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Wie umgehen mit den Rechtsradikalen?

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Apropos Ossis... was wählt denn so der Nordi oder Südi
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Nischel schrieb:

Apropos Ossis... was wählt denn so der Nordi oder Südi


Der östliche Südi wählt eine Chaos-Partei, die dem Rest des Landes solch possierliche Dinge, wie eine Maut  die keiner braucht, überhilft. Der westliche Südi steht eher auf einen Grünen, mit kuscheliger  Nähe zur Autolobby. Und der Nordi wählt vermutlich den Südschleswigschen Wählerverband.  
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Apropos Ossis... was wählt denn so der Nordi oder Südi
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Nischel schrieb:


         Apropos Ossis... was wählt denn so der Nordi oder Südi


AfD-Wahlkarte. Man sieht zumindest, dass > um so weiter gen Nordwesten, um so weniger für die AfD

https://interaktiv.morgenpost.de/analyse-bundestagswahl-2017/images/maps/AfD_multiples_big.jpg?v1

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Danke für die Aufklärung, war mir so nicht bewusst... aber jetzt wo du es schreibst
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Sollte an Brodowin, aber auch danke an Werner!
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WuerzburgerAdler schrieb:


In diese Richtung würde ich auch gehen wollen und auch Brodowin in seinem Bemühen unterstützen, von der gegenseitigen Aufrechnerei der Einzelfälle - auch wenn sie alle ihre Bedeutung haben - wegzukommen.


Ich denke, dass sowohl Brodowin als auch du hier in dieser Frage falsch liegen, und will versuchen, es anhand meines obigen Links mit den Sachsenpolizisten zu belegen.

Jede Tötungshandlung hat ihre eigene Geschichte und ist nicht auf andere Fälle übertragbar Selbst Serienkiller sind in ihrer einzelnen Fallreihung einzigartig. Das gilt unabhängig von der Herkunft der Täter. Und so steigt z.B. durch die Tatsache einer Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft nicht etwa die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer solchen Tötungshandlung zu werden.

Völlig anders verhält es sich im Fall der sächsischen Polizisten, die gegen die Nazi-Sprayer nicht eingeschritten sind. Für jeden Menschen mit Migrationshintergund in Sachsen stellt sich berechtigt die Frage, ob die Polizei ihn im Notfall vor rechten Tätern schützen wird. Und mit jedem Einzelfall dieser Art sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich darauf verlassen kann. Man kann sich leicht vorstellen, was das für ein Lebensgefühl sein muss, nach Anruf unter 110 nicht sicher sein zu können, dass einem Hilfe zu Teil wird.

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stefank schrieb:

WuerzburgerAdler schrieb:


In diese Richtung würde ich auch gehen wollen und auch Brodowin in seinem Bemühen unterstützen, von der gegenseitigen Aufrechnerei der Einzelfälle - auch wenn sie alle ihre Bedeutung haben - wegzukommen.


Ich denke, dass sowohl Brodowin als auch du hier in dieser Frage falsch liegen, und will versuchen, es anhand meines obigen Links mit den Sachsenpolizisten zu belegen.

Jede Tötungshandlung hat ihre eigene Geschichte und ist nicht auf andere Fälle übertragbar Selbst Serienkiller sind in ihrer einzelnen Fallreihung einzigartig. Das gilt unabhängig von der Herkunft der Täter. Und so steigt z.B. durch die Tatsache einer Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft nicht etwa die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer solchen Tötungshandlung zu werden.

Völlig anders verhält es sich im Fall der sächsischen Polizisten, die gegen die Nazi-Sprayer nicht eingeschritten sind. Für jeden Menschen mit Migrationshintergund in Sachsen stellt sich berechtigt die Frage, ob die Polizei ihn im Notfall vor rechten Tätern schützen wird. Und mit jedem Einzelfall dieser Art sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich darauf verlassen kann. Man kann sich leicht vorstellen, was das für ein Lebensgefühl sein muss, nach Anruf unter 110 nicht sicher sein zu können, dass einem Hilfe zu Teil wird.

Anders ausgedrückt: Wenn die politische Neutralität der Exekutive nicht mehr funktioniert, wird Rassismus ein strukturelles Problem. Ich will nicht so weit gehen, dass dies in Sachsen bereits flächendeckend der Fall ist. Es gibt aber mittlerweile genug Einzelbeispiele die dazu angetan sind zumindest eine ungute Entwicklung zu sehen.
Und darüber hinaus muss man sich in manchen Regionen tatsächlich fragen, ob man nicht schon mitten in einer strukturellen Krise steckt.
Das ist eine andere Nummer, als Einzelfälle von Übergriffen aufzuzählen oder eine Analyse des Bedingungsgefüges vorzunehmen um sich zu erklären warum man im Osten evtl. anfälliger für solche Strömungen ist.

@Nischel: Wer hat hier eigentlich den Begriff Ossi eingeführt? Du! Oder habe ich da was überlesen?
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Ich könnte Dir jetzt wiederum zahlreiche selbst erlebte Einzelbeispiele erwidern. Nur führt dieses Spiel zu nix. Ich entstamme ja selber eher aus dem urbanen Umfeld westdeutscher Großstädte. Ich lehne mich aber glaube ich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, über die ostdeutsche Provinz ganz gut bescheid zu wissen. Ich lebe lange genung da. Ich kenne also beide Seiten. Und mit den gegenseitigen Vorurteilen verhält es sich auf beiden Seiten ganz ähnlich. So wie es Leute in der ostdeutschen Provinz gibt, die dir erzählen wollen wir der "gemeine" Flüchtling an sich so tickt und welche Gefahren von ihm  ausgehen, selber aber noch nie mit einem Flüchtling Kontakt hatten, so gibt es in westdeutschen Großstädten auch linke bzw. bildungsbürgerliche  Spießer, die den Osten vielleicht von einer Kanu-Tour auf der Seenplatte, einem Ostsee-Urlaub oder einem Dresden-Besuch kennen (oder eben aus dem SZ-Magazin und aus Spiegel-Reportagen) und dir dann erzählen, wie der "gemeine" Ostdeutsche so tickt.

Komischerweise werden halt auf beiden Seiten immer Einzelfälle herangezogen, um die jeweiligen Behauptungen zu untermauern, sei es Freital, Kandel, die  persönlich angedrohte Gewalt von wahlweise Ausländer oder Nazi usw.

Nur ist es wie immer im Leben halt nicht so einfach.
Und irgendwo habe ich die Tage gelesen, dass sich zum Beispiel der Freistaat Bayern in den Statistiken mit rechtsextremer Gewalt auch nicht als Land der Glückseeligen hervortut. Finde ich nur gerade nicht und liefere es gerne nach, wenn ich es gefunden habe.
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Brodowin schrieb:

Ich lehne mich aber glaube ich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, über die ostdeutsche Provinz ganz gut bescheid zu wissen.

ich würde mal behaupten, dass sogar (😜) die ostdeutsche provinz mannigfaltig und heterogen ist, allerdings auch bemerkenswerte tendenzen aufweist.
nachdem ich ja selbst mal ne zeitlang nach meißen verschickt wurde, möchte ich RTs statement ergänzen, dass ich mich selbst als "biodeutscher" dort verdammt unwohl fühlte, mir im alltag ständig auf die lippen biss und froh war, da wieder heil rausgekommen zu sein. als dann jahre später in der ecke pegida-rekruten aufmarschierten, hat es mich wenig überrascht...
...ebenso wenig wie die thor-steinar-fashion, die dann an der ostseeküste zur schau getragen wird, wenn die seebrücke zum laufsteg wird. auch nicht überraschend, wenn man sich die letzten kilometer autobahn spart, umübers land zu fahren, und dann jede ortschaft im wahlkampf npd-plakate an jeder laterne in kopfhöhe geflaggt hat.
das sind schon alles signifikante merkmale, die den urban geprägten westdeutschen großstädter und wahlkreuzbuerger nachdenklich stimmen. dazu langt aber auch n "falsches" t-shirt am herrentag (westdt: vatertag) im treptower park...



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stefank schrieb:

WuerzburgerAdler schrieb:


In diese Richtung würde ich auch gehen wollen und auch Brodowin in seinem Bemühen unterstützen, von der gegenseitigen Aufrechnerei der Einzelfälle - auch wenn sie alle ihre Bedeutung haben - wegzukommen.


Ich denke, dass sowohl Brodowin als auch du hier in dieser Frage falsch liegen, und will versuchen, es anhand meines obigen Links mit den Sachsenpolizisten zu belegen.

Jede Tötungshandlung hat ihre eigene Geschichte und ist nicht auf andere Fälle übertragbar Selbst Serienkiller sind in ihrer einzelnen Fallreihung einzigartig. Das gilt unabhängig von der Herkunft der Täter. Und so steigt z.B. durch die Tatsache einer Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft nicht etwa die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer solchen Tötungshandlung zu werden.

Völlig anders verhält es sich im Fall der sächsischen Polizisten, die gegen die Nazi-Sprayer nicht eingeschritten sind. Für jeden Menschen mit Migrationshintergund in Sachsen stellt sich berechtigt die Frage, ob die Polizei ihn im Notfall vor rechten Tätern schützen wird. Und mit jedem Einzelfall dieser Art sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich darauf verlassen kann. Man kann sich leicht vorstellen, was das für ein Lebensgefühl sein muss, nach Anruf unter 110 nicht sicher sein zu können, dass einem Hilfe zu Teil wird.

Anders ausgedrückt: Wenn die politische Neutralität der Exekutive nicht mehr funktioniert, wird Rassismus ein strukturelles Problem. Ich will nicht so weit gehen, dass dies in Sachsen bereits flächendeckend der Fall ist. Es gibt aber mittlerweile genug Einzelbeispiele die dazu angetan sind zumindest eine ungute Entwicklung zu sehen.
Und darüber hinaus muss man sich in manchen Regionen tatsächlich fragen, ob man nicht schon mitten in einer strukturellen Krise steckt.
Das ist eine andere Nummer, als Einzelfälle von Übergriffen aufzuzählen oder eine Analyse des Bedingungsgefüges vorzunehmen um sich zu erklären warum man im Osten evtl. anfälliger für solche Strömungen ist.

@Nischel: Wer hat hier eigentlich den Begriff Ossi eingeführt? Du! Oder habe ich da was überlesen?
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FrankenAdler schrieb:

stefank schrieb:

WuerzburgerAdler schrieb:


In diese Richtung würde ich auch gehen wollen und auch Brodowin in seinem Bemühen unterstützen, von der gegenseitigen Aufrechnerei der Einzelfälle - auch wenn sie alle ihre Bedeutung haben - wegzukommen.


Ich denke, dass sowohl Brodowin als auch du hier in dieser Frage falsch liegen, und will versuchen, es anhand meines obigen Links mit den Sachsenpolizisten zu belegen.

Jede Tötungshandlung hat ihre eigene Geschichte und ist nicht auf andere Fälle übertragbar Selbst Serienkiller sind in ihrer einzelnen Fallreihung einzigartig. Das gilt unabhängig von der Herkunft der Täter. Und so steigt z.B. durch die Tatsache einer Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft nicht etwa die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer solchen Tötungshandlung zu werden.

Völlig anders verhält es sich im Fall der sächsischen Polizisten, die gegen die Nazi-Sprayer nicht eingeschritten sind. Für jeden Menschen mit Migrationshintergund in Sachsen stellt sich berechtigt die Frage, ob die Polizei ihn im Notfall vor rechten Tätern schützen wird. Und mit jedem Einzelfall dieser Art sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich darauf verlassen kann. Man kann sich leicht vorstellen, was das für ein Lebensgefühl sein muss, nach Anruf unter 110 nicht sicher sein zu können, dass einem Hilfe zu Teil wird.

Anders ausgedrückt: Wenn die politische Neutralität der Exekutive nicht mehr funktioniert, wird Rassismus ein strukturelles Problem. Ich will nicht so weit gehen, dass dies in Sachsen bereits flächendeckend der Fall ist. Es gibt aber mittlerweile genug Einzelbeispiele die dazu angetan sind zumindest eine ungute Entwicklung zu sehen.
Und darüber hinaus muss man sich in manchen Regionen tatsächlich fragen, ob man nicht schon mitten in einer strukturellen Krise steckt.
Das ist eine andere Nummer, als Einzelfälle von Übergriffen aufzuzählen oder eine Analyse des Bedingungsgefüges vorzunehmen um sich zu erklären warum man im Osten evtl. anfälliger für solche Strömungen ist.

@Nischel: Wer hat hier eigentlich den Begriff Ossi eingeführt? Du! Oder habe ich da was überlesen?


Würzi # 457
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FrankenAdler schrieb:

stefank schrieb:

WuerzburgerAdler schrieb:


In diese Richtung würde ich auch gehen wollen und auch Brodowin in seinem Bemühen unterstützen, von der gegenseitigen Aufrechnerei der Einzelfälle - auch wenn sie alle ihre Bedeutung haben - wegzukommen.


Ich denke, dass sowohl Brodowin als auch du hier in dieser Frage falsch liegen, und will versuchen, es anhand meines obigen Links mit den Sachsenpolizisten zu belegen.

Jede Tötungshandlung hat ihre eigene Geschichte und ist nicht auf andere Fälle übertragbar Selbst Serienkiller sind in ihrer einzelnen Fallreihung einzigartig. Das gilt unabhängig von der Herkunft der Täter. Und so steigt z.B. durch die Tatsache einer Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft nicht etwa die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer solchen Tötungshandlung zu werden.

Völlig anders verhält es sich im Fall der sächsischen Polizisten, die gegen die Nazi-Sprayer nicht eingeschritten sind. Für jeden Menschen mit Migrationshintergund in Sachsen stellt sich berechtigt die Frage, ob die Polizei ihn im Notfall vor rechten Tätern schützen wird. Und mit jedem Einzelfall dieser Art sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich darauf verlassen kann. Man kann sich leicht vorstellen, was das für ein Lebensgefühl sein muss, nach Anruf unter 110 nicht sicher sein zu können, dass einem Hilfe zu Teil wird.

Anders ausgedrückt: Wenn die politische Neutralität der Exekutive nicht mehr funktioniert, wird Rassismus ein strukturelles Problem. Ich will nicht so weit gehen, dass dies in Sachsen bereits flächendeckend der Fall ist. Es gibt aber mittlerweile genug Einzelbeispiele die dazu angetan sind zumindest eine ungute Entwicklung zu sehen.
Und darüber hinaus muss man sich in manchen Regionen tatsächlich fragen, ob man nicht schon mitten in einer strukturellen Krise steckt.
Das ist eine andere Nummer, als Einzelfälle von Übergriffen aufzuzählen oder eine Analyse des Bedingungsgefüges vorzunehmen um sich zu erklären warum man im Osten evtl. anfälliger für solche Strömungen ist.

@Nischel: Wer hat hier eigentlich den Begriff Ossi eingeführt? Du! Oder habe ich da was überlesen?


Würzi # 457
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Nischel schrieb:

Würzi # 457

       

Ah, Danke! Sorry dann.
Mal wieder typisch für den Würzburger, wie er hier mit Stereotypen um sich wirft!
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Wobei ich das nicht überbewerte, ich les Würzis Beiträge eigentlich recht gerne... ist halt so... ich finds halt komisch wenn man solche Begriffe benutzt. Aber mach dich locker, das "Wessi" wird hier mindestens genau so oft, leider immer noch, angewandt.

Da ist mir der Zoni oder SBZler aber tausendmal lieber, dass hat noch so was verruchtes, gemeines... gnihihi
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@ Brodowin und Xbuerger

ich möchte euch eure Erfahrungen, die ihr im Osten erlebt habt, keineswegs absprechen.
Ist aber schon ein Unterschied, ob man mal beruflich dort war oder Verwandte hat, oder ob man dort geboren wurde und 22 Jahre da gelebt hat. Hier ist für euch vieles anders, genau so wie es für mich war, als ich am 10.11.89 meine Freunde in Kreuzberg und Neukölln besuchen konnte. Das war nur ein paar Meter von Treptow entfernt und doch ne ganz andere Welt...
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WuerzburgerAdler schrieb:


In diese Richtung würde ich auch gehen wollen und auch Brodowin in seinem Bemühen unterstützen, von der gegenseitigen Aufrechnerei der Einzelfälle - auch wenn sie alle ihre Bedeutung haben - wegzukommen.


Ich denke, dass sowohl Brodowin als auch du hier in dieser Frage falsch liegen, und will versuchen, es anhand meines obigen Links mit den Sachsenpolizisten zu belegen.

Jede Tötungshandlung hat ihre eigene Geschichte und ist nicht auf andere Fälle übertragbar Selbst Serienkiller sind in ihrer einzelnen Fallreihung einzigartig. Das gilt unabhängig von der Herkunft der Täter. Und so steigt z.B. durch die Tatsache einer Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft nicht etwa die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer solchen Tötungshandlung zu werden.

Völlig anders verhält es sich im Fall der sächsischen Polizisten, die gegen die Nazi-Sprayer nicht eingeschritten sind. Für jeden Menschen mit Migrationshintergund in Sachsen stellt sich berechtigt die Frage, ob die Polizei ihn im Notfall vor rechten Tätern schützen wird. Und mit jedem Einzelfall dieser Art sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich darauf verlassen kann. Man kann sich leicht vorstellen, was das für ein Lebensgefühl sein muss, nach Anruf unter 110 nicht sicher sein zu können, dass einem Hilfe zu Teil wird.

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stefank schrieb:

Völlig anders verhält es sich im Fall der sächsischen Polizisten, die gegen die Nazi-Sprayer nicht eingeschritten sind. Für jeden Menschen mit Migrationshintergund in Sachsen stellt sich berechtigt die Frage, ob die Polizei ihn im Notfall vor rechten Tätern schützen wird. Und mit jedem Einzelfall dieser Art sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich darauf verlassen kann. Man kann sich leicht vorstellen, was das für ein Lebensgefühl sein muss, nach Anruf unter 110 nicht sicher sein zu können, dass einem Hilfe zu Teil wird.


Ich stimme Dir zu, dass das Handeln oder Nichthandeln der Exekutive im Einzelfall eine Ausstrahlungswirkung auf das Sicherheitsgefühl haben kann, die weit über den konkreten Fall hinaus reicht.

Allerdings wundert mich, dass das Argument von Dir kommt. Als ich selbiges im Zusammenhang mit Terrorabwehrmassnahmen behauptet habe, gehörtest Du zu denjenigen, die eine über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung von (dort präventiven) Exekutivmassnahmen heftigst abgestritten haben, wenn mich meine Erinnerung nicht vollständig trügt.
#
Als gebürtiger Karl-Marx-Städter möchte ich kurz auf Würzis Stichpunkte eingehen:

- falsch, wie kommst du auf die Idee, dass wir politisch desinformiert waren?
- verstehe ich nicht, wer hat wem abgewürgt, nach der "Wende" seinen eigenen Weg zu gehen
- richtig, stimme ich größtenteils zu
- schwierig, aber stimmt schon, sehen viele so, ich nicht
- richtig

dem letzten Absatz stimme ich komplett zu, ich kenne einige die Erststimme Linke und Zweitstimme NPD bzw. AfD gewählt haben, oder halt umgekehrt
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Nischel schrieb:

Als gebürtiger Karl-Marx-Städter möchte ich kurz auf Würzis Stichpunkte eingehen:

- falsch, wie kommst du auf die Idee, dass wir politisch desinformiert waren?
- verstehe ich nicht, wer hat wem abgewürgt, nach der "Wende" seinen eigenen Weg zu gehen
- richtig, stimme ich größtenteils zu
- schwierig, aber stimmt schon, sehen viele so, ich nicht
- richtig

dem letzten Absatz stimme ich komplett zu, ich kenne einige die Erststimme Linke und Zweitstimme NPD bzw. AfD gewählt haben, oder halt umgekehrt

Servus Nischel,
danke für die Kommentare!

Zunächst nehme ich mal den "Ossi" mit dem Ausdruck größten Bedauerns in aller Form zurück und bitte, diesen als Verkürzungsform und nicht als Klassifizierung zu verstehen.

Kurz zur Erläuterung:

1. Die politische Desinformation bezog sich auf die Jahre vor der Wende. Von einer pluralistisch geprägten politischen Aufklärung konnte damals kaum die Rede sein.
2. Es gab nach der "friedlichen Revolution" nicht zwingend und überall die Ansicht, man solle sich nun bedingungslos dem Westen und seinen Systemen unterwerfen. Vielmehr gab es ernsthafte Bestrebungen, eine "neue" DDR aufzubauen und einen "neuen" Sozialismus zu kreieren. Man kann dazu stehen, wie man will - fest steht, dass diejenigen, die so etwas forcierten, chancenlos waren und ihre Ideen per Aussicht auf die heilsbringende D-Mark abgewürgt wurden.

Nur zur Erläuterung. Beim Rest sind wir uns ja einig.
Im Übrigen freut es mich sehr, dass sich Karl-Marx-Städter und andere aus den NBLs sich an dieser Diskussion beteiligen. Davon kann jemand wie ich nur lernen und profitieren.
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stefank schrieb:

Völlig anders verhält es sich im Fall der sächsischen Polizisten, die gegen die Nazi-Sprayer nicht eingeschritten sind. Für jeden Menschen mit Migrationshintergund in Sachsen stellt sich berechtigt die Frage, ob die Polizei ihn im Notfall vor rechten Tätern schützen wird. Und mit jedem Einzelfall dieser Art sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich darauf verlassen kann. Man kann sich leicht vorstellen, was das für ein Lebensgefühl sein muss, nach Anruf unter 110 nicht sicher sein zu können, dass einem Hilfe zu Teil wird.


Ich stimme Dir zu, dass das Handeln oder Nichthandeln der Exekutive im Einzelfall eine Ausstrahlungswirkung auf das Sicherheitsgefühl haben kann, die weit über den konkreten Fall hinaus reicht.

Allerdings wundert mich, dass das Argument von Dir kommt. Als ich selbiges im Zusammenhang mit Terrorabwehrmassnahmen behauptet habe, gehörtest Du zu denjenigen, die eine über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung von (dort präventiven) Exekutivmassnahmen heftigst abgestritten haben, wenn mich meine Erinnerung nicht vollständig trügt.
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amsterdam_stranded schrieb:

stefank schrieb:

Völlig anders verhält es sich im Fall der sächsischen Polizisten, die gegen die Nazi-Sprayer nicht eingeschritten sind. Für jeden Menschen mit Migrationshintergund in Sachsen stellt sich berechtigt die Frage, ob die Polizei ihn im Notfall vor rechten Tätern schützen wird. Und mit jedem Einzelfall dieser Art sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich darauf verlassen kann. Man kann sich leicht vorstellen, was das für ein Lebensgefühl sein muss, nach Anruf unter 110 nicht sicher sein zu können, dass einem Hilfe zu Teil wird.


Ich stimme Dir zu, dass das Handeln oder Nichthandeln der Exekutive im Einzelfall eine Ausstrahlungswirkung auf das Sicherheitsgefühl haben kann, die weit über den konkreten Fall hinaus reicht.

Allerdings wundert mich, dass das Argument von Dir kommt. Als ich selbiges im Zusammenhang mit Terrorabwehrmassnahmen behauptet habe, gehörtest Du zu denjenigen, die eine über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung von (dort präventiven) Exekutivmassnahmen heftigst abgestritten haben, wenn mich meine Erinnerung nicht vollständig trügt.

Ich denke auch, dass sich stefan hier ein wenig verrannt hat. Polizeiaktionen beim Fußball, bei Demos, in Einzelfällen bei Obdachlosen, Reichsbürger in Uniform usw. usf. - es läuft immer auf ein Gegenrechnen der Einzelfälle hinaus, was zu nichts führt. Heißt nichts anderes, als dass man diese Einzelfälle "bearbeiten" muss, sie aber nicht als verallgemeinernd für eine ganze Region darstellen sollte. Egal, ob in Ost oder West, Süd oder Nord.
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Sachsen hat aber schon ein strukturelles problem mit Rassismus und Rechtsradikalen.
Das Beschwichtigen, Besänftigen und Verharmlosen von rechtsextremen verfestigten Strukturen zieht sich wie ein roter Faden durch die (seit der Wende) regierende sächsische CDU, durch Staatskanzlei und Innenministerium, ob Biedenkopf, Tillich oder Kretschmer, alle wiegeln ab und vertuschen.

Es gibt Regionen, da haben Nazis in aller Ruhe Systeme, Netze und Strukturen aufbauen können, ob Nordhessen, Dortmund, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern oder im Dreiländereck bei Aachen.

Natürlich gibt es in allen Regionen auch Menschen, die versuchen, dem etwas entgegenzusetzen, mal gelingt es besser, mal schlechter, mal gar nicht.

Und natürlich gibt es Regionen oder urbane Viertel, in dem traditionell sogenannte Linke ihre Gegend prägten und das Entstehen solcher Strukturen ganz oder teilweise verhindern oder mindestens erschweren und ein viel offeneres und vielfältigeres Leben möglich ist.
Ich sehe da keine unzulässige Verallgemeinerung, sondern Tatsachen.
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Nischel schrieb:

Als gebürtiger Karl-Marx-Städter möchte ich kurz auf Würzis Stichpunkte eingehen:

- falsch, wie kommst du auf die Idee, dass wir politisch desinformiert waren?
- verstehe ich nicht, wer hat wem abgewürgt, nach der "Wende" seinen eigenen Weg zu gehen
- richtig, stimme ich größtenteils zu
- schwierig, aber stimmt schon, sehen viele so, ich nicht
- richtig

dem letzten Absatz stimme ich komplett zu, ich kenne einige die Erststimme Linke und Zweitstimme NPD bzw. AfD gewählt haben, oder halt umgekehrt

Servus Nischel,
danke für die Kommentare!

Zunächst nehme ich mal den "Ossi" mit dem Ausdruck größten Bedauerns in aller Form zurück und bitte, diesen als Verkürzungsform und nicht als Klassifizierung zu verstehen.

Kurz zur Erläuterung:

1. Die politische Desinformation bezog sich auf die Jahre vor der Wende. Von einer pluralistisch geprägten politischen Aufklärung konnte damals kaum die Rede sein.
2. Es gab nach der "friedlichen Revolution" nicht zwingend und überall die Ansicht, man solle sich nun bedingungslos dem Westen und seinen Systemen unterwerfen. Vielmehr gab es ernsthafte Bestrebungen, eine "neue" DDR aufzubauen und einen "neuen" Sozialismus zu kreieren. Man kann dazu stehen, wie man will - fest steht, dass diejenigen, die so etwas forcierten, chancenlos waren und ihre Ideen per Aussicht auf die heilsbringende D-Mark abgewürgt wurden.

Nur zur Erläuterung. Beim Rest sind wir uns ja einig.
Im Übrigen freut es mich sehr, dass sich Karl-Marx-Städter und andere aus den NBLs sich an dieser Diskussion beteiligen. Davon kann jemand wie ich nur lernen und profitieren.
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WuerzburgerAdler schrieb:

2. Es gab nach der "friedlichen Revolution" nicht zwingend und überall die Ansicht, man solle sich nun bedingungslos dem Westen und seinen Systemen unterwerfen. Vielmehr gab es ernsthafte Bestrebungen, eine "neue" DDR aufzubauen und einen "neuen" Sozialismus zu kreieren. Man kann dazu stehen, wie man will - fest steht, dass diejenigen, die so etwas forcierten, chancenlos waren und ihre Ideen per Aussicht auf die heilsbringende D-Mark abgewürgt wurden.


Das waren vornehmlich Ideen der alten ostdeutschen Politbourgeoisie (sowohl ehemalige Hardliner als auch die gemaessigten und/oder Ehemaligen, die aus verschiedenen Gründen zu Gegnern des Systems wurden). Auch westdeutsche Linke haben mit dieser Idee symphatisiert. Mit der grossen Realität in der ostdeutschen Bevölkerungsmehrheit hatte das aber imho nichts zu tun.  

Zum ersten Punkt: Ich denke, dieser ist fundamental. Das Verhältnis von Gesellschaft zu Politik, Medien, Wissenschaft etc. hatte eine völlig eigene Dynamik, die geprägt war von Misstrauen und Abkapselung. Eine demokratische Gesellschaft definiert sich mMn nicht nur durch "Wählen gehen", das ist lediglich der formale Abschluss eines demokratischen Prozesses. Vielmehr relevant sind Alltagssituationen, z.B. das Lesen von verschiedenen Meinungen in der Tageszeitung, die politische Streitkultur in der Kneipe oder beim Mittagessen und ein Grundvertrauen in die Justiz bei Streitfragen, sei es so lapidar wie ein Verkehrsunfall.

Wenn du damit aufwächst, dass so ziemlich alle wissenschaftliche Lehrbücher damit anfangen wie: "Die Rolle der Mathematik beim Aufbau des Sozialismus..." (als Beispiel), entwickelst du schlicht ein generelles Misstrauen gegen den Wert des Inhalts. Das gleiche gilt für Medien. Eine freie Meinungsäusserung, eine Diskussionskultur findet aus Angst vor negativen Folgen ausserhalb des engsten Bekanntenkreies nicht statt.

Meine Hypothese ist, dass diese jahrzehntelange Etablierung des Spannungsverhältnisses massgeblich dazu beigetragen hat, dass die Menschen in der Tendenz ein Misstrauen gegenüber offiziellen oder etablierten Medien entwickeln, ein geringeres Vertrauen in Wissenschaft haben, und damit in der Tendenz auch anfälliger sind für "alternative Fakten", welche wiederum ein Fundament der neu-rechten Bewegung sind. Die angesprochenen wirtschafts- und sozialpolitischen Verwerfungen, die ja bis heute noch bestehen, fungieren da natürlich prima als Katalysator.  
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WuerzburgerAdler schrieb:

2. Es gab nach der "friedlichen Revolution" nicht zwingend und überall die Ansicht, man solle sich nun bedingungslos dem Westen und seinen Systemen unterwerfen. Vielmehr gab es ernsthafte Bestrebungen, eine "neue" DDR aufzubauen und einen "neuen" Sozialismus zu kreieren. Man kann dazu stehen, wie man will - fest steht, dass diejenigen, die so etwas forcierten, chancenlos waren und ihre Ideen per Aussicht auf die heilsbringende D-Mark abgewürgt wurden.


Das waren vornehmlich Ideen der alten ostdeutschen Politbourgeoisie (sowohl ehemalige Hardliner als auch die gemaessigten und/oder Ehemaligen, die aus verschiedenen Gründen zu Gegnern des Systems wurden). Auch westdeutsche Linke haben mit dieser Idee symphatisiert. Mit der grossen Realität in der ostdeutschen Bevölkerungsmehrheit hatte das aber imho nichts zu tun.  

Zum ersten Punkt: Ich denke, dieser ist fundamental. Das Verhältnis von Gesellschaft zu Politik, Medien, Wissenschaft etc. hatte eine völlig eigene Dynamik, die geprägt war von Misstrauen und Abkapselung. Eine demokratische Gesellschaft definiert sich mMn nicht nur durch "Wählen gehen", das ist lediglich der formale Abschluss eines demokratischen Prozesses. Vielmehr relevant sind Alltagssituationen, z.B. das Lesen von verschiedenen Meinungen in der Tageszeitung, die politische Streitkultur in der Kneipe oder beim Mittagessen und ein Grundvertrauen in die Justiz bei Streitfragen, sei es so lapidar wie ein Verkehrsunfall.

Wenn du damit aufwächst, dass so ziemlich alle wissenschaftliche Lehrbücher damit anfangen wie: "Die Rolle der Mathematik beim Aufbau des Sozialismus..." (als Beispiel), entwickelst du schlicht ein generelles Misstrauen gegen den Wert des Inhalts. Das gleiche gilt für Medien. Eine freie Meinungsäusserung, eine Diskussionskultur findet aus Angst vor negativen Folgen ausserhalb des engsten Bekanntenkreies nicht statt.

Meine Hypothese ist, dass diese jahrzehntelange Etablierung des Spannungsverhältnisses massgeblich dazu beigetragen hat, dass die Menschen in der Tendenz ein Misstrauen gegenüber offiziellen oder etablierten Medien entwickeln, ein geringeres Vertrauen in Wissenschaft haben, und damit in der Tendenz auch anfälliger sind für "alternative Fakten", welche wiederum ein Fundament der neu-rechten Bewegung sind. Die angesprochenen wirtschafts- und sozialpolitischen Verwerfungen, die ja bis heute noch bestehen, fungieren da natürlich prima als Katalysator.  
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SGE-URNA schrieb:

Das waren vornehmlich Ideen der alten ostdeutschen Politbourgeoisie (sowohl ehemalige Hardliner als auch die gemaessigten und/oder Ehemaligen, die aus verschiedenen Gründen zu Gegnern des Systems wurden). Auch westdeutsche Linke haben mit dieser Idee symphatisiert.

Dem würde ich mal leise widersprechen. Die Bestrebungen zum Aufbau einer "neuen DDR" kamen in erster Linie aus dem Dunstkreis Runder Tisch/Bündnis 90. Das hatte mit der alten ostdeutschen Politbourgeoisie wenig zu tun.

SGE-URNA schrieb:

Mit der grossen Realität in der ostdeutschen Bevölkerungsmehrheit hatte das aber imho nichts zu tun.

Klar, weil diese mit der "Wohlstand-für-alle-D-Mark" das Vehikel sahen, sofort zum Lebensstandard des Westens aufzuschließen. Ein fataler Trugschluss. Die Chance auf einen nachhaltigen, weite Bevölkerungskreise einschließenden Aufschwung wäre imho mit einem eigenen Gemeinwesen - in welcher Form auch immer - und einer eigenen Währung damals größer gewesen.

Beim Rest deines Beitrags bin ich bei dir.
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SGE-URNA schrieb:

Das waren vornehmlich Ideen der alten ostdeutschen Politbourgeoisie (sowohl ehemalige Hardliner als auch die gemaessigten und/oder Ehemaligen, die aus verschiedenen Gründen zu Gegnern des Systems wurden). Auch westdeutsche Linke haben mit dieser Idee symphatisiert.

Dem würde ich mal leise widersprechen. Die Bestrebungen zum Aufbau einer "neuen DDR" kamen in erster Linie aus dem Dunstkreis Runder Tisch/Bündnis 90. Das hatte mit der alten ostdeutschen Politbourgeoisie wenig zu tun.

SGE-URNA schrieb:

Mit der grossen Realität in der ostdeutschen Bevölkerungsmehrheit hatte das aber imho nichts zu tun.

Klar, weil diese mit der "Wohlstand-für-alle-D-Mark" das Vehikel sahen, sofort zum Lebensstandard des Westens aufzuschließen. Ein fataler Trugschluss. Die Chance auf einen nachhaltigen, weite Bevölkerungskreise einschließenden Aufschwung wäre imho mit einem eigenen Gemeinwesen - in welcher Form auch immer - und einer eigenen Währung damals größer gewesen.

Beim Rest deines Beitrags bin ich bei dir.
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WuerzburgerAdler schrieb:

Klar, weil diese mit der "Wohlstand-für-alle-D-Mark" das Vehikel sahen, sofort zum Lebensstandard des Westens aufzuschließen. Ein fataler Trugschluss. Die Chance auf einen nachhaltigen, weite Bevölkerungskreise einschließenden Aufschwung wäre imho mit einem eigenen Gemeinwesen - in welcher Form auch immer - und einer eigenen Währung damals größer gewesen.



Wohlstand und D-Mark waren sicherlich eine wichtige Facette. Was angesichts der damaligen wirtschaftlichen Alltagsrealität auch kaum verwunderlich ist. Man kann sich das aus heutiger Sicht überhaupt nicht mehr richtig vorstellen, was es heisst, für triviale Alltagsartikel stundenlang anzustehen, wenn es sie denn überhaupt gab oder 20 Jahre auf ein Plastikauto zu warten. Mir wird das heutzutage oft zu sehr mit einer nostalgischen Romantik verklärt.  

Ein weiterer (vermutlich sogar der wichtigere) Aspekt ist allerdings die Aussicht auf vollständige Freiheit und die Aufarbeitung des Unrechts. Jeglicher halbherzige "Eigenweg" war mit der Angst verbunden, dass die alten Kader (und nicht nur die prominenten) weiterwusteln können... diejenigen, die dich möglicherweise jahrelang schikaniert haben (z.B. als Beamter, als Chef), sich nun unter neuem Gewand legitimieren. Der komplette Bruch mit diesen Strukturen war mMn der einzig gangbare und auch von der grossen Mehrheit bevorzugte Weg... mit allen Vor- und Nachteilen.
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SGE-URNA schrieb:

Das waren vornehmlich Ideen der alten ostdeutschen Politbourgeoisie (sowohl ehemalige Hardliner als auch die gemaessigten und/oder Ehemaligen, die aus verschiedenen Gründen zu Gegnern des Systems wurden). Auch westdeutsche Linke haben mit dieser Idee symphatisiert.

Dem würde ich mal leise widersprechen. Die Bestrebungen zum Aufbau einer "neuen DDR" kamen in erster Linie aus dem Dunstkreis Runder Tisch/Bündnis 90. Das hatte mit der alten ostdeutschen Politbourgeoisie wenig zu tun.

SGE-URNA schrieb:

Mit der grossen Realität in der ostdeutschen Bevölkerungsmehrheit hatte das aber imho nichts zu tun.

Klar, weil diese mit der "Wohlstand-für-alle-D-Mark" das Vehikel sahen, sofort zum Lebensstandard des Westens aufzuschließen. Ein fataler Trugschluss. Die Chance auf einen nachhaltigen, weite Bevölkerungskreise einschließenden Aufschwung wäre imho mit einem eigenen Gemeinwesen - in welcher Form auch immer - und einer eigenen Währung damals größer gewesen.

Beim Rest deines Beitrags bin ich bei dir.
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WuerzburgerAdler schrieb:

SGE-URNA schrieb:

Das waren vornehmlich Ideen der alten ostdeutschen Politbourgeoisie (sowohl ehemalige Hardliner als auch die gemaessigten und/oder Ehemaligen, die aus verschiedenen Gründen zu Gegnern des Systems wurden). Auch westdeutsche Linke haben mit dieser Idee symphatisiert.

Dem würde ich mal leise widersprechen. Die Bestrebungen zum Aufbau einer "neuen DDR" kamen in erster Linie aus dem Dunstkreis Runder Tisch/Bündnis 90. Das hatte mit der alten ostdeutschen Politbourgeoisie wenig zu tun.

SGE-URNA schrieb:

Mit der grossen Realität in der ostdeutschen Bevölkerungsmehrheit hatte das aber imho nichts zu tun.

Klar, weil diese mit der "Wohlstand-für-alle-D-Mark" das Vehikel sahen, sofort zum Lebensstandard des Westens aufzuschließen. Ein fataler Trugschluss. Die Chance auf einen nachhaltigen, weite Bevölkerungskreise einschließenden Aufschwung wäre imho mit einem eigenen Gemeinwesen - in welcher Form auch immer - und einer eigenen Währung damals größer gewesen.

Beim Rest deines Beitrags bin ich bei dir.

das mit vehikel und der dmark ist lustig. haben sie damals doch den kompletten gebrauchtwagen markt überrannt. das nur so neben bei
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Nischel schrieb:

Als gebürtiger Karl-Marx-Städter möchte ich kurz auf Würzis Stichpunkte eingehen:

- falsch, wie kommst du auf die Idee, dass wir politisch desinformiert waren?
- verstehe ich nicht, wer hat wem abgewürgt, nach der "Wende" seinen eigenen Weg zu gehen
- richtig, stimme ich größtenteils zu
- schwierig, aber stimmt schon, sehen viele so, ich nicht
- richtig

dem letzten Absatz stimme ich komplett zu, ich kenne einige die Erststimme Linke und Zweitstimme NPD bzw. AfD gewählt haben, oder halt umgekehrt

Servus Nischel,
danke für die Kommentare!

Zunächst nehme ich mal den "Ossi" mit dem Ausdruck größten Bedauerns in aller Form zurück und bitte, diesen als Verkürzungsform und nicht als Klassifizierung zu verstehen.

Kurz zur Erläuterung:

1. Die politische Desinformation bezog sich auf die Jahre vor der Wende. Von einer pluralistisch geprägten politischen Aufklärung konnte damals kaum die Rede sein.
2. Es gab nach der "friedlichen Revolution" nicht zwingend und überall die Ansicht, man solle sich nun bedingungslos dem Westen und seinen Systemen unterwerfen. Vielmehr gab es ernsthafte Bestrebungen, eine "neue" DDR aufzubauen und einen "neuen" Sozialismus zu kreieren. Man kann dazu stehen, wie man will - fest steht, dass diejenigen, die so etwas forcierten, chancenlos waren und ihre Ideen per Aussicht auf die heilsbringende D-Mark abgewürgt wurden.

Nur zur Erläuterung. Beim Rest sind wir uns ja einig.
Im Übrigen freut es mich sehr, dass sich Karl-Marx-Städter und andere aus den NBLs sich an dieser Diskussion beteiligen. Davon kann jemand wie ich nur lernen und profitieren.
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Alles gut, hab es ja auch nicht als Beleidigung aufgefasst

Ich hatte schon verstanden, dass du die politische Desinformation vor der Wende meinst.
Wenn man aber mit offnen Augen durch die wunderschöne DDR gegangen ist ( wohin auch sonst ), hat man schon mitbekommen, dass da was nicht stimmen kann, bei mir hats so spätestens mit 13-14 geklingelt. Ich hatte das Glück, keine linientreuen Eltern zu haben, im Gegenteil, mein Vater hatten sie immer bißchen aufm Kieker seitdem er in den 60ern mal einen FDJnik vom Dach "geholt" hat als diese A.rschgeigen die Antennen verbogen hatten.
Durch Verwandschaft, durch Freunde die ausgereist waren, durch diverse Sendungen im Fernsehen bzw. Radio konnte man sich schon ein Bild machen, wenn man denn wollte. Und viele wollten halt nicht, die haben sich arrangiert mit den Verhältnissen und haben so das ganze System mitgetragen, dabei gab es schon Möglichkeiten z.B. nicht zur "Wahl" zu gehen.

Danke für deine Erläuterungen, Grüße nach Würzburch!
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Alles gut, hab es ja auch nicht als Beleidigung aufgefasst

Ich hatte schon verstanden, dass du die politische Desinformation vor der Wende meinst.
Wenn man aber mit offnen Augen durch die wunderschöne DDR gegangen ist ( wohin auch sonst ), hat man schon mitbekommen, dass da was nicht stimmen kann, bei mir hats so spätestens mit 13-14 geklingelt. Ich hatte das Glück, keine linientreuen Eltern zu haben, im Gegenteil, mein Vater hatten sie immer bißchen aufm Kieker seitdem er in den 60ern mal einen FDJnik vom Dach "geholt" hat als diese A.rschgeigen die Antennen verbogen hatten.
Durch Verwandschaft, durch Freunde die ausgereist waren, durch diverse Sendungen im Fernsehen bzw. Radio konnte man sich schon ein Bild machen, wenn man denn wollte. Und viele wollten halt nicht, die haben sich arrangiert mit den Verhältnissen und haben so das ganze System mitgetragen, dabei gab es schon Möglichkeiten z.B. nicht zur "Wahl" zu gehen.

Danke für deine Erläuterungen, Grüße nach Würzburch!
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Vielleicht - reine Mutmaßung - ist diese Bewegung ja auch daher in Teilen Sachsens besonders stark, denn wenn die 40 Jahre wirklich isoliert waren (Stichwort "Tal der Ahnungslosen"), dann könnte das Informationsdefizit ja entsprechend größer und die Beeinflussbarkeit wegen der entsprechenden jahrelangen Prägung entsprechend tiefer sein.


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