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Tradition, oder wie Dinge sich ändern XXL

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peter und ich haben sich, unabhängig voneinander Gedanken zu dem Thema gemacht und uns per PN ausgetauscht.
Da wir hierzu nicht 2 Freds eröffnen wollen, hier die beiden Postings zum Thema


Ein Bekannter aus Freiburg hat mich nach dem Spiel am angemailt und gefragt, ob seine Eindrücke am TV bezüglich des Fansupports richtig wären.
Er hätte am TV kein einziges richtiges Anfeuern gehört. Ein nach vorne peitschendes Eintracht, eingehen auf Spielsituationen, Fehlanzeige.
Im TV wären nur monotone Fangesänge zu hören gewesen, ein "Wir feiern uns selber-Support" ohne Bezug zum Spielgeschehen.

Ganz so krass habe ich es im Stadion nicht gesehen, aber die Tendenz stimmt leider.
Ein Eintracht-Wechselgesang kann über das (fast) gesamte Stadion gehen, ein "Forza SGE" geht normalerweise nicht über den Kernbereich der Westkurve hinaus.

Gute Szenen eines Benjamin-Köhler werden überhaupt nicht wahrgenommen, normale Szenen schlechtgeredet und bei Fehlern wird seine sofortige Hinrichtung gefordert.

Bei seinem Tor am Freitag hat ein vor mir sitzender Zeitgenosse tatsächlich gemeint, auch ein Kreisklassenspieler würde mal so ein Tor machen. Weiteres Zitat: "Oh Gott, der Köhler hat wieder nen Tor gemacht, mein Tag ist gelaufen".
Ich hatte meine Frau dabei und habe mir daher eine Antwort erspart und mir auf die Zunge gebissen.

Was sollen diese Caio-Caio Rufe. Haben sich die in die Tausende gehenden Schreier mal überlegt, welche Wirkung das auf die Mannschaft hat?
Motivation geht anders. Funkel hat Caio ja dann tatsächlich gebracht, vielleicht sogar wegen der Rufe damit dieses für die Mannschaft kontraproduktive Gerufe endlich ein Ende hat.
Er wird sich vielleicht wirklich gedacht haben: "Gebt den Kindern in der West ihre Rassel", damit endlich Ruhe ist.

Der Support im Waldstadion hat nach der UF Gründung einen Quantensprung gemacht. Leider verläuft die langsame sportliche positive Entwicklung der Eintracht genau gegensätzlich zur Entwicklung der Fankultur.

Zu alten Waldstadionzeiten war das Gemeckere mindestens genauso da wie heute. Allerdings ist bei strittigen Szenen das ganze Stadion mit minutenlangen Pfeifkonzerten gegen den Schiri vorgegangen und es wurde spielbezogen supportet. Wenn die Mannschaft nicht gekämpft hat war das Gemeckere und Gepfeife groß, wenn sie aber gekämpft hat waren die Eintracht-Rufe da.

Heute geht einigen Gruppierungen die Selbstdarstellung und der eigene Mythos über den der Eintracht.
"Kinder haben in der Kurve nichts zu suchen", ein 8jähriger in Hannover wird angespuckt (warum macht der auch Fotos?), der Sonderzug wird regelmäßig zum Großraumurinal und Müllhalde umfunktioniert.

Die früher vorhandene Selbstreinigung der Kurve ist leider, auch wegen völlig falsch verstandener Ehrbegriffe, verloren gegangen.

Wer ein Kind anspuckt, hat keine Ehre, Leute, die ihn danach aus dem Block schmeißen sehr wohl.
Lösungsansätze sehe ich leider auch keine, bin aber der Meinung, dass man diese Entwicklung weiter beobachten sollte.
bernie

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seit geraumer zeit stolpere ich zum thema fußball regelmäßig über die worte "kommerz" und "tradition". und immer erweckt es mir den anschein, dass sich da zwei welten gegenüberstehen, die sich auf das "letzte gefecht" vorbereiten, kommerz ist böse, tradition ist toll.

fußball war zu meinen lebzeiten immer eine kommerzielle angelegenheit, bis hinunter in den amateurbereich. wie sollte es auch anders sein, spieler wollen bezahlt werden, stadien, das ganze darum herum. geändert hat sich meines erachtens nur eins: es gibt immer mehr gruppen, die an den kommerziellen möglichkeiten des fußball partizipieren möchten. und je mehr gruppen geld verdienen möchten, um so mehr geld muß generiert werden.

ist das böse oder schlimm? ich finde es in den meisten bereichen einfach vernachlässigenswert, im merchandising beispielsweise oder beim versuch mich dazu zu bewegen aramak einen zinslosen kredit zu gewähren. in anderen eher ambivalent.

ich nehme mal als beispiel die aktuelle preispolitik und die folgen des stadionumbaus. de facto sind die kompletten stehplätze immer ausverkauft. wenn ich also noch einmal 13 jahre alt wäre, keinen vater hätte der mich ins stadion mitnimmt oder mir eine dauerkarte spendiert (vielleicht auch, weil er das gar nicht kann), dann stünde ich ziemlich blöd da. es war vor dem umbau in den seltesten fällen ein problem für die kiddies 5-10 DM dafür auszugeben um die eintracht zu sehen, wenigstens ab und an. diese zeiten sind vorbei. und damit landen wir auch schon beim thema "tradition". wir haben da eine tradition verloren, nämlich die, dass sich gerade jugendliche stadion leisten konnten, schichtübergreifend. hier sehe ich eine der gravierendsten veränderungen der letzten jahre.

dafür haben wir eine neue form des fan-seins, die mit tradition (zumindest frankfurter) nichts zu tun hat. hüpfende, singende, von aussen angepeitschte fans, die eine neue art der fankultur verkörpern. große gruppen auswärtsfahrer, die ultras und diejenigen, die sich jetzt nicht entblöden fans in besser/schlechterfans zu unterteilen. ich sehe da sogar mittlerweile ein auseinanderdriften von fußball- und eintrachtfans.im forum schreibt jemand er überlege ernsthaft (naja, wie ernsthaft kann nur er selbst beurteilen) nur noch auf auswärtsspiele zu fahren, da dort die stimmung besser sei. hä? andere schreiben in einem thread, dass sie vor lauter supporten vom spiel nichts mitbekommen haben. die alkoholleichen ignoriere ich jetzt mal, die gab es schon immer.

sind das fußballfans? was passiert mit denen, wenn sie alleine gelassen, ohne andere fans, ohne alkohol ein eintrachtspiel schauen? interessiert die das dann überhaupt? können die damit überhaupt etwas anfangen?

all das würde mich eher nicht interessieren, wenn ich nicht den eindruck hätte, dass aus genau dieser ecke das geschrei über tradition und zunehmenden kommerz am lautesten wäre. und das genörgel über die zunahme der "event-fans".

die rosa schals: natürlich ist das ein versuch kommerziellen erfolg zu erzielen und geld zu verdienen. natürlich würde ich meinen (nicht vorhandenen) kindern zu erklären versuchen, warum das nicht passt. aber wenn ich die wahl hätte zwischen einer 13jährigen tochter, die das ding unbedingt haben möchte (und die vielleicht auch noch auf oka steht) und einem rotzbesoffenen 13jährigen sohn der auf auswärtsfahrten in den zug kotzt - die entscheidung wäre schnell gefallen. sollen die kiddies doch ihre geschmacksverirrungen ausleben, das verwächst sich. und angepöbelt gehört deswegen schon gar niemand.

aber zurück zur tradition. traditionen sind nicht per se etwas positives. jedem, der auch nur kurz darüber nachdenkt, fallen wahrscheinlich sehr schnell traditionen ein über deren verlust er heute froh ist. dinge sind im ständigen wandel und das ist mindestens genauso häufig gut wie schlecht. es kommen dinge hinzu, andere fallen weg und die welt ändert jeden tag ihr gesicht (damit dürfte ich meinen gemeinplätze-bonus aufgebraucht haben). wenn man also über tradition nachdenkt kann man zu dem schluß kommen, dass man manches einfach nur deswegen schätzt, weil man es gewohnt ist. und es keine objektivere begründung gibt. mir fehlt zum beispiel das alte waldstadion. ich könnte jetzt sagen: weil es so traditionell war, ehrlicher ist aber, weil es vorteile für mich und meine befindlichkeit hatte. einer dieser vorteile lag darin, dass man immer karten bekam - weitaus günstiger als heute - ein anderer lag darin, dass das eintracht-fan sein längst nicht so elitär ausgelegt wurde. da schließt sich nun aber auch wieder der kreis zum kommerz. der wirtschaftliche aufschwung der eintracht wäre im alten waldstadion gar nicht möglich gewesen.

mich stören die business-seats und logen überhaupt nicht. warum soll jemand der vermögend ist nicht trotzdem eintracht-fan sein dürfen? gibt es eine regel, eine tradition, nach der man sein fan-leben ausleben darf? muß man erst eine bestimmte anzahl auswärtsfahrten gemacht haben um offiziell zum fan ernannt zu werden und zwar von denjenigen, die auch ständig auswärts fahren? auch wenn die vielleicht vom spiel nichts mehr mitbekommen haben weil sie zu knülle waren?

was also sind nun diese traditionen um die es geht? geht es da um uniformierung? um etwas, das wir uns herbeiwünschen? ich habe uwe bein im waldstadion in gelb/blau spielen sehen - sollten wir ihn teeren und federn?

ich habe meine ganz eigene tradition. bei jedem eintrachtspiel. hyperventilieren und stresssymptome haben, egal ob im stadion, vorm tv oder dem radio. vielleicht sollte ich lieber hüpfen und singen und das spiel spiel sein lassen.

peter
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Es kommt selten vor, dass hier auf dem Board ein Post so gut ist, dass ich ihn direkt ein zweites mal lese.

RESPEKT ! ! !

Ich erspare mir weitere Worte, denn sie würden unter diesem Post viel zu blass erscheinen.
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@ bernie/peter

Wie wahr! Werde morgen noch ausführlicher darauf eingehen! [font=Comic Sans MS]Tradition, oder wie die Dinge sich andern XXL... [/font]- Hier spielt die Sozialisation eine entscheidende Rolle und die Probleme liegen zwischen Psychologie und Gruppenzwang. Das Thema ist ein viel zu subtil, als dazu nur einige Sätze genügen würden. Hochachtung den Verfassern, die Wahrheit über die Zustände anzusprechen!
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mittelkreis schrieb:
@ bernie/peter

Wie wahr! Werde morgen noch ausführlicher darauf eingehen! [font=Comic Sans MS]Tradition, oder wie die Dinge sich andern XXL... [/font]- Hier spielt die Sozialisation eine entscheidende Rolle und die Probleme liegen zwischen Psychologie und Gruppenzwang. Das Thema ist ein viel zu subtil, als dazu nur einige Sätze genügen würden. Hochachtung den Verfassern, die Wahrheit über die Zustände anzusprechen!


"...ist viel zu subtil "ohne" das "ein".
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mit fällt das Problem des "nicht spielbezogenen" Supports auf, der mir auch oft durch den Kopf geht...

Ich will jetzt nicht als der alte Sack dastehen, der sagt "früher war alles besser", aber es gab "früher" den Mann mit dem Megafon nicht, der mit dem Rücken zum Spielfeld sitzt und "alle warten drauf", was der jetzt vorgibt.
Z. B. im alten G-Block entwickelten sich die Gesänge + Sprechchöre immer "spontan", d. h. spielbezogen, da fingen 5 Leute an und plötzlich machten 100 mit, usw.

zu den Personen im Champagner- und Kuchenblock: Ob die jetzt irgendwoanders vorm TV die Eintracht gucken oder von Ledersesseln im Stadion aus, stört mich eigentlich nicht, es macht für mich keinen wirklichen Unterschied. "Früher" gabs auch im normalen Sitzplatzbereich Leute, die sich z. B. über die "krummen Beine" eines Pierre Littbarski vom 1. FC Köln 90 Minuten lang "amüsieren" konnten + die sich dann noch zum Beweis ihres "Rechthabens" auf die Schenkel gekloppt haben, wenn der Litti mit seinen "krummen Beinen" einen Eckball zu einem entscheidenden Tor gegen Eintracht getreten hat.... (hab ich mal als "Kunde" 1992 auf der alten Gegentribüne erlebt...)

zu den rosafarbenen Schals: Sind mir insofern egal, als "früher" der Zuschauerschnitt bei vielleicht 20.000 - 24.000 Zuschauern lag, die nach heutigen Massstäben wohl alle Schals in den "richtigen" Eintrachtfarben tragen würden.
Heute haben wir 48.000 und da sind ein paar dabei, die rosafarbene Schals tragen... mit gefallen die Dinger auch nicht ...

Zur Gesamtthematik "Tradition vs. Kommerz" fällt mir immer der Kommentar von "Fever-Pitch"-Autor Nick Hornby (Arsenal-Fan) ein, der sinngemäß so geht:

"Früher hatten wir ein Team, das Rumpelfussball spielte und ein altes Stadion. Heute haben wir eine spielerisch tolle Mannschaft und ein supermodernes Stadion, aber manchmal komme ich mir vor wie im Theater!"

Dem ist nichts hinzuzufügen!
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Danke Bernie und Peter! Schön zu lesen, zumal mir bei meinem letzten Besuch (leider erst der dritte in dieser Saison aus krankheitsbedingten Gründen) unangenehm aufgefallen ist, wie sich die Stimmung verändert hat. Und gerade am Freitagabend ist mir durch den Kopf gegangen, wie im alten Stadion der Funke übersprang, und da ganz speziell bei dem Reutlingen-Spiel, von dem sich bekanntermaßen einige Fans leider zu früh verabschiedet hatten. Mein Platz war immer im K-Block, und auch als ich die erste Zeit allein zum Spiel ging, habe ich mich nie allein gefühlt. Warum sich die Stimmung geändert hat, keine Ahnung. Den Frankfurtern wurde die „ewige Pfeiferei“ bei den Spielen mehr als einmal vorgeworfen, aber das war vor zwanzig Jahren … Es scheint sich eine gewisse Lethargie breitzumachen, die mit Kommerz im eigentlichen Sinn nichts, aber auch gar nichts zu tun hat. Klar ist das Zusammengehörigkeitsgefühl in einem nicht so überfüllten Stadion, und hier noch in Zweitligazeiten, die ich erlebt, durchlitten, aber auch bei der Aussicht auf den bevorstehenden Aufstieg genossen habe, sehr viel größer. Ich erinnere mich insbesondere an die Bundesligaspiele bei ausverkauftem Haus mit den Bayern, mit dem HSV, mit Bremen, man sollte annehmen, dass sich der Funke fortsetzt, der in einer kleineren Gruppe entsteht. Aber weit gefehlt …

Die Population hat sich im Stehplatzbereich drastisch verändert, und wäre ich nicht Eintrachtfan mit Leib und Seele, würde ich mich manchmal zurückhalten wegen irritierter Blicke der Umstehenden, Altersgruppe überwiegend 35 bis 45, und ich frage mich, warum sich die Leute auf den Weg ins Stadion machen, wenn an Äußerungen nur Nörgeleien kommen, positive Äußerungen bei gelungenen Ballkontakten gar nicht bis selten zu hören sind. Und anfeuern wie früher (und so lange her ist das gar nicht, dass man einen Arie van Lent nach vorne gepusht hat) in festem Vertrauen, seinen Glauben an das Gelingen auf die Spieler zu übertragen, das habe ich schon lange nicht mehr erlebt, und es ist schade.

Was Du, Bernie, sagtest bezüglich der „Caio-Rufe“, ist mir ebenfalls durch den Kopf gegangen. Wenn der Trainer wechselt, hat er seine Gründe, und es ist sicher einfacher zu akzeptieren für den, der vom Platz geht. Auch das kenne ich nicht oder nicht in der Häufigkeit, wie es heute geschieht, dass die Ungeduld bei den Fans zu Rufen nach einem anderen Spieler führt.

Laissez-faire … das gilt für rosa Schals ebenso wie für die Leute, die nicht bei jedem Spiel im Stadion sein, die sich nicht an jeder Auswärtsfahrt beteiligen können. Ich bin (wie oben schon gesagt) mit Leib und Seele bei meiner Eintracht, und das war früher (leider) fast immer am Radio, heute ab und zu vor dem Fernseher, vor dem ich noch mehr leide als im Stadion. Da vermisse ich allerdings die Menschen, die mit mir der Eintracht so sehr verbunden sind, die ich gerne sehe, mit denen ich gerne spreche, auf die ich mich freue, jedes Mal.

Und an meiner Liebe zur Eintracht wird sich nichts ändern, das kann nur von meinem Herzen aus geschehen, äußere Einflüsse können dazu gar nichts beitragen.

Biber
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la_aficionada schrieb:


Die Population hat sich im Stehplatzbereich drastisch verändert, und wäre ich nicht Eintrachtfan mit Leib und Seele, würde ich mich manchmal zurückhalten wegen irritierter Blicke der Umstehenden, Altersgruppe überwiegend 35 bis 45, und ich frage mich, warum sich die Leute auf den Weg ins Stadion machen, wenn an Äußerungen nur Nörgeleien kommen, positive Äußerungen bei gelungenen



wenn solche Leute in meiner Nähe auftauchen, tue ich immer so, als wären die gar nicht da, sondern würden irgendwo vorm Fernseher sitzen... und wenn die mich dann ansprechen, entgegne ich, sie seien auf dem Frankfurter Hauptfriedhof (nur als Spaziergänger...   ) besser als im Stadion aufgehoben, denn DA wäre lautes Anfeuern fehl am Platz...
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verstehe leider auch nicht wieso sich viele leute mit "eintracht" schals nur so vollhängen und dann mich richtig blöd anschauen wenn ich sage auf gehts benny du machst auch noch ein 2tes

wenn leute caio caio rufen wollen können sie auch daheim vorm fernseher singen...ich will leute sehn die die eintracht nach vorne PEITSCHEN wollen mit ihren Gesängen!!! ,-)
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Ähnliche Gedanken habe ich mit einigen Usern schon am GD ausgetauscht, auch mit dir Bernie wenn ich mich recht erinnere... mir geht das monotone selbstbeweihräuchern auch langsam auf den Senkel. Ich geh nicht zur Eintracht um mich zu feiern sondern um sie zu sehen und anzufeuern. DAS ist wichtig. Aber gegen Dortmund waren keine Wechselgesänge, kaum Eintrachtrufe und fast nur SingSang den ich echt nicht mehr mitmache. Langweilig und kaum als Anfeuerung zu sehen für mein Team.

Die Sache mit dem Kommerz muss jeder mit sich selber ausmachen, da habe ich eine feste Meinung und die änder ich auch nicht mehr. Aktzeptiere aber die der anderen solange sie mich in Ruhe lassen  
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@bernie und @peter:

Schön habt ihr es geschrieben.  Dass der Support so hängt,liegt auch an der "unspannenden" Saison, ich bin mir sicher, wenn die Eintracht uns braucht, ist auch jeder wieder da.

Übrigens: Caio, Caio, Caio rufe ich persönlich sehr gerne, aber nur bei der U23, da macht es  richtig Spass! (Insider)
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Ich habe mir den Post auch zweimal durchgelesen. Finde ihn sehr gut.
Jetzt bin ich das ganze ein wenig mit einem anderen Fan am Diskutieren. Werde also mich morgen hier etwas ausführlicher zu Wort melden.

Auch auf die Gefahr, dass ich jetzt als "alte Säckin" gelte, ich finde schon auch, dass es früher im G-Block spontaner und spielbezogener zuging. Aber, wie gesagt, mehr morgen.
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bernie/peter schrieb:
ich nehme mal als beispiel die aktuelle preispolitik und die folgen des stadionumbaus. de facto sind die kompletten stehplätze immer ausverkauft. wenn ich also noch einmal 13 jahre alt wäre, keinen vater hätte der mich ins stadion mitnimmt oder mir eine dauerkarte spendiert (vielleicht auch, weil er das gar nicht kann), dann stünde ich ziemlich blöd da. es war vor dem umbau in den seltesten fällen ein problem für die kiddies 5-10 DM dafür auszugeben um die eintracht zu sehen, wenigstens ab und an. diese zeiten sind vorbei. und damit landen wir auch schon beim thema "tradition". wir haben da eine tradition verloren, nämlich die, dass sich gerade jugendliche stadion leisten konnten, schichtübergreifend. hier sehe ich eine der gravierendsten veränderungen der letzten jahre.


Das ist für mich übrigens ein ganz gravierendes Problem! Meine Fandasein begann damit, dass ich auf eigene Faust ins Stadion bin. 3 Mark der Stehplatz im G-Block. Bei Flutlichtspielen 5 Mark (komische Preispolitik...)

Ich wäre in der Gegenwart tatsächlich kein Fußball-, kein Eintrachtfan geworden, da meine Familie nichts mit Fußball am Hut hat und ich keine Karte fürs Stadion bekommen könnte und Dauerkarte außerhalb des Taschengeldbudgets angesiedelt wäre...

Die einzige Chance heute Fußball, die Eintracht kennen zu lernen, geht über die Glotze oder Eintracht begeisterte Eltern, die Dich ins Stadion mitschleppen. Das müssen die sich aber auch leisten können. Das wäre bei mir nicht der Fall gewesen. Weder das eine, noch das meine Eltern 100 Euro Budget pro Spieltag für so was gehabt hätten.

Zu den anderen Absätzen hätte ich auch noch was zu sagen. Aber aktuell bin ich nicht bereit im Forum längere Gedanken zu formulieren, da es Perlen für die Säue und damit Zeitverschwendung ist...
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Selten einen so wahren und guten Beitrag gelesen. Werd mich auch noch mal dazu äußern.

Danke

PS: Ich bin froh, dass ich als Jugendlicher noch für 5 DM in den G-Block konnte. Heutzutage wäre ich mit der Eintracht wahrscheinlich nicht so verbunden, da ich es mir nicht leisten könnte jedes Spiel zu sehen.
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ok jungs, dann mal zwei dinge dazu:

bernie schrieb:
Ein Bekannter aus Freiburg hat mich nach dem Spiel am angemailt und gefragt, ob seine Eindrücke am TV bezüglich des Fansupports richtig wären.
Er hätte am TV kein einziges richtiges Anfeuern gehört. Ein nach vorne peitschendes Eintracht, eingehen auf Spielsituationen, Fehlanzeige.
Im TV wären nur monotone Fangesänge zu hören gewesen, ein "Wir feiern uns selber-Support" ohne Bezug zum Spielgeschehen.

gerade als ich am freitag diese grotten-1.hz (im TV) über mich habe ergehen lassen dürfen, hatte ich genug hirn frei, mir ein paar gedanken zu machen. einer davon war: "früher" wär es einfach muksmäuschenstill gewesen, die 17.000, die sich freitags abends in den wald verirrt haben, hätten das mehr oder weniger stillschweigend erduldet. und heutzutage gibts statt stille halt "dauersupport". dem habe ich so mitte der halbzeit respekt gezollt. "früher" hat man "anfeuern" dazu gesagt, und genau das macht doch der dauersupport, wenn das spiel so gar keine aktionen hervorbringt, die man explixit unterstützen könnte. und dann isses ja auch net so, dass herrscharen anfeuerungswilliger die richtigen gesänge vorenthalten werden. ein großteil der leute außerhalb des kernbereichs ist sicherlich bereit, "wenns um die wurst geht" die mannschaft auch mal  lautstark zu unterstützen. aber nicht dauerhaft über 90. min...


peter schrieb:
im forum schreibt jemand er überlege ernsthaft (naja, wie ernsthaft kann nur er selbst beurteilen) nur noch auf auswärtsspiele zu fahren, da dort die stimmung besser sei. hä? andere schreiben in einem thread, dass sie vor lauter supporten vom spiel nichts mitbekommen haben.
auch das kann ich sehr gut nachvollziehen... nach meinem ersten auswärtsspiel anfang der 90er war ich völlig geflasht, da ich sowas bis dato noch nicht erlebt hab. ein freund meinte damals: "zu hause kommen die leute, um sich über die eintracht zu ärgern, auswärts um sich mit der eintracht zu freuen!"

und ja, viele spielsituationen, die ich live im stadion erlebt habe, sich mir danach nicht mehr erinnerlich. und das liegt jetzt net an filmriss von betäubungsmitteln, sondern am vollrausch "fußball"...

zu guter letzt:

peter schrieb:
mir fehlt zum beispiel das alte waldstadion.
mir auch, denn nichts hat mich über die zwanzig jahre zwischen 11 und 31 so beständig begleitet, wie diese räudige multifunktionsarena. dafür konnte man mit seinen leuten zusammen ins stadion gehen, nicht nur bis vor den block. mit diesem neuen ding verbinde ich heimatlosigkeit
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Jungs ihr habt einen Nerv getroffen.

Ich werde die Sache auch noch einmal überschlafen und mich morgen äußern.
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Danke, Klein-Istanbuler! Deckt sich mit meiner Meinung. Auf den Punkt gebracht!
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Sehr interessante Diskussion und ein sehr gelungener Eröffnungsthread...

über ähnliches (Support der Mannschaft/Profilierung einzelner Gruppen) hab ich mir schon vor nicht all zu langer Zeit auch mal gedanken gemacht (ich glaub es war kurz nach dem Spiel gegen den KFC).

Sehr gelungener Thread... die nächsten Tage schreib ich mal paar Gedankengänge meinerseits dazu  .
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Sehr guter Beitrag. Mit den Gedanken, die ihr zu "Papier" gebracht habt, gehe ich seit einiger Zeit schwanger.

Ich bin sicher nicht die Stimmungskanone, der Antreiber, der Oberemotionale was den "Support" im Stadion angeht. Geht auch nicht, solln Jüngere machen. Bin froh, zu sitzen, vorher und nachher mein Bierchen oder Äppler zu schlabbern und hoffentlich meine SGE siegen zu sehen. So ist die Stimmung sicher bei meinen Nachbarn unseres Fanclubs ebenso. Klaro, wir "feuern" an, fiebern, fluchen , singen und brüllen was das Zeug hält.

Ich liebe das Stadion, vermisse das alte Stadion nicht. Das war mir zu weit, zu kalt und zu nass (bei Regen ).

Ich würde mich freuen, wenn wir unsere jungs richtig anfeuern, mir geht das Dauergesinge "Forza SGE..." ziemlich auf den Geist. Es wird, wie Bernie und peter beschrieben haben, nicht mehr die Mannschaft angefeuert, wenns brenzlig wird, es wird bei Ecken nicht mehr "Eintracht, Eintracht....!!" aus tausend kehlen geschrien, es wird sich selbst gefeiert. Es wird gepfiffen, wenn wir 1:1 gegen den BVB gespielt haben.

Ich würd mir wünschen, wenn wir wieder mehr das Spiel begleiten, anstatt Lieder zu singen. Lieder singen ist nicht schlecht, aber bitte net die ganze Zeit, und vorallem net, wenns Spitz auf knopf steht und die jungs unten nen Tritt in den ***** benötigen oder bedingungslose Anfeuerungsrufe.

Weiss nicht, wer der ansprechpartner ist, finde aber eine aufkommende Diskussion darüber sehr hilfreich.

as
(im Übrigen: mir sind rosa Schals .....egal!)
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klasse thread

werde auch demnächst dazu was schreiben


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