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Makoto Hasebe – der japanische Beckenbauer oder der letzte Samurai?

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Die Diskussionen um Makoto Hasebe und seinen am Sonntag verursachten Elfmeter haben mich zu dem folgenden Text inspiriert. Bitte sehr:

Eines der Spiele, die ich in meiner frühen Jugend miterlebt habe und die ich niemals vergessen werde, war das Halbfinale im DFB-Pokal 1974 der Eintracht gegen Bayern München im Waldstadion.

Mitte der 1. Halbzeit: aus einem verdichteten Mittelfeld gelang es Jürgen Grabowski, sich mit einem seiner unnachahmlichen Dribblings freizuspielen – nun strebte er allein mit dem Ball durch die verwaiste Bayern-Hälfte dem von Sepp Maier gehüteten Tor zu.

Die Zuschauer im Waldstadion sprangen von ihren Sitzen, alle Augen waren auf Grabowski gerichtet, der Jubel schwoll zu einem Orkan, Grabi würde Maier keine Chance lassen, soviel stand fest.

Da tauchte urplötzlich von der Seite ein roter Schatten auf, wie ein Blitz war er bei Grabowski, an ihm vorbei und an seinem Fuß klebte der Ball, den er fast unsichtbar für die Zuschauer einfach so im Vorbeigehen Grabi vom Fuß genommen hatte und den er ohne großes Zögern sofort wieder dem Angriffsspiel seiner Mannschaft einverleibte.

Das war Franz Beckenbauer, und an diese Szene muss ich immer wieder denken, wenn ich Makoto Hasebe spielen sehe. Wenn dieser mit seinem Auge und seinem überragenden Stellungsspiel auch heute noch gegnerische Stürmer einfach abläuft, sie an der Torauslinie dann regelrecht abkocht oder mit einer Körpertäuschung das Rückspiel zum Torwart antäuscht, sich aber blitzschnell mit dem Ball am Fuß zur Außenlinie dreht, den verdutzten Angreifer zurücklassend und sofort das eigene Angriffsspiel initiierend – dann erinnert mich das an diese Szene.

Man nennt ihn ja den „Beckenbauer Japans“ und in der Tat gibt es immer wieder neue Parallelen zwischen Hasebe und jenem Ausnahmefußballer zu entdecken.

Da ist nicht nur die Position, die Hasebe seit einigen Jahren bekleidet und die ihm – wie weiland Beckenbauer – auf den Leib geschrieben scheint. Da sind die Bewegungsabläufe, das Stellungsspiel, die Sicherheit im Zweikampf, der ohne jede Rustikalität auskommt und da ist vor allem die Spieleröffnung.

Ähnlich wie bei uns ging auch damals bei den Bayern alles, aber auch wirklich alles von Beckenbauer aus. Und wie Beckenbauer damals verfügt auch Hasebe über das Selbstvertrauen, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Hinzu kommt die Variabilität, mit der er das Spiel der Eintracht ins Rollen bringt. Vom Flügelwechsel über den weiten Steilpass über das entschlossene Dribbling in die gegnerische Hälfte bis hin zum exakt getimten Pass in den Fuß des aufgerückten AVs ist alles dabei, was Lücken in die Abwehr des Gegners reißt und eigene Räume eröffnet.

Und wie damals bei Beckenbauer ist dies keine Ab-und-zu-Erscheinung, sondern findet permanent statt. Es gibt keine Spieleröffnung ohne Hasebe und so gut wie jede Torchance, die die Eintracht hat, fußt auf einer einleitenden Maßnahme unseres Japaners. Weit und breit ist kein anderer Abwehrspieler zu sehen, der – gepaart mit einer perfekten Technik und der absoluten Übersicht – derart intelligente und zielführende Spieleröffnungen zelebriert wie Hasebe.

Und doch gibt es Unterschiede. Die Pässe Beckenbauers, mit denen er das Bayernspiel damals ankurbelte, waren Kunstwerke für sich, Bälle, deren Flugkurven jeden Ballistiker zur Verzweiflung gebracht hätten, meist mit dem Außenrist geschlenzt und nicht selten den Adressaten vor unlösbare Probleme beim Annehmen des Passes stellend, was ein unwirsches Abwinken Beckenbauers zur Folge hatte. Makoto Hasebe dagegen präferiert den harten, schnellen Flachpass, meist in den Fuß gespielt und so getimt, dass der annehmende Spieler einfach weiterlaufen muss, nur jetzt mit dem Ball am Fuß.

Auch in der Außendarstellung gibt es Parallelen und Unterschiede: beim Reklamieren von SR-Entscheidungen nahmen sich beide nichts. Während Beckenbauer aber das souveräne wie gleichsam arrogante Abwinken bevorzugte, neigt Hasebe eher zu einer japanischen Version von Rumpelstilzchen.

Was die Fehlerquote anbelangt, sehe ich beide gleichauf: wer viel macht, macht auch mal einen Fehler. Beckenbauer wie Hasebe. 3 Eigentore in einer Saison, wie sie Beckenbauer in diesen Jahren einmal unterliefen, sind Makoto Hasebe allerdings noch nicht passiert.

Eine weitere Parallele sind die für die körperliche Gesundheit verantwortlichen Gene, die beide auch im Herbst ihrer Karriere zu besonderen Leistungen befähig(t)en. Zumindest bei Hasebe bin ich mir aber sicher, dass hierfür auch eine hochprofessionelle Lebensführung verantwortlich ist.

Der größte Unterschied zwischen den beiden aber liegt wohl in ihrer Außenwirkung. Während für Beckenbauer das Fußballfeld eine Bühne darstellte, auf der er seine unvergleichliche Kunst darbieten konnte, ist das grüne Viereck für Hasebe eher der Arbeitsplatz, auf dem man auch mal ackern oder Bälle von der eigenen Torlinie kratzen muss – was ihm regelmäßig gelingt. Während der eine schnell die Klaviatur der Medien zu spielen lernte, hält sich der andere hier merklich zurück. Während der eine jeden seiner Pässe noch mit einem Schleifchen versah und scheinbar spielerisch über den Platz schwebte, bevorzugt der andere die sachliche Spielweise, schnörkellos und ohne spektakuläre Einlagen. Und obwohl Hasebe wiederholt unter Beweis stellte, dass auch er den Hackentrick in engen Situationen zu spielen weiß, sind seine Sachlichkeit und auch seine Beständigkeit vielleicht der Grund, warum er auch nach gewohnt überragenden Leistungen im Eintrachtforum den lapidaren Kommentar „Note 3 – solide“ einheimst. Wenn er Glück hat.

Dabei ist er ein Musterprofi ohnegleichen, für die Mannschaft von unschätzbarem Wert, gleichzeitig aber bescheiden und zurückhaltend. Vertragsverhandlungen laufen bei ihm geräuschlos ab und seine letzte Verlängerung kommentierte er mit „froh über den neuen Vertrag und glücklich, weiter für die Eintracht spielen zu dürfen.“ Mehr nicht. Das kennen wir auch ganz anders.

Und nicht nur deshalb ist Hasebe für mich kein zweiter Beckenbauer. Für mich ist er schlicht und einfach einer der besten Fußballer, die jemals das Eintrachttrikot getragen haben. Und gerade, weil das oben erwähnte Spiel gegen die Bayern damals mit 3:2 gewonnen wurde (Hölzenbein übte da schon mal fürs WM-Finale ) kann Makoto Hasebe kein Beckenbauer sein.

Für mich ist der der – vermutlich letzte – Samurai der Bundesliga.
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Die Diskussionen um Makoto Hasebe und seinen am Sonntag verursachten Elfmeter haben mich zu dem folgenden Text inspiriert. Bitte sehr:

Eines der Spiele, die ich in meiner frühen Jugend miterlebt habe und die ich niemals vergessen werde, war das Halbfinale im DFB-Pokal 1974 der Eintracht gegen Bayern München im Waldstadion.

Mitte der 1. Halbzeit: aus einem verdichteten Mittelfeld gelang es Jürgen Grabowski, sich mit einem seiner unnachahmlichen Dribblings freizuspielen – nun strebte er allein mit dem Ball durch die verwaiste Bayern-Hälfte dem von Sepp Maier gehüteten Tor zu.

Die Zuschauer im Waldstadion sprangen von ihren Sitzen, alle Augen waren auf Grabowski gerichtet, der Jubel schwoll zu einem Orkan, Grabi würde Maier keine Chance lassen, soviel stand fest.

Da tauchte urplötzlich von der Seite ein roter Schatten auf, wie ein Blitz war er bei Grabowski, an ihm vorbei und an seinem Fuß klebte der Ball, den er fast unsichtbar für die Zuschauer einfach so im Vorbeigehen Grabi vom Fuß genommen hatte und den er ohne großes Zögern sofort wieder dem Angriffsspiel seiner Mannschaft einverleibte.

Das war Franz Beckenbauer, und an diese Szene muss ich immer wieder denken, wenn ich Makoto Hasebe spielen sehe. Wenn dieser mit seinem Auge und seinem überragenden Stellungsspiel auch heute noch gegnerische Stürmer einfach abläuft, sie an der Torauslinie dann regelrecht abkocht oder mit einer Körpertäuschung das Rückspiel zum Torwart antäuscht, sich aber blitzschnell mit dem Ball am Fuß zur Außenlinie dreht, den verdutzten Angreifer zurücklassend und sofort das eigene Angriffsspiel initiierend – dann erinnert mich das an diese Szene.

Man nennt ihn ja den „Beckenbauer Japans“ und in der Tat gibt es immer wieder neue Parallelen zwischen Hasebe und jenem Ausnahmefußballer zu entdecken.

Da ist nicht nur die Position, die Hasebe seit einigen Jahren bekleidet und die ihm – wie weiland Beckenbauer – auf den Leib geschrieben scheint. Da sind die Bewegungsabläufe, das Stellungsspiel, die Sicherheit im Zweikampf, der ohne jede Rustikalität auskommt und da ist vor allem die Spieleröffnung.

Ähnlich wie bei uns ging auch damals bei den Bayern alles, aber auch wirklich alles von Beckenbauer aus. Und wie Beckenbauer damals verfügt auch Hasebe über das Selbstvertrauen, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Hinzu kommt die Variabilität, mit der er das Spiel der Eintracht ins Rollen bringt. Vom Flügelwechsel über den weiten Steilpass über das entschlossene Dribbling in die gegnerische Hälfte bis hin zum exakt getimten Pass in den Fuß des aufgerückten AVs ist alles dabei, was Lücken in die Abwehr des Gegners reißt und eigene Räume eröffnet.

Und wie damals bei Beckenbauer ist dies keine Ab-und-zu-Erscheinung, sondern findet permanent statt. Es gibt keine Spieleröffnung ohne Hasebe und so gut wie jede Torchance, die die Eintracht hat, fußt auf einer einleitenden Maßnahme unseres Japaners. Weit und breit ist kein anderer Abwehrspieler zu sehen, der – gepaart mit einer perfekten Technik und der absoluten Übersicht – derart intelligente und zielführende Spieleröffnungen zelebriert wie Hasebe.

Und doch gibt es Unterschiede. Die Pässe Beckenbauers, mit denen er das Bayernspiel damals ankurbelte, waren Kunstwerke für sich, Bälle, deren Flugkurven jeden Ballistiker zur Verzweiflung gebracht hätten, meist mit dem Außenrist geschlenzt und nicht selten den Adressaten vor unlösbare Probleme beim Annehmen des Passes stellend, was ein unwirsches Abwinken Beckenbauers zur Folge hatte. Makoto Hasebe dagegen präferiert den harten, schnellen Flachpass, meist in den Fuß gespielt und so getimt, dass der annehmende Spieler einfach weiterlaufen muss, nur jetzt mit dem Ball am Fuß.

Auch in der Außendarstellung gibt es Parallelen und Unterschiede: beim Reklamieren von SR-Entscheidungen nahmen sich beide nichts. Während Beckenbauer aber das souveräne wie gleichsam arrogante Abwinken bevorzugte, neigt Hasebe eher zu einer japanischen Version von Rumpelstilzchen.

Was die Fehlerquote anbelangt, sehe ich beide gleichauf: wer viel macht, macht auch mal einen Fehler. Beckenbauer wie Hasebe. 3 Eigentore in einer Saison, wie sie Beckenbauer in diesen Jahren einmal unterliefen, sind Makoto Hasebe allerdings noch nicht passiert.

Eine weitere Parallele sind die für die körperliche Gesundheit verantwortlichen Gene, die beide auch im Herbst ihrer Karriere zu besonderen Leistungen befähig(t)en. Zumindest bei Hasebe bin ich mir aber sicher, dass hierfür auch eine hochprofessionelle Lebensführung verantwortlich ist.

Der größte Unterschied zwischen den beiden aber liegt wohl in ihrer Außenwirkung. Während für Beckenbauer das Fußballfeld eine Bühne darstellte, auf der er seine unvergleichliche Kunst darbieten konnte, ist das grüne Viereck für Hasebe eher der Arbeitsplatz, auf dem man auch mal ackern oder Bälle von der eigenen Torlinie kratzen muss – was ihm regelmäßig gelingt. Während der eine schnell die Klaviatur der Medien zu spielen lernte, hält sich der andere hier merklich zurück. Während der eine jeden seiner Pässe noch mit einem Schleifchen versah und scheinbar spielerisch über den Platz schwebte, bevorzugt der andere die sachliche Spielweise, schnörkellos und ohne spektakuläre Einlagen. Und obwohl Hasebe wiederholt unter Beweis stellte, dass auch er den Hackentrick in engen Situationen zu spielen weiß, sind seine Sachlichkeit und auch seine Beständigkeit vielleicht der Grund, warum er auch nach gewohnt überragenden Leistungen im Eintrachtforum den lapidaren Kommentar „Note 3 – solide“ einheimst. Wenn er Glück hat.

Dabei ist er ein Musterprofi ohnegleichen, für die Mannschaft von unschätzbarem Wert, gleichzeitig aber bescheiden und zurückhaltend. Vertragsverhandlungen laufen bei ihm geräuschlos ab und seine letzte Verlängerung kommentierte er mit „froh über den neuen Vertrag und glücklich, weiter für die Eintracht spielen zu dürfen.“ Mehr nicht. Das kennen wir auch ganz anders.

Und nicht nur deshalb ist Hasebe für mich kein zweiter Beckenbauer. Für mich ist er schlicht und einfach einer der besten Fußballer, die jemals das Eintrachttrikot getragen haben. Und gerade, weil das oben erwähnte Spiel gegen die Bayern damals mit 3:2 gewonnen wurde (Hölzenbein übte da schon mal fürs WM-Finale ) kann Makoto Hasebe kein Beckenbauer sein.

Für mich ist der der – vermutlich letzte – Samurai der Bundesliga.
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Schöner Text, auch wenn ich Beckenbauer selbst nie habe spielen sehen und den Vergleich daher nicht einordnen kann.
Ich mag unseren Hase.
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Sehe ich in vielen Dingen ähnlich....das Bayernspiel damals hab ich auch im Waldstadion gesehen....aber derartige Ausnahmespieler, wie sie Grabi und Holz ja auf ihre Art auch waren, sind mittlerweile selten geworden, weil sie auch Individualisten waren.
Hasebe ist, wie du ja ausgeführt hast, kein zweiter Beckenbauer, aber in seiner Spielposition ist er genauso prägend für Spieleröffnung und Abwehrverhalten.
Dann stellt sich natürlich die Frage, das auch er irgendwann mal ersetzt werden muß, wenn sein Karriereende bevorsteht.
Ist er mit seiner Art zu ersetzen und vor allem adäquat...?....ich glaube, da werden wir lange suchen müssen, deshalb will ich jetzt nicht den Spruch von Bruchhagen bemühen.....
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Die Diskussionen um Makoto Hasebe und seinen am Sonntag verursachten Elfmeter haben mich zu dem folgenden Text inspiriert. Bitte sehr:

Eines der Spiele, die ich in meiner frühen Jugend miterlebt habe und die ich niemals vergessen werde, war das Halbfinale im DFB-Pokal 1974 der Eintracht gegen Bayern München im Waldstadion.

Mitte der 1. Halbzeit: aus einem verdichteten Mittelfeld gelang es Jürgen Grabowski, sich mit einem seiner unnachahmlichen Dribblings freizuspielen – nun strebte er allein mit dem Ball durch die verwaiste Bayern-Hälfte dem von Sepp Maier gehüteten Tor zu.

Die Zuschauer im Waldstadion sprangen von ihren Sitzen, alle Augen waren auf Grabowski gerichtet, der Jubel schwoll zu einem Orkan, Grabi würde Maier keine Chance lassen, soviel stand fest.

Da tauchte urplötzlich von der Seite ein roter Schatten auf, wie ein Blitz war er bei Grabowski, an ihm vorbei und an seinem Fuß klebte der Ball, den er fast unsichtbar für die Zuschauer einfach so im Vorbeigehen Grabi vom Fuß genommen hatte und den er ohne großes Zögern sofort wieder dem Angriffsspiel seiner Mannschaft einverleibte.

Das war Franz Beckenbauer, und an diese Szene muss ich immer wieder denken, wenn ich Makoto Hasebe spielen sehe. Wenn dieser mit seinem Auge und seinem überragenden Stellungsspiel auch heute noch gegnerische Stürmer einfach abläuft, sie an der Torauslinie dann regelrecht abkocht oder mit einer Körpertäuschung das Rückspiel zum Torwart antäuscht, sich aber blitzschnell mit dem Ball am Fuß zur Außenlinie dreht, den verdutzten Angreifer zurücklassend und sofort das eigene Angriffsspiel initiierend – dann erinnert mich das an diese Szene.

Man nennt ihn ja den „Beckenbauer Japans“ und in der Tat gibt es immer wieder neue Parallelen zwischen Hasebe und jenem Ausnahmefußballer zu entdecken.

Da ist nicht nur die Position, die Hasebe seit einigen Jahren bekleidet und die ihm – wie weiland Beckenbauer – auf den Leib geschrieben scheint. Da sind die Bewegungsabläufe, das Stellungsspiel, die Sicherheit im Zweikampf, der ohne jede Rustikalität auskommt und da ist vor allem die Spieleröffnung.

Ähnlich wie bei uns ging auch damals bei den Bayern alles, aber auch wirklich alles von Beckenbauer aus. Und wie Beckenbauer damals verfügt auch Hasebe über das Selbstvertrauen, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Hinzu kommt die Variabilität, mit der er das Spiel der Eintracht ins Rollen bringt. Vom Flügelwechsel über den weiten Steilpass über das entschlossene Dribbling in die gegnerische Hälfte bis hin zum exakt getimten Pass in den Fuß des aufgerückten AVs ist alles dabei, was Lücken in die Abwehr des Gegners reißt und eigene Räume eröffnet.

Und wie damals bei Beckenbauer ist dies keine Ab-und-zu-Erscheinung, sondern findet permanent statt. Es gibt keine Spieleröffnung ohne Hasebe und so gut wie jede Torchance, die die Eintracht hat, fußt auf einer einleitenden Maßnahme unseres Japaners. Weit und breit ist kein anderer Abwehrspieler zu sehen, der – gepaart mit einer perfekten Technik und der absoluten Übersicht – derart intelligente und zielführende Spieleröffnungen zelebriert wie Hasebe.

Und doch gibt es Unterschiede. Die Pässe Beckenbauers, mit denen er das Bayernspiel damals ankurbelte, waren Kunstwerke für sich, Bälle, deren Flugkurven jeden Ballistiker zur Verzweiflung gebracht hätten, meist mit dem Außenrist geschlenzt und nicht selten den Adressaten vor unlösbare Probleme beim Annehmen des Passes stellend, was ein unwirsches Abwinken Beckenbauers zur Folge hatte. Makoto Hasebe dagegen präferiert den harten, schnellen Flachpass, meist in den Fuß gespielt und so getimt, dass der annehmende Spieler einfach weiterlaufen muss, nur jetzt mit dem Ball am Fuß.

Auch in der Außendarstellung gibt es Parallelen und Unterschiede: beim Reklamieren von SR-Entscheidungen nahmen sich beide nichts. Während Beckenbauer aber das souveräne wie gleichsam arrogante Abwinken bevorzugte, neigt Hasebe eher zu einer japanischen Version von Rumpelstilzchen.

Was die Fehlerquote anbelangt, sehe ich beide gleichauf: wer viel macht, macht auch mal einen Fehler. Beckenbauer wie Hasebe. 3 Eigentore in einer Saison, wie sie Beckenbauer in diesen Jahren einmal unterliefen, sind Makoto Hasebe allerdings noch nicht passiert.

Eine weitere Parallele sind die für die körperliche Gesundheit verantwortlichen Gene, die beide auch im Herbst ihrer Karriere zu besonderen Leistungen befähig(t)en. Zumindest bei Hasebe bin ich mir aber sicher, dass hierfür auch eine hochprofessionelle Lebensführung verantwortlich ist.

Der größte Unterschied zwischen den beiden aber liegt wohl in ihrer Außenwirkung. Während für Beckenbauer das Fußballfeld eine Bühne darstellte, auf der er seine unvergleichliche Kunst darbieten konnte, ist das grüne Viereck für Hasebe eher der Arbeitsplatz, auf dem man auch mal ackern oder Bälle von der eigenen Torlinie kratzen muss – was ihm regelmäßig gelingt. Während der eine schnell die Klaviatur der Medien zu spielen lernte, hält sich der andere hier merklich zurück. Während der eine jeden seiner Pässe noch mit einem Schleifchen versah und scheinbar spielerisch über den Platz schwebte, bevorzugt der andere die sachliche Spielweise, schnörkellos und ohne spektakuläre Einlagen. Und obwohl Hasebe wiederholt unter Beweis stellte, dass auch er den Hackentrick in engen Situationen zu spielen weiß, sind seine Sachlichkeit und auch seine Beständigkeit vielleicht der Grund, warum er auch nach gewohnt überragenden Leistungen im Eintrachtforum den lapidaren Kommentar „Note 3 – solide“ einheimst. Wenn er Glück hat.

Dabei ist er ein Musterprofi ohnegleichen, für die Mannschaft von unschätzbarem Wert, gleichzeitig aber bescheiden und zurückhaltend. Vertragsverhandlungen laufen bei ihm geräuschlos ab und seine letzte Verlängerung kommentierte er mit „froh über den neuen Vertrag und glücklich, weiter für die Eintracht spielen zu dürfen.“ Mehr nicht. Das kennen wir auch ganz anders.

Und nicht nur deshalb ist Hasebe für mich kein zweiter Beckenbauer. Für mich ist er schlicht und einfach einer der besten Fußballer, die jemals das Eintrachttrikot getragen haben. Und gerade, weil das oben erwähnte Spiel gegen die Bayern damals mit 3:2 gewonnen wurde (Hölzenbein übte da schon mal fürs WM-Finale ) kann Makoto Hasebe kein Beckenbauer sein.

Für mich ist der der – vermutlich letzte – Samurai der Bundesliga.
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Die Diskussion über seine Fehler am Sonntag, besser die Schlüsse, die daraus von einigen gezogen wurden, fand ich absurd.

ManCity hat am Wochenende gegen die Wolves verloren, durch 2 Böcke von Joao Cancelo (25 J. / gekauft für 65 Mio.)
Soll der jetzt mit dem Fussballspielen aufhören, da ja 2 Fehler bedeuten, dass man seinen Zenit überschritten hat?

Bis auf diese Fehler war das Spiel gegen Bremen eines der besten Spiele, die ich seit langem von Hasebe gesehen habe. Ich gebe ehrlich zu, dass ich eine Umstellung auf Viererkette bevorzugen würde, aus verschiedenen taktischen Gründen und Überlegungen, aber ein Hasebe in der generellen Form vom Sonntag, macht diese Überlegung obsolet.

Daran ändert auch eine falsche Entscheidung in 90 Minuten nichts.
Absolut gar nichts.
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Sehr schön geschrieben WA.

Nochmals auf den besagten Zenit zurückzukommen: meines Erachtens befindet sich Makoto Hasebe, aufgrund seiner Erfahrung und den von dir schon in aller Ausführlichkeit beschriebenen Attributen, derzeit exakt auf dem selbigen. Ich hoffe, dass dieser Umstand, zum Wohle unserer Eintracht, noch lange anhalten möge. Denn aktuell erachte ich Makoto für unersetzlich, sowohl auf als auch neben dem Platz.
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Vieles an diesem vergleich kann man wirklich genauso sehen.
Ein kleiner aber feiner Unterschied zwischen dem deutschen und dem japanischen Beckenbauer liegt eher darin, dass der Kaiser ab und zu mal den Vorwärtsgang eingelegt hat, wenn es keine Anspielstationen gab oder die schon viele Abwehrspieler gebunden hatten. da ging der Franz manchmal wie das Messer durch die Butter und schloss selbst ab.
Das könnte Hasebe auch öfter mal machen ...

Interessant an dem Vergleich ist auch:
Umgekehrt funktioniert er nicht so gut
Beckenbauer wäre kein deutscher Hasebe
Dazu fehlt es ih auch an moralischer Eleganz 🤔
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Vieles an diesem vergleich kann man wirklich genauso sehen.
Ein kleiner aber feiner Unterschied zwischen dem deutschen und dem japanischen Beckenbauer liegt eher darin, dass der Kaiser ab und zu mal den Vorwärtsgang eingelegt hat, wenn es keine Anspielstationen gab oder die schon viele Abwehrspieler gebunden hatten. da ging der Franz manchmal wie das Messer durch die Butter und schloss selbst ab.
Das könnte Hasebe auch öfter mal machen ...

Interessant an dem Vergleich ist auch:
Umgekehrt funktioniert er nicht so gut
Beckenbauer wäre kein deutscher Hasebe
Dazu fehlt es ih auch an moralischer Eleganz 🤔
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philadlerist schrieb:

da ging der Franz manchmal wie das Messer durch die Butter und schloss selbst ab.
Das könnte Hasebe auch öfter mal machen ...

Das stimmt natürlich. Torgefährlicher war Beckenbauer in jedem Fall.
Das mit dem umgekehrten Fall stimmt allerdings auch.
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Wer besser ist/war ist doch auch klar.
Hase hat in Frankfurt einen Haufen Spiele gewonnen, während Beckenbauer in Frankfurt nur auf die Ohren gekriegt hat.
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Toller text Würzi. Ich bin ja leider auch zu "Jung" um Beckenbauer noch mit erlebt zu haben aber das ließt sich, auch bezogen auf Hase B., großartig.

Nur sind wir doch ehrlich, diese Diskussion um Hase wurde von einem user los getreten der seine Meinung entweder eh nach Stärke des Windes dreht oder den man prinzipiell immer falsch versteht und er alles anders gemeint hat. So was kann ich eh nicht ernst nehmen und hat für mich die ganze Diskussion um Hase B. eh obsolet gemacht.
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Beckenbauer war auch vor meiner Zeit. Jedoch passt die von Dir beschriebene Szene zu dem eleganten Spiel, was ich von Beckenbauer aus Aufzeichnungen in Erinnerung habe.
Ja, so ist der Hase. Nimmt den Leuten elegant den Ball weg und die wissen nicht, wie ihnen geschieht.
Ein ganz, ganz feiner Fußballer!
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Die Diskussionen um Makoto Hasebe und seinen am Sonntag verursachten Elfmeter haben mich zu dem folgenden Text inspiriert. Bitte sehr:

Eines der Spiele, die ich in meiner frühen Jugend miterlebt habe und die ich niemals vergessen werde, war das Halbfinale im DFB-Pokal 1974 der Eintracht gegen Bayern München im Waldstadion.

Mitte der 1. Halbzeit: aus einem verdichteten Mittelfeld gelang es Jürgen Grabowski, sich mit einem seiner unnachahmlichen Dribblings freizuspielen – nun strebte er allein mit dem Ball durch die verwaiste Bayern-Hälfte dem von Sepp Maier gehüteten Tor zu.

Die Zuschauer im Waldstadion sprangen von ihren Sitzen, alle Augen waren auf Grabowski gerichtet, der Jubel schwoll zu einem Orkan, Grabi würde Maier keine Chance lassen, soviel stand fest.

Da tauchte urplötzlich von der Seite ein roter Schatten auf, wie ein Blitz war er bei Grabowski, an ihm vorbei und an seinem Fuß klebte der Ball, den er fast unsichtbar für die Zuschauer einfach so im Vorbeigehen Grabi vom Fuß genommen hatte und den er ohne großes Zögern sofort wieder dem Angriffsspiel seiner Mannschaft einverleibte.

Das war Franz Beckenbauer, und an diese Szene muss ich immer wieder denken, wenn ich Makoto Hasebe spielen sehe. Wenn dieser mit seinem Auge und seinem überragenden Stellungsspiel auch heute noch gegnerische Stürmer einfach abläuft, sie an der Torauslinie dann regelrecht abkocht oder mit einer Körpertäuschung das Rückspiel zum Torwart antäuscht, sich aber blitzschnell mit dem Ball am Fuß zur Außenlinie dreht, den verdutzten Angreifer zurücklassend und sofort das eigene Angriffsspiel initiierend – dann erinnert mich das an diese Szene.

Man nennt ihn ja den „Beckenbauer Japans“ und in der Tat gibt es immer wieder neue Parallelen zwischen Hasebe und jenem Ausnahmefußballer zu entdecken.

Da ist nicht nur die Position, die Hasebe seit einigen Jahren bekleidet und die ihm – wie weiland Beckenbauer – auf den Leib geschrieben scheint. Da sind die Bewegungsabläufe, das Stellungsspiel, die Sicherheit im Zweikampf, der ohne jede Rustikalität auskommt und da ist vor allem die Spieleröffnung.

Ähnlich wie bei uns ging auch damals bei den Bayern alles, aber auch wirklich alles von Beckenbauer aus. Und wie Beckenbauer damals verfügt auch Hasebe über das Selbstvertrauen, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Hinzu kommt die Variabilität, mit der er das Spiel der Eintracht ins Rollen bringt. Vom Flügelwechsel über den weiten Steilpass über das entschlossene Dribbling in die gegnerische Hälfte bis hin zum exakt getimten Pass in den Fuß des aufgerückten AVs ist alles dabei, was Lücken in die Abwehr des Gegners reißt und eigene Räume eröffnet.

Und wie damals bei Beckenbauer ist dies keine Ab-und-zu-Erscheinung, sondern findet permanent statt. Es gibt keine Spieleröffnung ohne Hasebe und so gut wie jede Torchance, die die Eintracht hat, fußt auf einer einleitenden Maßnahme unseres Japaners. Weit und breit ist kein anderer Abwehrspieler zu sehen, der – gepaart mit einer perfekten Technik und der absoluten Übersicht – derart intelligente und zielführende Spieleröffnungen zelebriert wie Hasebe.

Und doch gibt es Unterschiede. Die Pässe Beckenbauers, mit denen er das Bayernspiel damals ankurbelte, waren Kunstwerke für sich, Bälle, deren Flugkurven jeden Ballistiker zur Verzweiflung gebracht hätten, meist mit dem Außenrist geschlenzt und nicht selten den Adressaten vor unlösbare Probleme beim Annehmen des Passes stellend, was ein unwirsches Abwinken Beckenbauers zur Folge hatte. Makoto Hasebe dagegen präferiert den harten, schnellen Flachpass, meist in den Fuß gespielt und so getimt, dass der annehmende Spieler einfach weiterlaufen muss, nur jetzt mit dem Ball am Fuß.

Auch in der Außendarstellung gibt es Parallelen und Unterschiede: beim Reklamieren von SR-Entscheidungen nahmen sich beide nichts. Während Beckenbauer aber das souveräne wie gleichsam arrogante Abwinken bevorzugte, neigt Hasebe eher zu einer japanischen Version von Rumpelstilzchen.

Was die Fehlerquote anbelangt, sehe ich beide gleichauf: wer viel macht, macht auch mal einen Fehler. Beckenbauer wie Hasebe. 3 Eigentore in einer Saison, wie sie Beckenbauer in diesen Jahren einmal unterliefen, sind Makoto Hasebe allerdings noch nicht passiert.

Eine weitere Parallele sind die für die körperliche Gesundheit verantwortlichen Gene, die beide auch im Herbst ihrer Karriere zu besonderen Leistungen befähig(t)en. Zumindest bei Hasebe bin ich mir aber sicher, dass hierfür auch eine hochprofessionelle Lebensführung verantwortlich ist.

Der größte Unterschied zwischen den beiden aber liegt wohl in ihrer Außenwirkung. Während für Beckenbauer das Fußballfeld eine Bühne darstellte, auf der er seine unvergleichliche Kunst darbieten konnte, ist das grüne Viereck für Hasebe eher der Arbeitsplatz, auf dem man auch mal ackern oder Bälle von der eigenen Torlinie kratzen muss – was ihm regelmäßig gelingt. Während der eine schnell die Klaviatur der Medien zu spielen lernte, hält sich der andere hier merklich zurück. Während der eine jeden seiner Pässe noch mit einem Schleifchen versah und scheinbar spielerisch über den Platz schwebte, bevorzugt der andere die sachliche Spielweise, schnörkellos und ohne spektakuläre Einlagen. Und obwohl Hasebe wiederholt unter Beweis stellte, dass auch er den Hackentrick in engen Situationen zu spielen weiß, sind seine Sachlichkeit und auch seine Beständigkeit vielleicht der Grund, warum er auch nach gewohnt überragenden Leistungen im Eintrachtforum den lapidaren Kommentar „Note 3 – solide“ einheimst. Wenn er Glück hat.

Dabei ist er ein Musterprofi ohnegleichen, für die Mannschaft von unschätzbarem Wert, gleichzeitig aber bescheiden und zurückhaltend. Vertragsverhandlungen laufen bei ihm geräuschlos ab und seine letzte Verlängerung kommentierte er mit „froh über den neuen Vertrag und glücklich, weiter für die Eintracht spielen zu dürfen.“ Mehr nicht. Das kennen wir auch ganz anders.

Und nicht nur deshalb ist Hasebe für mich kein zweiter Beckenbauer. Für mich ist er schlicht und einfach einer der besten Fußballer, die jemals das Eintrachttrikot getragen haben. Und gerade, weil das oben erwähnte Spiel gegen die Bayern damals mit 3:2 gewonnen wurde (Hölzenbein übte da schon mal fürs WM-Finale ) kann Makoto Hasebe kein Beckenbauer sein.

Für mich ist der der – vermutlich letzte – Samurai der Bundesliga.
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WuerzburgerAdler schrieb:

Die Diskussionen um Makoto Hasebe und seinen am Sonntag verursachten Elfmeter haben mich zu dem folgenden Text inspiriert. Bitte sehr:

Eines der Spiele, die ich in meiner frühen Jugend miterlebt habe und die ich niemals vergessen werde, war das Halbfinale im DFB-Pokal 1974 der Eintracht gegen Bayern München im Waldstadion.

Mitte der 1. Halbzeit: aus einem verdichteten Mittelfeld gelang es Jürgen Grabowski, sich mit einem seiner unnachahmlichen Dribblings freizuspielen – nun strebte er allein mit dem Ball durch die verwaiste Bayern-Hälfte dem von Sepp Maier gehüteten Tor zu.

Die Zuschauer im Waldstadion sprangen von ihren Sitzen, alle Augen waren auf Grabowski gerichtet, der Jubel schwoll zu einem Orkan, Grabi würde Maier keine Chance lassen, soviel stand fest.

Da tauchte urplötzlich von der Seite ein roter Schatten auf, wie ein Blitz war er bei Grabowski, an ihm vorbei und an seinem Fuß klebte der Ball, den er fast unsichtbar für die Zuschauer einfach so im Vorbeigehen Grabi vom Fuß genommen hatte und den er ohne großes Zögern sofort wieder dem Angriffsspiel seiner Mannschaft einverleibte.

Das war Franz Beckenbauer, und an diese Szene muss ich immer wieder denken, wenn ich Makoto Hasebe spielen sehe. Wenn dieser mit seinem Auge und seinem überragenden Stellungsspiel auch heute noch gegnerische Stürmer einfach abläuft, sie an der Torauslinie dann regelrecht abkocht oder mit einer Körpertäuschung das Rückspiel zum Torwart antäuscht, sich aber blitzschnell mit dem Ball am Fuß zur Außenlinie dreht, den verdutzten Angreifer zurücklassend und sofort das eigene Angriffsspiel initiierend – dann erinnert mich das an diese Szene.

Man nennt ihn ja den „Beckenbauer Japans“ und in der Tat gibt es immer wieder neue Parallelen zwischen Hasebe und jenem Ausnahmefußballer zu entdecken.

Da ist nicht nur die Position, die Hasebe seit einigen Jahren bekleidet und die ihm – wie weiland Beckenbauer – auf den Leib geschrieben scheint. Da sind die Bewegungsabläufe, das Stellungsspiel, die Sicherheit im Zweikampf, der ohne jede Rustikalität auskommt und da ist vor allem die Spieleröffnung.

Ähnlich wie bei uns ging auch damals bei den Bayern alles, aber auch wirklich alles von Beckenbauer aus. Und wie Beckenbauer damals verfügt auch Hasebe über das Selbstvertrauen, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Hinzu kommt die Variabilität, mit der er das Spiel der Eintracht ins Rollen bringt. Vom Flügelwechsel über den weiten Steilpass über das entschlossene Dribbling in die gegnerische Hälfte bis hin zum exakt getimten Pass in den Fuß des aufgerückten AVs ist alles dabei, was Lücken in die Abwehr des Gegners reißt und eigene Räume eröffnet.

Und wie damals bei Beckenbauer ist dies keine Ab-und-zu-Erscheinung, sondern findet permanent statt. Es gibt keine Spieleröffnung ohne Hasebe und so gut wie jede Torchance, die die Eintracht hat, fußt auf einer einleitenden Maßnahme unseres Japaners. Weit und breit ist kein anderer Abwehrspieler zu sehen, der – gepaart mit einer perfekten Technik und der absoluten Übersicht – derart intelligente und zielführende Spieleröffnungen zelebriert wie Hasebe.

Und doch gibt es Unterschiede. Die Pässe Beckenbauers, mit denen er das Bayernspiel damals ankurbelte, waren Kunstwerke für sich, Bälle, deren Flugkurven jeden Ballistiker zur Verzweiflung gebracht hätten, meist mit dem Außenrist geschlenzt und nicht selten den Adressaten vor unlösbare Probleme beim Annehmen des Passes stellend, was ein unwirsches Abwinken Beckenbauers zur Folge hatte. Makoto Hasebe dagegen präferiert den harten, schnellen Flachpass, meist in den Fuß gespielt und so getimt, dass der annehmende Spieler einfach weiterlaufen muss, nur jetzt mit dem Ball am Fuß.

Auch in der Außendarstellung gibt es Parallelen und Unterschiede: beim Reklamieren von SR-Entscheidungen nahmen sich beide nichts. Während Beckenbauer aber das souveräne wie gleichsam arrogante Abwinken bevorzugte, neigt Hasebe eher zu einer japanischen Version von Rumpelstilzchen.

Was die Fehlerquote anbelangt, sehe ich beide gleichauf: wer viel macht, macht auch mal einen Fehler. Beckenbauer wie Hasebe. 3 Eigentore in einer Saison, wie sie Beckenbauer in diesen Jahren einmal unterliefen, sind Makoto Hasebe allerdings noch nicht passiert.

Eine weitere Parallele sind die für die körperliche Gesundheit verantwortlichen Gene, die beide auch im Herbst ihrer Karriere zu besonderen Leistungen befähig(t)en. Zumindest bei Hasebe bin ich mir aber sicher, dass hierfür auch eine hochprofessionelle Lebensführung verantwortlich ist.

Der größte Unterschied zwischen den beiden aber liegt wohl in ihrer Außenwirkung. Während für Beckenbauer das Fußballfeld eine Bühne darstellte, auf der er seine unvergleichliche Kunst darbieten konnte, ist das grüne Viereck für Hasebe eher der Arbeitsplatz, auf dem man auch mal ackern oder Bälle von der eigenen Torlinie kratzen muss – was ihm regelmäßig gelingt. Während der eine schnell die Klaviatur der Medien zu spielen lernte, hält sich der andere hier merklich zurück. Während der eine jeden seiner Pässe noch mit einem Schleifchen versah und scheinbar spielerisch über den Platz schwebte, bevorzugt der andere die sachliche Spielweise, schnörkellos und ohne spektakuläre Einlagen. Und obwohl Hasebe wiederholt unter Beweis stellte, dass auch er den Hackentrick in engen Situationen zu spielen weiß, sind seine Sachlichkeit und auch seine Beständigkeit vielleicht der Grund, warum er auch nach gewohnt überragenden Leistungen im Eintrachtforum den lapidaren Kommentar „Note 3 – solide“ einheimst. Wenn er Glück hat.

Dabei ist er ein Musterprofi ohnegleichen, für die Mannschaft von unschätzbarem Wert, gleichzeitig aber bescheiden und zurückhaltend. Vertragsverhandlungen laufen bei ihm geräuschlos ab und seine letzte Verlängerung kommentierte er mit „froh über den neuen Vertrag und glücklich, weiter für die Eintracht spielen zu dürfen.“ Mehr nicht. Das kennen wir auch ganz anders.

Und nicht nur deshalb ist Hasebe für mich kein zweiter Beckenbauer. Für mich ist er schlicht und einfach einer der besten Fußballer, die jemals das Eintrachttrikot getragen haben. Und gerade, weil das oben erwähnte Spiel gegen die Bayern damals mit 3:2 gewonnen wurde (Hölzenbein übte da schon mal fürs WM-Finale ) kann Makoto Hasebe kein Beckenbauer sein.

Für mich ist der der – vermutlich letzte – Samurai der Bundesliga.


Großartiger Beitrag!
Und das aus Franken!
Und an Kilchenwitz & Co und wer sonst hier noch abschreibt: besorgt euch vom WA die Urheberrechte für diesen Text (eine Wagenladung Bocksbeutel kostet das bestimmt) und veröffentlicht das in euren Käseblättern! Wäre dann mal was mit guter journalistischer Qualität!
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Eins hat der Franz dem Hase glaube ich voraus mehr Eigentore...😎
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Zum Thema Hasebe:

Unter der aufgehenden Sonne
Hoch fliegen Adler
Ehre den Kindern von Amaterasu
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Neinnein, Häuptling Hitziger Hase ist doch der Letzte Mohikaner. Hai!, ahh ... Howgh!!
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Neinnein, Häuptling Hitziger Hase ist doch der Letzte Mohikaner. Hai!, ahh ... Howgh!!
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adlerkadabra schrieb:

Neinnein, Häuptling Hitziger Hase ist doch der Letzte Mohikaner. Hai!, ahh ... Howgh!!

Also mein lieber Abelkadabel, nix für ungut, aber "Hitziger Hase"?!
Also echt!
Nie von "Tsuki no Usagi" gehört?!
Bedeutet "Hase im Mond"!
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Selbstverständlich hatte ich die Spezies der Hasenartigen nur für jenen Zeitraum im Auge, in welchem sie Konversation mit Schiedsrichtern treiben
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Zum Thema Hasebe:

Unter der aufgehenden Sonne
Hoch fliegen Adler
Ehre den Kindern von Amaterasu
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PeterT. schrieb:

Zum Thema Hasebe:

Unter der aufgehenden Sonne
Hoch fliegen Adler
Ehre den Kindern von Amaterasu


Haiku?
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PeterT. schrieb:

Zum Thema Hasebe:

Unter der aufgehenden Sonne
Hoch fliegen Adler
Ehre den Kindern von Amaterasu


Haiku?
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Wedge schrieb:

PeterT. schrieb:

Zum Thema Hasebe:

Unter der aufgehenden Sonne
Hoch fliegen Adler
Ehre den Kindern von Amaterasu


Haiku?

Wenn überhaupt, eher ein Senryu!
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Wedge schrieb:

PeterT. schrieb:

Zum Thema Hasebe:

Unter der aufgehenden Sonne
Hoch fliegen Adler
Ehre den Kindern von Amaterasu


Haiku?

Wenn überhaupt, eher ein Senryu!
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PeterT. schrieb:

Wedge schrieb:

PeterT. schrieb:

Zum Thema Hasebe:

Unter der aufgehenden Sonne
Hoch fliegen Adler
Ehre den Kindern von Amaterasu


Haiku?

Wenn überhaupt, eher ein Senryu!


Trotzdem schön.
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Wenn schon, hat Hase B sein Haiku am Sonntagabend kurz vor Spielschluss gedichtet - blitzschnell, wie es sich gehört:

Rotschwarzer Herbstabend.
Fischkoppmann wie Bashôfrosch
am Strafraum: Platsch!


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