SLT: Ein normales We! Achtung XXL

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jau73

Es schien ein normales Wochenende zu werden. Freitagabend 18 Uhr. Ich entschloss mich Feierabend zu machen. Freute mich schon auf die 3 Tage, die ich wieder mit meinem Sohn verbringen konnte.
Für den Freitag stand nichts auf den Plan, da Leon bei seiner Oma auf den Geburtstag war und erst um viertel vor neun bei mir war. Im Fernsehen lief gerade ein „Fall für Zwei“.
Für mich zählte dies zum Ende der Winterpause.
Das Waldstadion ruft schon wieder leise, auch wenn das erste Heimspiel noch 2 Wochen auf sich warten lässt.
Ich öffnete die Tür und Leon sprang mir freudig entgegen. Hinterher gedackelt kam seine Schwester und Meine Ex Tanja nebst Lebensgefährten Gustav.
Wir setzten uns ins Wohnzimmer. Wir 3 Männer der Runde schielten natürlich mit dem „Zweiten“ auf den Fernseher.
Bis dahin ahnte ich noch nicht was auf mich zu kommen würde.
Tanja und ich klärten ein paar Dinge bzgl. unseres Sohnes ab.
Unter anderem, wann ich am Samstag mit ihm zu seinem Fußballturnier müsse.
Soweit war alles easy.
Dann spürte ich Unsicherheit, als Tanja zum Thema Sonntag kam.
Gustav legte ein seltsames grinsen, dass ich nicht deuten konnte. Was war jetzt? Hatten sie am Sonntag noch mit Leon was vor? Aber warum dann das Grinsen von Gustav?
Ich wollte jetzt unbedingt wissen was Sache ist.
Tanja fing nervös zu erklären an:
„Leons Mannschaft hat neue Trikots bekommen. Bei der Beflockung ist allerdings ein Fehler passiert. Anstatt „TG Ober-Roden“ wurden sie mit den Schriftzug „TS Ober-Roden“ beflockt. Bei mir macht sich Unsicherheit breit und ich stellte mir die Frage, was da jetzt spektakuläres kommen sollte, was die Nervosität bei allen Beteiligten erklären würde.
Sie fuhr bedächtig fort: „Der Sportshop hat sich als Entschädigung dafür, dass die Trikots durch die falsche Beflockung erst 2 Wochen später geliefert werden konnten, “ Tanja atmete noch einmal tief durch und in meinem Kopf versammelten sich immer mehr Fragezeichen, „den Kids Karten für die Kackers zu schenken.“. Bevor ich überhaupt einen Kommentar ablassen konnte, schob Tanja schnell hinterher: “Und Leon möchte hin.“
Nun holte ich tief Luft, schaute erst Tanja fassungslos an, dann Gustav, der genau wusste was in mir vorging und versuchte Worte zu finden, die aber von den mittlerweile unendlich vielen Fragezeichen blockiert wurden.
Deshalb langte es erstmal nur für ein: “Nee, nö???“ Darauf kam von Gustav ein grinsendes: „Hab ich doch gesagt.“
Ich kam mir vor, wie vom eigenen Sohn verraten, der seinerseits erst jetzt verstand welch Opfer er von mir erwartet. Sein Kommentar: „Papa, ich mag das nur mal sehen.“. Und in seinen Augen sah ich Ansätze von „Tschuldigung Papa“. In diesen Moment war ich der Überzeugung, dass mein Gehirn dem deutschen Straßennetz gleicht. Tausend Wege und überall Stau.
In meiner Hilflosigkeit nahm ich mein Handy, ich wollte mit irgendwen telefonieren. Ich konnte es nicht fassen. Von Tanja kam ein harsches: „Du brauchst gar nicht telefonieren. Du musst mit ihm hin!“
Darauf folgte eine typische Diskussion mit dem Thema: Warum kann man als Eintracht-Fan nicht zum OXC gehen?
Ergebnis dieser Diskussion war: Ok ich fahr mit ihm hin.
Aber nicht ohne meinem Sohn noch mal klar zu machen, was ich von der Aktion halte. Seine kindliche Neugier und den Wunsch einmal dort hin zu gehen konnte ich nachvollziehen und stimmte zu.
Den ganzen Samstag geisterte der Satz, ich gehe morgen zu den Kackers, in meinen Kopf herum. Ich fühlte mich als ob sich mein Magen alle 5 Minuten umdrehte.
Am Nachmittag beim Turnier, hielt ich sie dann in der Hand, Karten für Kackers gegen Hansa und ich stielte ungläubig drauf. Die anderen Eltern merkten so langsam, das ich vom Kackerbesuch nicht begeistert war und auch warum.
„Dann kannst du endlich wieder eine gescheite Mannschaft sehen.“ Warf mir ein OXC- Interessierter rüber. Innerlich bedankte ich mich für die Steilvorlage und gab als Antwort: „Stimmt Hansa ist echt gut drauf!“ Der Punkt ging an mich. Zum ersten Mal in Hinblick auf den Sonntag konnte ich mir ein grinsen nicht verkneifen. Noch während dem Turnier konnte ich klar machen, dass mein Kumpel Marcel mitkommen würde. Er wollte eigentlich mit einer Freundin, die Hansa-Fan ist, hin, aber sie hatte keine Zeit. So entschloss er sich mir bei zu stehen. Später ergab sich auch für Gustav noch eine Karte, so dass wir uns zu viert am Sonntag auf der Boco-Tribüne wieder fanden.
Mittags noch zeigte mein Sohn mir noch ganz deutlich, dass meine Erziehungsarbeit nicht vollkommen fehlgeschlagen, sondern es nur am Feinschliff haperte, denn er war der Meinung wir könnten ja doch zu Hause bleiben. Aber zum Ersten musste ich aus erzieherischen Gründen darauf bestehen, dass wir jetzt auch hingehen und Zweitens habe ich in der Hinrunde schon erlebt, wie Geil es ist, bei den Heimfans zu stehen und für anderen Mannschaften zu jubeln. Den Spaß wollte ich mir nicht entgehen lassen.
So beschloss ich dann auch meinen Eintrachtschal anzuziehen. Ok, ich gebe zu, er blieb unter meiner Jacke, aber die Freude war groß dabei.
Der Weg zum Müllberg. Wir parkten unterhalb des Restmüllberges. Wäre es organischer Müll, dann wäre der Bolzplatz mit überdeckten Außenbahnen schon längst zusammengefallen, deswegen Restmüllberg. Da ich zum Ersten mal dieses Areal betrat, schaute ich mich intensiv um. Dies tat auch Leon, der bemerkte, dass es kein schönes Stadion sei (Das Wort Stadion sei ihm an dieser Stelle verziehen).
Jetzt zeigte sich der Erfolg des Feinschliffes, den ich ihm am Vortag in einen Intensivkurs verpasst hatte. Leon sagte mir: „Papa, wenn ich singen will, singe ich Lieder von der Eintracht.“ Ich nickte zufrieden und lächelnd.
Wir passierten den Einlass und ich erspähte die ersten, sagen wir, Nischen mit Gelegenheit zum Bier abstellen, das auch dazu dient Käufer und Verkäufer von einander zu trennen, wobei nicht klar ersichtlich war welche Seite, dieser Getränkeabstellmöglichkeit dreckiger aussah. Amüsiert nahmen wir zur Kenntnis, dass es Henninger Bier gab. Langsam verstand ich auch den Namen „Müllberg“. An jeder Ecke komische Abzäunungen mit Anhäufung von Unrat. So etwas habe ich noch bei keinen anderen „Stadion“ gesehen.
Wir nahmen unsere Sitzplätze hinter dem Tor ein. Das Spiel begann. Natürlich wurde Schober von Hansa ohne Ende ausgepfiffen. Wir hatten erstmal den anderen Torhüter vor der Nase, was sich nach 6 Minuten als gut erweisen sollte, denn da hatte der E-Jugend-Torhüter Probleme den Ball unter Kontrolle zu bringen und ich war der Einzige der (abgesehen vom Schiri) der gesehen hatte, dass der Ball über der Linie war und dies auch aufspringend und lauthals verkündete. Ein geiles Gefühl, dass mich daran erinnerte, wie ich vor ein paar Wochen in Dortmund auf der Südtribüne auch der einzige lautstarke Jubler bei der 0:1 Spielstandeinblendung aus Mainz war. Ein belebendes Gefühl aus der Masse heraus zu stechen.
Mein Sohn taute, im Widerspruch zu den Temperaturen, auf und hatte nach dem 1:2 immer mehr Freude daran Eintrachtlieder zu trällern.
Das Spiel endete 1:3 und ich war froh nicht einen Sieg des OXC beigewohnt zu haben.
Zu guter letzt, beschlossen Leon und ich diese Stätte erst dann wieder zu betreten, wenn unsere Eintracht hier spielen müsste.
Ach ja, es komme mir kein Oxxe mehr und erzähle mir wie toll doch ihre Fans wären. 1:2 Rückstand und kein Pieps mehr von den Fans, noch nicht mal mehr, wenn der Schober den Ball hatte. Sehr arme Fan-Szene. Und zur Mannschaft: Mein Sohn zeigt schon besseren Kampfeinsatz wie ihr!
Danke Leon! Durch dich wurde mir wieder einmal mehr klar, warum ich Fan von Eintracht Frankfurt bin.
Resümee:
Freitag, Ende der Winterpause
Mit Funkels Spielfilmsatz und Fußballphrase: „Die Wahrheit liegt auf´m Platz!“
Samstag Mein Sohn zeigt mir seine kämpferische Einstellung beim Fußball.
Sonntag: Ich bin stolz ein Adler zu sein.

Kurz gesagt, ein besonderes Wochenende!

SLT: Ein normales We! Achtung XXL

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