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Veranstaltungstipp: 14.01.15, 19:30 Uhr: „Depressionen: Wenn Sport auf die Seele drückt“ u.a. mit Theresa Enke

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Aus der Ankündigung des Eintracht-Museums:

Depressionen sind eine Volkskrankheit geworden. Stress spielt bei deren Entstehung eine wichtige Rolle. Körperliche Aktivität kann helfen, Stress abzubauen. Was passiert aber, wenn der Sport keinen Ausgleich mehr bieten kann, sondern den Weg in die Depression begünstigt?
Nicht selten erkranken auch Profisportler an Depressionen. Im tragischsten Fall finden sie keine rechtzeitige Hilfe: Wie Robert Enke, achtfacher Nationalspieler und Torhüter bei Hannover 96, der sich 2009 das Leben nahm. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Die Macht des Sports“ widmen wir uns am 14. Januar 2015 im Eintracht Frankfurt Museum mit zwei Veranstaltungen dem Thema Depressionen:

18.00 Uhr: Informationsveranstaltung „Stress – Burnout- Depression“,
veranstaltet vom Gesundheitsamt Frankfurt. Referent: Dr. Thomas Götz, Leiter der Abteilung Psychiatrie des Gesundheitsamt Frankfurt.

19.30 Uhr: Jan-Christian Müller im Gespräch mit Teresa Enke, Witwe von Robert Enke und Gründerin der Robert-Enke-Stiftung, sowie Ronald Reng, enger Freund & Biograf Robert Enkes. Ronald Reng ist Autor des Buchs „Robert Enke – Ein allzu kurzes Leben“.


Weitere Infos auf der Homepage oder bei Facebook.

Der Eintritt ist frei.

Mitglied im Förderverein des Eintracht Frankfurt Museums zu werden, lohnt natürlich trotzdem, alleine schon wegen der guten Vorsätze für 2015!

Hier entlang bitte: *klick*
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Danke für den Hinweis BBB
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Danke an das Museum für diese Veranstaltung. Es war sehr interessant, aber auch bewegend.
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Ich hätte gestern unglaublich gerne teilgenommen, war aber verhindert. Kann vielleicht jemand ein kleinen Bericht schreiben?
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Luzbert schrieb:
Ich hätte gestern unglaublich gerne teilgenommen, war aber verhindert. Kann vielleicht jemand ein kleinen Bericht schreiben?


Will das mal versuchen. Ich habe es bloß spontan zur zweiten Veranstaltung (mit Ronald Reng und Teresa Enke) geschafft. Ein paar Minuten zu spät, doch den Großteil dieser Veranstaltung durfte ich trotzdem noch hören.

Reng und Enke erinnerten sich abwechselnd an viele Anekdoten aus ihrem Leben mit Robert Enke. Oft ging es dabei um kleine Anzeichen - Vorboten seiner Krankheit. Wie etwa als Robert Teresa nach Lissabon fliegen ließ damit sie sich die Stadt ansehe - er hatte ein Angebot von Benfica. Er müsse ja Profi genug sein dort einfach zu unterzeichnen, immerhin stimmten das Gehalt, Trainerteam, etc. Wenn es Teresa dort gefiele, müsse es ihm bestimmt auch gefallen, so überlies er ihr quasi die Entscheidung. Benfica sollte für ihn dann noch eine wunderbare Zeit werden, wenn auch der Verein hinter seinen sportlichen Ansprüchen zurückblieb. Aber in der Stadt des Lichts hatte er sich heimisch gefühlt.
Als er gerade frisch nach Barcelona gewechselt und dort auf Stadterkundungstour war, nahm er einmal in einem Café Platz und wurde prompt von einem Bettler erkannt und angesprochen. Robert Enke antwortete ihm auf portugiesisch. Klar, der Mann musste Portugiese, vielleicht sogar Benficista sein. Hier in Barcelona konnte ihn doch unmöglich schon jemand erkennen.

Erzählt wurde auch vom Kampf um die #1 im Nationalteam, den Enke nach dem Abtritt von Jens Lehmann mit René Adler auszufechten hatte. So war zumindest die öffentliche Meinung. Die beiden mussten ja Konkurrenten sein. Nicht ganz richtig sei dieser Blick, ja diese Forderung an die beiden Torwärte gewesen. Weder René noch Robert empfanden ihr Verhältnis so, als müssten sie den jeweils anderen mit allen Mitteln bekämpfen. Gerade auf dieser Position im Fußballgeschäft ein damals noch eher ungewöhnliches Verhältnis.

Mit Blick auf das große aktuelle Mannschaftsfoto der Eintracht fragten sich die beiden schließlich, wer von diesen Profis auf die Frage, wie mit einer Depression umzugehen war und an wen es sich zu wenden galt, eine Antwort hatte. Auch wenn ein Umdenken eingesetzt haben mag, so sei hier noch sehr viel zu tun. Arbeit, bei der sich Teresa in der Robert-Enke-Stiftung einbringen will. Ich glaube es war Ronald Reng der sagte, dass auch die Diagnose Krebs vor wenigen Jahrzehnten noch oft tabuisiert wurde, so etwas behielt man für sich. Auch bei der Diagnose Depression sei man nun also erst am Anfang des Weges hin zu einem besseren Umgang mit der Krankheit.

Was genau Robert Enkes zweite klinische Depression 2009 ausgelöst hatte, das sei auch bis heute noch unklar. Solch eine Krankheit kann durch Veränderungen positiver oder negativer Natur ausgelöst werden, die ganz plötzlich die chemischen Abläufe im Gehirn beeinflussen.

Anm.: Da ich zufällig in den vergangenen zwei Wochen das Buch von Ronald Reng ('Robert Enke - Ein allzu kurzes Leben') gelesen habe, überschneiden sich da möglicherweise meine Erinnerungen mit dem gestrigen Abend. Es war allerdings auch so, dass viel von dem was die beiden erzählten, so auch in Rengs Biografie zu lesen ist. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, war es  für mich ein wirklich gelungener Abend. Dafür ein herzliches Dankeschön ans Eintracht-Museum und die beiden Redner.
Das Buch sei allen an's Herz gelegt, die es noch nicht kennen.
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Shlomo, ein ganz herzliches Dankeschön für diese tolle Zusammenfassung.
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Auch von mir allerbesten Dank. Ich finde, es ehrt beide Seiten: den Veranstalter wie die Gäste, sich zu diesem Thema zusammengefunden zu haben - einem Thema, das in der Gesellschaft eine bedeutend größere Rolle spielt, als man lange Zeit wahrhaben wollte.

Dazu noch ein paar allgemeine Anmerkungen. Das Problem aus meiner nicht professionellen, sondern aus langjähriger Anschauung gewonnenen Sicht ist, dass es so viele Formen der Depression wie depressive Menschen gibt, mit anderen Worten: die  "Erkrankung" ist wohl je nach Person und Lebensverlauf auch jeweils individuell unterschiedlich, und zwar mitunter ganz erheblich unterschiedlich ausgeprägt. Das Hoffnungsvolle: es gibt mannigfache therapeutische Zugänge. Von ihnen muss "nur" Gebrauch gemacht werden: das allerdings ist unabdingbar. Diesen ersten, entscheidenden Schritt kann letztlich nur der Betroffene selbst tun, sehr wohl freilich begleitet von nahestehenden Menschen. Wenn Leidensdruck da ist: bitte tun, diesen Schritt, unbedingt!

Damit zurück zum Anfang: mit dem offenen Sprechen über Depression beginnt bereits der Weg aus ihr heraus, oder vielleicht auch der weitere gangbare Weg mit ihr. Eine solche Veranstaltung kann diesbezüglich ein starker Impuls sein, in Kreisen des Fußballs, des Sports und auch weit darüber hinaus.
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Vielen Dank Shlomo!
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concordia-eagle schrieb:
Shlomo, ein ganz herzliches Dankeschön für diese tolle Zusammenfassung.


Danke auch von mir  

Wäre ebenfalls gerne gekommen, aber unter der Woche nicht so einfach.


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