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Sommerpause sucks, Teil 5: Maddin, Graupe Rada und ne Bauchsprechpuppe – Vorbereitung 2001(Beitrag 70)

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1974, ja das war sozusagen mein erstes Eintracht Jahr, da war ich 10 Jahre alt. Hölzenbein und Grabowski fand ich wohl ganz klasse. Und Dieter Stinka, der Co-Trainer, ja klar. Der hat eine gute Freundin meiner Mutter geheiratet. Damals war die Eintracht Welt irgendwie noch so überschaubar.

Danke für den Rückblick, klar dass mein Gedächtnis da nicht so genau ist.
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Teil 4:  Sommer 2004 – Chris-Trouble und Funkel in der Disco


Zurück aus der Vergangenheit. Der Glanz von 1974 ist lang vorbei, die Eintracht nach dem Wiederaufstieg mit Reimann wieder zurück in der 2. Liga...

10. Juni 2004: Begeisterung sieht anders aus. “Wir (gemeint sind Pröll, Kreuz und Keller) sind jetzt nicht gerade an die Decke gesprungen," sagt Jens Keller, denn “für ihn war ich zu schlecht“ und Markus Kreuz druckst: "Ich hatte keine schöne Zeit unter ihm."

Rückblende, 26. Mai 2004:
“Mir hat zwar Reimanns Verhalten in Dortmund (als er den vierten Schiedsrichter schubste und danach zum Container-Willi wurde) und in Hamburg (als er sich unmittelbar nach dem Abstieg in den Urlaub nach Sylt verabschiedete), auch nicht gefallen, aber gibt es nicht die Möglichkeit, von Trainern Veränderungen zu verlangen?“ sagt Bruchhagen. Doch einen Tag später, nach einer langen Präsidiumssitzung, reist er nach Sylt: "Herr Reimann war, glaube ich, sehr enttäuscht", erzählt Bruchhagen hinterher, aber: "Nach allen Vorkommnissen war das die einzige Lösung." Das Kapitel Reimann ist damit zuende, hat jedoch ein gerichtliches Nachspiel...

Unterdessen werden Personalentscheidungen getroffen, "Ich hatte nicht das Gefühl, dass man den Ervin unbedingt halten will", klagt Skela und verlässt die Eintracht, genau wie Preuß (Bochum), Amanatidis, Hertzsch (beide Kaiserslautern), Günther (Aue), Tsoumou-Madza (Selangor/Malaysia) und Bürger (Erfurt). Zico Bindewald, der keinen Vertrag mehr bekommen hat, geht zum Regionalligaabsteiger FC Eschborn.

Neue Spieler kommen: Arie van Lent (Gladbach), Markus Weissenberger (1860), Patrick Ochs (Bayern-Amateure) sowie Christopher Reinhard (U19) und Markus Husterer (VfB Stuttgart). Und die Trainer-Gerüchteküche nimmt Fahrt auf. Jürgen Röber hat abgesagt, Bruno Labbadia dementiert. Ist es Michael Henke, der Co-Trainer von Hitzfeld, Hansi Flick (Unterhaching), Frank Pagelsdorf, Eugen Hach oder gar Ralf Rangnick?
 
5. Juni 2004
Gespräche mit dem Professor sickern durch, doch der sagt am 7. Juni ab, angeblich wegen der finanziellen Mittel für Neuverpflichtungen: "Diese Zahl war für mich entscheidend. Ich hatte gehofft, dass mir Herr Bruchhagen eine höhere Summe nennt. Aber so konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass die Eintracht aufsteigen kann, denn ich kann nicht zaubern oder hexen.“ Bruchhagen erwidert: "Vielleicht gab es auch andere Motive" und macht sich weiter auf die Suche.

Drei Tage später berichtet die FR: “Der neue Mann trat leger vor die Öffentlichkeit. Dunkles Freizeithemd, Sportschuhe, die Sonnenbrille modisch ins Haar gesteckt und sagt: "Der Aufstieg muss der Anspruch sein. Die Mannschaft hat Potenzial, Angriff und Mittelfeld sind sehr, sehr gut besetzt, lediglich für die Defensive benötige ich neue Leute.“ Sagt Friedhelm Funkel. Der 50jährige, der zuletzt Köln trainiert, erhält einen Ein-Jahres-Vertrag. Als Co-Trainer wird 2 Tage später Armin Reutershahn präsentiert, Jan Kocian muss die Eintracht verlassen. "Ich wollte jemanden, der einen näheren Draht zu mir hat", sagt Funkel zu seiner Entscheidung.

15. Juni 2004
Verteidiger Torben Hoffmann von 1860 unterschreibt, zudem kommt Benjamin Köhler von RW Essen. “Er ist ein ganz anderer Typ wie van Lent und Beierle, er ist sehr laufstark und ein guter Torvorbereiter,“ sagt Bruchhagen. Einen Tag später wird Christian Lenze von Osnabrück präsentiert. Bruchhagen ist erfreut: “Seit Andy Brehme hat es keinen Spieler mehr gegeben, der mit beiden Beinen so stark ist. Und es werden noch zwei, drei Spieler dazukommen.“ 23 Spieler stehen damit bei der Eintracht derzeit unter Vertrag, darunter 17 Deutsche und drei weitere deutschsprachige. Bruchhagen: “Diese Tendenz ist gewollt.“

1. Juli 2004
Trainingsauftakt bei der Eintracht und ein Neuzugang, der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler Alexander Meier wechselt auf Leihbasis vom HSV an den Main. "Er ist torgefährlich, laufstark und technisch sehr gut. Mal sehen, ob er sich in den Vordergrund spielen kann," urteilt Funkel. Angepisst erscheint derweil Markus Kreuz im Training: "Klar bin ich da, wenn ich wegbliebe, wäre es ja Arbeitsverweigerung. Aber ich will weg. Er hat mich in Köln aussortiert. Warum sollte er in einem Jahr seine Meinung geändert haben? Ich lasse mir nichts vormachen. Das hat alles keinen Sinn."

4. bis 12. Juli
Abfahrt ins Lauftrainingslager nach Zell am Ziller. Ohne Chris, der nicht aus dem Urlaub zurück gekehrt ist. “Ich habe ihn nicht ans Telefon bekommen,“ sagt Falkenhain. Unterdessen gewinnt die Eintracht ihr erstes Testspiel gegen die Sportfreunde Oberau mit 11:0, Dragusha trifft drei Mal und Frommer netzt zwei Mal ein.

Am Montag flattert in Frankfurt das Schreiben eines brasilianischen Rechtsanwaltes rein. Darin wird erklärt, dass der als verschollen geltende Chris die Vertragsverlängerung nicht anerkenne, da ihm der Inhalt nicht übersetzt worden sei. “Eine reine Schutzbehauptung,“ sagt Bruchhagen erbost, der die FIFA einschaltet: “Dadurch ist Chris bis 2006 für alle anderen Vereine blockiert. Wir haben Chris ultimativ schriftlich aufgefordert, seiner Diensttätigkeit sofort nachzukommen.“

Tags darauf gewinnt die Eintracht 7:0 gegen eine Zillertalauswahl. Köhler trifft 2 Mal für die Adler und deutet an, dass er ein guter Sturmpartner für van Lent werden könnte. Die Eintracht sucht nun nach Ersatz für den noch immer verschollenen Chris und spielt einen Tag später in Marburg vor 3000 Zuschauern. Beim 7:0 überrascht die Eintracht nach FR “vor allem in der ersten Halbzeit, als sie ein wahres Feuerwerk zündete.“ Frommer trifft fünf Mal.

13. bis 20. Juli
Jens Keller und Markus Pröll haben Chris in ihrer Stamm-Pizzerria "Salvatore" getroffen und mit ihm gesprochen. Er macht deutlich, dass er nicht mehr in Frankfurt spielen wolle. Mit Bruchhagen spricht er nicht. Unterdessen spielt die Eintracht 5:1 gegen Bruchköbel. Keller feiert nach 11monatiger Verletzungspause sein Comeback, van Lent und Beierle treffen je 2 Mal.

Zwei Tage später dann doch ein Treffen. „Wir haben Chris die Rechtslage außerordentlich freundlich, aber auch sehr nachdrücklich erklärt“, sagt Rechtsanwalt  Schickhardt, “er weiß nun, dass sein Platz alleine bei der Eintracht sein kann.“ Tags darauf spielt die Eintracht gegen Leverkusen und beschränkt sich nicht nur aufs Zerstören, sondern spielt auch mit Pfeffer und Dampf nach vorne, schreibt die FR. Meier bringt die Eintracht 2:0 in Führung, Jones und Berbatov sorgen für den Ausgleich.

21. Juli bis 31. Juli
Markus Kreuz geht nach Erfurt und beteiligt sich mit 25.000 Euro an der Ablösesumme, in dem er auf Gehalt verzichtet. Bezüglich der Personalie Chris kann “ich nur ohnmächtig am Schreibtisch sitzen", sagt Bruchhagen, der Kontakte mit Grashoppers-Verteidiger Spycher dementiert.

Unterdessen stolpert sich die Eintracht zu einem 1:0 gegen Ober-Roden (Beierle), aber Funkel nimmt sein Team in Schutz: “Die Mannschaft ist derzeit am körperlichen Tiefpunkt. Das ist aber nach den harten Trainingseinheiten in den letzten Tagen und drei Wochen vor dem Saisonstart normal." Zwei Tage später gewinnt die Eintracht mit 1:0 gegen Zweitligaabsteiger St. Pauli durch ein Tor von Meier. Funkel testet eine neue Abwehrreihe mit den drei Youngstern Ochs, Husterer und Cimen sowie Routinier Wiedener.

27. Juli, die Eintracht gewinnt 14:1 gegen die Eichsfeldauswahl und hat Interesse am finnischen Verteidiger Heikkinen. Rudi Bommer verbietet seinen Spielern bei 1860 Disco-Besuche und Funkel grinst: “Ich habe als Spieler mit Rudi drei erfolgreiche Jahre in Uerdingen erlebt. Da waren aber auch ein paar schöne gemeinsame Stunden in der Disco dabei.“ Er hält nichts von generellen Verboten: “Das sind junge Männer, die müssen auch mal ein Bier trinken oder in die Disco gehen.“ Die Eintracht spielt freundschaftlich gegen Hannover 96 1: 1 (Beierle) und testet Dragan Sarac von Roter Stern Belgrad, der aber Funkel nicht überzeugt.

1. August bis 9. August
Saisoneröffnung bei Gluthitze vor 6500 Fans im Waldstadion. Funkel sagt: "Natürlich ist der Druck riesengroß, aber dem stellen wir uns: Eintracht Frankfurt gehört in die erste Liga – überhaupt keine Frage" und Schur erzählt, warum er bei der Eintracht verlängert hat: “Ich habe meinen Sohn gefragt: Soll ich bei der Eintracht bleiben? Und er hat geantwortet: Papa, bleib." Guter Sohn!

Das letzte Testspiel gewinnt die Eintracht locker mit 12:0. Funkel entscheidet sich für für Pröll als Torhüter Nr. 1: “Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen und letztlich ist es eine Bauchentscheidung.“ Am Montag geht die Saison in Aachen los.

Die Saison
Chris kommt dann doch Anfang September (!) wieder und spielt erstmals im Pokal gegen Fürth (22.09.). Nach dem 11. Spieltag ist die Eintracht nur 14. Pokal-Aus zuhause gegen Schalke.  "Goldschuhe aus, Kampfstiefel an," steht auf einem Banner. Dennoch, Arie und Du-Ri werden von den Fans immer nach vorne gebrüllt und unterstützt. Gegen Aue trifft Arie zum Sieg. Die Wende. Nach der Hinserie ist die Eintracht immerhin Tabellenfünfter mit 8 Punkten Rückstand auf Platz Drei.

Nach einem 5:0 in Aue am 29. Spieltag ist Platz 3 angesagt. Und nach einem 3:0 in Cottbus kann es die Eintracht am letzten Spieltag aus eigener Kraft schaffen. Burghausen kommt.

Köhler, Meier, Beierle treffen. Eintracht Frankfurt ist wieder in der Bundesliga!
Ach ja, Reimann bekommt am 1. Juni 2005 seine 100.000 Euro Nichtabstiegsprämie (betrifft Liga 2!). “Der Abzocker“ heißt der Titel des FR-Kommentars...

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Teil 1: 1999 – Geldsegen, Nummernkonten und geplatzte Hoffnungen (Beitrag 1)
Teil 2: 2002 – Kriminell Geil (Beitrag 32)
Teil 3: 1974 – Von Medizinbällen und 2 Weltmeistern (Beitrag 48)
Teil 4: 2004 – Chris-Trouble und Funkel in der Disco (Beitrag 62)
Teil 5: 2001 - Der nette Maddin und die Bauchsprechpuppe (folgt)

Dies und noch viele Spielberichte mehr findet ihr in Frank Gottas http://www.eintracht-archiv.de/
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Allmählich kommen wir hier ja wieder zu Zeiten, die nicht gar so sehr schmerzen.

Übrigens hat Rangnick erst vor gar nicht so langer Zeit in einem Interview darauf hingewiesen, dass seine Absage damals zwar auch mit den zur Verfügung stehenden Finanzen zu tun hatte, hauptsächlich aber mit der ihn außerordentlich erstaunenden Tatsache, dass die U-Mannschaften nicht in seine Verantwortung fallen würden.

Ein donnerndes Miau dem Kazzemann.
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Unglaublich. Die "Affäre" Chris hatte ich vollständig verdrängt (Naja das Ultra-Kurzzeitgedächtnis funktioniert im Alter halt nicht mehr so). Und dieser Chris ist heute schon so eine Art Musterprofi, wass zeigt, man kann sich auch ändern.

Kam Husterer nicht von den Bayern und ging erst nach Frankfurt nach Stuttgart?

Ansonsten ist die Saisovorbereitung schon noch recht präsent und ich gestehe ehrlich, dass ich dieser Truppe nie den Aufstieg zugetraut hätte, wobei ich glaube, dass ohne Vasi der Aufstieg auch nicht geklappt hätte.

Mal wieder Danke für das Heraufholen der Erinnerungen.

Gruß und schönen Sonntag

concordia-eagle
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gereizt schrieb:
...sagt Bruchhagen, der Kontakte mit Grashoppers-Verteidiger Spycher dementiert.


!!!
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coole Sache
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Tja die Sasion 2004/05.....
Da hat es aber so richtig angefangen bei mir.
Net nur die Spiele.

Nach dem Abstieg mein erste Fernsehauftritt   : Mikro vor die Nase als ich heulend + total grippekrank um die Vorbauten des Stadions in Hamburg schlich, und am wichtigsten: Internetanschluß bzw. Anmeldung hier im Forum.
Von da an gab´s die Eintracht nicht nur samstags (bzw. sonntags,freitags,montags), sondern quasi täglich.

Und die Affäre Chris: der kam doch wie Nascimento kurz davor aus Pauli + war ein mittelmäßiger Zweitligakicker und was ist aus ihm (unter Funkel) geworden?
Und Patti Ochs, sehe ihn noch, wie er bei igendeinem Testspiel den Ball verliert oder nicht bekommt und feuerrot wird + einen Wutanfall bekommt.

Schön, dass sie + auch Benni + Meier noch da sind...


Ach ja: Danke Thomas.....


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womeninblack schrieb:

Und die Affäre Chris: der kam doch wie Nascimento kurz davor aus Pauli + war ein mittelmäßiger Zweitligakicker und was ist aus ihm (unter Funkel) geworden?


Chris war schon unter Willi stark. Ob er nur ein mittelmäßiger 2./3.-Liga-Kicker war vermag ich nicht zu beurteilen. Er (und noch mehr Nasicmento) wurden aber medial damals ziemlich gehypt.

Aus unserer gemeinsamen "Pro-Funkel"-Sicht finde ich eher FF Äußerungen zu Spielern & Disco (ähnliche wie übrigens Skibbe jetzt) sowie sein sehr offensives "Eintracht gehört in die erste Bundesliga" aus gereizts Artikel ganz nett. Weil FF ja manchmal in die Schublade Spaßbremse und mutlos gesteckt wurde.

War nach miserablen Beginn, eine tolle 2.-Liga-Saison mit teils schönem, schnellen Fußball! Wollen wir hoffe, dass wir solchen Fußball dieses Jahr auch in der 1. sehen.
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Danke sehr gereizt. Das 4. Highlight der Sommerpause
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Langeweile in diesen Tage, kein Neuzugang, nicht mal ein Gerücht und wir haben zu wenig Kohle. Wie eigentlich immer. Die Problem hätten sie alle im Jahr 2001 gerne gehabt, da ging es ab, nicht zu knapp:


Teil 5: Maddin, Graupe Rada und ne Bauchsprechpuppe – Vorbereitung 2001


Die neue Saison beginnt hier schon, da ist diese hundsverdammte 00/01-Saison noch nicht vorbei...

5. Mai 01: Die Eintracht hat als 17ter gegen Bochum 3:0 gewonnen, nach Magath und Dohmen unter dem dritten Trainer, dem niemand in die Satteltasche pinkelt: Friedel Rausch, der in der neuen Saison nicht weitermacht. Medien-Direktor (!) Ploog ist in seinem Element: “Dummes Zeug," nennt er Gerüchte um Andermatt, auch Lorant und Lilien-Feichtenbeiner sind im Gespräch. Wird Rausch Sportdirektor, wird er am 9. Mai gefragt: "Unsinn, dummes Zeug, lass doch weg den Quatsch."

10. Mai 01
Ploog stellt den neuen Sportdirektor Rausch vor, der sich seinen Nachfolger gefälligst selbst suchen soll. 24 Stunden später erneut der Medien-Direktor: „Wir sind zuversichtlich, dass wir Herrn Andermatt in der nächsten Woche als Trainer präsentieren können.“ „Ich kenne ihn gut“ , sagt Rausch, „er passt zu uns und zu mir.“ Andermatt hatte 1999 bei Ulm Professor Rangnick abgelöst und sie in die Bundesliga geführt.

Zunächst aber geht es ums Überleben, Rausch sagt: „Das ist das wichtigste Spiel der Vereinsgeschichte“ und Torhüter Heinen verspricht, „wir machen das dritte Wunder wahr!“ Ja...
12. Mai 17:20 Uhr: Guié-Mien wirft sein Trikot in den Fanblock und bekommt es prompt zurück geworfen, 3:0 in Wolfsburg verloren und abgestiegen. „Ich schäme mich vor den Fans,“ sagt Heinen nach dem Spiel enttäuscht. Ja, schämen sollen sie sich...

Einen Tag später unterschreibt der nette Herr Andermatt ,laut Timo Konietzka “ein Typ wie Hitzfeld“ und erklärt, wie er sich einen Adler vorstellt: “Er muss sein Leibchen gerne anziehen, er muss sich mit dem Klub identifizieren, sich aufopfern und wieder aufsteigen wollen. Außerdem: Eine Mannschaft kann mal schlecht spielen, aber sie darf nicht schlecht kämpfen.“

18. Mai 01
“Sportdirektor Rolf Dohmen wird mit sofortiger Wirkung von seinem Amt freigestellt. Wir glauben, dass er sehr viel für uns getan hat...“ sagt AR-Chef Gödel. Vier Tage zuvor redete er anders, angesprochen auf die Abstiegsgründe: “...zudem haben wir Dohmen zu lange gewähren lassen. Ohnehin muss Dohmen aufpassen, dass er sich nicht wichtiger nimmt, als er ist. Dazu kommt, dass Felix Magath Spuren hinterlassen hat: Er hat Spieler teilweise kaputt trainiert. Er hat alle Führungsspieler rausgedonnert und alle Hierarchien zerschlagen.“

17. Juni 01
Trainingsbeginn am Riederwald für vier Spieler. Kracht, Sobotzik, Lösch und Bulut halten sich fit. Ausgemustert von Andermatt, willkommen in der „Laufgruppe Lippert“. Ein frustrierter Kracht meint: "Das ist unterste Schublade, das ist keine faire Art und Weise, man wird wie ein Aussortierter behandelt". Ein paar Wochen später wechselt er zum KSC. Sobotzik meint: "Herr Andermatt wird an mir nicht vorbei kommen." Doch..., er wechselt im November nach Wien, Lösch geht im Januar zu den Stuttgarter Kickers, Bulut zu Adanaspor. Vorher haben alle Vier, na klar, eine fette Ablöse kassiert...

20. Juni 01
Die Eintracht gewinnt mit 8:0 bei Treis-Allendorf, dabei erzielt Neuzugang Skela ein Tor und erzählt:   „Es wäre wunderbar, mit der Eintracht in die 1. Bundesliga aufzusteigen... Die Eintracht hat in Albanien einen sehr guten Namen. Vor fünf, sechs Jahren kannte man bei uns nur zwei deutsche Clubs: die Bayern und die Eintracht.“ Ein weiterer Neuzugang ist Mittelfeldspieler Michael Wenczel vom VfR Mannheim.

26. Juni 01
Trainingslager in Rotenburg, Bad Hersfeld wird mit 3:0 im Rahmen des Rhönsprudel-Cups geschlagen und Andermatt testet den Koreaner Jae-Won Sim, ein Verteidiger mit „baumdicken Oberschenkeln“ . Beim Training dabei sind auch zwei Busladungen Fans, die sich auf der Rückfahrt vom Besuch bei Jan-Aage Fjørtoft aus Norwegen befanden. Andermatt ist erfreut: "Die Spieler müssen wissen, dass sie eine Verantwortung gegenüber diesen Fans haben."

Yippie, die Eintracht gewinnt den Rhönsprudelcup durch ein 8:0 gegen Buchonia Flieden, Andermatt aber fordert Verstärkungen: „Man kann nicht vom Aufstieg reden und nur verkaufen. Das wäre amateurhaft.“ Rausch hatte ihm ein „Geschenkchen“ versprochen. Andermatt: „Klein macht nichts. Hauptsache, es ist wertvoll für uns.“

1. bis 5. Juli
Weggis/Schweiz, Trainingslager. Die Eintracht verliert gegen den FC Luzern im Elfmeterschiessen. Einen Tag später verliert sie Friedel Rausch: „Die ausführenden Organe sind doch nur Marionetten. Ein Anruf von oben (Octagon) genügt und sie springen.“ Ex-Profi Tony Woodcock (liebevoll “Octagons Bauchsprechpuppe“ genannt) wird als neuer Sport-Vorstand verpflichtet, Jedlicki kümmert sich nur noch um Werbung und Sponsoren.

Typisch Eintracht, die „Sport-Bild“ hat die Arbeitsverträge von Guie-Mien und Reichenberger veröffentlicht. Der Kongolese erhält ein monatliches Gehalt von 105 000 Mark. Hinzu kommen 12 600 Mark pro Einsatz und 3000 Mark pro Punkt. Zusätzlich übernimmt der Verein Miete, Auto sowie die Kosten für den Kochkurs der Ehefrau... http://www.eintracht.de/aktuell/pressespiegel/3726/

Erster Auftritt von Tony, der Bauchsprechpuppe: „Lasst es uns anpacken.“ Von den Spielern erwartet er: “Die müssen Gras fressen.“ Nächster Aufritt: "Ich weiß von nichts," betreffend der Meldung von FFH, dass Sobotzik einen Rechtsanwalt damit beauftragt hat, ihn zurück ins Mannschaftstraining zu bringen. Derweil gewinnt die Eintracht mit 1:0 gegen Kriens im Spiel um den 3. Platz des SRS-Cups.

8. bis 27. Juli
Die Eintracht besiegt den Regionalligisten SV Wehen verdient mit 2:0 und machte dabei „einen weiteren Schritt nach vorne“ , wie Andermatt feststellt. Karel Rada, nach einer Umfrage des EFC Bockenheim mit 49% der Versager der letzten Saison, wird von Wenczel und dem brasilianischen Gastspieler Maximilian Santos unterstützt. Einen Vertrag wird er nicht erhalten. Ebenso wenig wie Jehad Muntasser, der sich beim glücklichen 1:0 gegen Hoechst eifrig mitblamiert.

Fila-Cup am Bornheimer Hang, nach Siegen gegen Kassel, Fulda, den FSV und noch mal Fulda gewinnt die Eintracht das Turnier. Andermatt testet neben Santos auch den vereinslosen Tsoumou-Madza, Jann Jensen und Peter Nemeth von Banik Ostrava. "Neben Santos zeigt Nemeth die meiste Qualität,“ urteilt Andermatt.

Drei Tage vor Saisonbeginn hat Vorstandschef Steven Jedlicki den Aufsichtsrat gebeten, ihn zum 30. Juli von seinem Amt zu entbinden. Auf Wunsch des Aufsichtrats wird er bis Ende Dezember im Amt bleiben. Dank eines zusätzlichen Darlehens von 5 Millionen Mark können nun Peter Nemeth und der Koreaner Yae-Won Sim für ein Jahr ausgeliehen werden. "Octagon hat sehr deutlich gemacht, dass es nicht die Melkkuh sein will," sagt AR-Chef Gödel.

Zudem werden die Verträge mit Bulut, Lösch und Sobotzik gegen Zahlung einer Abfindung gekündigt. "Das hat uns viel Geld gekostet, Geld, das die Eintracht AG dringend braucht."

Ach ja, das erklärte Ziel der neu formierten sportlichen Führung lautet: „Wir kommen wieder!“ Nicht mehr dabei ist der “Alles Quatsch“-Mediendirektor, auch er wurde kurz vor Saisonstart entlassen.

Passend zur Saison vergiften sich Guié-Mien, Skela, Reichenberger und Majkovic bei einem Mannschaftsessen (Cordon Bleu!) vier Tage vor dem Saisonstart. Die Diagnose: Salmonellenvergiftung. Mahlzeit.

Die Saison
Eine wechselhafte Hinrunde endet mit Platz 5 zu Weihnachten und 5 Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsrang. Dafür aber Weihnachtsgrüsse vom Maddin im Forum der Eintracht: “Liebe Fans und Freunde der Eintracht, ich möchte mich bei euch .... für die tolle Unterstützung ...bedanken ...wir benötigen Leistung, Willen und Geduld... ein Team, ein Ziel – 1. Liga! Eurer Martin Andermatt“.

Es blieb bei frommen Wünschen, nach einem 1:1 in Fürth und Platz 7 am 25. Spieltag folgt Andermatt seinem Förderer Rausch zurück in die Schweiz.

Armin Kraaz wird Trainer bis zum Saisonende. Mit einem 1:1 gegen Babelsberg vor 8.500 gähnenden Fans im Waldstadion beendet die Eintracht die Saison als Tabellen-7. mit 9 Punkten Rückstand auf die Aufstiegsplätze. Spieler der Saison war mal wieder nicht Karel Rada , meint die FR: Mit ihm hatten auch in dieser Saison mehr seine Mitspieler als die Gegner zu kämpfen. Der Ballschieber aus Prag brachte die Fans durch seine Fehler und seine antiquierte Spielweise auf die Palme.“

Ach ja, ein Herr Vársegi ist seit Sonntag Vorstandsboss, ehrenamtlich versteht sich. Dauert nicht lang, da ist er ehrlich frustriert...

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Wie immer, die Schnipsel kommen aus Zeitungsartikeln, Zitate sind nicht geändert, die Texte und Bilder kommen demnächst bzw. sind bereits als Spielberichte in Frank Gottas tollem http://www.eintracht-archiv.de/ zu finden (Danke Frank für die Klauerlaubnis). Lest im Archiv!
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Mein Gott, wenn man an 2001 erinnert wird, da muss man ja richtig froh sein, dass es aktuell so langweilig um die Eintracht in der Sommerpause ist.
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jayjay0911 schrieb:
Mein Gott, wenn man an 2001 erinnert wird, da muss man ja richtig froh sein, dass es aktuell so langweilig um die Eintracht in der Sommerpause ist.


Allerdings... Damals ging es wirklich drunter und drüber. Ich war unter den Fans, die damals auf dem Rückweg aus Norwegen im Trainingslager vorbeigeschaut haben, die Spieler waren wohl nicht so begeistert davon, wie Herr Andermatt. Ich meine, dass später im Saisonjournal etwas von - aus Sicht der Mannschaft - "angespannter Stimmung" gestanden hätte...
DaZke Thomas für die Zusammenfassung der damaligen Ereignisse.
Ich habe gleich mal in meiner Fotosammlung gekramt und bin auf Bilder von Andermatt, Sprechpuppen-Tony, Rada und Co. gestoßen *gg*
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Ich denke diese immer wieger genialen Artikel sind auch ein mahnendes Beispiel dafür, dass wir uns gegenwärtig wirklich nicht bechweren können. Wenn ich an Zeit wie 2001 zurück denke bekomme ich immernoch Angstschweiss.
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Brrrr üble Zeiten haben wir da überstanden!
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Danke, danke, danke!!

Ob all' die jugendlich-stürmischen Kritiker der seit Jahren bestehenden Mittelfeldphase, der ruhigen Hand von HB, der komplikationsfreien Lizenzierung und des vernüftigen Haushaltens wohl des Lesens, Verstehens und Innehaltens fähig sind? Zu wünschen wär's und der Eintracht bei der Eintracht tät's auch gut.

Mit Geld Erfolge kaufen, das klappt wohl nur in den seltensten Fällen. Die Gefahr, die von hochbezahlten und teuer eingekauften Söldnern für den Vereinsfrieden, den Etat und das eigene Wohlbefinden ist erheblich größer.

Wer Fußball nur als reine Unterhaltungsveranstaltung der Abteilung "Immer größer, immer besser, immer erfolgreicher" sieht, ist als Kunde beim FCB gut aufgehoben.

Wer Fußball (in diesem unserem Fall halt die Eintracht) als Kulturgut und Teil des täglichen Lebens versteht, freut sich - vorallem je älter man wird -  über die Phasen der Konsolidierung, der Ruhe, der nachhaltigen Entwicklung.

Möge das unter Skibbe fortgesetzt werden können, möge HB das richtige Augenmaß zwischen expansivem Mut und kluger Zurückhaltung finden (etwas Verstärkung im Angriff würde ich mir dann doch schon wünschen) und möge der Fußballgott uns in der nächsten Saison gnädiger als in der vergangenen sein.

Dann wird alles gut. Und in zwei bis drei Jahren greifen wir dann mit einem gereiften Labbadia und einem stabilen Etat an. Oder so.
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Gott, wie gut, dass ich solche Zeiten tief in meinem Kopf verschlossen habe
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Eine ferschterbare Zeit und eine besi**ene Saison. Dabei war die Mannschaft nominell gar nicht mal so schlecht.

-------------------Heinen/Oka----------------

-Wimmer---Zico----Berntsen*--Gebhardt--

---------Rasijewski--Schur-------------------

Preuß/Streit--Guie-Mien/Skela--------------

---Krysalowicz---Reichenberger------------

*ich weiß, er war bis zum Abschied nur verletzt  (hatte ja auch nur lächerliche 4 Mio gekostet) und dafür spielte dann meist Wiedener

Auf der Bank hatten wir dann noch Jones (damals noch Stürmer), Chen Yang, Mutzel, leider auch Rada und Ciric, die schnellsten Fußballer auf dem Planeten

Aber insgesamt war das eigentlich eine ordentliche Truppe, mit der man durchaus hätte aufsteigen können. Und was haben wir da eine Mörderkohle verbrannt, meine Herrn!
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gereizt schrieb:
Peter Nemeth von Banik Ostrava. "Neben Santos zeigt Nemeth die meiste Qualität,“ urteilt Andermatt.
Dank eines zusätzlichen Darlehens von 5 Millionen Mark können nun Peter Nemeth und der Koreaner Yae-Won Sim für ein Jahr ausgeliehen werden.



man hab ich den Peter hier in Siegen gerne gesehen, auch wenn man ihn jetzt als Trainer sehr unwürdig entlassen hat
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Ach Du meine Fresse, das ist erst 8 Jahre her.
Das liest sich ja wie Jahrtausende...
Danke Thomas.
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Die Spieler Karel rada und Thommy Berntsen waren Einkäufe des aktuellen Meistertrainers Wolfgang Felix Magath...
Stellt Euch mal vor, der hätte bei uns 50 Mio € ausgeben dürfen!  


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