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Schnell wie der Wind

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Vielleicht kein günstiger Tag heute, einen Tag vor dem letzten Spieltag der Saison, aber morgen ist eben der Stichtag. Morgen, am 08.Mai hätte er nämlich Geburtstag gefeiert. Er war einer von den Schnellen, genauer betrachtet sogar einer von den Schnellsten, sogar noch schneller als unser Ümit Korkmaz in seinen besten Momenten, wenn er ein bißchen Platz hat auf der linken Seite und dann mit dem Ball am Fuß mit kurzen, schnellen Schritten loszieht und mit rasanten Wendungen nach vorne kommt. Aber wie lang sind solche Fußballersprints? 20, 30 Meter? Vielleicht 40 Meter?

Unser Mann lief die 100 Meter und er war kein Fußballer, sondern ein Sprinter.

Unser Mann? Ja, das war er, ein echter Eintrachtler und er gehörte nicht nur so ungefähr zu den Schnellsten, sondern er war offizieller Inhaber des 100-Meter Weltrekordes, ein Vorgänger von Usain Bolt also.

Es handelt sich um Eugen Eldracher, einen der vielen Pfeile im Köcher der Eintracht-Leichtathletik, mit der insbesondere in den Zwanziger und beginnenden Dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Sprintabteilung gut bestückt war. Diese Abteilung zählte zu den führenden in Deutschland und half, etliche Meisterschaftstitel für Eintracht Frankfurt zu erringen. Eugen Eldracher selbst hatte etwas Pech in Bezug auf die Teilnahme an olympischen Spielen, da sein persönlicher Leistungshöhepunkt genau zwischen den Spielen 1928 in Amsterdam und 1932 in Los Angeles lag, aber er nahm 1928 (Paris) und 1930 (Darmstadt) an den Weltspielen der Studenten teil, errang dort Silber- und Bronzemedaillen und er wurde mit der 4 x 100 Meter Staffel von Eintracht Frankfurt 1928, 1931 und 1932 Deutscher Meister. Im Juli 1929 wurde er zwar bei den Deutschen Meisterschaften in Breslau auf der 100- und 200-Meter Einzelstrecke jeweils knapp geschlagener Zweiter, aber drei Wochen zuvor in Mannheim war ihm bereits die Sensation gelungen: Bestleistung in 10,4 Sekunden und damit Einstellung des Weltrekordes! Der schnellste Mann der Welt war ein Sportler von Eintracht Frankfurt.

Er war es nicht ganz alleine; mit dem Weltrekord verhielt es sich damals so, dass ein Amerikaner – Charles Paddock – bereits im April 1920 die Zeit von 10,4 Sek. erzielt hatte und das genau diese Zeit bis zum August 1930 in 26 Läufen von 10 verschiedenen Athleten ( darunter 7 Deutsche ) erzielt werden konnte. Und die Bedingungen mit Aschenbahn und handgestoppter Zeit, etc.  sind natürlich mit den heutigen kaum zu vergleichen.

Dennoch ein großartige Leistung, die beinahe noch eine Steigerung erfahren hätte:

Ich zitiere aus der Festschrift „ 50 Jahre Eintracht Frankfurt “ :

„…Der Adler flog und flog. In Florenz, Budapest, Amsterdam, Straßburg, überall war er als erster am Ziel. Auf dem Trikot von Eldracher schwebte er auch in Japan vor allen Gegnern her. Auf koreanischem Boden zeigten die Uhren nach Eldrachers Lauf und Sieg einen neuen Weltrekord an: 10,3 Sekunden. Er wurde wegen fehlender Formalitäten nicht anerkannt. Allein der hohe asiatische Würdenträger, der Eldracher für seinen Erfolg zu beglückwünschen hatte, neigte sich vor dem schnellen Eintrachtmann in Ehrfurcht, wie vor einem begnadeten Sohn des Himmels….“.

Selbst wenn man in Rechnung stellt, das an den oben genannten Siegen mehrere Eintrachtsprinter beteiligt waren und man den Zeitgeist aus den Formulierungen abzieht, bleibt eine besondere sportliche Leistung  übrig, die es zu würdigen gilt.

Eugen Eldracher nahm an Länderkämpfen teil und wurde mit der goldenen Ehrennadel von Eintracht Frankfurt ausgezeichnet. Seine Leistung steht noch heute in den Bestenlisten; von ihm selbst aber gibt es kaum noch Spuren. 1942 war er als Soldat in Rußland und galt dann lange Jahre als vermisst, 1960 wurde er für tot erklärt.

Im Eintrachtmuseum kann man noch etwas von ihm spüren; bei den Leichtathleten, Abteilung schnelle Männer.
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Sehr schöne und interessante Geschichte.

Vielen Dank dafür !
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danke.
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danke auch von mir.
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Eine der kleinen feinen Perlen unseres Forums. Danke.
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Eugen Eldracher....danke.
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Danke. Großer Sport!
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Danke. Toll geschrieben.
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Eugen Eldracher also. Wir hatten mal einen 100m-Weltrekordler. Man lernt nie aus.
DaZke dafür.


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