>

Abstecher nach Arnhem und Neues aus Nijmegen

#
Es liegt zwar schon über eine Woche zurück, dass wir einen Abstecher zur niederländischen Eredivisie machten, aber vielleicht interessiert es den einen oder anderen, wie es beim Nachbarn so zugeht.

Vitesse Arnhem vs FC Utrecht
Eredivisie, 13. Spieltag
Gelredome, Arnhem
16.779 Zuschauer


Als erstes stand Vitesse Arnhem vs FC Utrecht auf dem Plan.
Samstag abend um 19:45 Uhr, eine komische Uhrzeit für ein Fußballspiel in der obersten Spielklasse.
Klassisches Wetter: Es regnet Bindfäden, es ist windig und ungemütlich.
Immerhin beste Voraussetzungen, ein Kampfspiel zu sehen, bei dem die taktisch bestens geschulten holländischen Kicker knietief im Schlamm die Abwehrfalle zuschnappen lassen.
Schön wär’s. Der Bus kutschierte uns in ein paar Minuten vom Bahnhof in Arnhem vor das Nordwestzentrum. Oder war es das Hessencenter?
Jedenfalls: Obendrüber stand Gelredome. Also doch das Stadion. Aber was heißt hier Stadion?! Ende der 90er fertig gestellt, ist der Gelredome eine der ersten sogenannten modernen Arenen. 29.600 Zuschauer finden hier ausnahmslos auf Sitzplätzen. Andere Quellen schreiben von 25.000.
Innen dann eine Atmosphäre, die einer Mischung zwischen Jahrmarkt, Einkaufszentrum und Turnhalle ähnelte. Blech und Plastik, Pommes und Vietnamfood, Kaffee und Schnaps im Umlauf, ein geschlossenes Dach und eine verschiebbare Rasenfläche drinnen.

Nun ja.

Für Vitesse hieß es siegen. Denn die Konkurrenten Twente in Zwolle und Alkmaar bei Feyenenoord hatten keine leichten Auswärtsaufgaben. So winkte die Tabellenführung für die gelb-schwarzen, einen Sieg gegen Utrecht vorausgesetzt.
Vor dem Spiel gab es eine kleine Choreographie zu Ehren von „Mr. Vitesse“, Theo Bos, der im Februar an einem Krebsleiden verstarb. Theo Bos verbrachte beinahe seine komplette Karriere bei Vitesse, sowohl als Spieler als auch als Trainer.
Eine schöne Geste.
Theo Bos trug als Spieler stets die Nummer vier, gleiches gilt für den bereits 2005 verstorbenen ehemaligen Spieler des FC Utrecht, David di Tommaso.
Und so prasselte kurz darauf nach vier gespielten Minuten eine Minute lang Applaus sowohl aus der gästekurve als auch sonst im kompletten Stadion, um den beiden verstorbenen Spielern zu gedenken.
Das Spielgeschehen ist relativ schnell erzählt:
Technisch und taktisch scheinen mir die holländischen Spieler, alle Klischees bedienend, durchaus sehr stark zu sein. Rumpelfußball gab es im Gelredome nicht zu sehen.
Vitesse ging durch einen klaren Handelfmeter nach einer halben Stunde in Führung und hatte insgesamt Spielvorteile und die besseren Chancen.
Die Kurve dankte es mit mehr oder weniger einfallsreichen Anfeuerungen und Gesängen. So lala. Immerhin wurde es gelegentlich mal richtig laut, natürlich durchs Dach verstärkt.
Aus Utrecht waren so ca. 250 Leutchen gekommen, darunter vielleicht zwei Dutzend, die sich unrühmlich durch einen Böllerwurf und ständige bescheuerte Provokationen hervortaten.
Der Gästebereich ähnelte übrigens einer Festung, innen und außerhalb des Stadions.

Zurück zum Kick: Zweite Halbzeit, Utrecht macht Druck, Vitesse ist nicht immer sattelfest in der Abwehr. So kam es wie es kommen musste: Elfmeter in der 63., trocken verwandelt, Ausgleich.
Doch Vitesse wollte sich die Chance auf die Tabellenführung nicht nehmen und schlug in den letzten fünf Minuten zurück: 86. 2:1, kurz vor Schluss dreieins.
Endlich mal Adlerträger, die in der Schlussphase Tore schießen und Punkte gewinnen.
Das Stadion tobte, die Busse auf der Heimfahrt wackelten, und durchgehend wurde etwa folgender Gesang geschmettert: „De Nummer een van Nederlands“ oder sso ähnlich.
Hinterher noch zwei Bier im Irish Pub in Arnhem und ab in die Heia.
























NEC Nijmegen vs Ajax Amsterdam
Eredivisie, 13. Spieltag
Stadion De Goffert, Nijmegen
12.000 Zuschauer



Am nächsten Tag lockte der Lokalrivale NEC Nijmegen. Bzw. dessen Gast Ajax, immerhin einer der erfolgreichsten Clubs Europas, der lange Jahre auch mit seiner Spielweise den Fußball international prägte.
Doch vor der Freude, den Rotweißen, die ohnehin nicht gerade im Stimmungshoch befindlich sind, hatte der Fußballgott, die Fahrt in die Fußballprovinz angesetzt.
Nijmegen liegt um die Ecke von Arnhem, halbe Stunde Bus oder knapp 20 Minuten Bahn, und schon bist du dort.
Nijmegen, einst von den Römern begründet, hat eine große Tradition und Geschichte, vom ortsansässigen NEC weiß ich es nicht. In jedem Fall hat er diese Saison ein gewaltiges Problem. Nur ein Sieg in bisher 12 Spielen, damit Letzter, und Ajax sollte sich auch als zu stark für die Männer in rot-grün-schwarz erweisen.

Das Stadion De Goffert liegt im gleichnamigen Park ein paar Kilometer außerhalb der Innenstadt. Im Gegensatz zum Gelredome in Arnhem ist hier nix mit Arena und geschlossenem Dach.
Dafür gibt’s noch Flutlichtmasten, verblichene Sitzschalen, Fischbrötchenbuden und Kneipen in Stadionnähe. 12500 Menschen finden darin Platz, natürlich ein Allseater.
Sehr merkwürdig fand ich die Bauweise für die Fress- und Saufstände im Inneren des Stadions. Treppe runter, unter dem Rasenniveau fand sich ein Umlauf mit diversen Buden und den Toiletten sowie sonstigen Räumen. Während du dir also Bier und Wurst holst, machen sich auf dem Rasen über Kopfhöhe die Spieler warm bzw. schießt Ajax gerade Tore und der örtliche NEC guckt mal wieder in die Röhre.
Was übrigens dazu führte, dass etliche Bälle vorhanden waren. Denn jeder vorbeigeschossene Ball landete erstmal im Tiefparterre.

Das Stadion füllte sich ganz ansehnlich, später wurden offiziell 12.000 Zuschauer verkündet, nur die Heimkurve blieb leer. Protest? Vermutlich, denn kurz nach Anpfiff füllte sich diese unter Zuhilfenahme von etwas Rauch.
Das Spiel war hartes Brot. Vor allem für NEC-Anhänger. Doch die meisten schienen das sinnfreie Gebolze ihres Clubs nicht zum ersten Mal zu sehen.
Die kleine Heimkurve nebst angrenzender Gerade feuerte ihr  Team unverdrossen an, ab und zu wurden Gästespieler oder Schiri angepöbelt. Es schien mir aber durchaus eher dem Pflichtgefühl als echter Leidenschaft geschuldet zu sein.
Während es mit abnehmender Sonneneinstrahlung im kälter wurde, erlahmter der anfangs noch vorhandene Widerstand der Nijmegener mehr und mehr.
Ajax war technisch, taktisch und von der Schnelligkeit her dem Gastgeber turmhch überlegen und siegte vollkommen mühelos mit 3:0.
Die Gästefans im Käfig feierten, die Nijmegener schienen ohne allzu große Trauer eine weitere Kerbe auf dem Niederlagenholz zu schnitzen und strebten wahlweise in die Wirtschaft oder nach Hause.


























#
Schöner Bericht, merci.
#
Sehr interessanter "Reisebericht" - danke. Da kriegt man richtig Lust am Wochenende einfach mal ins Ausland zu fahren.
#
In Nijmegen hab ich mal gewohnt
Tolle Stadt, durchschnittlich guter Fussballverein^^
Danke für den Bericht!
#
JS4170 schrieb:
In Nijmegen hab ich mal gewohnt
Tolle Stadt, durchschnittlich guter Fussballverein^^
Danke für den Bericht!


Also alles wie hier  
Danke für die geteilten Erfahrungen!
#
Tube schrieb:
Schöner Bericht, merci.


+1
#
Sauber, dazke! Immer schoen, solche Berichte zu lesen.


Teilen