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Werderaner14

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"Der Trainer hat nicht mit mir drüber gesprochen" hat man in der TS-Ära bei Werder ständig von unzufriedenen Spielern gehört. TS geht generell nicht zu Spielern und erklärt ihnen, warum sie nicht spielen. Weiß nicht genau warum, vernute aber, dass es zu seinem Konzept gehört nicht zu viel Nähe zu einzelnen Spielern aufzubauen, sondern alle mit der gleichen Nähe bzw dem gleichen professionellen Abstand zu behandeln, weil man irgendwann auch mal harte Entscheidungen treffen können muss.

TS' Motto war immer: Der Spieler kann jederzeit zu mir kommen, "meine Tür steht immer offen", auch um drei Uhr nachts, wenn es in der Ehe kracht, aber der Spieler muss von sich kommen. Das gilt für alle. Einige kommen damit besser zurecht ("der Trainer war immer für mich da"), andere schlechter ("der Trainer hat nie mit mir gesprochen").

Für gefährliche halte ich AMs Gang an die Presse (und er wird schon wissen, wie die Aussagen aufgenommen werden/was daraus gemacht wird ...), das mag TS gar nicht (wie wohl fast alle Trainer), da muss er aufpassen. Wäre sehr schade, wenn die beiden es sich so früh miteinander verscherzen. Daher wäre es gut, wenn sie das bald klären, nur wird TS da nicht auf ihn zugehen und fragen, wie das denn gemeint war/was das soll. Er registriert sowas nur, und Pluspunkte gibts dafür sicher nicht.
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Tach zusammen. Ich bin schon seit Ewigkeiten Werderfan und habe die gesamte Amtszeit Schaafs bei Werder intensiv verfolgt. Da ich als Werderfan auch großer TS-Fan bin, werde ich in Zukunft auch die Entracht etwas genauer verfolgen.

Mal ein paar Eindrücke von mir zum TS-Fußball, der mMn einen ganz eigenen Stil verkörpert:

Vorweg: Ich kenne TS als einen Mann, der sich hinterfragt und sehr intensiv mit Entwicklungen im Fußball auseinandersetzt, daher kann es gut sein, dass er das Jahr Pause dazu genutzt hat einiges zu verändern, aber bestimmte Punkte wird man sicher wieder entdecken können.

Das Wichtigste bei TS ist mMn nicht irgendein System, das ja eh verschieden ausgelegt werden kann, sondern seine wenigen Vorgaben. TS ist ein Verfechter davon seinen Spielern sehr wenige Vorgaben mit aufs Feld zu geben. Der vorgegebene Handlungsrahmen der einzelnen Positionen, vor allem in der Offensive, ist sehr weit gesteckt. TS wohl meistgesagter Satz zu seinen Spielern war wohl "Ihr dürft Fehler machen!". In Bremen sprachen wir dabei immer vom System "kreatives Chaos". Das hat Vor- und Nachteile.
Einerseits wird die Offensive dadurch sehr schlecht ausrechenbar und erspielt sich in der Regel viele Chancen, da die Spieler frei agieren können. Das Offensivspiel wird dadurch sehr kreativ und attraktiv für den Zuschauer.
Andererseits sieht man aber auch immer wieder haarsträubende Fehler, die man bei anderen Mannschaften kaum mal sieht. Auch das liegt am fehlenden Handlungsrahmen. Wenn der Plan mal nicht aufgeht, dann haben die Spieler kaum eingespielte Routinen und Richtlinien, an denen sie sich halten und stabilisieren können.
Wenn der Plan aufgeht und das "kreative Chaos" funktioniert/harmoniert, dann sieht man wunderbaren Angriffsfußball. Funktioniert es allerdings mal nicht so, dann sieht man leider oft Fehler, die einen in den Wahnsinn treiben können.
MMn steht und fällt daher alles mit spielintelligenten Fußballern, die mit dieser Freiheit umgehen können und vor allem auf dem Feld einen für das jeweilige Spiel passenden Handlungsrahmen für die anderen Spieler herstellen. Bei Werder waren dies Spieler wie Micoud, Ernst, Baumann, Özil. Fehlen diese Spieler oder haben ein Formtief, dann wird es oft sehr schwierig.
Wer diese Rolle bei der Eintracht einnehmen kann, weiß ich nicht, aber mir scheint es sehr schade zu sein, dass gerade nun Spieler wie Schwegler oder Rode gegangen sind.

Taktik/System:
Grundsätzlich, denke ich, kann man Fußballtaktiken in zwei Herangehensweisen unterscheiden: Aktive Spielgestaltung (Arsenal, Barca, Bayern) und passive Spielgestaltung (Mourinho, Klopp) und eben die verschiedenen Abstufungen dazwischen. TS ist klar bei der aktiven Spielgestaltung anzusiedeln, wenn gleich er sich auch nicht zu schade ist Elemente der passiven Spielgestaltung einzusetzen. Daher wunderten mich die Slomka-Vergleiche (10 Sekunden) aus der Presse der letzten Wochen ziemlich, denn TS ist nun wirklich das absolute Gegenteil vom pragmatischen Konter-Slomka.

Er war immer großer Fan der Viererkette. Er spielte immer ungern mit mehr als einem Sechser. Vier, oft auch fünf klare Offensivspieler hat er eigentlich immer auf dem Feld. Viele behaupten, dass sein System am besten funktioniert, wenn er mehr defensive Spieler einbaut, was aber vor allem daran liegen dürfte, dass er mit der Raute Baumann - Ernst, Lisztes - Micoud das Double holte, was mMn aber weniger an der Defensivkraft lag, als an den herausragend spielintelligenten Spielern und der sehr guten Mischung auf dem Feld insgesamt, die einfach wunderbar passte.

Müsste ich tippen, dann würde ich daher mit einem  4-1-4-1 (welches er im letzten Werderjahr zum Teil auf sehr interessante Weise spielen ließ) oder auf die altbekannte schaafsche Raute spekulieren. Aber wer weiß, TS hatte nun seit Ewigkeiten mal ein Jahr Zeit zum Nachdenken, vielleicht überrascht er uns auch mit etwas ganz Neuem. Ich bin auf jeden Fall gespannt.

Achso, und ein Tipp noch: Lasst Euch von seinen inhaltslosen Floskeln in Interviews (vor allem nach dem Spiel) nicht verunsichern. Das ist seine Methode sich nicht abzunutzen und den Journalisten nichts anzubieten, was sie ihm später um die Ohren hauen können. Intern redet er völlig anders. Für den Fan ist das manchmal schade, weil man so wenig Einblick bekommt, aber für den Erfolg der Mannschaft ist es wohl der bessere Weg.