>

wie man kinder zerstört

#
Da kann ich einen weiteren Einzelfall aus der Praxis berichten. Der Mandant war von der 12jährigen Tochter seiner Lebensgefährtin beschuldigt worden, sie sexuell belästigt zu haben. Hintergrund war, wie sich später herausstellte, dass das Mädchen lieber bei ihrem leiblichen Vater leben wollte und von einer Freundin die Idee ins Ohr gesetzt bekommen hatte, das so zu erreichen. Zum Glück kam das alles heraus, das Verfahren wurde mangels Tatverdacht eingestellt.
So weit, so gut. Was aber machte das Jugendamt, das von der StA informiert worden war? Es holte das Mädchen gegen seinen Willen für die Dauer der Untersuchung, also drei Monate, von der Mutter weg, steckte es in ein geschlossenes Heim. Die Mutter durfte es einmal die Woche besuchen, unter Aufsicht. Sogar Weihnachten musste das Mädchen im Heim verbringen.
Selbstverständlich ist es oft sinnvoll, Kinder aus gefährdenen Umfeldern herauszunehmen. Aber wie oft wurde hier einfach nach Schema F gehandelt, ohne Rücksicht und Sensibilität.  
#
stefank schrieb:
Da kann ich einen weiteren Einzelfall aus der Praxis berichten. Der Mandant war von der 12jährigen Tochter seiner Lebensgefährtin beschuldigt worden, sie sexuell belästigt zu haben. Hintergrund war, wie sich später herausstellte, dass das Mädchen lieber bei ihrem leiblichen Vater leben wollte und von einer Freundin die Idee ins Ohr gesetzt bekommen hatte, das so zu erreichen. Zum Glück kam das alles heraus, das Verfahren wurde mangels Tatverdacht eingestellt.
So weit, so gut. Was aber machte das Jugendamt, das von der StA informiert worden war? Es holte das Mädchen gegen seinen Willen für die Dauer der Untersuchung, also drei Monate, von der Mutter weg, steckte es in ein geschlossenes Heim. Die Mutter durfte es einmal die Woche besuchen, unter Aufsicht. Sogar Weihnachten musste das Mädchen im Heim verbringen.
Selbstverständlich ist es oft sinnvoll, Kinder aus gefährdenen Umfeldern herauszunehmen. Aber wie oft wurde hier einfach nach Schema F gehandelt, ohne Rücksicht und Sensibilität.    


Gegenfrage: Wie hättest du gehandelt - als Verantwortlicher Jugendamtsmitarbeiter -  solange der Verdacht nicht ausgeräumt war?
#
FrankenAdler schrieb:
stefank schrieb:
Da kann ich einen weiteren Einzelfall aus der Praxis berichten. Der Mandant war von der 12jährigen Tochter seiner Lebensgefährtin beschuldigt worden, sie sexuell belästigt zu haben. Hintergrund war, wie sich später herausstellte, dass das Mädchen lieber bei ihrem leiblichen Vater leben wollte und von einer Freundin die Idee ins Ohr gesetzt bekommen hatte, das so zu erreichen. Zum Glück kam das alles heraus, das Verfahren wurde mangels Tatverdacht eingestellt.
So weit, so gut. Was aber machte das Jugendamt, das von der StA informiert worden war? Es holte das Mädchen gegen seinen Willen für die Dauer der Untersuchung, also drei Monate, von der Mutter weg, steckte es in ein geschlossenes Heim. Die Mutter durfte es einmal die Woche besuchen, unter Aufsicht. Sogar Weihnachten musste das Mädchen im Heim verbringen.
Selbstverständlich ist es oft sinnvoll, Kinder aus gefährdenen Umfeldern herauszunehmen. Aber wie oft wurde hier einfach nach Schema F gehandelt, ohne Rücksicht und Sensibilität.    


Gegenfrage: Wie hättest du gehandelt - als Verantwortlicher Jugendamtsmitarbeiter -  solange der Verdacht nicht ausgeräumt war?


Der Tatvorwurf richtete sich auf Belästigung, nicht etwas Mißbrauch. Weder Mädchen noch Mutter wollten die Heimlösung. Da die StA gegen den Mandanten ermittelte, war, selbst wenn man von einem zutreffenden Vorwurf ausgegangen wäre, eine Wiederholungsgefahr hier gering gewesen. Und dann gäbe es, wenn man das anders sieht, immer noch offene Wohngruppen. Es wurde einfach die Heimlösung gewählt, weil die billig und ohne großen Aufwand ist. Das war kein Kümmern, das war wegparken.
#
Interessanter Threadverlauf und interessanter, trauriger Artikel, der auch meine Meinung immer bestätigt, dass vieles in jungen Jahren versäumt wird, was man machen könnte und dann nachher das Vielfache zahlen muss.

Erst wenn das Kind in den Brunnen (oder in die JVA) gefallen ist... Sozusagen.

Alles, was nicht richtig zur Gesellschaft passt (in diesem Fall dank des nicht vorhandenen Elternhauses und dem drogensüchtigen Vaters), wird weggesperrt, solange bis diese Menschen auch ihrer letzten gesellschaftlichen Sensibilität beraubt wurden und dann werden diese Menschen wieder frei gegeben und finden sich in einer Welt wieder, in der sie sich nicht zurecht finden können.

Und am Ende sitzt er wieder ein.

Und in diesem Fall hat man die Möglichkeit, dem Jungen wohl noch eine Chance zu geben und man nimmt sie ihm. Erst nahm ihm der drogensüchtige Vater die Kindheit, die Ämter dann seine Zukunft.

Und wenn man jemandem die Zukunft nimmt, kann man ihn auch gleich abknallen.    Das ist vermutlich immer noch barmherziger als ein Leben in diversen JVAs ohne reelle Chance auf ein Leben in dieser Gesellschaft.
#
stefank schrieb:
FrankenAdler schrieb:
stefank schrieb:
Da kann ich einen weiteren Einzelfall aus der Praxis berichten. Der Mandant war von der 12jährigen Tochter seiner Lebensgefährtin beschuldigt worden, sie sexuell belästigt zu haben. Hintergrund war, wie sich später herausstellte, dass das Mädchen lieber bei ihrem leiblichen Vater leben wollte und von einer Freundin die Idee ins Ohr gesetzt bekommen hatte, das so zu erreichen. Zum Glück kam das alles heraus, das Verfahren wurde mangels Tatverdacht eingestellt.
So weit, so gut. Was aber machte das Jugendamt, das von der StA informiert worden war? Es holte das Mädchen gegen seinen Willen für die Dauer der Untersuchung, also drei Monate, von der Mutter weg, steckte es in ein geschlossenes Heim. Die Mutter durfte es einmal die Woche besuchen, unter Aufsicht. Sogar Weihnachten musste das Mädchen im Heim verbringen.
Selbstverständlich ist es oft sinnvoll, Kinder aus gefährdenen Umfeldern herauszunehmen. Aber wie oft wurde hier einfach nach Schema F gehandelt, ohne Rücksicht und Sensibilität.    


Gegenfrage: Wie hättest du gehandelt - als Verantwortlicher Jugendamtsmitarbeiter -  solange der Verdacht nicht ausgeräumt war?


Der Tatvorwurf richtete sich auf Belästigung, nicht etwas Mißbrauch. Weder Mädchen noch Mutter wollten die Heimlösung. Da die StA gegen den Mandanten ermittelte, war, selbst wenn man von einem zutreffenden Vorwurf ausgegangen wäre, eine Wiederholungsgefahr hier gering gewesen. Und dann gäbe es, wenn man das anders sieht, immer noch offene Wohngruppen. Es wurde einfach die Heimlösung gewählt, weil die billig und ohne großen Aufwand ist. Das war kein Kümmern, das war wegparken.


Wenn ich dich recht verstehe muss es sich entweder um §174 oder um §176 StGB handeln. Wo hier eine Unterscheidung in Missbrauch und Belästigung gemacht wird erschließt sich mir nicht. Ganz davon abgesehen: Wie schaut die Meldung der Staatsanwaltschaft an das Jugendamt aus? Was genau wird mitgeteilt? Sprich, wie dick oder dünn ist die Informationsdecke gewesen? Deine Entrüstung verstehe ich schon, aber ich frage mich, in wie weit ein Vorgehen nach "Schema F" durch mangelndes Interesse des Jugendamtes oder doch durch mangelnde oder unzureichende Information bedingt ist.
Kannst du das beantworten?

Darüber hinaus: Woher nimmst du die Information, dass "die Heimlösung billiger und ohne großen Aufwand" ist? Hast du die Kosten im Vergleich mit denen einer offenen Wohngruppe verglichen?
Ich glaube fast, du kannst diese Behauptung nicht aufrechterhalten. Die offene Wohngruppe ist IMHO um einiges kostensparender als ein vollstationärer Heimplatz!
#
Mal noch ein paar Fakten zur Jugendhilfe in Deutschland, Zahlenbasis von 2008:

http://www.vaeternotruf.de/hilfen-zur-erziehung.htm
#
propain schrieb:
simima schrieb:

Drogensucht fängt auch mit Fehlverhalten an.  Wenn man eben damit anfängt.  Und ja, wenn es zur Sucht wird, dann ist es eine Krankheit

Nur Fehlverhalten von wem. Es ist ja nicht selten der Fall das Leute die abhängig werden das schon ins Kinderbett gelegt bekamen, sprich die Mutter war süchtig und das Kind kam schon so auf die Welt. Aus diesen Kindern wird dann später oftmals auch wieder ein Süchtiger. Eine Familie erleben die oftmals nicht, von Erziehung kann man auch meist nicht reden. Durch solche Eltern werden die Problemfälle der Zukunft erzeugt.

Genauso verhält es sich bei gewalttätigen Eltern die meinen ihre Kinder mit Schlägen erziehen zu müssen, da die Kinder nix anderes kennen verhalten sie sich auf der Strasse auch so.

Manchmal erwischt man sich das man denkt das einige Leute keine Kinder bekommen sollten.


klar denkt man das manchmal. und dann auch wieder ab und an, dass manche menschen ihre kinder abgenommen bekommen sollten.

ich kannte mal aus einer ehemaligen, von mir regegelmäßig besuchten, kneipe eine frau, die hatte ihren 6jährigen sohn immer dabei wenn sie sich mittags mit pils und schnaps abgeschossen hat. was macht man da? und wo wird der junge hinsteuern? der vater war beruflich viel unterwegs und wenn er da war haben sie sich zusammen abgeschossen. und immer das kind dabei. zu dem jungen waren sie aber in jedem aggregatszustand liebevoll.

kann man denen das kind abnehmen?

@simima

wäre es ein fehlverhalten des kindes, wenn es irgendwann besoffen sein als ganz normalen zustand begreift?
#
peter schrieb:

ich kannte mal aus einer ehemaligen, von mir regegelmäßig besuchten, kneipe eine frau, die hatte ihren 6jährigen sohn immer dabei wenn sie sich mittags mit pils und schnaps abgeschossen hat. was macht man da? und wo wird der junge hinsteuern? der vater war beruflich viel unterwegs und wenn er da war haben sie sich zusammen abgeschossen. und immer das kind dabei. zu dem jungen waren sie aber in jedem aggregatszustand liebevoll.

kann man denen das kind abnehmen?

Erstmal nein, allerdings werden die Eltern später ein Problem mit dem Kind bekommen, denn es wird irgendwann den Respekt vor den immervollen Eltern verlieren.

Einen ähnlichen Fall kannte ich auch mal, die waren immer besoffen mit Kind in der Kneipe oder am Kiosk, allerdings empfanden die das Kind als störend. Das Kind war immer total eingeschüchtert und traute sich garnix, das hatte garkeinen Spaß. Denen hat man das Kind abgenommen, was vermutlich besser für das Kind war.

Sowas muss halt beobachtet werden, vor allem wie sich das Kind verhält und ob es irgendwelche Schäden davon trägt, danach muss dann das Amt entscheiden.
#
Die grosse Frage, die sich mir stellt ist. Wäre es nicht vielleicht besser (natürlich nicht bei Mißbrauch oder Mißhandlung) die Kinder in den Familien zu lassen und eine intensivere Betreuung der Familie zu gewährleisten ?
Ich weiß zufällig was das Jugendamt pro Kind in einer kinderdorfähnlichen Einrichtung bezahlt. Dafür könnte locker ein Mitarbeiter bezahlt werden, der sich einzig und allein um diese eine Familie kümmert.
#
Taunusabbel schrieb:
Die grosse Frage, die sich mir stellt ist. Wäre es nicht vielleicht besser (natürlich nicht bei Mißbrauch oder Mißhandlung) die Kinder in den Familien zu lassen und eine intensivere Betreuung der Familie zu gewährleisten ?
Ich weiß zufällig was das Jugendamt pro Kind in einer kinderdorfähnlichen Einrichtung bezahlt. Dafür könnte locker ein Mitarbeiter bezahlt werden, der sich einzig und allein um diese eine Familie kümmert.


Das stelle ich mir schwierig vor. Diese Person müsste quasi rund um die Uhr in der Familie sein, und die Eltern dazu erziehen ihr Kind richtig zu erziehen. Und ich denke, nicht alle Eltern würden bereitwillig diese Hilfe in Anspruch nehmen. Sie sehen ja oft die Fehler gar nicht ein, die sie machen, und lehnen es ab sich von außen Tipps und Hilfe geben zu lassen. Manche Eltern sind, das ist meine Meinung, einfach nicht als Eltern geeignet - egal welche Maßnahmen man ergreift. Da hilft dann nur der Kindes-Entzug, und zwar zum Wohle des Kindes.
#
Tackleberry schrieb:
Taunusabbel schrieb:
Die grosse Frage, die sich mir stellt ist. Wäre es nicht vielleicht besser (natürlich nicht bei Mißbrauch oder Mißhandlung) die Kinder in den Familien zu lassen und eine intensivere Betreuung der Familie zu gewährleisten ?
Ich weiß zufällig was das Jugendamt pro Kind in einer kinderdorfähnlichen Einrichtung bezahlt. Dafür könnte locker ein Mitarbeiter bezahlt werden, der sich einzig und allein um diese eine Familie kümmert.


Das stelle ich mir schwierig vor. Diese Person müsste quasi rund um die Uhr in der Familie sein, und die Eltern dazu erziehen ihr Kind richtig zu erziehen. Und ich denke, nicht alle Eltern würden bereitwillig diese Hilfe in Anspruch nehmen. Sie sehen ja oft die Fehler gar nicht ein, die sie machen, und lehnen es ab sich von außen Tipps und Hilfe geben zu lassen. Manche Eltern sind, das ist meine Meinung, einfach nicht als Eltern geeignet - egal welche Maßnahmen man ergreift. Da hilft dann nur der Kindes-Entzug, und zwar zum Wohle des Kindes.


Schwierig ist es sicher und auch bestimmt nicht in jedem Fall angemessen.
Das ist es aber was mich am meisten nervt. Es wird nicht der Einzelfall beurteilt, sondern man geht nach Schema F vor. Wenn nur ein Elternpaar diese Hilfe in Anspruch nehmen würde und das Kind (oder die Kinder, meist sind es ja mehrere) in der Familie bleiben könnte wäre das doch ein toller Erfolg.
Mir fällt dann immer Schindlers Liste ein wo er am Ende total verzweifelt ist, weil er nicht genug Leben gerettet hat und er diesen Ring bekommt mit dem Spruch aus dem Talmud. Sinngemäß (ich weiß den richtigen Wortlaut nicht mehr, "wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt"

Ich kann ja immer nur aus der Erfahrung mit unseren Pflegekindern sprechen. Damals schien es die richtige Entscheidung zu sein die Kinder in Pflegefamilien zu geben, heute frage ich mich (weil ich sehe das alle Bemühungen umsonst waren) ob es nicht schlauer gewesen wäre die Kinder in der Familie zu lassen und das ganze Geld lieber in  Therapien der Eltern zu investieren.
Denn obwohl die Kinder, sehr wütend auf die Eltern waren, haben sie sich alle letztendlich (als sie 18 waren) dazu entschieden mit ihren Eltern zu leben, auch wenn das im Endeffekt wieder gescheitert ist weil eben die Eltern keine Unterstützung bekommen haben.
Das wichtigste für die Kinder scheint (egal wie liebevoll die Pflegeeltrn sind) zu sein, endlich ihre richtigen Eltern wieder zu haben und von ihnen geliebt zu werden.
#
Taunusabbel schrieb:
Tackleberry schrieb:
Taunusabbel schrieb:
Die grosse Frage, die sich mir stellt ist. Wäre es nicht vielleicht besser (natürlich nicht bei Mißbrauch oder Mißhandlung) die Kinder in den Familien zu lassen und eine intensivere Betreuung der Familie zu gewährleisten ?
Ich weiß zufällig was das Jugendamt pro Kind in einer kinderdorfähnlichen Einrichtung bezahlt. Dafür könnte locker ein Mitarbeiter bezahlt werden, der sich einzig und allein um diese eine Familie kümmert.


Das stelle ich mir schwierig vor. Diese Person müsste quasi rund um die Uhr in der Familie sein, und die Eltern dazu erziehen ihr Kind richtig zu erziehen. Und ich denke, nicht alle Eltern würden bereitwillig diese Hilfe in Anspruch nehmen. Sie sehen ja oft die Fehler gar nicht ein, die sie machen, und lehnen es ab sich von außen Tipps und Hilfe geben zu lassen. Manche Eltern sind, das ist meine Meinung, einfach nicht als Eltern geeignet - egal welche Maßnahmen man ergreift. Da hilft dann nur der Kindes-Entzug, und zwar zum Wohle des Kindes.


Schwierig ist es sicher und auch bestimmt nicht in jedem Fall angemessen.
Das ist es aber was mich am meisten nervt. Es wird nicht der Einzelfall beurteilt, sondern man geht nach Schema F vor. Wenn nur ein Elternpaar diese Hilfe in Anspruch nehmen würde und das Kind (oder die Kinder, meist sind es ja mehrere) in der Familie bleiben könnte wäre das doch ein toller Erfolg.
Mir fällt dann immer Schindlers Liste ein wo er am Ende total verzweifelt ist, weil er nicht genug Leben gerettet hat und er diesen Ring bekommt mit dem Spruch aus dem Talmud. Sinngemäß (ich weiß den richtigen Wortlaut nicht mehr, "wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt"

Ich kann ja immer nur aus der Erfahrung mit unseren Pflegekindern sprechen. Damals schien es die richtige Entscheidung zu sein die Kinder in Pflegefamilien zu geben, heute frage ich mich (weil ich sehe das alle Bemühungen umsonst waren) ob es nicht schlauer gewesen wäre die Kinder in der Familie zu lassen und das ganze Geld lieber in  Therapien der Eltern zu investieren.
Denn obwohl die Kinder, sehr wütend auf die Eltern waren, haben sie sich alle letztendlich (als sie 18 waren) dazu entschieden mit ihren Eltern zu leben, auch wenn das im Endeffekt wieder gescheitert ist weil eben die Eltern keine Unterstützung bekommen haben.
Das wichtigste für die Kinder scheint (egal wie liebevoll die Pflegeeltrn sind) zu sein, endlich ihre richtigen Eltern wieder zu haben und von ihnen geliebt zu werden.


Klar ist das so, aber es gibt einfach definitiv Leute, die es nicht auf die Kette bekommen, sich auch nur einigermaßen angemessen um ihre Kinder zu kümmern. Dabei will ich den Leuten nicht die Liebe zu ihren Kindern absprechen. Darum geht es überhaupt nicht. Es geht eher um eine Lebensunfähigkeit, die es den Leuten unmöglich macht, ihren Kindern was positives mitzugeben. Ich denke, da schließt sich dann oft der Kreis, wenn dann diese Kinder wieder Kinder bekommen.
Wenn ich mir manche Hartz4 Dynastie anschau, wenn ich mir anschau unter welchen Bedingungen Kinder groß werden müssen, und da mein ich nicht nur die Familie sondern auch das gesamte Umfeld im Stadtteil, dann ist es mir ein Rätsel, wie auch nur EINES dieser Kinder da unbeschadet durchkommt.  :neutral-face

Ich hab da einen Link gepostet, habt ihr die Zahlen gesehen? 500.000 Kinder und Jugendliche bekommen Hilfe zur Erziehung. Von 10.000 Kindern sind das 299. Das sind drei Prozent aller Kinder und Jugendlichen. Und die Dunkelziffer von denen die Hilfe benötigen würden liegt um ein vielfaches darüber.
Wie soll man das leisten? Vor allem wenn man jedes Kind einzeln betreuen will.
#
Dieses Thema ist sehr, sehr heikel.

Auf der einen Seite steht das eigenverantwortliche, freie Handeln des Einzelnen, bzw. der freie Willen und die Freiheit das zu tun, was man für richtig hält.
Auf der anderen Seite steht für mich die gesellschaftliche Verantwortung für jedes Individuum in ihr. Dies ist für mich - gerade bei Kinderbetreuung - ein Gegensatz, der nur schwer zu entflechten ist.

Wie weit darf die Eigenverantwortung (eigenständige Erziehung) gehen, wann darf/sollte/muss die Gesellschaft "helfend" eingreifen? Wie sieht das im Optimalfall aus? Ist das überhaupt erfolgsversprechend?

Für mich persönlich sollte die Freiheit jedes Einzelnen genau soweit gehen, wie sie die Freiheit der anderen nicht beeinträchtigt oder einschränkt.

Jetzt einzelne Eckpunkte festzulegen ist mir nicht möglich, da ich weder Kinder habe, noch eine pädagogische Ausbildung genossen habe.

Als Beispiel finde ich das schwedische Modell der Kinderbetreuung - ungeachtet der Umsetzbarkeit in D - ziemlich gut. Jedes Kind hat aber dem 2. Lebensjahr einen Anspruch auf einen Platz im "Kindergarten". Dort kann das Kind von 06.00 uhr bis 19.00 Uhr sein und so können beide Elternteile arbeiten. Zudem ist der Weg zur Ganztagsschule für mich auch anszustreben.
Viele "Fehlentwicklungen" entstehen/entstanden doch in der "legeren" Freizeit nach der Schule - zumindest bei  

Das generell ein System, in welchem die Eltern Zeit für ihre Kinder hätten, besser wäre, steht für mich außer Frage. Das dies aber immer weniger möglich ist, aber ebenso.

Und wenn wirklich der Idealfall einer familiären "Rundumbetreuung" gegeben ist, bleiben häufig andere Strukturen und Eigenschaften auf der Strecke.

Ein extrem empfindliches Thema.
#
Hab den Bericht erst eben gelesen und mußte deshalb "schmunzeln",weil ich gestern von einem einwöchigen Urlaub aus der Bayern Region (Berchtesgadener Land- war schön)zurückgekommen bin.

Auf der Heimfahrt sind wir über das in dem Bericht angesprochene Rosenheim gefahren und haben dort halt gemacht.

Ich frag mich, ob der geschilderte Fall irgendetwas mit Bayern zu tun hat (die Uhren gehen da wirklich anders )??  

Glaub es aber trotz der besonderen Verhältnisse dort eigentlich nicht.

Wir erleben einen Wandel hin zu menschl. und sozialer Kälte.

Der Junge hatte in diesem unwürdigen System deshalb keine Chance, weil er niemand hatte, der um ihn rechtlich gekämpft hat. Irgendein Sozialarbeiter, Psychologe o.ä. der im Hinblick auf die überzogene Sicherungsverwahrung sich massiv zur Wehr gesetzt hätte, evtl. die rechtlichen Mittel ausgeschöpft hätte.

Ein schlimmer und nicht zu akzeptierender Fall, der mich aber leider irgendwie nicht mal wundert.........  
#
Eine wirklich spannende Diskussion, danke!

FrankenAdler schrieb:
Es geht eher um eine Lebensunfähigkeit, die es den Leuten unmöglich macht, ihren Kindern was positives mitzugeben.  


Ich finde hier triffst Du einen wichtigen Punkt. Es gibt inzwischen viele, viele Menschen die eine Familie gründen und selbst kaum aus positiven Erfahrungen mit diesem System schöpfen können. Und natürlich gründen sie trotzdem eine Familie, es ist halt genau diese welche sie in ihrem Leben so oft vermissen. Und dann stehen da Jugendliche die nie in den Genuss von ausreichend vermittelten Werten, Zuneigung und Bildung gekommen sind, noch dazu in der vielleicht 3. Generation von den sog. Transferleistungen abhängig sind. Sie können keine Beziehungen führen, nicht gut mit Geld umgehen, nicht ihre Wohnung sauber halten, sind wohlmöglich aggressiv und/oder suchtgefährdet ....im Abseits der Gesellschaft gestrandet. Es gibt sie en masse und sie haben die Unterstützung verdient welche ihnen durch die unterschiedlichen, schon angesprochenen, Helfersysteme angeboten werden kann.
Daneben muss es aber auch politische Lösungen geben. Bildung ist hier, wie erwähnt, sicher ein zentrales Thema. Zusätzliche Förderung beginnend im Kleinkindalter wie Feiermeyer sie anspricht (Stichwort: Kitapflicht, zumindest aber ein Anspruch) und Ganztagsschulen, mit mehr als nur "Rahmenplänen", würde ich zumindest für manche Regionen für zwingend erforderlich halten. Viele Familien kann man sicher nicht grundlegend verändern denn dies setzt ja auch ein gewisses Maß an Einsicht voraus, welches oft fehlt. Aber den Kindern kann man Chancen eröffnen und dazu gehört eben intensive Beschäftigung mit ihnen und ihren Herkunftsfamilien. Wenn diese „gefährdeten“ Kinder allesamt aus ihren Familien herausgenommen werden müssten (ich meine hier selbstverständlich nicht akute Kindeswohlgefährdungen) dann wüsste ich manchmal nicht wo man aufhören sollte.

Zunächst braucht es mehr konstruktive Diskussionen (wie diese) zum Thema...dann mehr finanziellen Spielraum. Ideen gibt es, davon bin ich überzeugt, jede Menge.

Und Max sollte man nicht aufgeben!
#
Klabauter schrieb:
Und Max sollte man nicht aufgeben!


So hart und beschwerlich dieser Weg sein wird, er ist mMn der einzig Richtig.

Die Alternative wird ein "unwürdiges" Leben sein, was nicht nur ihn persönlich negativ beeinflussen wird - sondern auch sein Umfeld und somit die Gesellschaft.

Gibt man ihn auf, schneidet man sich ins eigene Fleisch
#
Feiermeyer schrieb:
Dieses Thema ist sehr, sehr heikel.

Auf der einen Seite steht das eigenverantwortliche, freie Handeln des Einzelnen, bzw. der freie Willen und die Freiheit das zu tun, was man für richtig hält.
Auf der anderen Seite steht für mich die gesellschaftliche Verantwortung für jedes Individuum in ihr. Dies ist für mich - gerade bei Kinderbetreuung - ein Gegensatz, der nur schwer zu entflechten ist.

Wie weit darf die Eigenverantwortung (eigenständige Erziehung) gehen, wann darf/sollte/muss die Gesellschaft "helfend" eingreifen? Wie sieht das im Optimalfall aus? Ist das überhaupt erfolgsversprechend?

Für mich persönlich sollte die Freiheit jedes Einzelnen genau soweit gehen, wie sie die Freiheit der anderen nicht beeinträchtigt oder einschränkt.

Jetzt einzelne Eckpunkte festzulegen ist mir nicht möglich, da ich weder Kinder habe, noch eine pädagogische Ausbildung genossen habe.

Als Beispiel finde ich das schwedische Modell der Kinderbetreuung - ungeachtet der Umsetzbarkeit in D - ziemlich gut. Jedes Kind hat aber dem 2. Lebensjahr einen Anspruch auf einen Platz im "Kindergarten". Dort kann das Kind von 06.00 uhr bis 19.00 Uhr sein und so können beide Elternteile arbeiten. Zudem ist der Weg zur Ganztagsschule für mich auch anszustreben.
Viele "Fehlentwicklungen" entstehen/entstanden doch in der "legeren" Freizeit nach der Schule - zumindest bei  

Das generell ein System, in welchem die Eltern Zeit für ihre Kinder hätten, besser wäre, steht für mich außer Frage. Das dies aber immer weniger möglich ist, aber ebenso.

Und wenn wirklich der Idealfall einer familiären "Rundumbetreuung" gegeben ist, bleiben häufig andere Strukturen und Eigenschaften auf der Strecke.

Ein extrem empfindliches Thema.


Extreme spannende Diskussion!

Du sprichst genau den Kern des Problems an. Wobei ich sagen muss, dass von dir indirekt gesellsch. Rahmenbedingungen angesprochen werden, die es immer schwerer machen, als Familie im eigentlichen Sinne zu leben. Höher, schneller, weiter, mehr Geld, Konsum, der Fokus auf Äusserlichkeiten machen das eigetnliche Familienleben so gut wie unmöglich. Warum müssen immer mehr Ganztagshorte un Schulen angeboten werden? Warum müssen immer mehr "Hilfsangebote" in Anspruch genommen werden, dass Familien ihren Alltag meistern

Ich glaube diese Fragen gehen an den Kern der Diskussion... gescheiterte Existenzen haben in diesem Zusammenhang, egal ob im Kinderheim oder in den JVA, wenig Chancen, sich gesellschaftlich wieder zu positionieren.

Es gilt, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu hinterfragen, auch wenn es schwer ist, diese von heute auf morgen zu ändern.


Teilen