In einer ruhigen Minute der Mittagspause machte ich mir mal Gedanken...
Fehlt der Leistungswille? Fehlt die Leistungsbereitschaft? Keine Perspektive?
Dies soll kein Parteienfred werden, auch wenn die Wahl 2005 irgendwo mitreinspielt.
Warum denke ich darüber nach?
Ich erlebe unsere Azubis (Industriekaufleute), entweder haben wir seit 3 Jahren extreme schlechte Auswahl getroffen oder
es ist wirklich frappierend, wie wenig Interesse, Bildung und Leistungswille hier zu finden ist. Manche wissen gar nicht, was sie an einem Ausbildungsplatz haben. Zu meiner Zeit (die späten 80er), haben wir auch mal keinen Bock auf Schule gehabt, trotzdem haben 95% versucht ihr bestes zu geben, weil wir wußten, ohne gutes Zeugnis keine Chance auf den Wunsch-Ausbildungsplatz.
Unsere Allgemein-Bildung fand ich durchaus höher als heute etc...
Schul-Problem?
Eine These: Es muß sich hierzulande doch keiner mehr lang machen. Es hat doch jeder alles. Da ist kein Hunger Leistungs zu bringen um sich was zu leisten...
Ich war dieses Jahr beruflich insgesamt 4 Wochen in Polen und muß sagen, dass dort eine ganz andere Stimmung herrscht. Man ist lernbereit, willig und hungrig...
Der Gegensatz in Deutschland: Es wird gejammert, teilweise zu Unrecht (Benzin ist in Polen im Verhältnis zum Einkommen sehr viel teurer), aber wenn man sich mal auf den Festen umschaut ist es dort nie richtig leer, also Geld für "Fressen und Saufen" ist da.
Herrscht in den Reisebüros gähnende Leere? Nein, Deutschland ist mal wieder Reiseweltmeister, die vielen schönen hier verdienden EUROS werden im Ausland ausgegeben...
Samstag Mittag in der Innenstadt: Die Leute haben die Tüten voll.
Fast jeder Schüler hat ein Handy (das wir niemals brauchten), Markenklamotten, den TV und PC im Kinderzimmer... Wofür sollen die sich quälen? Sie haben doch eigentlich alles...
Könnte dies ein Teil unseres Gesellschaftsproblems sein? Es wird gejammert, aber eigentlich gibt es gar kein Grund dafür? Verhungern muß hierzulande niemand...
P.S. Ich weiß auch, dass es Ausnahmen der o.g. Beispiele gibt, die gab es jedoch schon immer...
hm, in dem land ist so einiges krank. aber leider ist das wohl auch durch einige der älteren generation bedingt. hatte grad gestern einen bericht über spielplatzgegner gehört. scheinbar waren die nie kind und sind gleich als erwachsene auf die welt gekommen und hatten dann auch keine kinder. wenn man sich diese kinderfeindlichkeit mit vor augen hält, ist die problematik mit jungen menschen etwas diffiziler. welche motivation sollte ich haben aus mir etwas zu machen, wenn mir meine umwelt suggeriert ich sei blöd. gut ausnahmen bestätigen leider auch die regel, aber das bezieht sich auch auf die willigen. da ist es schwer jemandem zu sagen: mach was aus dir! nur wer das vorgelebt bekommt, kann ähnlichen erfolg haben. das interesse an allgemeinbildung nimmt definitiv ab. es wird einem ja auch alles in guten happen im tv und internet zubereitet. ausweg aus der krise? dieses land sollte zu seinen kindern wieder freundlicher werden, dann wird das auch mit der laune derer wieder aufwärts gehen und dann sind auch die wieder hungrig auf informationen und hintergründe. aber bei den vielen ja und amen sagern im land da braucht man ja nur den pozileithread und die unterirdischen kommentare von endless lesen.
Sind das denn wirklich die Menschen wie du und ich, die am Jammern sind? Ich kenne in meinem Bekanntenkreis kaum jemand der schlechter Stimmung ist, außer er/sie ist schwer krank, hat gerade die Arbeit verloren etc.
Vielmehr wird doch die schlechte Stimmung von Funktionären aller Art produziert, allen voran den Arbeitgeberfunktionären. Die immer neuen Forderungen, angeblich um den Standort Deutschland wettbewerbsfähig zu erhalten, sind es doch, die die Menschen tendentiell verängstigen, z.B. "Die Reform des Kündigungsschutzes, betriebliche Bündnisse für Arbeit und notwendige Änderungen in der betrieblichen und unternehmerischen Mitbestimmung sind nur einige Beispiele für den dringenden Reformbedarf im deutschen Arbeitsrecht. (http://www.bda-online.de/www/bdaonline.nsf/id/200020_Arb_DE)"
Was verbirgt sich dahinter: Arbeitnehmerrechte sollen zugunsten einer erhöhten Flexibilisierung und Disponibilität weiter abgebaut werden, ohne dass der Beweis angetreten werden kann, dass Verschlechterungen im Kündigungsschutz zu mehr Arbeitsplätzen führt. Wir leben halt in einer wirtschaftlichen Phase, in der die Arbeitgeber am längeren Hebel zu sitzen glauben, und das nutzen sie aus. Verbunden nach der immerwiederkehrenden Forderung nach Lohnzurückhaltung, die von den Arbeitnehmern auch beherzigt wurde und dazu geführt hat, dass se seit 20 Jahren keine Reallohnerhöhungen gab, drückt das die Stimmung. Und wenn man dann noch hört, dass die Dax-Vorstände sich im letzten Jahr rund 10% mehr Bezüge genehmigt haben, wird die Laune auch nicht besser.
Und was macht die Politik - schaut wie ein Nachtwächterstaat zu - ist nicht in der Lage, Wirtschafts, Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Sozialpolitik auch nur annähernd auf die Reihe zu bekommen. Jeder mittlere Funktionär aus allen politischen Lagern hat sich über Pisa aufgeregt - ich habe nicht den Eindruck, dass etwas nennenswertes geschehen ist. Wie sollen aus einem solchen Bildungssystem dann auch gebildete, hochmotivierte junge Menschen entlassen werden.
etc. etc.... All dies könnte noch seitenlang ergänzt werden.
Dass die meisten Menschen in Deutschland dennoch relativ gut gelaunt sind, erscheint mir da eher erstaunlich.
Ich weiß nicht, ob "wir" ein Problem haben, aber eines steht fest: kaum ist der Wechsel aus der Schüler- hin zur Lehrer-Perspektive vollzogen, nimmt man sich wohl im nachhinein ganz anders wahr. Man selbst erscheint immer im rechten Licht, trotz Schule-Schwänzens usf. War der Schul-Abschluß am Ende dennoch gut, rechtfertigt man diese Maßnahmen am Ende noch mehr.
Eines steht für mich fest: die Ablenkungsmöglichkeiten sind heuer weit größer, als noch vor zehn Jahren etwa. Dadurch steigt der Grad der Verführung, gegen den man sich wappnen muß, wenn man Erfolg haben will.
Andererseits aber kommen immer mehr Lerninhalte auf die Schüler zu. Einfaches Beispiel: bis zur Mitte des vergangenen Jhds war die Relativitätstheorie arrivierten Professoren vorbehalten. Mittlerweile gehört dieser Stoff zu den Inhalten eines jeden Physik-GK innerhalb des Abiturs in Deutschland. Ähnliches gilt für die Genetik und hier etwa die Entdeckung der DNS-Helix. Die Liste kann man noch um Informatik ergänzen. Wer in den 50ern oder 60ern seinen Schulabschluß – etwa das Abi – innerhalb der 13 Jahre absolviert hatte, hatte de facto stofflich weit weniger durchgenommen, als die Schüler heutzutage. Vielfach muß man nun schon nach 12 Jahren das Abi absolvieren – also mehr Stoff in weniger Zeit durchnehmen. Eine vergleichbare Entwicklung gab es auch an den Universitäten. Insofern relativiert sich das Gejammer der Alten über die Schlechtigkeit der Jugend. Gerne einmal möchte ich so manchen Politiker oder Prof noch mal ins Abi oder ins Studium schicken, der vor sich nur Schmarotzer wähnt. Anstatt kluge Ratschläge zu geben, sollten sie sich mal fragen, wie es um ihren intellektuellen Horizont bestellt ist.
So gesehen, muß man mit Vergleichen vorsichtig sein. Ich bin froh, daß ich das Abi usf. hinter mir habe.
Ich bleibe mal speziell bei der Jugend: Vielen ist es doch wichtiger den neuesten Klingelton zu haben, als zu wissen, wie eine Markt-Wirtschaft funktioniert.
Ich hatte hier eine Azubine sitzen, die Wirtschaft im Leistungskurs belegt hatte, leider konnte sie mir auf meine sehr allgemeinen Fragen keine Antwort geben.
Wird in der Schule das falsche gelehrt?
Rührt aus diesem Desinteresse auch die "Aktien-Faulheit" Deutschlands. In Schweden, glaub ich, sind 50% der Bevölkerung im Besitz von Aktien. - WARUM?
zeus, da hast du schon recht. aber trotzdem ist ein allgemeiner verfall von respekt vor älteren oder auch wissen zu erkennen. klar früher waren die ansprüche nicht so hoch, aber allgemeinbildung hat noch nie jemandem geschadet. und das gibt einem zu denken, wenn viele keine ahnung von alltäglichen dingen mehr haben, aber dann bei allem mitreden wollen.
Ja Zeus, so alt bin ich nun auch wieder nicht, als dass ich keine Inhaltsvergleiche hätte. Eventuell sollten wir mal die Abiturienten gesondert betrachten.
Meine Wenigkeit hat zum Beispiel gar kein Abi, trotzdem bin ich gerade mitten in einem FH-Studium, geht also auch ohne...
Rührt aus diesem Desinteresse auch die "Aktien-Faulheit" Deutschlands. In Schweden, glaub ich, sind 50% der Bevölkerung im Besitz von Aktien. - WARUM?
äh, da würd ich mal das platzen der spekulationsblase am neuen markt mit einbeziehen. ich kann mich da noch dunkel dran erinnern. immerhin war er der größte geldvernichter den es gab. auch ich hab da lehrgeld bezahlt. bin aber nicht wie viele andere wieder ausgestiegen. aber deutschland war noch ein land mit einer großen aktienlandschaft. vielleicht wird das aber wieder. *hoff*
carolus schrieb: [...] Jeder mittlere Funktionär aus allen politischen Lagern hat sich über Pisa aufgeregt - ich habe nicht den Eindruck, dass etwas nennenswertes geschehen ist. Wie sollen aus einem solchen Bildungssystem dann auch gebildete, hochmotivierte junge Menschen entlassen werden.[...]
Dir ist hoffentlich klar, daß diese Kritik auf Dich zurückfällt. Wenn Lehrform als auch Lehr-Personal dem Lernerfolg und damit den Ergebnissen nach der PISA-Studie und deren Kriterien abträglich seien, dann betrifft das die Prä-PISA-Schüler erst recht. Überspitzt formuliert, echauffierst Du Dich als PISA-Opfer respektive potentielle PISA-Versagerin über die angeblich ausgebliebenen Reformen zur Beseitigung der nachteiligen PISA-Folgen.
Und noch ein wenig ironisch gewendet: darf jemand, der PISA nicht bestanden hätte, sich überhaupt über die angeblich schwachen Schüler aufregen? Oder willst Du behaupten, überall gäbe es PISA-Deppen, nur Dich haben die schlechten Ausbildungsbedingungen seltsamerweise völlig unberührt gelassen?
also ich bin jetzt in der oberstufe und mach abi...und es gibt sehr viele faule leute die es trotzdem irgendwie schaffen...und was allgemeinbildung angeht muss ich 100% recht geben! neulich hab ich mal mit ner freundin so ne art test gemacht was allgemeinbildung angeht und die is echt ne superschülerin,also schreibt gute noten und so...naja tatsache war dass sie nichtmal alle bundesländer wusste,noch die hauptstädte der länder in europa...also sowas is schon arm find ich
niederrheiner_adler schrieb: also ich bin jetzt in der oberstufe und mach abi...und es gibt sehr viele faule leute die es trotzdem irgendwie schaffen...und was allgemeinbildung angeht muss ich 100% recht geben! neulich hab ich mal mit ner freundin so ne art test gemacht was allgemeinbildung angeht und die is echt ne superschülerin,also schreibt gute noten und so...naja tatsache war dass sie nichtmal alle bundesländer wusste,noch die hauptstädte der länder in europa...also sowas is schon arm find ich
Hier findet wohl auch eine Art Amerikanisierung statt... Die wissen auch nicht, wie es über den großen Teich aussieht...
carolus schrieb: [...] Jeder mittlere Funktionär aus allen politischen Lagern hat sich über Pisa aufgeregt - ich habe nicht den Eindruck, dass etwas nennenswertes geschehen ist. Wie sollen aus einem solchen Bildungssystem dann auch gebildete, hochmotivierte junge Menschen entlassen werden.[...]
Dir ist hoffentlich klar, daß diese Kritik auf Dich zurückfällt. Wenn Lehrform als auch Lehr-Personal dem Lernerfolg und damit den Ergebnissen nach der PISA-Studie und deren Kriterien abträglich seien, dann betrifft das die Prä-PISA-Schüler erst recht. Überspitzt formuliert, echauffierst Du Dich als PISA-Opfer respektive potentielle PISA-Versagerin über die angeblich ausgebliebenen Reformen zur Beseitigung der nachteiligen PISA-Folgen.
Und noch ein wenig ironisch gewendet: darf jemand, der PISA nicht bestanden hätte, sich überhaupt über die angeblich schwachen Schüler aufregen? Oder willst Du behaupten, überall gäbe es PISA-Deppen, nur Dich haben die schlechten Ausbildungsbedingungen seltsamerweise völlig unberührt gelassen?
Bei mir liegt das - Gott sei Dank - alles Jahrzehnte zurück, deshalb kann ich die dialektische Methode, mit der du Pisa auf mich anwenden willst, nicht nachvollziehen Gruß carolus
Rührt aus diesem Desinteresse auch die "Aktien-Faulheit" Deutschlands. In Schweden, glaub ich, sind 50% der Bevölkerung im Besitz von Aktien. - WARUM?
äh, da würd ich mal das platzen der spekulationsblase am neuen markt mit einbeziehen. ich kann mich da noch dunkel dran erinnern. immerhin war er der größte geldvernichter den es gab. auch ich hab da lehrgeld bezahlt. bin aber nicht wie viele andere wieder ausgestiegen. aber deutschland war noch ein land mit einer großen aktienlandschaft. vielleicht wird das aber wieder. *hoff*
Dies war aber schon vor dem "Neuen Markt" so. Viele hätte eben kein Lehrgeld bezahlt, wenn sie sich ausgekannt hätten...
zwerg_nase schrieb: zeus, da hast du schon recht. aber trotzdem ist ein allgemeiner verfall von respekt vor älteren oder auch wissen zu erkennen. klar früher waren die ansprüche nicht so hoch, aber allgemeinbildung hat noch nie jemandem geschadet. und das gibt einem zu denken, wenn viele keine ahnung von alltäglichen dingen mehr haben, aber dann bei allem mitreden wollen.
Ich weiß was Du sagen willst. Ich halte mich hierbei aber sehr zurück. Ich denke, daß ich auch dem einen oder anderen meiner Lehrer auf den Sack gegangen bin, ohne völlig aus der Art geschlagen zu sein. Die kleinen Streiche, die man tätigte, und bei deren Verrichtung man auch mal erwischt worden ist: eigentlich hätte das ja nicht sein müssen. Umgekehrt sieht man es als Pennäler-Scherz oder auch Entwicklungs- und Erkundungsphase an. Heute jedoch erscheinen einem die „jungen Leute“ als frech und ungezogen, wenn sie dieselben Streiche machen, die wir damals auch tätigten und die damals auch schon unnötig waren.
Fairerweise müßte man die Einschätzung der ehemaligen Lehrer usf. einholen, um sich halbwegs angemessen einschätzen zu können. Was man bei den Jahrgangs-Treffen nach einigem Abstand so alles zu hören bekommt, läßt mich manchmal noch erstaunen. Nur von den Mädels bekam ich wenigstens Lob.
Ich denke, daß unter dem Strich die Welt in Ordnung ist, aber die wenigen Radaumacher als Beispiel dafür herhalten müssen, daß das System als solches im argen läge.
in deutschland wird halt immer noch auf des "gute alte" sparbuch gesetzt. auch wenn die zinsen mehr als bescheiden sind. beim platzen der spekulationsblase haben aber m.e. auch diejenigen die schon vorher aktien hatten, blut gelassen. wie heißt es so schön: gier frißt hirn.
da zeigt sich aber die innovationsfeindlichkeit der meisten deutschen. gibts net, hammer net un hammer noch nie gemacht. das hört man auf so manch einer baustelle.
zwerg_nase schrieb: zeus, da hast du schon recht. aber trotzdem ist ein allgemeiner verfall von respekt vor älteren oder auch wissen zu erkennen. klar früher waren die ansprüche nicht so hoch, aber allgemeinbildung hat noch nie jemandem geschadet. und das gibt einem zu denken, wenn viele keine ahnung von alltäglichen dingen mehr haben, aber dann bei allem mitreden wollen.
Ich weiß was Du sagen willst. Ich halte mich hierbei aber sehr zurück. Ich denke, daß ich auch dem einen oder anderen meiner Lehrer auf den Sack gegangen bin, ohne völlig aus der Art geschlagen zu sein. Die kleinen Streiche, die man tätigte, und bei deren Verrichtung man auch mal erwischt worden ist: eigentlich hätte das ja nicht sein müssen. Umgekehrt sieht man es als Pennäler-Scherz oder auch Entwicklungs- und Erkundungsphase an. Heute jedoch erscheinen einem die „jungen Leute“ als frech und ungezogen, wenn sie dieselben Streiche machen, die wir damals auch tätigten und die damals auch schon unnötig waren.
Fairerweise müßte man die Einschätzung der ehemaligen Lehrer usf. einholen, um sich halbwegs angemessen einschätzen zu können. Was man bei den Jahrgangs-Treffen nach einigem Abstand so alles zu hören bekommt, läßt mich manchmal noch erstaunen. Nur von den Mädels bekam ich wenigstens Lob.
Ich denke, daß unter dem Strich die Welt in Ordnung ist, aber die wenigen Radaumacher als Beispiel dafür herhalten müssen, daß das System als solches im argen läge.
Nun, auch wir haben Streiche gespielt, jedoch war irgendwann einmal der Punkt gekommen, wo Schluß war. Heute wird regelmäßig über dieses Ziel hinausgeschossen. Wir hatten vor 3 Wochen 15jähriges Klassentreffen und die Lehrerin meinte, es ist mittlerweile nicht mehr schön Lehrer zu sein.
Aber kommen wir doch mal zur These der "Sattheit". Bist Du hier anderer Meinung?
In einer ruhigen Minute der Mittagspause machte ich mir mal Gedanken...
Fehlt der Leistungswille? Fehlt die Leistungsbereitschaft? Keine Perspektive?
Dies soll kein Parteienfred werden, auch wenn die Wahl 2005 irgendwo mitreinspielt.
Warum denke ich darüber nach?
Ich erlebe unsere Azubis (Industriekaufleute), entweder haben wir seit 3 Jahren extreme schlechte Auswahl getroffen oder
es ist wirklich frappierend, wie wenig Interesse, Bildung und Leistungswille hier zu finden ist. Manche wissen gar nicht, was sie an einem Ausbildungsplatz haben.
Zu meiner Zeit (die späten 80er), haben wir auch mal keinen Bock auf Schule gehabt, trotzdem haben 95% versucht ihr bestes zu geben, weil wir wußten, ohne gutes Zeugnis keine Chance auf den Wunsch-Ausbildungsplatz.
Unsere Allgemein-Bildung fand ich durchaus höher als heute etc...
Schul-Problem?
Eine These: Es muß sich hierzulande doch keiner mehr lang machen. Es hat doch jeder alles. Da ist kein Hunger Leistungs zu bringen um sich was zu leisten...
Ich war dieses Jahr beruflich insgesamt 4 Wochen in Polen und muß sagen, dass dort eine ganz andere Stimmung herrscht. Man ist lernbereit, willig und hungrig...
Der Gegensatz in Deutschland: Es wird gejammert, teilweise zu Unrecht (Benzin ist in Polen im Verhältnis zum Einkommen sehr viel teurer), aber wenn man sich mal auf den Festen umschaut ist es dort nie richtig leer, also Geld für "Fressen und Saufen" ist da.
Herrscht in den Reisebüros gähnende Leere? Nein, Deutschland ist mal wieder Reiseweltmeister, die vielen schönen hier verdienden EUROS werden im Ausland ausgegeben...
Samstag Mittag in der Innenstadt: Die Leute haben die Tüten voll.
Fast jeder Schüler hat ein Handy (das wir niemals brauchten), Markenklamotten, den TV und PC im Kinderzimmer... Wofür sollen die sich quälen? Sie haben doch eigentlich alles...
Könnte dies ein Teil unseres Gesellschaftsproblems sein? Es wird gejammert, aber eigentlich gibt es gar kein Grund dafür? Verhungern muß hierzulande niemand...
P.S. Ich weiß auch, dass es Ausnahmen der o.g. Beispiele gibt, die gab es jedoch schon immer...
Früher hat ein PC 15.000 DM gekostet, heute sind es umgerechnet 1900DM.
Genau so ist es mit dem Fernseher. Früher war halt alles teurer und dann hatte nicht jeder etwas.
Über den Kamm scheren würde ich trotzdem nicht alle auf einmal.
Ich kritisiere ja nicht, ich stelle nur fest. Wie Du schon sagtest früher war alles teurer und man mußte es sich erarbeiten.
hatte grad gestern einen bericht über spielplatzgegner gehört. scheinbar waren die nie kind und sind gleich als erwachsene auf die welt gekommen und hatten dann auch keine kinder. wenn man sich diese kinderfeindlichkeit mit vor augen hält, ist die problematik mit jungen menschen etwas diffiziler. welche motivation sollte ich haben aus mir etwas zu machen, wenn mir meine umwelt suggeriert ich sei blöd. gut ausnahmen bestätigen leider auch die regel, aber das bezieht sich auch auf die willigen.
da ist es schwer jemandem zu sagen: mach was aus dir! nur wer das vorgelebt bekommt, kann ähnlichen erfolg haben.
das interesse an allgemeinbildung nimmt definitiv ab. es wird einem ja auch alles in guten happen im tv und internet zubereitet.
ausweg aus der krise? dieses land sollte zu seinen kindern wieder freundlicher werden, dann wird das auch mit der laune derer wieder aufwärts gehen und dann sind auch die wieder hungrig auf informationen und hintergründe.
aber bei den vielen ja und amen sagern im land da braucht man ja nur den pozileithread und die unterirdischen kommentare von endless lesen.
Vielmehr wird doch die schlechte Stimmung von Funktionären aller Art produziert, allen voran den Arbeitgeberfunktionären.
Die immer neuen Forderungen, angeblich um den Standort Deutschland wettbewerbsfähig zu erhalten, sind es doch, die die Menschen tendentiell verängstigen, z.B.
"Die Reform des Kündigungsschutzes, betriebliche Bündnisse für Arbeit und notwendige Änderungen in der betrieblichen und unternehmerischen Mitbestimmung sind nur einige Beispiele für den dringenden Reformbedarf im deutschen Arbeitsrecht. (http://www.bda-online.de/www/bdaonline.nsf/id/200020_Arb_DE)"
Was verbirgt sich dahinter: Arbeitnehmerrechte sollen zugunsten einer erhöhten Flexibilisierung und Disponibilität weiter abgebaut werden, ohne dass der Beweis angetreten werden kann, dass Verschlechterungen im Kündigungsschutz zu mehr Arbeitsplätzen führt. Wir leben halt in einer wirtschaftlichen Phase, in der die Arbeitgeber am längeren Hebel zu sitzen glauben, und das nutzen sie aus.
Verbunden nach der immerwiederkehrenden Forderung nach Lohnzurückhaltung, die von den Arbeitnehmern auch beherzigt wurde und dazu geführt hat, dass se seit 20 Jahren keine Reallohnerhöhungen gab, drückt das die Stimmung. Und wenn man dann noch hört, dass die Dax-Vorstände sich im letzten Jahr rund 10% mehr Bezüge genehmigt haben, wird die Laune auch nicht besser.
Und was macht die Politik - schaut wie ein Nachtwächterstaat zu - ist nicht in der Lage, Wirtschafts, Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Sozialpolitik auch nur annähernd auf die Reihe zu bekommen.
Jeder mittlere Funktionär aus allen politischen Lagern hat sich über Pisa aufgeregt - ich habe nicht den Eindruck, dass etwas nennenswertes geschehen ist. Wie sollen aus einem solchen Bildungssystem dann auch gebildete, hochmotivierte junge Menschen entlassen werden.
etc. etc....
All dies könnte noch seitenlang ergänzt werden.
Dass die meisten Menschen in Deutschland dennoch relativ gut gelaunt sind, erscheint mir da eher erstaunlich.
Eines steht für mich fest: die Ablenkungsmöglichkeiten sind heuer weit größer, als noch vor zehn Jahren etwa. Dadurch steigt der Grad der Verführung, gegen den man sich wappnen muß, wenn man Erfolg haben will.
Andererseits aber kommen immer mehr Lerninhalte auf die Schüler zu. Einfaches Beispiel: bis zur Mitte des vergangenen Jhds war die Relativitätstheorie arrivierten Professoren vorbehalten. Mittlerweile gehört dieser Stoff zu den Inhalten eines jeden Physik-GK innerhalb des Abiturs in Deutschland. Ähnliches gilt für die Genetik und hier etwa die Entdeckung der DNS-Helix. Die Liste kann man noch um Informatik ergänzen. Wer in den 50ern oder 60ern seinen Schulabschluß – etwa das Abi – innerhalb der 13 Jahre absolviert hatte, hatte de facto stofflich weit weniger durchgenommen, als die Schüler heutzutage. Vielfach muß man nun schon nach 12 Jahren das Abi absolvieren – also mehr Stoff in weniger Zeit durchnehmen. Eine vergleichbare Entwicklung gab es auch an den Universitäten. Insofern relativiert sich das Gejammer der Alten über die Schlechtigkeit der Jugend. Gerne einmal möchte ich so manchen Politiker oder Prof noch mal ins Abi oder ins Studium schicken, der vor sich nur Schmarotzer wähnt. Anstatt kluge Ratschläge zu geben, sollten sie sich mal fragen, wie es um ihren intellektuellen Horizont bestellt ist.
So gesehen, muß man mit Vergleichen vorsichtig sein. Ich bin froh, daß ich das Abi usf. hinter mir habe.
Ich hatte hier eine Azubine sitzen, die Wirtschaft im Leistungskurs belegt hatte, leider konnte sie mir auf meine sehr allgemeinen Fragen keine Antwort geben.
Wird in der Schule das falsche gelehrt?
Rührt aus diesem Desinteresse auch die "Aktien-Faulheit" Deutschlands. In Schweden, glaub ich, sind 50% der Bevölkerung im Besitz von Aktien. - WARUM?
klar früher waren die ansprüche nicht so hoch, aber allgemeinbildung hat noch nie jemandem geschadet. und das gibt einem zu denken, wenn viele keine ahnung von alltäglichen dingen mehr haben, aber dann bei allem mitreden wollen.
Meine Wenigkeit hat zum Beispiel gar kein Abi, trotzdem bin ich gerade mitten in einem FH-Studium, geht also auch ohne...
äh, da würd ich mal das platzen der spekulationsblase am neuen markt mit einbeziehen. ich kann mich da noch dunkel dran erinnern. immerhin war er der größte geldvernichter den es gab. auch ich hab da lehrgeld bezahlt. bin aber nicht wie viele andere wieder ausgestiegen. aber deutschland war noch ein land mit einer großen aktienlandschaft. vielleicht wird das aber wieder. *hoff*
Dir ist hoffentlich klar, daß diese Kritik auf Dich zurückfällt. Wenn Lehrform als auch Lehr-Personal dem Lernerfolg und damit den Ergebnissen nach der PISA-Studie und deren Kriterien abträglich seien, dann betrifft das die Prä-PISA-Schüler erst recht. Überspitzt formuliert, echauffierst Du Dich als PISA-Opfer respektive potentielle PISA-Versagerin über die angeblich ausgebliebenen Reformen zur Beseitigung der nachteiligen PISA-Folgen.
Und noch ein wenig ironisch gewendet: darf jemand, der PISA nicht bestanden hätte, sich überhaupt über die angeblich schwachen Schüler aufregen? Oder willst Du behaupten, überall gäbe es PISA-Deppen, nur Dich haben die schlechten Ausbildungsbedingungen seltsamerweise völlig unberührt gelassen?
neulich hab ich mal mit ner freundin so ne art test gemacht was allgemeinbildung angeht und die is echt ne superschülerin,also schreibt gute noten und so...naja tatsache war dass sie nichtmal alle bundesländer wusste,noch die hauptstädte der länder in europa...also sowas is schon arm find ich
Hier findet wohl auch eine Art Amerikanisierung statt... Die wissen auch nicht, wie es über den großen Teich aussieht...
Bei mir liegt das - Gott sei Dank - alles Jahrzehnte zurück, deshalb kann ich die dialektische Methode, mit der du Pisa auf mich anwenden willst, nicht nachvollziehen
Gruß carolus
Dies war aber schon vor dem "Neuen Markt" so. Viele hätte eben kein Lehrgeld bezahlt, wenn sie sich ausgekannt hätten...
P.S. Auch ich habe Verluste gemacht!!
Ich weiß was Du sagen willst. Ich halte mich hierbei aber sehr zurück. Ich denke, daß ich auch dem einen oder anderen meiner Lehrer auf den Sack gegangen bin, ohne völlig aus der Art geschlagen zu sein. Die kleinen Streiche, die man tätigte, und bei deren Verrichtung man auch mal erwischt worden ist: eigentlich hätte das ja nicht sein müssen. Umgekehrt sieht man es als Pennäler-Scherz oder auch Entwicklungs- und Erkundungsphase an. Heute jedoch erscheinen einem die „jungen Leute“ als frech und ungezogen, wenn sie dieselben Streiche machen, die wir damals auch tätigten und die damals auch schon unnötig waren.
Fairerweise müßte man die Einschätzung der ehemaligen Lehrer usf. einholen, um sich halbwegs angemessen einschätzen zu können. Was man bei den Jahrgangs-Treffen nach einigem Abstand so alles zu hören bekommt, läßt mich manchmal noch erstaunen. Nur von den Mädels bekam ich wenigstens Lob.
Ich denke, daß unter dem Strich die Welt in Ordnung ist, aber die wenigen Radaumacher als Beispiel dafür herhalten müssen, daß das System als solches im argen läge.
da zeigt sich aber die innovationsfeindlichkeit der meisten deutschen. gibts net, hammer net un hammer noch nie gemacht. das hört man auf so manch einer baustelle.
Nun, auch wir haben Streiche gespielt, jedoch war irgendwann einmal der Punkt gekommen, wo Schluß war.
Heute wird regelmäßig über dieses Ziel hinausgeschossen. Wir hatten vor 3 Wochen 15jähriges Klassentreffen und die Lehrerin meinte, es ist mittlerweile nicht mehr schön Lehrer zu sein.
Aber kommen wir doch mal zur These der "Sattheit". Bist Du hier anderer Meinung?