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Urlaub an der Panke - Wo die wilden Kerle wohnen und Princen geboren werden

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Danke fürs Mitnehmen in den Kietz, des Prince.
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Den Beitag sollte dem Prince bitte jemand zwitschern. Ich kann es nicht!
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Ich bin begeistert.

Das mit dem rassieren kann ich nachvollziehen hatte das Erlebnis in den Emiraten. Da geht das Herz ein wenig schneller, aber wie du schriebst man fuehlt sich rein.

Danke

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DaZke!
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Eine wunderbare Rundreise durch den Wedding mit all seinen Facetten. Mit deinen Worten zeichnest du dem geneigten Leser ein sehr sensibles, vor allem aber aufschlussreiches Bild der Boateng Brüder. Deine Eindrücke über die dort lebenden Menschen runden deinen sehr beeindruckenden Beitrag zu einem faszinierenden Erlebnis ab.

An dieser Stelle zitiere ich dich selbst, denn mit diesem Statement triffst du auch zielgenau meinen Nerv:

"Wer nicht bereit ist, die Ebene der Oberflächlichkeit  zu verlassen, dem werden völlig zu Recht die  vielen aufregenden, spannenden und geradezu hinreißende  Perspektiven verwehrt bleiben."

Vielen Dank Brodowin!
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Grandioser Einblick. Wer sorgt dafür, dass Kevin den Bericht zu lesen bekommt?
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SGE_Werner schrieb:

Grandioser Einblick. Wer sorgt dafür, dass Kevin den Bericht zu lesen bekommt?


Sollte er unbedingt zu lesen bekommen.
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Weddinger Heldengeschichten Part II

Mit Fortsetzungsgeschichten ist das ja so eine Sache. Das kann gut gehen, muss aber nicht. Man kann ja schon froh genug darüber sein, dass sich einige durch den ellenlangen Text der ersten Wedding-Exkursion aus dem letzten November gekämpft haben und den am Ende sogar auch noch ganz ok fanden. Und ehrlicherweise war es nie geplant, dieses Forum mit einer zweiten Wedding- Exkursion zu langweilen. Bei Kinofilmen oder Büchern ist der zweite oder gar dritte Teil oft genug billiger Abklatsch, den keiner sehen bzw. lesen will und wo es höchstens darum geht, noch ein bisschen Geld rein zu bekommen.  Zumindest der letzte Punkt kann in diesem Falle hier  aber schon mal ausgeschlossen werden.
Und eigentlich hatte man sich   vorgenommen, nicht mehr auf dieser Wedding-Nummer rum zu reiten, denn auch die ist irgendwann ausgelutscht. Aber als dann die Nachrichtenlage um unsere  Frankfurter Eintracht in diesem Sommer eine spektakuläre Wendung nahm, reifte der Gedanke, dass es vielleicht doch noch mal in den Wedding gehen muss. Und so habe ich mich auf die Gefahr hin, dass das ein zweiter Teil der Marke „aufgewärmter Kaffee“ wird, dann doch zu einer zweiten Wedding- Exkursion aufgemacht und darüber ein paar Zeilen verfasst. Die Umstände waren günstig, ein Urlaubstag war noch frei  und die wenigen Sonnenstunden, die dieser Spätsommertag bereithielt, wurden voll ausgenutzt und eingefangen. Der ausdrückliche Vorsatz war diesmal, dass es nicht wieder so ein langer Text wird, wie bei unserer Tour auf der Suche nach den Wurzeln der Kovač-Brüder letztes Jahr. Aber wie das eben mit diesen guten Vorsätzen immer so ist: man hält sie am Ende  doch nicht ein. Somit erfolgt auch hier wieder die eindringliche Warnung an alle, die lange Texte nicht mögen: Bitte schnell weg klicken!


Es geht also ein zweites Mal mit  einträchtlichen Hintergedanken  in den Berliner Wedding.  Immerhin stammt der  vielleicht schillerndste Eintracht-Neuzugang der letzten Jahre aus diesem Kiez, unweit des  Schillerparks. Das ehemalige Wohnhaus der Kovac-Brüder und das der  Boatengs liegt aller höchstens  zwei Kilometer voneinander entfernt. Und so macht man sich an einem freundlichen Spätsommermorgen motiviert  auf den Weg in den Wedding. Die sehr überschaubare Forschungsausrüstung besteht heute aus einem mobilen Telefongerät mit Kamerafunktion, leistungsstarken Kopfhörern und ein bisschen Kleingeld in der Tasche. Als Transportmittel zu unserem Exkursionsziel wird an diesem Morgen  zunächst die Straßenbahnlinie M13 gewählt, die an der Wisbyer Straße bestiegen wird. Von dort rollt man nun also an Bord der Tram zunächst in westlicher Richtung durch den Prenzlauer Berg. Man überquert die Bösebrücke, die in Wirklichkeit gar nicht so böse ist, da hier schließlich an jenem geschichtsträchtigen Tag im November 1989 die Schlagbäume als erste nach oben gingen. Und dann  gleitet man auch schon wieder ein in den Wedding. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Haltestelle Osloer Straße/Prinzenallee, wo man die Tram bedenkenlos   verlassen kann, wenn man sich für die Herkunft der Boateng-Brüder, insbesondere für Kevin-Prince Boateng interessiert.

Und wie soll man ihn denn jetzt überhaupt nennen, diesen  Kevin-Prince Boateng? Kevin oder Prince? Oder Kevin-Prince?  Dazu an dieser Stelle die kleine Abschweifung:  Als Kevin-Prince Boateng 2009 aus der deutschen U21-Nationalmmanschaft geflogen ist, entschloss er sich künftig für das Land seines Vaters anzutreten. Dies war eine Zäsur in seinem Leben, die am Ende zahlreicher Enttäuschungen und  Missverständnissen stand. Zu der Geschichte gibt’s weiter unten noch ein paar ausführlichere Sätze. Als dann schließlich alle Formalitäten geklärt waren und er die Spielgenehmigung für Ghana erhielt, ließ er auf sein Trikot unter die Rückennummer den Namen „Prince“ beflocken und nicht mehr wie bislang auf seinen Trikots  „Boateng“. Gut möglich also, dass der Name „Prince“ damals so  eine Art Neuanfang für ihn darstellte. Immerhin nennen ihn alle, die ihn von früher kennen, immer noch Kevin und in der Fußballwelt wird er weiterhin Boateng genannt. Dennoch stand auf allen seinen Trikots, sei es Nationalmannschaft oder Verein, seither „Prince“.  Und auch bei seiner Ankunft in Frankfurt verkündete Jan-Martin Strasheim , dass er „Prince“ gerufen werden möchte. Und diesem Wunsch wird im Folgenden versucht, zu entsprechen.

Es ist jedenfalls kurz nach halb zehn am Morgen, als man aus der Straßenbahn aussteigt. Der erste Eindruck vom Wedding an dieser Stelle: Es ist schon schroff hier. Zumindest auf den ersten Blick schroffer als im Kovac-Kiez, rund um die Turiner Straße. Wenn man es mit einer Meeresküste vergleichen würde, dann ist es bei den Kovacs zwischen Schillerpark und Leopoldplatz eher so grober Steinstrand, wohingegen es hier, wo die Boatengs her kommen, schon astreine Felsenküste ist.

Aber wir lassen uns natürlich nicht abschrecken, denn unter dem sonnigen Spätsommer-Himmel, der sich an diesem Morgen über dem Wedding ausbreitet,  sieht auch diese schroffe Seite des Bezirks  erstmal  ziemlich freundlich aus. Nun ist es zugegebenermaßen eine ziemlich abgedroschene Idee, wenn  man zunächst mal den Fußball-Käfig an der Panke aufsuchen möchte, in dem die Boateng-Brüder sich die entscheidenden Skills für ihre spätere Fußball-Karriere aneigneten. Ja,  es gab bereits unzählige Journalisten und auch Journalistinnen, die diese Idee hatten und von dort berichteten. Die Geschichte der Boatengs scheint eine große Anziehungskraft zu haben. Die Familie Boateng hat offenbar eine Strahlkraft, die zumindest dafür sorgt, dass jeder fußball-interessierte Mensch eine grobe Vorstellung von der Herkunft der Brüder hat. Jedenfalls   inspirierte die Geschichte schon einige Leute, nach den Wurzeln der Boatengs zu forschen und darüber zahlreiche Texte oder gar Bücher zu schreiben. Inhaltlich bieten diese Texte eine   Spannweite   vom Sportjournalismus bis hin zu soziologischen oder gar psychologischen Überlegungen.  Man wird das Gefühl nicht los, dass den Boateng-Clan,  auch wenn man das Wort Aura vermeiden will  (wie es der upandaway neulich schon in diesem Forum schrieb)  dann doch zumindest  ein Spirit umgibt, der die Leute fasziniert. Und die Geschichten, die über die Familie Boateng geschrieben wurden und für die die Boatengs herhalten mussten, reichen über die unterschiedlichsten Genres: von  moderner „Cinderella-Story“ über „Die Geschichte von Kain und Abel des Fußballs“  bis hin zu „Vom Ghetto-Kind  zum Millionär“.

Aber trotz dieser vielen bereits geschriebenen Geschichten, fühlt man sich dahin gezogen,  an die Panke. Diese Panke ist ein Fließgewässer, welches  hier im Wedding eigentlich zu groß ist, um als Bach bezeichnet zu werden aber auf der anderen Seite zu  klein, um schon als Fluss durch gehen zu können. Insgesamt hat die  Panke  nur eine Länge von 29 km, aber wenn man sich den Flusslauf vor Augen führt, kann man sagen, dass sie eigentlich durch mehrere Welten fließt. Sie entspringt nord-östlich von Berlin im brandenburgischen, dringt dann über Berlin-Buch in die Stadtgrenze ein. Nachdem sie die äußeren Stadtteile durchflossen hat, passiert sie das bürgerlich-beschauliche Pankow und erreicht schließlich den wilden, unbändigen  Wedding ehe sie sich am Nordhafen in den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal ergießt. Die Panke  zeichnet  an ihrem Ufer also all die  Gegensätze und Widersprüche nach, die diese Hauptstadt und ihr Umland auf so engem Raum   prägen. Der Flusslauf der Panke wurde insbesondere im Zuge des Mauerbaus immer wieder umgeleitet und beeinflusst.  Und auch dort, wo unser Prince das Fußballspielen lernte, ist die Panke von Menschenhand gelenkt. Extrem begradigt und auf beiden Uferseiten eingemauert hat sie an dieser Stelle aber mal so gar nichts von einem romantisch dahin fließenden Gewässer. Sie stürzt geradezu vor sich hin, in beachtlicher Fließgeschwindigkeit.  Die wenigen Enten, die auf ihr schwimmen, können einem fast leidtun, denn sie müssen sich mit ihren kleinen Füßen mächtig ins Zeug legen, um überhaupt die Position halten zu können. Das ganze Szenario  sieht fast wie eine  Gegenstromanlage für zivilisationsfolgenden  Wasservögel aus.

Wenn man nun also diesem  (zumindest an dieser Stelle) wenig idyllischen Flüsschen aus nördlicher Richtung kommend folgt, gerät man in der Sackgasse an  einen Wendehammer. Von dort blickt man in eine kleine Grünanlage. Linker Hand im Schatten eines alten Industrie-Schornsteins eine Kfz-Werkstatt, die – zumindest  auf den ersten Blick - nach Schrauber-Romantik im  Blaumann, mit Schmieröl-Pfoten und überdimensionalen Foto-Kalender mit nackten Frauen an der Wand  aussieht. Rechts jagt  die Panke flussabwärts und wenige Meter weiter auf der linken Seite, hinter einem kleinen Spielplatz liegt er dann leibhaftig vor einem: Der Fußball-Käfig, in dem Prince  auf spielerische Weise den Grundstein für sein Kariere als Fußballprofi legte. In diesem schroffen, verbauten und teilweise auch ziemlich  beengendem Wedding, wirkt die kleine Grünanlage, in der der Käfig steht, fast wie ein geheimer Rückzugsort, eine kleine Oase. Da die Sonne an diesem Morgen auch noch ein angenehm warmes Licht auf die kleine Anlage rund um den Fußballkäfig wirft, fühlt man sich von einer der herumstehenden Park-Bänke zum Verweilen eingeladen. Und natürlich wurde die Geschichte schon unzählige Male erzählt, aber sie ist eben doch  faszinierend genug, um noch ein weiteres Mal erzählt zu werden: Die Geschichte von diesem Käfig, in dem so viele Jungs und Mädels kickten, in dem sich so viele von ihnen diese  einzigartige Technik aneigneten und ihrer Fußball-Instinkte entwickelten, wie man sie vermutlich nur schwer in einer professionellen Fußball-Ausbildungsakademie eines Brausekonzerns erlernen kann. Natürlich haben die Boateng-Brüder schon oft darüber berichten müssen, wie sie hier bei Wind und Wetter bis spät in die Nacht Fußball spielten.  Wie sie sich einen Besen in der benachbarten Autowerksatt borgten,  um die Pfützen auf dem Platz auszufegen, wenn es mal wieder in Strömen regnete. Und  wie sie sich abends die kleinen Steinchen aus den Knien kratzen mussten oder  wie George Boateng ein paar Baustellenlampen klaute, damit sie wenigstens ein bisschen Licht hatten, wenn sie hier teilweise bis nach Mitternacht kickten. Und wenn schon alle anderen Jungs nach Hause mussten, waren Kevin-Prince und George Boateng immer noch da und spielten. Zur Not Eins-Gegen-Eins.  Sie spielten hier im Käfig nach ihren eigenen Regeln. So waren oft nur zwei Ballberührungen erlaubt und die Boatengs nahmen sich oft  vor  nur mit ihrem  schwächeren Fuß zu spielen. Irgendwann sollen die Jungs, die hier kickten, mal so genervt davon gewesen sein, dass der Ball dauernd über die hohen Zäune geflogen ist, dass sie alle zusammenlegten und für 130 Mark ein Netz im Baumarkt kauften und dies über den Fußballkäfig spannten, so dass der Ball nach oben nicht mehr aus dem Käfig entweichen konnte. Dieses Netz hängt noch heute da. Und dieses Netz ist ein Alleinstellungsmerkmal dieses Käfigs. Damit unterscheidet er sich von den vielen anderen Käfigen im Wedding.

Der Großstadtlärm ist hier an der Panke zwar hörbar, scheint  aber ein ganzes Stück weit weg zu sein. Auf den ersten Blick wirkt es hier geradezu beschaulich. Bei genauerem Hinsehen fallen aber auch  die im Gebüsch liegenden Schlafsäcke und Isomatten sowie die Müllberge auf, die darauf hinweisen, dass diese grüne Oase offenbar auch von Obdachlosen als Übernachtungsstädte genutzt wird. Man wird also trotz der entspannten Spätsommeratmosphäre im Grünen gleich wieder damit konfrontiert, dass hier nicht alles Eitel-Sonnenschein ist und dass man sich mitten im Brennpunkt-Kiez befindet. Nach Aussagen der Boateng-Brüder gilt die kleine Anlage an der Panke zudem als Drogenumschlagplatz und als Junkie-Treffpunkt.  Ein Mann, dessen Alter man nur schwer einschätzen kann – irgendwas zwischen 25 und 50 – schleicht im Park umher und beäugt einen misstrauisch. Aber der Spätsommermorgen ist gerade viel zu angenehm, als das dass man sich davon stören lassen würde. Man denkt also über die Boatengs nach und vor allem natürlich an den Prince, der jetzt im Eintracht-Trikot aufläuft.

Wie gesagt: Den meisten interessierten Fußballfreunden wird die Geschichte der Boateng-Brüder zumindest in groben Zügen bekannt sein. Dennoch kann man sich ja ein paar Eckpunkte noch mal vor Augen führen: Unser Kevin-Prince Boateng wuchs mit seinem älteren Bruder George Boateng und drei weiteren Geschwistern genau hier im Wedding auf. Der aus Ghana stammende Vater, Prince Boateng, verließ die Familie als Kevin-Prince sehr klein war. Fortan wuchsen Kevin-Prince und George also mit ihrer deutschen Mutter und den  Geschwistern  im Wedding auf. Die Mutter von unserem Prince soll übrigens mit dem WM-Helden von 1954, Helmut Rahn, verwandt sein, sodass Kevin-Prince Boateng möglicherweise der Großneffe von Helmut Rahn ist. Dies wiederum scheint eine ausgezeichnete Voraussetzung zu sein, dass sich Prince im Sturm mit unserem neuen Rekord-Transfer-"Helmut" bestens verstehen dürfte.  Mit seiner neuen Partnerin wurde jedenfalls der Vater Prince Boateng kurze Zeit später Vater von Jérôme Boateng, der  – im Vergleich zum Wedding – im recht beschaulichen Wilmersdorf aufwuchs. Die Brüder George und Kevin-Prince hatten in den Folgejahren keinen Kontakt zu ihrem Vater und auch ihren Halbbruder Jérôme, dem heutigen Bayern-Innenverteidiger und deutschen Nationalspieler, lernten sie erst Jahre  später kennen.

Wenn man dort so auf der Parkbank, wenige Meter vom boatengschen Fußballkäfig entfernt sitzt, versucht man sich vorzustellen, wie sich so eine Kindheit in diesem Kiez anfühlen mag. Man tut diese natürlich  im Bewusstsein, dass man sich vermutlich nicht mal im Ansatz realistisch in hier aufwachsende Kinder hereinversetzen kann, wenn man eben nicht hier aufgewachsen ist. Und ganz sicher ist es für Eltern nicht einfach, ihre Kinder in diesem Kiez groß zu ziehen. Hier kommen Kinder und Jugendliche vermutlich schon früher mit bestimmten Dingen des Lebens in Kontakt, als es eigentlich gut für sie wäre.   Hier im Wedding kannst du es als Eltern kaum verhindern, dass das Kind irgendwann in den Brunnen fällt. Das einzige was du als Eltern machen kannst, ist den Kindern vorher das Schwimmen beizubringen.

Nun soll das hier nicht in einem entwicklungspsychologischen oder soziologischen Essay ausarten, aber natürlich liegt es auf der Hand, dass sich die Probleme für Mütter und Väter hier  noch einmal potenzieren, wenn man alleinerziehend ist. Insbesondere als Mutter, die Jungs groß zieht, die von ihrem Vater alleine gelassen wurden, die eine starke männliche Bezugsperson suchen, die ihnen  Orientierung in diesem undurchsichtigen Großstadt-Dschungel bietet. Jungs, die  sich  verlassen und  orientierungslos fühlen, die in sich einen Zorn verspüren und doch auch gleichzeitig ein starkes Verlangen nach familiärem Zusammenhalt und nach Harmonie haben. Jungs, die infolge dieser inneren Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit  schwierige Verhaltensweisen entwickeln, wie z.B.  eine  geringe  Frustrationstoleranz oder  dazu neigen, fast alles  persönlich zu nehmen und sich vor allem eines nicht eingestehen können: Schwäche. Dies alles trifft wohl früher vor allem auf den großen Bruder George zu, aber vermutlich auch in abgemilderter Form auf Kevin-Prince Boateng.

Dass das hier im Wedding als Kind kein Zuckerschlecken ist, haben die Brüder  oft genug betont.   Dass man sich hier früh bestimmte „Überlebensstrategien“ aneignen muss, die man an anderen Orten nicht benötigt, scheint auch klar. Wie schwierig es für heranwachsende Jungs in diesem Schmelztiegel aus verschiedenen Kulturen, Normen und Wertevorstellungen – zusätzlich zu all den innerfamiliären Problemen -  sein mag, kann man nur schwerlich  erahnen.  Denn neben den ganzen Problemen die man hier eh schon hat, muss man sich vermutlich auch auf der Straße behaupten. Hier musst du dir als heranwachsender Junge einen Platz zwischen  all den - vor Testosteron nur so  strotzenden - Jungs mit all ihren Ritualen und Ehrvorstellungen  erkämpfen. Hier muss man genau abwägen, ob man dem gewollten Rempler des Gegenübers lieber ausweicht oder ob man da bewusst mal gegen hält, ob man einem Blickkontakt  standhält oder doch lieber schnell auf den Boden guckt.

Vor diesem Hintergrund erscheint es nur allzu nachvollziehbar, dass sich hier viele  Biographien in diesem  fiesen Dickicht verirren und dass der  Hang zur  Kriminalität und  Gewalt, auch der um sich greifenden  Perspektivlosigkeit geschuldet ist. Und es ist auch nicht sonderlich überraschend, dass nicht viele aus diesem Großstadt-Dickicht wieder herausfinden.

Der Frankfurter Sportjournalist Michael Horeni hat  in seinem Buch „Die Brüder Boateng – Drei deutsche Karrieren“ genau das beleuchtet,  in welcher Zerrissenheit George aber auch Kevin-Prince im Umfeld des Weddings aufwuchsen,   mit einem (Zitat) „imaginären  Vater, der ihnen  die dunkle Hautfarbe und viele Fragen mit auf den Weg gab.“ Obwohl er selbst heillos überfordert und orientierungslos ist, versucht George als großer Bruder die Bezugsperson für Kevin-Prince und später auch für Jérôme zu sein, die er selber so vermisst. George Boateng galt als der talentierteste Kicker der Brüder. Er spielte selbst in der Jugend einige Jahre für Hertha BSC. Wenn man denen Glauben schenken kann, die über George geschrieben haben, dann verhinderten letztlich der fehlende Wille und die fehlende Bereitschaft sich unterzuordnen, eine große Fußball-Karriere.  Hinzu kam, dass das fußballerische Ausbildungssystem in Deutschland Mitte der 1990er Jahre noch im Argen lag und George somit nicht, wie seine Brüder einige Jahre später, vom neu auf die Beine gestellten Ausbildungssystem nach der Katastrophen-EM im Jahr 2000 profitieren konnte.  Der andere berühmte Bruder, Jérôme,  wuchs zunächst ein paar Kilometer entfernt vom Wedding auf. Wie bereits erwähnt, hatten die Brüder aus dem Wedding in den ersten Jahren keinen Kontakt zu ihrem Bruder aus Wilmersdorf. Erst als die Jungs schon allesamt im fußballfähigen Alter waren, war die gegenseitige Neugier aufeinander so groß, dass sie sich kennen lernen wollten. Das Kennenlernen ging offenbar auf die Initiative von George Boateng zurück. Jedenfalls durfte Jérôme  fortan mit seinen Brüdern im Käfig an der Panke Fußball spielen. Dieses raue Pflaster war für Jérôme  zunächst ungewohnt und so soll er manches Mal in Tränen aufgelöst auf dem Beton gestanden haben, was wiederum seine  Brüder fassungslos machte. Die waren es  nicht gewohnt, dass hier einer heult.

Kevin-Prince Boateng soll schon in  jungen Jahren das große Vorbild von Jérôme  gewesen sein. Jérôme  orientierte sich immer an seinem größeren Bruder. Nicht nur beim Fußball. Aber er wollte natürlich auch so gut Fußball spielen können wie er, doch Prince war ihm immer ein paar Schritte voraus. Wenn die Käfig-Jungs etwas besser konnten als Jérôme , soll dieser sich manchmal wochenlang nach Wilmersdorf verzogen und wie besessen trainiert haben. Erst als er die Tricks so gut beherrschte wie die anderen Jungs, soll er zurück in den Käfig im Wedding gekommen sein. Man kann also ohne Übertreibung sagen, dass dieser Jérôme  niemals zum Weltmeister und besten Innenverteidiger der Welt  geworden wäre, wenn er nicht seinen Bruder Prince als  Vorbild gehabt hätte.

Nun soll es an dieser Stelle natürlich weniger um George oder Jérôme Boateng gehen, sondern in erster Linie um unseren Eintracht-Prince. Aber diese Bemerkung sei kurz zu Jérôme  noch erlaubt: Auch ihm haftet ein durch die Medien geprägtes falsches Bild in der Öffentlichkeit an. Denn auch wenn er manchmal etwas komisch spricht, so ist er ein überaus intelligenter und reflektierter Junge. Und eigentlich ist es ein Jammer, dass der Bundes-Jogi nun doch den Torwart zum Nationalmannschaftskapitän gemacht hat und nicht den Verteidiger hier aus dem Käfig. Denn der hätte sicher das Zeug dazu und es  wäre nicht nur für die Jungs hier im Kiez rund um die Panke ein starkes Zeichen gewesen. Aber das ist  eine andere Geschichte.


Und obwohl man es locker  noch ein wenig auf der Parkbank vor dem Fußballkäfig aushalten könnte, will man noch ein wenig mehr von diesem Wedding sehen, als nur diesen berühmten Käfig. Aber bevor man sich aufmacht, möchte man ihn natürlich auch kurz noch einmal betreten, den heiligen Beton. Und so schlüpft man durch den schmalen Zugang im Zaun und steht kurz danach mitten auf dem Rechteck aus Beton, auf dem Prince so viele Stunden seines Lebens zugebracht hat. Und natürlich will man auch hier wieder keinen Star-Kult betreiben, aber für einen kurzen Moment denkt man dann schon: „Krass! Diese paar Quadratmeter sind also der Boden, auf dem Nationalspieler und Weltmeister entstehen können“.  Die Vormittagssonne hat den Beton schon ein bisschen aufgeheizt und er strahlt daher eine angenehme Wärme ab. Die Tore in dem Käfig bestehen tatsächlich nur aus drei Balken; zwei Pfosten und einem – im wahrsten Sinne des Wortes – Querbalken als Latte. Kein Tornetz, kein Torgestell, einfach reduziert auf das nötigste. Sozusagen die erste Bolzplatz-Entwicklungsstufe die auf   zwei als Torpfosten hingelegten Jacken folgt. Anhänger der Stilrichtung des Minimalismus hätten an diesem Käfig vermutlich ihre helle Freude. Und dort, auf diesem Beton, zwischen den beiden geradezu asketisch anmutenden Toren, wird einem wieder bewusst, dass es wirklich nicht viel braucht, um dieses faszinierende Spiel zu betreiben. Dieses einfache und doch so bezaubernde Spiel, welches – zumindest auf der professionellen Ebene  – derzeit von seinen Funktionären  und anderer Gaunern  an allen Ecken und Enden verraten und verkauft wird.  Man könnte noch stundenlang in diesem Käfig stehen und sich Gedanken solcher Art machen. Aber zum einen will man ja eh  weiter und zum anderen ist man sich auch nicht so sicher, wie das die Weddinger Käfigtiger der Gegenwart so finden, also die, die hier heute noch zum Fußballspielen kommen. Da ist man sich nicht so sicher, wie die das finden,  wenn sie in den nächsten Stunden oder Minuten eintreffen und da irgendein Dahergelaufener auf ihrem Platz rumsteht und sich seltsame Gedanken macht. Nicht, dass es da dann erstmal auf die Fresse gibt, denn wie hat   George Boateng die Regeln des Käfig  in seinen Raps beschrieben?  

„Du kriegst paar aufs Maul
Und keiner pfeift Foul.“



Aus diesen Gründen verlassen wir den Fußballkäfig lieber schnell und folgen der eingemauerten und vor sich hin stürzenden  Panke wieder in deren Fließrichtung. Es geht nun noch einige Meter durchs Grüne, man wird ein letztes Mal misstrauisch von dem herumschleichenden Mann begutachtet und  dann erblickt man auf der linken Seite die „Bibliothek am Luisenbad“. Die Boateng-Brüder sollen diese Bibliothek früher häufig aufgesucht haben, aber nicht um dort ihre Nase in Bücher zu stecken, sondern vor allem, wenn sie mal eine Toilette benötigten.  Und auch wenn das hier alles an diesem Morgen sehr beschaulich und kein bisschen gefährlich wirkt so kommt man doch auf den Gedanken, ob diese Bibliothek in den Mauern der alten Badeanstalt  hier vielleicht so eine Art Trutzburg der Hochkultur mitten im Brennpunkt ist.  Aber die Zeit reicht nicht aus, um solche Gedanken auf ihre Stichhaltigkeit zu überprüfen. Wir folgen weiter der Panke. Vor dem  Café Luise werden gerade emsig Biertische und orangefarbenen Liegestühle mit der Werbe-Innschrift für Schöfferhofer-Weißbier aufgestellt. Beach-Club-Atmosphäre am Panke-Ufer. Im weiteren Tagesverlauf kann man hier offenbar Eisspezialitäten  genießen, sofern einem die jetzt schon herumschwirrenden Wespen diese Freude nicht verderben. Oder aber  man kann kühles Hefe-Weizen zu sich nehmen und der Panke beim vor sich hin fließen zusehen. In diesem Moment zugegebenermaßen auch ein verlockender Gedanke, aber noch haben wir ja zu tun hier im Wedding. Wir wollen da noch ein bisschen bei halbwegs klarem Kopf umherfallen, wo Kevin-Prince Boateng seine ersten Lebensjahre verbrachte. Direkt nach dem „Café Luise“ trifft man auf die viel befahrene Badstraße, die hier auf einer Brücke die Panke kreuzt. Wenn man nun die Panke überquert, dann hat man es nicht mehr allzu weit bis zu dem Haus, in dem Prince früher mit seiner Familie wohnte. Es ist so ein Haus von der Sorte, die ein bisschen an  ein verirrtes Raumschiff erinnern, welches hier ausversehen  gelandet ist. Betonfassade, unzählige Balkons, an denen große Satellitenschüsseln angebracht sind, um offenbar  TV-Signale aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt einzufangen. Vor dem Eingang des Hauses riecht es an diesem Morgen ehrlich gesagt etwas nach Pisse. Im Eingangsbereich wurde umfangreich mit Edding und  Sprühdosen getaggt.  Nun muss man jemanden, der in Frankfurt  lebt nicht lange erklären was Fluglärm ist. Aber wenn  es irgendwo jemanden geben sollte, der mit diesem Begriff nix anzufangen weiß, dann  könnte man ihn getrost bei Ostwind vor das ehemalige Haus der Boatengs stellen. Dort brettern an diesem Morgen im Minutentackt die startenden Maschinen von Eurowings, Lufthansa, wenige von Air Berlin, KLM und wie sie alle heißen in geringer Höhe über den Wedding und verursachen dabei das, was man als extremen Fluglärm bezeichnet. Fast ein wenig kurios wirken vor dieser Kulisse die zahlreichen Wahlplakate mit der Aufschrift „Tegelretter“, die die FDP an den Straßenlaternen der Straße  sehr umfangreich  angebracht hat.

Wirklich lange wollen wir uns hier aber eh nicht aufhalten, denn es gibt sicher noch viel zu entdecken. Und so kehren wir um und überqueren erneut die Panke und folgen der Badstraße in östlicher Richtung. Auf der Straße und vor allem neben der Straße herrscht eine entspannte Betriebsamkeit.  Obst- und Gemüsehändler legen ihre Ware aus, in den zahlreichen Grill-Imbissen, die sich hier aneinander reihen, werden geschickt üppige Fleisch-Spieße in die dafür vorgesehenen Grill-Vorrichtungen eingehängt,  Stehtische werden gewischt, Klappstühle aufgestellt, Friseure fegen ihre Läden aus, die Jungs von der BSR kippen routiniert Mülltonnen in ihre Müllwagen.  Baustellenlärm bezeugt, dass die Arbeiter dort schon fleißig sind und zwei Jungs – vielleicht irgendwas zwischen 12 und 14 Jahre alt – bespritzen sich an so einem öffentlich aufgestellten Trinkbrunnen vor dem U-Bahnhof Pankstraße ergiebig  mit Wasser und beschimpfen sich dabei lachend mit liebevollen Begriffen wie „Ey du Bastard“ oder einfach nur „Missgeburt“.  Zwei etwas jüngere Kinder teilen sich auf einer Bank einen Yum-Yum-Nudelsnack, den sie natürlich nicht nach Packungsanleitung mit heißem Wasser übergießen, sondern einfach trocken weg naschen. Kurze Zeit denkt man darüber nach, ob diese Jungs, die hier solchen Schabernack mit dem Wasser aus dem Trinkbrunnen betreiben und sich trockene Yum-Yum-Nudeln teilen zu dieser Zeit nicht eigentlich in der Schule sein müssten. Gleichzeitig  fühlt man sich plötzlich ziemlich  alt, wenn man sowas denkt und verwirft diesen Gedanken schnell.  Es ist auf jeden Fall ein reges, buntes Treiben hier im Wedding, dem man gerne zuschaut. Vor allem, wenn man selber frei hat und keinen Termindruck oder sonstige Verpflichtungen hat. Die Atmosphäre ist entspannt und freundlich. Man kann an diesem Morgen kaum glauben, dass dieser Wedding auch diese gemeine und ekelhafte Seite haben kann. Aber die großen Wedding-Dramen spielen sich vermutlich nicht um diese Uhrzeit und vermutlich auch nicht vorne an der Häuserfassade der Badstraße ab, sondern eher in diesen dunklen Hinterhöfen auf die man durch zwielichtige Durchgänge gelangt. Oder eben  in den wie fehlgeleitete  Raumschiffe wirkende Wohnblocks.

Und an der Ecke Badstraße-Pankstraße/Prinzenallee steht man dann wieder diesem überdimensionalen Gemälde gegenüber, welches die drei Boateng-Brüder abbildet  und das bezeugt, dass die drei „Gewachsen auf Beton“ sind.  Und man denkt natürlich darüber nach, wie geil das ist, dass einer der drei nun in Frankfurt lebt und für die Eintracht spielt.

Der Legende nach hat ein ehemaliger Eintracht-Spieler Kevin-Prince Boateng schon in frühester Kindheit geprägt. Die Jungs im Fußballkäfig spielten besonders gerne „den Okocha“. Gemeint war damit der alte  Jay-Jay-Trick,  bei dem er den Ball von hinten mit der Hacke über sich selbst und den nächsten Gegenspieler lupfte.  Angeblich beherrschte Prince diesen Trick bereits mit 7 Jahren perfekt und zwar mit Gummistiefeln an den Füßen. Ein Jugendtrainer von der Hertha wurde Zeuge dieses Spektakels und nahm ihn daraufhin mit zum Training. So spielte Prince eine Saison für die Hertha-Jugend.   Nach einem Jahr  bei Hertha wechselte er zu den Reinickendorfer Füchsen, die zu dieser Zeit die beste Jugendarbeit in Berlin leisteten. Hier wurden  schon immer talentierte Fußballer aus ganz Berlin weiterentwickelt. Stellvertretend seien  hier mal die Namen „Icke“ Häßler, Zecke Neuendorf, Änis Ben-Hatira oder auch ein gewisser Benjamin Köhler genannt. Bei den Reinickendorfer Füchsen traf  Prince in seinem Jahrgang auf zahlreiche talentierte Jungs, die ebenfalls in den Käfigen des Weddings groß wurden. Er spielte bereits damals in einer Mannschaft mit Jungs wie Chinedu Ede,  Änis Ben-Hatira (der ja später großen Anteil am Eintracht-Klassenerhalt 2016 hatte),  Ashkan Dejagah, oder auch Zafer Yelen (der in Bornheim nicht ganz unbekannt sein dürfte).  Sein  damalige Jugendtrainer Hoy Ettisch sagte  in dem Buch von Michael Horenie über die damalige Mannschaft von Prince bei den Reinickendorfer Füchsen: „Wir haben damals Fußball gespielt, wie ich es in der Altersklasse seitdem nicht mehr erlebt habe. Es war vielleicht die beste E-Jugend-Mannschaft, die es in Deutschland je gegeben hat“.   Die Reinickendorfer Füchse waren damals in Sachen Jugendarbeit so manchem Bundesligisten um Jahre voraus. Jedenfalls räumten sie im Jugendbereich fast alle Berliner Titel ab. Dies veranlasste nun die Hertha, nach ihrem Wiederaufstieg in die Bundesliga 1997, nicht nur zahlreiche Jugendspieler, inklusive Prince, sondern auch viele Jugendtrainer von den Füchsen aus Reinickendorf abzuwerben. Somit hatte Prince das Glück, dass er unter seinem aus Reinickendorf bekannten Trainer Frank Friedrichs bei der Hertha weiter trainieren konnte. Die Jugendarbeit der Hertha war zur damaligen Zeit völlig unstrukturiert und unprofessionell. Das war jedoch zu dieser Zeit kein Alleinstellungsmerkmal unter deutschen Profi-Vereinen. Fußball-Deutschland verließ sich noch darauf, dass  sich Talente von alleine entwickelten und eh immer in rauen Mengen zur Verfügung stehen würden. Schließlich hatte „der Kaiser“ einige Jahre  zuvor verkündet, Deutschland sei „auf Jahre unschlagbar“ und immerhin war Deutschland damals auch noch amtierender Europameister und zwei der damals  noch drei zu vergebenden Europapokale waren kürzlich in den Ruhrpott gegangen.  Die Jugendabteilungen vieler Profi-Vereine dümpelte also vor sich hin und konnte keine Bedingungen bereitstellen, um etwa solch talentierte Fußballer wie den große Bruder von Prince  zu fördern. Hertha hatte nicht einmal genügend Trainingsplätze, um alle ihre Jugendmannschaften trainieren zu lassen. So war bei den Jugendtrainern oft Kreativität und Improvisationsgeist gefragt. Phasenweise steckten sie sogar im Schillerpark im Wedding auf der großen Wiese ein Spielfeld ab und ließen die Jugendmannschaft von Prince dort zwischen Hundescheiße trainieren. Spätestens an dieser Stelle werden dem aufmerksamen Leser dann die Parallelen zu den Kovac-Brüdern auffallen, denn wie wir seit unserem letzten Wedding-Trip wissen, spielten genau auf dieser Wiese die Kovac-Jungs in ihrer Kindheit Fußball.

Es wird berichtet, dass Prince in all seinen Jugendmannschaften der talentierteste und beste Spieler seines Jahrgangs war - und zwar mit Abstand. Aber er war nicht nur fußballerisch hoch-begabt sondern galt auch in anderen Sportarten sowie beim Tanz und in der Musik als sehr veranlagt.  Es ist überliefert, dass sein damaliger Grundschullehrer Prince einmal in einem Völkerball ähnlichen Abwurf-Spiel alleine gegen die ganze Klasse antreten ließ. Und natürlich gewann Prince.  Prince hält angeblich bis heute den Schulrekord im Weit- und Hochsprung an seiner ehemaligen Grundschule. In einem „Michael-Jackson-Projekt“ der  Grundschule, soll niemand den „Moonwalk“ so gut performt   haben, wie Kevin-Prince Boateng. Und wenn man sich die Bilder der Meisterschaftsfeier mit dem AC Mailand von 2011 aus dem Giuseppe-Meazza-Stadion ansieht, dann weiß man warum.

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Wow, Respekt und vielen Dank für diesen Bericht, der ein ganz anders Licht auf Prince und seine Geschichte wirft.
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Nur ein Wort: vielen Dank.
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Wow!!!Großen Respekt, toller Text. Vielen Dank für deine Mühe und Arbeit. Einfach irre
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Gelesen! Vollständig und mit der gebotenen Muße und Ruhe! Ich hab aufgrund der vielen Arbeit erst heute die Zeit gefunden, diesen grandiosen, sensationellen Beitrag zu erleben! Der perfekte Einstieg in den Tag, an dem Kevin-Prince Boateng seinen ersten Heimsieg vor unserer Kurve feiern wird! Lieber Brodowin: Meinen Dank, meinen Respekt und meine Bewunderung für dieses Highlight der Forumsgeschichte!
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Gelesen! Vollständig und mit der gebotenen Muße und Ruhe! Ich hab aufgrund der vielen Arbeit erst heute die Zeit gefunden, diesen grandiosen, sensationellen Beitrag zu erleben! Der perfekte Einstieg in den Tag, an dem Kevin-Prince Boateng seinen ersten Heimsieg vor unserer Kurve feiern wird! Lieber Brodowin: Meinen Dank, meinen Respekt und meine Bewunderung für dieses Highlight der Forumsgeschichte!
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Grandios!

Vielen, viele Dank!!
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Habe mal 2 Jahre im tiefsten Wedding gewohnt, nicht die schlechtesten Tage meines Lebens - du hast es prima getroffen, danke!

Und jetzt langsam fertigmachen für's Stadion, bin nicht überoptimistisch aber doch hoffnungsvoll gestimmt.
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Habe das dringende Bedürfnis, mich im Wedding rasieren zu lassen. Toller Ausflug an die Panke!
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Tolle Reportage von Brodowin, die an das Forum zu seinen besten Zeiten erinnert, in denen u.a. "Taxi-Schorsch" literarische Perlen servierte, die Staunen machten.
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SGE_Werner schrieb:

Grandioser Einblick. Wer sorgt dafür, dass Kevin den Bericht zu lesen bekommt?


Sollte er unbedingt zu lesen bekommen.
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complice schrieb:

Sollte er unbedingt zu lesen bekommen.
     


Es wird, denke ich, seinen Weg zu ihm finden.

Schön, dass auch ein paar geschätzte Alt-User hier wieder aufkreuzen. Hoffe, es geht Euch allen gut.
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Respekt Brodowin, solch einen langen Artikel so sprachgewandt
in die Tasten zu hauen.
Normalerweise winke ich bei so langen Beiträgen immer ab.
Aber diesen über KP Boateng und den Wedding hab ich mir
mit Genuss reingezogen...
@Brodowin: Du solltest Buchautor werden. Deine Bücher
wären bestimmt absolute Bestseller...
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... hab fünf Jahre Seestrasse hinter mir, aber dein Bericht hat mich geflasht
Danke ?
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Ich möchte mich an dieser Stelle mal für das freundliche Feedback bedanken.

Bin überrascht und sehr erfreut, dass sich offenbar doch so viele den Text bis zum Ende geben.    
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Großartig, wie schon dein erster "Bericht aus Berlin". Hat Spaß gemacht ihn zu lesen, danke sehr.
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Wow! Wollte mir bisher nicht die Zeit nehmen das mal komplett durchzulesen aber es hat sich absolut gelohnt! Großartiger Bericht und ehrlicherweise habe ich dabei auch viel neues erfahren und frage mich grade warum man tatsächlich Menschen immer viel zu leichtfertig beurteilt (obwohl es überhaupt gar nicht zu meinem Selbstbild passt....).


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