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Alemannia Aachen [Zwangsabstieg]

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Retortenclubs haben eben den Vorteil, dass eine misslungene finanzielle Aktion vom jeweiligen Geldgeber ausgeglichen wird. Ein nicht sehr potenter Verein kann dadurch in Schieflage kommen. Das System Magath kann nur bei einem Retortenklub (oder Bayern) funktionieren. Wenn man allerdings Hertha BSC ansieht, die munter Geld ausgaben, was nicht da war oder Köln, die Meier-geschädigt sind, fragt man sich, wie es denen in Liga 3 ginge, normalerweise Insolvenz. Selbst Liga 2 dürfte ein Problem werden, wenn die Verweildauer einige Jahre werden wird.
Aachen wollte wohl zu schnell zu viel und ist sauber aufs Maul gefallen, Wehen-Wiesbaden ist auch so ein Fall, neues Stadion hingestellt mit Hoffnung auf Liga 1 und jetzt nahe an den Plätzen die Richtung Liga 4 gehen. Nur haben die sich anscheinend nicht derart verzockt.
Die Retortenclubs sind ein Ärgernis, da sie klare (unfaire) Vorteile haben.
Aachen hat aber die Situation selbst zu verantworten, wie wir damals 2003 mit dem Lizenzkrimi.
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Naja, das Stadion in Aachen hat das Vierfache gekostet von dem Provisorium hier in Wiesbaden für Wehen.

Zudem hat Wehen ja notfalls noch Hankammer da, aber halt nicht unbegrenzt.

Unabhängig davon ist Aachen komplett selbst schuld am Abstieg.

Und ob es toll ist, die nach unten durchzureichen bzgl. der Fanszene ist fraglich. Wenn die 200 Rechten nun nicht mehr unter 10000 Leuten stehen, sondern nur noch unter 2000 , wird die Macht nicht unbedingt kleiner. Zudem können die dann auswärts irgendwo in der Oberliga eher aufmarschieren als bei nem Drittligaspiel in Oxxenbach.
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Also ich hab mal versucht mich ein wenig schlau zu machen.
Nehmen wir mal die Basisanforderungen:

Stadionkapazitäten:1. + 2. Liga: 15.000 Zuschauer betragen, wobei mindestens 3.000 Sitzplätze
3. Liga 10.000 Plätzen, davon mindestens 2.000 Sitzplätze
Technische Einrichtungen:Stadien müssen eine Sicherheitsstromversorgungsanlage haben,
Beleuchtung:Die Flutlichtanlage der Stadien der Bundesliga und 2. Bundesliga muss eine Mindestbeleuchtungsstärke von 800 Ix (Ev.),
Stadien der 3. Liga müssen mit einer Flutlichtanlage mit einer Beleuchtungsstärke von im Mittelwert E-Cam 800 lx, bei
Lautsprecheranlagen:Das Stadion muss eine Lautsprecheranlage besitzen, mit der im Gefahrenfall Zuschauer, Mitwirkende und Betriebsangehörige alarmiert und Anweisungen erteilt werden können.
Spielfeld:In der Bundesliga und 2. Bundesliga muss das Spielfeld des Stadions eine Rasenheizung haben; für die 3.  Liga wird eine Rasenheizung empfohlen.

Quelle

Ich finde die Anforderungen nun nicht so gigantisch.
Eine extreme Anpassung der Richtlinien in den letzten jahren konnte ich auch nicht auf die schnelle finden (wenn doch bitte kurze Info).

Dazu kommt mal der Verein Aachen an sich:

Stadionschnitt:
2011/2012 : 18.612
2010/2011 : 18.137
2009/2010 : 22.252
2008/2009 : 19.337
2007/2008 : 19.468
2006/2007 : 20.745 (1. BL)

Das Neue Stadion mit über 30.00 Plätzen kann da relativ gesehen sogar passend sein, auch wenn ich es etwas überdimensioniert finde.
Viel schlimmer fand ich Presseberichte dieser Art: Link
Wenn bereits ein Jahr nach dem Neubau die Erkenntnis reift, dass man die Belastungen trotz starker Mehreinnahmen um 50 % senken muss, um überlebensfähig zu sein ist das katastrophal. Hier liegt das Problem nicht in den hohen Anforderungen an das Stadion von Seite des Verbandes, sondern vielmehr an größenwahnsinnigen Planungen!
Wenn trotz gutem Verlauf ein solcher Druck entsteht, was wäre bei schlechten zahlen passiert?

Das die Stadt hier dann rettend die Hand darüber gelegt hat ist in Ordnung. Kenne ich hier ja auch...
Das man dann direkt danach den Spieleretat in solchem Maße überschreitet, dass die 3-Liga-Linzenz gefährdet ist ist ein weiteres Zeichen von klarem Mismanagement.

Also ich bleibe bei meiner Meinung, dass nicht Retortenclubs (auch nur teilweise) verantwortlich sind an der finanziellen Krise von Aachen! An vielem anderen ja, aber daran sicherlich nicht.

Zum Thema Jugendspieler, die abgeworben werden mit 15:
Die wirklich talentierten Aachener gehen nicht mit 15 nach Hoffenheim oder Wolfsburg, sondern mit 10 nach Köln oder Düsseldorf etc. Bei 60 bzw. 70 km ist die Abwerbegefahr eher bei den großen regionalen Clubs zu sehen.
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SGE_Werner schrieb:


Und ob es toll ist, die nach unten durchzureichen bzgl. der Fanszene ist fraglich. Wenn die 200 Rechten nun nicht mehr unter 10000 Leuten stehen, sondern nur noch unter 2000 , wird die Macht nicht unbedingt kleiner. Zudem können die dann auswärts irgendwo in der Oberliga eher aufmarschieren als bei nem Drittligaspiel in Oxxenbach.


In AC haben schon vor vielen Jahren mehr als 200 Rechte durch Gesänge und Parolen gezeigt, wes Geistes Kind sie sind.
Das Pack kann mir weitgehend gestohlen bleiben.
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Exil-Adler-NRW schrieb:
Musste Aachen denn eigentlich zwingend ein neues Stadion bauen oder hätte der alte Tivoli nicht für Liga 2 zumindest ausgereicht.


Ja. Der alte Tivoli war einfach nur noch marode und auch für die zweite Liga nicht mehr zu retten.

Man darf nicht vergessen, dass Aachen zu der Zeit auch nicht gerade erfolglos  Fußball gespielt hat, was sich dann ja auch im Aufstieg in die 1. Liga zeigte. In der zweiten Liga erzielte man sowohl davor als auch nach dem Abstieg noch  Platzierungen im oberen Tabellendrittel.
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sehr heftig
Ich habe es gerade erst gelesen. Vor einigen Jahren machten die als Zweitlisgist noch tolle UEFA-Cup-Spiele mit Meijer und Landgraf. Das 6:4 im Pokal gegen uns war ein Hammerspiel.

AC ist einer der mir sympathischeren Vereine. Es wäre schade, wenn´s dort den Bach runtergehen würde.
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Ich erinnere mich noch an die Aufstiegsparty in Aachen... Hach war das schön.

Aber das unsere angerichteten Schäden sie so sehr in die Schulden ziehen, hätte wohl niemand erwartet  

Spaß beseite:
Ich fände es schade. Wenn ich mich an die Spiele gegen sie erinnere.

Das 6:4 im DFB-Pokal
Das 4:3 zu Hause, bei dem nur die ersten und die letzten 15 Minuten interessant waren
Die Aufstiegsparty...

Ja, ja. Es gibt schon so einige Spiele mit denen, die im Kopf sind und bleiben.
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reggaetyp schrieb:
SGE_Werner schrieb:


Und ob es toll ist, die nach unten durchzureichen bzgl. der Fanszene ist fraglich. Wenn die 200 Rechten nun nicht mehr unter 10000 Leuten stehen, sondern nur noch unter 2000 , wird die Macht nicht unbedingt kleiner. Zudem können die dann auswärts irgendwo in der Oberliga eher aufmarschieren als bei nem Drittligaspiel in Oxxenbach.


In AC haben schon vor vielen Jahren mehr als 200 Rechte durch Gesänge und Parolen gezeigt, wes Geistes Kind sie sind.
Das Pack kann mir weitgehend gestohlen bleiben.


Du hast mich nicht ganz verstanden. Dass das Pack uns gestohlen bleiben kann, ist ohne Frage. Daaber ein Abstieg Aachens in die Viert- oder Fünftklassigkeit dieses Problem keineswegs beseitigt und vllt. sogar noch verschärft, lässt mich daran zweifeln, dem Verein als solches den Niedergang aus eben jenem Grund (der Rechten) zu wünschen.
Im Kampf gegen Karlsbande und andere wird spätestens in Liga 5 doch der normale Fan endgültig alleine gelassen, weil gar kein Fokus mehr auf diesen Dingen liegt. Und die Anzahl friedlicher Fans, nämlich der vielen normalen (wenn auch meist passiven) Stadiongänger, wird auch sinken. Sprich die Machtbasis der Rechten wird nicht kleiner.
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Exil-Adler-NRW schrieb:
Musste Aachen denn eigentlich zwingend ein neues Stadion bauen oder hätte der alte Tivoli nicht für Liga 2 zumindest ausgereicht.

Eher ersteres. Der alte Tivoli war komplett baufällig und wurde die letzten Jahre nur noch mit Sondergenehmigung betrieben. Der DFB hatte endgültig die rote Karte gezeigt und man stand vor der Wahl, entweder viele Millionen in die Reparatur des alten Tivoli zu stecken oder gleich neu zu bauen.

Da ist die Überlegung, neu zu bauen, zumindest nicht völlig abwegig.

Die Fehler sind weniger im Neubau an sich zu suchen als im mangelnden Risikomanagement der Vereinsführung und bei den größenwahnsinnigen Ansprüchen der Fans. Wenn man wenige Jahre zuvor mal (kurz) Erstligist war, ist es auch objektiv betrachtet nun mal schwer, Zweitligamittelmaß als realistische Zielvorgabe zu vermitteln. Trotzdem: Die vielen Trainerwechsel nach Hecking hätten nun wirklich nicht sein müssen.


Zum Vergleich mit der Wellblechhütte von Wehen-Wiesbaden: Tja, das ist leider ein Vorteil von den Vereinen, bei denen ein starker Mann dominiert, und sei es ein Hankamer, der im Vergleich zu Bayer, Hopp, VW oder RoteBrause nun wirklich eine kleine Nummer ist. In dem Moment, wo tausend Leute und insbesondere auch die Politiker entscheidend mitreden (und mit Aufträgen bedient werden) wollen, wird alles nun mal um den Faktor 2-3 teurer. Erst recht in der Klüngelgesellschaft des Rheinlandes, wo "Kennen" schon immer wichtiger war als "Können".
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Insolvenz erstmal abgewendet.

Mal gespannt ob da noch was nachkommt... hört sich alles nicht gut an.
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player1933 schrieb:
http://www.aachener-zeitung.de/sixcms/detail.php?template=az_detail&id=2909075&_wo=News%3ATopnews&_g=Alemannia-Aachen-muss-Insolvenz-anmelden  


F.uck! +1

http://www.rp-online.de/sport/fussball/dritteliga/alemannia-aachen-muss-insolvenz-anmelden-1.3070811
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Ist bestätigt worden auf der PK. Man wird nä. Jahr in der Regionalliga West starten. Zumindest will man es versuchen.

Von Bayern nach Hüls.  :neutral-face
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Und wer zahlt jetzt für das ganze Missmanagement und die ganzen angehäuften Schulden? Oder anders formuliert: Wer bleibt auf seinen Forderungen sitzen? Antwort: zum größten Teil die Stadt Aachen (Energieversorger STAWAG, Parkhausbetreiber APAG, Bürgschaften und Haftungen fürs Stadion, etc).

Mal sehen, wie lange es dauert, bis hier die Gebühren für Kindergarten, Parkausweise, etc. steigen. Wieder mal hervorragend Schulden auf die Allgemeinheit abgewälzt. Danke für nichts, Alemannia.

Aber gegen das, was in Deutschland passiert, wenn bei den ganzen Euro-Rettungsaktionen die unvermeidliche Wahrheit rauskommt (o Wunder, das Geld ist weg), sind das doch alles nur Peanuts...
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Tja und damit steht es wohl fest, Alemania Aachen meldet nächste Woche Insolvenz an:

http://www.sueddeutsche.de/sport/abstieg-in-die-viertklassigkeit-alemannia-aachen-meldet-insolvenz-an-1.1525023

Echt schade!  
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Oh man...    
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Schade, war aber auf dauer etwas absehbar  :neutral-face  :neutral-face  :neutral-face
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So ein Mist. Traditionsvereine haben  es einfach schwerer als andere. Nichtsdestotrotz hat Alemannia  einfach in der Vergangenheit zuviel Missmanagement betrieben und ganz unverschuldet  ist dieser Zwangsabstieg sicher nicht. Die Lehre, was man daraus vielleicht ziehen kann, ist die, dass man nur mit Bedacht die Ausgabenseite erhöht, soweit man darauf Einfluß hat ( Spielergehälter, Prämienzahlungen, Abfindungen an Trainer, weil der vertrag zu lange gewählt ist).

Fazit: Mal wieder ein trauriger Tag für den Fußball. Und sicher nicht der letzte in absehbarer Zeit.........
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Es gibt zu viele Traditionsvereine, die wegen der Plastikvereine, den Schwächen im Ligasystem und dem allgemeinen Konzentrationsprozess zu tief spielen. Große Erwartungen im Umfeld und kostspielige, aber mittelfristig auch notwendige Investitionen brechen ihnen dann oft das Genick. Aachen wird nicht das letzte Opfer gewesen sein. Bielefeld wäre fast abgerauscht, auch Bochum, Duisburg, Osnabrück und Offenbach könnten mal Kandidaten sein.


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