Auch von mir ein bewegtes Dankeschön für diesen Beitrag!
Der Begriff "Traditionsverein" beinhaltet nicht nur das sportliche Auf und Ab von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Er ist auch eine Verpflichtung, sich dem Auf und Ab der jeweiligen Kontexte von Gesellschaft, Politik und Kultur bewußt zu sein.
Dieser Verpflichtung wird durch die Stolpersteinverlegungen ein wichtiges Zeichen gesetzt.
Es ist zu wünschen, dass diese Zeichen uns Fans über sportliche Ambitionen hinaus daran erinnern und gemahnen, wo wir herkommen, was wir waren und was wir sein wollen.
Fans mit Traditions- und Verantwortungsbewußtsein über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus.
Dafür nochmals vielen Dank insbesondere an die Enkelin Sonia und Matze Thoma für die Erinnerungen und deren Aufarbeitung.
Ganz, ganz herzlichen Dank für diesen Text und das Aufbewahren dieser bewegenden, traurigen und am Ende dann doch auch irgendwie ermutigende, aufrechte Lebensgeschichte, die Teil der Geschichte von Eintracht Frankfurt ist.
Die Arbeit des Eintracht-Museums zeigt immer wieder, dass es die Vorstellung „Hier der Fußball – und dort das andere“ nicht geben kann und wie wichtig es ist, die Dinge im Zusammenhang zu sehen und zu denken. Die Geschichte der Eintracht, die Geschichte eines Fußballvereins, ist immer mehr als eine Reihe von sportlichen Erfolgen (oder Misserfolgen). Sie ist eingebettet in die Geschichte und Zeitgeschichte und in die Geschichten von Menschen – in die von Alfred Pfaff, Jürgen Grabowski und Hugo Reiss - ebenso wie in deine und meine.
Ich bin froh, dass die Eintracht ein Verein ist, in dem dieses Wissen einen Platz und im Museum sogar einen Raum hat.
Schon mehrmals haben mich die Schicksale jener Menschen berührt, deren Leben und Sterben die Aktionen „Stolperstein“ des Künstlers Gunter Demnig dem Vergessen entreißen. Die Geschichte der Familie Reiss, mit unserer Eintracht verbunden, gehört unbedingt dazu, vielen Dank dem Eintracht-Museum für diese beeindruckende Arbeit! Erst im letzten Jahr stieß ich auf einen weiteren Stolperstein, der in Marburg/Lahn an den deutschen Rechtsanwalt, Sozialdemokraten und Juden Willy Wertheim erinnert, dessen Leben auch mit meinem zweiten Wohnort, einem Dörfchen von 90 Seelen in den Corbieres (Languedoc) verbunden ist. Die Wertheims flüchteten schon bald nach der Machtergreifung Hitlers ins Exil nach Paris und nach der Okkupation Frankreichs weiter in den unbesetzten Süden. Sie fanden Zuflucht in unserem Dorf, mussten sich aber 1942 nach dem Vorrücken der Wehrmacht auch in den Süden in einer Cabane im Garrigue oberhalb des Dorfs verstecken. Willy Wertheim wurde verraten, im Dorf verhaftet und am 4. März 1943 in das Vernichtungslager Majdanek/ Polen deportiert. Dort verliert sich seine Spur. Frau, Sohn und Tochter überlebten. Aufbauend auf von anderen bereits in Marburg geleisteter Vorarbeit konnte ich, auch nach Gesprächen mit beiden noch lebenden Zeitzeugen, eine kleine Geschichte der Familie Wertheim im Gemeindeblättchen unseres Dorfs veröffentlichen, so bleibt die Erinnerung auch hier erhalten. Die deutschen „Stolpersteine“, in Frankreich weitestgehend unbekannt, stießen hier als ungewöhnliche Form öffentlichen wie auch privaten Gedenkens auf Erstaunen und viel Anerkennung. Warum ich Euch das erzähle? In einem bereits wenige Jahre nach dem Krieg entstandenem Buch über Leben und Sterben (wohl zufällige Gleichheit des Nachnamens) von Hermann Reiss, Rechtsanwalt in Marburg und Sozius von Willy Wertheim (John K. Dickinson, „German and Jew“) beschreibt der Autor auch Vorlieben des Letzteren : Willy Wertheim sei Anfang der dreißiger Jahre mit seinem Privatwagen regelmäßig nach Frankfurt gefahren, um dort Fußballspiele (wohl der Oberliga) zu sehen. Bei unserer Eintracht ?
Ganz herzlichen Dank an eintracht-frankfurt-museum für den bewegenden Beitrag. Eure großartigen, verdienstvollen Beiträge ermöglichen es uns, die alten Eintracht-Freunde nie zu vergessen. Eintracht für immer!
Eine von vielen deutschen Kriegsgeschichten, bewegend und interessant! Danke dafür.
Was ich wirklich gut finde ist, dass man sich am Riederwald schon 1949 wieder so weit auf die Wurzeln besonnen hatte, ehemalige jüdische Mitglieder zu ehren und auch zum 50. Jubiläum eingeladen hat. Das klingt aus dem jetzigen Verständnis selbstverständlich, wenn man sich aber so ziemlich jedes deutsche Unternehmen anschaut, so ist die Aufarbeitung und Besinnung oft erst Jahrzehnte später erfolgt.
Für den Angestellten Eintracht-Fan sicher ein schwer wahrzunehmender Termin, aber ich denke es werden sich ein paar Leute dort einfinden...
r.adler schrieb: Leider kann ich nicht anwesend sein. Erst recht nach dem ergreifenden Text des TE eigentlich fast ein Pflichttermin. Hoffe, es kommen einige von uns.
Wir sind alles Juddebube!
Ich werde auf jeden Fall hin gehen! Wir dürfen nie vergessen und es ist ein wichtiger Teil unserer Eintracht-Geschichte!
r.adler schrieb: Leider kann ich nicht anwesend sein. Erst recht nach dem ergreifenden Text des TE eigentlich fast ein Pflichttermin. Hoffe, es kommen einige von uns.
Wir sind alles Juddebube!
Des simmer.
Ich kann leider auch nicht. Aber eine großartige Sache.
Herzlichen Dank an die Bewahrer der Geschichte. Und gleichermaßen Erinnerer.
Liebe Eintrachtler, toll, wie viele positive Reaktionen und schöne Kommentare die Stolpersteinverlegung hervorgerufen hat. Vielen Dank. Ghostinthemachine hat es treffend formuliert, "das diesem Verein sehr viel mehr inne wohnt als die Aktualität." Nun lasst uns das um 14.00 Uhr zeigen. Nutzt eure Mittagspause, den "Brückentag" oder einfach nur den Wochenendbeginn und kommt in die Wolfsgangstraße 41. Bis gleich!
Der Begriff "Traditionsverein" beinhaltet nicht nur das sportliche Auf und Ab von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Er ist auch eine Verpflichtung, sich dem Auf und Ab der jeweiligen Kontexte von Gesellschaft, Politik und Kultur bewußt zu sein.
Dieser Verpflichtung wird durch die Stolpersteinverlegungen ein wichtiges Zeichen gesetzt.
Es ist zu wünschen, dass diese Zeichen uns Fans über sportliche Ambitionen hinaus daran erinnern und gemahnen, wo wir herkommen, was wir waren und was wir sein wollen.
Fans mit Traditions- und Verantwortungsbewußtsein über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus.
Dafür nochmals vielen Dank insbesondere an die Enkelin Sonia und Matze Thoma für die Erinnerungen und deren Aufarbeitung.
Ihr seid Eintracht!
mein großvater war in frankfurt für die nazi-shice mitverantwortlich. das wissen darum wird mich ein leben lang begleiten.
ich wäre gerne bei der stolpersteinverlegung dabei, leider habe ich jedoch berufliche verpflichtungen. deswegen nur hier eine verbeugung.
Die Arbeit des Eintracht-Museums zeigt immer wieder, dass es die Vorstellung „Hier der Fußball – und dort das andere“ nicht geben kann und wie wichtig es ist, die Dinge im Zusammenhang zu sehen und zu denken. Die Geschichte der Eintracht, die Geschichte eines Fußballvereins, ist immer mehr als eine Reihe von sportlichen Erfolgen (oder Misserfolgen). Sie ist eingebettet in die Geschichte und Zeitgeschichte und in die Geschichten von Menschen – in die von Alfred Pfaff, Jürgen Grabowski und Hugo Reiss - ebenso wie in deine und meine.
Ich bin froh, dass die Eintracht ein Verein ist, in dem dieses Wissen einen Platz und im Museum sogar einen Raum hat.
Erst im letzten Jahr stieß ich auf einen weiteren Stolperstein, der in Marburg/Lahn an den deutschen Rechtsanwalt, Sozialdemokraten und Juden Willy Wertheim erinnert, dessen Leben auch mit meinem zweiten Wohnort, einem Dörfchen von 90 Seelen in den Corbieres (Languedoc) verbunden ist. Die Wertheims flüchteten schon bald nach der Machtergreifung Hitlers ins Exil nach Paris und nach der Okkupation Frankreichs weiter in den unbesetzten Süden. Sie fanden Zuflucht in unserem Dorf, mussten sich aber 1942 nach dem Vorrücken der Wehrmacht auch in den Süden in einer Cabane im Garrigue oberhalb des Dorfs verstecken. Willy Wertheim wurde verraten, im Dorf verhaftet und am 4. März 1943 in das Vernichtungslager Majdanek/ Polen deportiert. Dort verliert sich seine Spur. Frau, Sohn und Tochter überlebten.
Aufbauend auf von anderen bereits in Marburg geleisteter Vorarbeit konnte ich, auch nach Gesprächen mit beiden noch lebenden Zeitzeugen, eine kleine Geschichte der Familie Wertheim im Gemeindeblättchen unseres Dorfs veröffentlichen, so bleibt die Erinnerung auch hier erhalten. Die deutschen „Stolpersteine“, in Frankreich weitestgehend unbekannt, stießen hier als ungewöhnliche Form öffentlichen wie auch privaten Gedenkens auf Erstaunen und viel Anerkennung.
Warum ich Euch das erzähle? In einem bereits wenige Jahre nach dem Krieg entstandenem Buch über Leben und Sterben (wohl zufällige Gleichheit des Nachnamens) von Hermann Reiss, Rechtsanwalt in Marburg und Sozius von Willy Wertheim (John K. Dickinson, „German and Jew“) beschreibt der Autor auch Vorlieben des Letzteren : Willy Wertheim sei Anfang der dreißiger Jahre mit seinem Privatwagen regelmäßig nach Frankfurt gefahren, um dort Fußballspiele (wohl der Oberliga) zu sehen. Bei unserer Eintracht ?
Jette Reiss "verstarb" im Alter von 67 Jahren im Ghetto von Lodz:
http://www.yadvashem.org/wps/portal/!ut/p/_s.7_0_A/7_0_FL/.cmd/acd/.ar/sa.portlet.VictimDetailsSubmitAction/.c/6_0_9D/.ce/7_0_V9/.p/5_0_P1/.d/0?victim_details_id=3837462&victim_details_name=Reiss+Jette&q1=IAs5bIPn54E%3D&q2=ZGYL0yk%2BaherhUvDPc1avUSow5X7Oihz&q3=qGfGMKM0tdU%3D&q4=qGfGMKM0tdU%3D&q5=BKhfpxw49XI%3D&q6=WK1onoZxRH4%3D&q7=fqV8N2qibp9ZnClzgRXnDcLPK4v8zJ4r&frm1_npage=1#7_0_V9
Max Reiss "verstarb" im Alter von 74 Jahren in Theresienstadt:
http://www.yadvashem.org/wps/portal/!ut/p/_s.7_0_A/7_0_FL/.cmd/acd/.ar/sa.portlet.VictimDetailsSubmitAction/.c/6_0_9D/.ce/7_0_V9/.p/5_0_P1/.d/0?victim_details_id=3837348&victim_details_name=Reis+Max&q1=tX4asfe4LnQ%3D&q2=7XSIlWR5hZsh1aF%2BHmVJkPjhFM34SNCh&q3=fM7n1x4zfHE%3D&q4=fM7n1x4zfHE%3D&q5=H5FqllL0jhU%3D&q6=LboilDUMqUw%3D&q7=5HrwjJv9YYrmtPBg%2F4mWfgasi5eN4DXV&frm1_npage=1#
Es geht mir nur um korreckte Recherche......
Vielen Dank für diese bewegende, traurig - aber auch Hoffnung - machende Erinnerung!
Was ich wirklich gut finde ist, dass man sich am Riederwald schon 1949 wieder so weit auf die Wurzeln besonnen hatte, ehemalige jüdische Mitglieder zu ehren und auch zum 50. Jubiläum eingeladen hat. Das klingt aus dem jetzigen Verständnis selbstverständlich, wenn man sich aber so ziemlich jedes deutsche Unternehmen anschaut, so ist die Aufarbeitung und Besinnung oft erst Jahrzehnte später erfolgt.
Für den Angestellten Eintracht-Fan sicher ein schwer wahrzunehmender Termin, aber ich denke es werden sich ein paar Leute dort einfinden...
Hier sei dann auch nochmal Beves Schilderungen zur letzten Stolpersteinverlegung hingewiesen:
'Ihr Eintrachtler, lasst Euch nicht zerbrechen'
Teil 1: http://beverungen.blogspot.com/2010/05/ihr-eintrachtler-lasst-euch-nicht.html
Teil 2: http://beverungen.blogspot.com/2010/05/ihr-eintrachtler-lasst-euch-nicht_12.html
Teil 3: http://beverungen.blogspot.com/2010/05/ihr-eintrachtler-lasst-euch-nicht_13.html
Und natürlich auch auf Matzes grandioses Buch 'Wir waren die Juddebubbe':
http://www.fanabteilung.de/shop/product_info.php?products_id=37
Wir sind die Juddebube!
Wir sind alles Juddebube!
Ich werde auf jeden Fall hin gehen!
Wir dürfen nie vergessen und es ist ein wichtiger Teil unserer Eintracht-Geschichte!
Des simmer.
Ich kann leider auch nicht.
Aber eine großartige Sache.
Herzlichen Dank an die Bewahrer der Geschichte. Und gleichermaßen Erinnerer.
entspricht mir immerzu und immermehr
toll, wie viele positive Reaktionen und schöne Kommentare die Stolpersteinverlegung hervorgerufen hat. Vielen Dank. Ghostinthemachine hat es treffend formuliert, "das diesem Verein sehr viel mehr inne wohnt als die Aktualität."
Nun lasst uns das um 14.00 Uhr zeigen. Nutzt eure Mittagspause, den "Brückentag" oder einfach nur den Wochenendbeginn und kommt in die Wolfsgangstraße 41.
Bis gleich!
Es war sehr ergreifend und interessant.
Unser Herr Fischer hat sehr gut gesprochen.
Danke an alle Beteiligten.