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MRSA-Eine Geißel der Menschheit ???

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stormfather3001 schrieb:
miraculix250 schrieb:
OK, wo fang ich da jetzt an? Am besten mit dem wichtigsten Punkt:

Gute Besserung an dich. Auf dass die letzte OP geglückt ist und du nun die Genesung angehen kannst. Und wie schon jemand sagte... heuer kann es sich auch nach einer Unterschenkelamputation gut leben. Der Prothesen-Technik sei dank.

Weiterhin noch ein paar Sachen zu MRSA, ESBL, Mikrobiologie, Desinfektionsmitteln, Antibiotika, Resistanzentwicklung und letztendlich den "holländischen Weg" (warum die uns in so vielem voraus sind ist mir ein Rätsel? Gesundheitspolitik, Bildungspolitik, Drogenpolitik... nur beim Fussball sicher nicht ).

Wie du ja schon richtig gesagt hast, handelt es sich bei MRSA um multi-resistant staphylococcus aureus. ESBL steht für "extended spectrum beta-lactamase" und bescheibt keine Bakterienart, sondern einen Genotyp, welcher bei diversen Bakterien (meist gram-negative Bakterien, wie etwa E. coli) beobachtet werden kann.

S. aureus ist ein sehr weit verbreitetes Bakterium und eigentlich überall zu finden. Dabei ist es in der Regel nicht pathogen, dh. krankheitserregend. Es besiedelt ua. die Haut des Menschen. Halb so wild. Problematisch wird es bei, wie du schon sagtest, immungeschwächten Menschen, da hier die körpereigene Abwehr kaum oder garnicht funktioniert. Denn S. aureus besitzt diverse Pathogenitätsfaktoren. Pathogenitätsfaktoren sind Eigenschaften, welche unter bestimmten Bedingungen beim Wirt (in dem Falle beim Menschen) Krankheiten auslösen können. Das können zb. gewisse Gene sein, die für Proteine kodieren, welche die Schädigung des Wirtes bewirken - sei es nun direkt oder über die Produktion von Toxinen oder ähnliches.

Da bei Immunschwäche (oder sonstigen ungünstigen Umständen) die Bakterien nicht rechtzeitig von den Abwehrzellen beseitigt werden kommt es zur Krankheit. Im Falle von S. aureus können die Atemwege betroffen sein, aber auch Sepsis ("Blutvergiftung") und andere Krankheitsbilder sind möglich. Um in diesem Falle Bakterien bekämpfen zu können werden Antibiotika eingesetzt.

Antibiotika sind Stoffe, welche im Allgemeinen die Vermehrung (bakteriostatisch) hemmen oder die Bakterien abtöten (bakteriozid). Auch diverse Stoffe, welche gegen Pathogene wirken, welche nicht zu den Bakterien zählen (Viren, Protozoen) werden zu den Antibiotika gezählt, sind für die weitere Betrachtung an dieser Stelle jedoch irrelevant.

Gegen bakterielle Infektionen eingesetzte Antibiotika weisen Eigenschaften auf, welche lebensnotwendige Vorgänge in Bakterien blockieren. Dabei beeinflussen sie nicht die Funktionsweise in Zellen des Menschen. So wirken einige Antibiotika dahingehend, dass sie die Proteinsynthese in Bakterien lahmlegen. Proteine bestehen aus verknüpften Aminosäuren. Diese werden anhand der Basensequenz (3 Basen = 1 Aminosäure) einer Vorlage, der sog. mRNA (oder messenger-RNA), durch das Ribosom kovalent verknüpft. Das Ribosom kommt in allen Zellen vor. Allerdings unterscheidet sich die Struktur des bakteriellen Ribosoms von der des menschlichen Ribosoms. Bakterien besitzen sog. 70S-Ribosomen. Eukaryoten (und somit auch der Mensch) weisen 80S-Ribosomen auf. Dieser Unterschied ermöglicht es, bakterielle 70S-Ribosomen über Antibiotika zu blockieren, ohne gleichzeitig das eukaryotische 80S-Ribosom zu beeinträchtigen. Denn das wäre schlecht, da tödlich. Ein Beispiel für ein solches Antibiotikum wäre das Makrolidantibiotikum "Erythromycin". Aber auch Tetracycline gehören zu dieser Klasse, welche bakteriostatisch wirkt.

Ein weiterer, bakterien-spezifischer Angriffsort für Antibiotika ist die bakterielle Zellwand. So kann die Synthese der Zellwand gehemmt werden. Die Zellwand wird löchrig. Das osmotische Gleichgewicht wird gestört. Das Bakterium platzt und ist put. Zu dieser Gruppe der bakteriolytischen (bzw. bakterioziden) Antibiotika-Klasse gehören etwa beta-Lactame. Weitere, bakterienspezifische Wirkmechnismen diverser Antibiotika sind bekannt und werden ausgenutzt. Allerdings will ich auf die Beschreibung dieser an der Stelle verzichten, um den Rahmen nicht zu sprengen.

Das Problem ist nun jedoch, dass Bakterien den Antibiotika nicht schutzlos gegenüber stehen. Es können sich sogenannte Resistenzen entwickeln. Und die Möglichkeiten der Resistenzentwicklung sind vielfältig. Denkbar ist etwa eine Mutation im Genom eines Bakteriums. Beispielsweise könnte ein spezifisches Enzym, welches für die Zellwandsynthese nötig ist und durch Antibiotika blockiert wird, durch eine Amplifikation (bzw. Verfielfältigung) des entsprechenden Gens in sehr viel größeren Mengen vom Bakterium hergestellt werden. Somit sind nun, trotz Antibiotika, noch ausreichend funktionstüchtige Enzyme vorhanden. Eine weitere Möglichkeit der Resistanzbildung wäre auch eine Mutation eines Gens, dessen Genprodukt Ziel eines Antibiotikums ist. Im Extremfall kann es ausreichen, eine einzige Base in der Gensequenz zu verändern. Das anhand des Gens synthetisierte Proteine besitzt nun an einer spezifischen Stelle eine andere Aminosäure als zuvor und weist eine veränderte Struktur auf. Sofern die Funktionalität weiter gegeben ist, jedoch das Antibiotikum nun nicht mehr binden und blockieren kann, ist eine Resistenz entstanden. Weitere Resistenzmechanismen können Gene sein, welche für Proteine kodieren, die Antibiotika wieder aus der Bakterienzelle befördern, bevor diese ihre Arbeit verrichten können. Oder die Antibiotika einfach abbauen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist das Enzym beta-Lactamase. Namensgeber für ESBL. Es gibt diverse beta-Lactam-Antibiotika, die sich hinsichtlich der Grundstruktur gleichen, aber diverse Modifikationen tragen. Normale beta-Lactamase spaltet die beta-Lactam-Ringe einiger beta-Lactam-Antibiotika. Extended spectrum beta-Lactamase spaltet praktisch alle beta-Lactam-Antibiotika, ungeachtet ihrer Modifikation. Und somit sind bei diesen Bakterien beta-Lactam-Antibiotika wirkungslos (wobei es auch hier mittlerweile Gegenmittel gegen das Gegenmittel gibt, die in extremen Fällen eingesetzt werden).

Die Entstehung von Resistenzen nach dem og. Muster ist kein Hokuspokus, sondern ganz normale Evolution. Eine genetische Mutation führt zu Vorteilen unter bestimmten Bedingungen. Und wenn diese Bedingung eintritt, in diesem Falle die Antibiotika-Therapie, haben entsprechend ausgerüstete Bakterien einen Vorteil. Sie überleben, wo ihre nicht-resistenten Artgenossen hopps gehen. Sie breiten sich folglich schneller aus. Und mit ihnen die Resistenz. Erschwerend kommt hinzu, dass Bakterien auch genetisches Material untereinander über diverse Mechanismen austauschen können. Erwirbt ein Bakterium durch den og. Prozess eine Resistenz, kann es diese u.U. auf weitere Bakterien übertragen. Und das ganze kann sogar, unter bestimmten Voraussetzungen, artübergreifend funktionieren. Da Selektionsdruck, also in diesem Falle die Gabe von Antibiotika, die evolutive Entwicklung beschleunigt, ist auch die massenhafte Gabe von Antibiotika in der Tiermast ein Skandal, der nicht genug Aufmerksamkeit bekommt. Aber das ist ein anderes Thema, dass eigentlich gesondert diskutiert gehört. Auch wird nun wohl sofort klar, wieso man Antibiotika grundsätzlich solange nehmen MUSS, bis die Infektion sicher überwunden ist. Nämlich um sicherzustellen, dass die Abwehrzellen genug Zeit haben sich noch mit einer Hand voll Bakterien zu beschäftigen, welche Resistenzen ausgebildet haben könnten. Packen dies die Abwehrzellen nicht, da noch zu viele Bakterien (auch normale ohne Resistenz) vorhanden sind, flammt die Infektion wieder auf. Aber diesmal mit einem sehr hohen Anteil an resistenten Bakterien. Und das ist schlecht.

MRSA sind ein Produkt einer solchen Evolution. Die entsprechenden Stämme von. S. aureus haben über die Zeit, dank des reichlich vorhandenen Selektionsdruckes durch übermässige und unsachgemäße Anwendung von Antibiotika, etliche Resistenzmechanismen entwickelt bzw. erworben. Somit sind sie gegen fast alle Antibiotika resistent und können nicht mehr mit diesen bekämpft werden. Als Folge können Krankheitsverläufe auftreten, wie du sie nun durchleben muss.

Wichtig ist mir noch zu Erwähnen, dass Antibiotika und Desinfektionsmittel zwei grundverschiedene Dinge sind. Zum einen möchte ich das erwähnen, da du in deinem Post diese Begriffe wohl irrtümlicherweise synonym verwendet hast. Und weil MRSA nicht gegen Desinfektionsmittel resistent geworden sind. Desinfektionsmittel können chemisch wirkende Substanzen sein, wie reiner Ethanol. Oder große Hitze, etwa durch einen Autoklaven. Aber auch UV-Strahlung wird zur Desinfektion, etwa von Sterilbanches im Bereich der Biologie oder mWn. auch zur Desinfektion eines OP-Saals, weitläufig eingesetzt. Daher ist entsprechend gewissenhafte, saubere Arbeit im Krankenhaus so wichtig. Denn hier kommen viele Pathogene zusammen, es entwickeln sich schnell neue Stämme. Die uU. dann auch erweiterte Resistenzeigenschaften aufweisen.

Und dies ist nun die perfekte Überleitung zum "holländischen Modell". Denn dabei geht es nicht nur um effizientere Isolation von betroffenen Patienten. Auch wird dort sehr viel mehr Geld in Hygiene investiert. Wurden in Deutschland früher OP-Sääle täglich über Nacht mittels UV-Licht deinfiziert, so geschieht dies heuer vielleicht noch alle 3-4 Nächte. Denn eine Nacht bestrahlen mit UV-Licht kostet. Aber auch an der Anzahl und der Qualifikation der Reinigungskräfte wird massiv gespart. Desinfektionsmittel kosten auch, und auch hier wird gespart. Diese Sparmanie ist in Holland nicht so ausgeprägt, da man sich dort scheinbar bewusst ist, dass die langfristig zu erwartenden Kosten durch Ausbreitung von MRSA und Konsorten sehr viel höher sind als eine gescheite Hygiene in Krankenhäusern. Die geringere Anzahl an betroffenen Patienten, die wie du leiden müssen, ist da scheinbar nur das Bonbon.  

Es lässt sich also sagen, dass letztlich der Sparzwang bei den Krankenkassen (bzw. der unweigerlich folgende Sparzwang bei Krankenhäusern) eine der Hauptursachen für die rasante Ausbreitung von multiresistenten Bakterien ist. Dies ist übrigens auch einer der Gründe, wieso mir der Privatisierungswahn bei Krankenhäusern so sauer aufstößt. Denn jedes Kind weiss doch: Private Unternehmen arbeiten IMMER Gewinnorientiert. Und dabei wird exzessives Sparen auch an solchen Dingen wie Hygiene und Personal (hinsichtlich Qualifikation und Quantität) als legitimes Werkzeug zur Gewinnmaximierung angesehen. Und die Zeche zahlt dann der Patient. Hurra!

Aber auch noch eine kleine Moralkeule zieh ich dir am Ende, trotz deiner beschissenen Situation, über. Wenn du schon weisst, wie wichtig gescheite Quarantäne ist, um eine weitere Ausbreitung multiresistenter Bakterien zu verhindern, dann versuch doch nicht dieser zu entwischen. Die, die deshalb von deiner Art des Leids verschont bleiben, werden es dir danken. Vor diesem Hintergrund ist deine Unterbringung ohne eigenes Bad aber natürlich auch nicht hinnehmbar. Die Gründe vermute ich allerdings weniger bei böswilligen Krankenschwestern als vielmehr bei den Sparbrötchen im Gesundheitsministerium und bei den Krankenkassen. Zu guter letzt noch, weil ich schon die Krankenschwestern erwähnt habe: An diesen deinen verständlichen Frust rauszulassen bringt dir nix und den Schwestern nix. Denn die sind, nach den Patienten, die zweiärmsten Schweine im System. Schreib lieber mal mit deiner Story einen Brief an den Gesundheitsminister. Oder die Presse. Das würde mehr bringen.

Also dann weiterhin noch gute Besserung. Auf dass sich für dich alles wieder zum Guten wendet. Ich drücke dir beide Daumen!


Erst mal schönen Dank für Deinen ausführlichen, informativen und expliziten Beitrag.
Nicht ganz einfach zu lesen und zu verstehen, da doch einige spezielle Fachwörter drin sind.
Ich bin nur ein dummer Bub". Hauptschulabschluss 1973!

Ich nahm beim lesen an, dass Du Mediziner, Laborfuzzie oder Biologe bist, habe eben nachgeschaut, ich nehme an Du studierst irgendwas davon!

Eine kleine Anekdote, die eigentlich noch in meinen Anfangspost gehört und einige Deiner Fragen beantworten wird:

Ich war sehr unzufrieden, da ich Tagelang keinen Chirurgen zu Gesicht bekam. Glaubte gar vergessen worden zu sein auf dieser Fremdstation und redete mir schon eine Sepsis der inneren Organe ein.
Da dachte ich mir, den Haxen kannst Du Dir auch in Heidelberg abhacken lassen.

Ich schaffte es und telefonierte sehr lange mit einem Oberarzt der Gefäßchirurgie in Heidelberg.
Dieser riet mir dann auch an, wenn die Chirurgen nicht zu mir kommen, dann soll ich die Chirurgen aufsuchen.
Er versicherte mir auch, dass diese Chirurgen super Ärzte seien, da er sie aus der Studienzeit kenne.

Ich mit meinem Rolli auf die Gefäßstation zur Stationsleitung, eine sehr offenherzige und freundliche Begrüßung von allen, da die mich ja schon kannten.
Dann kam die Frage: "Wie es mir denn gehe" ich erwiderte: "Schlecht, ich möchte gerne einen Chirurgen sprechen"
Die Dame hatte ein kurzes Telefonat mit der Stationsärztin (schwanger)
Im selben Moment wurde ich sehr harsch, unfreundlich und mit ausgestrecktem Arm der Station verwiesen, mit den Worten: "Herr XY, sie haben hier nichts zu suchen, bitte sofort die Station verlassen, gehen sie auf ihre Station, in ihr Zimmer, sie dürfen hier gar nicht sein".

Ich fragte nach dem Sekretariat des Chefarztes, mir wurde auch geantwortet.

Ich auf die Station wo sich das Sekretariat des Chefarztes befindet.
Da kam mir ein eine Schwester, die ich vom Sommer kannte und ein Pfleger entgegen.
Ich frage nach dem Büro, stehe 3 Meter davor, Pfleger klopft und fragt freundlich, Schwester: "Hat der Herr XY nicht MRSA, der darf gar nicht ins Wartezimmer"

"Anschnallen"

Kommt die Oberärztin raus geschossen, schließt die Tür, hängt förmlich rücklings an der Tür bzw. im Türrahmen, die Türklinke in der Hand, so als wenn ich Ebola hätte!
Mit piepsiger Stimme:
Herr XY, ich darf gar nicht mit Ihnen reden Mimimimimi bitte haben sie Verständnis Mimimimimi, ich bin schwanger Mimimimimi, gehen sie bitte auf ihre Station, in ihr Zimmer Mimimimimi"!

Ich bin bald abgebrochen.

Ich: "MRSA ist keine meldepflichtige Infektionskrankheit"
Sie MRSA ist aber eine Isolationspflichtige Infektionskrankheit"

Die selbe Ärztin, die mitverantwortlich war, dass ich im Mai mit offenem Fuß und MRSA in die offene Wildnis entlassen wurde, zu Freundin und Kind, Freigang in die Stadt nach Belieben, zieht hier so eine Wambule ab, die selbe Ärztin will mir jetzt eine Isolationspflicht angedeihen?
Ich lach mich tot!

Ich wurde im Mai nicht entlassen, sondern rausgeschmissen, weil nach 11 Wochen (fast 3 Monate) nämlich „Schluss mit Lustig“ da zahlt die Krankenkasse nur noch in Ausnahmefällen.

Na dann bin ich erst mal losgetuckert, ihr wisst schon wohin.
.
Das habe ich in den 15 Wochen so oft gehört. "Isolationspflichtig"

Das steht in unserer Krankenhausverordnung, das steht in einer Verordnung des Gesundheitsamtes, das steht in einem Schreiben des Bundesgesundheitsamtes.

Dazu sage ich Schwachsinn, Schwachsinn und nochmal großer Schwachsinn

In den 15 Wochen konnte mir keiner der Schwestern, Pfleger, Ärzte auch nur ein Papier vorlegen, in dem das drin gestanden hätte!

Soll es doch drinstehen, es hat keine Rechtsgültigkeit, weil es nicht im Gesetz steht.
MRSA ist nicht Isolationspflichtig. Da kann einer erzählen, was er will.

Durch anonyme Isolation anderen helfen, bringt gar nix. Ich bin da eher der Anarchist.
Eine Isolationspflicht kann nur höchst richterlich angeordnet und durchgesetzt werden.

Ich bin doch kein Knasti!

Dann soll mir der Richter 2 Vollzugsbeamte vor die Tür stellen, die 24 Std. rund um die Uhr die Isolationspflicht überwachen, denn abschließen dürfen die nicht, das ist doch keine Isolationshaft.
Und wenn die Bube schön brav sind und mir en Aschebecher reinstellen, dann halte ich auch mal einen Moment Ruhe, ansonsten müssen die mir mind. 16 Std. am Tag erklären, warum ich da drin bin.
Da kann ich nämlich ganz schön nervig sein.
Und wenn auf jeder Station, in jedem Krankenhaus 10 Mann Wache stehen, wird man vllt. über die Kosten der Gesundheit und der Überwachung debattieren.
(Krankenkassen 21 Milliarden Überschuss, ich lach mich schon wieder tot)

Willst Du wissen, wie es mir wirklich geht?

Ich fresse 10 verschiedene Pillen jeden Tag, 15 insgesamt, ich spritze seit fast 48 Jahren Insulin, grauer Star, beginnender grüner Star, ich kann mein eigenes Wort nicht mehr lesen, komme bei Fred`s kaum noch nach, weder mit dem lesen, noch mit dem schreiben, habe manchmal auch gar keine Lust mehr, weil das alles eine graurote Scheiße ist.
Im Sept. 2005 kurz hinter einander 2 Schlaganfälle, (viel Glück gehabt) ich stehe morgens auf, als wenn ich 1 Flasche Wodka gesoffen hätte, gehe abends ins Bett, als hätte ich 2 gesoffen. Zwischendurch muss ich aufpassen, das ich mit meinem Gehbock nicht nach rechts auf die Fresse falle.
Sicher fühle ich mich nur auf dem Bürostuhl, im Rolli oder bis vor 10 Monaten im Auto, da habe ich 4 Räder unter mir.

Ich mache dafür niemanden verantwortlich, höre mir seit 48 Jahren das Geheule über die Folgen eines nicht richtig eingestellten Diabetes an, Hurra, höre mir seit knapp 40 Jahren das Geheule über die Folgen des Rauchens an, haha

Glaubst Du ich lasse mir von jemandem ne F... auf den Backen malen oder was vom toten Gaul erzählen?

Ich soll einen Brief schreiben, an die Presse oder das Bundesgesundheitsministerium.
Im Lebe ned!
Da sitz ich 3 Std. vorm PC bis ich das große A gefunden habe, geschweige denn einen sinnergebenden Brief habe.

Da brauch ich schon so ne gewiefte Type wie Dich, Bier und selbstgemachter Ebbelwein stehen immer kalt.


Sorry, natürlich habe ich die Geschichte mit den Antibiotika vollkommen außer Acht gelassen.
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stormfather3001 schrieb:
stormfather3001 schrieb:
miraculix250 schrieb:
OK, wo fang ich da jetzt an? Am besten mit dem wichtigsten Punkt:

Gute Besserung an dich. Auf dass die letzte OP geglückt ist und du nun die Genesung angehen kannst. Und wie schon jemand sagte... heuer kann es sich auch nach einer Unterschenkelamputation gut leben. Der Prothesen-Technik sei dank.

Weiterhin noch ein paar Sachen zu MRSA, ESBL, Mikrobiologie, Desinfektionsmitteln, Antibiotika, Resistanzentwicklung und letztendlich den "holländischen Weg" (warum die uns in so vielem voraus sind ist mir ein Rätsel? Gesundheitspolitik, Bildungspolitik, Drogenpolitik... nur beim Fussball sicher nicht ).

Wie du ja schon richtig gesagt hast, handelt es sich bei MRSA um multi-resistant staphylococcus aureus. ESBL steht für "extended spectrum beta-lactamase" und bescheibt keine Bakterienart, sondern einen Genotyp, welcher bei diversen Bakterien (meist gram-negative Bakterien, wie etwa E. coli) beobachtet werden kann.

S. aureus ist ein sehr weit verbreitetes Bakterium und eigentlich überall zu finden. Dabei ist es in der Regel nicht pathogen, dh. krankheitserregend. Es besiedelt ua. die Haut des Menschen. Halb so wild. Problematisch wird es bei, wie du schon sagtest, immungeschwächten Menschen, da hier die körpereigene Abwehr kaum oder garnicht funktioniert. Denn S. aureus besitzt diverse Pathogenitätsfaktoren. Pathogenitätsfaktoren sind Eigenschaften, welche unter bestimmten Bedingungen beim Wirt (in dem Falle beim Menschen) Krankheiten auslösen können. Das können zb. gewisse Gene sein, die für Proteine kodieren, welche die Schädigung des Wirtes bewirken - sei es nun direkt oder über die Produktion von Toxinen oder ähnliches.

Da bei Immunschwäche (oder sonstigen ungünstigen Umständen) die Bakterien nicht rechtzeitig von den Abwehrzellen beseitigt werden kommt es zur Krankheit. Im Falle von S. aureus können die Atemwege betroffen sein, aber auch Sepsis ("Blutvergiftung") und andere Krankheitsbilder sind möglich. Um in diesem Falle Bakterien bekämpfen zu können werden Antibiotika eingesetzt.

Antibiotika sind Stoffe, welche im Allgemeinen die Vermehrung (bakteriostatisch) hemmen oder die Bakterien abtöten (bakteriozid). Auch diverse Stoffe, welche gegen Pathogene wirken, welche nicht zu den Bakterien zählen (Viren, Protozoen) werden zu den Antibiotika gezählt, sind für die weitere Betrachtung an dieser Stelle jedoch irrelevant.

Gegen bakterielle Infektionen eingesetzte Antibiotika weisen Eigenschaften auf, welche lebensnotwendige Vorgänge in Bakterien blockieren. Dabei beeinflussen sie nicht die Funktionsweise in Zellen des Menschen. So wirken einige Antibiotika dahingehend, dass sie die Proteinsynthese in Bakterien lahmlegen. Proteine bestehen aus verknüpften Aminosäuren. Diese werden anhand der Basensequenz (3 Basen = 1 Aminosäure) einer Vorlage, der sog. mRNA (oder messenger-RNA), durch das Ribosom kovalent verknüpft. Das Ribosom kommt in allen Zellen vor. Allerdings unterscheidet sich die Struktur des bakteriellen Ribosoms von der des menschlichen Ribosoms. Bakterien besitzen sog. 70S-Ribosomen. Eukaryoten (und somit auch der Mensch) weisen 80S-Ribosomen auf. Dieser Unterschied ermöglicht es, bakterielle 70S-Ribosomen über Antibiotika zu blockieren, ohne gleichzeitig das eukaryotische 80S-Ribosom zu beeinträchtigen. Denn das wäre schlecht, da tödlich. Ein Beispiel für ein solches Antibiotikum wäre das Makrolidantibiotikum "Erythromycin". Aber auch Tetracycline gehören zu dieser Klasse, welche bakteriostatisch wirkt.

Ein weiterer, bakterien-spezifischer Angriffsort für Antibiotika ist die bakterielle Zellwand. So kann die Synthese der Zellwand gehemmt werden. Die Zellwand wird löchrig. Das osmotische Gleichgewicht wird gestört. Das Bakterium platzt und ist put. Zu dieser Gruppe der bakteriolytischen (bzw. bakterioziden) Antibiotika-Klasse gehören etwa beta-Lactame. Weitere, bakterienspezifische Wirkmechnismen diverser Antibiotika sind bekannt und werden ausgenutzt. Allerdings will ich auf die Beschreibung dieser an der Stelle verzichten, um den Rahmen nicht zu sprengen.

Das Problem ist nun jedoch, dass Bakterien den Antibiotika nicht schutzlos gegenüber stehen. Es können sich sogenannte Resistenzen entwickeln. Und die Möglichkeiten der Resistenzentwicklung sind vielfältig. Denkbar ist etwa eine Mutation im Genom eines Bakteriums. Beispielsweise könnte ein spezifisches Enzym, welches für die Zellwandsynthese nötig ist und durch Antibiotika blockiert wird, durch eine Amplifikation (bzw. Verfielfältigung) des entsprechenden Gens in sehr viel größeren Mengen vom Bakterium hergestellt werden. Somit sind nun, trotz Antibiotika, noch ausreichend funktionstüchtige Enzyme vorhanden. Eine weitere Möglichkeit der Resistanzbildung wäre auch eine Mutation eines Gens, dessen Genprodukt Ziel eines Antibiotikums ist. Im Extremfall kann es ausreichen, eine einzige Base in der Gensequenz zu verändern. Das anhand des Gens synthetisierte Proteine besitzt nun an einer spezifischen Stelle eine andere Aminosäure als zuvor und weist eine veränderte Struktur auf. Sofern die Funktionalität weiter gegeben ist, jedoch das Antibiotikum nun nicht mehr binden und blockieren kann, ist eine Resistenz entstanden. Weitere Resistenzmechanismen können Gene sein, welche für Proteine kodieren, die Antibiotika wieder aus der Bakterienzelle befördern, bevor diese ihre Arbeit verrichten können. Oder die Antibiotika einfach abbauen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist das Enzym beta-Lactamase. Namensgeber für ESBL. Es gibt diverse beta-Lactam-Antibiotika, die sich hinsichtlich der Grundstruktur gleichen, aber diverse Modifikationen tragen. Normale beta-Lactamase spaltet die beta-Lactam-Ringe einiger beta-Lactam-Antibiotika. Extended spectrum beta-Lactamase spaltet praktisch alle beta-Lactam-Antibiotika, ungeachtet ihrer Modifikation. Und somit sind bei diesen Bakterien beta-Lactam-Antibiotika wirkungslos (wobei es auch hier mittlerweile Gegenmittel gegen das Gegenmittel gibt, die in extremen Fällen eingesetzt werden).

Die Entstehung von Resistenzen nach dem og. Muster ist kein Hokuspokus, sondern ganz normale Evolution. Eine genetische Mutation führt zu Vorteilen unter bestimmten Bedingungen. Und wenn diese Bedingung eintritt, in diesem Falle die Antibiotika-Therapie, haben entsprechend ausgerüstete Bakterien einen Vorteil. Sie überleben, wo ihre nicht-resistenten Artgenossen hopps gehen. Sie breiten sich folglich schneller aus. Und mit ihnen die Resistenz. Erschwerend kommt hinzu, dass Bakterien auch genetisches Material untereinander über diverse Mechanismen austauschen können. Erwirbt ein Bakterium durch den og. Prozess eine Resistenz, kann es diese u.U. auf weitere Bakterien übertragen. Und das ganze kann sogar, unter bestimmten Voraussetzungen, artübergreifend funktionieren. Da Selektionsdruck, also in diesem Falle die Gabe von Antibiotika, die evolutive Entwicklung beschleunigt, ist auch die massenhafte Gabe von Antibiotika in der Tiermast ein Skandal, der nicht genug Aufmerksamkeit bekommt. Aber das ist ein anderes Thema, dass eigentlich gesondert diskutiert gehört. Auch wird nun wohl sofort klar, wieso man Antibiotika grundsätzlich solange nehmen MUSS, bis die Infektion sicher überwunden ist. Nämlich um sicherzustellen, dass die Abwehrzellen genug Zeit haben sich noch mit einer Hand voll Bakterien zu beschäftigen, welche Resistenzen ausgebildet haben könnten. Packen dies die Abwehrzellen nicht, da noch zu viele Bakterien (auch normale ohne Resistenz) vorhanden sind, flammt die Infektion wieder auf. Aber diesmal mit einem sehr hohen Anteil an resistenten Bakterien. Und das ist schlecht.

MRSA sind ein Produkt einer solchen Evolution. Die entsprechenden Stämme von. S. aureus haben über die Zeit, dank des reichlich vorhandenen Selektionsdruckes durch übermässige und unsachgemäße Anwendung von Antibiotika, etliche Resistenzmechanismen entwickelt bzw. erworben. Somit sind sie gegen fast alle Antibiotika resistent und können nicht mehr mit diesen bekämpft werden. Als Folge können Krankheitsverläufe auftreten, wie du sie nun durchleben muss.

Wichtig ist mir noch zu Erwähnen, dass Antibiotika und Desinfektionsmittel zwei grundverschiedene Dinge sind. Zum einen möchte ich das erwähnen, da du in deinem Post diese Begriffe wohl irrtümlicherweise synonym verwendet hast. Und weil MRSA nicht gegen Desinfektionsmittel resistent geworden sind. Desinfektionsmittel können chemisch wirkende Substanzen sein, wie reiner Ethanol. Oder große Hitze, etwa durch einen Autoklaven. Aber auch UV-Strahlung wird zur Desinfektion, etwa von Sterilbanches im Bereich der Biologie oder mWn. auch zur Desinfektion eines OP-Saals, weitläufig eingesetzt. Daher ist entsprechend gewissenhafte, saubere Arbeit im Krankenhaus so wichtig. Denn hier kommen viele Pathogene zusammen, es entwickeln sich schnell neue Stämme. Die uU. dann auch erweiterte Resistenzeigenschaften aufweisen.

Und dies ist nun die perfekte Überleitung zum "holländischen Modell". Denn dabei geht es nicht nur um effizientere Isolation von betroffenen Patienten. Auch wird dort sehr viel mehr Geld in Hygiene investiert. Wurden in Deutschland früher OP-Sääle täglich über Nacht mittels UV-Licht deinfiziert, so geschieht dies heuer vielleicht noch alle 3-4 Nächte. Denn eine Nacht bestrahlen mit UV-Licht kostet. Aber auch an der Anzahl und der Qualifikation der Reinigungskräfte wird massiv gespart. Desinfektionsmittel kosten auch, und auch hier wird gespart. Diese Sparmanie ist in Holland nicht so ausgeprägt, da man sich dort scheinbar bewusst ist, dass die langfristig zu erwartenden Kosten durch Ausbreitung von MRSA und Konsorten sehr viel höher sind als eine gescheite Hygiene in Krankenhäusern. Die geringere Anzahl an betroffenen Patienten, die wie du leiden müssen, ist da scheinbar nur das Bonbon.  

Es lässt sich also sagen, dass letztlich der Sparzwang bei den Krankenkassen (bzw. der unweigerlich folgende Sparzwang bei Krankenhäusern) eine der Hauptursachen für die rasante Ausbreitung von multiresistenten Bakterien ist. Dies ist übrigens auch einer der Gründe, wieso mir der Privatisierungswahn bei Krankenhäusern so sauer aufstößt. Denn jedes Kind weiss doch: Private Unternehmen arbeiten IMMER Gewinnorientiert. Und dabei wird exzessives Sparen auch an solchen Dingen wie Hygiene und Personal (hinsichtlich Qualifikation und Quantität) als legitimes Werkzeug zur Gewinnmaximierung angesehen. Und die Zeche zahlt dann der Patient. Hurra!

Aber auch noch eine kleine Moralkeule zieh ich dir am Ende, trotz deiner beschissenen Situation, über. Wenn du schon weisst, wie wichtig gescheite Quarantäne ist, um eine weitere Ausbreitung multiresistenter Bakterien zu verhindern, dann versuch doch nicht dieser zu entwischen. Die, die deshalb von deiner Art des Leids verschont bleiben, werden es dir danken. Vor diesem Hintergrund ist deine Unterbringung ohne eigenes Bad aber natürlich auch nicht hinnehmbar. Die Gründe vermute ich allerdings weniger bei böswilligen Krankenschwestern als vielmehr bei den Sparbrötchen im Gesundheitsministerium und bei den Krankenkassen. Zu guter letzt noch, weil ich schon die Krankenschwestern erwähnt habe: An diesen deinen verständlichen Frust rauszulassen bringt dir nix und den Schwestern nix. Denn die sind, nach den Patienten, die zweiärmsten Schweine im System. Schreib lieber mal mit deiner Story einen Brief an den Gesundheitsminister. Oder die Presse. Das würde mehr bringen.

Also dann weiterhin noch gute Besserung. Auf dass sich für dich alles wieder zum Guten wendet. Ich drücke dir beide Daumen!


Erst mal schönen Dank für Deinen ausführlichen, informativen und expliziten Beitrag.
Nicht ganz einfach zu lesen und zu verstehen, da doch einige spezielle Fachwörter drin sind.
Ich bin nur ein dummer Bub". Hauptschulabschluss 1973!

Ich nahm beim lesen an, dass Du Mediziner, Laborfuzzie oder Biologe bist, habe eben nachgeschaut, ich nehme an Du studierst irgendwas davon!

Eine kleine Anekdote, die eigentlich noch in meinen Anfangspost gehört und einige Deiner Fragen beantworten wird:

Ich war sehr unzufrieden, da ich Tagelang keinen Chirurgen zu Gesicht bekam. Glaubte gar vergessen worden zu sein auf dieser Fremdstation und redete mir schon eine Sepsis der inneren Organe ein.
Da dachte ich mir, den Haxen kannst Du Dir auch in Heidelberg abhacken lassen.

Ich schaffte es und telefonierte sehr lange mit einem Oberarzt der Gefäßchirurgie in Heidelberg.
Dieser riet mir dann auch an, wenn die Chirurgen nicht zu mir kommen, dann soll ich die Chirurgen aufsuchen.
Er versicherte mir auch, dass diese Chirurgen super Ärzte seien, da er sie aus der Studienzeit kenne.

Ich mit meinem Rolli auf die Gefäßstation zur Stationsleitung, eine sehr offenherzige und freundliche Begrüßung von allen, da die mich ja schon kannten.
Dann kam die Frage: "Wie es mir denn gehe" ich erwiderte: "Schlecht, ich möchte gerne einen Chirurgen sprechen"
Die Dame hatte ein kurzes Telefonat mit der Stationsärztin (schwanger)
Im selben Moment wurde ich sehr harsch, unfreundlich und mit ausgestrecktem Arm der Station verwiesen, mit den Worten: "Herr XY, sie haben hier nichts zu suchen, bitte sofort die Station verlassen, gehen sie auf ihre Station, in ihr Zimmer, sie dürfen hier gar nicht sein".

Ich fragte nach dem Sekretariat des Chefarztes, mir wurde auch geantwortet.

Ich auf die Station wo sich das Sekretariat des Chefarztes befindet.
Da kam mir ein eine Schwester, die ich vom Sommer kannte und ein Pfleger entgegen.
Ich frage nach dem Büro, stehe 3 Meter davor, Pfleger klopft und fragt freundlich, Schwester: "Hat der Herr XY nicht MRSA, der darf gar nicht ins Wartezimmer"

"Anschnallen"

Kommt die Oberärztin raus geschossen, schließt die Tür, hängt förmlich rücklings an der Tür bzw. im Türrahmen, die Türklinke in der Hand, so als wenn ich Ebola hätte!
Mit piepsiger Stimme:
Herr XY, ich darf gar nicht mit Ihnen reden Mimimimimi bitte haben sie Verständnis Mimimimimi, ich bin schwanger Mimimimimi, gehen sie bitte auf ihre Station, in ihr Zimmer Mimimimimi"!

Ich bin bald abgebrochen.

Ich: "MRSA ist keine meldepflichtige Infektionskrankheit"
Sie MRSA ist aber eine Isolationspflichtige Infektionskrankheit"

Die selbe Ärztin, die mitverantwortlich war, dass ich im Mai mit offenem Fuß und MRSA in die offene Wildnis entlassen wurde, zu Freundin und Kind, Freigang in die Stadt nach Belieben, zieht hier so eine Wambule ab, die selbe Ärztin will mir jetzt eine Isolationspflicht angedeihen?
Ich lach mich tot!

Ich wurde im Mai nicht entlassen, sondern rausgeschmissen, weil nach 11 Wochen (fast 3 Monate) nämlich „Schluss mit Lustig“ da zahlt die Krankenkasse nur noch in Ausnahmefällen.

Na dann bin ich erst mal losgetuckert, ihr wisst schon wohin.
.
Das habe ich in den 15 Wochen so oft gehört. "Isolationspflichtig"

Das steht in unserer Krankenhausverordnung, das steht in einer Verordnung des Gesundheitsamtes, das steht in einem Schreiben des Bundesgesundheitsamtes.

Dazu sage ich Schwachsinn, Schwachsinn und nochmal großer Schwachsinn

In den 15 Wochen konnte mir keiner der Schwestern, Pfleger, Ärzte auch nur ein Papier vorlegen, in dem das drin gestanden hätte!

Soll es doch drinstehen, es hat keine Rechtsgültigkeit, weil es nicht im Gesetz steht.
MRSA ist nicht Isolationspflichtig. Da kann einer erzählen, was er will.

Durch anonyme Isolation anderen helfen, bringt gar nix. Ich bin da eher der Anarchist.
Eine Isolationspflicht kann nur höchst richterlich angeordnet und durchgesetzt werden.

Ich bin doch kein Knasti!

Dann soll mir der Richter 2 Vollzugsbeamte vor die Tür stellen, die 24 Std. rund um die Uhr die Isolationspflicht überwachen, denn abschließen dürfen die nicht, das ist doch keine Isolationshaft.
Und wenn die Bube schön brav sind und mir en Aschebecher reinstellen, dann halte ich auch mal einen Moment Ruhe, ansonsten müssen die mir mind. 16 Std. am Tag erklären, warum ich da drin bin.
Da kann ich nämlich ganz schön nervig sein.
Und wenn auf jeder Station, in jedem Krankenhaus 10 Mann Wache stehen, wird man vllt. über die Kosten der Gesundheit und der Überwachung debattieren.
(Krankenkassen 21 Milliarden Überschuss, ich lach mich schon wieder tot)

Willst Du wissen, wie es mir wirklich geht?

Ich fresse 10 verschiedene Pillen jeden Tag, 15 insgesamt, ich spritze seit fast 48 Jahren Insulin, grauer Star, beginnender grüner Star, ich kann mein eigenes Wort nicht mehr lesen, komme bei Fred`s kaum noch nach, weder mit dem lesen, noch mit dem schreiben, habe manchmal auch gar keine Lust mehr, weil das alles eine graurote Scheiße ist.
Im Sept. 2005 kurz hinter einander 2 Schlaganfälle, (viel Glück gehabt) ich stehe morgens auf, als wenn ich 1 Flasche Wodka gesoffen hätte, gehe abends ins Bett, als hätte ich 2 gesoffen. Zwischendurch muss ich aufpassen, das ich mit meinem Gehbock nicht nach rechts auf die Fresse falle.
Sicher fühle ich mich nur auf dem Bürostuhl, im Rolli oder bis vor 10 Monaten im Auto, da habe ich 4 Räder unter mir.

Ich mache dafür niemanden verantwortlich, höre mir seit 48 Jahren das Geheule über die Folgen eines nicht richtig eingestellten Diabetes an, Hurra, höre mir seit knapp 40 Jahren das Geheule über die Folgen des Rauchens an, haha

Glaubst Du ich lasse mir von jemandem ne F... auf den Backen malen oder was vom toten Gaul erzählen?

Ich soll einen Brief schreiben, an die Presse oder das Bundesgesundheitsministerium.
Im Lebe ned!
Da sitz ich 3 Std. vorm PC bis ich das große A gefunden habe, geschweige denn einen sinnergebenden Brief habe.

Da brauch ich schon so ne gewiefte Type wie Dich, Bier und selbstgemachter Ebbelwein stehen immer kalt.


Sorry, natürlich habe ich die Geschichte mit den Antibiotika vollkommen außer Acht gelassen.  


Hi, und auch von mir erst einmal gute Besserung. Miraculix250 hat ja sehr schön über MRSA, Antibiotika(AB), Desinfektionsmittel usw. geschrieben. Wie man menschlich behandelt wird, das ist leider unabhängig vom Beruf des Gegenübers, Ärzte und Krankenschwestern sind auch nur Menschen, und es gibt sie in allen Schattierungen, will sagen welche die sich benehmen und leider genügend die es nicht können. Um noch einmal auf die Situation mit der Ärztin zusprechen zu kommen. Schwangere werden oft als Immungeschwächt angesehen, allerdings, solange sie dich, speziell deine Wunde nicht berührt, so besteht sicher keine Gefahr für sie. Allerdings evt. trotzdem für andere, auf einer Station sind öfters Patienten mit reduzierter Abwehr und mit etwas Pech gerutscht der Verband, ein wenig Zellstoff liegt plötzlich auf dem Gang, ein anderer Patient hebt es auf usw....viele Möglichkeiten, deshalb besser Vorsicht. Angestellte mit MRSA werden auch freigestellt bis man negativ getestet ist. Das bedeutet man kann alles machen so lange man die normalen Hygieneregeln beachtet und keinen engen Umgang mit Immungeschwächten hat.
Zur Ursache des Übels gibt es neben dem Spardiktat noch mehrere Gründe, am Anfang hat man das Problem nicht ernst genommen. Dieses begünstigte das Ausbreiten am Anfang, vor allem weil man in D auch sehr gerne, zum Teil übertrieben viel AB benutzt. Daher trafen/treffen MRSA gerne unbesiedelte Flächen und breiten sich noch schneller aus und mehr AB mehr genetischer Druck mit grösserer Wahrscheinlichkeit für neue Resistenzen. Ein weiteres Problem ist die Lehre der Hygiene. In den 70er und 80er Jahre war Deutschland hier sehr weit vorne, dann kamen immer mehr bedenken ua wegen steigender Resistenzen gegenüber zu sterilen Verhältnissen. Leider wird dies zum Teil ad absurdum heutzutage geführt. und die Hygiene unter diesem Vorwand immer mehr zurückgedrängt.
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Ich kenne deine Situation, zwar nicht mit MRSA, aber mit einem anderen Keim der sich nach nem Ärztefehler in meinem Knie festgesetzt hat (um genauer zu sagen im Knorpel) und mir ne drittgradige Arthrose mit 23 Jahren geschenkt hat ^^.

Gott sei Dank bin ich wohlauf und umgehe ein künstliches Kniegelenk nur erfolgreich seit über 3 Jahren. Ich weiß wie du dich fühlst und wie bescheuert man sich da vorkommt wenn man da wie ein Stück Fleisch rumliegt. Natürlich ist die Situation nicht die gleiche, bei mir wurde "gott sei dank" nichts amputiert. Aber seis drum. Dir viel nochmals gute Besserung !

Nehm dir einen Anwalt und schau ob du was machen kannst, tue ich auch
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GxOffmodd schrieb:


Nehm dir einen Anwalt und schau ob du was machen kannst, tue ich auch  


Ich denke das wird keinen Sinn machen, denn Du kennst ja den Spruch von "den Göttern in Weiß" und wen oder was willst Du verantwortlich machen, ich kann mir das im  ganzen KH zugezügen haben. Die Putzfrau, die falschen Antibiotika, den Landrat als obersten Herrn des Landkreises, das brinmgt nix.

Merkwürdig nur, der Chefarzt hat am Morgen bei der Visite gesagt "So, heute nehmen wir ihnen den Unterschenkel ab und dann bekommen sie eine wunderbare Prothese aus Titan vom KH bezahlt.

Wie soll ich das werten?
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stormfather3001 schrieb:
GxOffmodd schrieb:


Nehm dir einen Anwalt und schau ob du was machen kannst, tue ich auch  


Ich denke das wird keinen Sinn machen, denn Du kennst ja den Spruch von "den Göttern in Weiß" und wen oder was willst Du verantwortlich machen, ich kann mir das im  ganzen KH zugezügen haben. Die Putzfrau, die falschen Antibiotika, den Landrat als obersten Herrn des Landkreises, das brinmgt nix.

Merkwürdig nur, der Chefarzt hat am Morgen bei der Visite gesagt "So, heute nehmen wir ihnen den Unterschenkel ab und dann bekommen sie eine wunderbare Prothese aus Titan vom KH bezahlt.

Wie soll ich das werten?


Nimm die Prothese als den Spatz in der Hand. Wer weiss, ob die Du Taube auf dem Dach jemals erwischen wirst. Und wieviele Nerven und Kohle Dich das kosten wird.
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Nene, so schnell darf der nicht nach unten, dafür ist mir die Sache zu wichtig, zumindest bis nach den Ferien, damit sich noch ein paar Leute informieren können.

Übrigens achtet mal darauf!
Die unscheinbaren Din A 4 Zettel, die an den Patiententüren hängen, mit der Aufschrift

"Bitte vor dem Betreten des Zimmers im Schwesternzimmer melden"

Wieviele Zettel dieser Art auf den Stationen hängen, ihr könnt davon ausgehen, dass sich darin ein Keimträger befindet,
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stormfather3001 schrieb:
Nene, so schnell darf der nicht nach unten, dafür ist mir die Sache zu wichtig, zumindest bis nach den Ferien, damit sich noch ein paar Leute informieren können.

Übrigens achtet mal darauf!
Die unscheinbaren Din A 4 Zettel, die an den Patiententüren hängen, mit der Aufschrift

"Bitte vor dem Betreten des Zimmers im Schwesternzimmer melden"

Wieviele Zettel dieser Art auf den Stationen hängen, ihr könnt davon ausgehen, dass sich darin ein Keimträger befindet,


Du hast sicher teilweise recht, wobei da auch Viren (norovirus ua.) oder andere Keime darunter fallen. Desweiteren gibt es leider Patienten die selten Besuch erhalten und wo entweder der Stationsarzt oder die Schwestern mit den Angehörigen reden müssen, auch hierzu werden diese Schilder gerne genommen.
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Verstehe Deine Trauer und Wut sehr gut und finde es klasse, dass Du es schaffst, das erfahrene Leid auszudrücken, andere zu informieren, also offensiv damit umzugehen.

Wünsche Dir Kraft und Zuversicht, diesen Weg weiterzugehen.
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Ich hatte vllt. gedacht, dass der ein oder andere persönliche Erfahrungen, oder Erlebnisse aus der Familie mit einbringen kann?
In anbetracht meiner Erlebnisse und meinem Outing scheint dies aber nicht so einfach zu sein. Die Bereitschaft hierzu fehlt, was ich verstehen kann, denn vor meiner Gesundung hätte ich mich damit auch schwer getan.
Das Ende ist ja bekannt und ich wünsche es keinem.
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stormfather3001 schrieb:
Beim MRSA (Multi Resistenter Staphyloccoccuuss aureus) Er ist nur gefährlich für Immungeschwächte Personen!


Auch mir tut es sehr Leid was Dir wiederfahren ist. Ich könnte über dutzende weiterer solcher "Fälle" u.a. berichten lasse dies aber hier sein.

Möchte aber o. Zitat etwas korrigieren...er kann für alle Personen gefährlich werden...nur ein Bsp...mein Freund, bei bester Gesundheit, geht wg. einer kl. Sportverletzung ins KH und wird von MRSA befallen und seitdem hat sich sein Leben leider verändert...

...das schlimme hierbei auch...das Verhalten vieler Ärzte und KH...daher kann sich jeder glücklich schätzen der gesund ist!!!
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DougH schrieb:


Möchte aber o. Zitat etwas korrigieren...er kann für alle Personen gefährlich werden...nur ein Bsp...mein Freund, bei bester Gesundheit, geht wg. einer kl. Sportverletzung ins KH und wird von MRSA befallen und seitdem hat sich sein Leben leider verändert...

...das schlimme hierbei auch...das Verhalten vieler Ärzte und KH...daher kann sich jeder glücklich schätzen der gesund ist!!!




Dann ist man eben überall der letzte *****!
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DougH schrieb:


Möchte aber o. Zitat etwas korrigieren...er kann für alle Personen gefährlich werden...nur ein Bsp...mein Freund, bei bester Gesundheit, geht wg. einer kl. Sportverletzung ins KH und wird von MRSA befallen und seitdem hat sich sein Leben leider verändert...

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Dass es auch gesunde Menschen treffen kann ist mir übrigens nicht bekannt.
Wäre trotzdem schön, wenn Du aus der Anonymität heraus darüber berichten könntes.
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DougH schrieb:
..nur ein Bsp...mein Freund, bei bester Gesundheit, geht wg. einer kl. Sportverletzung ins KH und wird von MRSA befallen
..




Ich habe mir eben mal Gedanken gemacht. Ich bin kein Arzt oder Laborant etc.aber vllt. sollte sich Dein Freund mal gründlich Durchchecken lassen, ob da nicht irgenetwas tief in ihm schlummert, was weitreichende Folgen haben kann?
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stormfather3001 schrieb:
[
Dass es auch gesunde Menschen treffen kann ist mir übrigens nicht bekannt.
Wäre trotzdem schön, wenn Du aus der Anonymität heraus darüber berichten könntes.  
Wie schon geschehen, gerne per PN!
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Hier noch eine kleine Vorgeschichte als Warnung für alle Betroffenen oder die, die es mal betreffen könnte!


An Weihnachten 2011 bemerkte ich an der Oberseite, an meinem zweiten Zeh, des linken Fußes eine kleine Wunde Stelle, ähnlich einer Blase, wie sie sicher jeder kennt.


Ich dachte mir nichts weiter dabei, sie bildete einen Grind, der aber schnell schmerzhaft wurde und langsam immer größer wurde.
Im Januar ging ich direkt zum Hausarzt, der verordnete mir ständiges cremen.
Gegen Ende Januar befand ich mich zu einem Routinemäßigen Besuch beim Kardiologen, nach Abschluss der Untersuchungen fragte er mich, ob ich andere Probleme habe. Ich erzählte ihm von meinen durchaus sehr schmerzhaften Problemen mit dem Fuß.
Also kam ich ein Zimmer weiter zu einem anderen Arzt.

Der fotografierte, untersuchte, vermaß die Wunde eine Stunde lang. Dann sagte er zu mir „Herr XY, sie haben sehr wahrscheinlich eine diabetischen Fuß und müssen sofort zum MRT (MagnetResonanzTomographie) Er vereinbarte einen Termin, zwei Tage später war ich dort, Ergebnis: Durchblutungsstörungen in den Beinen, links wesentlich stärker.

Mit den Aufnahmen, wieder zurück zum Kardiologen und der hat mich sofort an eine bundesweit bekannte Gefäßklinik in Bad Nauheim überwiesen.
Am nächsten morgen stand ich um 8.30 Uhr zu Voruntersuchungen dort auf der Matte. Mitte Februar Einweisung wegen einem Bypass, der dann an der linken Innenseite des Knies, über eine länge von ca. 10-15 cm gemacht wurde.
Mein schmerzhafter Zeh wurde dabei vollkommen außer Acht gelassen. Der Krind wurde immer größer und ließ sich auch nicht entfernen. Dort bekam ich auch einmalig ein Morphium (Hallo User) Präparat, ich konnte nach Wochen innerhalb von 2 Minuten tief und fest schlafen.

Ich bat anschließend darum, mir den Fußzeh abzunehmen, weil ich erkannte, dass dies so nicht gut sein könnte und auch nicht ausreichen würde.
Ich sagte: „Ich möchte nicht, dass der kranke Zeh, die gesunden Nachbarzehen anstecke“.
Dies verweigerte man mir mit der Begründung: „Man müsse erstmals für eine ausreichende Durchblutung sorgen“.
8 Tage später wurde ich entlassen.

Fortan ging ich 2 x in der Woche zur Wundversorgung zum Chirurgen.
Ich habe nachts, mit dem linken Fuß draußen, auf einem Heizkissen, das Bein mit einer Wolldecke bedeckt, alleine im Kinderzimmer, vor Schmerzen vor mich hinvegetiert. Ich bin 4-5 x die Nacht durch die Wohnung und über die Terrasse gewandert.

Der Chirurg hat mir 2 x den Grind, mit Schere, Pinzette und Skalpell abgeschält, sodass ich fast nicht mehr laufen konnte.
Das Chirurgenteam hat mir immer wieder versichert, dass würde schon werden.
Tage später, als ich es fast nicht mehr aushielt, gab er mir eine Überweisung für das KH.
Da ich jedoch jetzt sehr große Angst hatte vor einer Amputation und keinerlei Informationen und Erkenntnisse über die neu gegründete Gefäßchirurgie des KH, nahm ich davon Abstand.

14 Tage später, am Ostermontag hielt ich es nicht mehr aus und ich begab mich doch dorthin.
Ich erzählte mein ganzes erlittenes Leid den Gefäßchirurgen und erntete nur ungläubiges Kopfschütteln, Achselzucken und Mundwinkel hochziehen über die bisherige Vorgehensweise der Ärzte aus Bad Nauheim und der Chirurgen.
Dann teilte man mir mit, dass der Zeh wohl nicht mehr zu retten sei und das er abgenommen werde müsse.
Innerhalb von 2 Tagen wurde er rundherum pechschwarzwie die Nacht, als hätte man ihn mit Edding angemalt und er wurde entfernt.
Zuerst verschlechterte sich mein Gesundheitszustand, für 2-3 Tage. Man wollte mir hier schon eine Vorfußamputation angedeihen.
Wie durch ein Wunder verbesserte sich mein Gesundheitszustand und ich wurde wenige Tage später entlassen.
3 Tage später musste ich zu einer Nachuntersuchung und hier sagte man mir: „So ginge das nicht weiter, der mittlere Zeh müsse runter, denn es wäre genau das passiert, was ich Wochen zuvor in Bad Nauheim prophezeit hätte, der kranke Zeh hätte den gesunden angesteckt.
Also runter damit, hierbei wurde zwischen dem zweiten und mittleren Zeh ein etwa 4-5 cm tiefes und Durchmesser 2 cm großes Loch gebohrt.
Es kam wenige Tage später eine Vac-Pumpe (Vakuum- Pumpe) darauf, die natürlich nur dann richtig funktioniert, wenn alles darum, mit Klebeband, hermetisch abgeriegelt ist.

Diese sollte die ansteckenden Bakterien absaugen.
Ich kann Euch sagen, als hätte mir einer Tabasco da rein geschüttet.
Fortan fuhr ich mit Schläuchen, Ablaufbehälter und Pumpe durch die Gegend.
Ich bekam sehr starke Schmerzmittel, da die Pumpe an dieser Stelle unerträglich war.
An sich ist die Pumpe eine gute und hilfreiche Sache.
Pillen und Tropfen halfen bei mir nicht, also bekam ich Schmerzspritzen.
Dipidolor hieß bei mir das Zauberwort, auch als Infusion gebräuchlich.
Man wird nach einer Stunde absolut Schmerfrei, danach müde ohne Ende und man hat das Gefühl nur noch undeutlich zu sprechen.
Wird von Krankenschwestern auch und nur nach ärztlicher Verordnung sehr ungerne gespritzt. Weil da Opiate (Hey) drin sind.

Ich musste den Damen ständig nachmachen.

Nach kurzer Zeit und Rücksprache mit dem Arzt konnte ich jedoch selbst bestimmen, wie oft ich es brauchte.
Was das Abhängigkeitsverhältniss angeht erklärte mir der Chefarzt, so wäre das so, wenn man 5-6 Spritzen über einen Zeitraum von 10-12 Wochen bekäme, dann würde man abhängig werden.


Die Pumpe blieb 5-oder 6 Tage, danach musste sie unter unbändigen Schmerzen, entfernt werden, um sie neu auszurichten und den Behälter zu erneuern.
Dabei zog man mir die ganze aufgeweichte Haut zwischen den verbliebenen Zehen und dem Vorderfuß herunter.
Ich habe geschrien.

Auf die rosa Haut kam die neue Pumpe, das neue Klebeband, ich habe die Welt nicht mehr verstanden.
4 Tage später habe ich mir die Pumpe selbst runter gerissen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe.

Danach überlegte man, was man mir jetzt Gutes tun könnte?
Man hatte damit zwar noch keine Erfahrung, ich war angeblich der erste, aber allgemein ist ja eine gute Resonanz zu verzeichnen!
Also kam man auf lebende Maden, die fortan die Säuberung  der Wunde vornehmen sollte, indem sie abgestorbenes Gewebe wegfressen. OK
Nicht das ihr jetzt denkt, die krabbeln doch irgendwo im Bett rum. Nein!
Diese sind fein säuberlich in speziellen Laboren gezüchtet und abgepackt in kleinen porösen Beutelchen zu je 50 Stück.

Nach Bestellung (dauert ein paar Tage) rein in den Fuß.
2 Tage habe ich gar nichts gespürt, dann haben die Viecher angefangen zu fressen und ich bin bald durch das KH-Dach geschossen, trotz Schmerzspritzen!
Nach 5 Tagen insgesamt, sind die vollgefressen, dann verrecken die und müssen ausgetauscht werden.
Da ich so große Schmerzen hatte bekam ich jetzt eine Schmerztherapie. Mir wurde eine Kanüle in die Kniebeuge eingeführt, mit einem Schlauch der Richtung Fuß geht, jetzt war ich schmerzfrei, rannte aber wieder für 6 Tage mit Schlauch und Pumpe rum.
Wieder 3 Tage warten wegen WE. Die neuen Maden sind dann nach 3 Tagen wegen eines schlechten Verbandes herausgefallen, da war ich nicht böse. Die waren dann aber auch schnell kaputt, weil die keine Kälte vertragen. Kohle hin, Kohle her und wenn die noch so teuer sind!


Danach warf man mir vor, ich würde mich jeglicher Therapie verweigern? ((Hach und Lach)


Man ließ mich 5-oder 6 Tage liegen, ohne Vac-Pumpe, ohne Maden, ohne Schmerztherapie, ich brauchte auch kein Schmerzmittel während dieser Zeit.


Danach kam dann die Vorfußamputation, den Rest kennt ihr ja schon.
Ich habe mit dem Rolli auf der Station gestanden und habe geheult, geschrien, ich habe gedacht, ich müsste sterben!


Ein Tipp von mir:
Eine Zehenamputation stellt normalerweise in keinem Alter ein Problem dar.
Eine Vorfußamputation bleibt immer der Versuch, den Fuß zu retten, ich habe noch keine erfolgreiche Vorfußamputation erlebt.
Das ist eine äußerst schmerzhafte Sache. Ich persönlich rate jedem davon ab.
Jeder wird sich wohl annähernd vorstellen können, was es für ein Gefühl sein muss, den Vorfuß durch einen Beilhieb oder eine Motorsäge zu verlieren. Zuviele Knochen die da kaputt gemacht werd
en.

Ich ärgere mich, über mich selbst!

1. Das ich nicht energisch und beharrlich darauf bestanden habe, dass mir         in     Bad Nauheim der Zeh abgenommen wurde.
2. Die Überweisung (und da war es fünf vor zwölf) meines Chirurgen nicht in Anspruch genommen habe.
3. Ich den kompletten Frühsommer 2012 mit seinem herrlichen Wetter im KH gelegen habe.

EINTRACHT
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Ein solches Leid verunsichert, da im allgemeinen nicht so offen darüber gesprochen wird. Wäre dies öfters der Fall, so würde das wahre Ausmaß von Leid offenbar, das größer ist, als man annimmt. Was vermutlich zur Folge hätte, dass die Leidenden sich weniger isoliert und einsam fühlen müssten.

Daher finde ich es gut, dass Du detailliert darüber sprichst. Ich weiß nicht, ob es Dir helfen kann, wenn ich Dich meines Mitgefühls versichere. Da hat so ein Forum, so großartig breit es auch angelegt ist, dann doch seine Grenzen. Ich kann nur meinen Respekt ausdrücken, wie offen und initiativ Du mit Deiner Erkrankung umgehst. Wer weiß, vielleicht kann dies tatsächlich dazu beitragen, jemand anderem Schmerz und Leid zu ersparen.

Dir jedenfalls alles Gute auf Deinem weiteren Weg!
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adlerkadabra schrieb:
Ein solches Leid verunsichert, da im allgemeinen nicht so offen darüber gesprochen wird. Wäre dies öfters der Fall, so würde das wahre Ausmaß von Leid offenbar, das größer ist, als man annimmt. Was vermutlich zur Folge hätte, dass die Leidenden sich weniger isoliert und einsam fühlen müssten.

Daher finde ich es gut, dass Du detailliert darüber sprichst. Ich weiß nicht, ob es Dir helfen kann, wenn ich Dich meines Mitgefühls versichere. Da hat so ein Forum, so großartig breit es auch angelegt ist, dann doch seine Grenzen. Ich kann nur meinen Respekt ausdrücken, wie offen und initiativ Du mit Deiner Erkrankung umgehst. Wer weiß, vielleicht kann dies tatsächlich dazu beitragen, jemand anderem Schmerz und Leid zu ersparen.

Dir jedenfalls alles Gute auf Deinem weiteren Weg!


Weißt Du,

beim Schreiben dachte ich, bin ich hier in einem Horror- oder Science Fiction.
Die Realität hat mich dann aber wieder sehr schnell eingeholt.
Denn beim Aufstehen bin ich nach links auf die Fresse gefallen!
Da hat was gefehlt!

Vielen Dank für Deine Worte.
Ich mache das hier aber um zu warnen und zu informieren, damit anderen nicht das Gleiche passiert, auch wenn nur ein kleiner Teil betroffen sein wird.
Ich mache es nicht um Mitleid zu erweckken. Ich bin ein ganz schön zäher Bursche.
Und der Mensch vergisst ja auch die negativen Sachen, bleiben tun meist nur die positiven.

Schade nur, ich hätte mir eine größere Beteiligung gewünscht oder zumindest mehr Klicks, damit ich sehe, die Leute sind interessiert?
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Nö, als mitleidig war das auch nicht gedacht. Schwierig mit der Sprache, aber Mitgefühl ist für mich was nüchterneres und v.a. "auf Augenhöhe". Im Mitleid droht ein wenig die Selbsterhöhung ...

Dass Du zäh bist, wird hier bestens ersichtlich, ebenso wie Deine Intention, in dieser unglaublichen Sache aufzuklären. Das finde ich auch wichtig und gut.
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Und noch ein kleines Anekdötchen!
Noch eine unheimliche Begegnung der Dritten Art!

Ich schreibe das alles mal hier rein, damit ich es nicht vergesse, natürlich alles anonym!

Am Montag den 19.11.2012 war ich zu einer vorgezogenen Untersuchung und Verbandwechsel im KH.
Mein linker Knöchel war dick, schwammig, rot, aufgedunsen und er tat weh.
Das sagte und zeigte ich auch der behandelten Ärztin, sie begutachtete und fühlte den Knöchel ab.

Ich merkte, dass etwas darin ist, was nicht da rein gehört.
Sie kam zu dem Schluss, dass es sich hierbei um die Bildung neuen Gewebes und neuer Blutgefäße handelte.
Ich solle mir keine Sorgen machen, das wäre Lymphflüssigkeit, die sich nach oben schiebt!

Am Mittwoch den 21.11.2011 fuhr ich wieder ins KH, da ich glaubte mir platze der Fuß.
Diagnose des Oberarztes: Schöner, dicker, fetter Abszess am linken Knöchel, OP schnellstmöglich!

Ich mache dieser Ärztin keinen Vorwurf, ich gebe ihr keine Schuld. Ein Abszess 2 Tage früher oder später, scheißegal, das hätte an der folgenden Tatsache gar nichts geändert!

Aber ein kleines Wort der Fehldiagnose, ein kleines Wort der Fehleinschätzung in den 4 Wochen meines KH-Aufenthaltes hätte mir genügt, aber da kam nichts.

Im Gegenteil: Ich bat um ein Gespräch bei Kollegen, da sich die Ärztin ziemlich rarmachte und hörte auf dem Gang nur ein „warum“

Eines Morgens, es war WE konnte sie mir nicht ausweichen, weil sie Dienst hatte und mir meinen Verband wechseln musste.
Sie platzte um 7.30 Uhr in mein Zimmer rein, weckte mich wegen dem Verband, in dem Wissen, dass ich Morgens die ersten 2-3 Stunden nichts zusammen kriege.  
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stormfather3001 schrieb:
Und noch ein kleines Anekdötchen!
Noch eine unheimliche Begegnung der Dritten Art!

Ich schreibe das alles mal hier rein, damit ich es nicht vergesse, natürlich alles anonym!

Am Montag den 19.11.2012 war ich zu einer vorgezogenen Untersuchung und Verbandwechsel im KH.
Mein linker Knöchel war dick, schwammig, rot, aufgedunsen und er tat weh.
Das sagte und zeigte ich auch der behandelten Ärztin, sie begutachtete und fühlte den Knöchel ab.

Ich merkte, dass etwas darin ist, was nicht da rein gehört.
Sie kam zu dem Schluss, dass es sich hierbei um die Bildung neuen Gewebes und neuer Blutgefäße handelte.
Ich solle mir keine Sorgen machen, das wäre Lymphflüssigkeit, die sich nach oben schiebt!

Am Mittwoch den 21.11.2011 fuhr ich wieder ins KH, da ich glaubte mir platze der Fuß.
Diagnose des Oberarztes: Schöner, dicker, fetter Abszess am linken Knöchel, OP schnellstmöglich!

Ich mache dieser Ärztin keinen Vorwurf, ich gebe ihr keine Schuld. Ein Abszess 2 Tage früher oder später, scheißegal, das hätte an der folgenden Tatsache gar nichts geändert!

Aber ein kleines Wort der Fehldiagnose, ein kleines Wort der Fehleinschätzung in den 4 Wochen meines KH-Aufenthaltes hätte mir genügt, aber da kam nichts.

"Aber als Gefäßchirurgin hätte sie das am Montag erkennen müssen"

Im Gegenteil: Ich bat um ein Gespräch bei Kollegen, da sich die Ärztin ziemlich rarmachte und hörte auf dem Gang nur ein „warum“

Eines Morgens, es war WE konnte sie mir nicht ausweichen, weil sie Dienst hatte und mir meinen Verband wechseln musste.
Sie platzte um 7.30 Uhr in mein Zimmer rein, weckte mich wegen dem Verband, in dem Wissen, dass ich Morgens die ersten 2-3 Stunden nichts zusammen kriege.  


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