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G8-Gipfel in Heiligendamm

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Brady schrieb:
HeinzGründel schrieb:
Dies ist nicht provokativ gemeint. Die Gründe würden mich wirklich interessieren.

Mich auch......

Mich auch....

DA
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womeninblack schrieb:
Genau wie der Ausspruch, dass das hier ja ein Fußballforum ist, ist die Frage "warum denn demonstrieren" nur als Provokation zu verstehen.
Ist ja fast das Gleiche wie demonstrieren...ist doch auch eine Art der Provokation...

Trotzdem wurde HG, DA und mir noch net unsere Frage beantwortet....
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Brady, vielleicht gibt's da auch ein paar Getränke zu klauen, das wäre doch ein Grund?

DA
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Wer Zeit hat kann es mal durchlesen. Nicht alles kann ich unterschreiben, aber als Denkanstoß geeignet:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,482290,00.html
Zwischen Ich-bin-dagegen-Gehabe und brennenden Barrikaden - der Proteststurm gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm folgt einem immer wiederkehrenden Ritual und stellt die Linke vor die Frage, ob und wie viel Gewalt eine legitime Form des Widerstands ist.
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Gegen was wird demonstriert?
Vielleicht gegen die platte Polemik der Schäuble-Fraktion. (so platt wie die Anspielung mit den Getränken)
Gegen das Ausspielen von einheimischen Arbeitnehmern gegen billige, weil sozial total ungesicherte Arbeiter im Ausland (vielleicht gar Kinder).
Gegen die Kriminalisierung der Bevölkerung. Gegen die von Schily eingeläutete und von Schäuble forcierte Repressionspolitik in Deutschland.
Gegen die zunehmende Macht multinationaler Konzerne.
Etc.
Sucht Euch was aus - es gibt genug Gründe sich zu zeigen.
Man kann aber auch alles abnicken, was so passiert. Ist die andere Möglichkeit. Hauptsache freie Fahrt, wa?
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maobit schrieb:

....
Gegen das Ausspielen von einheimischen Arbeitnehmern gegen billige, weil sozial total ungesicherte Arbeiter im Ausland (vielleicht gar Kinder).
...



Über Kinderarbeit braucht man nicht zu reden....aber wieso es so verwerflich ist eine Arbeit ins Ausland zu verlagern verstehe ich nicht.
Klar sind die Löhne dort absolut gesehen geringer, aber wenn dort ein Arbeiter gut davon leben kann, warum nicht?
Alle reden von weltweiter Solidarität, davon das Länder sich entwickeln sollen.....aber wenn ein Job ins Ausland wandert, dann sind ganz schnell nationale Tedenzen zu erkennen.
Wenn der Pole den Job kriegen soll, dann wird der linkeste Gewerkschafter zum Verteidiger des teutschen Arbeiterlandes.

Ein paar Euro in die Entwicklungshilfe (die nichts bringt) fürs Gewissen, gerne.
Anderen Ländern die Chance bieten sich im Wettbewerb zu messen, lieber nicht.
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Verstehe ich dich recht, Globalisierung und Markt ist per se was negatives?
Kommt jedenfalls so rüber.

Soll die Verteilung des Reichtums auf der Welt so bleiben. Gut dann bleiben wir reich und die Entwicklungsländer arm.


Wem nützt das letztendlich?

Die Arbeitnehmer werden also gegeneinander ausgespielt. Ich halte das für einen Denkfehler.
Man könnte auch an folgendes denken.

Die Lohnhöhe ist der entscheidende Faktor bei der Bestimmung der Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft.

Wenn man die Löhne in den Entwicklungsländern über das Maß anhebt, das der Markt von sich aus hervorbringt, dann nimmt man diesen Ländern ihren entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Die Folgen sind erst mal katastrophal: die erhöhten Lohnkosten bedeuten höhere Preise, der Absatz auf dem Weltmarkt ginge drastisch zurück, die Arbeitslosigkeit nähme im gleichen Ausmaß zu.

Nutznießer dieser Politik sind jene Arbeitnehmer in den Industrieländern, die in nicht wettbewerbsfähigen Unternehmen den Druck der ausländischen Konkurrenz verspüren. Die Globalisierungsgegner vertreten letzendlich die Interessen hochbezahlter Arbeitnehmer in den entwickelten Ländern auf Kosten der Armen in der Dritten Welt.




Auch nicht so das gelbe vom Ei.


Versteh mich nicht falsch. Ich bin wahrlich kein Anhänger eines wie auch immer gearteten Raubtierkapitalismus. Die Argumente von Attac überzeugen mich jedoch nicht.
Ein vernünftig geführter Markt nützt volkswirtschaftlich gesehen fast allen.
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ich frag mich nur was solche Demos bringen, meiner Meinung nichts!!

1. Die Politiker machen eh was sie wollen.

2. die Globalisierung kann man, sowieso nicht mehr aufhalten (trauig aber wahr) gerade für die Entwicklungsländer.

3. Sind bei solchen demos, wieder ein paar sogenannt Linke, die auf Randale mit der Polizei aus sieht (es ist ne minderheit!!!),

4. Kosten beide Sachen dem Steuerzahle unmengen an Geld, möchte gar nicht wissen wieviel die Polizeieinsätze kosten.
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Enden die Proteste in Randalen (wovon auszugehen ist), wird in den Medien ein äußerst negatives Bild von den Globalisierungsgegnern und ihren Zielen projeziert werden. Die Öffentlichkeit wird dem G8-Gipfel zwar verstärkt Aufmerksamkeit schenken, aber gleichzeitig die "bösen" Globalisierungsgegner verteufeln. Dabei sollte das primäre Ziel darin bestehen, die breite Masse von der eigenen Zielsetzung zu überzeugen. Genau das Gegenteil wird eintreten.

Ziehen wir eine Parallele zu den Studentenprotesten: Seit linksextreme Gruppen die Bewegung unterwandert haben, gibt es nicht nur weniger Teilnehmer an den Demonstrationen, auch ist das Verständnis der Bevölkerung und Politiker vollends verloren gegangen. Der Protest ist im Sande verlaufen... (Danke, liebe Antifa)

Mal ganz blöd gefragt: Wird die Welt durch einen Protest - ob gewaltsam oder nicht, sei dahingestellt - besser?

Sicherlich nicht.

Das Steuergeld für die kommenden Polizeieinsätze hätte sicherlich bessere Verwendung finden können...
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@Eintracht-Laie und HG
Schubladen sind doof, aber ganz ohen ist es schwer zu vermitteln. Ich bin auf der rechts-links-Skala eher rechts von der Mitte, aber in Einzelfragen denke ich so liberal, dass ich mich bei den Anarchsiten wiederfinde. Paradoxe Welt. Ich schrieb ja auch, dass man sich die Gründe in Heiligendamm zu demonstrieren aussuchen kann. Ich würde es tun (bleib aber faul in Berlin und war auch am 1. Mai zuhause ), weil mir die Entwicklung Richtung Repression in Deutschland nicht passt - und da ist der engagierte Fussballfan ganz nah beim Autonomen. Stadionverbotshandhabung und prophylaktische Razzien gegen Globalisierungsgegner sind Symptome derselben Krankheit.

Den Kapitalismus will ich auch nicht abschaffen, aber Ludwig Ehrhards soziale Marktwirtschaft war mir lieber als das Gefasel von Westerwelle. Nur muss eine Wirtschaft funktionieren, damit man sich den Sozialstaat leisten kann. Und der Markt ist in meinen Augen ein ganz gut funktionierendes Instrument. Wenn weltweit dieselben Bedingungen herrschten, wäre das auch alles fair. Aber bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg.

Noch ein Grund in Heiligendamm zu demonstrieren ist, dass sich unsere Kanzlerin mit einem Quasi-Diktator gemein macht (wenn auch nicht so anbiedernd wie ihr Vorgänger). Man suche sich was aus.

An Taipan und den Vorposter:
Nur weil sich durch Protest nichts ändert resigniere ich doch nicht. "Würden Wahlen etwas bewirken, wären sie verboten". Ich gehe trotzdem wählen. Ich schreie auch beim 2:6 gegen Bremen "Eintracht" und es bringt keine Punkte. Ich tue das für mich und vielleicht gibt es anderen ein Beispiel, die dann mittun und am Ende bewirkt es doch etwas. Wer resigniert hat schon verloren.
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Taipan, wenn bei den nächsten fünf G8-Gipfeln kein einziger Demonstrant wäre, glaubst Du, daß dann da weniger B*llen wären?  
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maobit schrieb:
Taipan, wenn bei den nächsten fünf G8-Gipfeln kein einziger Demonstrant wäre, glaubst Du, daß dann da weniger B*llen wären?    


Ja.
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@maobit

Wir sind also gar nicht weit auseinander.
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@Taipan
Regionalligaspiele bei Vereinen, deren Gefahrenpotential sehr niedrig ist (z.B. Preußen Münster) werden mit unverhältnismäßigen Polizeiaufgeboten "geschützt". Kosten egal, Nutzen null.
Beim Derby 2003 aufm Müllberg war viel Polizei, die recht entspannt war und es ist nix passiert. Beim letzten Derby (noch einmal zum genießen: wir haben 3:0 gewonnen) waren dann noch viel mehr B*llen, die z.T. provokativ und brutal vorgegangen sind. Es ist wieder nix passiert, aber mit weniger Polizei ja auch nicht. Warum schicken die dann mehr? Das hat mit Logik nichts zu tun.
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@HG
Und haben eine Vorliebe für die Rolle des advocatus diaboli. Du sogar mit passendem Studium.
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maobit schrieb:
An Taipan und den Vorposter:
Nur weil sich durch Protest nichts ändert resigniere ich doch nicht. "Würden Wahlen etwas bewirken, wären sie verboten". Ich gehe trotzdem wählen. Ich schreie auch beim 2:6 gegen Bremen "Eintracht" und es bringt keine Punkte. Ich tue das für mich und vielleicht gibt es anderen ein Beispiel, die dann mittun und am Ende bewirkt es doch etwas. Wer resigniert hat schon verloren.



ein sehr schöner Vergleich...

genauso sehe ich es auch.

Das Thema Steuergeldverschwendung wegen Sicherheitsmaßnahemn finde ich total fehl am Platz, das haben wir jede Woche in den Fußballstadien und ich denke das wird einiges mehrkosten, wobei sich hier für mich der Kreis schließt. Ich finde es schon vergleichbar mit dem was in den Stadien passiert.. die Minderheit wird herangezogen, um in der Öffentlichkeit ein negatives Bild darzustellen...

Die kundgebung am Mittwoch bei uns verlief auch erst friedlich.. bis die Wasserwerfer und Räumfahrzeuge anrollten... als sich dann ein Gruppe Mädchen mit hinter Biertischen vor den Wasserstrahlen schützen wollten... wurde es sofort als Verbarikadieren gedeutet und ein Trupp ging holte die Mädels gewaltsam hinter den Biertischen hervor. Anwohner wurden auf Ihren Balkonen mit den Wasserkanonen beschossen. Alleien diese Szenen wären für mich genug Grund zu demonstrieren.

Genauso bin ich gegen eine Instrumentalisierung der Politik durch die Industrieverbände, um nur noch Ihre Interessen durchzusetzen. Das letzte Jahr konnte ich da ich einen Verband als Kunden hatte, mehr oder weniger hinter die Kulissen schauen. Zu Beginn des Auftrages wurde ich zu einer Vortragsreihe eingeladen wo alle Parteivorsitzenden anwesend waren und vor den Anwesenden Vorstandsetagen eine dermaßen wiederliche Anbiederung vollzogen. Diese eine Jahr für diesen Kunden arbeiten zu müssen hat mich politisch desillusioniert und lässt ich im Moment auch an meinen Job zweifeln.

Leider kann ich zu diesem und dem Globalisierungsthema keine Lösungsvorschläge bieten, jedoch möchte ich auch nicht nur resignieren und zuschauen.
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maobit schrieb:
@Taipan
Regionalligaspiele bei Vereinen, deren Gefahrenpotential sehr niedrig ist (z.B. Preußen Münster) werden mit unverhältnismäßigen Polizeiaufgeboten "geschützt". Kosten egal, Nutzen null.
Beim Derby 2003 aufm Müllberg war viel Polizei, die recht entspannt war und es ist nix passiert. Beim letzten Derby (noch einmal zum genießen: wir haben 3:0 gewonnen) waren dann noch viel mehr B*llen, die z.T. provokativ und brutal vorgegangen sind. Es ist wieder nix passiert, aber mit weniger Polizei ja auch nicht. Warum schicken die dann mehr? Das hat mit Logik nichts zu tun.


Ich verstehe die Grundproblematik (Panikmache!!?), auf die du anspielst. Allerdings ist das Derby ein schlechtes Beispiel. Die Frage müsste in diesem Fall lauten, ob solch ein Polizeiaufgebot aufmarschieren würde, wenn das Spiel vor leeren Rängen stattfindet.
Darum geht es mir auch nicht, ich wollte die exorbitanten Kosten für den G8-Gipfel nur am Rande erwähnen...

Du hast selbstverständlich auch damit recht, dass Resignation in keiner Lebenslage empfehlenswert ist. Meine Aussage, dass Protest gegen den G8-Gipfel grundsätzlich nichts bringt, nehme ich zurück. Allerdings ist Gewalt in diesem Fall aus den oben genannten Gründen kontraproduktiv.
Angenommen, eine Million Menschen würden friedlich demonstrieren (ich weiß, Utopie), wäre die Resonanz aus dem Medien positiv oder zumindest neutral. Die breite Masse würde sich vielleicht tatsächlich intensivere Gedanken über die globalen Probleme machen. Werden in den Nachrichten Ausschnitte von Krawallen gezeigt, verpufft dieser Effekt.
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Und ist man nicht nach einem Blick hinter die meisten Kulissen total desillusioniert? Sei es PR oder Medien oder Unternehmensberatung - ich habe mir das alles eine Idee integerer vorgestellt.
Man kann sich dann zurückziehen oder wie ein Joscha Fischer (definitiv nicht mein Idol) den "Marsch durch die Institutionen" antreten. Man muß nur aufpassen, dass man bei der Ankunft an den Schalthebeln der Macht nicht genau so geworden ist, wie die, die man loswerden wollte.
Ich hatte mal vor längerer Zeit in einem thread geschrieben: Irgendwann hat Ffm vielleicht einen Polizeipräsidenten, der mal ein Ultra war. Ich bin ein Träumer, ich weiss   .
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Taipan, wir sind uns bei Gewalt natürlich einig. Die hilft nicht. Das Gegenteil ist der Fall.

Die Entstehung von Gewalt ist aber ein kompliziertes und interessantes Thema. Ich bin dabei ein Anhänger des Standpunktes, dass Gewalt oft durch übertriebene Repression angestachelt wird. Nicht jeder ist ein Gandhi. Ich war am Südbahnhof vor dem Derby wegen der total sinnlosen und gefährlichen Einkesselung fast schon gewaltbereit. Die Besonnenheit des Alters hielt mich zurück .

Und 17jährige Ultras, die Bengalos abfackeln oder Flaschen zerschmeissen, werden doch allzu oft als "gewalttätiger Mob" zum Vorwand für übertriebene Polizeieinsätze herangezogen.
Während der WM hat die Polizei doch mit Zurückhaltung gute Erfahrungen gemacht - danach war das schnell wieder Geschichte.

Ich hoffe auf kommende Generationen und ihren Blick über den Tellerrand.
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maobit schrieb:
@HG
Und haben eine Vorliebe für die Rolle des advocatus diaboli. Du sogar mit passendem Studium.  


Ui,da hat mich einer erwischt.   Aber jetzt haben wir doch ein bischen Schwung in die Diskussion gebracht


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