FK Austria Wien vs Red Bull Salzburg 0:1 Österreich Tipp3 Bundesliga 2012/2013 Franz-Horr-Stadion, Wien 11.730 Zuschauer
Irgendwann musste es ja mal soweit sein: Ich machte mich also mit U-Bahn und Bim auf, die Schmuddelkinder der österreichischen Fanszene zu besuchen. Den Aso- und Nazifaktor vor Ort zu überprüfen. Und das bei einem Verein mit bürgerlichen und jüdischen Wurzeln. Aber: Abwarten; ich bin ja offen, und geb jedem eine neue Chance.
Zu Beginn ging es schon mal sehr schön los: Zehn Jahre Fanatics wurde mit gleich zwei Choreos begangen, später kam noch ein Schmankerl hinzu. Und so wurde ein schöner Rahmen für das Spitzenspiel bereitet. Die Austria hatte sieben von acht Spielen in dieser Saison gewonnen und war Spitzenreiter. Nur gegen Sturm Graz verloren die Veilchen, ausgerechnet zu Hause, am zweiten Spieltag. Seitdem bissen hintereinander Rapid, Admira, Ried, Innsbruck, Wiener Neustadt und Mattersburg ins violette Gras. Die Dosen kamen mit der Empfehlung von sechs Punkten Rückstand, Trainer Roger Schmidt wirbelte die Mannschaft vor dem wichtigen Match ordentlich durcheinander, in der Hoffnung, den Rückstand zumindest nicht noch größer werden zu lassen. Diese Hoffnung sprach sich zu den Plastiksupportern anscheinend nicht rum: 200 Mozartkugeln, wohlwollend geschätzt, fanden den Weg nach Wien. Nun ja. Spieler kann man kaufen, bei Fans sind es anders aus. Die Austriakurve hingegen sah nicht schlecht aus: 4200 Plätze fasst die Osttribüne mit ihren zwei Rängen, und die war ausverkauft. Und recht laut, im typisch europäischen Ultrastyle. Angebtrieben durch die hübschen Choreos legten die violetten Fans ordentlich los, im Gegensatz zu ihrem Team. Über die gesamte Spielzeit wirkten die „Bullenschweine“ (Zitat Heimkurve) besser organisiert, klarer, spielfreudiger und schlicht souveräner. Viel zu viel Fehlpässe bei Sinderlars Erben, zu viel vertändelte Bälle und zu viele leichtfertig vergebene Standards machten es den Dosen recht leicht. Dennoch: Chancen gab es auch für sie wenige, der letzte Biss fehlte. In der zweiten Halbzeit ging es weitestgehend ereignislos weiter, bis die Austria so etwa ab der 70. Minute ihr Herz entdeckte und mit viel mehr Leidenschaft dagegen hielt als bisher. Chancen gab es auch hier und da, aber insgesamt war es eher spärlich mit Torszenen. Fünf Minuten vor Schluss schlugen dann Matschitz‘ Angestellte zu: Berisha schoss den Ball flach von der Strafraumgrenze ins kurze Eck. Der vom Dauerregen glatte Rasen machte es dem Goalie der Austra nicht leichter. Ende, Aus, verloren. Da half auch das verzweifelte Anrennen der Violetten nix mehr. Abmarsch im Regen.
Tja, die bösen Austria-Fans. Vor dem Spiel schwatzte mich ein Althool im Viola-Pub, der Kneipe in der Tribüne an. „Wien, die zweitgrößte Stadt Deutschlands.“ – Jesses. Später erzählte er, dass er anlässlich des UEFA-Cup-Spiels von uns gegen Austria in Wien von der Adlerfront auf die Zimbel bekam. Hähä.
Ansonsten konnte ich normales Fußballpublikum beobachten, auf der Nordtribüne (Gegentribüne) die üblichen Ü40 Altschläger – alles ganz unaufgeregt. Aufregung gab es dann so nach einer halben Stunde: Mane, ein schwarzer Spieler, foulte erst recht hart einen Austrianer, drei Minuten später sorgte er bei einem Kopfballduell für eine Platzwunde, eine Gehirnerschütterung und folgerichtig für die Auswechselung von Dilaver Nicht schön, aber keine Rechtfertigung für die elenden Affenlaute von der Gegengeraden. Bäh. Gerne hätte ich dennoch einen Sieg der Austria über die seelenlosen Plastikdosen gesehen, aber anyway: Mit dem Herzen war ich nicht gerade dabei. Übrigens nahmen es auch die meisten Veilchenfans einigermaßen entspannt. Wenigstens gab es in der U-Bahn wenig böse Worte.
Bist Du also meiner Empfehlung gefolgt und auf die Nord gegangen. Oder wärst du dann doch lieber auf der Ost oben gewesen?
Scheiß Ergebnis. Hätte ja fast noch den Ausgleich in der Nachspielzeit gegeben.
Ja, Ergebnis war scheiße. "Sehr ihr Wiener, so wird das gemacht" sang der traurige Haufen Plastikfans nach dem Tor.
Ja, war auf der Nord. Wo sich besagte Anhänger von Körperverletzung in gegenseitigem Einvernehmen aufhielten. War aber bis auf die Affengeräusche okay.
Eigentlich wollte ich schon bei erscheinen dieses Beitrags etwas dazu sagen, nun gut. Da jetzt schon etwas Wasser die Donau hinab floss, auch nur kurz etwas dazu. Aus meiner Sicht ist dieser Beitrag insoweit tendenziell, da er sich nicht differenziert mit der Austria-Fangemeinde auseinandersetzt, obwohl er das vorgibt. Und einseitig eine Bestätigung der Ausgangsthese sucht, die Fans als „Schmuddelkinder“ des österreichischen Fußballs zu denunzieren. Diesen verknappten Blick kennt man ansonsten sehr gut vom Boulevardjournalimus à la Bild und einer damit verbundenen reißerischen, diffamierenden Absicht.
Prohaska schrieb: Eigentlich wollte ich schon bei erscheinen dieses Beitrags etwas dazu sagen, nun gut. Da jetzt schon etwas Wasser die Donau hinab floss, auch nur kurz etwas dazu. Aus meiner Sicht ist dieser Beitrag insoweit tendenziell, da er sich nicht differenziert mit der Austria-Fangemeinde auseinandersetzt, obwohl er das vorgibt. Und einseitig eine Bestätigung der Ausgangsthese sucht, die Fans als „Schmuddelkinder“ des österreichischen Fußballs zu denunzieren. Diesen verknappten Blick kennt man ansonsten sehr gut vom Boulevardjournalimus à la Bild und einer damit verbundenen reißerischen, diffamierenden Absicht.
Beleidigt, Schneckerl?
Übrigens: Ich hab den Beitrag an die BILD verkauft.
Österreich
Tipp3 Bundesliga 2012/2013
Franz-Horr-Stadion, Wien
11.730 Zuschauer
Irgendwann musste es ja mal soweit sein: Ich machte mich also mit U-Bahn und Bim auf, die Schmuddelkinder der österreichischen Fanszene zu besuchen. Den Aso- und Nazifaktor vor Ort zu überprüfen. Und das bei einem Verein mit bürgerlichen und jüdischen Wurzeln.
Aber: Abwarten; ich bin ja offen, und geb jedem eine neue Chance.
Zu Beginn ging es schon mal sehr schön los: Zehn Jahre Fanatics wurde mit gleich zwei Choreos begangen, später kam noch ein Schmankerl hinzu.
Und so wurde ein schöner Rahmen für das Spitzenspiel bereitet. Die Austria hatte sieben von acht Spielen in dieser Saison gewonnen und war Spitzenreiter.
Nur gegen Sturm Graz verloren die Veilchen, ausgerechnet zu Hause, am zweiten Spieltag.
Seitdem bissen hintereinander Rapid, Admira, Ried, Innsbruck, Wiener Neustadt und Mattersburg ins violette Gras.
Die Dosen kamen mit der Empfehlung von sechs Punkten Rückstand, Trainer Roger Schmidt wirbelte die Mannschaft vor dem wichtigen Match ordentlich durcheinander, in der Hoffnung, den Rückstand zumindest nicht noch größer werden zu lassen.
Diese Hoffnung sprach sich zu den Plastiksupportern anscheinend nicht rum: 200 Mozartkugeln, wohlwollend geschätzt, fanden den Weg nach Wien.
Nun ja. Spieler kann man kaufen, bei Fans sind es anders aus.
Die Austriakurve hingegen sah nicht schlecht aus: 4200 Plätze fasst die Osttribüne mit ihren zwei Rängen, und die war ausverkauft. Und recht laut, im typisch europäischen Ultrastyle.
Angebtrieben durch die hübschen Choreos legten die violetten Fans ordentlich los, im Gegensatz zu ihrem Team.
Über die gesamte Spielzeit wirkten die „Bullenschweine“ (Zitat Heimkurve) besser organisiert, klarer, spielfreudiger und schlicht souveräner.
Viel zu viel Fehlpässe bei Sinderlars Erben, zu viel vertändelte Bälle und zu viele leichtfertig vergebene Standards machten es den Dosen recht leicht.
Dennoch: Chancen gab es auch für sie wenige, der letzte Biss fehlte.
In der zweiten Halbzeit ging es weitestgehend ereignislos weiter, bis die Austria so etwa ab der 70. Minute ihr Herz entdeckte und mit viel mehr Leidenschaft dagegen hielt als bisher.
Chancen gab es auch hier und da, aber insgesamt war es eher spärlich mit Torszenen.
Fünf Minuten vor Schluss schlugen dann Matschitz‘ Angestellte zu: Berisha schoss den Ball flach von der Strafraumgrenze ins kurze Eck. Der vom Dauerregen glatte Rasen machte es dem Goalie der Austra nicht leichter.
Ende, Aus, verloren. Da half auch das verzweifelte Anrennen der Violetten nix mehr. Abmarsch im Regen.
Tja, die bösen Austria-Fans.
Vor dem Spiel schwatzte mich ein Althool im Viola-Pub, der Kneipe in der Tribüne an.
„Wien, die zweitgrößte Stadt Deutschlands.“ – Jesses. Später erzählte er, dass er anlässlich des UEFA-Cup-Spiels von uns gegen Austria in Wien von der Adlerfront auf die Zimbel bekam. Hähä.
Ansonsten konnte ich normales Fußballpublikum beobachten, auf der Nordtribüne (Gegentribüne) die üblichen Ü40 Altschläger – alles ganz unaufgeregt.
Aufregung gab es dann so nach einer halben Stunde: Mane, ein schwarzer Spieler, foulte erst recht hart einen Austrianer, drei Minuten später sorgte er bei einem Kopfballduell für eine Platzwunde, eine Gehirnerschütterung und folgerichtig für die Auswechselung von Dilaver
Nicht schön, aber keine Rechtfertigung für die elenden Affenlaute von der Gegengeraden.
Bäh.
Gerne hätte ich dennoch einen Sieg der Austria über die seelenlosen Plastikdosen gesehen, aber anyway: Mit dem Herzen war ich nicht gerade dabei. Übrigens nahmen es auch die meisten Veilchenfans einigermaßen entspannt. Wenigstens gab es in der U-Bahn wenig böse Worte.
Bist Du also meiner Empfehlung gefolgt und auf die Nord gegangen. Oder wärst du dann doch lieber auf der Ost oben gewesen?
Scheiß Ergebnis. Hätte ja fast noch den Ausgleich in der Nachspielzeit gegeben.
http://www.youtube.com/watch?v=OWW15P27XGg
Ja, Ergebnis war scheiße. "Sehr ihr Wiener, so wird das gemacht" sang der traurige Haufen Plastikfans nach dem Tor.
Ja, war auf der Nord.
Wo sich besagte Anhänger von Körperverletzung in gegenseitigem Einvernehmen aufhielten.
War aber bis auf die Affengeräusche okay.
http://derstandard.at/1358304545704/Austria-setzte-Massnahmen-gegen-rechtsextremen-Fanklub
Beleidigt, Schneckerl?
Übrigens: Ich hab den Beitrag an die BILD verkauft.