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Tugce

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FrankenAdler schrieb:
SGE_Werner schrieb:
Miso schrieb:
Kann sich hier eigentlich irgendeiner vorstellen, dass der "Schlägertyp", 18 Jahre alt, das nicht wollte und sich jetzt furchtbar fühlt?
Ist das undenkbar?


Letztlich auch Spekulation, meine Liebe.

Dass er sie nicht töten wollte, glaube ich, Miso.

Aber dass er sich furchtbar fühlt... Ich glaube, so wie er scheinbar auf dem Video vor und nach dem Schlag reagiert, hat er ein Problem damit, mit Kritik und eigenen Aggressionen umzugehen, das scheint auch sein Vorstrafenregister zu zeigen. Dass er sich wahrscheinlich jetzt unwohl fühlt, weil er wahrscheinlich seine ganze Zukunft verbaut hat, kann ich mir vorstellen. Aber ob er wirklich Empathie für Tugce und ihre Familie empfindet? Also zum jetzigen Zeitpunkt. Ich glaub, ihm dämmert das erst langsam, was er getan hat. Ich hoffe für ihn, dass er diese Empathie etc. zumindest irgendwann entwickelt und nicht per Anwaltsschreiben im Schlusswort des Gerichtsverfahrens.

Ich hoffe für den Täter, dass er sich seiner Schuld bewusst ist, dass er sich helfen lässt, dass er einen guten Weg findet, mit seinen Problemen und seinen Aggressionen umzugehen. Und vllt. dann als Konsequenz dessen zu seiner Tat steht und versucht anderen Menschen zu helfen, die vllt. in selbige Probleme abrutschen oder schon abgerutscht sind. Das wünsche ich dem Täter. Dass er sein Leben lang versuchen wird, sich und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit würde er Tugce nicht lebendig machen, aber den Werten, für die sie eingestanden ist, gerecht werden.

Und das alles unabhängig von der Strafe, die er zurecht bekommen wird. Er ist 18. Er wird so oder so aus dem Gefängnis rauskommen.


Ferndiagnose alez'!
Ich mag deinen Stil, aber was du da so empathisch alles vermutest, was der junge Mann da jetzt so empfinden könnte ...
Ich persönlich habe von Berufswegen einen empathischen Umgang mit solchen Jungs zu pflegen. Das heißt ich bin regelrecht dazu verpflichtet, mit solchen Menschen empathisch umzugehen.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, das ist gar nicht so schwierig!
Bislang war noch kein einziges Monster dabei und nur ganz selten hatte ich das Gefühl, dass man jemanden am besten wegsperren würde, damit der/die nicht andre gefährdet. Viele von den jungen Menschen waren mir sympathisch, und oft hat es sich gelohnt.
Dementsprechend hoffe ich natürlich, dass diese Gesellschaft konsequent dabei bleibt, allen Menschen gegenüber Menschenrechte gültig zu halten.
Ein Umgang mit Gewalt ist notwendig, empfindliche Strafen müssen sein, aber: Rache ist kein Weg!

Pro Empathie für alle Menschen!  


Würdes du auch so denken, wenn solch ein "empathiewürdiger Mensch" einen nahegelegenen, lieben Angehörigen von Dir sinnlos tötet? Ernst gemeinte Frage.
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FrankenAdler schrieb:
SGE_Werner schrieb:
Miso schrieb:
Kann sich hier eigentlich irgendeiner vorstellen, dass der "Schlägertyp", 18 Jahre alt, das nicht wollte und sich jetzt furchtbar fühlt?
Ist das undenkbar?


Letztlich auch Spekulation, meine Liebe.

Dass er sie nicht töten wollte, glaube ich, Miso.

Aber dass er sich furchtbar fühlt... Ich glaube, so wie er scheinbar auf dem Video vor und nach dem Schlag reagiert, hat er ein Problem damit, mit Kritik und eigenen Aggressionen umzugehen, das scheint auch sein Vorstrafenregister zu zeigen. Dass er sich wahrscheinlich jetzt unwohl fühlt, weil er wahrscheinlich seine ganze Zukunft verbaut hat, kann ich mir vorstellen. Aber ob er wirklich Empathie für Tugce und ihre Familie empfindet? Also zum jetzigen Zeitpunkt. Ich glaub, ihm dämmert das erst langsam, was er getan hat. Ich hoffe für ihn, dass er diese Empathie etc. zumindest irgendwann entwickelt und nicht per Anwaltsschreiben im Schlusswort des Gerichtsverfahrens.

Ich hoffe für den Täter, dass er sich seiner Schuld bewusst ist, dass er sich helfen lässt, dass er einen guten Weg findet, mit seinen Problemen und seinen Aggressionen umzugehen. Und vllt. dann als Konsequenz dessen zu seiner Tat steht und versucht anderen Menschen zu helfen, die vllt. in selbige Probleme abrutschen oder schon abgerutscht sind. Das wünsche ich dem Täter. Dass er sein Leben lang versuchen wird, sich und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit würde er Tugce nicht lebendig machen, aber den Werten, für die sie eingestanden ist, gerecht werden.

Und das alles unabhängig von der Strafe, die er zurecht bekommen wird. Er ist 18. Er wird so oder so aus dem Gefängnis rauskommen.


Ferndiagnose alez'!
Ich mag deinen Stil, aber was du da so empathisch alles vermutest, was der junge Mann da jetzt so empfinden könnte ...
Ich persönlich habe von Berufswegen einen empathischen Umgang mit solchen Jungs zu pflegen. Das heißt ich bin regelrecht dazu verpflichtet, mit solchen Menschen empathisch umzugehen.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, das ist gar nicht so schwierig!
Bislang war noch kein einziges Monster dabei und nur ganz selten hatte ich das Gefühl, dass man jemanden am besten wegsperren würde, damit der/die nicht andre gefährdet. Viele von den jungen Menschen waren mir sympathisch, und oft hat es sich gelohnt.
Dementsprechend hoffe ich natürlich, dass diese Gesellschaft konsequent dabei bleibt, allen Menschen gegenüber Menschenrechte gültig zu halten.
Ein Umgang mit Gewalt ist notwendig, empfindliche Strafen müssen sein, aber: Rache ist kein Weg!

Pro Empathie für alle Menschen!  


du fasst meine meinung klug zusammen. danke dafür.
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allzeit empathische mitmenschen sind zwar wichtig für die gesellschaft, mir fehlt da aber, wie wohl so vielen, was. ich habe schon probleme einige rotzlöffel im  kindergarten zu akzeptieren.
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Tackleberry schrieb:
FrankenAdler schrieb:
SGE_Werner schrieb:
Miso schrieb:
Kann sich hier eigentlich irgendeiner vorstellen, dass der "Schlägertyp", 18 Jahre alt, das nicht wollte und sich jetzt furchtbar fühlt?
Ist das undenkbar?


Letztlich auch Spekulation, meine Liebe.

Dass er sie nicht töten wollte, glaube ich, Miso.

Aber dass er sich furchtbar fühlt... Ich glaube, so wie er scheinbar auf dem Video vor und nach dem Schlag reagiert, hat er ein Problem damit, mit Kritik und eigenen Aggressionen umzugehen, das scheint auch sein Vorstrafenregister zu zeigen. Dass er sich wahrscheinlich jetzt unwohl fühlt, weil er wahrscheinlich seine ganze Zukunft verbaut hat, kann ich mir vorstellen. Aber ob er wirklich Empathie für Tugce und ihre Familie empfindet? Also zum jetzigen Zeitpunkt. Ich glaub, ihm dämmert das erst langsam, was er getan hat. Ich hoffe für ihn, dass er diese Empathie etc. zumindest irgendwann entwickelt und nicht per Anwaltsschreiben im Schlusswort des Gerichtsverfahrens.

Ich hoffe für den Täter, dass er sich seiner Schuld bewusst ist, dass er sich helfen lässt, dass er einen guten Weg findet, mit seinen Problemen und seinen Aggressionen umzugehen. Und vllt. dann als Konsequenz dessen zu seiner Tat steht und versucht anderen Menschen zu helfen, die vllt. in selbige Probleme abrutschen oder schon abgerutscht sind. Das wünsche ich dem Täter. Dass er sein Leben lang versuchen wird, sich und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit würde er Tugce nicht lebendig machen, aber den Werten, für die sie eingestanden ist, gerecht werden.

Und das alles unabhängig von der Strafe, die er zurecht bekommen wird. Er ist 18. Er wird so oder so aus dem Gefängnis rauskommen.


Ferndiagnose alez'!
Ich mag deinen Stil, aber was du da so empathisch alles vermutest, was der junge Mann da jetzt so empfinden könnte ...
Ich persönlich habe von Berufswegen einen empathischen Umgang mit solchen Jungs zu pflegen. Das heißt ich bin regelrecht dazu verpflichtet, mit solchen Menschen empathisch umzugehen.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, das ist gar nicht so schwierig!
Bislang war noch kein einziges Monster dabei und nur ganz selten hatte ich das Gefühl, dass man jemanden am besten wegsperren würde, damit der/die nicht andre gefährdet. Viele von den jungen Menschen waren mir sympathisch, und oft hat es sich gelohnt.
Dementsprechend hoffe ich natürlich, dass diese Gesellschaft konsequent dabei bleibt, allen Menschen gegenüber Menschenrechte gültig zu halten.
Ein Umgang mit Gewalt ist notwendig, empfindliche Strafen müssen sein, aber: Rache ist kein Weg!

Pro Empathie für alle Menschen!  


Würdes du auch so denken, wenn solch ein "empathiewürdiger Mensch" einen nahegelegenen, lieben Angehörigen von Dir sinnlos tötet? Ernst gemeinte Frage.


es ist immer schwierig eine position aufrecht zu erhalten wenn man selbst betroffen ist. deshalb ist es wichtig, dass strafen in der hand einer objektiven instanz liegen, alles andere ist faustrecht.

diejenigen die sich hier im moment von rachegedanken leiten lassen sind genauso wenig persönlich von der tat betroffen. aber eine solche tat macht eine einseitige identifikation immer sehr einfach. und nur der stand unserer zivilisation steht zwischen uns und "auspeitschen", "steinigen" oder "kopf abschlagen".

nicht, dass das hier einer fordern würde, aber der wunsch dass der täter qualen erleidet wird ziemlich offen von manchen geäußert.
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peter schrieb:
Tackleberry schrieb:
FrankenAdler schrieb:
SGE_Werner schrieb:
Miso schrieb:
Kann sich hier eigentlich irgendeiner vorstellen, dass der "Schlägertyp", 18 Jahre alt, das nicht wollte und sich jetzt furchtbar fühlt?
Ist das undenkbar?


Letztlich auch Spekulation, meine Liebe.

Dass er sie nicht töten wollte, glaube ich, Miso.

Aber dass er sich furchtbar fühlt... Ich glaube, so wie er scheinbar auf dem Video vor und nach dem Schlag reagiert, hat er ein Problem damit, mit Kritik und eigenen Aggressionen umzugehen, das scheint auch sein Vorstrafenregister zu zeigen. Dass er sich wahrscheinlich jetzt unwohl fühlt, weil er wahrscheinlich seine ganze Zukunft verbaut hat, kann ich mir vorstellen. Aber ob er wirklich Empathie für Tugce und ihre Familie empfindet? Also zum jetzigen Zeitpunkt. Ich glaub, ihm dämmert das erst langsam, was er getan hat. Ich hoffe für ihn, dass er diese Empathie etc. zumindest irgendwann entwickelt und nicht per Anwaltsschreiben im Schlusswort des Gerichtsverfahrens.

Ich hoffe für den Täter, dass er sich seiner Schuld bewusst ist, dass er sich helfen lässt, dass er einen guten Weg findet, mit seinen Problemen und seinen Aggressionen umzugehen. Und vllt. dann als Konsequenz dessen zu seiner Tat steht und versucht anderen Menschen zu helfen, die vllt. in selbige Probleme abrutschen oder schon abgerutscht sind. Das wünsche ich dem Täter. Dass er sein Leben lang versuchen wird, sich und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit würde er Tugce nicht lebendig machen, aber den Werten, für die sie eingestanden ist, gerecht werden.

Und das alles unabhängig von der Strafe, die er zurecht bekommen wird. Er ist 18. Er wird so oder so aus dem Gefängnis rauskommen.


Ferndiagnose alez'!
Ich mag deinen Stil, aber was du da so empathisch alles vermutest, was der junge Mann da jetzt so empfinden könnte ...
Ich persönlich habe von Berufswegen einen empathischen Umgang mit solchen Jungs zu pflegen. Das heißt ich bin regelrecht dazu verpflichtet, mit solchen Menschen empathisch umzugehen.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, das ist gar nicht so schwierig!
Bislang war noch kein einziges Monster dabei und nur ganz selten hatte ich das Gefühl, dass man jemanden am besten wegsperren würde, damit der/die nicht andre gefährdet. Viele von den jungen Menschen waren mir sympathisch, und oft hat es sich gelohnt.
Dementsprechend hoffe ich natürlich, dass diese Gesellschaft konsequent dabei bleibt, allen Menschen gegenüber Menschenrechte gültig zu halten.
Ein Umgang mit Gewalt ist notwendig, empfindliche Strafen müssen sein, aber: Rache ist kein Weg!

Pro Empathie für alle Menschen!  


Würdes du auch so denken, wenn solch ein "empathiewürdiger Mensch" einen nahegelegenen, lieben Angehörigen von Dir sinnlos tötet? Ernst gemeinte Frage.


es ist immer schwierig eine position aufrecht zu erhalten wenn man selbst betroffen ist. deshalb ist es wichtig, dass strafen in der hand einer objektiven instanz liegen, alles andere ist faustrecht.

diejenigen die sich hier im moment von rachegedanken leiten lassen sind genauso wenig persönlich von der tat betroffen. aber eine solche tat macht eine einseitige identifikation immer sehr einfach. und nur der stand unserer zivilisation steht zwischen uns und "auspeitschen", "steinigen" oder "kopf abschlagen".

nicht, dass das hier einer fordern würde, aber der wunsch dass der täter qualen erleidet wird ziemlich offen von manchen geäußert.


Danke Peter.
Und ich denke nicht, dass du im Verdacht stehst, kein Mitgefühl für die Opfer zu haben.

Es ist schwierig, angesichts der Wut, die einen bei einer solchen Tat überfällt, all das weiterhin hochzuhalten, was unsere Zivilisation ausmacht. Ich gebe zu, sogar sehr schwierig. Wenn man ganz nah dran ist, fast schon unmöglich.
Trotzdem führt kein Weg daran vorbei.
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FrankenAdler schrieb:
SGE_Werner schrieb:
Miso schrieb:
Kann sich hier eigentlich irgendeiner vorstellen, dass der "Schlägertyp", 18 Jahre alt, das nicht wollte und sich jetzt furchtbar fühlt?
Ist das undenkbar?


Letztlich auch Spekulation, meine Liebe.

Dass er sie nicht töten wollte, glaube ich, Miso.

Aber dass er sich furchtbar fühlt... Ich glaube, so wie er scheinbar auf dem Video vor und nach dem Schlag reagiert, hat er ein Problem damit, mit Kritik und eigenen Aggressionen umzugehen, das scheint auch sein Vorstrafenregister zu zeigen. Dass er sich wahrscheinlich jetzt unwohl fühlt, weil er wahrscheinlich seine ganze Zukunft verbaut hat, kann ich mir vorstellen. Aber ob er wirklich Empathie für Tugce und ihre Familie empfindet? Also zum jetzigen Zeitpunkt. Ich glaub, ihm dämmert das erst langsam, was er getan hat. Ich hoffe für ihn, dass er diese Empathie etc. zumindest irgendwann entwickelt und nicht per Anwaltsschreiben im Schlusswort des Gerichtsverfahrens.

Ich hoffe für den Täter, dass er sich seiner Schuld bewusst ist, dass er sich helfen lässt, dass er einen guten Weg findet, mit seinen Problemen und seinen Aggressionen umzugehen. Und vllt. dann als Konsequenz dessen zu seiner Tat steht und versucht anderen Menschen zu helfen, die vllt. in selbige Probleme abrutschen oder schon abgerutscht sind. Das wünsche ich dem Täter. Dass er sein Leben lang versuchen wird, sich und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit würde er Tugce nicht lebendig machen, aber den Werten, für die sie eingestanden ist, gerecht werden.

Und das alles unabhängig von der Strafe, die er zurecht bekommen wird. Er ist 18. Er wird so oder so aus dem Gefängnis rauskommen.


Ferndiagnose alez'!
Ich mag deinen Stil, aber was du da so empathisch alles vermutest, was der junge Mann da jetzt so empfinden könnte ...
Ich persönlich habe von Berufswegen einen empathischen Umgang mit solchen Jungs zu pflegen. Das heißt ich bin regelrecht dazu verpflichtet, mit solchen Menschen empathisch umzugehen.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, das ist gar nicht so schwierig!
Bislang war noch kein einziges Monster dabei und nur ganz selten hatte ich das Gefühl, dass man jemanden am besten wegsperren würde, damit der/die nicht andre gefährdet. Viele von den jungen Menschen waren mir sympathisch, und oft hat es sich gelohnt.
Dementsprechend hoffe ich natürlich, dass diese Gesellschaft konsequent dabei bleibt, allen Menschen gegenüber Menschenrechte gültig zu halten.
Ein Umgang mit Gewalt ist notwendig, empfindliche Strafen müssen sein, aber: Rache ist kein Weg!

Pro Empathie für alle Menschen!  

das kannst noch 100x schreiben, trotzdem werden viele so tun, als ob da ein neuer charlie manson heranwächst.
#
FrankenAdler schrieb:
(...) Ich hab übrigens jahrelang Anti-Gewalt-Trainings nach richterlicher Weisung geleitet ...

In der heutigen Ausgabe der SZ eine ganz interessante Reportage - explizit vor dem Hintergrund von Tukces Tod - von einem Anti-Gewalt-Training in Lenggries:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/anti-gewalt-training-fuer-jugendliche-faust-aufs-herz-1.2247949
#
adlerkadabra schrieb:
FrankenAdler schrieb:
(...) Ich hab übrigens jahrelang Anti-Gewalt-Trainings nach richterlicher Weisung geleitet ...

In der heutigen Ausgabe der SZ eine ganz interessante Reportage - explizit vor dem Hintergrund von Tukces Tod - von einem Anti-Gewalt-Training in Lenggries:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/anti-gewalt-training-fuer-jugendliche-faust-aufs-herz-1.2247949

Frage @FA: widerspiegelt das so etwa Deine Erfahrungen?
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Tackleberry schrieb:
FrankenAdler schrieb:
SGE_Werner schrieb:
Miso schrieb:
Kann sich hier eigentlich irgendeiner vorstellen, dass der "Schlägertyp", 18 Jahre alt, das nicht wollte und sich jetzt furchtbar fühlt?
Ist das undenkbar?


Letztlich auch Spekulation, meine Liebe.

Dass er sie nicht töten wollte, glaube ich, Miso.

Aber dass er sich furchtbar fühlt... Ich glaube, so wie er scheinbar auf dem Video vor und nach dem Schlag reagiert, hat er ein Problem damit, mit Kritik und eigenen Aggressionen umzugehen, das scheint auch sein Vorstrafenregister zu zeigen. Dass er sich wahrscheinlich jetzt unwohl fühlt, weil er wahrscheinlich seine ganze Zukunft verbaut hat, kann ich mir vorstellen. Aber ob er wirklich Empathie für Tugce und ihre Familie empfindet? Also zum jetzigen Zeitpunkt. Ich glaub, ihm dämmert das erst langsam, was er getan hat. Ich hoffe für ihn, dass er diese Empathie etc. zumindest irgendwann entwickelt und nicht per Anwaltsschreiben im Schlusswort des Gerichtsverfahrens.

Ich hoffe für den Täter, dass er sich seiner Schuld bewusst ist, dass er sich helfen lässt, dass er einen guten Weg findet, mit seinen Problemen und seinen Aggressionen umzugehen. Und vllt. dann als Konsequenz dessen zu seiner Tat steht und versucht anderen Menschen zu helfen, die vllt. in selbige Probleme abrutschen oder schon abgerutscht sind. Das wünsche ich dem Täter. Dass er sein Leben lang versuchen wird, sich und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit würde er Tugce nicht lebendig machen, aber den Werten, für die sie eingestanden ist, gerecht werden.

Und das alles unabhängig von der Strafe, die er zurecht bekommen wird. Er ist 18. Er wird so oder so aus dem Gefängnis rauskommen.


Ferndiagnose alez'!
Ich mag deinen Stil, aber was du da so empathisch alles vermutest, was der junge Mann da jetzt so empfinden könnte ...
Ich persönlich habe von Berufswegen einen empathischen Umgang mit solchen Jungs zu pflegen. Das heißt ich bin regelrecht dazu verpflichtet, mit solchen Menschen empathisch umzugehen.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, das ist gar nicht so schwierig!
Bislang war noch kein einziges Monster dabei und nur ganz selten hatte ich das Gefühl, dass man jemanden am besten wegsperren würde, damit der/die nicht andre gefährdet. Viele von den jungen Menschen waren mir sympathisch, und oft hat es sich gelohnt.
Dementsprechend hoffe ich natürlich, dass diese Gesellschaft konsequent dabei bleibt, allen Menschen gegenüber Menschenrechte gültig zu halten.
Ein Umgang mit Gewalt ist notwendig, empfindliche Strafen müssen sein, aber: Rache ist kein Weg!

Pro Empathie für alle Menschen!  


Würdes du auch so denken, wenn solch ein "empathiewürdiger Mensch" einen nahegelegenen, lieben Angehörigen von Dir sinnlos tötet? Ernst gemeinte Frage.


Woher soll ich das wissen? Ich habe keine Ahnung, was ich machen, denken, fühlen würde, täte meiner Tochter, meinen Sohn jemand was zu Leide.
Empathie für einen Täter zu haben, heißt für mich nicht, dass ich nicht klar dazu Stellung beziehen würde, was dieser Mensch gemacht hat. Es geht nicht darum, irgendwas zu beschönigen. Lediglich darum, weiter einen Menschen zu sehen. Denn das ist er - und das bleibt er.
Sich Empathie für einen Täter zu erlauben heißt auch nicht, das Opfer weniger wichtig zu nehmen, oder gar, den Täter wichtiger als das Opfer. Das ist nicht die Frage.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hass niemanden besser macht, als er vorher war. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele der jugendlichen Täter annähernd null Selbstwert hatten. Wer keinen Selbstwert erkennt, schlägt um sich.

Glaubst du, Hass würde da helfen?
Mein Ziel ist immer, wie jemand damit aufhören kann, gewalttätig zu sein, um sich zu schlagen. WEnn mir das mit einem Menschen gelingt, dann kann ich dafür sorgen, dass es ein paar potentielle Opfer weniger gibt!

Täterarbeit ist präventiver Opferschutz! So lautet die Devise. Und glaub ja nicht, ich/wir würden für diese Haltung nicht ordentlich angefeindet!  
#
FrankenAdler schrieb:
... Täterarbeit ist präventiver Opferschutz! So lautet die Devise. Und glaub ja nicht, ich/wir würden für diese Haltung nicht ordentlich angefeindet!    


Gewaltfrei Kommunikation ist eher nicht Bestandteil dieser Trainings, was?  
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http://www.fr-online.de/offenbach/leitartikel-zum-fall-tu--e-a--der-boese-moslem-war-s,1472856,29206816,view,asFirstTeaser.html

Der böse Moslem war's

Politiker mit verengter Weltsicht schlachten den tragischen Tod der Studentin Tugçe A. in Offenbach für parteipolitische Zwecke aus: Der Chef der Freien Wähler in Frankfurt etwa, Wolfgang Hübner, hat mitbekommen, dass der Täter Moslem ist. Damit ist für ihn alles geklärt. Unser Leitartikel.


Gefundenes Fressen fuer Moslemhasser. Dass das Maedel auch eine Muslemin war, interessiert die nicht.



Abgesehen davon: Ich wuerde gerne wissen wie sich der Taeter gerade fuehlt, gut wahrscheinlich nicht. Und ich glaube auch nicht dass er sie umbringen wollte, Schlaeger hin, Schlaeger her. Eine Verkettung von ungluecklichen Ereignissen.
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adlerkadabra schrieb:
adlerkadabra schrieb:
FrankenAdler schrieb:
(...) Ich hab übrigens jahrelang Anti-Gewalt-Trainings nach richterlicher Weisung geleitet ...

In der heutigen Ausgabe der SZ eine ganz interessante Reportage - explizit vor dem Hintergrund von Tukces Tod - von einem Anti-Gewalt-Training in Lenggries:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/anti-gewalt-training-fuer-jugendliche-faust-aufs-herz-1.2247949

Frage @FA: widerspiegelt das so etwa Deine Erfahrungen?



Ja, das spiegelt meine Erfahrungen wieder. Genau das habe ich in meinem letzten Post gemeint. Leute ohne Selbstwertgefühl, mit Trauer und einem ***** voller scheiß Erfahrungen neigen halt dazu, das zu tun was sie am besten können. Und wenn das schlagen ist, dann schalgen sie. Nimmst du ihnen das, was haben sie dann noch? Das muss man in der Arbeit mit den Jungs und Mädels beachten. Wir wollen sie stark genug machen, dass sie das alte Verhalten nicht mehr brauchen. Und da gehört mehr dazu, als nur reden.
Dafür machen wir Kontakte zu Praktikumsstellen, Drogenberatung, Therapeuten, Arbeitsagentur oder wir schaun gemeinsam mit dem Jugendamt nach weiterführender Hilfe.
Genau das übrigens, was man auch im Jugendknast versucht, nur dass da der Biographiebruch dann halt schon da ist.
Wir müssen uns entscheiden. Entweder wir sperren alle Gewalttäter weg, so lang und effektiv wie möglich, bringen sie um oder wir kümmern uns um die Leute, um sie aus diesem Teufelskreis raus zu holen.
Und wer es gar nicht checkt, den muss man halt wegsperren, da hilft sonst nix!
Auch das muss klar sein!
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FrankenAdler schrieb:
Tackleberry schrieb:
FrankenAdler schrieb:
SGE_Werner schrieb:
Miso schrieb:
Kann sich hier eigentlich irgendeiner vorstellen, dass der "Schlägertyp", 18 Jahre alt, das nicht wollte und sich jetzt furchtbar fühlt?
Ist das undenkbar?


Letztlich auch Spekulation, meine Liebe.

Dass er sie nicht töten wollte, glaube ich, Miso.

Aber dass er sich furchtbar fühlt... Ich glaube, so wie er scheinbar auf dem Video vor und nach dem Schlag reagiert, hat er ein Problem damit, mit Kritik und eigenen Aggressionen umzugehen, das scheint auch sein Vorstrafenregister zu zeigen. Dass er sich wahrscheinlich jetzt unwohl fühlt, weil er wahrscheinlich seine ganze Zukunft verbaut hat, kann ich mir vorstellen. Aber ob er wirklich Empathie für Tugce und ihre Familie empfindet? Also zum jetzigen Zeitpunkt. Ich glaub, ihm dämmert das erst langsam, was er getan hat. Ich hoffe für ihn, dass er diese Empathie etc. zumindest irgendwann entwickelt und nicht per Anwaltsschreiben im Schlusswort des Gerichtsverfahrens.

Ich hoffe für den Täter, dass er sich seiner Schuld bewusst ist, dass er sich helfen lässt, dass er einen guten Weg findet, mit seinen Problemen und seinen Aggressionen umzugehen. Und vllt. dann als Konsequenz dessen zu seiner Tat steht und versucht anderen Menschen zu helfen, die vllt. in selbige Probleme abrutschen oder schon abgerutscht sind. Das wünsche ich dem Täter. Dass er sein Leben lang versuchen wird, sich und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit würde er Tugce nicht lebendig machen, aber den Werten, für die sie eingestanden ist, gerecht werden.

Und das alles unabhängig von der Strafe, die er zurecht bekommen wird. Er ist 18. Er wird so oder so aus dem Gefängnis rauskommen.


Ferndiagnose alez'!
Ich mag deinen Stil, aber was du da so empathisch alles vermutest, was der junge Mann da jetzt so empfinden könnte ...
Ich persönlich habe von Berufswegen einen empathischen Umgang mit solchen Jungs zu pflegen. Das heißt ich bin regelrecht dazu verpflichtet, mit solchen Menschen empathisch umzugehen.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, das ist gar nicht so schwierig!
Bislang war noch kein einziges Monster dabei und nur ganz selten hatte ich das Gefühl, dass man jemanden am besten wegsperren würde, damit der/die nicht andre gefährdet. Viele von den jungen Menschen waren mir sympathisch, und oft hat es sich gelohnt.
Dementsprechend hoffe ich natürlich, dass diese Gesellschaft konsequent dabei bleibt, allen Menschen gegenüber Menschenrechte gültig zu halten.
Ein Umgang mit Gewalt ist notwendig, empfindliche Strafen müssen sein, aber: Rache ist kein Weg!

Pro Empathie für alle Menschen!  


Würdes du auch so denken, wenn solch ein "empathiewürdiger Mensch" einen nahegelegenen, lieben Angehörigen von Dir sinnlos tötet? Ernst gemeinte Frage.


Woher soll ich das wissen? Ich habe keine Ahnung, was ich machen, denken, fühlen würde, täte meiner Tochter, meinen Sohn jemand was zu Leide.
Empathie für einen Täter zu haben, heißt für mich nicht, dass ich nicht klar dazu Stellung beziehen würde, was dieser Mensch gemacht hat. Es geht nicht darum, irgendwas zu beschönigen. Lediglich darum, weiter einen Menschen zu sehen. Denn das ist er - und das bleibt er.
Sich Empathie für einen Täter zu erlauben heißt auch nicht, das Opfer weniger wichtig zu nehmen, oder gar, den Täter wichtiger als das Opfer. Das ist nicht die Frage.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hass niemanden besser macht, als er vorher war. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele der jugendlichen Täter annähernd null Selbstwert hatten. Wer keinen Selbstwert erkennt, schlägt um sich.

Glaubst du, Hass würde da helfen?
Mein Ziel ist immer, wie jemand damit aufhören kann, gewalttätig zu sein, um sich zu schlagen. WEnn mir das mit einem Menschen gelingt, dann kann ich dafür sorgen, dass es ein paar potentielle Opfer weniger gibt!

Täterarbeit ist präventiver Opferschutz! So lautet die Devise. Und glaub ja nicht, ich/wir würden für diese Haltung nicht ordentlich angefeindet!    


Ich bin gegen Hass, will ihn schon ganz und gar nicht fördern und fordern. Und ich habe Respekt vor Leuten, die in Tätern wie dem Tugce-Mörder noch den Menschen sehen. Natürlich ist er ein Mensch, bleibt das auch. Aber mir persönlich ist dieses "man muss auch den Täter verstehen lernen, an ihm arbeiten, dafür sorgen dass er das nicht nochmal macht" (sinnbildlich) einfach manchmal too much. Es geht ja dabei darum, ihnen eine zweite Chance zu geben. Tugce wird dies im konkreten Fall nie wieder lebendig machen. Ich würde so Leute in vielen Fällen (nicht in allen!) lieber zeitlebens hinter Gittern sehen.

Rache, Lynchjustiz etc. sind sicher die falschen Mittel. Aber von außen stehend ist das halt auch immer leicht gesagt, aus Opferseite sieht die Sache oft anders aus. Ich würde da von mir keine Ausnahme machen, sollte ich mal in solch eine Situation kommen. Ich würde für nichts garantieren, mir egal was dann mit mir geschieht. Verflucht mich dafür, ist aber so.

Bewundernswert finde ich zum Beispiel die Reaktion von Johnny K.´s Schwester, die nach dem Tod ihres Bruders zu Versöhnung aufrief und keinen Hass in sich zu tragen schien. Ich könnte das sicher nicht.
#
friseurin schrieb:
FrankenAdler schrieb:
SGE_Werner schrieb:
Miso schrieb:
Kann sich hier eigentlich irgendeiner vorstellen, dass der "Schlägertyp", 18 Jahre alt, das nicht wollte und sich jetzt furchtbar fühlt?
Ist das undenkbar?


Letztlich auch Spekulation, meine Liebe.

Dass er sie nicht töten wollte, glaube ich, Miso.

Aber dass er sich furchtbar fühlt... Ich glaube, so wie er scheinbar auf dem Video vor und nach dem Schlag reagiert, hat er ein Problem damit, mit Kritik und eigenen Aggressionen umzugehen, das scheint auch sein Vorstrafenregister zu zeigen. Dass er sich wahrscheinlich jetzt unwohl fühlt, weil er wahrscheinlich seine ganze Zukunft verbaut hat, kann ich mir vorstellen. Aber ob er wirklich Empathie für Tugce und ihre Familie empfindet? Also zum jetzigen Zeitpunkt. Ich glaub, ihm dämmert das erst langsam, was er getan hat. Ich hoffe für ihn, dass er diese Empathie etc. zumindest irgendwann entwickelt und nicht per Anwaltsschreiben im Schlusswort des Gerichtsverfahrens.

Ich hoffe für den Täter, dass er sich seiner Schuld bewusst ist, dass er sich helfen lässt, dass er einen guten Weg findet, mit seinen Problemen und seinen Aggressionen umzugehen. Und vllt. dann als Konsequenz dessen zu seiner Tat steht und versucht anderen Menschen zu helfen, die vllt. in selbige Probleme abrutschen oder schon abgerutscht sind. Das wünsche ich dem Täter. Dass er sein Leben lang versuchen wird, sich und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit würde er Tugce nicht lebendig machen, aber den Werten, für die sie eingestanden ist, gerecht werden.

Und das alles unabhängig von der Strafe, die er zurecht bekommen wird. Er ist 18. Er wird so oder so aus dem Gefängnis rauskommen.


Ferndiagnose alez'!
Ich mag deinen Stil, aber was du da so empathisch alles vermutest, was der junge Mann da jetzt so empfinden könnte ...
Ich persönlich habe von Berufswegen einen empathischen Umgang mit solchen Jungs zu pflegen. Das heißt ich bin regelrecht dazu verpflichtet, mit solchen Menschen empathisch umzugehen.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, das ist gar nicht so schwierig!
Bislang war noch kein einziges Monster dabei und nur ganz selten hatte ich das Gefühl, dass man jemanden am besten wegsperren würde, damit der/die nicht andre gefährdet. Viele von den jungen Menschen waren mir sympathisch, und oft hat es sich gelohnt.
Dementsprechend hoffe ich natürlich, dass diese Gesellschaft konsequent dabei bleibt, allen Menschen gegenüber Menschenrechte gültig zu halten.
Ein Umgang mit Gewalt ist notwendig, empfindliche Strafen müssen sein, aber: Rache ist kein Weg!

Pro Empathie für alle Menschen!  

das kannst noch 100x schreiben, trotzdem werden viele so tun, als ob da ein neuer charlie manson heranwächst.


#
Bigbamboo schrieb:
FrankenAdler schrieb:
... Täterarbeit ist präventiver Opferschutz! So lautet die Devise. Und glaub ja nicht, ich/wir würden für diese Haltung nicht ordentlich angefeindet!    


Gewaltfrei Kommunikation ist eher nicht Bestandteil dieser Trainings, was?    


In Gewaltfreier Kommunikation schulte man beispielsweise in der Vergangenheit teilweise die Justizvollzugsbeamten im Saarland.
Ich persönlich mag das nicht so sehr, dafür bin ich zu derb unterwegs!  ,-)
Kollegen von mir arbeiten aber damit!
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peter schrieb:
Tackleberry schrieb:
FrankenAdler schrieb:
SGE_Werner schrieb:
Miso schrieb:
Kann sich hier eigentlich irgendeiner vorstellen, dass der "Schlägertyp", 18 Jahre alt, das nicht wollte und sich jetzt furchtbar fühlt?
Ist das undenkbar?


Letztlich auch Spekulation, meine Liebe.

Dass er sie nicht töten wollte, glaube ich, Miso.

Aber dass er sich furchtbar fühlt... Ich glaube, so wie er scheinbar auf dem Video vor und nach dem Schlag reagiert, hat er ein Problem damit, mit Kritik und eigenen Aggressionen umzugehen, das scheint auch sein Vorstrafenregister zu zeigen. Dass er sich wahrscheinlich jetzt unwohl fühlt, weil er wahrscheinlich seine ganze Zukunft verbaut hat, kann ich mir vorstellen. Aber ob er wirklich Empathie für Tugce und ihre Familie empfindet? Also zum jetzigen Zeitpunkt. Ich glaub, ihm dämmert das erst langsam, was er getan hat. Ich hoffe für ihn, dass er diese Empathie etc. zumindest irgendwann entwickelt und nicht per Anwaltsschreiben im Schlusswort des Gerichtsverfahrens.

Ich hoffe für den Täter, dass er sich seiner Schuld bewusst ist, dass er sich helfen lässt, dass er einen guten Weg findet, mit seinen Problemen und seinen Aggressionen umzugehen. Und vllt. dann als Konsequenz dessen zu seiner Tat steht und versucht anderen Menschen zu helfen, die vllt. in selbige Probleme abrutschen oder schon abgerutscht sind. Das wünsche ich dem Täter. Dass er sein Leben lang versuchen wird, sich und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit würde er Tugce nicht lebendig machen, aber den Werten, für die sie eingestanden ist, gerecht werden.

Und das alles unabhängig von der Strafe, die er zurecht bekommen wird. Er ist 18. Er wird so oder so aus dem Gefängnis rauskommen.


Ferndiagnose alez'!
Ich mag deinen Stil, aber was du da so empathisch alles vermutest, was der junge Mann da jetzt so empfinden könnte ...
Ich persönlich habe von Berufswegen einen empathischen Umgang mit solchen Jungs zu pflegen. Das heißt ich bin regelrecht dazu verpflichtet, mit solchen Menschen empathisch umzugehen.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, das ist gar nicht so schwierig!
Bislang war noch kein einziges Monster dabei und nur ganz selten hatte ich das Gefühl, dass man jemanden am besten wegsperren würde, damit der/die nicht andre gefährdet. Viele von den jungen Menschen waren mir sympathisch, und oft hat es sich gelohnt.
Dementsprechend hoffe ich natürlich, dass diese Gesellschaft konsequent dabei bleibt, allen Menschen gegenüber Menschenrechte gültig zu halten.
Ein Umgang mit Gewalt ist notwendig, empfindliche Strafen müssen sein, aber: Rache ist kein Weg!

Pro Empathie für alle Menschen!  


Würdes du auch so denken, wenn solch ein "empathiewürdiger Mensch" einen nahegelegenen, lieben Angehörigen von Dir sinnlos tötet? Ernst gemeinte Frage.


es ist immer schwierig eine position aufrecht zu erhalten wenn man selbst betroffen ist. deshalb ist es wichtig, dass strafen in der hand einer objektiven instanz liegen, alles andere ist faustrecht.

diejenigen die sich hier im moment von rachegedanken leiten lassen sind genauso wenig persönlich von der tat betroffen. aber eine solche tat macht eine einseitige identifikation immer sehr einfach. und nur der stand unserer zivilisation steht zwischen uns und "auspeitschen", "steinigen" oder "kopf abschlagen".

nicht, dass das hier einer fordern würde, aber der wunsch dass der täter qualen erleidet wird ziemlich offen von manchen geäußert.


Was hier auch fehlt ist die Auseinandersetzung mit der Erziehung des Täters hier kommt nur platter Scheiß wie "Da kommt der dann mit der Ausrede schlechtes Elternhaus". Das sowas keine Ausrede ist, sondern etwas ist was lange Einfluss auf einen Menschen hat, wissen einige hier überhaupt nicht, haben sich vermutlich nie damit beschäftigt. Wenn ein Kind in einem gewalttätigen Elternhaus aufwächst, dann kennt das Kind nix anderes als sich mit Gewalt durchzusetzen. Es dauert oft sehr lange bis diese Menschen lernen das Gewalt keine Lösung ist und es auch andere Wege gibt Probleme zu lösen.

Das der Typ das Mädchen verletzen wollte steht ausser Frage, aber das er sie töten wollte halte ich für Quatsch. Auch ist er in einem Alter wo man noch nicht alle Konzequenzen seines Tuns vorher abwägt, da wird oftmals erst etwas gemacht und danach nachgedacht was man eigentlich für einen Scheiß gemacht hat. Das man vorher nachdenkt bevor man etwas tun will, das kommt bei vielen Menschen erst etwas später.

Einigen sollten mal einen Blick ausserhalb ihrer heilen Welt werfen und sich mal ernsthaft mit den Schattenseiten einer Gesellschaft auseinander setzen, dann wüssten sie das sowas nicht einfach so passiert und einige Leute garnix anderes kennen gelernt haben als alles mit Gewalt zu lösen. Dafür braucht Leute wie hier im Thread FrankenAdler die versuchen diese Leute auf den gewaltfreien Weg zu führen, die ihnen aufzeigen das es auch andere Möglichkeiten gibt als jemanden platt zu machen.
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Tackleberry schrieb:
FrankenAdler schrieb:
Tackleberry schrieb:
FrankenAdler schrieb:
SGE_Werner schrieb:
Miso schrieb:
Kann sich hier eigentlich irgendeiner vorstellen, dass der "Schlägertyp", 18 Jahre alt, das nicht wollte und sich jetzt furchtbar fühlt?
Ist das undenkbar?


Letztlich auch Spekulation, meine Liebe.

Dass er sie nicht töten wollte, glaube ich, Miso.

Aber dass er sich furchtbar fühlt... Ich glaube, so wie er scheinbar auf dem Video vor und nach dem Schlag reagiert, hat er ein Problem damit, mit Kritik und eigenen Aggressionen umzugehen, das scheint auch sein Vorstrafenregister zu zeigen. Dass er sich wahrscheinlich jetzt unwohl fühlt, weil er wahrscheinlich seine ganze Zukunft verbaut hat, kann ich mir vorstellen. Aber ob er wirklich Empathie für Tugce und ihre Familie empfindet? Also zum jetzigen Zeitpunkt. Ich glaub, ihm dämmert das erst langsam, was er getan hat. Ich hoffe für ihn, dass er diese Empathie etc. zumindest irgendwann entwickelt und nicht per Anwaltsschreiben im Schlusswort des Gerichtsverfahrens.

Ich hoffe für den Täter, dass er sich seiner Schuld bewusst ist, dass er sich helfen lässt, dass er einen guten Weg findet, mit seinen Problemen und seinen Aggressionen umzugehen. Und vllt. dann als Konsequenz dessen zu seiner Tat steht und versucht anderen Menschen zu helfen, die vllt. in selbige Probleme abrutschen oder schon abgerutscht sind. Das wünsche ich dem Täter. Dass er sein Leben lang versuchen wird, sich und die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Damit würde er Tugce nicht lebendig machen, aber den Werten, für die sie eingestanden ist, gerecht werden.

Und das alles unabhängig von der Strafe, die er zurecht bekommen wird. Er ist 18. Er wird so oder so aus dem Gefängnis rauskommen.


Ferndiagnose alez'!
Ich mag deinen Stil, aber was du da so empathisch alles vermutest, was der junge Mann da jetzt so empfinden könnte ...
Ich persönlich habe von Berufswegen einen empathischen Umgang mit solchen Jungs zu pflegen. Das heißt ich bin regelrecht dazu verpflichtet, mit solchen Menschen empathisch umzugehen.
Und ob ihrs glaubt oder nicht, das ist gar nicht so schwierig!
Bislang war noch kein einziges Monster dabei und nur ganz selten hatte ich das Gefühl, dass man jemanden am besten wegsperren würde, damit der/die nicht andre gefährdet. Viele von den jungen Menschen waren mir sympathisch, und oft hat es sich gelohnt.
Dementsprechend hoffe ich natürlich, dass diese Gesellschaft konsequent dabei bleibt, allen Menschen gegenüber Menschenrechte gültig zu halten.
Ein Umgang mit Gewalt ist notwendig, empfindliche Strafen müssen sein, aber: Rache ist kein Weg!

Pro Empathie für alle Menschen!  


Würdes du auch so denken, wenn solch ein "empathiewürdiger Mensch" einen nahegelegenen, lieben Angehörigen von Dir sinnlos tötet? Ernst gemeinte Frage.


Woher soll ich das wissen? Ich habe keine Ahnung, was ich machen, denken, fühlen würde, täte meiner Tochter, meinen Sohn jemand was zu Leide.
Empathie für einen Täter zu haben, heißt für mich nicht, dass ich nicht klar dazu Stellung beziehen würde, was dieser Mensch gemacht hat. Es geht nicht darum, irgendwas zu beschönigen. Lediglich darum, weiter einen Menschen zu sehen. Denn das ist er - und das bleibt er.
Sich Empathie für einen Täter zu erlauben heißt auch nicht, das Opfer weniger wichtig zu nehmen, oder gar, den Täter wichtiger als das Opfer. Das ist nicht die Frage.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hass niemanden besser macht, als er vorher war. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele der jugendlichen Täter annähernd null Selbstwert hatten. Wer keinen Selbstwert erkennt, schlägt um sich.

Glaubst du, Hass würde da helfen?
Mein Ziel ist immer, wie jemand damit aufhören kann, gewalttätig zu sein, um sich zu schlagen. WEnn mir das mit einem Menschen gelingt, dann kann ich dafür sorgen, dass es ein paar potentielle Opfer weniger gibt!

Täterarbeit ist präventiver Opferschutz! So lautet die Devise. Und glaub ja nicht, ich/wir würden für diese Haltung nicht ordentlich angefeindet!    


Ich bin gegen Hass, will ihn schon ganz und gar nicht fördern und fordern. Und ich habe Respekt vor Leuten, die in Tätern wie dem Tugce-Mörder noch den Menschen sehen. Natürlich ist er ein Mensch, bleibt das auch. Aber mir persönlich ist dieses "man muss auch den Täter verstehen lernen, an ihm arbeiten, dafür sorgen dass er das nicht nochmal macht" (sinnbildlich) einfach manchmal too much. Es geht ja dabei darum, ihnen eine zweite Chance zu geben. Tugce wird dies im konkreten Fall nie wieder lebendig machen. Ich würde so Leute in vielen Fällen (nicht in allen!) lieber zeitlebens hinter Gittern sehen.

Rache, Lynchjustiz etc. sind sicher die falschen Mittel. Aber von außen stehend ist das halt auch immer leicht gesagt, aus Opferseite sieht die Sache oft anders aus. Ich würde da von mir keine Ausnahme machen, sollte ich mal in solch eine Situation kommen. Ich würde für nichts garantieren, mir egal was dann mit mir geschieht. Verflucht mich dafür, ist aber so.

Bewundernswert finde ich zum Beispiel die Reaktion von Johnny K.´s Schwester, die nach dem Tod ihres Bruders zu Versöhnung aufrief und keinen Hass in sich zu tragen schien. Ich könnte das sicher nicht.

Immerhin, du gibst es offen zu, wie du die Lage siehst. Und ich bin sehr sehr froh, dass unser Justizsystem ein paar Generationen weiter ist.

Es wäre unfair, jemanden für eine Ewigkeit in den Knast zu schmeißen, der "nur" KV mit Todesfolge begangen hat, wobei auch das noch festgestellt werden müsste. Zudem reden wir von einem Heranwachsenden, deren Wert- und Moralvorstellungen, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht denen entsprechen, die ein Musterbürger haben sollte.
Und zuletzt sollte erwähnt werden, dass ein Knastaufenthalt Geld kostet. Da bevorzuge ich lieber die Wiedereingliederung in die Gesellschaft.
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Ich finde es immer wieder erstaunlich was fuer Leute hier im Forum unterwegs sind. Man findet zu fast allen Dingen fachliche Auskuenfte. Danke @FrankenAdler fuer deine Insider Informationen.  
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Morphium schrieb:
http://www.fr-online.de/offenbach/leitartikel-zum-fall-tu--e-a--der-boese-moslem-war-s,1472856,29206816,view,asFirstTeaser.html

Der böse Moslem war's

Politiker mit verengter Weltsicht schlachten den tragischen Tod der Studentin Tugçe A. in Offenbach für parteipolitische Zwecke aus: Der Chef der Freien Wähler in Frankfurt etwa, Wolfgang Hübner, hat mitbekommen, dass der Täter Moslem ist. Damit ist für ihn alles geklärt. Unser Leitartikel.


Gefundenes Fressen fuer Moslemhasser. Dass das Maedel auch eine Muslemin war, interessiert die nicht.



Abgesehen davon: Ich wuerde gerne wissen wie sich der Taeter gerade fuehlt, gut wahrscheinlich nicht. Und ich glaube auch nicht dass er sie umbringen wollte, Schlaeger hin, Schlaeger her. Eine Verkettung von ungluecklichen Ereignissen.


...der alte Freund Wolfgang Hübner, so Leute braucht Deutschland.  
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FrankenAdler schrieb:
adlerkadabra schrieb:
adlerkadabra schrieb:
FrankenAdler schrieb:
(...) Ich hab übrigens jahrelang Anti-Gewalt-Trainings nach richterlicher Weisung geleitet ...

In der heutigen Ausgabe der SZ eine ganz interessante Reportage - explizit vor dem Hintergrund von Tukces Tod - von einem Anti-Gewalt-Training in Lenggries:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/anti-gewalt-training-fuer-jugendliche-faust-aufs-herz-1.2247949

Frage @FA: widerspiegelt das so etwa Deine Erfahrungen?


Ja, das spiegelt meine Erfahrungen wieder. Genau das habe ich in meinem letzten Post gemeint. Leute ohne Selbstwertgefühl, mit Trauer und einem ***** voller scheiß Erfahrungen neigen halt dazu, das zu tun was sie am besten können. Und wenn das schlagen ist, dann schalgen sie. Nimmst du ihnen das, was haben sie dann noch? Das muss man in der Arbeit mit den Jungs und Mädels beachten. Wir wollen sie stark genug machen, dass sie das alte Verhalten nicht mehr brauchen. Und da gehört mehr dazu, als nur reden.
Dafür machen wir Kontakte zu Praktikumsstellen, Drogenberatung, Therapeuten, Arbeitsagentur oder wir schaun gemeinsam mit dem Jugendamt nach weiterführender Hilfe.
Genau das übrigens, was man auch im Jugendknast versucht, nur dass da der Biographiebruch dann halt schon da ist.
Wir müssen uns entscheiden. Entweder wir sperren alle Gewalttäter weg, so lang und effektiv wie möglich, bringen sie um oder wir kümmern uns um die Leute, um sie aus diesem Teufelskreis raus zu holen.
Und wer es gar nicht checkt, den muss man halt wegsperren, da hilft sonst nix!
Auch das muss klar sein!

Danke, ich fand übrigens Dein erstes langes Posting zum Thema auch schon interessant.

Gut, was tun? Fest steht zweierlei: das Opfer kommt, sperrt man den Täter nun weg oder versucht man ihn zu therapieren,dadurch leider nicht mehr zurück. Das ist bitter und die Vorstellung schwer zu ertragen.

Wenn ich aber den Kollegen FA hier lese, der aus eigener professioneller Erfahrung heraus berichtet, und auch den Beitrag in der SZ, dann denke ich, es lohnt sich allemal, es zunächst mit der Therapie zu versuchen. Kommt man damit weiter, dann ist wenigstens in einem zweiten Leben etwas Positives passiert, es kann sinnvoller und lebendiger gelebt werden und im besten Fall auch andere positiv inspirieren. Mit anderen Worten: viel potentiellem Unheil könnte präventiv begegnet werden.

Klar, es kann auch schief gehen und ein Täter trotz Therapie wieder rückfällig werden. In diesem Fall hätten dann die strafrechtlichen Konsequenzen zum Tragen zu kommen. Allerdings ist ebenso klar, dass ein Mensch, der Jahre eingesessen hat, nach seiner Entlassung vermutlich eher verhärteter und aggressiver in die Gesellschaft zurückkehrt, als er diese zuvor verlassen hat, und dies mit allen zu erwartenden negativen Folgen.

Damit kann ich allerdings nur ganz grob einen Rahmen beschreiben. Entscheidend wichtig wären darüber hinaus Parameter wie der genaue Tatbestand, das Verhalten des Täters, die Frage: ersmalige oder wiederholte Tat etc.


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