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Nach der Bundestagswahl 2021 - Regierungsarbeit und mehr

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edmund schrieb:

Sehr verkürzt:
Der Finanzminister ist ein Ideologe.
Wir fahren auf den Felgen und er will weiter sparen.
Für mich komplett verantwortungslos

Sorry, das war eine Ressortentscheidung des Innenministeriums. Und die sagen, sie haben noch Geld aus den Vorjahren übrig. Das Finanzministerium hat damit ausnahmsweise nichts zu tun. Also, alles wird gut.
Oder auch nicht.

Die Tagesschau meldet heute
"Der Blick der Deutschen auf ihre Regierung ist weiter überwiegend negativ. Nur ein Fünftel (21 Prozent) ist mit der Arbeit des Kabinetts aus SPD, Grünen und FDP aktuell zufrieden. Nur Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wird überwiegend positiv beurteilt (54 Prozent Zufriedenheit, höchster Wert im ARD-DeutschlandTrend), bei allen anderen abgefragten Ministerinnen und Ministern überwiegt hingegen die Unzufriedenheit. Und Kanzler Olaf Scholz erreicht mit 31 Prozent seinen niedrigsten Zustimmungswert seit Amtsantritt"

Mal sehen, wann die SPD auf die Idee kommt, den Scholz gegen den Pistorius auszutauschen. Auch mit Blick auf die nächsten Wahlen.
Ach ja, Merz traut's auch kaum jemand zu. Auch da muss sich im nächsten Jahr was tun.
Es bleibt spannend.



https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/digitalisierung-ampel-koalition-plant-drastische-kuerzung-a-ac2ec800-4a2e-43bf-9a07-a1d7bba40534
https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-3388.html
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hawischer schrieb:

Mal sehen, wann die SPD auf die Idee kommt, den Scholz gegen den Pistorius auszutauschen



das würde ich ausschließen.
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Als Digitalisierungsbeauftragter unserer Abteilung muss ich ja schmunzeln. Ist doch egal, ob wir Geld haben oder nicht. Du musst für die Digitalisierung das Personal haben, die notwendige IT und dann noch den Willen der Beteiligten. An allem mangelt es sowieso schon. Da ist das Geld noch fast das geringste Problem gewesen.

Und mit Beteiligte ist nicht mal nur der Amtsschimmel gemeint. Wir haben im Bereich Pflege es teilweise mit Häusern zu tun, die haben nicht mal ne Mailadresse und erzählen einem, dass sie Sachen nicht in Excel ausfüllen können, weil sie das technisch nicht können.
Naja, immerhin sind wir dabei unsere Akten zu digitalisieren und die Ablage erfolgt nicht mehr in Papierform. Nach 20 Jahren haben wir sozusagen die ersten 20 % zum papierlosen Büro geschafft, das man mir 2002 schon in Kürze in Aussicht gestellt hat.
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SGE_Werner schrieb:

Als Digitalisierungsbeauftragter unserer Abteilung muss ich ja schmunzeln. Ist doch egal, ob wir Geld haben oder nicht. Du musst für die Digitalisierung das Personal haben, die notwendige IT und dann noch den Willen der Beteiligten. An allem mangelt es sowieso schon. Da ist das Geld noch fast das geringste Problem gewesen.

Vollkommen richtig und auf den Punkt.

Ich habe in Unternehmen gearbeitet, die bereits in den 90er-Jahren die Komplett-Digitalisierung eingeleitet und Anfang der 00er-Jahre abgeschlossen hatten. Von Fakturierung, Produktion, Lager und Logistik bis zum Archiv. Da waren Wille, Know-how und Personal ausreichend vorhanden, falls nicht, wurde es "herbeigeführt". Unternehmensgewinne wurden zu großen Teilen in die Digitalisierung gesteckt. Seitdem finden da nur noch Prozessoptimierungen statt, basierend auf einem funktionellen digitalen Sockel.

Und ja, das hat Arbeitsplätze gekostet, auch solche, deren "Besitzer" es sich niemals hätten träumen lassen, dass ihnen das einmal passieren könnte. Und ein paar Qualitätseinbußen gab es auch. Aber das ist nun mal der Zug der Zeit. Jedenfalls wurde dort schon beim letzten Bundestagswahlkampf der Kopf geschüttelt, als die Digitalisierung zum ersten Mal das große Thema war.

Digitalisierung ist das Letzte, das man "verordnen" kann. Entweder man will es oder man will es nicht. Für beides gibt es gute Gründe.
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Der Fairness halber sollte man ergänzen, dass es durchaus Budgets gibt, die in die Digitalisierung fließen, nur nicht direkt aus dem Haushalt der Regierung:

Außerdem kann sich die Fitko, die zentrale Koordinierungs- und Vernetzungsstelle für Digitalisierungsvorhaben der öffentlichen Verwaltung in Deutschland, über einen statt­lichen Aufwuchs freuen: Für 2024 steigen ihre Mittel von 9,6 Millionen Euro auf 36,9 Millionen Euro.


Gleichzeitig ist ein neuer Gesetzesrahmen auf dem Weg, der im Haushalt noch nicht auftaucht, da er noch im parlamentarischen Verfahren steckt:

Das [OZG] ist Ende 2022 ausgelaufen, allerdings wurden die darin festgelegten Ziele einer umfassenden Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen weitgehend verfehlt. Das Bundesinnenministerium hat deshalb einen neuen Gesetzesrahmen für ein OZG 2.0 geschaffen, der noch im parlamentarischen Verfahren steckt. Die dafür veranschlagten Mittel in Höhe von einmalig 575 Millionen Euro sowie 27 Millionen Euro jährlich finden sich jedoch nicht in der Haushaltsplanung für 2024.


Quelle: https://m.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-wirtschaft/haushaltsplan-der-ampel-digitalwirtschaft-kritisiert-sparplaene-19076500.html

Dennoch: natürlich sind diese Sumnen ein Fürzchen gemessen an dem, was investiert werden müsste.

Die Haltung insgesamt zu dem Thema und die nicht vorhandene Dynamik um nicht zu sagen die nachgerade lähmende Trägheit lassen mich mittlerweile schlicht resignieren. Auch hier scheint mir der Zug so gut wie abgefahren.

Klimaschutz: verpennt
Bahnausbau: verpennt
Digitalisierung: verpennt
Fachkräftemangel: verpennt

Sorry, ich bin echt kein Freund einer "die da oben sind alles Verbrecher"-Rhetorik, aber ich bin an nem Punkt, an dem ich das fast schon schulterzuckend hinnehme. Es ist unglaublich, wie in den letzten 20-30 Jahren entscheidende Weichen auf politischer Ebene nicht gestellt wurden.

Die fetten Jahre sind leider vorbei, das erscheint mir mehr als offensichtlich. 😣
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SGE_Werner schrieb:

Als Digitalisierungsbeauftragter unserer Abteilung muss ich ja schmunzeln. Ist doch egal, ob wir Geld haben oder nicht. Du musst für die Digitalisierung das Personal haben, die notwendige IT und dann noch den Willen der Beteiligten. An allem mangelt es sowieso schon. Da ist das Geld noch fast das geringste Problem gewesen.

Vollkommen richtig und auf den Punkt.

Ich habe in Unternehmen gearbeitet, die bereits in den 90er-Jahren die Komplett-Digitalisierung eingeleitet und Anfang der 00er-Jahre abgeschlossen hatten. Von Fakturierung, Produktion, Lager und Logistik bis zum Archiv. Da waren Wille, Know-how und Personal ausreichend vorhanden, falls nicht, wurde es "herbeigeführt". Unternehmensgewinne wurden zu großen Teilen in die Digitalisierung gesteckt. Seitdem finden da nur noch Prozessoptimierungen statt, basierend auf einem funktionellen digitalen Sockel.

Und ja, das hat Arbeitsplätze gekostet, auch solche, deren "Besitzer" es sich niemals hätten träumen lassen, dass ihnen das einmal passieren könnte. Und ein paar Qualitätseinbußen gab es auch. Aber das ist nun mal der Zug der Zeit. Jedenfalls wurde dort schon beim letzten Bundestagswahlkampf der Kopf geschüttelt, als die Digitalisierung zum ersten Mal das große Thema war.

Digitalisierung ist das Letzte, das man "verordnen" kann. Entweder man will es oder man will es nicht. Für beides gibt es gute Gründe.
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WürzburgerAdler schrieb:


Digitalisierung ist das Letzte, das man "verordnen" kann. Entweder man will es oder man will es nicht. Für beides gibt es gute Gründe.

Hmmm.
Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung kann man schon verordnen und damit politische Steuerungsprozesse anstoßen (bei der ESt-Erklärung klappts doch ganz gut mittletweile bspw.)

Wenn ich aber an das Desaster bei der Grundsteuer vor kurzem denke, bei dem ein bürokratischer Wasserkopf gepaart mit einer Digitakstruktur der Marke Telefax dafür sorgte, dass (surprise) erstmal alles zusammenbrach, dann habe ich da wenig Hoffnung.
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Das weitere Problem ist, dass die Menschen digital denken müssen. Wir haben zB das Problem, dass jeder derzeit die Angaben aus Verträgen, deren Daten für hunderte Mitarbeiter in allen Landkreisen von Relevanz sind, einzeln einträgt in eine eigene Liste oder in ein eigenes Programm. Da mussten schon zwei, drei Hanseln inkl. meiner Wenigkeit mal auf den Trichter kommen bei einer Gesetzesumstellung jetzt die Chance zu ergreifen eine gemeinsame Datenbank aufzubauen. Da arbeiten ca. 800 Menschen oder so mit den Daten und niemand klemmt mal sich dahinter etwas aufzubauen, auch wenn es eben dann mal 2-3 Jahre dauert.

Aber ich kann Euch sagen... Erstmal tausend Gutachten, Datenschutz, wer hat wie Zugriff, welche Programme haben die an den Schnittstellen (jeder Kreis gefühlt ein anderes) und und und... Deswegen macht es dann auch keiner, weil man einfach jahrelang da eben dran bleiben muss.

Am Ende spart das Ganze laut unseren Berechnungen so viel Zeit ein, dass wir vermutlich 10 Stellen "frei bekommen", die dann sich darum kümmern können, dass die Anträge von Bürgern schneller bearbeitet werden, weil sie nicht mehr mit so nem Quatsch beschäftigt sind.

Aber wie gesagt... "Das wurde schon immer so gemacht" gepaart mit "Das ist alles kacke" im Widerspruch ist das, was ich mir seit vielen Jahren anhören muss.
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Das weitere Problem ist, dass die Menschen digital denken müssen. Wir haben zB das Problem, dass jeder derzeit die Angaben aus Verträgen, deren Daten für hunderte Mitarbeiter in allen Landkreisen von Relevanz sind, einzeln einträgt in eine eigene Liste oder in ein eigenes Programm. Da mussten schon zwei, drei Hanseln inkl. meiner Wenigkeit mal auf den Trichter kommen bei einer Gesetzesumstellung jetzt die Chance zu ergreifen eine gemeinsame Datenbank aufzubauen. Da arbeiten ca. 800 Menschen oder so mit den Daten und niemand klemmt mal sich dahinter etwas aufzubauen, auch wenn es eben dann mal 2-3 Jahre dauert.

Aber ich kann Euch sagen... Erstmal tausend Gutachten, Datenschutz, wer hat wie Zugriff, welche Programme haben die an den Schnittstellen (jeder Kreis gefühlt ein anderes) und und und... Deswegen macht es dann auch keiner, weil man einfach jahrelang da eben dran bleiben muss.

Am Ende spart das Ganze laut unseren Berechnungen so viel Zeit ein, dass wir vermutlich 10 Stellen "frei bekommen", die dann sich darum kümmern können, dass die Anträge von Bürgern schneller bearbeitet werden, weil sie nicht mehr mit so nem Quatsch beschäftigt sind.

Aber wie gesagt... "Das wurde schon immer so gemacht" gepaart mit "Das ist alles kacke" im Widerspruch ist das, was ich mir seit vielen Jahren anhören muss.
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SGE_Werner schrieb:

Deswegen macht es dann auch keiner, weil man einfach jahrelang da eben dran bleiben muss.


Ich erlebe es jetzt zum zweiten Mal in einem Großunternehmen, dass man Prozesse wenn irgendwie möglich so umsetzt, dass man weder Legal noch die IT benötigt, weil bis die dann durch sind, vergehen einfach mal Monate oder Jahre.

Aber dafür muss ich im Home Office meinen Firmenlaptop mit einem Laptopschloß anschließen...

Die spinnen die Gallier...
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Aus meiner Sicht gibt es einfach Bereiche, bei denen nicht gespart werden darf. Ua, Bildung, Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und natürlich auch Digitalisierung. Sind alles Themen, die darüber entscheiden, in welcher Welt wir morgen leben.

Aus Bequemlichkeit oder anderen Gründen nichts oder nicht genug zu tun, bedeutet einfach, dass wir unseren nachfolgenden Generationen eine beschissenere Welt überlassen. Vollkommen egal, ob wir dafür heute investieren müssen und damit Verbindlichkeiten weiter aufgebaut werden, lieber eine gute Ausstattung und Schulden, statt weniger Schulden und keine Möglichkeiten.

Insofern kapiere ich an dieser Stelle nicht die Beweggründe des Innenministeriums.
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Als Digitalisierungsbeauftragter unserer Abteilung muss ich ja schmunzeln. Ist doch egal, ob wir Geld haben oder nicht. Du musst für die Digitalisierung das Personal haben, die notwendige IT und dann noch den Willen der Beteiligten. An allem mangelt es sowieso schon. Da ist das Geld noch fast das geringste Problem gewesen.

Und mit Beteiligte ist nicht mal nur der Amtsschimmel gemeint. Wir haben im Bereich Pflege es teilweise mit Häusern zu tun, die haben nicht mal ne Mailadresse und erzählen einem, dass sie Sachen nicht in Excel ausfüllen können, weil sie das technisch nicht können.
Naja, immerhin sind wir dabei unsere Akten zu digitalisieren und die Ablage erfolgt nicht mehr in Papierform. Nach 20 Jahren haben wir sozusagen die ersten 20 % zum papierlosen Büro geschafft, das man mir 2002 schon in Kürze in Aussicht gestellt hat.
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SGE_Werner schrieb:

Wir haben im Bereich Pflege es teilweise mit Häusern zu tun, die haben nicht mal ne Mailadresse und erzählen einem, dass sie Sachen nicht in Excel ausfüllen können, weil sie das technisch nicht können.


Also wenn man so etwas, die Mindestausstattung in Hardware; ne Mailadresse und 5 Office-Lizenzen nicht hinbekommt, dann hat es definitiv nichts mit mangelnden Mitteln zu tun.
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SGE_Werner schrieb:

Wir haben im Bereich Pflege es teilweise mit Häusern zu tun, die haben nicht mal ne Mailadresse und erzählen einem, dass sie Sachen nicht in Excel ausfüllen können, weil sie das technisch nicht können.


Also wenn man so etwas, die Mindestausstattung in Hardware; ne Mailadresse und 5 Office-Lizenzen nicht hinbekommt, dann hat es definitiv nichts mit mangelnden Mitteln zu tun.
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Eintracht-Laie schrieb:

SGE_Werner schrieb:

Wir haben im Bereich Pflege es teilweise mit Häusern zu tun, die haben nicht mal ne Mailadresse und erzählen einem, dass sie Sachen nicht in Excel ausfüllen können, weil sie das technisch nicht können.


Also wenn man so etwas, die Mindestausstattung in Hardware; ne Mailadresse und 5 Office-Lizenzen nicht hinbekommt, dann hat es definitiv nichts mit mangelnden Mitteln zu tun.


Wie gesagt... wir reden hier von Pflegeheimen, die nicht mal das haben. Ein Großteil hat auch immer noch kein W-Lan. Ich bleibe dabei, dass nicht die Politik alleine die Digitalisierung verschläft, sondern auch die Bevölkerung und Wirtschaft. Letztere vor allem dann, wenn sie nicht in Konkurrenz steht mit Firmen im Ausland.
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Eintracht-Laie schrieb:

SGE_Werner schrieb:

Wir haben im Bereich Pflege es teilweise mit Häusern zu tun, die haben nicht mal ne Mailadresse und erzählen einem, dass sie Sachen nicht in Excel ausfüllen können, weil sie das technisch nicht können.


Also wenn man so etwas, die Mindestausstattung in Hardware; ne Mailadresse und 5 Office-Lizenzen nicht hinbekommt, dann hat es definitiv nichts mit mangelnden Mitteln zu tun.


Wie gesagt... wir reden hier von Pflegeheimen, die nicht mal das haben. Ein Großteil hat auch immer noch kein W-Lan. Ich bleibe dabei, dass nicht die Politik alleine die Digitalisierung verschläft, sondern auch die Bevölkerung und Wirtschaft. Letztere vor allem dann, wenn sie nicht in Konkurrenz steht mit Firmen im Ausland.
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Wobei ich mich dann schon auch frage wie diese Pflegeheime abrechnen. Mit Kladde und Schreibmaschine?
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Wobei ich mich dann schon auch frage wie diese Pflegeheime abrechnen. Mit Kladde und Schreibmaschine?
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Eintracht-Laie schrieb:

Wobei ich mich dann schon auch frage wie diese Pflegeheime abrechnen. Mit Kladde und Schreibmaschine?


Naja. Dafür gibt es Externe. Aber manche sind so unorganisiert, zumindest in den Sachen, die außerhalb der Heimaufsicht liegen...

Ich rede aber jetzt nicht von der Mehrheit, aber das ist das Problem beim Thema Digitalisierung, wenn 10 oder 20 Prozent sich nicht anpassen und immer für die ne Extra-Lösung gebraucht wird. Denn oft wird es rechtlich nicht vorgegeben. Dafür gibt es dann rechtliche Grundlagen, die einen dazu zwingen Sachen eben weiterhin in Papierform zu regeln.

Da könnte, um mal zum Thema zurückzukommen, die Regierung durchaus was machen. Zwar werden durchaus Verfahren, die viele betreffen, digitalisiert. Aber die kleinen und mittleren, die ebenfalls viel Aufwand bedeuten, weil es davon reichlich gibt, werden nicht angefasst. So ist das seit 20 Jahren.

Deutschland muss digitaler und einfacher denken. Das tun wir nicht.
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Eintracht-Laie schrieb:

SGE_Werner schrieb:

Wir haben im Bereich Pflege es teilweise mit Häusern zu tun, die haben nicht mal ne Mailadresse und erzählen einem, dass sie Sachen nicht in Excel ausfüllen können, weil sie das technisch nicht können.


Also wenn man so etwas, die Mindestausstattung in Hardware; ne Mailadresse und 5 Office-Lizenzen nicht hinbekommt, dann hat es definitiv nichts mit mangelnden Mitteln zu tun.


Wie gesagt... wir reden hier von Pflegeheimen, die nicht mal das haben. Ein Großteil hat auch immer noch kein W-Lan. Ich bleibe dabei, dass nicht die Politik alleine die Digitalisierung verschläft, sondern auch die Bevölkerung und Wirtschaft. Letztere vor allem dann, wenn sie nicht in Konkurrenz steht mit Firmen im Ausland.
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SGE_Werner schrieb:

Ein Großteil hat auch immer noch kein W-Lan.


Während der Pandemie ging es an meiner Schule auf einmal ganz schnell: Hunderte Laptops wurden angeschafft, alles lief datenschutzmäßig geduldet über MS Teams, und auf einmal gab es W-Lan.

Jetzt hieß es, wir bekommen das W-LAN für SuS wieder abgestellt, zu teuer und kein Bedarf, weil derzeit keine Pandemie vorliegt. Teams dürfen wir nicht mehr nutzen, die alternative Plattform des Landes bildet bei weitem nicht alle Funktionen ab. Ja und die Schleppis verstauben im Keller - schlussendlich passt sich Unterricht den Strukturen an dann fallen digitale Aspekte halt weg.

Zum Glück kann sich die Schulleitung ordentliche Hörner aufsetzen, so dass WiFi wohl erstmal bleibt…

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SGE_Werner schrieb:

Ein Großteil hat auch immer noch kein W-Lan.


Während der Pandemie ging es an meiner Schule auf einmal ganz schnell: Hunderte Laptops wurden angeschafft, alles lief datenschutzmäßig geduldet über MS Teams, und auf einmal gab es W-Lan.

Jetzt hieß es, wir bekommen das W-LAN für SuS wieder abgestellt, zu teuer und kein Bedarf, weil derzeit keine Pandemie vorliegt. Teams dürfen wir nicht mehr nutzen, die alternative Plattform des Landes bildet bei weitem nicht alle Funktionen ab. Ja und die Schleppis verstauben im Keller - schlussendlich passt sich Unterricht den Strukturen an dann fallen digitale Aspekte halt weg.

Zum Glück kann sich die Schulleitung ordentliche Hörner aufsetzen, so dass WiFi wohl erstmal bleibt…

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Ja. Die Politik setzt die Rahmenbedingungen. Und gerade der von dir angesprochene Datenschutz verhindert in vielen Fällen einen modernen, an die Lebenswelt angeknüpften Unterricht. Will man mit den Schülern etwas digital gestalten, meinetwegen mit Canva, muss ich erst 30 Einverständniserklärungen der Eltern einsammeln, bevor ich anfangen kann. Fehlt eine, kann ich es abhaken. Auf meinem Laptop darf ich mir offiziell keine Klausurlisten mit Namen speichern, die Klassenbücher lagern aber in der Regel ab 13 Uhr frei zugänglich im Gebäude.

Dein Beispiel mit den Laptop zeigt ja, dass - wie auch von Werner weiter oben schon geschrieben - das Geld in der Regel gar nicht mal das Problem ist, sondern das Drumherum. Weiteres Beispiel: Das Land schafft für viel Geld Dienst-iPads an, das vom Land zur Verfügung gestellte Programm zur Noteneingabe läuft aber auch zwei Jahre später nicht auf Apple-Geräten.

Aber all das gehört eher in einen eigenen Faden "Deutschland - wie kriegen wir das wieder hin?"
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Landroval schrieb:

Von mir gab es keine Kritik, weil ich jeder Regierung auch mit der geplanten Summe nich zugetraut hätte, etwas Brauchbares auf die Beine zu stellen.


Ich habe das mal für mich angepasst.
Ist eines der üblichen 20 Jahre gepennt, falsch geplant und jetzt müsste man mal richtig in die Tasche greifen.

Und da nehme ich keine Partei auf keiner Ebene aus.
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SemperFi schrieb:

Landroval schrieb:

Von mir gab es keine Kritik, weil ich jeder Regierung auch mit der geplanten Summe nich zugetraut hätte, etwas Brauchbares auf die Beine zu stellen.


Ich habe das mal für mich angepasst.
Ist eines der üblichen 20 Jahre gepennt, falsch geplant und jetzt müsste man mal richtig in die Tasche greifen.

Und da nehme ich keine Partei auf keiner Ebene aus.




Zwar nicht bezogen auf das eine Vorhaben oder besser "Nichtvorhaben" zur Digitalisierung, aber eher generell, sehen die meisten in unserem Land das wohl ähnlich, bzw. mehr als die Hälfte glaubt, dass es mit einer Union-geführten Regierung ähnlich schlecht oder schlechter aussehen würde:

https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-3388.html

Da zähle ich mich mal dazu

Nur 1/5 glaubt, es würde mit der Union besser werden. Selbst bei der Union selbst glaubt fast die Hälfte, dass es mit der Union nicht besser werden würde das ist schon bezeichnend. Kapiert halt auch kaum jemand wofür sie stehen wollen.
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Ich denke, dass wir hinsichtlich der Digitalisierung stark am Föderalismus leiden.
Und natürlich am, mMn, großen Grundübel des Sozialgesetzbuches, das für sich Hauptursache für die ausufernde Bürokratie in Deutschlands Sozialsystemen ist.
Jede doofe Kackkommune mit 70.000 Einwohnern kreiert und implementiert ihre eigenen Lösungen, jedes Bundesland, innerhalb der Bundesländer partiell die überörtlichen Gebietskörperschaften (Bezirke, Landesanstalten), dazu der Bund selbst ...
Darüber hinaus dann Pflegekasse, Krankenkasse, Rentenversicherer als Bundesanstalten, Einige hundert Jobcenter und Sozialbehörden, Jugendämter, Ausländerbehörden und weiß der Teufel welche Kommunal-, Landes- und Bundesbehörden da noch dazu kommen.
Alle haben eine eigene Idee von Digitalisierung, bei allen geht vor allem anderen die Abgrenzung hinsichtlich Kostenträgerschaft als Paradedisziplin guten Verwaltungshandelns weit vor dem eigentlichem Zweck der Veranstaltung.
Wer diese Kackvereine dazu bringt, eine einheitliche Strategie zu akzeptieren, sollte ansatzlos den Friedensnobelpreis verliehen bekommen. Mindestens.
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Ich denke, dass wir hinsichtlich der Digitalisierung stark am Föderalismus leiden.
Und natürlich am, mMn, großen Grundübel des Sozialgesetzbuches, das für sich Hauptursache für die ausufernde Bürokratie in Deutschlands Sozialsystemen ist.
Jede doofe Kackkommune mit 70.000 Einwohnern kreiert und implementiert ihre eigenen Lösungen, jedes Bundesland, innerhalb der Bundesländer partiell die überörtlichen Gebietskörperschaften (Bezirke, Landesanstalten), dazu der Bund selbst ...
Darüber hinaus dann Pflegekasse, Krankenkasse, Rentenversicherer als Bundesanstalten, Einige hundert Jobcenter und Sozialbehörden, Jugendämter, Ausländerbehörden und weiß der Teufel welche Kommunal-, Landes- und Bundesbehörden da noch dazu kommen.
Alle haben eine eigene Idee von Digitalisierung, bei allen geht vor allem anderen die Abgrenzung hinsichtlich Kostenträgerschaft als Paradedisziplin guten Verwaltungshandelns weit vor dem eigentlichem Zweck der Veranstaltung.
Wer diese Kackvereine dazu bringt, eine einheitliche Strategie zu akzeptieren, sollte ansatzlos den Friedensnobelpreis verliehen bekommen. Mindestens.
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FrankenAdler schrieb:

Wer diese Kackvereine dazu bringt, eine einheitliche Strategie zu akzeptieren, sollte ansatzlos den Friedensnobelpreis verliehen bekommen.


Packt keiner. Wie gesagt... Kann mich nur Deinen Eindrücken anschließen. Bei uns zB müssten für eine gemeinsame digitale Strategie tausende Heime, mehrere Kassen, Dutzende Landkreise und das Ministerium auf einer Linie sein. Viel Spaß. Letztlich kann man da höchstens von Seiten der Politik von oben herab Strategien aufzwingen, dazu brauchst Du dann aber Gesetze, Gesetze, Gesetze. Und Handlungsmacht für bestimmte Behörden / Ministerien.

Aber was ich halt auch gemerkt habe: Es muss halt jemand anpacken und es müssen motivierte Kräfte gestärkt werden von Seiten der Politik. Das ist ganz ganz wichtig. Und dann bedeutet es wie jetzt in unserem Fall bzgl. Sozialämter-Vernetzung / Gemeinsame Datenbank auch viel Überzeugungsarbeit, damit jeder mitmacht.

Zu viele Beteiligte und zu wenig Kommunikation und keine klaren Vorgaben. Das schwächt den Digitalisierungsprozess. Wenn ich bedenke, dass bei meinem früheren Arbeitsgeber in der amtlichen Statistik bereits vor 20 Jahren die ganzen Erhebungen etc. ins Online-Verfahren umgestellt wurde (erst parallel, mittlerweile mW nur noch so)... Also es geht schon. Wenn man will.
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Und wenn jemand die Strukturen entrümpeln will, dann kommt der Datenschutz und sagt, so geht's nicht.
Solange wir den mit der deutschen Gründlichkeit pflegen, wird's nichts werden mit der durchgängigen Digitalisierung. Und jede lustlose Behörde kann sich im Zweifelsfall dahinter verstecken
Muss ja nicht so freizügig sein wie z.B. in Schweden.
Die haben das Prinzip umgekehrt. Nicht die Herausgabe von in der Verwaltung gespeicherten Daten muss gesondert erlaubt werden, sondern deren Verweigerung.
Wenn nur ein Teil davon hier umgesetzt würde, bekäme die Riege aller Datenschützer in staatlichen Stellen, aber auch in der Wirtschaft Schnappatmung.
Von den politischen Parteien will ich erst gar nicht anfangen.
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Und wenn jemand die Strukturen entrümpeln will, dann kommt der Datenschutz und sagt, so geht's nicht.
Solange wir den mit der deutschen Gründlichkeit pflegen, wird's nichts werden mit der durchgängigen Digitalisierung. Und jede lustlose Behörde kann sich im Zweifelsfall dahinter verstecken
Muss ja nicht so freizügig sein wie z.B. in Schweden.
Die haben das Prinzip umgekehrt. Nicht die Herausgabe von in der Verwaltung gespeicherten Daten muss gesondert erlaubt werden, sondern deren Verweigerung.
Wenn nur ein Teil davon hier umgesetzt würde, bekäme die Riege aller Datenschützer in staatlichen Stellen, aber auch in der Wirtschaft Schnappatmung.
Von den politischen Parteien will ich erst gar nicht anfangen.
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hawischer schrieb:


         Und wenn jemand die Strukturen entrümpeln will, dann kommt der Datenschutz und sagt, so geht's nicht.


Tja, da hätte man politisch mal was daran ändern müssen. Zum Beispiel in den Jahren 1982-1998 und 2005-2021.
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FrankenAdler schrieb:

Wer diese Kackvereine dazu bringt, eine einheitliche Strategie zu akzeptieren, sollte ansatzlos den Friedensnobelpreis verliehen bekommen.


Packt keiner. Wie gesagt... Kann mich nur Deinen Eindrücken anschließen. Bei uns zB müssten für eine gemeinsame digitale Strategie tausende Heime, mehrere Kassen, Dutzende Landkreise und das Ministerium auf einer Linie sein. Viel Spaß. Letztlich kann man da höchstens von Seiten der Politik von oben herab Strategien aufzwingen, dazu brauchst Du dann aber Gesetze, Gesetze, Gesetze. Und Handlungsmacht für bestimmte Behörden / Ministerien.

Aber was ich halt auch gemerkt habe: Es muss halt jemand anpacken und es müssen motivierte Kräfte gestärkt werden von Seiten der Politik. Das ist ganz ganz wichtig. Und dann bedeutet es wie jetzt in unserem Fall bzgl. Sozialämter-Vernetzung / Gemeinsame Datenbank auch viel Überzeugungsarbeit, damit jeder mitmacht.

Zu viele Beteiligte und zu wenig Kommunikation und keine klaren Vorgaben. Das schwächt den Digitalisierungsprozess. Wenn ich bedenke, dass bei meinem früheren Arbeitsgeber in der amtlichen Statistik bereits vor 20 Jahren die ganzen Erhebungen etc. ins Online-Verfahren umgestellt wurde (erst parallel, mittlerweile mW nur noch so)... Also es geht schon. Wenn man will.
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Ich denke, dass da Gesetze teilweise auf dem Weg sind. ZB wird bald verpflichtend die elektronische Rechnung kommen, wenn auch stufenweise eingeführt, man darf selbstverständlich niemanden überforden. Die Entwicklung ist aber immernoch zu zäh. Es ist wohl auch ein Teil unserer Mentalität. Dänemark zB hat da einen ganz anderen Drive, gibt ne schöne Doku von dem einen ZDF Nachrichtensprecher darüber. Wenn man das sieht, wird einem einiges klar. Bei uns können alle absurdesten Gründe herhalten, warum etwas bleiben soll, wie es ist, betrifft vor allem auch den Ausbau der Erneuerbaren.

Geht am Ende nur über Gesetze, damit sich strukturell etwas ändern kann.
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Ich denke, dass da Gesetze teilweise auf dem Weg sind. ZB wird bald verpflichtend die elektronische Rechnung kommen, wenn auch stufenweise eingeführt, man darf selbstverständlich niemanden überforden. Die Entwicklung ist aber immernoch zu zäh. Es ist wohl auch ein Teil unserer Mentalität. Dänemark zB hat da einen ganz anderen Drive, gibt ne schöne Doku von dem einen ZDF Nachrichtensprecher darüber. Wenn man das sieht, wird einem einiges klar. Bei uns können alle absurdesten Gründe herhalten, warum etwas bleiben soll, wie es ist, betrifft vor allem auch den Ausbau der Erneuerbaren.

Geht am Ende nur über Gesetze, damit sich strukturell etwas ändern kann.
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Schönesge schrieb:

Ich denke, dass da Gesetze teilweise auf dem Weg sind. ZB wird bald verpflichtend die elektronische Rechnung kommen, wenn auch stufenweise eingeführt, man darf selbstverständlich niemanden überforden. Die Entwicklung ist aber immernoch zu zäh. Es ist wohl auch ein Teil unserer Mentalität. Dänemark zB hat da einen ganz anderen Drive, gibt ne schöne Doku von dem einen ZDF Nachrichtensprecher darüber. Wenn man das sieht, wird einem einiges klar. Bei uns können alle absurdesten Gründe herhalten, warum etwas bleiben soll, wie es ist, betrifft vor allem auch den Ausbau der Erneuerbaren.

Geht am Ende nur über Gesetze, damit sich strukturell etwas ändern kann.

Elektronische Rechnungen. Der war gut. Ist doch erst die Zettelpflicht zb beim Bäcker neben an eingeführt worden.


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