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Erlebnisse aus Barcelona (Hangover-Edition)

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Na dann mal her mit den Erlebnissen, wenn ihr wieder wach seid.
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Vielleicht irgendwann mal, wenn wieder alle Gedanken sortiert sind.
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Ich kann auch noch nichts schreiben. Habe den Barcelona Blues und muss das alles erst sinken lassen.
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Von vorne bis hinten geil.
Mehr kann ich erstmal nicht schreiben. Und mehr will ich erstmal auch nicht schreiben, sonst kommen hier wieder irgendwelcher Cyrillars ums Eck und wollen einem die Welt erklÀren.
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Von vorne bis hinten geil.
Mehr kann ich erstmal nicht schreiben. Und mehr will ich erstmal auch nicht schreiben, sonst kommen hier wieder irgendwelcher Cyrillars ums Eck und wollen einem die Welt erklÀren.
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brodo schrieb:

Von vorne bis hinten geil.
Mehr kann ich erstmal nicht schreiben. Und mehr will ich erstmal auch nicht schreiben, sonst kommen hier wieder irgendwelcher Cyrillars ums Eck und wollen einem die Welt erklÀren.


Soll ich dir was vorheucheln?
Habs mal gemeldet weil ich das nichts so gut kann wie du.

Gruß vom Wurm.

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14 Stunden Autofahrt danach ca. 16 km Barcelona zu Fuss erkunden und dann wieder 14 Stunden RĂŒckfahrt. Geht so. Halt einen Sieg und ne covid Erkrankung mitgebracht.  HALBFINALE.
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brodo schrieb:

Von vorne bis hinten geil.
Mehr kann ich erstmal nicht schreiben. Und mehr will ich erstmal auch nicht schreiben, sonst kommen hier wieder irgendwelcher Cyrillars ums Eck und wollen einem die Welt erklÀren.


Soll ich dir was vorheucheln?
Habs mal gemeldet weil ich das nichts so gut kann wie du.

Gruß vom Wurm.

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Cyrillar schrieb:

brodo schrieb:

Von vorne bis hinten geil.
Mehr kann ich erstmal nicht schreiben. Und mehr will ich erstmal auch nicht schreiben, sonst kommen hier wieder irgendwelcher Cyrillars ums Eck und wollen einem die Welt erklÀren.


Soll ich dir was vorheucheln?
Habs mal gemeldet weil ich das nichts so gut kann wie du.

Gruß vom Wurm.

Jup. Genau deswegen. HĂ€tte einen umfangreichen Bericht zu Barcelona  in der Pipe mit allen bunten Erlebnissen und allen WidersprĂŒchlichkeiten die diese Zeit so mit sich bringt. Aber es wĂ€re die MĂŒhe nicht wert das hier rein zu schreiben, wenn Leute wie du mit ihren haltlosen Unterstellungen und LĂŒgen darauf reagieren. Allein schon "Heuchler".... Du kannst dieses Wort hier meinetwegen noch zweitausendmal wiederholen. Am End sagt es mehr ĂŒber dich aus.

Dieses Forum ist leider auf vielfĂ€ltige Weise scheiße geworden. Auch wegen Leuten wie dir. Zumindest einer  der GrĂŒnde, um hier keinerlei Herzblut mehr mit QualitĂ€t  zu investieren.  Selbst wenn man es könnte. Schade.

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Brodo, ich finde es mega schön, dass Du die Freude an der Eintracht wiedergefunden hast. Wenn ein stark geschriebener Bericht ĂŒber Dein Reise- und StadioneindrĂŒcke sowie die Entwicklung Deines VerhĂ€ltnisses zur Eintracht an der möglichen Reaktion eines einzelnen Users scheitert, fĂ€nde ich das extrem schade!
Da Du die auf die mögliche Reaktion folgende Emotion sowieso bereits in Dir trÀgst, spricht doch ohnehin nichts gegen den Bericht!

@theeaglehaslanded - gute Besserung!
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@luzbert: danke
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Frankfurt - Paris - Barcelona... und zurĂŒck...mit der Bahn

Wir haben Karten. Viel, viel zu teuer (fĂŒr den Original-Barca Preis von 119€), dafĂŒr aber sicher. Wie schon zuvor bei allen anderen Europa-AuswĂ€rtstrips, entschloss ich mich dazu mit der Bahn zu fahren.  Auf Grund der AbklĂ€rung von Urlaub und Reisezeitraum konnten wir nicht sofort buchen.

Was schon ein bisschen komisch ist: Die ganze Welt redet von Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Aber klimafreundlich und nachhaltig reisen dauert nicht nur lĂ€nger, sondern ist oftmals - wie in dem Fall - mitunter viel teurer als ein 20€ Ryanair-Flug ĂŒber 38 LĂ€nder. Zudem sind die gĂŒnstigeren Reisen auch noch viel umweltschĂ€dlicher: kranke Welt.

Unsere Planung war: Mittwochs mit dem ICE nach Paris, von dort mit dem Nachtzug nach Toulouse, dann bis Narbonne und von der mit dem TGV nach Barcelona (gleiche Strecke ab Freitag zurĂŒck)

FĂŒr das letzte TeilstĂŒck in Spanien konnten wir online leider vorab keine Tickets mehr fĂŒr den Zug kaufen, in dem wir ohnehin schon drin waren. Somit entschieden wir uns Tickets fĂŒr eine andere Verbindung (Nachfolgezug) zu holen und darauf zu setzen, dass man in dem Zug bleiben kann.

Dann der Schock: In der Nacht vor der Abfahrt teilt mir die andere HÀlfte unserer 2-Mann-Reisegruppe mit, dass sie mit Corona ausfÀllt. Uff.

Anstatt sich entspannt auf einen coolen Trip zu freuen, ist erstmal Stress angesagt: Bahngesellschaften anschreiben, ob die Fahrten wegen Corona erstatten, Eintrittskarte an zuverlÀssige KÀufer verkaufen, sich auf eine alleine-Fahrt einstellen.
Die Eintrittskarte war innerhalb von 5 Minuten an andere Kumpels verkauft, die mit dem Flugzeug runter sind.
Anders als erwartet, habe ich dann meine Reise gestartet. Ab in den ICE nach Paris. Durch den kurzfristigen Ausfall des Kumpels & die bei der DB fehlende Möglichkeit der Stornierung von 1 Fahrkarte, wenn man bei der Buchung fĂŒr 2 Leute bucht (was in Spanien und Frankreich anders ist)), hatte ich immerhin genug Platz.
1 Stunde vor der Ankunft in Paris dann aber der nĂ€chste große Schock: SNCF (französische Bahn) schreibt mir auf meine Frage nach RĂŒckerstattung fĂŒr die Karten meines Kumpels, dass sie ALLES storniert haben und wir alles zurĂŒck bekommen. NatĂŒrlich hatte ich denen vorher sehr deutlich geschrieben, dass ich schon unterwegs bin und meine Fahrkarten nutze. Die Mail von denen wurde geschrieben um 16:58 Uhr. Öffnungszeit des BĂŒros bis um 17 Uhr. Das heißt, mit denen kann ich das nicht mehr klĂ€ren. Ich koche. Was ist, wenn die Holzköpfe jetzt echt alles storniert haben und nicht nur die Karten meines Kumpels? Statt eines entspannten Spaziergangs vom Gare de Est zum Gare de Austerlitz, musste ich mich in eine sehr lange Schlange am Beratungsschalter stellen. NatĂŒrlich mit der Hoffnung, dass da jemand englisch spricht, da ich sonst nur noch mit Latein oder ein paar Brocken spanisch und kroatisch aufwarten könnte.
Nach fast 1 Stunde kam ich endlich an die Reihe und konnte alles klĂ€ren. Die hatten wirklich erstmal alles storniert. Mit der Gewissheit bis Figueres sicher fahren zu können, spazierte ich dann durch Paris zum nĂ€chsten Bahnhof. Dort dann in den Nachtzug eingecheckt und ĂŒberrascht, dass es gemischte Schlafkabinen gab. Kannte ich so auch noch nicht. In dem Zug habe ich dann das erste mal andere Frankfurter getroffen. Zusammen haben wir was getrunken und uns ĂŒber Bahn-Erfahrungen ausgetauscht. Dann bin ich erstmal pennen gegangen.
Am nĂ€chsten Morgen um kurz vor 7 Uhr kam der Nachtzug in Toulouse an. Dort hieß es dann leider fast 2 Stunden auf den Anschluss zu warten.
Nach einer Einheit ZĂ€hne-putzen-vor-dem-Bahnhof, entschied ich mich dazu Toulouse zu erkunden. Leider war es so frĂŒh, dass noch fast alle LĂ€den geschlossen hatten. Ich machte mich auf die Suche nach einem Cafe, um schön zu frĂŒhstĂŒcken. Nachdem ich die Hoffnung – aufgrund der vielen geschlossenen LĂ€den – schon fast aufgegeben hatte, fand ich in einer Seitenstarsse eine kleine „echte“ BĂ€ckerei. Der BĂ€cker schob grade ein paar Brote und Croissants in den Ofen. Das hier noch echt gebacken wird, ließ mein Herz erfreuen. Nach der StĂ€rkung ging ich zurĂŒck zum Bahnhof und weiter ging die Fahrt nach Narbonne.
Das ist der Umstiegsbahnhof in Richtung Barcelona. Auch dort war der Anschluss leider nicht fließend, so dass ich abermals warten musste. Dann begann die letzte Etappe der Hinfahrt. Ab in den Zug nach Barcelona. Ich war ĂŒberrascht und erfreut, dass wir 1. Klasse Tickets gebucht hatten. Was ich aber noch im Hinterkopf hatte: kann ich durchfahren oder werfen die mich 2 Haltestellen vor Barcelona aus dem Zug!?! (Strecke wĂ€re ungefĂ€hr so wie Giessen-Frankfurt gewesen). Ich entschied mich dazu alles auf die ich-bin-ganz-offen-Karte zu setzen. So suchte ich den Kontrolleur, schilderte ausfĂŒhrlich die Situation und konnte regeln, dass ich bis Barcelona durchfahren kann. Endlich! Kurz vor dem Ende der Hinfahrt war endlich mal alles geklĂ€rt. Besser spĂ€t, als nie.

Kurz darauf kam ich in Barcelona an. Ab in die Metro, um zu meinem Hostels zu kommen. Mittlerweile war es fast 13 Uhr. Langsam trudeln die ersten Nachrichten ein: „Ab 14 Uhr Vortrinken bei uns, ab 16 Uhr trifft sich der Mob.“ Als ich in der Metro stand und mich gedanklich schon auf das erste „Cerveza“ vorbereitete, machte miur der spanische/katalanische RMV einen Strich durch die Rechnung: Bauarbeiten an der Strecke. WĂ€re ja auch zu schön gewesen...
Also aussteigen und den Bus-Ersatzverkehr suchen. Der war schnell gefunden, jedoch musste ich jetzt erstmal neu planen, wo ich war und wie ich zu meinem Hostel komme. Den Jungs habe ich dann mal wohl oder ĂŒbel vorsorglich fĂŒrs Vortrinken abgesagt. Die Sagrada Familia war mein Orientierungspunkt, da meine Unterkunft dort in der NĂ€he war. Nachdem ich diese gefunden und alles organisiert hatte, musste ich mir noch was zu essen organisieren, da ich wusste , dass ich nach unserem Erfolg erst Nachts irgendwann wieder „hier“ sein wĂŒrde.

Da ich fĂŒrs Vortrinken zu spĂ€t war, entschied ich mich dazu Barcelona zu erkunden. Sagrada Famlia (von außen), Ramblas und Hafen. Mehr war nicht möglich, bevor ich dann zum Treffpunkt am Placa Catalunya ging. BestĂŒckt mit einigen „Cervezas“ wollte ich dann den Rest der Truppe treffen. Statt meiner Kumpels traf ich in der Menge erstmal auf den Eintracht Vorstand: Peter Fischer Dosenbier-trinkend zu meiner Rechten und Philipp Holzer viele Fotos machen zu meiner Rechten. Dann waren noch mehr Leute im Anzug um mich herum, die ich aber nicht alle erkannt habe. Einer mĂŒsste Rainer Falkenhain gewesen sein. Die Versuche meine Kumpels zu erreichen  waren leider erfolglos: „...is temporary not available.“ oder „ja wir sind auch hier. Du erkennst uns an den weißen Shirts...“ Schön, wenn alle so viel vortrinken konnten und der Alkohol seinen Zweck erfĂŒllt. Schön, wenn man das Vortrinken verpasst – aufholen wird dann schwer.

Der Marsch geht los. Schier unendliche Massen schlendern singend, gröhlend und Ă€ußerst gut gelaunt durch Barcelona. An jeder möglichen und unmöglichen Stelle standen MĂ€nner, die sich „erleichtert“ haben. Wie haben die Frauen das Problem gelöst? Egal!
Wie immer wurden alle Damen an den Fenstern von der Menge dazu aufgefordert sich ihrer Kleidung zu entledigen. Egal, welches Alter sie hatten. Persönliche Highlits: 1. Als der Mob an einem Altenheim vorbei kam und 4-5 Ă€ltere Damen auf dem Balkon standen und tanzten und sichtlich großen Spass hatten. 2. Als eine jĂŒngere Frau auf dem Balkon tanzte und die Menge skandierte „ausziehen, ausziehen“. Als wir schon dran vorbei waren, gröhlte der Teil hinter uns „Ja, sie hat sich ausgezogen.“
Hin und wieder hat man auch mal einen Barca Fan gesehen.

Mein Gedanke nach dem Marsch: Warum ist es „relativ“ einfach 25000 Leute fĂŒr einen Fussball-Marsch auf die Strasse zu bekommen und fĂŒr verschiedene wichtige Demos bekommt man teilweise nicht mal 500 Leute zusammen. Geht in die Richtung der Klima-Frage vom Anfang.

Am Camp Nou angekommen, setzte ich mich erstmal hin. War ja noch viel Zeit bis zum Anpfiff. Als dann irgendwann auch mal fast das Ende des Mobs da war, kamen meine Kumpels auf mich zu. Sichtlich betrunken. Miteinem Joint in der Hand. Zusammen dann nochmal ne Runde „entspannt“, um sich dann komplett dem alten Waldstadion-GefĂŒhl hinzugeben. Einlasssystem, Zustand des Stadions – alles kam mir so vor, als ob ich 1995 im Waldstadion bin. Statt die Einlasstore ab 19 Uhr zu öffnen, wurden diese erst so gegen 19:45 Uhr geöffnet. Der Einlass verlief mehr als langsam. Erste Bedenken kommen in der Menge auf, ob man rechtzeitig zum Anpfiff reinkommt. Es hat geklappt. Meiner Erinnerung nach war ich um kurz nach Acht drinnen. Dann die maroden Treppen bis ganz oben hochgestiegen. Ausblick genießen und inne halten. Nochmal. Und nochmal. Ganz lange!
Ter Stegen betritt das Feld und wird gnadenlos ausgebuht. Schön – so viele Gleichgesinnte hier. Unsere Mannschaft kommt. Jubel. Ekstase. AuswĂ€rtssieg! Ganz klar!

20:35 Uhr: Barca macht sich noch nicht mal warm. Arroganz? Oder haben die irgendwo einen geheimen AufwĂ€rmbereich? Jedenfalls komisch. Stimmung steigt noch weiter. Anpfiff. Elfmeter. Borre. Halbzeit. 3:0! 3:0!!!!!!!!! Wir vergeben gute Konterchancen. Abseitstor von Barca: „Schalalala meck meck, meck meck“. Barca Fans gehen. Nachspielzeit. 3:1. Egal. „Wann pfeift der Kerl endlich ab?“ Nach meiner Uhr mĂŒsste Schluss sein. Er pfeift nicht ab – muss eine andere Uhr haben. Geht scheinbar ungenau. Stattdessen Elfmeter. Echt jetzt!?! In der 100. Minute? Von unserem Platz aus hat Trapp gehalten. Zumindest war der Ball auf der Linie. Schiri sagt:“ Der Ball war drinnen!“ Fuck. Was ist hier los?! Abpfiff! Totale Ekstase! Genießen. Erster Versuch alles sacken zu lassen. Klappt noch nicht so ganz. Feiern!

Jemand umarmt mich. Ein Kumpel, den ich auch schon zufĂ€llig in Mailand beium Marsch getroffen habe. Wir feiern. Heimweg. Mein Kopf brummt. Ich entscheide mich zurĂŒck zu laufen. Nochmal zu den Ramblas. Es wird gefeiert. Dann zurĂŒck zum Hostel. Schlafen.
Am nÀchsten Tag: Ist das alles wirklich passiert? Geil!!
Dann fertig machen, alles packen und vor der RĂŒckfahrt nochmal Barcelona erkunden. Nochmal Sagrada Familia (von außen). Dann was leckeres frĂŒhstĂŒcken und ab zum Strand. Herrlich! Auf jeden Fall besser als in Frankfurt. Es ist heiß. Badehosen-Wetter – obwohl ddas Wasser noch nicht so warm ist. Trotzdem erstmal ne Runde ins Wasser und dann sonnen am Strand. Wunderschön. Ich schlendere den Strand von hinten nach vorne entlang. Auf einmal kommt mir eine Traube von Leuten in roten Shirts entgegen. Die Mannschaft! „Europas beste Mannschaft“ wird skandiert. Mit dem Rest der Stimme, den ich und die Umstehenden von gestern noch haben. Die Mannschaft wird abgeklatscht. Hinter mir – am Strand entlang – höre ich weitere Sprechchöre. Doch so viele Adler am Strand.

Ich ruhe mich am Strand aus. Die Mannschaft kommt zurĂŒck. Direkt neben mir gehen sie ins Wasser. Wieder Bilder. Wieder babbelt man. „... und gegen Union nachlegen“ gebe ich ihnen mit auf den Weg. Hat leider nicht ganz so gut geklappt. Mittlerweile ist es kurz vor 14 Uhr. Ich muss mich mal Richtung Bahnhof aufmachen. Vorher nochmal in nem kleinen Restaurant in einer Seitengasse was essen. Danach dann ab zum Bahnhof aufmachen. Mittlerweile hat mir SNCF geschrieben. Fehlinfo gestern: Sie haben gemerkt, dass sie einen Fehler gemacht haben. Sie haben doch nur die Karten meines Kumpels storniert/erstattet. Einstieg in den Zug. Buenas Dias, Barcelona. Es war schön. Kurz, aber schön.

Die RĂŒckfahrt verlĂ€uft unkompliziert. Umstiege sind wie vorher. Samstag morgens um 6:45 Uhr komme ich in Paris an. 4 Stunden Aufenthalt. Hatte eigentlich ein FrĂŒhstĂŒck mit nem anderen Kumpel geplant, der aber auch den Urlaub wegen Corona absagen musste. Also machte ich mich auf den Weg in 4 Stunden so viel von Paris zu erkunden, wie ich kann. Per Pedes vom Gare de Austerlitz entlang der Seine zum Eiffelturm, Vorbei an Notre Dame und diversen Prachtbauten. ZurĂŒck dann noch an der Oper Garnier und dem Louvre vorbei, um ĂŒber die Rue Sewastopol zum Gare de Est zu kommen. Dort traf ich nicht nur auf einen großen Polizeieinsatz wegen einer „Instinction Rebellion“ Demo, sondern auch auf das Schild „Place de Stalingrad“. Hatte ehrlich gesagt den Angriffskrieg ĂŒber die 2,3 Tage vergessen, aber „Sewastopol“ und „Stalingrad“ ließen mich leider wieder daran erinnern.
Danach ging es zurĂŒck nach Deutschland. Au revoir, Paris.

Fazit: Meine „Immer-wenn-ich-in-Europa-auswĂ€rts-mit-dabei-war-sind-wir-ungeschlagen-Serie“ bleibt bestehen! „Wir reisen um die ganze Welt, um die Eintracht zu sehen...“
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Frankfurt - Paris - Barcelona... und zurĂŒck...mit der Bahn

Wir haben Karten. Viel, viel zu teuer (fĂŒr den Original-Barca Preis von 119€), dafĂŒr aber sicher. Wie schon zuvor bei allen anderen Europa-AuswĂ€rtstrips, entschloss ich mich dazu mit der Bahn zu fahren.  Auf Grund der AbklĂ€rung von Urlaub und Reisezeitraum konnten wir nicht sofort buchen.

Was schon ein bisschen komisch ist: Die ganze Welt redet von Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Aber klimafreundlich und nachhaltig reisen dauert nicht nur lĂ€nger, sondern ist oftmals - wie in dem Fall - mitunter viel teurer als ein 20€ Ryanair-Flug ĂŒber 38 LĂ€nder. Zudem sind die gĂŒnstigeren Reisen auch noch viel umweltschĂ€dlicher: kranke Welt.

Unsere Planung war: Mittwochs mit dem ICE nach Paris, von dort mit dem Nachtzug nach Toulouse, dann bis Narbonne und von der mit dem TGV nach Barcelona (gleiche Strecke ab Freitag zurĂŒck)

FĂŒr das letzte TeilstĂŒck in Spanien konnten wir online leider vorab keine Tickets mehr fĂŒr den Zug kaufen, in dem wir ohnehin schon drin waren. Somit entschieden wir uns Tickets fĂŒr eine andere Verbindung (Nachfolgezug) zu holen und darauf zu setzen, dass man in dem Zug bleiben kann.

Dann der Schock: In der Nacht vor der Abfahrt teilt mir die andere HÀlfte unserer 2-Mann-Reisegruppe mit, dass sie mit Corona ausfÀllt. Uff.

Anstatt sich entspannt auf einen coolen Trip zu freuen, ist erstmal Stress angesagt: Bahngesellschaften anschreiben, ob die Fahrten wegen Corona erstatten, Eintrittskarte an zuverlÀssige KÀufer verkaufen, sich auf eine alleine-Fahrt einstellen.
Die Eintrittskarte war innerhalb von 5 Minuten an andere Kumpels verkauft, die mit dem Flugzeug runter sind.
Anders als erwartet, habe ich dann meine Reise gestartet. Ab in den ICE nach Paris. Durch den kurzfristigen Ausfall des Kumpels & die bei der DB fehlende Möglichkeit der Stornierung von 1 Fahrkarte, wenn man bei der Buchung fĂŒr 2 Leute bucht (was in Spanien und Frankreich anders ist)), hatte ich immerhin genug Platz.
1 Stunde vor der Ankunft in Paris dann aber der nĂ€chste große Schock: SNCF (französische Bahn) schreibt mir auf meine Frage nach RĂŒckerstattung fĂŒr die Karten meines Kumpels, dass sie ALLES storniert haben und wir alles zurĂŒck bekommen. NatĂŒrlich hatte ich denen vorher sehr deutlich geschrieben, dass ich schon unterwegs bin und meine Fahrkarten nutze. Die Mail von denen wurde geschrieben um 16:58 Uhr. Öffnungszeit des BĂŒros bis um 17 Uhr. Das heißt, mit denen kann ich das nicht mehr klĂ€ren. Ich koche. Was ist, wenn die Holzköpfe jetzt echt alles storniert haben und nicht nur die Karten meines Kumpels? Statt eines entspannten Spaziergangs vom Gare de Est zum Gare de Austerlitz, musste ich mich in eine sehr lange Schlange am Beratungsschalter stellen. NatĂŒrlich mit der Hoffnung, dass da jemand englisch spricht, da ich sonst nur noch mit Latein oder ein paar Brocken spanisch und kroatisch aufwarten könnte.
Nach fast 1 Stunde kam ich endlich an die Reihe und konnte alles klĂ€ren. Die hatten wirklich erstmal alles storniert. Mit der Gewissheit bis Figueres sicher fahren zu können, spazierte ich dann durch Paris zum nĂ€chsten Bahnhof. Dort dann in den Nachtzug eingecheckt und ĂŒberrascht, dass es gemischte Schlafkabinen gab. Kannte ich so auch noch nicht. In dem Zug habe ich dann das erste mal andere Frankfurter getroffen. Zusammen haben wir was getrunken und uns ĂŒber Bahn-Erfahrungen ausgetauscht. Dann bin ich erstmal pennen gegangen.
Am nĂ€chsten Morgen um kurz vor 7 Uhr kam der Nachtzug in Toulouse an. Dort hieß es dann leider fast 2 Stunden auf den Anschluss zu warten.
Nach einer Einheit ZĂ€hne-putzen-vor-dem-Bahnhof, entschied ich mich dazu Toulouse zu erkunden. Leider war es so frĂŒh, dass noch fast alle LĂ€den geschlossen hatten. Ich machte mich auf die Suche nach einem Cafe, um schön zu frĂŒhstĂŒcken. Nachdem ich die Hoffnung – aufgrund der vielen geschlossenen LĂ€den – schon fast aufgegeben hatte, fand ich in einer Seitenstarsse eine kleine „echte“ BĂ€ckerei. Der BĂ€cker schob grade ein paar Brote und Croissants in den Ofen. Das hier noch echt gebacken wird, ließ mein Herz erfreuen. Nach der StĂ€rkung ging ich zurĂŒck zum Bahnhof und weiter ging die Fahrt nach Narbonne.
Das ist der Umstiegsbahnhof in Richtung Barcelona. Auch dort war der Anschluss leider nicht fließend, so dass ich abermals warten musste. Dann begann die letzte Etappe der Hinfahrt. Ab in den Zug nach Barcelona. Ich war ĂŒberrascht und erfreut, dass wir 1. Klasse Tickets gebucht hatten. Was ich aber noch im Hinterkopf hatte: kann ich durchfahren oder werfen die mich 2 Haltestellen vor Barcelona aus dem Zug!?! (Strecke wĂ€re ungefĂ€hr so wie Giessen-Frankfurt gewesen). Ich entschied mich dazu alles auf die ich-bin-ganz-offen-Karte zu setzen. So suchte ich den Kontrolleur, schilderte ausfĂŒhrlich die Situation und konnte regeln, dass ich bis Barcelona durchfahren kann. Endlich! Kurz vor dem Ende der Hinfahrt war endlich mal alles geklĂ€rt. Besser spĂ€t, als nie.

Kurz darauf kam ich in Barcelona an. Ab in die Metro, um zu meinem Hostels zu kommen. Mittlerweile war es fast 13 Uhr. Langsam trudeln die ersten Nachrichten ein: „Ab 14 Uhr Vortrinken bei uns, ab 16 Uhr trifft sich der Mob.“ Als ich in der Metro stand und mich gedanklich schon auf das erste „Cerveza“ vorbereitete, machte miur der spanische/katalanische RMV einen Strich durch die Rechnung: Bauarbeiten an der Strecke. WĂ€re ja auch zu schön gewesen...
Also aussteigen und den Bus-Ersatzverkehr suchen. Der war schnell gefunden, jedoch musste ich jetzt erstmal neu planen, wo ich war und wie ich zu meinem Hostel komme. Den Jungs habe ich dann mal wohl oder ĂŒbel vorsorglich fĂŒrs Vortrinken abgesagt. Die Sagrada Familia war mein Orientierungspunkt, da meine Unterkunft dort in der NĂ€he war. Nachdem ich diese gefunden und alles organisiert hatte, musste ich mir noch was zu essen organisieren, da ich wusste , dass ich nach unserem Erfolg erst Nachts irgendwann wieder „hier“ sein wĂŒrde.

Da ich fĂŒrs Vortrinken zu spĂ€t war, entschied ich mich dazu Barcelona zu erkunden. Sagrada Famlia (von außen), Ramblas und Hafen. Mehr war nicht möglich, bevor ich dann zum Treffpunkt am Placa Catalunya ging. BestĂŒckt mit einigen „Cervezas“ wollte ich dann den Rest der Truppe treffen. Statt meiner Kumpels traf ich in der Menge erstmal auf den Eintracht Vorstand: Peter Fischer Dosenbier-trinkend zu meiner Rechten und Philipp Holzer viele Fotos machen zu meiner Rechten. Dann waren noch mehr Leute im Anzug um mich herum, die ich aber nicht alle erkannt habe. Einer mĂŒsste Rainer Falkenhain gewesen sein. Die Versuche meine Kumpels zu erreichen  waren leider erfolglos: „...is temporary not available.“ oder „ja wir sind auch hier. Du erkennst uns an den weißen Shirts...“ Schön, wenn alle so viel vortrinken konnten und der Alkohol seinen Zweck erfĂŒllt. Schön, wenn man das Vortrinken verpasst – aufholen wird dann schwer.

Der Marsch geht los. Schier unendliche Massen schlendern singend, gröhlend und Ă€ußerst gut gelaunt durch Barcelona. An jeder möglichen und unmöglichen Stelle standen MĂ€nner, die sich „erleichtert“ haben. Wie haben die Frauen das Problem gelöst? Egal!
Wie immer wurden alle Damen an den Fenstern von der Menge dazu aufgefordert sich ihrer Kleidung zu entledigen. Egal, welches Alter sie hatten. Persönliche Highlits: 1. Als der Mob an einem Altenheim vorbei kam und 4-5 Ă€ltere Damen auf dem Balkon standen und tanzten und sichtlich großen Spass hatten. 2. Als eine jĂŒngere Frau auf dem Balkon tanzte und die Menge skandierte „ausziehen, ausziehen“. Als wir schon dran vorbei waren, gröhlte der Teil hinter uns „Ja, sie hat sich ausgezogen.“
Hin und wieder hat man auch mal einen Barca Fan gesehen.

Mein Gedanke nach dem Marsch: Warum ist es „relativ“ einfach 25000 Leute fĂŒr einen Fussball-Marsch auf die Strasse zu bekommen und fĂŒr verschiedene wichtige Demos bekommt man teilweise nicht mal 500 Leute zusammen. Geht in die Richtung der Klima-Frage vom Anfang.

Am Camp Nou angekommen, setzte ich mich erstmal hin. War ja noch viel Zeit bis zum Anpfiff. Als dann irgendwann auch mal fast das Ende des Mobs da war, kamen meine Kumpels auf mich zu. Sichtlich betrunken. Miteinem Joint in der Hand. Zusammen dann nochmal ne Runde „entspannt“, um sich dann komplett dem alten Waldstadion-GefĂŒhl hinzugeben. Einlasssystem, Zustand des Stadions – alles kam mir so vor, als ob ich 1995 im Waldstadion bin. Statt die Einlasstore ab 19 Uhr zu öffnen, wurden diese erst so gegen 19:45 Uhr geöffnet. Der Einlass verlief mehr als langsam. Erste Bedenken kommen in der Menge auf, ob man rechtzeitig zum Anpfiff reinkommt. Es hat geklappt. Meiner Erinnerung nach war ich um kurz nach Acht drinnen. Dann die maroden Treppen bis ganz oben hochgestiegen. Ausblick genießen und inne halten. Nochmal. Und nochmal. Ganz lange!
Ter Stegen betritt das Feld und wird gnadenlos ausgebuht. Schön – so viele Gleichgesinnte hier. Unsere Mannschaft kommt. Jubel. Ekstase. AuswĂ€rtssieg! Ganz klar!

20:35 Uhr: Barca macht sich noch nicht mal warm. Arroganz? Oder haben die irgendwo einen geheimen AufwĂ€rmbereich? Jedenfalls komisch. Stimmung steigt noch weiter. Anpfiff. Elfmeter. Borre. Halbzeit. 3:0! 3:0!!!!!!!!! Wir vergeben gute Konterchancen. Abseitstor von Barca: „Schalalala meck meck, meck meck“. Barca Fans gehen. Nachspielzeit. 3:1. Egal. „Wann pfeift der Kerl endlich ab?“ Nach meiner Uhr mĂŒsste Schluss sein. Er pfeift nicht ab – muss eine andere Uhr haben. Geht scheinbar ungenau. Stattdessen Elfmeter. Echt jetzt!?! In der 100. Minute? Von unserem Platz aus hat Trapp gehalten. Zumindest war der Ball auf der Linie. Schiri sagt:“ Der Ball war drinnen!“ Fuck. Was ist hier los?! Abpfiff! Totale Ekstase! Genießen. Erster Versuch alles sacken zu lassen. Klappt noch nicht so ganz. Feiern!

Jemand umarmt mich. Ein Kumpel, den ich auch schon zufĂ€llig in Mailand beium Marsch getroffen habe. Wir feiern. Heimweg. Mein Kopf brummt. Ich entscheide mich zurĂŒck zu laufen. Nochmal zu den Ramblas. Es wird gefeiert. Dann zurĂŒck zum Hostel. Schlafen.
Am nÀchsten Tag: Ist das alles wirklich passiert? Geil!!
Dann fertig machen, alles packen und vor der RĂŒckfahrt nochmal Barcelona erkunden. Nochmal Sagrada Familia (von außen). Dann was leckeres frĂŒhstĂŒcken und ab zum Strand. Herrlich! Auf jeden Fall besser als in Frankfurt. Es ist heiß. Badehosen-Wetter – obwohl ddas Wasser noch nicht so warm ist. Trotzdem erstmal ne Runde ins Wasser und dann sonnen am Strand. Wunderschön. Ich schlendere den Strand von hinten nach vorne entlang. Auf einmal kommt mir eine Traube von Leuten in roten Shirts entgegen. Die Mannschaft! „Europas beste Mannschaft“ wird skandiert. Mit dem Rest der Stimme, den ich und die Umstehenden von gestern noch haben. Die Mannschaft wird abgeklatscht. Hinter mir – am Strand entlang – höre ich weitere Sprechchöre. Doch so viele Adler am Strand.

Ich ruhe mich am Strand aus. Die Mannschaft kommt zurĂŒck. Direkt neben mir gehen sie ins Wasser. Wieder Bilder. Wieder babbelt man. „... und gegen Union nachlegen“ gebe ich ihnen mit auf den Weg. Hat leider nicht ganz so gut geklappt. Mittlerweile ist es kurz vor 14 Uhr. Ich muss mich mal Richtung Bahnhof aufmachen. Vorher nochmal in nem kleinen Restaurant in einer Seitengasse was essen. Danach dann ab zum Bahnhof aufmachen. Mittlerweile hat mir SNCF geschrieben. Fehlinfo gestern: Sie haben gemerkt, dass sie einen Fehler gemacht haben. Sie haben doch nur die Karten meines Kumpels storniert/erstattet. Einstieg in den Zug. Buenas Dias, Barcelona. Es war schön. Kurz, aber schön.

Die RĂŒckfahrt verlĂ€uft unkompliziert. Umstiege sind wie vorher. Samstag morgens um 6:45 Uhr komme ich in Paris an. 4 Stunden Aufenthalt. Hatte eigentlich ein FrĂŒhstĂŒck mit nem anderen Kumpel geplant, der aber auch den Urlaub wegen Corona absagen musste. Also machte ich mich auf den Weg in 4 Stunden so viel von Paris zu erkunden, wie ich kann. Per Pedes vom Gare de Austerlitz entlang der Seine zum Eiffelturm, Vorbei an Notre Dame und diversen Prachtbauten. ZurĂŒck dann noch an der Oper Garnier und dem Louvre vorbei, um ĂŒber die Rue Sewastopol zum Gare de Est zu kommen. Dort traf ich nicht nur auf einen großen Polizeieinsatz wegen einer „Instinction Rebellion“ Demo, sondern auch auf das Schild „Place de Stalingrad“. Hatte ehrlich gesagt den Angriffskrieg ĂŒber die 2,3 Tage vergessen, aber „Sewastopol“ und „Stalingrad“ ließen mich leider wieder daran erinnern.
Danach ging es zurĂŒck nach Deutschland. Au revoir, Paris.

Fazit: Meine „Immer-wenn-ich-in-Europa-auswĂ€rts-mit-dabei-war-sind-wir-ungeschlagen-Serie“ bleibt bestehen! „Wir reisen um die ganze Welt, um die Eintracht zu sehen...“
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Danke fĂŒr die eindrĂŒcke.
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Ja - und toll, dass ihr Zug gefahren seid! 🙂
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Frankfurt - Paris - Barcelona... und zurĂŒck...mit der Bahn

Wir haben Karten. Viel, viel zu teuer (fĂŒr den Original-Barca Preis von 119€), dafĂŒr aber sicher. Wie schon zuvor bei allen anderen Europa-AuswĂ€rtstrips, entschloss ich mich dazu mit der Bahn zu fahren.  Auf Grund der AbklĂ€rung von Urlaub und Reisezeitraum konnten wir nicht sofort buchen.

Was schon ein bisschen komisch ist: Die ganze Welt redet von Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Aber klimafreundlich und nachhaltig reisen dauert nicht nur lĂ€nger, sondern ist oftmals - wie in dem Fall - mitunter viel teurer als ein 20€ Ryanair-Flug ĂŒber 38 LĂ€nder. Zudem sind die gĂŒnstigeren Reisen auch noch viel umweltschĂ€dlicher: kranke Welt.

Unsere Planung war: Mittwochs mit dem ICE nach Paris, von dort mit dem Nachtzug nach Toulouse, dann bis Narbonne und von der mit dem TGV nach Barcelona (gleiche Strecke ab Freitag zurĂŒck)

FĂŒr das letzte TeilstĂŒck in Spanien konnten wir online leider vorab keine Tickets mehr fĂŒr den Zug kaufen, in dem wir ohnehin schon drin waren. Somit entschieden wir uns Tickets fĂŒr eine andere Verbindung (Nachfolgezug) zu holen und darauf zu setzen, dass man in dem Zug bleiben kann.

Dann der Schock: In der Nacht vor der Abfahrt teilt mir die andere HÀlfte unserer 2-Mann-Reisegruppe mit, dass sie mit Corona ausfÀllt. Uff.

Anstatt sich entspannt auf einen coolen Trip zu freuen, ist erstmal Stress angesagt: Bahngesellschaften anschreiben, ob die Fahrten wegen Corona erstatten, Eintrittskarte an zuverlÀssige KÀufer verkaufen, sich auf eine alleine-Fahrt einstellen.
Die Eintrittskarte war innerhalb von 5 Minuten an andere Kumpels verkauft, die mit dem Flugzeug runter sind.
Anders als erwartet, habe ich dann meine Reise gestartet. Ab in den ICE nach Paris. Durch den kurzfristigen Ausfall des Kumpels & die bei der DB fehlende Möglichkeit der Stornierung von 1 Fahrkarte, wenn man bei der Buchung fĂŒr 2 Leute bucht (was in Spanien und Frankreich anders ist)), hatte ich immerhin genug Platz.
1 Stunde vor der Ankunft in Paris dann aber der nĂ€chste große Schock: SNCF (französische Bahn) schreibt mir auf meine Frage nach RĂŒckerstattung fĂŒr die Karten meines Kumpels, dass sie ALLES storniert haben und wir alles zurĂŒck bekommen. NatĂŒrlich hatte ich denen vorher sehr deutlich geschrieben, dass ich schon unterwegs bin und meine Fahrkarten nutze. Die Mail von denen wurde geschrieben um 16:58 Uhr. Öffnungszeit des BĂŒros bis um 17 Uhr. Das heißt, mit denen kann ich das nicht mehr klĂ€ren. Ich koche. Was ist, wenn die Holzköpfe jetzt echt alles storniert haben und nicht nur die Karten meines Kumpels? Statt eines entspannten Spaziergangs vom Gare de Est zum Gare de Austerlitz, musste ich mich in eine sehr lange Schlange am Beratungsschalter stellen. NatĂŒrlich mit der Hoffnung, dass da jemand englisch spricht, da ich sonst nur noch mit Latein oder ein paar Brocken spanisch und kroatisch aufwarten könnte.
Nach fast 1 Stunde kam ich endlich an die Reihe und konnte alles klĂ€ren. Die hatten wirklich erstmal alles storniert. Mit der Gewissheit bis Figueres sicher fahren zu können, spazierte ich dann durch Paris zum nĂ€chsten Bahnhof. Dort dann in den Nachtzug eingecheckt und ĂŒberrascht, dass es gemischte Schlafkabinen gab. Kannte ich so auch noch nicht. In dem Zug habe ich dann das erste mal andere Frankfurter getroffen. Zusammen haben wir was getrunken und uns ĂŒber Bahn-Erfahrungen ausgetauscht. Dann bin ich erstmal pennen gegangen.
Am nĂ€chsten Morgen um kurz vor 7 Uhr kam der Nachtzug in Toulouse an. Dort hieß es dann leider fast 2 Stunden auf den Anschluss zu warten.
Nach einer Einheit ZĂ€hne-putzen-vor-dem-Bahnhof, entschied ich mich dazu Toulouse zu erkunden. Leider war es so frĂŒh, dass noch fast alle LĂ€den geschlossen hatten. Ich machte mich auf die Suche nach einem Cafe, um schön zu frĂŒhstĂŒcken. Nachdem ich die Hoffnung – aufgrund der vielen geschlossenen LĂ€den – schon fast aufgegeben hatte, fand ich in einer Seitenstarsse eine kleine „echte“ BĂ€ckerei. Der BĂ€cker schob grade ein paar Brote und Croissants in den Ofen. Das hier noch echt gebacken wird, ließ mein Herz erfreuen. Nach der StĂ€rkung ging ich zurĂŒck zum Bahnhof und weiter ging die Fahrt nach Narbonne.
Das ist der Umstiegsbahnhof in Richtung Barcelona. Auch dort war der Anschluss leider nicht fließend, so dass ich abermals warten musste. Dann begann die letzte Etappe der Hinfahrt. Ab in den Zug nach Barcelona. Ich war ĂŒberrascht und erfreut, dass wir 1. Klasse Tickets gebucht hatten. Was ich aber noch im Hinterkopf hatte: kann ich durchfahren oder werfen die mich 2 Haltestellen vor Barcelona aus dem Zug!?! (Strecke wĂ€re ungefĂ€hr so wie Giessen-Frankfurt gewesen). Ich entschied mich dazu alles auf die ich-bin-ganz-offen-Karte zu setzen. So suchte ich den Kontrolleur, schilderte ausfĂŒhrlich die Situation und konnte regeln, dass ich bis Barcelona durchfahren kann. Endlich! Kurz vor dem Ende der Hinfahrt war endlich mal alles geklĂ€rt. Besser spĂ€t, als nie.

Kurz darauf kam ich in Barcelona an. Ab in die Metro, um zu meinem Hostels zu kommen. Mittlerweile war es fast 13 Uhr. Langsam trudeln die ersten Nachrichten ein: „Ab 14 Uhr Vortrinken bei uns, ab 16 Uhr trifft sich der Mob.“ Als ich in der Metro stand und mich gedanklich schon auf das erste „Cerveza“ vorbereitete, machte miur der spanische/katalanische RMV einen Strich durch die Rechnung: Bauarbeiten an der Strecke. WĂ€re ja auch zu schön gewesen...
Also aussteigen und den Bus-Ersatzverkehr suchen. Der war schnell gefunden, jedoch musste ich jetzt erstmal neu planen, wo ich war und wie ich zu meinem Hostel komme. Den Jungs habe ich dann mal wohl oder ĂŒbel vorsorglich fĂŒrs Vortrinken abgesagt. Die Sagrada Familia war mein Orientierungspunkt, da meine Unterkunft dort in der NĂ€he war. Nachdem ich diese gefunden und alles organisiert hatte, musste ich mir noch was zu essen organisieren, da ich wusste , dass ich nach unserem Erfolg erst Nachts irgendwann wieder „hier“ sein wĂŒrde.

Da ich fĂŒrs Vortrinken zu spĂ€t war, entschied ich mich dazu Barcelona zu erkunden. Sagrada Famlia (von außen), Ramblas und Hafen. Mehr war nicht möglich, bevor ich dann zum Treffpunkt am Placa Catalunya ging. BestĂŒckt mit einigen „Cervezas“ wollte ich dann den Rest der Truppe treffen. Statt meiner Kumpels traf ich in der Menge erstmal auf den Eintracht Vorstand: Peter Fischer Dosenbier-trinkend zu meiner Rechten und Philipp Holzer viele Fotos machen zu meiner Rechten. Dann waren noch mehr Leute im Anzug um mich herum, die ich aber nicht alle erkannt habe. Einer mĂŒsste Rainer Falkenhain gewesen sein. Die Versuche meine Kumpels zu erreichen  waren leider erfolglos: „...is temporary not available.“ oder „ja wir sind auch hier. Du erkennst uns an den weißen Shirts...“ Schön, wenn alle so viel vortrinken konnten und der Alkohol seinen Zweck erfĂŒllt. Schön, wenn man das Vortrinken verpasst – aufholen wird dann schwer.

Der Marsch geht los. Schier unendliche Massen schlendern singend, gröhlend und Ă€ußerst gut gelaunt durch Barcelona. An jeder möglichen und unmöglichen Stelle standen MĂ€nner, die sich „erleichtert“ haben. Wie haben die Frauen das Problem gelöst? Egal!
Wie immer wurden alle Damen an den Fenstern von der Menge dazu aufgefordert sich ihrer Kleidung zu entledigen. Egal, welches Alter sie hatten. Persönliche Highlits: 1. Als der Mob an einem Altenheim vorbei kam und 4-5 Ă€ltere Damen auf dem Balkon standen und tanzten und sichtlich großen Spass hatten. 2. Als eine jĂŒngere Frau auf dem Balkon tanzte und die Menge skandierte „ausziehen, ausziehen“. Als wir schon dran vorbei waren, gröhlte der Teil hinter uns „Ja, sie hat sich ausgezogen.“
Hin und wieder hat man auch mal einen Barca Fan gesehen.

Mein Gedanke nach dem Marsch: Warum ist es „relativ“ einfach 25000 Leute fĂŒr einen Fussball-Marsch auf die Strasse zu bekommen und fĂŒr verschiedene wichtige Demos bekommt man teilweise nicht mal 500 Leute zusammen. Geht in die Richtung der Klima-Frage vom Anfang.

Am Camp Nou angekommen, setzte ich mich erstmal hin. War ja noch viel Zeit bis zum Anpfiff. Als dann irgendwann auch mal fast das Ende des Mobs da war, kamen meine Kumpels auf mich zu. Sichtlich betrunken. Miteinem Joint in der Hand. Zusammen dann nochmal ne Runde „entspannt“, um sich dann komplett dem alten Waldstadion-GefĂŒhl hinzugeben. Einlasssystem, Zustand des Stadions – alles kam mir so vor, als ob ich 1995 im Waldstadion bin. Statt die Einlasstore ab 19 Uhr zu öffnen, wurden diese erst so gegen 19:45 Uhr geöffnet. Der Einlass verlief mehr als langsam. Erste Bedenken kommen in der Menge auf, ob man rechtzeitig zum Anpfiff reinkommt. Es hat geklappt. Meiner Erinnerung nach war ich um kurz nach Acht drinnen. Dann die maroden Treppen bis ganz oben hochgestiegen. Ausblick genießen und inne halten. Nochmal. Und nochmal. Ganz lange!
Ter Stegen betritt das Feld und wird gnadenlos ausgebuht. Schön – so viele Gleichgesinnte hier. Unsere Mannschaft kommt. Jubel. Ekstase. AuswĂ€rtssieg! Ganz klar!

20:35 Uhr: Barca macht sich noch nicht mal warm. Arroganz? Oder haben die irgendwo einen geheimen AufwĂ€rmbereich? Jedenfalls komisch. Stimmung steigt noch weiter. Anpfiff. Elfmeter. Borre. Halbzeit. 3:0! 3:0!!!!!!!!! Wir vergeben gute Konterchancen. Abseitstor von Barca: „Schalalala meck meck, meck meck“. Barca Fans gehen. Nachspielzeit. 3:1. Egal. „Wann pfeift der Kerl endlich ab?“ Nach meiner Uhr mĂŒsste Schluss sein. Er pfeift nicht ab – muss eine andere Uhr haben. Geht scheinbar ungenau. Stattdessen Elfmeter. Echt jetzt!?! In der 100. Minute? Von unserem Platz aus hat Trapp gehalten. Zumindest war der Ball auf der Linie. Schiri sagt:“ Der Ball war drinnen!“ Fuck. Was ist hier los?! Abpfiff! Totale Ekstase! Genießen. Erster Versuch alles sacken zu lassen. Klappt noch nicht so ganz. Feiern!

Jemand umarmt mich. Ein Kumpel, den ich auch schon zufĂ€llig in Mailand beium Marsch getroffen habe. Wir feiern. Heimweg. Mein Kopf brummt. Ich entscheide mich zurĂŒck zu laufen. Nochmal zu den Ramblas. Es wird gefeiert. Dann zurĂŒck zum Hostel. Schlafen.
Am nÀchsten Tag: Ist das alles wirklich passiert? Geil!!
Dann fertig machen, alles packen und vor der RĂŒckfahrt nochmal Barcelona erkunden. Nochmal Sagrada Familia (von außen). Dann was leckeres frĂŒhstĂŒcken und ab zum Strand. Herrlich! Auf jeden Fall besser als in Frankfurt. Es ist heiß. Badehosen-Wetter – obwohl ddas Wasser noch nicht so warm ist. Trotzdem erstmal ne Runde ins Wasser und dann sonnen am Strand. Wunderschön. Ich schlendere den Strand von hinten nach vorne entlang. Auf einmal kommt mir eine Traube von Leuten in roten Shirts entgegen. Die Mannschaft! „Europas beste Mannschaft“ wird skandiert. Mit dem Rest der Stimme, den ich und die Umstehenden von gestern noch haben. Die Mannschaft wird abgeklatscht. Hinter mir – am Strand entlang – höre ich weitere Sprechchöre. Doch so viele Adler am Strand.

Ich ruhe mich am Strand aus. Die Mannschaft kommt zurĂŒck. Direkt neben mir gehen sie ins Wasser. Wieder Bilder. Wieder babbelt man. „... und gegen Union nachlegen“ gebe ich ihnen mit auf den Weg. Hat leider nicht ganz so gut geklappt. Mittlerweile ist es kurz vor 14 Uhr. Ich muss mich mal Richtung Bahnhof aufmachen. Vorher nochmal in nem kleinen Restaurant in einer Seitengasse was essen. Danach dann ab zum Bahnhof aufmachen. Mittlerweile hat mir SNCF geschrieben. Fehlinfo gestern: Sie haben gemerkt, dass sie einen Fehler gemacht haben. Sie haben doch nur die Karten meines Kumpels storniert/erstattet. Einstieg in den Zug. Buenas Dias, Barcelona. Es war schön. Kurz, aber schön.

Die RĂŒckfahrt verlĂ€uft unkompliziert. Umstiege sind wie vorher. Samstag morgens um 6:45 Uhr komme ich in Paris an. 4 Stunden Aufenthalt. Hatte eigentlich ein FrĂŒhstĂŒck mit nem anderen Kumpel geplant, der aber auch den Urlaub wegen Corona absagen musste. Also machte ich mich auf den Weg in 4 Stunden so viel von Paris zu erkunden, wie ich kann. Per Pedes vom Gare de Austerlitz entlang der Seine zum Eiffelturm, Vorbei an Notre Dame und diversen Prachtbauten. ZurĂŒck dann noch an der Oper Garnier und dem Louvre vorbei, um ĂŒber die Rue Sewastopol zum Gare de Est zu kommen. Dort traf ich nicht nur auf einen großen Polizeieinsatz wegen einer „Instinction Rebellion“ Demo, sondern auch auf das Schild „Place de Stalingrad“. Hatte ehrlich gesagt den Angriffskrieg ĂŒber die 2,3 Tage vergessen, aber „Sewastopol“ und „Stalingrad“ ließen mich leider wieder daran erinnern.
Danach ging es zurĂŒck nach Deutschland. Au revoir, Paris.

Fazit: Meine „Immer-wenn-ich-in-Europa-auswĂ€rts-mit-dabei-war-sind-wir-ungeschlagen-Serie“ bleibt bestehen! „Wir reisen um die ganze Welt, um die Eintracht zu sehen...“
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Aeppelwoifanatiker schrieb:




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Fazit: Meine „Immer-wenn-ich-in-Europa-auswĂ€rts-mit-dabei-war-sind-wir-ungeschlagen-Serie“ bleibt bestehen! „Wir reisen um die ganze Welt, um die Eintracht zu sehen...“

Danke fĂŒr deine ausfĂŒhrlichen EindrĂŒcke 👍

Und sieh zu das du irgendwie nach West Ham kommst 😎
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Dubai > Frankfurt > Barcelona > Frankfurt > Dubai

Bin fix und fertig. Anreise nur wegen der drei Spiele (Freiburg inkl.). War jeden Cent wert. Ich liebe diesen Verein. Danke an alle die da waren und diesen Abend "legendÀrisch" gemacht haben!
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Danke Aeppelwoifanatiker fĂŒr den Bericht. Klingt nach einem schönen Trip!
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Barcelona en blanco

Nyon – Freitag, 18. MĂ€rz 2022. MĂ€nner in dunklen AnzĂŒgen greifen in KunststoffbehĂ€lter und ziehen Kugeln. „FC Barcelona“ steht auf dem BĂ€llchen, das Eintracht Frankfurt zugelost wird. Die UEFA hat der SGE eben eines der prestigetrĂ€chtigsten Spiele ihrer Vereinsgeschichte zugelost.

Fast Forward.

Weeze – Dienstagabend, 12. April 2022. Ich bin zum ersten Mal an diesem ehemaligen MilitĂ€rflughafen an der niederlĂ€ndischen Grenze und besteige einen Ryanair-Flieger nach Palma. Ich will weder an den Ballermann noch auf der Insel bleiben. Ich will nach Barcelona. Und das wollen – soviel ist schon klar – mehrere zehntausende andere SGE-Fans aus der ganzen Welt ebenfalls. In Palma habe ich einen Anschlussflug nach Katalonien. Meine Frage auf Englisch nach „Gate D“ missinterpretiert die Info-Dame mit gelber Weste offenbar mit „Exit“ und ich stehe plötzlich wieder vor dem Flughafen. Noch 20 Min bis zum Start. Ich muss nochmal durch den Securitycheck. Ticketcode funktioniert nicht. Ich schwitze durch die Rennerei aus allen Poren. Da! Code funktioniert doch. Ich sprinte zum Flugzeug, bin der Letzte, der in den Flieger steigt. Ich schwitze immer noch, wie ein Irrer.

Landung in Barcelona. Ab zum Hotel. Pennen. Aufwachen und feststellen: Es regnet! Dabei wollte ich am Tag vor dem Spiel die vielen Skateparks der Stadt abchecken und am berĂŒhmten MACBA skaten. Das Einzige, was mich milde stimmt, ist die tiefe Überzeugung, dass der Zirkus gestern in Palma und das miese Wetter mein Karma-Tribut an einen Sieg am Donnerstag sind. Ist geil, wenn man sich sowas einreden kann.

Ich lasse mich durch das verregnete Barcelona treiben. Eintracht-Fans ĂŒberall. Sie singen. Trotz Regen und trotz einer geringen statistischen Wahrscheinlichkeit, gegen den fast 700-Millionen-Kader des FC Barcelona gleich zwei Mal irgendeine Chance zu haben. Im Old Irish Pub trifft man sich. Trinkt das erste Bier des Tages. „Wenn wir das morgen wirklich schaffen – dann renne ich nackt durch die Ramblas“, hört man hĂ€ufiger. Je tiefer die Sonne steht, desto mehr Eintracht-Fans werden es in den Ramblas. Jede Kneipe, jeder Platz – in Eintracht-Hand. Am Abend ĂŒberlegt man, die Stadt in „Barcelona am Main“ umzubenennen. Es liegt etwas Magisches in der katalonischen Abendluft.

Barcelona – Donnerstagmorgen, 14. April 2022. Alle in weiß! Das war die Ansage. Bestellt, geliefert. Ich bin auf dem Weg vom Hotel am Diagonal Port zum Hafen. Die See-Adler laden zu einer lustigen Bootsfahrt auf dem Mittelmeer. Der unglaublich heftige Wellengang lĂ€sst die Fahrt kĂŒrzer ausfallen als geplant. Viele erfahren physisch, was sie am Abend emotional erwartet.

Es ist Nachmittag. GerĂŒchte ĂŒber den Fanmarsch kursieren. Placa de Catalunya oder Rambla Raval? Egal. Die komplett in weiß gekleidete Eintracht-Meute fĂŒllt die Strecke zwischen beiden PlĂ€tzen aus. Das sind immerhin 1,7 km Luftlinie. FĂŒr die einen war das eine verrĂŒckte Touristen-Attraktion fĂŒr die anderen ist es der Inbegriff des Fantums. Eintracht Frankfurt ist in diesen Stunden wie eine Sprudelflasche, die ĂŒber Jahre geschĂŒttelt und nun geöffnet wurde. Seit Jahrzehnten wĂŒnscht sich dieser Traditionsverein ein Szenario wie dieses. Die Reiserouten der 30.000 fĂŒhrten ĂŒber London, Paris, Sarajevo, Palma, manche ĂŒber Marokko bis zum Placa de Catalunya. Mittendrin VereinsprĂ€sident Peter Fischer mit San Miguel-Bierdose.

Ich laufe alleine durch die Menge. Versuche, die Stimmung zu inhalieren. Irgendwie in Dosen zu packen. Setze mich auf eine Bank, genieße das Treiben. Es ist historisch und es soll gerade erst losgehen. Plötzlich jault eine Polizei-Sirene. Der Startschuss zum Fanmarsch. 30.000 Alemanes und ihre Alliierten aus der ganzen Welt setzen sich in Bewegung. Es ist ein mehrere Kilometer lange Truppe, die sich in Richtung Camp Nou wĂ€lzt. Einheimische stehen auf ihren Balkonen, filmen und fotografieren uns. Sobald eine Barcelona-Fahne auf einem Balkon gehisst wird, ertönt ein monumentales Pfeifkonzert. Auf dem Weg gelegene Supermercats werden binnen Minuten leer gekauft. Jedes Eintracht-Lied, das ich kenne, wird angestimmt. Der Zug ist so lang, dass parallel fĂŒnf verschiedene Lieder gesungen werden. Immer wieder stelle ich mich an die Seite und lasse diese fußballerische Völkerwanderung an mir vorbei mĂ€andern. Sie will einfach nicht enden. Eine volle Stunde Genuss. 60 Minuten Machtdemonstration einer Fanliebe, die ein solches Spiel seit Dekaden ersehnt. Die perfekte Vorbereitung fĂŒr die folgenden, epochalen 99 Minuten.

Camp Nou – Donnerstagabend, 14. April 2022. Die Polizei versucht die Menschen in Weiß zum GĂ€steeingang zu geleiten. Es rumort.  Hier sind mehrere Zehntausend. Im GĂ€steblock ist Platz fĂŒr 5.000. Irgendwas ist heute anders. Das wurde in diesem Moment auch den SicherheitskrĂ€ften klar. Man öffnet die Sperren. Wir verteilen uns vor allen EingĂ€ngen des Camp Nou, das von außen recht unspektakulĂ€r wirkt. Barcelona-Fans, die fĂŒr spanische Fan-Kultur untypisch schon am Stadion sind, sehen sich einem surrealen Szenario gegenĂŒber. Es sieht so aus als habe der FC Barcelona ein AuswĂ€rtsspiel. Und noch viel schlimmer: Bei Rivale Real Madrid. „¡IncreĂ­ble!“ „¿QuĂ© estĂĄ pasando aquĂ­?” “Diez mil alemanes.” “Este es un partido fuera de casa.”, sind SĂ€tze, die in apnische WhatsApp-Chats gehackt werden.

Die Tore öffnen sich. Der Puls erhöht sich. Öffnet sich die Schranke fĂŒr mich? Funktioniert der Code? Ja und ja. Ich bin drinnen. In diesem altehrwĂŒrdigen Stadion. Ich dachte schon hĂ€ufiger dran, hier mal eine der typischen Touri-Touren zu machen. Jetzt stehe ich da, bei einem Pflichtspiel meines Vereins. In einem Viertelfinale der Europa League. Als ich in Block 355 gehe – direkt ĂŒber den „Animateuren des FCB“ – beeindruckt mich die schiere monumentale GrĂ¶ĂŸe des Runds. Noch mehr aber, dass gerade fast nur Menschen in Weiß zu sehen sind. Kevin Trapp kommt raus. Die Menge applaudiert. Kurz darauf kommt Ter Stegen – und wird ausgepfiffen. Der Legende nach soll er in die Kanine zurĂŒckgekehrt sein und gesagt haben: „Leute, heute ist es anders. Wir haben ein AuswĂ€rtsspiel.“

Was jetzt passiert, ist epochal. Was ich da unten auf dem Rasen sehe, ist eine Mischung aus taktischer Cleverness, absolutem Siegeswillen und den Anfeuerungen der rund 30.000 in Weiß. Lindström geht zu Boden. Elfmeter fĂŒr die Eintracht! Kostic – cool wie Sau – nimmt den Ball und hĂ€mmert ihn in die rechte Ecke. Die Barcelona-Fans um mich herum werden mich als el alemĂĄn in Erinnerung behalten, der erst jubelt und sich dann unglĂ€ubig mit beiden HĂ€nden an den Kopf fasst und mit großen Augen 360-Grad umherblickt. 2:0 BorrĂ©. Das Ding kommt so ansatzlos wie mĂ€chtig. Ich gucke noch unglĂ€ubiger. Noch verwirrter. Meine Angst vor Aubameyang und DembelĂš, die uns den Pokalsieg 2017 vermiesten, sinkt gen null. Gooooooooooooool de Eintracht! Kostic! Du Teufelskerl! Der Ron Jeremy-Lookalike im Barca-Trikot vor mir tritt sein Popcorn weg und geht heim. Guckt nochmal zu mir, schlĂ€gt sich auf sein Wappen und ruft: „Cinco veces campeones de la liga!!“
Ich so: “We'll meet again. Adios!” Und dann diese neun Minuten Nachspielzeit. Meine Pulsuhr zeigt 130. Plötzlich dreht Barca nochmal auf. Die Eintracht verliert den Zugriff. Das Spiel hĂ€tte keine Minute lĂ€nger dauern dĂŒrfen. HĂ€tte es 3:3 gestanden, ich hĂ€tte in Therapie gemusst.

Was ist da passiert? NatĂŒrlich, fĂŒr den Weltclub Barcelona ist diese Niederlage, dieses Ausscheiden eine Schmach. FĂŒr den Fußball-Romantiker ist dieser Abend von Malmö bis Sevilla ein einziges Joseph von Eichendorff-Gedicht. Es sollte auch den FC Barcelona und alle Super League-Phantasten inspirieren. KĂŒmmert euch um eure Fans. Und an die Fans: KĂŒmmert euch um euren Verein.  Eine Fusion aus Mannschaft und Fans kann exorbitante Marktwerte egalisieren. Mehr noch. Die Stimmung, die Motivation kann Spieler 20- 30 % besser machen. Und wie der ESPN-Kommentator Derek Mae sagte: „This is grown organic. You can’t fake your way to it.” Fankultur ist erhaltenswert. Eine echte Fankkultur ist fĂŒr Vereine unbezahlbar. „Höhepunkte eines Sportlerlebens, die du fĂŒr kein Geld kaufen kannst“, sagte Trainer Oliver Glasner. Worte, die sich auch die Spieler immer wieder gewahr werden sollten, wenn demnĂ€chst Millionenangebote verhandelt werden. Was da in Barcelona geschah, macht den Fußball wieder ein StĂŒck ehrlicher. Greifbarer.

Barcelona en blanco – und ich durfte dabei sein. Gracias an diese großartige Stadt.

In Bergamo – wo am selben Abend RB Leipzig spielte – waren 900 Fans mitgereist
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Frankfurt - Paris - Barcelona... und zurĂŒck...mit der Bahn

Wir haben Karten. Viel, viel zu teuer (fĂŒr den Original-Barca Preis von 119€), dafĂŒr aber sicher. Wie schon zuvor bei allen anderen Europa-AuswĂ€rtstrips, entschloss ich mich dazu mit der Bahn zu fahren.  Auf Grund der AbklĂ€rung von Urlaub und Reisezeitraum konnten wir nicht sofort buchen.

Was schon ein bisschen komisch ist: Die ganze Welt redet von Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Aber klimafreundlich und nachhaltig reisen dauert nicht nur lĂ€nger, sondern ist oftmals - wie in dem Fall - mitunter viel teurer als ein 20€ Ryanair-Flug ĂŒber 38 LĂ€nder. Zudem sind die gĂŒnstigeren Reisen auch noch viel umweltschĂ€dlicher: kranke Welt.

Unsere Planung war: Mittwochs mit dem ICE nach Paris, von dort mit dem Nachtzug nach Toulouse, dann bis Narbonne und von der mit dem TGV nach Barcelona (gleiche Strecke ab Freitag zurĂŒck)

FĂŒr das letzte TeilstĂŒck in Spanien konnten wir online leider vorab keine Tickets mehr fĂŒr den Zug kaufen, in dem wir ohnehin schon drin waren. Somit entschieden wir uns Tickets fĂŒr eine andere Verbindung (Nachfolgezug) zu holen und darauf zu setzen, dass man in dem Zug bleiben kann.

Dann der Schock: In der Nacht vor der Abfahrt teilt mir die andere HÀlfte unserer 2-Mann-Reisegruppe mit, dass sie mit Corona ausfÀllt. Uff.

Anstatt sich entspannt auf einen coolen Trip zu freuen, ist erstmal Stress angesagt: Bahngesellschaften anschreiben, ob die Fahrten wegen Corona erstatten, Eintrittskarte an zuverlÀssige KÀufer verkaufen, sich auf eine alleine-Fahrt einstellen.
Die Eintrittskarte war innerhalb von 5 Minuten an andere Kumpels verkauft, die mit dem Flugzeug runter sind.
Anders als erwartet, habe ich dann meine Reise gestartet. Ab in den ICE nach Paris. Durch den kurzfristigen Ausfall des Kumpels & die bei der DB fehlende Möglichkeit der Stornierung von 1 Fahrkarte, wenn man bei der Buchung fĂŒr 2 Leute bucht (was in Spanien und Frankreich anders ist)), hatte ich immerhin genug Platz.
1 Stunde vor der Ankunft in Paris dann aber der nĂ€chste große Schock: SNCF (französische Bahn) schreibt mir auf meine Frage nach RĂŒckerstattung fĂŒr die Karten meines Kumpels, dass sie ALLES storniert haben und wir alles zurĂŒck bekommen. NatĂŒrlich hatte ich denen vorher sehr deutlich geschrieben, dass ich schon unterwegs bin und meine Fahrkarten nutze. Die Mail von denen wurde geschrieben um 16:58 Uhr. Öffnungszeit des BĂŒros bis um 17 Uhr. Das heißt, mit denen kann ich das nicht mehr klĂ€ren. Ich koche. Was ist, wenn die Holzköpfe jetzt echt alles storniert haben und nicht nur die Karten meines Kumpels? Statt eines entspannten Spaziergangs vom Gare de Est zum Gare de Austerlitz, musste ich mich in eine sehr lange Schlange am Beratungsschalter stellen. NatĂŒrlich mit der Hoffnung, dass da jemand englisch spricht, da ich sonst nur noch mit Latein oder ein paar Brocken spanisch und kroatisch aufwarten könnte.
Nach fast 1 Stunde kam ich endlich an die Reihe und konnte alles klĂ€ren. Die hatten wirklich erstmal alles storniert. Mit der Gewissheit bis Figueres sicher fahren zu können, spazierte ich dann durch Paris zum nĂ€chsten Bahnhof. Dort dann in den Nachtzug eingecheckt und ĂŒberrascht, dass es gemischte Schlafkabinen gab. Kannte ich so auch noch nicht. In dem Zug habe ich dann das erste mal andere Frankfurter getroffen. Zusammen haben wir was getrunken und uns ĂŒber Bahn-Erfahrungen ausgetauscht. Dann bin ich erstmal pennen gegangen.
Am nĂ€chsten Morgen um kurz vor 7 Uhr kam der Nachtzug in Toulouse an. Dort hieß es dann leider fast 2 Stunden auf den Anschluss zu warten.
Nach einer Einheit ZĂ€hne-putzen-vor-dem-Bahnhof, entschied ich mich dazu Toulouse zu erkunden. Leider war es so frĂŒh, dass noch fast alle LĂ€den geschlossen hatten. Ich machte mich auf die Suche nach einem Cafe, um schön zu frĂŒhstĂŒcken. Nachdem ich die Hoffnung – aufgrund der vielen geschlossenen LĂ€den – schon fast aufgegeben hatte, fand ich in einer Seitenstarsse eine kleine „echte“ BĂ€ckerei. Der BĂ€cker schob grade ein paar Brote und Croissants in den Ofen. Das hier noch echt gebacken wird, ließ mein Herz erfreuen. Nach der StĂ€rkung ging ich zurĂŒck zum Bahnhof und weiter ging die Fahrt nach Narbonne.
Das ist der Umstiegsbahnhof in Richtung Barcelona. Auch dort war der Anschluss leider nicht fließend, so dass ich abermals warten musste. Dann begann die letzte Etappe der Hinfahrt. Ab in den Zug nach Barcelona. Ich war ĂŒberrascht und erfreut, dass wir 1. Klasse Tickets gebucht hatten. Was ich aber noch im Hinterkopf hatte: kann ich durchfahren oder werfen die mich 2 Haltestellen vor Barcelona aus dem Zug!?! (Strecke wĂ€re ungefĂ€hr so wie Giessen-Frankfurt gewesen). Ich entschied mich dazu alles auf die ich-bin-ganz-offen-Karte zu setzen. So suchte ich den Kontrolleur, schilderte ausfĂŒhrlich die Situation und konnte regeln, dass ich bis Barcelona durchfahren kann. Endlich! Kurz vor dem Ende der Hinfahrt war endlich mal alles geklĂ€rt. Besser spĂ€t, als nie.

Kurz darauf kam ich in Barcelona an. Ab in die Metro, um zu meinem Hostels zu kommen. Mittlerweile war es fast 13 Uhr. Langsam trudeln die ersten Nachrichten ein: „Ab 14 Uhr Vortrinken bei uns, ab 16 Uhr trifft sich der Mob.“ Als ich in der Metro stand und mich gedanklich schon auf das erste „Cerveza“ vorbereitete, machte miur der spanische/katalanische RMV einen Strich durch die Rechnung: Bauarbeiten an der Strecke. WĂ€re ja auch zu schön gewesen...
Also aussteigen und den Bus-Ersatzverkehr suchen. Der war schnell gefunden, jedoch musste ich jetzt erstmal neu planen, wo ich war und wie ich zu meinem Hostel komme. Den Jungs habe ich dann mal wohl oder ĂŒbel vorsorglich fĂŒrs Vortrinken abgesagt. Die Sagrada Familia war mein Orientierungspunkt, da meine Unterkunft dort in der NĂ€he war. Nachdem ich diese gefunden und alles organisiert hatte, musste ich mir noch was zu essen organisieren, da ich wusste , dass ich nach unserem Erfolg erst Nachts irgendwann wieder „hier“ sein wĂŒrde.

Da ich fĂŒrs Vortrinken zu spĂ€t war, entschied ich mich dazu Barcelona zu erkunden. Sagrada Famlia (von außen), Ramblas und Hafen. Mehr war nicht möglich, bevor ich dann zum Treffpunkt am Placa Catalunya ging. BestĂŒckt mit einigen „Cervezas“ wollte ich dann den Rest der Truppe treffen. Statt meiner Kumpels traf ich in der Menge erstmal auf den Eintracht Vorstand: Peter Fischer Dosenbier-trinkend zu meiner Rechten und Philipp Holzer viele Fotos machen zu meiner Rechten. Dann waren noch mehr Leute im Anzug um mich herum, die ich aber nicht alle erkannt habe. Einer mĂŒsste Rainer Falkenhain gewesen sein. Die Versuche meine Kumpels zu erreichen  waren leider erfolglos: „...is temporary not available.“ oder „ja wir sind auch hier. Du erkennst uns an den weißen Shirts...“ Schön, wenn alle so viel vortrinken konnten und der Alkohol seinen Zweck erfĂŒllt. Schön, wenn man das Vortrinken verpasst – aufholen wird dann schwer.

Der Marsch geht los. Schier unendliche Massen schlendern singend, gröhlend und Ă€ußerst gut gelaunt durch Barcelona. An jeder möglichen und unmöglichen Stelle standen MĂ€nner, die sich „erleichtert“ haben. Wie haben die Frauen das Problem gelöst? Egal!
Wie immer wurden alle Damen an den Fenstern von der Menge dazu aufgefordert sich ihrer Kleidung zu entledigen. Egal, welches Alter sie hatten. Persönliche Highlits: 1. Als der Mob an einem Altenheim vorbei kam und 4-5 Ă€ltere Damen auf dem Balkon standen und tanzten und sichtlich großen Spass hatten. 2. Als eine jĂŒngere Frau auf dem Balkon tanzte und die Menge skandierte „ausziehen, ausziehen“. Als wir schon dran vorbei waren, gröhlte der Teil hinter uns „Ja, sie hat sich ausgezogen.“
Hin und wieder hat man auch mal einen Barca Fan gesehen.

Mein Gedanke nach dem Marsch: Warum ist es „relativ“ einfach 25000 Leute fĂŒr einen Fussball-Marsch auf die Strasse zu bekommen und fĂŒr verschiedene wichtige Demos bekommt man teilweise nicht mal 500 Leute zusammen. Geht in die Richtung der Klima-Frage vom Anfang.

Am Camp Nou angekommen, setzte ich mich erstmal hin. War ja noch viel Zeit bis zum Anpfiff. Als dann irgendwann auch mal fast das Ende des Mobs da war, kamen meine Kumpels auf mich zu. Sichtlich betrunken. Miteinem Joint in der Hand. Zusammen dann nochmal ne Runde „entspannt“, um sich dann komplett dem alten Waldstadion-GefĂŒhl hinzugeben. Einlasssystem, Zustand des Stadions – alles kam mir so vor, als ob ich 1995 im Waldstadion bin. Statt die Einlasstore ab 19 Uhr zu öffnen, wurden diese erst so gegen 19:45 Uhr geöffnet. Der Einlass verlief mehr als langsam. Erste Bedenken kommen in der Menge auf, ob man rechtzeitig zum Anpfiff reinkommt. Es hat geklappt. Meiner Erinnerung nach war ich um kurz nach Acht drinnen. Dann die maroden Treppen bis ganz oben hochgestiegen. Ausblick genießen und inne halten. Nochmal. Und nochmal. Ganz lange!
Ter Stegen betritt das Feld und wird gnadenlos ausgebuht. Schön – so viele Gleichgesinnte hier. Unsere Mannschaft kommt. Jubel. Ekstase. AuswĂ€rtssieg! Ganz klar!

20:35 Uhr: Barca macht sich noch nicht mal warm. Arroganz? Oder haben die irgendwo einen geheimen AufwĂ€rmbereich? Jedenfalls komisch. Stimmung steigt noch weiter. Anpfiff. Elfmeter. Borre. Halbzeit. 3:0! 3:0!!!!!!!!! Wir vergeben gute Konterchancen. Abseitstor von Barca: „Schalalala meck meck, meck meck“. Barca Fans gehen. Nachspielzeit. 3:1. Egal. „Wann pfeift der Kerl endlich ab?“ Nach meiner Uhr mĂŒsste Schluss sein. Er pfeift nicht ab – muss eine andere Uhr haben. Geht scheinbar ungenau. Stattdessen Elfmeter. Echt jetzt!?! In der 100. Minute? Von unserem Platz aus hat Trapp gehalten. Zumindest war der Ball auf der Linie. Schiri sagt:“ Der Ball war drinnen!“ Fuck. Was ist hier los?! Abpfiff! Totale Ekstase! Genießen. Erster Versuch alles sacken zu lassen. Klappt noch nicht so ganz. Feiern!

Jemand umarmt mich. Ein Kumpel, den ich auch schon zufĂ€llig in Mailand beium Marsch getroffen habe. Wir feiern. Heimweg. Mein Kopf brummt. Ich entscheide mich zurĂŒck zu laufen. Nochmal zu den Ramblas. Es wird gefeiert. Dann zurĂŒck zum Hostel. Schlafen.
Am nÀchsten Tag: Ist das alles wirklich passiert? Geil!!
Dann fertig machen, alles packen und vor der RĂŒckfahrt nochmal Barcelona erkunden. Nochmal Sagrada Familia (von außen). Dann was leckeres frĂŒhstĂŒcken und ab zum Strand. Herrlich! Auf jeden Fall besser als in Frankfurt. Es ist heiß. Badehosen-Wetter – obwohl ddas Wasser noch nicht so warm ist. Trotzdem erstmal ne Runde ins Wasser und dann sonnen am Strand. Wunderschön. Ich schlendere den Strand von hinten nach vorne entlang. Auf einmal kommt mir eine Traube von Leuten in roten Shirts entgegen. Die Mannschaft! „Europas beste Mannschaft“ wird skandiert. Mit dem Rest der Stimme, den ich und die Umstehenden von gestern noch haben. Die Mannschaft wird abgeklatscht. Hinter mir – am Strand entlang – höre ich weitere Sprechchöre. Doch so viele Adler am Strand.

Ich ruhe mich am Strand aus. Die Mannschaft kommt zurĂŒck. Direkt neben mir gehen sie ins Wasser. Wieder Bilder. Wieder babbelt man. „... und gegen Union nachlegen“ gebe ich ihnen mit auf den Weg. Hat leider nicht ganz so gut geklappt. Mittlerweile ist es kurz vor 14 Uhr. Ich muss mich mal Richtung Bahnhof aufmachen. Vorher nochmal in nem kleinen Restaurant in einer Seitengasse was essen. Danach dann ab zum Bahnhof aufmachen. Mittlerweile hat mir SNCF geschrieben. Fehlinfo gestern: Sie haben gemerkt, dass sie einen Fehler gemacht haben. Sie haben doch nur die Karten meines Kumpels storniert/erstattet. Einstieg in den Zug. Buenas Dias, Barcelona. Es war schön. Kurz, aber schön.

Die RĂŒckfahrt verlĂ€uft unkompliziert. Umstiege sind wie vorher. Samstag morgens um 6:45 Uhr komme ich in Paris an. 4 Stunden Aufenthalt. Hatte eigentlich ein FrĂŒhstĂŒck mit nem anderen Kumpel geplant, der aber auch den Urlaub wegen Corona absagen musste. Also machte ich mich auf den Weg in 4 Stunden so viel von Paris zu erkunden, wie ich kann. Per Pedes vom Gare de Austerlitz entlang der Seine zum Eiffelturm, Vorbei an Notre Dame und diversen Prachtbauten. ZurĂŒck dann noch an der Oper Garnier und dem Louvre vorbei, um ĂŒber die Rue Sewastopol zum Gare de Est zu kommen. Dort traf ich nicht nur auf einen großen Polizeieinsatz wegen einer „Instinction Rebellion“ Demo, sondern auch auf das Schild „Place de Stalingrad“. Hatte ehrlich gesagt den Angriffskrieg ĂŒber die 2,3 Tage vergessen, aber „Sewastopol“ und „Stalingrad“ ließen mich leider wieder daran erinnern.
Danach ging es zurĂŒck nach Deutschland. Au revoir, Paris.

Fazit: Meine „Immer-wenn-ich-in-Europa-auswĂ€rts-mit-dabei-war-sind-wir-ungeschlagen-Serie“ bleibt bestehen! „Wir reisen um die ganze Welt, um die Eintracht zu sehen...“
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Aeppelwoifanatiker schrieb:

Frankfurt - Paris - Barcelona... und zurĂŒck...mit der Bahn


Vielen Dank fĂŒr das Miterlebenlassen deiner Reise, der Bericht ist wirklich toll!  
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Barcelona en blanco

Nyon – Freitag, 18. MĂ€rz 2022. MĂ€nner in dunklen AnzĂŒgen greifen in KunststoffbehĂ€lter und ziehen Kugeln. „FC Barcelona“ steht auf dem BĂ€llchen, das Eintracht Frankfurt zugelost wird. Die UEFA hat der SGE eben eines der prestigetrĂ€chtigsten Spiele ihrer Vereinsgeschichte zugelost.

Fast Forward.

Weeze – Dienstagabend, 12. April 2022. Ich bin zum ersten Mal an diesem ehemaligen MilitĂ€rflughafen an der niederlĂ€ndischen Grenze und besteige einen Ryanair-Flieger nach Palma. Ich will weder an den Ballermann noch auf der Insel bleiben. Ich will nach Barcelona. Und das wollen – soviel ist schon klar – mehrere zehntausende andere SGE-Fans aus der ganzen Welt ebenfalls. In Palma habe ich einen Anschlussflug nach Katalonien. Meine Frage auf Englisch nach „Gate D“ missinterpretiert die Info-Dame mit gelber Weste offenbar mit „Exit“ und ich stehe plötzlich wieder vor dem Flughafen. Noch 20 Min bis zum Start. Ich muss nochmal durch den Securitycheck. Ticketcode funktioniert nicht. Ich schwitze durch die Rennerei aus allen Poren. Da! Code funktioniert doch. Ich sprinte zum Flugzeug, bin der Letzte, der in den Flieger steigt. Ich schwitze immer noch, wie ein Irrer.

Landung in Barcelona. Ab zum Hotel. Pennen. Aufwachen und feststellen: Es regnet! Dabei wollte ich am Tag vor dem Spiel die vielen Skateparks der Stadt abchecken und am berĂŒhmten MACBA skaten. Das Einzige, was mich milde stimmt, ist die tiefe Überzeugung, dass der Zirkus gestern in Palma und das miese Wetter mein Karma-Tribut an einen Sieg am Donnerstag sind. Ist geil, wenn man sich sowas einreden kann.

Ich lasse mich durch das verregnete Barcelona treiben. Eintracht-Fans ĂŒberall. Sie singen. Trotz Regen und trotz einer geringen statistischen Wahrscheinlichkeit, gegen den fast 700-Millionen-Kader des FC Barcelona gleich zwei Mal irgendeine Chance zu haben. Im Old Irish Pub trifft man sich. Trinkt das erste Bier des Tages. „Wenn wir das morgen wirklich schaffen – dann renne ich nackt durch die Ramblas“, hört man hĂ€ufiger. Je tiefer die Sonne steht, desto mehr Eintracht-Fans werden es in den Ramblas. Jede Kneipe, jeder Platz – in Eintracht-Hand. Am Abend ĂŒberlegt man, die Stadt in „Barcelona am Main“ umzubenennen. Es liegt etwas Magisches in der katalonischen Abendluft.

Barcelona – Donnerstagmorgen, 14. April 2022. Alle in weiß! Das war die Ansage. Bestellt, geliefert. Ich bin auf dem Weg vom Hotel am Diagonal Port zum Hafen. Die See-Adler laden zu einer lustigen Bootsfahrt auf dem Mittelmeer. Der unglaublich heftige Wellengang lĂ€sst die Fahrt kĂŒrzer ausfallen als geplant. Viele erfahren physisch, was sie am Abend emotional erwartet.

Es ist Nachmittag. GerĂŒchte ĂŒber den Fanmarsch kursieren. Placa de Catalunya oder Rambla Raval? Egal. Die komplett in weiß gekleidete Eintracht-Meute fĂŒllt die Strecke zwischen beiden PlĂ€tzen aus. Das sind immerhin 1,7 km Luftlinie. FĂŒr die einen war das eine verrĂŒckte Touristen-Attraktion fĂŒr die anderen ist es der Inbegriff des Fantums. Eintracht Frankfurt ist in diesen Stunden wie eine Sprudelflasche, die ĂŒber Jahre geschĂŒttelt und nun geöffnet wurde. Seit Jahrzehnten wĂŒnscht sich dieser Traditionsverein ein Szenario wie dieses. Die Reiserouten der 30.000 fĂŒhrten ĂŒber London, Paris, Sarajevo, Palma, manche ĂŒber Marokko bis zum Placa de Catalunya. Mittendrin VereinsprĂ€sident Peter Fischer mit San Miguel-Bierdose.

Ich laufe alleine durch die Menge. Versuche, die Stimmung zu inhalieren. Irgendwie in Dosen zu packen. Setze mich auf eine Bank, genieße das Treiben. Es ist historisch und es soll gerade erst losgehen. Plötzlich jault eine Polizei-Sirene. Der Startschuss zum Fanmarsch. 30.000 Alemanes und ihre Alliierten aus der ganzen Welt setzen sich in Bewegung. Es ist ein mehrere Kilometer lange Truppe, die sich in Richtung Camp Nou wĂ€lzt. Einheimische stehen auf ihren Balkonen, filmen und fotografieren uns. Sobald eine Barcelona-Fahne auf einem Balkon gehisst wird, ertönt ein monumentales Pfeifkonzert. Auf dem Weg gelegene Supermercats werden binnen Minuten leer gekauft. Jedes Eintracht-Lied, das ich kenne, wird angestimmt. Der Zug ist so lang, dass parallel fĂŒnf verschiedene Lieder gesungen werden. Immer wieder stelle ich mich an die Seite und lasse diese fußballerische Völkerwanderung an mir vorbei mĂ€andern. Sie will einfach nicht enden. Eine volle Stunde Genuss. 60 Minuten Machtdemonstration einer Fanliebe, die ein solches Spiel seit Dekaden ersehnt. Die perfekte Vorbereitung fĂŒr die folgenden, epochalen 99 Minuten.

Camp Nou – Donnerstagabend, 14. April 2022. Die Polizei versucht die Menschen in Weiß zum GĂ€steeingang zu geleiten. Es rumort.  Hier sind mehrere Zehntausend. Im GĂ€steblock ist Platz fĂŒr 5.000. Irgendwas ist heute anders. Das wurde in diesem Moment auch den SicherheitskrĂ€ften klar. Man öffnet die Sperren. Wir verteilen uns vor allen EingĂ€ngen des Camp Nou, das von außen recht unspektakulĂ€r wirkt. Barcelona-Fans, die fĂŒr spanische Fan-Kultur untypisch schon am Stadion sind, sehen sich einem surrealen Szenario gegenĂŒber. Es sieht so aus als habe der FC Barcelona ein AuswĂ€rtsspiel. Und noch viel schlimmer: Bei Rivale Real Madrid. „¡IncreĂ­ble!“ „¿QuĂ© estĂĄ pasando aquĂ­?” “Diez mil alemanes.” “Este es un partido fuera de casa.”, sind SĂ€tze, die in apnische WhatsApp-Chats gehackt werden.

Die Tore öffnen sich. Der Puls erhöht sich. Öffnet sich die Schranke fĂŒr mich? Funktioniert der Code? Ja und ja. Ich bin drinnen. In diesem altehrwĂŒrdigen Stadion. Ich dachte schon hĂ€ufiger dran, hier mal eine der typischen Touri-Touren zu machen. Jetzt stehe ich da, bei einem Pflichtspiel meines Vereins. In einem Viertelfinale der Europa League. Als ich in Block 355 gehe – direkt ĂŒber den „Animateuren des FCB“ – beeindruckt mich die schiere monumentale GrĂ¶ĂŸe des Runds. Noch mehr aber, dass gerade fast nur Menschen in Weiß zu sehen sind. Kevin Trapp kommt raus. Die Menge applaudiert. Kurz darauf kommt Ter Stegen – und wird ausgepfiffen. Der Legende nach soll er in die Kanine zurĂŒckgekehrt sein und gesagt haben: „Leute, heute ist es anders. Wir haben ein AuswĂ€rtsspiel.“

Was jetzt passiert, ist epochal. Was ich da unten auf dem Rasen sehe, ist eine Mischung aus taktischer Cleverness, absolutem Siegeswillen und den Anfeuerungen der rund 30.000 in Weiß. Lindström geht zu Boden. Elfmeter fĂŒr die Eintracht! Kostic – cool wie Sau – nimmt den Ball und hĂ€mmert ihn in die rechte Ecke. Die Barcelona-Fans um mich herum werden mich als el alemĂĄn in Erinnerung behalten, der erst jubelt und sich dann unglĂ€ubig mit beiden HĂ€nden an den Kopf fasst und mit großen Augen 360-Grad umherblickt. 2:0 BorrĂ©. Das Ding kommt so ansatzlos wie mĂ€chtig. Ich gucke noch unglĂ€ubiger. Noch verwirrter. Meine Angst vor Aubameyang und DembelĂš, die uns den Pokalsieg 2017 vermiesten, sinkt gen null. Gooooooooooooool de Eintracht! Kostic! Du Teufelskerl! Der Ron Jeremy-Lookalike im Barca-Trikot vor mir tritt sein Popcorn weg und geht heim. Guckt nochmal zu mir, schlĂ€gt sich auf sein Wappen und ruft: „Cinco veces campeones de la liga!!“
Ich so: “We'll meet again. Adios!” Und dann diese neun Minuten Nachspielzeit. Meine Pulsuhr zeigt 130. Plötzlich dreht Barca nochmal auf. Die Eintracht verliert den Zugriff. Das Spiel hĂ€tte keine Minute lĂ€nger dauern dĂŒrfen. HĂ€tte es 3:3 gestanden, ich hĂ€tte in Therapie gemusst.

Was ist da passiert? NatĂŒrlich, fĂŒr den Weltclub Barcelona ist diese Niederlage, dieses Ausscheiden eine Schmach. FĂŒr den Fußball-Romantiker ist dieser Abend von Malmö bis Sevilla ein einziges Joseph von Eichendorff-Gedicht. Es sollte auch den FC Barcelona und alle Super League-Phantasten inspirieren. KĂŒmmert euch um eure Fans. Und an die Fans: KĂŒmmert euch um euren Verein.  Eine Fusion aus Mannschaft und Fans kann exorbitante Marktwerte egalisieren. Mehr noch. Die Stimmung, die Motivation kann Spieler 20- 30 % besser machen. Und wie der ESPN-Kommentator Derek Mae sagte: „This is grown organic. You can’t fake your way to it.” Fankultur ist erhaltenswert. Eine echte Fankkultur ist fĂŒr Vereine unbezahlbar. „Höhepunkte eines Sportlerlebens, die du fĂŒr kein Geld kaufen kannst“, sagte Trainer Oliver Glasner. Worte, die sich auch die Spieler immer wieder gewahr werden sollten, wenn demnĂ€chst Millionenangebote verhandelt werden. Was da in Barcelona geschah, macht den Fußball wieder ein StĂŒck ehrlicher. Greifbarer.

Barcelona en blanco – und ich durfte dabei sein. Gracias an diese großartige Stadt.

In Bergamo – wo am selben Abend RB Leipzig spielte – waren 900 Fans mitgereist
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Starker Bericht 👍
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Starker Bericht 👍
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Danke.

Es gibt aber nur einen Bruchteil dieses epischen Trips wieder
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Barcelona en blanco

Nyon – Freitag, 18. MĂ€rz 2022. MĂ€nner in dunklen AnzĂŒgen greifen in KunststoffbehĂ€lter und ziehen Kugeln. „FC Barcelona“ steht auf dem BĂ€llchen, das Eintracht Frankfurt zugelost wird. Die UEFA hat der SGE eben eines der prestigetrĂ€chtigsten Spiele ihrer Vereinsgeschichte zugelost.

Fast Forward.

Weeze – Dienstagabend, 12. April 2022. Ich bin zum ersten Mal an diesem ehemaligen MilitĂ€rflughafen an der niederlĂ€ndischen Grenze und besteige einen Ryanair-Flieger nach Palma. Ich will weder an den Ballermann noch auf der Insel bleiben. Ich will nach Barcelona. Und das wollen – soviel ist schon klar – mehrere zehntausende andere SGE-Fans aus der ganzen Welt ebenfalls. In Palma habe ich einen Anschlussflug nach Katalonien. Meine Frage auf Englisch nach „Gate D“ missinterpretiert die Info-Dame mit gelber Weste offenbar mit „Exit“ und ich stehe plötzlich wieder vor dem Flughafen. Noch 20 Min bis zum Start. Ich muss nochmal durch den Securitycheck. Ticketcode funktioniert nicht. Ich schwitze durch die Rennerei aus allen Poren. Da! Code funktioniert doch. Ich sprinte zum Flugzeug, bin der Letzte, der in den Flieger steigt. Ich schwitze immer noch, wie ein Irrer.

Landung in Barcelona. Ab zum Hotel. Pennen. Aufwachen und feststellen: Es regnet! Dabei wollte ich am Tag vor dem Spiel die vielen Skateparks der Stadt abchecken und am berĂŒhmten MACBA skaten. Das Einzige, was mich milde stimmt, ist die tiefe Überzeugung, dass der Zirkus gestern in Palma und das miese Wetter mein Karma-Tribut an einen Sieg am Donnerstag sind. Ist geil, wenn man sich sowas einreden kann.

Ich lasse mich durch das verregnete Barcelona treiben. Eintracht-Fans ĂŒberall. Sie singen. Trotz Regen und trotz einer geringen statistischen Wahrscheinlichkeit, gegen den fast 700-Millionen-Kader des FC Barcelona gleich zwei Mal irgendeine Chance zu haben. Im Old Irish Pub trifft man sich. Trinkt das erste Bier des Tages. „Wenn wir das morgen wirklich schaffen – dann renne ich nackt durch die Ramblas“, hört man hĂ€ufiger. Je tiefer die Sonne steht, desto mehr Eintracht-Fans werden es in den Ramblas. Jede Kneipe, jeder Platz – in Eintracht-Hand. Am Abend ĂŒberlegt man, die Stadt in „Barcelona am Main“ umzubenennen. Es liegt etwas Magisches in der katalonischen Abendluft.

Barcelona – Donnerstagmorgen, 14. April 2022. Alle in weiß! Das war die Ansage. Bestellt, geliefert. Ich bin auf dem Weg vom Hotel am Diagonal Port zum Hafen. Die See-Adler laden zu einer lustigen Bootsfahrt auf dem Mittelmeer. Der unglaublich heftige Wellengang lĂ€sst die Fahrt kĂŒrzer ausfallen als geplant. Viele erfahren physisch, was sie am Abend emotional erwartet.

Es ist Nachmittag. GerĂŒchte ĂŒber den Fanmarsch kursieren. Placa de Catalunya oder Rambla Raval? Egal. Die komplett in weiß gekleidete Eintracht-Meute fĂŒllt die Strecke zwischen beiden PlĂ€tzen aus. Das sind immerhin 1,7 km Luftlinie. FĂŒr die einen war das eine verrĂŒckte Touristen-Attraktion fĂŒr die anderen ist es der Inbegriff des Fantums. Eintracht Frankfurt ist in diesen Stunden wie eine Sprudelflasche, die ĂŒber Jahre geschĂŒttelt und nun geöffnet wurde. Seit Jahrzehnten wĂŒnscht sich dieser Traditionsverein ein Szenario wie dieses. Die Reiserouten der 30.000 fĂŒhrten ĂŒber London, Paris, Sarajevo, Palma, manche ĂŒber Marokko bis zum Placa de Catalunya. Mittendrin VereinsprĂ€sident Peter Fischer mit San Miguel-Bierdose.

Ich laufe alleine durch die Menge. Versuche, die Stimmung zu inhalieren. Irgendwie in Dosen zu packen. Setze mich auf eine Bank, genieße das Treiben. Es ist historisch und es soll gerade erst losgehen. Plötzlich jault eine Polizei-Sirene. Der Startschuss zum Fanmarsch. 30.000 Alemanes und ihre Alliierten aus der ganzen Welt setzen sich in Bewegung. Es ist ein mehrere Kilometer lange Truppe, die sich in Richtung Camp Nou wĂ€lzt. Einheimische stehen auf ihren Balkonen, filmen und fotografieren uns. Sobald eine Barcelona-Fahne auf einem Balkon gehisst wird, ertönt ein monumentales Pfeifkonzert. Auf dem Weg gelegene Supermercats werden binnen Minuten leer gekauft. Jedes Eintracht-Lied, das ich kenne, wird angestimmt. Der Zug ist so lang, dass parallel fĂŒnf verschiedene Lieder gesungen werden. Immer wieder stelle ich mich an die Seite und lasse diese fußballerische Völkerwanderung an mir vorbei mĂ€andern. Sie will einfach nicht enden. Eine volle Stunde Genuss. 60 Minuten Machtdemonstration einer Fanliebe, die ein solches Spiel seit Dekaden ersehnt. Die perfekte Vorbereitung fĂŒr die folgenden, epochalen 99 Minuten.

Camp Nou – Donnerstagabend, 14. April 2022. Die Polizei versucht die Menschen in Weiß zum GĂ€steeingang zu geleiten. Es rumort.  Hier sind mehrere Zehntausend. Im GĂ€steblock ist Platz fĂŒr 5.000. Irgendwas ist heute anders. Das wurde in diesem Moment auch den SicherheitskrĂ€ften klar. Man öffnet die Sperren. Wir verteilen uns vor allen EingĂ€ngen des Camp Nou, das von außen recht unspektakulĂ€r wirkt. Barcelona-Fans, die fĂŒr spanische Fan-Kultur untypisch schon am Stadion sind, sehen sich einem surrealen Szenario gegenĂŒber. Es sieht so aus als habe der FC Barcelona ein AuswĂ€rtsspiel. Und noch viel schlimmer: Bei Rivale Real Madrid. „¡IncreĂ­ble!“ „¿QuĂ© estĂĄ pasando aquĂ­?” “Diez mil alemanes.” “Este es un partido fuera de casa.”, sind SĂ€tze, die in apnische WhatsApp-Chats gehackt werden.

Die Tore öffnen sich. Der Puls erhöht sich. Öffnet sich die Schranke fĂŒr mich? Funktioniert der Code? Ja und ja. Ich bin drinnen. In diesem altehrwĂŒrdigen Stadion. Ich dachte schon hĂ€ufiger dran, hier mal eine der typischen Touri-Touren zu machen. Jetzt stehe ich da, bei einem Pflichtspiel meines Vereins. In einem Viertelfinale der Europa League. Als ich in Block 355 gehe – direkt ĂŒber den „Animateuren des FCB“ – beeindruckt mich die schiere monumentale GrĂ¶ĂŸe des Runds. Noch mehr aber, dass gerade fast nur Menschen in Weiß zu sehen sind. Kevin Trapp kommt raus. Die Menge applaudiert. Kurz darauf kommt Ter Stegen – und wird ausgepfiffen. Der Legende nach soll er in die Kanine zurĂŒckgekehrt sein und gesagt haben: „Leute, heute ist es anders. Wir haben ein AuswĂ€rtsspiel.“

Was jetzt passiert, ist epochal. Was ich da unten auf dem Rasen sehe, ist eine Mischung aus taktischer Cleverness, absolutem Siegeswillen und den Anfeuerungen der rund 30.000 in Weiß. Lindström geht zu Boden. Elfmeter fĂŒr die Eintracht! Kostic – cool wie Sau – nimmt den Ball und hĂ€mmert ihn in die rechte Ecke. Die Barcelona-Fans um mich herum werden mich als el alemĂĄn in Erinnerung behalten, der erst jubelt und sich dann unglĂ€ubig mit beiden HĂ€nden an den Kopf fasst und mit großen Augen 360-Grad umherblickt. 2:0 BorrĂ©. Das Ding kommt so ansatzlos wie mĂ€chtig. Ich gucke noch unglĂ€ubiger. Noch verwirrter. Meine Angst vor Aubameyang und DembelĂš, die uns den Pokalsieg 2017 vermiesten, sinkt gen null. Gooooooooooooool de Eintracht! Kostic! Du Teufelskerl! Der Ron Jeremy-Lookalike im Barca-Trikot vor mir tritt sein Popcorn weg und geht heim. Guckt nochmal zu mir, schlĂ€gt sich auf sein Wappen und ruft: „Cinco veces campeones de la liga!!“
Ich so: “We'll meet again. Adios!” Und dann diese neun Minuten Nachspielzeit. Meine Pulsuhr zeigt 130. Plötzlich dreht Barca nochmal auf. Die Eintracht verliert den Zugriff. Das Spiel hĂ€tte keine Minute lĂ€nger dauern dĂŒrfen. HĂ€tte es 3:3 gestanden, ich hĂ€tte in Therapie gemusst.

Was ist da passiert? NatĂŒrlich, fĂŒr den Weltclub Barcelona ist diese Niederlage, dieses Ausscheiden eine Schmach. FĂŒr den Fußball-Romantiker ist dieser Abend von Malmö bis Sevilla ein einziges Joseph von Eichendorff-Gedicht. Es sollte auch den FC Barcelona und alle Super League-Phantasten inspirieren. KĂŒmmert euch um eure Fans. Und an die Fans: KĂŒmmert euch um euren Verein.  Eine Fusion aus Mannschaft und Fans kann exorbitante Marktwerte egalisieren. Mehr noch. Die Stimmung, die Motivation kann Spieler 20- 30 % besser machen. Und wie der ESPN-Kommentator Derek Mae sagte: „This is grown organic. You can’t fake your way to it.” Fankultur ist erhaltenswert. Eine echte Fankkultur ist fĂŒr Vereine unbezahlbar. „Höhepunkte eines Sportlerlebens, die du fĂŒr kein Geld kaufen kannst“, sagte Trainer Oliver Glasner. Worte, die sich auch die Spieler immer wieder gewahr werden sollten, wenn demnĂ€chst Millionenangebote verhandelt werden. Was da in Barcelona geschah, macht den Fußball wieder ein StĂŒck ehrlicher. Greifbarer.

Barcelona en blanco – und ich durfte dabei sein. Gracias an diese großartige Stadt.

In Bergamo – wo am selben Abend RB Leipzig spielte – waren 900 Fans mitgereist
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DANKE fuer eure Berichte!

Eintracht Frankfurt ist in diesen Stunden wie eine Sprudelflasche, die ĂŒber Jahre geschĂŒttelt und nun geöffnet wurde. Seit Jahrzehnten wĂŒnscht sich dieser Traditionsverein ein Szenario wie dieses.


Das bringt es sowas von auf den Punkt!!!


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