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Stolpersteine

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Stolpersteine

In der Nacht
vom 9. auf 10. November 1938,
vor 70 Jahren,
brannten in Deutschland ca. 1400 Synagogen,
wurden viele Menschen von Deutschen
aus ihren Wohnungen gezerrt,
auf die Straße geschleppt,
beleidigt, gedemütigt, geschlagen und getötet.
Jüdische Geschäfte wurden geplündert und zerstört.
Über 400 Juden starben in diesen Tagen
unter den Augen der untätigen Polizei.
'Reichskristallnacht' wurde dieses
vom nationalsozialistischen Regime
organisierte Pogrom (verharmlosend) genannt.

9. November 2008
70 Jahre danach.
Synagogen gibt es wieder in unserem Land.
Jüdisches Leben gibt es wieder in unserem Land.
Die Angst gibt es immer noch in unserem Land.
Viele Gedenkveranstaltungen gab es bisher an diesem Tag.
An zentralen symbolischen Orten
unter Beteiligung aller Honoratioren der Gesellschaft.

Und dort, wo sie wohnten?
Von wo sie verschleppt, deportiert
und später in Lagern umgebracht wurden?
Die Orte gibt es noch -
Straßen und Hausnummern sind auffindbar.

Stolpersteine vor den Häusern in denen sie lebten
stellen die Verbindung
der Gegenwart zur Vergangenheit her.
Sie binden die Ermordeten in unser Leben
und unsere Alltagsorietierung ein.
Sie begegnen uns
auf dem Weg zur Arbeit
auf dem Weg zum Bäcker
oder zur Eintracht

Auf diesen Messingplatten im Bürgersteig
stehen ihre Namen,
finden sich wenige Stichpunkte
zu ihrem Leben unter 'uns'
und erinnern an ihr Schicksal.

Stolpersteine verbinden
die Entwürdigten und Ermordeten
mit den jetzt Lebenden
die über ihr Schicksal zunehmend
aus den Medien und Schulen erfahren,
da Zeitzeugen immer mehr verstummen.

Geht ihr morgen durch eure Stadt, eure Gemeinde
schaut mal bewusst auf den Gehsteig.
Vielleicht findet ihr dort Stolpersteine.
Sie haben ihre Wirkung.

Peter aus Wiesbaden
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Auch unser Verein hat sich an dieser Aktion beteiligt:


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"Geht ihr morgen durch eure Stadt, eure Gemeinde
schaut mal bewusst auf den Gehsteig.
Vielleicht findet ihr dort Stolpersteine.
Sie haben ihre Wirkung."


Dazu reicht es, wenn in Gedanken durch meine Stadt gehe...


(Judenmauer Frankfurt)

Keine Stolpersteine im Boden und doch haben sie die selbe Wirkung, es sind viele, verdammt viele, jeder dieser Steine steht für ein sinnlos verlorenes Menschenleben...
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ja haben wir auch in münster aber was ich scheiße finde das ich mich immer noch dafür verantworten muss

Das heisst jetzt nicht das ich es toll finde was damals war
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drwolfen schrieb:
ja haben wir auch in münster aber was ich scheiße finde das ich mich immer noch dafür verantworten muss

Das heisst jetzt nicht das ich es toll finde was damals war  


Niemand wird jemals von dir verlangen, dass du dich dafür verantwortest. Es geht doch vielmehr darum, dass wir uns alle von Zeit zu Zeit an diese schreckliche Zeit "erinnern" um uns vor Augen zu führen, dass so etwas nie wieder passieren darf.
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Shlomo schrieb:
drwolfen schrieb:
ja haben wir auch in münster aber was ich scheiße finde das ich mich immer noch dafür verantworten muss

Das heisst jetzt nicht das ich es toll finde was damals war  


Niemand wird jemals von dir verlangen, dass du dich dafür verantwortest. Es geht doch vielmehr darum, dass wir uns alle von Zeit zu Zeit an diese schreckliche Zeit "erinnern" um uns vor Augen zu führen, dass so etwas nie wieder passieren darf.


Mir geht es um den haptischen Eindruck, das emotionale Erleben, es ist nicht nur in Auschwitz, Treblinka und Theresienstadt geschehen, sondern da, wo ich tagtäglich meine Füsse hinsetze, in Häusern und Wohnungen, in denen ich heute dienstlich ältere Menschen berate und meinen Alltag lebe. Das Vermitteln von Wissen passiert heute steril über Informationsträger. Für mich ist die Historie besser emotional erfassbar, wenn ich an 'meinen' Orten nachempfinde.
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drwolfen schrieb:
ja haben wir auch in münster aber was ich scheiße finde das ich mich immer noch dafür verantworten muss

Das heisst jetzt nicht das ich es toll finde was damals war  


Du musst Dich nicht dafür verantworten. Deine Verantwortung liegt darin, so etwas nie wieder zuzulassen, und daraus kannst Du etwas machen.  Ist nicht so schwer, wie Du vielleicht denkst. Wenn Du Fragen hast, schreib mir. Wobei ich denke, dass Du auch anderen hier eine PN schicken könntest.
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drwolfen schrieb:
ja haben wir auch in münster aber was ich scheiße finde das ich mich immer noch dafür verantworten muss

Das heisst jetzt nicht das ich es toll finde was damals war  


das habe ich schon so oft gehørt. Es ist wie eine Krankheit, die man nicht los wird. Man glaubt, man muesse sich schuldig fuehlen, doch lieber wolfen, so ist das nicht gemeint.
Wuerde man diese Schuldgefuehlfrage nie stellen, sondern diese Vergangenheit als eine Warnung sehen, dann wuerden auch andere Laender erkennen, dass es hier nicht um die Deutschen geht, sondern um alle Menschen.
Nach einigen Jahren im Ausland kann ich sagen, dass das Bewusstsein gegenueber Hass gegen das Fremde in Deutschland viel staerker ausgepraegt ist als in anderen Laender. Wuerden wir und sie aufhøren von Schuld zu sprechen, waeren auch andere Laender gegenueber dem Fremden anders eingestellt.
Das kann ich beruhigt sagen, auch wenn hier im Forum immer wieder Leute auftauchen, die so ein drittes Reich mit møglich gemacht haetten.


P.S. An der Mauer sowie auf dem Fussweg haben sie meinen Urgrossvater vergessen. Soviel zu gegen das Vergessen  
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Vor einem Haus hinter meinem Büro liegen 12 Stück.
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HeinzGründel schrieb:
Vor einem Haus hinter meinem Büro liegen 12 Stück.


Ein Zeichen dafuer, dass in dem Haus nur Juden gewohnt haben

Lass mich raten: Westend?
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Nein ,Nordend Hebelstraße , direkt neben dem
http://de.wikipedia.org/wiki/Philanthropin_(Frankfurt_am_Main)

Auf dem Photo kann man das Haus sehen. Es liegt zwischen dem Philantropin und diesem häßlichen Glasbau.
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sueddeutsche.de: Sie irrten an diesem Abend durch Ihre Heimatstadt - und sahen beispielsweise das Kaufhaus Uhlfelder im Zentrum (Rosental) brennen.

Knobloch: Man ist ein Kind - und versteht erst einmal nicht, warum man schnell einen Mantel anziehen und die Wohnung verlassen soll. Auf dem Weg hat mir mein Vater erklärt, dass etwas gegen Juden im Gange sei. Ich habe das Kaufhaus in Flammen gesehen und dann beim Sendlinger Tor erlebt, wie die Gestapo einen guten Freund, den Opa Rothschild, abgeführt und mit einem Fußtritt ins Auto befördert hat. Er trug eine Kopfbinde voller Blut. Diese Szene, die ich nie vergesse, ist auch der Grund, weshalb ich gegen die Aktion Stolpersteine bin ...

sueddeutsche.de: ... das ist eine Münchner Initiative, die mit Inschriften auf Pflastersteinen an ermordete Juden erinnern will.

Knobloch: Man kann nicht mit Füßen auf Erinnerungen herumtrampeln.

Quelle
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Knobloch schrieb:
..der Grund, weshalb ich gegen die Aktion Stolpersteine bin ...Man kann nicht mit Füßen auf Erinnerungen herumtrampeln.


Da ist sicher etwas dran. Das Problem besteht aber darin, daß man die Hauseigentümer nicht zwingen kann, an den Häusern Gedenktafeln zuzulassen. Das ist Ausfluß der "Heiligen Kuh" Privateigentum, an der es in dieser Gesellschaft kein Vorbei gibt.
Und so bleibt vor dem Haus nur der öffentliche Raum. Und das ist der Gehweg; auf dem wird aber herumgetrampelt. Insoweit ist der "Stolper-", oder besser: der "Trampelstein" auch eine Reminiszenz daran, wo die Grenzen in Wahrheit zu ziehen sind...
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Hier eine Dokumentation über die 2007 in Frankfurt verlegten Stolpersteine:

http://www.stolpersteine-frankfurt.de/downloads/doku2007.pdf
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Im ORF2 gibts grad ne Doku über die Stolpersteine...
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Gibts in Marburg auch schon.... allerdings gab es um die Stolpersteine auch schon ärger und negative reaktionen der Anwohner.

Auf der einen Seite finde ich sie ja gut, gegen das Vergessen, aber auf der anderen ist es immer noch so vorwurfsvoll das die Deutschen doch "damals" so viel scheiße gebaut haben, was zwar stimmt, aber die nachfolgenden Generationen (ab Baujahr 1935 aufwärts) einfach nichts dafür kann und man dieser oder unserer generation einfach keine vorwürfe mehr machen kann.
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Es geht darum aus der Geschichte zu lernen, nicht dafür verantwortlich gemacht zu werden. So schwer zu begreifen?
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3zu7 schrieb:
Es geht darum aus der Geschichte zu lernen, nicht dafür verantwortlich gemacht zu werden. So schwer zu begreifen?



Das ist exakt der Punkt. Ich bin fast 40 Jahre nach Ende der Nazi-Zeit geboren, wie soll ich mich da verantwortlich gemacht fühlen?

Trotzdem gibt es dieses Kapitel in unserer Geschichte. Und ehe wir das unter den Teppich kehren, sollten wir das doch lieber lebendig halten, um daraus zu lernen. Nicht um uns verantwortlich zu fühlen (ich spreche jetzt von meiner Generation; die Leute, die sich vielleicht schuldig fühlen sollten, werden sowieso immer weniger), sondern um immer präsent zu haben, welche Gefahr von Demagogie, Extremismus und Rassismus (hier im Speziellen: Antisemitismus) ausgehen.
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3zu7 schrieb:
Es geht darum aus der Geschichte zu lernen, nicht dafür verantwortlich gemacht zu werden. So schwer zu begreifen?



Schwer ist das nicht... aber wenn man manchmal manche reden aus dem linken Spektrum und aktionen und handlungen begutachtet könnte man Meinen dass das deutsche Volk auf ewig lang der Buh-Mann auf der Erde ist weil sie ja mal den 2. WK + Holocaust begonnen haben...

Anyway... ich bin zwar gegen das vergessen aber auch für mehr "meinungsfreiheit" was die Themen angeht ohne das man sofort aus der L-Radikalen Ecke als Faschist abgestempelt wird wenn man irgendwelche Linken-Aktionen mal nicht so prall oder überflüssig fand... oder eben aktionen der deutschen Regierung gegen über z.B. Israel.

Aber ich schweife ab....


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