lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós, Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Jawoll! Ick freu mir!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da.
Danke! Einen sehr guten Satz, hab ich mal rausgepickt.
werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Buch ist gebucht! Ansonsten herzlichen Dank für Eure Einschätzungen und großartigen Beiträge. Die Forumsleser brauchen definitiv mehr solcher Trainingslager!
... Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge. ...
Leute, Leute, Ihr nährt hier eine gaaanz gefährliche Flamme. Wo wir doch sowieso alle der Meinung sind, dass es nix Besseres gibt als die SGE, sagt Ihr uns jetzt auch noch, dass nach diesem Trainigslager quasi zwangsläufig der weitere Aufstieg in der Rückrunde kommt. Und was ist, wenn es dann nicht in gewünschter Form eintritt, wer übernimmt dann die Schuld an den reihenweisen Herzinfarkten, hä?
Aber im Ernst: Eure "Berichte" sind einfach klasse! Schöner als wenn man dabei wäre - und so gut beurteilen wie Ihr könnten das von uns anderen sowieso nur die allerwenigsten. Aller-allerbesten Dank für Eure Mühen!
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós, Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Jawoll! Ick freu mir!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós, Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da.
Danke! Einen sehr guten Satz, hab ich mal rausgepickt.
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós, Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Jawoll! Ick freu mir!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós, Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
Buch ist gebucht! Ansonsten herzlichen Dank für Eure Einschätzungen und großartigen Beiträge. Die Forumsleser brauchen definitiv mehr solcher Trainingslager!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
Schade, dass sich von den Reservisten außer Hrgota und Barkok keiner groß aufdrängen konnte.. Da brauchen auch Tawatha und Co. dann nicht bockig zu sein, wenn sie in der Rückrunde nicht viel spielen werden...
Ich hab schon angefangen Bücher zu lesen. Man stelle sich das vor. BÜCHER!
Ich habe schon mal von so was gehört, schlimm. Hoffentlich kommst du am Wochenende davon wieder los, net das da was hängen bleibt.
Naja, wenn das Trainingslager-Buch rauskommt kann ich´s damit dann gut auffangen, falls was hängen bleibt. Aber ich bin guter Dinge und finde hier ja auch viel Zuspruch und Unterstützung. Notfalls gründen wir eine Selbsthilfegruppe. BuchAnon oder so.
Nee, oder? Solche aus Papier? Wo man nen nassen Finger braucht zum Umblättern?
Das geht auch trocken! Es gibt nix Ekligeres als das Ansabbeln der Finger vorm Umblättern! (gerne mal praktiziert von älteren Damen in Wartezimmern) Im übrigen bin ich wie Littlecrow auch schon auf Methadon in Papierform umgestiegen... ich hoffe ab SA wird es besser!
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós, Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
... Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge. ...
Leute, Leute, Ihr nährt hier eine gaaanz gefährliche Flamme. Wo wir doch sowieso alle der Meinung sind, dass es nix Besseres gibt als die SGE, sagt Ihr uns jetzt auch noch, dass nach diesem Trainigslager quasi zwangsläufig der weitere Aufstieg in der Rückrunde kommt. Und was ist, wenn es dann nicht in gewünschter Form eintritt, wer übernimmt dann die Schuld an den reihenweisen Herzinfarkten, hä?
Aber im Ernst: Eure "Berichte" sind einfach klasse! Schöner als wenn man dabei wäre - und so gut beurteilen wie Ihr könnten das von uns anderen sowieso nur die allerwenigsten. Aller-allerbesten Dank für Eure Mühen!
Leute, Leute, Ihr nährt hier eine gaaanz gefährliche Flamme. Wo wir doch sowieso alle der Meinung sind, dass es nix Besseres gibt als die SGE, sagt Ihr uns jetzt auch noch, dass nach diesem Trainingslager quasi zwangsläufig der weitere Aufstieg in der Rückrunde kommt.
Ich halte die Flamme mal weiter am köcheln und sage on top, dass der Konkurrenzkampf extrem hoch und die Qualität der Quantität sehr gut ist Bis auf die unerfahrenen Cetin, Knothe und Beyreuther können eigentlich alle übrigen 24 Feldspieler sofort in der ersten Elf zum Einsatz kommen.
Wenn ich da an frühere Trainingslager denke, in die 3 Torleute und nur 20 Feldspieler oder so gefahren sind, unter den letztgenannten dann sogar noch vier, fünf oder sechs aus den Regionalliga- und Jugendteams Seit Abschaffung der U23 gibts halt keine Alibi-Kicker mehr, die man zum Auffüllen des Trainingslagerkaders kurz hochholt.
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós,
Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
Jawoll! Ick freu mir!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
Danke! Einen sehr guten Satz, hab ich mal rausgepickt.
Mit Russ, sehe ich genau so!
Tja, Geduld ist die Mutter der Basaltkiste
Die Forumsleser brauchen definitiv mehr solcher Trainingslager!
Leute, Leute, Ihr nährt hier eine gaaanz gefährliche Flamme. Wo wir doch sowieso alle der Meinung sind, dass es nix Besseres gibt als die SGE, sagt Ihr uns jetzt auch noch, dass nach diesem Trainigslager quasi zwangsläufig der weitere Aufstieg in der Rückrunde kommt. Und was ist, wenn es dann nicht in gewünschter Form eintritt, wer übernimmt dann die Schuld an den reihenweisen Herzinfarkten, hä?
Aber im Ernst: Eure "Berichte" sind einfach klasse! Schöner als wenn man dabei wäre - und so gut beurteilen wie Ihr könnten das von uns anderen sowieso nur die allerwenigsten. Aller-allerbesten Dank für Eure Mühen!
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós,
Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
Jawoll! Ick freu mir!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
Dem schließe ich mich einfach mal komplett an!
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós,
Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
Danke! Einen sehr guten Satz, hab ich mal rausgepickt.
Mit Russ, sehe ich genau so!
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós,
Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
Tja, Geduld ist die Mutter der Basaltkiste
Jawoll! Ick freu mir!
Vielen Dank für Eure wie immer genialen Berichte und dieses nicht minder geniale Fazit. Und die Zusammenfassung Eurer TL-Erlebnisse erwarte ich mit Spannung und Vorfreude!
Dem schließe ich mich einfach mal komplett an!
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós,
Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
Die Forumsleser brauchen definitiv mehr solcher Trainingslager!
Wie immer mit viel Wortwitz und Liebe zum Detail vorgetragen.
Ein klasse Service, den ihr uns da immer wieder bietet.
Auf das Buch freue ich mich schon sehr !
Dem schließe ich mich einfach mal komplett an!
Schade, dass sich von den Reservisten außer Hrgota und Barkok keiner groß aufdrängen konnte.. Da brauchen auch Tawatha und Co. dann nicht bockig
zu sein, wenn sie in der Rückrunde nicht viel spielen werden...
Danke für die tollen Berichte!
Weil wir sonst am Wochenende net wissen was wir machen sollen.
Danke für die tollen Berichte!
Weil wir sonst am Wochenende net wissen was wir machen sollen.
Stimmt.
Ich hab schon angefangen Bücher zu lesen. Man stelle sich das vor. BÜCHER!
Weil wir sonst am Wochenende net wissen was wir machen sollen.
Stimmt.
Ich hab schon angefangen Bücher zu lesen. Man stelle sich das vor. BÜCHER!
Pfui Deibel.
Ich habe schon mal von so was gehört, schlimm. Hoffentlich kommst du am Wochenende davon wieder los, net das da was hängen bleibt.
Du läufst Gefahr intellektuell zu werden.
Nee, oder? Solche aus Papier? Wo man nen nassen Finger braucht zum Umblättern?
Stimmt.
Ich hab schon angefangen Bücher zu lesen. Man stelle sich das vor. BÜCHER!
Pfui Deibel.
Stimmt.
Ich hab schon angefangen Bücher zu lesen. Man stelle sich das vor. BÜCHER!
Ich habe schon mal von so was gehört, schlimm. Hoffentlich kommst du am Wochenende davon wieder los, net das da was hängen bleibt.
Naja, wenn das Trainingslager-Buch rauskommt kann ich´s damit dann gut auffangen, falls was hängen bleibt.
Aber ich bin guter Dinge und finde hier ja auch viel Zuspruch und Unterstützung. Notfalls gründen wir eine Selbsthilfegruppe. BuchAnon oder so.
Stimmt.
Ich hab schon angefangen Bücher zu lesen. Man stelle sich das vor. BÜCHER!
Du läufst Gefahr intellektuell zu werden.
Stimmt.
Ich hab schon angefangen Bücher zu lesen. Man stelle sich das vor. BÜCHER!
Nee, oder? Solche aus Papier? Wo man nen nassen Finger braucht zum Umblättern?
Das geht auch trocken! Es gibt nix Ekligeres als das Ansabbeln der Finger vorm Umblättern! (gerne mal praktiziert von älteren Damen in Wartezimmern)
Im übrigen bin ich wie Littlecrow auch schon auf Methadon in Papierform umgestiegen... ich hoffe ab SA wird es besser!
lange Jahre bevorzugte die SGE, Wintertrainingslager im wohlig-warmen Morgenland abzuhalten. Belek, in der alten römischen Provinz Pamphylien gelegen, war ein Sehnsuchtsort des heutigen griechischen Nationaltrainers. Katar, du Perle des Persischen Golfs, warst Gastgeber des hessischen Zweitligisten unter Armin Geh-doch-nach-Köln und bist menschenrechtsunfreundlicher Gastgeber der WM 2022. Und Ach! Abu Dhabi, Du Vater der Gazelle, was haben wir nicht von Millionen und Abermillionen Petro-Dollars geträumt, die weiland auf Heriberts Festgeldkonto wandern würden!
Dieses Jahr war dann mal die ebenso provinzielle wie autonome spanische Provinz Alicante dran. Aber immerhin mit arabischer Geschichte: Zwischen 718 und 1249 als „Al Lucant“ von den Mauren so beherrscht wie die Bundesliga vom FC Bayern, nicht weit weg entfernt vom Einflussbereich des Kalifats von Cordoba, das wiederum mit einem kolumbianischen Geißbockstürmerdarsteller nichts gemein hat. Erst 1265 wurde Alicante übrigens von Jakob I. in einem hart geführten Relegationsspiel zurückerobert und die Krone von FIFAragonien zugeteilt. Ob die Eroberer in Folge der siegreichen Schlacht ebenso wie der 2018 mitgereiste Eintracht-Anhang zur Melodie des weltberühmten Klassikers „Mendocino“ lauthals „Alicante, Alicante, ich träum die ganze Nacht, von Alicante!“ intonierten, ist nicht überliefert. Die Region an der Costa Blanca (die für ein paar Tage zur Costa Negra-Blanca wurde) wird den huldigenden Dauergesang (inklusive seiner bereits überlieferten Modifikationen) aber mit Sicherheit ebenso wenig aus den Ohren bekommen wie wir
Das Real Club de Golf Campoamor Resort präsentierte sich dieser Tage als perfekter Gastgeber. Kurze Laufwege inmitten von Orangenplantagen und 18 scheinbar willkürlich in das Green gebohrte Löcher, entspannte Gelassenheit, nahezu dauerblauer Himmel und satte Sonne – und dazu die mit Abstand gepflegtesten Rasenplätze, die wir bislang von der Algarve über Austria bis nach Abu Dhabi gesehen haben. Holpriger Rumpelfußball bekam hier seine verdiente Auszeit, ein umgepflügter Trainingsacker kann jedenfalls nicht als Ausrede herhalten, falls demnächst die Bälle bei der Annahme fünf Meter vom Fuß springen sollten.
Ob in dieser Rückrunde das bereits angesammelte Punktekonto endlich einmal nicht als schnöder Abstiegspuffer dient, sondern für ein veritables Wettbewerbs-Upgrade eingetauscht werden kann? Man wird sehen, die Voraussetzungen für berechtigte Hoffnungen sind jedenfalls da. Engagiert und leistungsbereit zeigte sich der gesamte Kader in den Einheiten, dazu passt auch die augenscheinlich gute Stimmung in der Mannschaft. Da wird in englischdeutschspanischserbokroatisch geflachst, gelacht und gespottet – und zwischendurch gibt es immer mal wieder von den älteren Spielern für die Jungen erklärende Hinweise, wie eine Übung, ein Pass, ein Laufweg besser durchgeführt werden kann. Aber nicht arrogant und abfällig belehrend, sondern motivierend, erläuternd, beschreibend – hier ist die dirigierende Rolle von Ausnahmetypen wie Kevin-Prince Boateng nicht zu unterschätzen. Eintracht Frankfurt verfügt tatsächlich über eine teamorientierte Mannschaft – und das ist doch keine schlechte Ausgangsposition.
Die Inhalte des kurzen Kicks an der Costa stellten sich wie angekündigt dar: Insgesamt „nur“ fünf echte Trainingseinheiten, dazu das Testspiel gegen die Aua – und sicherlich im Verborgenen so manche Taktik- und Kraftraumsause. Dafür hatten die Einheiten aber durchaus Feuer – und wie in Aussicht gestellt, widmeten sich Ali Kovac und seine 33 Begleiter vorwiegend dem Feilen an taktischen Spielzügen. Wobei, das muss man zugeben, bei so mancher Übung das Feilen eher mit der Flex erfolgen musste. Da ist sicherlich noch Luft nach oben. Nicht immer setzten die Adlerträger die Aufforderungen des mit extrem professioneller Gelassenheit ausgestatteten Trainerteams direkt um, gerade wenn es um das defensive Verschieben auf einer Linie, das schnelle Umschaltspiel durch die Mitte auf die Außenpositionen oder den erfolgreichen Torabschluss nach zwei bis drei Ballberührungen im Mittelfeld ging. Aber im Gegensatz zu manch anderem Trainingslager der jüngeren Vergangenheit lässt sich sogar für zuschauende Amateurkiebitze erkennen, dass augenscheinlich exakt an den erkennbaren Defiziten der Mannschaft gearbeitet wird, immer und immer wieder. Keine Abläufe nach 08/15, sondern zielgerichtete Leibesertüchtigung, die einer ernsthaften Analyse und einem (Match-)Plan für die Rückrunde folgt. Dieser Weg wird natürlich kein leichter sein, aber am Ende macht Übung den Meister – in den Tagen an der spanischen Küste hat sich jedenfalls bestätigt, dass wir alle uns sehr glücklich schätzen können über unsere leidenschaftliche sportliche Leitung und ihre Schützlinge.
Nachfolgend nun unsere Bewertungen der 30 mitgereisten Spieler. Danke für Euer nettes Feedback in den gut fünf Tagen von Alicante, wir sind schon gespannt, wohin die Adlerreise im nächsten Januar hingeht. Vorher werden wir wohl den immer wieder mal geäußerten Wunsch einiger Forumsuser erfüllen - wir begleiten die magische SGE nunmehr ja seit 2008 bei vielen ihrer Trainingslager, und zum zehnjährigen Jubiläum bietet es sich an, als Chronik einmal gesammelten Geschichten mit Fotos mit weiteren Zusatzinfos in einem Sammelband zu veröffentlichen – grandiose Fehleinschätzungen inklusive Wir denken, Ende des Jahres könnte es soweit sein!
Adiós,
Exil-Bischemer & Enkhaamer
Lukas Hradecky (2): Pokerstar Hrady bei seinem vielleicht letzten Trainingslager im Trikot der SGE? Gut möglich, dass es ihn im Sommer für ein gehaltvolleres Gehalt zu einem anderen Team zieht, hängengelassen hat er sich in Alicante aber ebenso wenig wie im Ligabetrieb. Bei Trainingsspielchen mit seinen typischen Sensationsreflexen und auch mal aufbrausend werdend, wenn beim Torschusstraining die Schützen zu lange auf seine Reaktion warteten, um dann locker einzunetzen: "Da schießt ja meine Oma schneller!"
Jan Zimmermann (3): Zimbo war ein solider Backup, der sein Pensum konzentriert absolvierte. Durfe immerhin eine Halbzeit im Test gegen Aue mittun, da fiel er mal mit einem Katastrophenabschlag ins Seitenaus auf. Lag vielleicht aber auch nur am starken Wind.
Leon Bätge (3): Druck gemacht auf die etatmäßige Nummer 2 hat er nicht, durfte aber immerhin mal in Trainingsspielchen ins Tor und hatte zwei, drei schön gehaltene Bälle.
Jetro Willems (3-): Da war doch etwas der behäbige Wurm drin beim Niederländer auf der linken Position. Bei Verschiebeübungen seltsam teilnahmslos, kamen wenigstens ein paar Flanken mal ganz gut in den Strafraum. Ist wohl gesetzt, derzeit aber vor allem mangels Alternativen.
Taleb Tawatha (5): Vollkommen abgetaucht. Ziemlich bocklos im Training, trabte er wohl auch leicht angeschlagen nur ein ums andere Mal ums Geläuf. Keine Gefahr für Stammplatz-Jetro.
Deji Beyreuther (3): DJ Deji hat uns auf links in den Tagen von Alicante sehr gut gefallen. Diszipliniert in den Übungen, dazu mit erstaunlichem Offensivdrang und guten Torabschlüssen. Es ist wohl noch zu früh, ihn in der Bundesliga in die Startelf zu stellen, aber einige Bundesligaminuten sollte er in der Rückrunde schon noch sammeln können. Obwohl er keine Einsatzzeit im Testkick bekam – aus unserer Sicht eine echter Hoffnungsschimmer unter spanischer Sonne.
Simon Falette (2-): Mister Aggro, grätschte im Training den einen oder anderen Gegenspieler sauber um. Es besteht die Hoffnung, dass das verschärfte Training des sicheren Herausspielens bei ihm die Fehlpassquote ziemlich bald reduzieren wird – dann ist er eine Granate.
David Abraham (-): Die Leistungen des Abwehrchefs sind nicht zu bewerten, außer, dass er auf dem Ergometer eine sehr gute Figur abgab. Hätte sich im Grunde auch im Hessischen auf den Hometrainer vor eine Fototapete setzen können. Hoffentlich wird der Kapitän zum Spiel gegen Freiburg wieder mit an Bord sein.
Makoto Hasebe (3+): Hase pendelte zwischen der Liberoposition in der Dreierkette und der einen Hälfte der Doppelsechs umher. Wirkte nicht ganz fit, irgendwie gehemmt. Machte Wehwehchen und Trainingsrückstand aber mit Routine, Technik und gutem Auge wett. Wichtiger Bestandteil des Teams, muss aber wieder zu sich und seinen Positionen finden.
Marco Russ (4+): Maggo hat sich nicht wirklich aufgedrängt für einen Stammplatz in der SGE-Verteidigung. Obwohl stets solide und kopfballstark - bei ihm machte sich fehlendes Tempo bemerkbar; wurde in Trainingsspielchen öfters mal überlaufen. Als alter Haudegen, aber kaum verzichtbar als Turm in einer Abwehrschlacht und beim Anleiten der Youngster, die er desöfteren anfeuerte.
Noel Knothe (4): Blasser Auftritt des Nachwuchsverteidigers, vermochte sich nicht mit guten Defensivaktionen in Szene zu setzen. Wenn er in der Rückrunde dann und wann mal in den Kader rutschen würde, wäre das schon ein Erfolg für ihn.
Timothy Chandler (4): Beim Blick zu Trainingsbeginn, ob irgendwelche No-shows zu vermelden wären, hätten wir ihn häufig fast schon unter dieser Rubrik verbucht, so unauffällig war Timmy unter der Sonne Spaniens. Im Spiel gegen Aue erst zur dritten Halbzeit eingewechselt, wackelt ein angestreber Platz in der Anfangsformation doch ganz gewaltig.
Carlos Salcedo (2-): Als defensiver Mann in der rechten (Außen-)Verteidigerposition mit starkem Einsatz. Zwar noch oft mit der spanischsprechenden Fraktion rund um Fabián und Masca beim Aufwärmen unterwegs, scheint er aber mittlerweile voll in Frankfurt angekommen zu sein.
Marius Wolf (2): Von Null auf Stammspieler in einer Halbserie, tolle Entwicklung des Ex-Hannoveraners. Konnte sein Standing in Alicante bestätigen, zwar mit ein paar Wacklern in Taktikübungen, aber das ist wohl auch seiner unorthodoxen Spielweise geschuldet. Auf der rechten Außenbahn, ob offensiv oder defensiv, bleibt er gesetzt.
Danny da Costa (5): Uninspirierender Auftritt von Danny, da hätte viel mehr Einsatz und Bissigkeit kommen müssen. Keine Empfehlung für die Rückrunde.
Kevin-Prince Boateng (1): Der Chef ist der Chef ist der Chef aufm Platz. Absolvierte jede Übung formvollendet und fand auf dem Ergometer noch Zeit, seine auf dem Feld trainierenden Kollegen mit wertvollen Tips zu versorgen. Gut, dass wir ihn haben.
Omar Mascarell (3+): Mühte sich in den ersten Tagen, ins Training hineinzukommen. „Mehr Oma als Omar“, dachten wir da. Wurde aber tatsächlich von Einheit zu Einheit besser und aggressiver, die guten 45 Minuten im Testkick geben Anlass zur Hoffnung, dass er pünktlich zum Rückrundenbeginn auf der Doppelsechs aufläuft. Sein Fall belegt eindrucksvoll, dass Spieler nach langen Verletzungspausen Zeit und Wettbewerb brauchen.
Marc Stendera (4): Puh, was war denn mit unserem immer noch so jungen Filigrantechniker los? Mit ungewohnten Schwächen am Ball, konnte er in Trainingsspielchen keinerlei Impulse setzen. Mit der Stammelf wird das so nix.
Gelson Fernandes (3): Scheint ein paar Mucki-Kilos draufgepackt zu haben, sehr stabil in der defensiven Mittelfeldposition, allerdings manchmal noch mit den bekannten Abspielschwächen im Spiel nach vorn. Falls es bei Masca bis Freiburg nicht reicht, wäre er trotzdem unsere erste Alternative.
Daichi Kamada (5): Ging völlig unter in Alicante. Man konnte ihm nicht ansehen, dass er in die erste Elf drängt. Schon beim Aufwärmen oftmals abwesend wirkend.
Sahverdi Cetin (4+): Als Mittelfeldterrier zeigte unser Youngster gute Ansätze, ließ sich in Trainingsspielchen nicht unterkriegen. Wird es aber aufgrund des reichhaltigen Angebots an besseren Kollegen schwer haben, einen Bankplatz zu ergattern.
Max Besuschkow (4-): Hochgelobt im Sommer, tief gefallen in der Rückrunde. Und auch jetzt im Wintertrainingslager ganz weit entfernt davon, ein Startelfmann zu sein. Fahrig während der Übungen, kein Einsatz, wenn es mal Elf gegen Elf ging. Bobics Plan einer Leihe wäre das beste für beide Seiten.
Marco Fabián (3+): Vielleicht bei 80 Prozent seines Fitness- und Leistungsvermögens, was aber reichte, seine Klasse bei schönen Spielzügen mit einem schneidigen Pass in die Tiefe aufblitzen zu lassen. Hatte sichtlich Freude an der Wiederauferstehung. Steht er bei 95 Prozent, steht er spätenstens im Pokal gegen die Bonbonwerfer zu Beginn aufm Platz.
Mijat Gacinovic (2): Zwar mit ein paar Wehwehchen und Ergometereinheiten. Aber wenn er das normale Programm absolvierte, zeigte er ein ums andere Mal seine technische Brillanz und seinen raschen Reifeprozess. Nicht mehr so eigensinnig wie in den Ligaspielen während der Hinrunde. Hoffen wir mal, dass es da keinen Rückfall gibt.
Aymen Barkok (2-): Der offensive Mittelfeldspieler hat sein Tief aus der ersten Halbserie offenbar überwunden. Seriös im Training, mit klaren Aktionen während der Übungsspielchen, in der Startelf gegen Aue. So kanns weitergehen mit Aymen, der seine Chance genutzt hat.
Danny Blum (4-): Blum verwelkte unter der Sonne Spaniens. Bot sich nie richtig an, ließ sich auf der linken Außenbahn von defensiven Youngstern abkochen und wehrte sich nicht. Wie bei Besuschkow wäre ein Leihgeschäft oder gar ein Verkauf vielleicht am besten.
Ante Rebic (2): Der Wühler kämpfte sich auf dem Campo Amor nach und nach so richtig rein. Anfangs noch aufgrund seiner Verletzung etwas gehemmt, war er zum Ende hin der gewohnt heißblütige Offensivmann. Gehört auf jeden Fall in Stammelf und engeren Kader.
Sébastien Haller (2): Mal wieder ein geiles Traumtor, diesmal das 1:0 gegen die Erzgebirgler. Im Training dezent zurückhaltend, ähnlich wie während langer Phasen eines Pflichtspiels. Dann aber auch mit schönen Geistesblitzen während Taktik- und Übungsspielchen. Ein gesundes Maß an individueller Trainingssteuerung und högschder Effizienz – so kannten wir bisher nur die Auftritte des Fußballgottes in Trainingslagern.
Luka Jovic (3+): Ein Strafraumwühler par excellence, aber nach wie vor mit ziemlichen Defiziten in der Rückwärtsbewegung. Bekam ein paar klare Ansagen von Kovac auf serbokroatisch. Muss sich wohl hinter Haller anstellen, wenn mit einer Spitze gespielt wird.
Branimir Hrgota (2-): Amigo Brane, das war ja mal ein überraschend guter Auftritt auf dem Campo Amor! Zeigte sich treffsicher, sowohl im Training als auch im Testspiel. Wenn er diese Skills jetzt auch mal konsequent in Pflichtspielen zeigt, haben wir eine sehr gute Alternative mehr im Sturm.
Leute, Leute, Ihr nährt hier eine gaaanz gefährliche Flamme. Wo wir doch sowieso alle der Meinung sind, dass es nix Besseres gibt als die SGE, sagt Ihr uns jetzt auch noch, dass nach diesem Trainigslager quasi zwangsläufig der weitere Aufstieg in der Rückrunde kommt. Und was ist, wenn es dann nicht in gewünschter Form eintritt, wer übernimmt dann die Schuld an den reihenweisen Herzinfarkten, hä?
Aber im Ernst: Eure "Berichte" sind einfach klasse! Schöner als wenn man dabei wäre - und so gut beurteilen wie Ihr könnten das von uns anderen sowieso nur die allerwenigsten. Aller-allerbesten Dank für Eure Mühen!
Ich halte die Flamme mal weiter am köcheln und sage on top, dass der Konkurrenzkampf extrem hoch und die Qualität der Quantität sehr gut ist Bis auf die unerfahrenen Cetin, Knothe und Beyreuther können eigentlich alle übrigen 24 Feldspieler sofort in der ersten Elf zum Einsatz kommen.
Wenn ich da an frühere Trainingslager denke, in die 3 Torleute und nur 20 Feldspieler oder so gefahren sind, unter den letztgenannten dann sogar noch vier, fünf oder sechs aus den Regionalliga- und Jugendteams Seit Abschaffung der U23 gibts halt keine Alibi-Kicker mehr, die man zum Auffüllen des Trainingslagerkaders kurz hochholt.