Streik -diesmal nervts!
Thread wurde von skyeagle am Donnerstag, 31. Oktober 2024, 16:04 Uhr um 16:04 Uhr gesperrt weil:
Siehe: https://community.eintracht.de/forum/diskussionen/141794
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Über deine "Zieldefinition" von Arbeitskampf können sich die Arbeitnehmer nur herzlich bedanken. Damit haben die DGB-Gewerkschaften seit 1990 den größten Reallohnverlust in ihrer Geschichte verursacht. Es scheint sich mehr zu lohnen, ernsthaft zu kämpfen, wenn man etwas erreichen will.
Nun versucht ja die Bahn grad im Moment -und das mit Unterstützung der Politik und Medien- die in ihrem Betrieb organisierten Arbeitnehmer in eine ihr genehme Regelung zu pressen, die der kleinen GDL mal schlicht den Gar aus machen würde. DAS nenne ich Erpressung. Die GDL ist diesbezüglich nicht bereit nachzugeben und weiß die Berufsgruppe der Lokführer mehrheitlich hinter sich.
Erpressung ist als Beschreibung für Arbeitskampf ein wenig unglücklich gewählt in Zeiten von weichgespülter korrekter Sprache. Aber was anderes sollte jeder Streik sein? Es geht darum gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Räder still stehen um eine Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Löhnen zu erreichen. Beides kann ich den Lokführern nicht verübeln. Und die Mehrheitsgewerkschaft in der die anderen Berufsgruppen organisiert sind hat da eben wenig dazu zu sagen. Also haben sich die Lokführer in ihrem Recht auf Koalitionsfreiheit eben eine Gewerkschaft gesucht von der sie gut vertreten werden - und die man jetzt quasi handlungsunfähig machen will, eben in dem man alle Arbeitnehmer in die Tarifeinheit zwingt.
Ich kann die Jungs gut verstehen. Ich bin als Mitarbeiter einer städtischen Verwaltung auch nicht in der Mehrheitsgewerkschaft verdi sondern bei der GEW, weil diese Gewerkschaft meine/unsere Interessen wesentlich mehr berücksichtigt. Und auch hier, selbst innerhalb des DGB wird von verdi (gemäßigter) ähnlich gegen die "Spartengewerkschaft" vorgegangen.
Du und Stefan habt ja sicher nicht in allem Unrecht, für mich gibt es in der ganzen Angelegenheit auch kein pauschales "richtig" und "falsch", oder "gut" und "böse". Ich frage mich halt, ob es der GDL im aktuellen Tarifkonflikt primär um "eine Verbesserung von Arbeitsbedingungen und Löhnen" - geht, oder um den eigenen Machterhalt und -ausbau. Das "L" steht bekanntlich für "Lokomotivführer" - warum will die Gewerkschaft nun auch für andere Berufsgruppen Tarifverhandlungen führen dürfen, selbst wenn dies juristisch legitim ist (es ist ja noch immer die eigene Entscheidung, ob man es denn auch tut)? Warum konzentriert man sich nicht weiter auf seine Kerngruppe "Lokomotivführer", für die man ja auch in den vergangenen Jahren gewerkschaftsübergreifend den Tarif verhandeln durfte - und dies, wohl mehr schlecht als recht, auch tat? Der Meinung sind übrigens auch nicht wenige GDL-Angestellte, die mittlerweile mit "ihrer" Gewerkschaft stark zu fremdeln beginnen.
Kämpfste nicht, heißt es "selbst schuld, wenn de nix hast. Du kämpfst ja auch nicht dafür."
Kämpfste dann dafür, heißt es auf einmal "unsolidarisches Schwein".
Claus Weselsky im Interview
Respekt an Focus, Dreckschweine.
Und was war im Interview?
Und was steht im Focus?
Und wer sind die Dreckschweine?
http://www.focus.de/finanzen/news/streik-bei-der-bahn-ex-gdl-chef-weselsky-kann-diesen-kampf-nicht-gewinnen_id_4251269.html
Darf man Streik mit Erpressung gleichsetzen und gut heißen? Erpressung ist doch ein strafrechtlicher Tatbestand? Ich habe nichts gegen Streik aber für mich sollte Streik das letzte Mittel sein und nicht mit stolz ausgeführte Erpressung?
Und hat eine Gewerkschaft und insbesondere die Arbeitnehmer nicht auch eine Verpflichtung für das bestreikte Unternehmen? Gerade im Güterverkehr werden sich viele nun endgültig weg von der Schiene bewegen. Wenn es dann zu einem Abbauprogramm kommt, wird sich das rächen?
Und gerade ein Arbeitsplatz bei der Bahn ist doch de facto nichts anderes als ein lebenslanges Einsitzrecht. Da wird niemand gefeuert, die Betriebsrente ist purer Luxus etc. Die Tarifabschlüsse über dem Durchschnitt vieler anderer Branchen.
Und nochmals die Frage, warum muss die Bahn gezwungen - erpresst - werden, mit mehreren Gewerkschaften zu verhandeln? Wo ist der tiefere Sinn?
Ich habe nichts gegen Streik - im Gegenteil. Aber die Entwicklung halte ich für falsch und wird sich rächen
Für mich zwiespältig die ganze Geschichte. Dieses extreme Draufhauen auf die GDL gefällt mir trotz aller berechtigter Kritik nicht. Streiks in Bereichen, die nicht die Öffentlichkeit betreffen, werden absolut gut gefunden (z.B. Metall, Chemie usw.), die anderen, bei denen nicht irgendwelche Zulieferer, sondern das Volk betroffen ist, sind abgrundtief schlecht. Das habe ich als Bediensteter des öff. Dienstes schon bei Kollegen erleben müssen, die gestreikt haben.
Dem ganzen könnte man übrigens Abhilfe leisten, wenn man die Leute verbeamtet, aber Beamtenstatus ist ja auch verpönt. Ziemlich verlogen das Ganze.
Ich möchte nicht, dass das Streikrecht ausgehöhlt wird, nur weil es den Menschen nicht passt. Aber man muss auch die Balance finden... sprich willst Du recht haben oder glücklich sein.
Dass die Gewerkschaft der Lokführer übrigens für einen Teil der Zugbegleiter zuständig ist bzw. sein will, klingt für mich irgendwie komisch. Vllt. sollten sie sich umbenennen.
Quelle: http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=34954&key=standard_document_53481083
Die Bekämpfung von Betriebsräten und Gewerkschaften als professionelle Dienstleistung
Studie
Die Studie versucht, einen ersten empirischen Einblick in die Dienstleistungen und Arbeitsweisen von Union-Busting-Akteuren in Deutschland zu geben.
http://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/morgenmagazin/politik/GDL-Chef-Claus-Weselsky-Der-Vorsitzende-der-steht-wie-ein-Baum-100.html
Wen will Weselsky denn künftig noch mit vertreten? So als Chef der Gewerkschaft der Lokführer? Vielleicht sollte er sich den Namen seiner Gewerkschaft mal von jemandem erklären lassen, der noch nicht völlig durchgeknallt ist.
Gestern habe ich ein Radiointerview seines Vorgängers gehört und der hat sich nicht viel Mühe gegeben, nicht zu zeigen, was er von seinem Nachfolger hält.
Dieser Grögaz (Grösster Gewerkschaftführer aller Zeiten) geht einem ganz schön auf den Zeiger. Dem geht es schon lange nicht mehr dadrum für seine Leute mehr Lohn oder bessere Arbeitsbedingungen raus zu holen, der will mit seiner Blödelgewerkschaft nur viel mehr Macht haben und dafür ist dem kein Mittel zu schäbig.
Zunächst einmal, mich stört dieser Streik relativ wenig und ja , es heißt Arbeitskampfrecht , es ist aber auch keine kriegerische Handlung, sondern verlangt die Einhaltung von Regeln um für eine größtmögliche Anzahl von Arbeitnehmern was zu erreichen. Verbrannte Erde nützt am Ende den wenigsten.
Ich glaube , das die GDL der Arbeitnehmerseite einen Bärendienst erweist.. Sie richtet sich im Kern gegen die Masse der Beschäftigten. Sie schwächt nämlich im Ergebnis die Gewerkschaften als Ganzes und zwar im Kern . Dies wiederum halte ich für schlecht.
Die GDL nimmt den anderen buchstäblich die Waffen aus der Hand.
Die GDL vertritt -aus ihrer Sicht auch schlüssig - zunächst einmal die Interessen ihrer Mitglieder. Setzten sie sich mit ihren Forderungen durch, wird dies eine weitere Aufsplitterung auf Gewerkschaftsseite zur Folge haben. Es werden sich weitere diverse kleinere Gewerkschaften gründen ,die alle versuchen werden ihre Partikularinteressen durchzusetzen..
Nur ..und hierin liegt meines Erachtens das Problem, das wird nicht bei allen so erfolgreich funktionieren wie bei den Lokführern.
Zum einen werden viele kleinere Gewerkschaften nicht den Organisationsgrad erreichen der notwendig ist , um erfolgreich mit der Arbeitgebern verhandeln zu können, zum anderen besitzen sie höchstwahrscheinlich häufig gar nicht das Druck und Drohpotential um den Betriebsablauf "vernünftig" stören zu können. Ich garantiere dir, die Arbeitgeberseite verfährt dann erst mal nach "divide et impera ". Arbeitnehmer die nicht über eine derartige Schlüsselposition wie die Lokführer verfügen werden deutlich schlechter fahren.
Das schöne Motto " Alle Räder stehen still, wenn mein starker Arm es will " ist dann Geschichte..
Schöne Aussichten für Arbeitgeber. Das könnte kostengünstiger werden.
Das was die GDL da abzieht ist ja nicht neu. Neu ist nur der Egoismus auf Seiten einer Gruppe.
Schwerpunktstreiks an Schlüsselpositionen gibt es ja schon länger. Franz Steinkühler von der IG Metall hat in den 80er Jahren diese Taktik " der neuen Beweglichkeit " generalstabsmäßig ausgetüftelt und mit der gezielten Bestreikung von Zulieferbetrieben die halbe Automobilindustrie lahmgelegt . Dazu bedufte es noch nicht mal sonderlich vieler Personen die am Streik beteiligt waren , was wiederum den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass die Streikkasse von Millionen von Beschäftigten im Bereich Metall kaum belastet wurde.. Das ist im Fall der GDL übrigens anders... deren Kasse ist nicht so prall. Warte es mal ab. Die Bahn.. respektive der Steuerzahler kann das länger durchhalten .
Anyway, durch diese Maßnahme hat man dann sehr gute und zügige Abschlüsse erreicht. Wohlgemerkt zum Wohle fast aller Arbeitnehmer der Metallbranche. Das wiederum ist für mich gelebte Solidarität.. In diese Richtung geht auch das geplante Tarifeinheitsgesetz. Diesbezüglich verweise ich auf meinen Beitrag 460.
Aber bitte, wenn die Führung der GDL meint Hauptsache ihnen geht es gut und der Rest kann enteiert werden, dann soll das wohl so sein.
Soweit ich es verstanden habe, geht der Streik erstmal nur um die Frage, ist die Bahn bereit mit der GDL nicht nur über die Lokführer sondern auch über das andere Zugpersonal zu verhandeln. Diese Personengruppe (Zugbegleiter etc.) wurden bisher tarifvertraglich von der Konkurenzgewerkschaft EVB vertreten.
Die Bahn ist wohl nicht bereit mit der GDL über dieses andere Personal zu verhandeln. Diese Verhandlungsbereitschaft der Bahn will die GDL jetzt erstreiken. Die Bahn schlägt vor, dasss man mit beiden Gewrkschaften verhandelt, mit Ziel eine 3-er Vereinbarung zu bekommen. Klappt das nicht, so soll der Abschluß mit der Gewerkschaft gelten, die die meisten Mitglieder in der Beschäftigtengruppe vertritt. Das wäre wohl zur Zeit wohl nicht die GDL. und somit der Grund für Herrn W. eine Schlichtung abzulehnen. Ich kann verstehen, wenn man aus Gründen des Betriebsfriedens für eine Mitarbeitergruppe nur einen Tarifvertrag hat und nicht zwei oder drei.
Ginge es "nur" um den Lohn und die Arbeitszeit wäre man wohl schnell einig. Diese Gespäche lehnen aber wohl beide Seiten aus den o.g. Gründen ab.
Schöne Legende, die da allenthalben gepflegt wird: Große Gewerkschaft will sich fürsorgend für alle Interessen einsetzen, und kleine Ego-Gewerkschaft versagt ihr die Solidarität und tritt eigennützig nur für ihre Interessen ein.
Wenn man aber mal recherchiert, stößt man gleich zu Anfang auf etwas Merkwürdiges: Die GdL gibt es schon seit 1919, sie ist die älteste Gewerkschaft in Deutschland. Nach der Verfassung der Weimarer Republik hatten Beamte, was die Lokführer ja waren, nämlich ein Koalitions- und Streikrecht.
Weil es sie schon so lange gibt, ist sie auch keine kleine Gewerkschaft. Die Deutsche Bahn rechnet, dass sie etwa 37.000 Mitarbeiter in diesen Bereichen beschäftigt. Davon sind 19.000 Mitarbeiter bei der GdL, nur etwa 8.000 bei der Konkurrenz-Gewerkschaft EVG, die Teil des DGB ist. Etwa 10.000 Mitarbeiter sind nicht Mitglied bei einer der Gewerkschaften. Weil die EVG jedoch eine Art übergeordnete Transportgewerkschaft ist und als solche etwa 200.000 Mitglieder zählt, wird die GdL in die Ecke gedrängt und die EVG als die „größere Gewerkschaft“ bezeichnet.
Kleine Randnotiz: Aus diesem Grund ist die EVG übrigens auch gegen das geplante Tarifeinheitsgesetz. Als Rechnungsgröße soll darin nämlich der "Betrieb", nicht z.B. der Konzern gelten. Und da wäre die EVG eben die kleine Gewerkschaft.
Wenn es die GdL nun schon so lange gibt, warum tritt sie denn erst seit 2007 so massiv auf? Weil sie auf einmal die Solidarität verweigert? Nein, sondern weil die Lokführer von der Vorgängergewerkschaft der EVG, der Transnet, verkauft und verraten werden sollten. 2007 stimmte Transnet einem Tarifvertrag mit der Deutschen Bahn zu, demzufolge neue Lokführer zu Stundenlöhnen von 7,50 Euro beschäftigt werden sollten. Damals sollte die Gewerkschaft der Lokomotivführer erstmals entmachtet werden: Die Deutsche Bahn erklärte laut Vertrag Transnet kurzerhand zum Vertreter für die neuen Billig-Lokführer.
Für die Bereitschaft, zwecks Unterstützung der Börsenpläne der Bahn die Arbeiter zu verraten, wird man selbstverständlich belohnt: Der Gewerkschaftsführer Norbert Hansen wechselte wenige Monate nach der Unterzeichnung des Dumping-Vertrags in den Vorstand der Deutschen Bahn. Nach nicht einmal zwei Jahren wurde er mit einer Abfindung von 3,3 Millionen Euro entlassen.
So erklärt sich die allgemein hohe Kampfbereitschaft der GdL, und nicht mit mangelnder Solidarität. Und so erklärt sich auch die nur mit Streik zu brechende Absicht der Bahn, durch den angebotenen Tarifvertrag inklusive Streikverbot die GdL zu entmachten und wieder mit der handzahmen EVG kungeln zu können.
So ist es! Mit Deiner Auffassung, dass es der Führung der GDL hauptsächlich darum geht, dass es "ihnen" besser geht als anderen Eisenbahnern, liegst Du m. E. vollkommen richtig.
Ein Lokführer, der Mitglied dieser Organisation ist, hat öffentlich gesagt, dass ihm die Politik des Vorsitzenden der GDL gegen den Strich gehe, weil es diesem nur um persönliche Profilierung ginge. Ein anderer Kollege aus der EVG brachte es auf den Punkt: Sein Verständnis sei aufgebraucht, wenn einer meint es gebe Eisenbahner erster und zweiter Klasse!
Mir persönlich tun die Kollegen, die als Lokführer Dienst tun leid. Sie (und nicht alle stimmten für den Streik oder sind in der GDL organisiert) spüren die Wut der Bahnkunden, die eigentlich diejenigen treffen sollte, die meinen ihre Muskeln (noch einmal) zeigen zu müssen.