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Wenn ich Schalker wäre und mein Verein ohne die Millionen von der Russenfirma finanziell am Abgrund stehen würde......dann mache ich natürlich alles um mir die Geschichte schön zu reden.
Ohne dir nahe treten zu wollen....setze mal kurz die Vereinsbrille ab ( ich weiß...mir fällt das auch schwer ) und schau dir die Sicht der Dinge mal als Aussenstehender an.
Es ist weiß Gott nicht schön als Fan zu erfahren das die Seele eines Vereins verkauft wird.....Geld, Geld, Geld + Mafiamethoden.....na klar will man das nicht wissen!
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Schalski hat seine Seele schon längst verkauft, der Verein hat mit dem von früher genauso wenig zu tun wie ne Trümmerfrau mit nem künstlich aufgelasenen Tittenwunder von RTL2.

Die Schalskimafia diese großkotzigen Typen kann ich leiden wie Bauchweh.

Hoffentlich werden die NIEMALS Meister !!!
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BluePearl1904 schrieb:
...Somit sehe ich Schalke als Werbeträger für Gas aus Russland, und nicht als Werbeträger für ein korruptes System.  


Autsch. Nimm´s mir nicht übel, aber Gazprom als normales Unternehmen oder gar als ein Produkt zu betrachten ist angesichts all der berichteten Punkte schon deutlich mehr als nur naiv. Finde es aber trotzdem gut, dass Du Dich mit dem Thema auseinandersetzt und Dich auch hier einbringst.
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haras schrieb:
Schalski hat seine Seele schon längst verkauft...
Weil wir einen neuen Hauptsponsor haben? Hat jeder andere Club auch! Weil wir ein neues Stadion haben, dessen Name verkauft wurde? Hat auch fast jeder andere Club!
Die Schalskimafia diese großkotzigen Typen kann ich leiden wie Bauchweh.
Das bleibt Dir überlassen...
Hoffentlich werden die NIEMALS Meister !!!

Waren wir aber schon 7-mal
und auch wenn die Titel vor Gründung der BuLi gesammelt wurden, zählen sie als deutsche Meisterschaften, das ist eben Tradition!
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BluePearl1904 schrieb:
Was, und wie es dort in Russland passiert, ist Sache der russischen Politik/Regierung etc., und interessiert mich nicht.  


Yeah, mündiger Fußballfan!
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BluePearl1904 schrieb:
Ich möchte ja gar nicht bestreiten, dass man sich bei all den Artikeln schon so seine Gedanken macht. Aber ich sehe Gazprom als Unternehmen, dass mit seinem Produkt Gas, auf den deutschen Markt möchte. Was, und wie es dort in Russland passiert, ist Sache der russischen Politik/Regierung etc., und interessiert mich nicht. Somit sehe ich Schalke als Werbeträger für Gas aus Russland, und nicht als Werbeträger für ein korruptes System.  


Das ein Putin aller Wahrscheinlichkeit nach im kommenden Jahr an unmittelbar führende Position bei Gazprom rückt, ist dir bewusst? Derselbe Mensch, der solche unbeschreiblichen Dinge wie den Tschetschenienkrieg zu verantworten hat...

Sorry, aber ich bekomm da einfach die Krise, wenn man dank Vereinsbrille die Zusammenhänge nicht erkennt bzw. eher nicht erkennen will... - und ich finde das Thema nicht im Geringsten lustig. Und das hat seine Gründe...
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@ Saftsack:

Du magst bei Vielem was du schreibst Recht haben und ich schätze Deine Recherchen und Hinterfragungen. Aber Du wirst es nicht ändern können. Gazprom ist ein staatliches Unternehmen und die ganzen Verzweigungen von Putin über Geheimdienst bis zur Mafia, sind im Endeffekt kaum zu durchschauen, und schon gar nicht zu beweisen. Das ist zwar schade, wenn es so ist, aber: hätte Schalke auf den Deal verzichten sollen, wenn selbst der Ex-Kanzler mit Ihnen kooperiert? Ich denke, man muss ganz andere Organe hinterfragen, aber nicht Schalke 04. Geld regiert die Welt, das ist traurig aber wahr, aber wir müssen uns damit abfinden! Würden wir das Gazprom-Logo nicht auf der Brust tragen, wäre es ein anderer Verein, vielleicht sogar Ihr!
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BluePearl1904 schrieb:
Das ist zwar schade, wenn es so ist, aber: hätte Schalke auf den Deal verzichten sollen, wenn selbst der Ex-Kanzler mit Ihnen kooperiert?  


Aus meiner Sicht: Ja!  Das Problem bei der Sache ist, dass Russland/Putin im Westen durch die Abhängigkeit von Rohstoffimporten nicht jene Ächtung erfährt, die andere Staaten/Diktatoren erfahren, die weniger Machtmittel zur Verfügung haben. Und wenn man die reine Kosten-/Nutzenkalkulation heranzieht (angereichert mit der drückenden Schuldenlast der Blau-Weißen) und jegliche Ideale, die vielleicht zuvor noch rudimental vorhanden waren, über Bord wirft: Dann muss man diesen Deal natürlich machen, klar.

BluePearl1904 schrieb:

Ich denke, man muss ganz andere Organe hinterfragen, aber nicht Schalke 04. Geld regiert die Welt, das ist traurig aber wahr, aber wir müssen uns damit abfinden!


Das eine schließt das andere nicht aus. Zwar ist euer Verein (wenn man es denn noch so nennen mag) sicherlich kein absolut zentraler Baustein dieses Systems - aber: Aus Jux und Dollerei (oder der "emotionalen Verbundenheit" bzw. der Parallelen von wg. Bergbau und ähnlichem Marketinggedöns wegen) schieben die euch nicht die Millionen rüber. Die erwarten dafür eine Gegenleistung. Und diese liegt nicht unbedingt in erster Linie im sportlichen Erfolg, auch wenn dieser für das Aufgehen der Gazprom-Strategie äußerst wünschenswert wäre. Es geht darum dieses Unternehmen von seinem ihm (zurecht!) anhaftenden Schmuddelruf zu befreien, Vorbehalte in der Bevölkerung Westeuropas gegenüber Gazprom abzubauen. Und hier liegt der entscheidende Punkt, den ich Schalke vorwerfe: Sie lassen sich zum Propagandainstrument für einen verbrecherisches Unternehmen/einen verbrecherischen Staat umfunktionalisieren! Und genau an dieser Stelle endet bei mir jegliches Verständnis für ein solches Sponsoring.
Das diese Sache dennoch funktionieren wird, in der Tat, daran kann und werde ich genauso wenig ändern können, wie die anderen Leute, die der ganzen Sache äußerst kritisch gegenüber stehen. Gazprom schaltet große Freundschaftsanzeigen in der BLÖD; die sich daraufhin mit einem Jubel-Trubel-Heissasa-Bericht zur Sponsorenvorstellung revanchiert - gegen diese geballte mediale und ökonomische Potenz kommen solch kleine Wichte wie wir natürlich nicht an. Es ist der oberflächliche Eindruck der letztlich Volkes Meinung prägt. Der Altkanzler arbeitet bei denen, S06 trägt sie auf dem Trikot - sooo schlimm können die Russen also gar nicht sein... - Dennoch: T.S. Eliot schrieb einmal: Es ist der Versuch, der zählt. Das übliche Lamento "Man kann sowieso nichts daran ändern" entspricht nicht meiner Lebenshaltung.

BluePearl1904 schrieb:

Würden wir das Gazprom-Logo nicht auf der Brust tragen, wäre es ein anderer Verein, vielleicht sogar Ihr!


Mag sein. Ich wäre dann jedenfalls nicht mehr im Stadion.
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BluePearl1904 schrieb:
Somit sehe ich Schalke als Werbeträger für Gas aus Russland, und nicht als Werbeträger für ein korruptes System.  

Wie du später schreibst ist es ein staatliches Unternehmen, also lässt sich das nicht trennen und ihr lauft Werbung für diesen Staat. Ich weiss, viele Schalkefans wollen das nur zu gerne trennen und belügen sich dabei selber um sich selber zu beruhigen. Das kennt man ja in Deutschland, immer schön die Augen vor der Wahrheit verschliessen, wurde ja schon oft genug gemacht, erst im tausendjährigen Reich, dann in der DDR, jetzt auf Schalke.
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BluePearl1904 schrieb:
Was, und wie es dort in Russland passiert, ist Sache der russischen Politik/Regierung etc., und interessiert mich nicht.  



"Europa muss politischen Druck auf Russland ausüben", fordert Abumuslimow*. Nur so könne Präsident Putin zum Einlenken im Konflikt bewegt werden. An die Adresse Europas richtet Abumuslimow gleichzeitig schwere Vorwürfe: "Europa trägt eine wesentliche Mitschuld am zweiten Tschetschenien-Krieg." So habe die OSZE ihr Versprechen, Russland auf die Erfüllung des Friedensvertrags von 1996 zu verpflichten, nicht eingelöst. Indem Staatschefs wie Bundeskanzler Gerhard Schröder Verständnis für die russische Position signalisierten, unterstützten sie "offen den Genozid in Tschetschenien". Schröder hatte anlässlich eines Putin-Besuchs gesagt, nach den Terroranschlägen in den USA müsse auch die russische Tschetschenien-Politik "differenzierter" bewertet werden.Dies kommt der russischen Lesart des Konflikts entgegen, die Russlands Verteidigungsminister Sergej Iwanow vor wenigen Tagen in München erneut vortrug: Er verteidigte die Militärintervention in Tschetschenien als "Kampf gegen den Terrorismus". Der russische Menschenrechtler Sergej Kowaljow bezeichnete die Vorgänge als "Genozid". 50000 Menschen sind nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen seit Beginn des zweiten Tschetschenien-Kriegs im September 1999 ums Leben gekommen, Hunderttausende auf der Flucht."Fast jeden Tag werden Menschen festgenommen, verschwinden spurlos", sagt Abumuslimow. Die Welt 10.02.02


Der Spiegel (Printausgabe 28.10.02):

Abumuslimow: Wir sind seit langem empört über die Position der westlichen Regierungen, vor allem der USA, Englands und Deutschlands. Sie helfen mit ihren Weggucken, ein ganzes Volk auszulöschen. Nur weil es angeblich um Russland territoriale Integrität geht. Das ist doch verlogen.



Die Quellen sind zwar schon ein bisschen älter, die Lage jedoch unverändert schlimm, so dass die Bewertung deiner Haltung auch weiterhin absolut negativ ausfällt.


*Said Hassan Abumuslimow war nach Russlands erstem Tschetschenien-Krieg Vizepremier der Kaukasus-Republik und hält sich gegenwärtig (=Okt. 02) in der Türkei, in Aserbaidschan und Deutschland auf (zitiert nach "Der Spiegel Nr.44/02; 28.10.2002)
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Putins Kalte-Kriegs-Trommeln (Focus; 12.02.07)

"(...)Wer heute die vom Kreml kontrollierten russischen Fernsehsender ansieht – und andere gibt es kaum noch – fühlt sich ein wenig wie in einer Zeitmaschine: Zu Breschnews Zeiten klang vieles kaum anders – bis auf die Namen der Politiker. „Heute erfüllte sich der größte Traum des Präsidenten Venezuelas Hugo Chavez“, kommentierte etwa der Sender NTW, der Gerhard Schröders neuem Brötchengeber Gazprom gehört, im Juni 2006 Moskauer Waffenlieferungen an Washingtons Erzfeind: „Jetzt können seine Soldaten eine mögliche Aggression des amerikanischen Imperialismus abwenden, indem sie die zuverlässigste Waffe der Welt kräftig in die Hand nehmen – eine Kalaschnikow.“
An der Propaganda-Front wird fast täglich geschossen. Nach dem Tod von Slobodan Milosevic im März 2006 beim Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag brachten die kremltreuen Medien den Verdacht unters Volk, der Westen sei für den Tod des Ex-Präsidenten verantwortlich. Selbst Bagatellen werden zum Ernstfall: Als der norwegische Küstenschutz im Oktober 2005 einen Fischkutter aufbrachte, der illegal in einer Schutzzone seine Netze ausgeworfen hatte, beherrschte die angebliche Aggression von Seiten des Nato-Landes tagelang die Medien; der illegal fischende Kapitän wurde fast schon als Nationalheld gefeiert.
Im Juni 2006 sorgte das ukrainisch-amerikanische Manöver „Sea Breaze“ für politische Sturmböen. Über die Ankunft eines 200 Mann starken US-Vorkommandos auf der ukrainischen Krim berichteten die russischen Sender wie über eine Invasion im eigenen Land. Was der russische Fernsehzuschauer nicht erfuhr: Es handelte sich in Wirklichkeit um Übungen im Rahmen des Programms „Partnerschaft für den Frieden"– an dem auch Russland teilnimmt. Rechtspatriotische Politiker sind in den Medien allgegenwärtig – wie Alexander Dugin, der zum Heiligen Krieg gegen Washington aufruft: Gegen den „Antichristen USA“ und „seine Helfershelfer zu kämpfen“ ist laut Dugin “die religiöse Pflicht jedes Gläubigen“.
Das „Kalte-Kriegs-Trommeln“ in den Medien fruchtet. Um Patriotismus zu beweisen, dreschen hochrangige Beamte, Militärs und Politiker fast schon gebetsmühlenhaft antiwestliche Parolen. Anders der Präsident: In einer Art Arbeitsteilung lächelte Putin selbst auf dem internationalen Parkett geschmeidig gen Westen. Schläge verteilte er bislang nur mit dem Samthandschuh, aus sicherer Deckung. Etwa nach dem Geiseldrama in Beslan 2004, als er andeutete, dass der eigentliche Feind woanders sitze: „Es gibt Kräfte, die ein dickes Stück von Russland abbeißen wollen. Andere Kräfte helfen ihnen.“ Für Zuhörer mit Sowjet-Erfahrung war klar, wo der gemeinte Feind sitzt: jenseits des großen Teichs.
Wenn der Kreml-Chef jetzt auf solche Zweideutigkeit verzichtet und im Klartext auf den politischen Putz haut, dürfte das zwei Gründe haben: Dank des neuen Reichtums durch die gigantischen Öl-Einnahmen fühlt sich Moskau wieder als Weltmacht – und hält es nicht mehr für nötig, daraus einen Hehl zu machen. Zum anderen ist 2007 ein Wahljahr: Im Dezember wird das Parlament neu gewählt, im März 2008 der Präsident. Vieles spricht dafür, dass der Kreml mit äußeren Feindbildern und der Beschwörung einer Bedrohung von inneren Problemen ablenken will – und auch davon, dass die Menschen bei den Wahlen wohl keine echte Wahl haben werden. Nachdem im Inland die antiwestliche Stimmung über die Jahre angeheizt wurde, kann der Präsident jetzt mit klaren Worten die Ernte einfahren.
Dabei entstammen die aggressiven Töne neben Taktik wohl auch Überzeugung. Im Jahr sieben unter dem Ex-KGB-Offizier Putin stammen nach Angaben von Experten knapp 80 Prozent der Moskauer Politik-Elite aus den Sicherheitsdiensten. Beim KGB wurde ihnen demnach ein sehr spezifisches Weltbild eingetrichtert: Geprägt von Krisen, Kampf und Krieg – die quasi ihre Existenzberechtigung sind. KGB-Offiziere fühlen sich tendenziell von Feinden umzingelt, wittern gerne Intrigen und Verschwörungen, fassen Kritik als Propaganda und Provokation auf und neigen dazu, alle Mittel der Gegenwehr für erlaubt zu halten. Die Mehrzahl von ihnen sieht in der Niederlage im Kalten Krieg eine Schmach und sehnt sich nach Revanche.
(...)"
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Putin verstärkt arabische Kontakte
*Nachdenken über Gaskartell*

"(...) Saudi-Arabien und Russland als die grössten Erdölexporteure der Welt seien keine Konkurrenten, sondern Partner, sagte Putin in Riad, wo er von Kronprinz Sultan empfangen wurde. Er wurde auf seiner dreitägigen Reise durch die Region von den Chefs grosser Konzerne wie Gazprom, Lukoil und der Russischen Eisenbahn begleitet.
Putin flog am Montag in das Emirat Katar weiter. Dort vereinbarte er mit dem Herrscher, Scheich Hamad bin Chalifa Al-Thani, eine engere Zusammenarbeit vor allem im Energiebereich. Der russische Staatschef bekräftigte, man müsse auch gemeinsam über den iranischen Vorschlag eines Gaskartells nachdenken.(...)"
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Keine von ihnen
*Unter Wladimir Putin gleicht kritischer Journalismus immer mehr dem Spielen von russischem Roulette.Voraussetzungen und Folgen des Mordes an Anna Politkowskaja. Und was das alles mit russischen Geburtstagstraditionen zu tun hat*

"(...)Unter Wladimir Putin schaltete der Kreml die meisten überregional bedeutenden Medien – vor allem das Fernsehen, das für viele die einzige Informationsquelle ist – gleich. Sie erfüllen nun wieder jene Mission, die ihnen bereits in der Sowjetzeit zukam: Erklärung, Verteidigung und Rechtfertigung der Politik des Kremls. Von einer möglichst unabhängigen „vierten Gewalt“, welche die drei staatlichen Gewalten demokratisch kontrolliert, ist kaum noch die Rede. Davon kann sich jeder überzeugen, der etwa die wichtigsten landesweit zu empfangenden Sender – den „Ersten Kanal“, „Russland“ und NTV – verfolgt.

Nach einer im April 2006 präsentierten Untersuchung des russischen Zentrums für Extremjournalistik widmet sich die innenpolitische Berichterstattung dieser drei Stationen zu jeweils rund 90 Prozent der Tätigkeit der Führung, also vor allem des Präsidenten, der Regierung und der De-facto-Regierungspartei „Einheitliches Russland“. Parteien wie die „Union der rechten Kräfte“ (SPS), „Jabloko“ des Wirtschaftsreformers Grigorij Jawlinskij, unabhängige Abgeordnete usw. kommen nicht oder im Zehntelprozentbereich vor. Somit wird die demokratische Opposition nicht einmal kritisiert: Das Fernsehen erweist ihr schlicht nicht die Ehre einer Erwähnung. Das schlägt sich zwangsläufig in Bewertungen der internationalen Pressefreiheit nieder.

So nahm Russland im von der bekannten NGO „Reporter ohne Grenzen“ für 2005 erstellten „Weltweiten Index für Pressefreiheit“ unter 167 Staaten die 138. Stelle ein (erster Rang Finnland, 16. Österreich, 167. Nordkorea). Ein ganz ähnliches Bild zeichnete die NGO „Freedom House“, auf deren aktueller Liste von 194 Ländern und Territorien Russland auf dem 158. Platz rangiert (erster Rang Finnland/Island, 41. Österreich, 194. Nordkorea).

Anna Politkowskajas Nowaja Gazeta („Neue Zeitung“) gehört zu den wenigen Blättern, die es (noch) wagen, gegen den staatlich orchestrierten Mainstream anzuschreiben. Die Auflage der zweimal pro Woche erscheinenden Zeitung beträgt 550.000 Stück: allerdings in einem 17 Millionen Quadratkilometer großen Land mit 143 Millionen Einwohnern. Sie ist selbst in Großstädten wie Moskau und St. Petersburg nicht überall zu bekommen, von der Provinz ganz abgesehen. Vor allem aber schweben ihre Mitarbeiter in ständiger Gefahr um Leib und Leben: 2000 wurde Igor Domnikow ermordet, 2003 starb der stellvertretende Chefredakteur (und Abgeordnete der Staatsduma, des Unterhauses des Parlaments) Igor Schtschekotschichin unter rätselhaften Umständen; die Redaktion ist inzwischen sicher, dass er einem Giftanschlag zum Opfer gefallen ist.

2006 verlor sie mit Anna Politkowskaja ihre profilierteste Redakteurin. Allerdings wurden auch andere bekannte Journalisten ermordet, so 1994 der Mitarbeiter der Boulevardzeitung Moskowskij Komsomolez, Dmitrij Cholodow (der Korruption im russischen Militär aufdecken wollte), 1995 der TV-Moderator Wlad Listjew und 2004 Paul Chlebnikow, Herausgeber der russischen Ausgabe von Forbes. Nach Angaben des Committee to Protect Journalists in New York starben zwischen 1991 und Anfang Oktober 2006 in Russland 42 Journalisten einen gewaltsamen Tod, davon 13 seit Putins Amtsantritt 2000. Es ist allerdings auffällig, dass nationalistische Journalisten und Agitatoren so gut wie nie Gewaltakten zum Opfer fallen. Niemand, der mit der politischen Realität in Russland auch nur oberflächlich vertraut ist, wird an einen Zufall glauben.

Am 7. Oktober wurde Anna Politkowskaja im Lift ihres Wohnhauses mit vier Schüssen aus einer Makarow-Pistole, die am Tatort zurückblieb, getötet. Viele Beobachter zeigten sich von diesem offenkundig politisch motivierten Auftragsmord weit weniger überrascht als von dem Umstand, dass Politkowskaja so lange am Leben bleiben hatte können. Sie war ohne Leibwächter unterwegs gewesen. Ein solcher hätte ihr Leben, wenn überhaupt, wohl nur unwesentlich verlängert. Die jüngere Vergangenheit Russlands kennt zahlreiche Beispiele von „Abrechnungen“, denen Personen trotz ihrer Bodyguards (oder zusammen mit ihnen) zum Opfer fielen. Politkowskaja hatte ihre besonders im Ausland große Bekanntheit für eine „Lebensversicherung“ gehalten. In einem ihrer letzten Interviews meinte sie: „Der Westen ist eine kugelsichere Weste für mich. Wenigstens bringt man mich nicht um“.

Natürlich ist es besonders tragisch, die Stimme einer Toten diese Worte im Radio formulieren zu hören. Anna Politkowskaja war als Tochter sowjetukrainischer Diplomaten 1958 in New York zur Welt gekommen. 1980 absolvierte sie die Fakultät für Journalismus der Lomonosow-Universität in Moskau. 1982 bis 1993 arbeitete sie für verschiedene Medien, darunter die bekannte Zeitung Iswestija. 1994 bis 1999 leitete sie die Abteilung „Außerordentliche Vorfälle“ der Obschtschaja Gazeta („Allgemeine Zeitung“), eines der damaligen Flaggschiffe der demokratischen russischen Presse. Seit 1999 war sie für die Novaja Gazeta tätig, wo sie sich besonders für die russische Militärintervention in Tschetschenien interessierte. Sie beließ es aber nicht bei bloßer Berichterstattung, sondern setzte sich aktiv – auch in Gerichtsverfahren – für die Familien gefallener russischer Soldaten und die tschetschenische Zivilbevölkerung ein.

So organisierte sie im Dezember 1999 die Evakuierung von 89 Bewohnern eines Altersheims aus dem von der russischen Armee belagerten Grosny. Sie half auch mittellosen tschetschenischen Flüchtlingen in Lagern in Inguschetien, der westlichen Nachbarrepublik Tschetscheniens. Was ihr in den meisten Ländern der Welt größte Achtung eingebracht hätte, ist im heutigen Russland ein Programm für eine kleine Minderheit, die sich zudem dem Verdacht aussetzt, „tschetschenischen Terroristen“ zuzuarbeiten. Das war sogar die Überzeugung von Politkowskajas Ehemann Alexander, was zur Scheidung führte. Sie selbst bestand darauf, zwischen der russischen Armee und den tschetschenischen Widerstandskämpfern neutral zu sein und nur der leidenden Zivilbevölkerung beizustehen und bestritt sogar, ein wirklich „politisches Tier“ zu sein.

Politkowskaja blieb in ihrer Heimat durchaus nicht ohne Anerkennung: Sie konnte sich auf einen treuen Kreis an Lesern und Anhängern aus dem Lager der demokratisch gesinnten Öffentlichkeit stützen und heimste Preise des russischen Journalismusverbandes ein. Noch mehr Aufmerksamkeit erregte ihre Arbeit freilich im Ausland: Das deutsche P.E.N.-Zentrum, die OSZE, Amnesty International, die International Women’s Media Foundation, die Kulturzeitschrift Lettre International usw. erkannten ihr Auszeichnungen zu. Politkowskajas Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Auf Deutsch erschienen „Tschetschenien. Die Wahrheit über den Krieg“ (2003) und „In Putins Russland“ (2005).
Mehrmals bot man ihr für die Verbreitung von (aus der Sicht des Kremls) „guten Nachrichten“ über Tschetschenien und die dortige russische Kriegsführung Geld an. Als dies nichts fruchtete, setzten Drohungen ein. Mehrere Attentatsversuche, deren Hintergründe stets unklar blieben, folgten. So konnte Politkowskaja Anfang September 2004 nicht in die nordkaukasische Republik Nordossetien reisen, um eine von pro-tschetschenischen Geiselnehmern besetzte Schule in Beslan zu besuchen und Verhandlungen zu führen, weil man ihr im Flugzeug Gift in den Tee schüttete; sie kam aber mit einem Krankenhausaufenthalt davon. Politkowskaja hat um die Gefährdung ihres Lebens gewusst.
Illusionen über die Absichten und Methoden jener, deren Aktivitäten sie in ihren Büchern, Artikeln und Auftritten beschrieb, waren von vornherein ausgeschlossen. Sie mochte trotzdem nicht von ihrem Engagement ablassen. War sie deswegen – so eine Vermutung der schweizerisch-slowakischen Journalistin und Tschetschenien-Spezialistin Irena Brezná, die Politkowskaja persönlich gekannt hatte – ein „geistiger Kamikaze“? Oder glaubte sie an eine Mission, die sie – auch unter erheblichem Risiko – erfüllen wollte? Jedenfalls wird Anna Politkowskajas Platz leer bleiben. Sie ist nicht zu ersetzen. Nicht in Putins Russland. Sie hatte dem „System Putin“ einen Spiegel vorgehalten. Da zu oft eine Fratze zu sehen war, entschied irgendjemand, nicht etwa das System zu ändern, sondern den Spiegel zu zerschlagen. Allerdings hätten auch 100 Journalisten vom Schlage Politkowskajas den Kurs des Kremls nicht um einen Millimeter zu verrücken vermocht. Sie dürfte einfach zunehmend lästig gefallen sein.
Dem Kreml nahe stehende Politiker, Medien und „Polittechnologen“ (wie man in Russland die Spindoktoren nennt) brachten sofort in Umlauf, dass der Mord an Politkowsksja von Putin-Gegnern (konkret genannt wurde der exilierte Oligarch Boris Beresowskij) initiiert worden sein könnte, um „den Staat“ und „die Führung“ anzuschwärzen. Das war vom Inhalt her ebenso kurios wie in der Methode charakteristisch: Die erste Sorge galt wieder Putin und dem zunehmend mit ihm und seiner Tätigkeit gleichgesetzten „Staat“. Der Kreml und seine Propagandisten hatten somit nichts Besseres zu tun, als sich wegen eines angeblichen Imageverlustes selbst zu bemitleiden.
Der Zustand von Presse und Meinungsfreiheit, ja der elementaren Sicherheit von kritischen Journalisten nicht etwa im Kriegsgebiet Tschetschenien, sondern in der Hauptstadt Moskau spielte demgegenüber keine Rolle. Diese Argumentationsrichtung hatte Putin selbst vorgegeben, als er – nach tagelangem Schweigen – ausrichtete, dass der Mord an Politkowskaja „Russland mehr Schaden zugefügt (habe) als ihre Publikationen“.
Anlässlich von Aufsehen erregenden Unfällen, Katastrophen oder eben Mordfällen wird in Russland oft verlautbart, dass dieser oder jener hoch gestellte Funktionär, Minister oder sogar Putin selbst die Nachforschungen „unter seine persönliche Kontrolle nimmt“. Im Falle Politkowskajas fiel diese Rolle Generalstaatsanwalt Jurij Tschaika zu, was offenbar gegenüber dem Ausland den Eindruck einer Wichtigkeit der Angelegenheit erwecken soll. In der Vergangenheit war die Involvierung hoher und höchster Kreise in Untersuchungen politischer Mordfälle allerdings stets eine Garantie dafür, dass die Auftraggeber unerkannt blieben. Es ist nicht einmal sicher, dass sie die zuständigen staatlichen Organe wirklich suchen.
Politkowskajas Recherchen zu Korruptionsaffären insbesondere in den Ministerien für Inneres und Verteidigung hatten ihr dort naturgemäß keine Freunde verschafft. Der satirische politische Kommentator Viktor Schenderowitsch meinte – dieses Mal ohne auf eine Pointe zu zielen – unter Anspielung auf den Föderalen Sicherheitsdienst (FSB), dass „jene Leute diesen Mord untersuchen werden, die die gleichen Korridore hinuntergehen wie die, die ihn in Auftrag gegeben haben“. Russische Geheimdienste hatten Politkowskaja nicht einmal bei ihrem Aufenthalt am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien zwischen Oktober und Dezember 2001 unbeobachtet gelassen.
Aber selbst wenn die viel zitierten „Kreml-nahen Kreise“ nichts mit der Ermordung Politkowskajas zu tun haben sollten, so haben sie doch ein gesellschaftliches und politisches Klima geschaffen oder immerhin zugelassen, in dem solche Vorkommnisse möglich wurden. Die ständige Suche von Putins Geheimdiensten und staatlich kontrollierten Medien nach „Spionen“ und „Feinden“ stößt in einer zunehmend xenophoben slawischen Mehrheitsbevölkerung auf erhebliche Zustimmung. Allen Meinungsumfragen zufolge erfreut sich die Parole „Russland den Russen!“ zunehmender Popularität – und das in einem Vielvölkerstaat mit dutzenden Ethnien.
Am 21. August 2006 verübten rechtsextreme Terroristen einen Bombenanschlag auf den bevorzugt von Chinesen und Vietnamesen frequentierten Moskauer Tscherkisowskij-Markt, der zehn Menschen tötete, bis zu 55 verletzte und im Westen dennoch weitgehend unbeachtet blieb. Verhasst war Politkowskaja auch bei Banden, die sich mit hakenkreuzähnlichen Symbolen auf Fantasieuniformen in der Öffentlichkeit zeigen und nicht einmal bei ihren Wehrsportübungen in und um Moskau behindert werden. Aus dieser weltanschaulichen Ecke ertönen regelmäßig Aufrufe, mit den „Feinden Russlands abzurechnen“. Politkowskaja stand auch nachweislich auf von radikalen Gruppierungen wie „Wille Russlands“ publizierten „schwarzen Listen“ von zu beseitigenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Rechtsradikale Abgeordnete der Staatsduma mit einem gewissen Nikolaj Kurjanowitsch an der Spitze brachten im März 2006 eine Liste der „Feinde Russlands“ in Umlauf, die (wenig überraschend) auch nicht ohne Politkowskaja auskam. Natürlich könnte die Staatsmacht allen diesen Vorgängen einen Riegel vorschieben, doch dies geschieht aus mehreren Gründen nicht. So glauben bestimmte hohe Stellen offenkundig, politisches Kapital gewinnen zu können, wenn sie radikale Nationalisten gewähren lassen. Und manche Vertreter des Kreml-Establishments scheinen ihnen ideologisch durchaus nicht fern zu stehen. So machte es sich der stellvertretende Leiter der Präsidialadministration Putins und sein wichtigster Ideologe, Wladislaw Surkow, ganz einfach: „Jeder, der uns nicht unterstützt, ist unser Feind.“
Eine ganz andere Erfahrung als die Aufwind spürenden Nationalisten machen russische Menschen- und Bürgerrechtsgruppen: Sie stehen ständig unter Rechtfertigungsdruck und sehen sich dem Generalverdacht ausgesetzt, zu „spionieren“ (unter anderem für „ausländische Geheimdienste“), „Feinden“ zuzuarbeiten, von ausländischen NGOs Geld anzunehmen, einen Umsturz vorzubereiten und so weiter.
Ihre Aktivisten sind ständig mit Drohungen, Behinderungen und Schikanen konfrontiert. Die Staatsmacht versucht, ihnen die angestammte Arbeit so weit wie möglich zu verleiden. Auch die im Ausland wohl bekannteste russische Menschenrechtsorganisation Memorial bildet da keine Ausnahme. Missliebige Verbände sehen sich mitunter überhaupt verboten. All das geschieht in Putins Reich natürlich nicht zufällig oder gar gegen den Willen des Kremls. Es ist auch keine Verkettung unglücklicher Umstände, sondern geht auf Entscheidungen an der Spitze der politischen Hierarchie Russlands zurück.
Politkowskaja hatte sich sehr kritisch über das Regime des Statthalters Tschetscheniens von Putins Gnaden, Ramzan Kadyrow, geäußert. Bei einem persönlichen Treffen mit Kadyrow in dessen Zentrale in dem tschetschenischen Dorf Zentoroi ließ er es nicht an Deutlichkeit fehlen: „Du wirst dich für alles verantworten müssen, was du getan hast“. Im Vorabdruck eines Artikels, der erst kommendes Jahr in einem Buch des Englischen PEN hätte veröffentlicht werden sollen, in der Washington Post vom 15. Oktober schrieb Politkowskaja ganz offen über die Mordabsichten Kadyrows. Verschiedene russische und ausländische Medien, darunter die Londoner „Times“, spekulierten über ein Videoband im Besitz Politkowskajas, das die Involvierung Kadyrows in Folterungen beweisen soll. Dieser hätte allerdings als Putins Mann selbst dann von der russischen Justiz nichts zu befürchten, wenn er mit der noch rauchenden Pistole in der Hand ertappt worden wäre.
Die Länge der Liste der in Frage kommenden Auftraggeber des Mordes zeugte in den Worten der Russland-Kennerin Anna Schor-Tschudnowskaja „vom Vorherrschen politischer Denk- und Handlungsmuster, die mit einer Demokratie nach westeuropäischem Muster nichts gemeinsam haben“. Natürlich ist denkbar, dass der russischen und ausländischen Öffentlichkeit irgendwann irgendwelche „Täter“ präsentiert werden, aber auch das wäre für sich genommen unter den Bedingungen der gegenwärtigen autoritären russischen Realverfassung und einer gelenkten Judikative wenig aussagekräftig. Klar zu identifizieren sind nur die Nutznießer des Mordes – Putins Kreml, das russische Militär (insbesondere in Tschetschenien) und Kadyrow. Sie alle können nun noch ungestörter schalten und walten als zuvor.
Die Umstände des Mordes verdienen nähere Betrachtung, da sie eindeutige „Mitteilungen“ enthalten. So handelte es sich geradezu um eine demonstrative „Hinrichtung“ im Zentrum der Hauptstadt – obwohl es natürlich möglich gewesen wäre, Politkowskaja bei einer ihrer mehr als 50 Reisen nach Tschetschenien durch eine „verirrte Kugel“ zu töten, „verschwinden“ zu lassen oder einen Autounfall zu „organisieren“.
In diesen Fällen hätten aber Zweifel an den Umständen ihres Todes zurück-
bleiben können, die man offenbar erst gar nicht aufkommen lassen wollte. Der Mord vermittelt zudem eine mehr als eindeutige Warnung an andere aktive und potenzielle Kritiker von Putins Kurs nicht nur in den letzten unabhängigen Medien: Sie sollen nicht die gleichen „Fehler“ wie Politkowskaja begehen. Dem verwegenen Häuflein an demokratischen Politikern, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten sollte vor Augen geführt werden, dass – wenn man sogar eine Starreporterin aus dem Weg räumen konnte – niemand mehr sicher ist.
Kadyrow wurde am 5. Oktober 30 Jahre alt. Er könnte nun, nach der vom Kreml 2003 oktroyierten Verfassung Tschetscheniens, auch offiziell Präsident der Republik werden und damit den bisherigen Strohmann Alu Alchanow ablösen. Verschiedene Stimmen brachten den Mord an Politkowskaja mit diesem Umstand in Verbindung und vermuteten, dass man Kadyrow aus Anlass seines Geburtstages den Kopf seiner schärfsten Kritikerin auf einem Silbertablett servieren wollte.
Das klingt nur in westeuropäischen Ohren nach einer bizarren Verschwörungstheorie, nicht aber für Kenner der Realität im heutigen Russland und der Symbolkraft bestimmter Tage und Ereignisse. So hält es Jewgenij Kiseljow, einer der bekanntesten und bestinformierten Journalisten Russlands, für durchaus möglich, dass es im Kreis jener, die Politkowskaja gehasst hatten, „Speichellecker“ gab, für die „ein Menschenleben eine Kopeke wert ist und die leicht anlässlich eines Feiertages oder Geburtstages … ihren Patronen ein solches blutiges Geschenk machen“ könnten. So unternahmen die russischen Truppen gerade in der Neujahresnacht 1994/95 einen Großangriff auf Grosny, weil man dem damaligen Verteidigungsminister General Pawel Gratschow, der am 1. Jänner Geburtstag hat, eine eroberte tschetschenische Hauptstadt präsentieren wollte. Der Sturm scheiterte kläglich an der so geschickten wie entschlossenen Verteidigung der Tschetschenen.
Etwa tausend russische Soldaten – darunter 18-jährige Wehrpflichtige, die bis dahin keine Waffe gesehen hatten – kamen um. Geburtstagskind Gratschow blieb ohne Geschenk. Übrigens feierte genau am Tag der Ermordung Politkowskajas ein besonders prominenter Politiker Geburtstag: Wladimir Putin."

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Neuer Artikel in der Zeit:
http://www.zeit.de/2007/14/Gasprom
Eine Reise mit dem FC Schalke 04 zu den Quellen seiner Sponsorengelder in Sibirien.
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@ Saftsack Janik und co.

Danke für die Infos.. mal wieder. Macht bitte weiter so und keine Angst, ich denke ich bin nicht der einzige der hier interessiert mitliest!
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Vael schrieb:
@ Saftsack Janik und co.

Danke für die Infos.. mal wieder. Macht bitte weiter so und keine Angst, ich denke ich bin nicht der einzige der hier interessiert mitliest!


Ja, im Moment komme ich leider nur zeitlich nicht so dazu, den Thread so zu pflegen, wie dies wünschenswert wäre. Und wer sich fragt, wie dann dieser Monsterbeitrag im F&F von mir entstand - das ging alles auf die Kosten der Schlafenszeit...

Auch von mir auf jeden Fall vielen Dank an alle, die dafür sorgen, dass dieses eminent wichtige Thema nach wie vor am Laufen gehalten wird.
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Stimmt, man sollte mal wieder die Fortführung dieses threads ausdrücklich loben. Der Artikel in der Zeit, den ich ohne meinen "Presseattache Forum" wieder mal nicht gesehen hätte, ist einfach großartig. Er zeigt in seltener Eindeutigkeit, was ich schon vermutet hatte: Die Schalker Vereinsführung sind tatsächlich ganz kleine Würstchen, die für die Meisterschaft ihre Seele an den Teufel verkaufen. Goethes Faust ist eben auf ewig das urdeutsche Drama.
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Kommentar: Schönes Schauspiel

"Der zweite Akt im Schauspiel um die Zerlegung von Yukos ist zu Ende. Ähnlich wie im vorangegangenen hat sich ein westlicher Energiekonzern als Mitspieler eingefunden, der bereit ist, der festgelegten Auktions-Dramaturgie zu folgen. Das Regieteam um Kremladministration, Yukos-Konkursverwalter sowie Gazprom und Rosneft wird es danken.

Anders als TNK-BP vor einer Woche, wurde der italienische Energiekonzern Eni direkt fürstlich entlohnt. Aus der Konkursmasse von Yukos fiel Eni zu einem Discountpreis ein 20-prozentiges Aktienpaket der Gazprom-Tochter Gazprom Neft zu sowie lukrative Gasfördereinheiten in die Hände. TNK-BP musste sich mit der Rolle des Statisten begnügen, damit der Staatskonzern Rosneft zuschlagen konnte. Dafür darf das russisch-britische Gemeinschaftsunternehmen dann in Zukunft mit etwas mehr politischem Wohlwollen in Russland rechnen.

Die Motive der westlichen Akteure sind durchaus verständlich: TNK-BP steht in Russland selbst mit dem Rücken an der Wand und kommt bei einem seiner wichtigsten Projekte – dem Gasfeld Kowykta – nicht voran. Eni wiederum sichert sich mit dem Zugriff auf Fördereinrichtungen in Russland neue Reserven. Sicherlich werden die Italiener nicht auf der gesamten Beute sitzen bleiben dürfen: Sie haben Gazprom schon einen Teil des Kuchens angeboten.

Für das russische Regieteam ist das Schauspiel heute schon ein großer Erfolg: Es verleiht dem Ende von Yukos einen legalen Anstrich.(...)"




Energiemarkt: Eni und Gazprom rücken zusammen

"(...) Gazprom-Vizevorstand Alexander Medwedew schloss nicht aus, dass sein Konzern die Kaufoption auch "binnen weniger Tage" nutzen werde. "Gazprom würde von Eni auch jeweils 51 Prozent der Anteile an Arktikgas und Urengoil gerne übernehmen", sagte Medwedew nach der Versteigerung. Eni und Gazprom hatten die Vereinbarung nach seinen Angaben kurz vor der Auktion getroffen, nachdem die Teilnehmer feststanden.

Die britische Wirtschaftszeitung "Financial Times" berichtete, Gazprom habe aus Angst vor möglichen Klagen von Yukos-Aktionären nicht selber bieten wollen. Die Option auf das von Eni ersteigerte Paket gelte bis zu drei Jahre, schrieb das Blatt unter Berufung auf informierte Kreise. Nach der Übernahme des 20-prozentigen Anteils wäre Gazprom Alleininhaber von Gazpromneft.

Der Einstiegspreis des Pakets lag bei 144,776 Milliarden Rubel. Es gab insgesamt 26 Gebote. Bei einem Preis von 146,336 Milliarden Rubel stieg der größte unabhängige russische Gasförderer Novatek aus. Dritter Bieter war die staatlich geführte Ölfirma Rosneft. Yukos war mit milliardenschweren Steuernachforderungen in die Pleite getrieben worden. Der einst größte russische Ölkonzern hatte seinen wichtigsten Förderbetrieb, Juganskneftegas, bereits an Rosneft abgeben müssen. Der ehemalige Yukos-Haupteigner und Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski verbüßt wegen Betrugs und Steuerhinterziehung eine achtjährige Lagerhaft in Sibirien."
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Gazprom zielt auf Gas- und Strommarkt in Westeuropa

"Der russische Gasanbieter Gazprom will nach der Liberalisierung der Energiemärkte Mitte 2007 nicht nur im Gas-, sondern auch im Strombereich in Westeuropa expandieren. Frankreich liegt Medienberichten zufolge im Fokus der Expansionsstrategie. (...)

Konkret würde Gazprom bereits mit EDF über Gaslieferungen sprechen, so Wirobian weiter. Gazprom wolle zudem französischen mittelständischen Betrieben kombinierte Lieferungen von Gas und Strom anbieten. Zusätzlich wolle man auch Förderkapazitäten in der Nordsee erwerben, Erdgas auf dem Markt in Zeebrugge kaufen und Methanterminals in Westfrankreich aufbauen."


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