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Erlebnisse vom Finale in Sevilla

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Dann fangen wir mal an.

Das Wichtigste vorab:


Der Pott ist in Frankfurt !!!  😊


Hier unser ( leider nicht so schönes ) Erlebnis, aus der Sicht meines Mannes geschildert  :

Der Tag fing gut an. Gesunde Aufregung, viele Freunde getroffen, gute Stimmung, einfach genial bis es dann los ging zum Stadion. Völlig ĂŒberhitzt, mit Schmerzen im Fuß, durch eine EntzĂŒndung am Mittelfußknochen, ging es bei gefĂŒhlter Gluthitze sehr beschwerlich zum Stadion.

Vor dem Einlass, durch die schlechte Organisation des Ablaufes,( wer konnte schon ahnen, das 40.000 Leute ins Stadion wollen ?! )  noch mal gefĂŒhlte Stunden in der Sonne gestanden.
Nach dieser Tortur kurz versucht im Innenraum auf der Treppe sich zu erholen, um dann auf unsere PlÀtze zu gelangen. Gleich kamen zwei sehr nette Ordner auf uns zu und fragten ( mehr spanisch, als englisch ), ob alles in Ordnung sei. Wir wollten nur einen kleinen Moment ausruhen. Sie fragten nach unseren PlÀtzen und boten uns an, uns mit dem Aufzug in die NÀhe unserer PlÀtze zu bringen.

Und da begann das Drama.

Da sie aber das eigene Stadion wohl nicht kannten, irrten wir mehrfach in verschiedenen Stockwerken, vor verschiedenen Blöcken wild umher. Treppe hoch, Treppe runter. Aufzug hoch, Aufzug runter. In den halben Blockgelaufen, wieder zurĂŒck. Und dann wieder falsch. Die Ordner diskutierten untereinander, wo es nun hingehen soll, aber es war immer der falsche Weg. 
WÀren wir am Anfang restliche Treppe raufgelaufen, wÀre alles gut gewesen.

Schmerzen wurden immer schlimmer.  Jetzt spielte auch der Kreislauf verrĂŒckt und endlich vor unserem Block angekommen brach alles zusammen. SanitĂ€ter kamen zur Hilfe und brachten mich letztlich quer durch das Stadion, hindurch durch eigene Fans, durch Glasgow Fans ĂŒber einige Umwege zur Krankenstation.

Peinlich berĂŒhrt, fĂŒhlte ich mich auf dem seltsamen Sani-Schubkarren-Gestell wie ein Sack Kartoffel auf dem Weg zur Kompostieranlage.
Meine Frau durfte nicht mit rein und mußte vor der Ambulanz zwischen den ganzen Ranger Fans auf mich warten, da die Ambulanz ja im Rangers Block war.
Auch auf in der Ambulanz war es recht kompliziert, sich zu verstĂ€ndigen, da eine Kommunikation auf englisch nahezu unmöglich war. Letztlich stellten die SanitĂ€ter fest, dass der Blutdruck im Keller war, gaben mir eine Pille gegen die Schmerzen, natĂŒrlich ohne Wasser, und erklĂ€rten mir nun, dass ich entweder ins Krankenhaus muss oder auf eigene Gefahr zurĂŒck in den Block. Habe mich natĂŒrlich fĂŒr den Block entschieden.

Also brachte uns ein Helfer raus aus der Krankenstation und erklĂ€rte uns, dass wir langsam außen herum wieder zu unserem  Eingang gehen sollen. Das taten wir, mit dem Resultat, dass man uns nicht mehr hinein ließ, da wir ja schon drin waren weil der Sani uns nicht ausgecheckt hatte.

Wir versuchten nun erneut zu erklĂ€ren, was passiert war und uns die Leute aus der Krankenstation außen herum geschickt haben. Auch haben sie uns am Eingang wiedererkannt, doch der „Oberpförtner“ entschied, das wir nicht mehr ins Stadion dĂŒrften.

Nun brachen alle DÀmme! Quer durch Europa, nahezu bei allen Spielen dabei und nun den Höhepunkt verpassen obwohl man vor Ort ist.

Frust pur!

In unserer Verzweiflung Marc von der Fanbetreuung kontaktiert.
Marc und Julian kamen auch sofort vor den Eingang und kĂŒmmerten sich um uns.
Dann kamen noch Henning von der FuFa dazu und Moritz von der Rechtsabteilung  und suchten nach einer Lösung. Obwohl wir ihnen sagten, dass sie nicht wegen uns das Spiel verpassen sollten, blieben sie bei uns, versorgten uns mit GetrÀnken und versuchten eine Lösung zu finden.

Jedoch ließ mein Zustand es nicht mehr zu ( wildes umherirren mit den netten aber ahnungslosen und spanisch sprechenden Ordnern des Stadions, anstatt den Weg durch den Lift zu verkĂŒrzen )  , das Stadion zu betreten.

Vielleicht wĂ€ren wir ja noch mal hinein gekommen, dann aber wahrscheinlich nicht mehr raus um rechtzeitig zum Flieger zu gelangen, wegen dem wir um 1:00 Uhr am Flughafen hĂ€tten sein sollten . Also entschieden wir uns, mit einem Taxi zurĂŒck zum Fantreff zu fahren um wenigstens den Rest beim public viewing mit erleben zu können und von dort aus mit dem Transferbus zu fahren.

Noch immer begleitet von Marc, der an einem nahe gelegenen Hotel das Taxi organisierte, da normal kein Auto wegen den Absperrungen, Zugang zum GelÀnde hatte. Letztlich kam das Taxi 15 Minuten vor Ende der regulÀren Spielzeit, so das wir uns entschieden, direkt zum Flughafen zu fahren, da uns gesagt wurde, das da ein TV wÀre.

Dort jedoch ĂŒber Liveticker, da es keinen Fernseher gab,  das Elfmeterschießen und den damit verbundenen, phĂ€nomenalen Sieg unserer SGE erlebt.
Zwei Schotten saßen neben uns, ebenfalls auf den Live Ticker starrend.
Ihr Ticker war wohl schneller als unserer, sie standen auf und gratulierten uns, bevor es bei uns angezeigt wurde.

Ein paar Glasgow Fans am Airport kamen auf uns zu, um uns ebenfalls zu gratulieren und HĂ€nde zu schĂŒtteln fĂŒr ein gutes Spiel.
Gutes Spiel?
Können wir leider nicht beurteilen.

Geiler Sieg?
Ja!

Absolutes Highlight im Herzen ?
Na ja. Irgendetwas fehlt.

Aber letztlich wurde ein Traum erfĂŒllt.
Doch dabei sein und es nicht erleben zu dĂŒrfen tut mĂ€chtig weh! 

Aber hier nochmal herzlichen Dank an die Helfer !!!!
Julian,
Henning,
Moritz
und speziell an Marc
fĂŒr eure Hilfe und UnterstĂŒtzung vor Ort.

Danke !!!!!

#
So, jetzt genug TrĂŒbsal geblasen.


Der Pott ist da und das ist das wichtigste !!!


Wir wollten auf diesem Weg auch nochmal unseren Helfern danken.

Jetzt mal die schönen Berichte um uns wieder aufzubauen 😉
#
Bin seit Jahren stille Mitleserin, aber möchte es mir nicht nehmen lassen von unseren Erfahrungen zu berichten.

Im Vorfeld waren wir ĂŒber die UEFA an Tickets gekommen. Damit ist wohl das (Los-)GlĂŒck fĂŒr ein ganzes Leben aufgebraucht worden, aber das ist mir völlig egal.
Hinflug mit Condor am Mittwoch in der frĂŒh. Plötzlich die Durchsage: Peter Feldmann ist an Bord und möchte ein paar Worte sagen. Naja...ein bisschen Buhrufe gab es immerhin, ein Passagier hat es sich nicht nehmen lassen ihn ordentlich zu beschimpfen. Feldmann verspricht, alle Anwesenden in den Kaisersaal einzuladen...sagen wir mal so, das ist nicht der Peter, mit dem ich gerne abhĂ€ngen wĂŒrde. "Ohne AWO, wĂ€rst du gar nicht hier..."

Am Flughafen in Sevilla angekommen ging es problemlos zum Fanntreff am Prado. Celo & Abdi machen das, was Celo & Abdi so machen und kurz darauf kommt unser PrĂ€sident und sagt die nun schon legendĂ€ren Worte, dass er den Pokal gerne als TrinkbehĂ€lter nutzen wĂŒrde. Die Menge liebt es, natĂŒrlich. Tankard heizt noch mal richtig ein (wenn auch eigentlich gar nicht nötig bei den Temperaturen) und schon geht es ab auf den Fanmarsch. Dieser entpuppt sich dann als enorm anstrengend, die spanische Polizei hielt es fĂŒr notwendig, mehrmals zu blockieren und Tausende in der prallen Sonne stehen zu lassen.

Drin am Stadion direkt mit ordentlich FlĂŒssigkeit eingedeckt (im Nachhinein wohl die schlauste Idee des Abends) und ab zu den Sitzen im Block P16. Direkt an der Kurve, gefĂŒhlt fast auf dem Spielfeld. Unglaublich.
Kurz vor Anpfiff zeigt dich die spanische Polizei einmal mehr von ihrer schlechten Seite und ordnet an, die weißen Banner in der Kurve abzuhĂ€ngen. Aber wir wĂ€ren nicht die Eintracht, wenn wir dies einfach so zulassen wĂŒrden. Unter extremen Jubel und Beifall reißen die Fans die UEFA-Banner ab und tauchen die Kurve erneut in strahlendes Weiß. Das steigerte die ohnehin schon fanastische Stimmung noch einmal. Die Rangersfans waren uns, trotz zahlenmĂ€ĂŸig absoluter Überlegenheit, in Sachen LautstĂ€rke nicht einmal ebenbĂŒrtig. Ich liebe diesen Verein einfach.

Zum Spiel: Ihr kennt es. Ausgleich machen, Elfer halten und selbst 5 Dinger unhaltbar reinknallen. Verdienter Sieger? Steht fĂŒr mich außer Frage. Einzige ErgĂ€nzung hierzu. Die Polizei hat uns in HZ 1 mehrfach dazu aufgefordert, uns hinzusetzen, um den feinen Herren hinter uns nicht die Sicht zu versperren. Wir saßen kurz, dann sprangen wir wieder auf. Im zweiten Durchlauf traute sich keiner mehr, uns irgendwas zu sagen.

RĂŒckweg fĂŒr mich dann nur noch wie in Trance: Bis 1 im Stadion gefeiert, völlig fertig mit schmerzenden Beinen zum Fantreff zurĂŒck gelatscht, GlĂŒckwĂŒnsche von Rangersfans entgegen genommen, Taxi an den Flughafen, anderen Fans beim schlafen auf dem GepĂ€ckband zugeschaut und schon saßen wir im Flieger zurĂŒck.
Ich schreibe diese Worte komplett ramponiert und ohne Stimme. Es war der beste Tag meines Lebens.
#
Schön, dass es diesen Thread gibt. Da hatte ich bei meinem Beitrag im Nachbetrachtungsthread gar nicht drĂŒber nachgedacht.

Ich wĂŒrde dann meinen Beitrag hier nochmal einstellen.


.... Was ein Ding!

Ich wĂŒrde den gestrigen Abend gerne mehrmals in verschiedenen Varianten erleben.
Ich hÀtte es gerne im Waldstadion mit den 50.000 gesehen, weil das stimmungexplosionstechnisch zum Ende hin nochmal eine andere Nummer ist und weil es dort theoretisch mit Freunden und meinen Kindern (14&17) hÀtte stattfinden können.
Ich hÀtte es aber auch gerne einfach Zuhause mit meiner Familie erlebt.
Mit meinem Bruder hĂ€tte ich es gerne im GĂŒnthersburgpark auf einem Laptop geschaut.

So habe ich es quasi alleine im Stadion verfolgt, was irgendwie krass war.
Richtig schön und hilfreich war aber, dass ich das Spiel mit zwei Stehnachbarn verfolgt habe, mit denen es sich anfĂŒhlte, als wĂ€ren wir seit 30 Jahren Freunde.

Schlimm war natĂŒrlich die GetrĂ€nkesituation.
Bei uns war noch vor Anpfiff alles zu. Irgendwann nach der Halbzeit haben auch die WasserhÀhne auf den Toiletten nichts mehr hergegeben. Im Anschluss an das Spiel hat es bis halb zwei gedauert, bis ich mit einem Kumpel, den ich nach dem Spiel wieder traf, eine offene Bar fand. "Two beer, two coke and two water please"
Das haben wir innerhalb von 10 Minuten eingeatmet.

Das Spiel selbst hat mich fix und fertig gemacht. Als Rode lag, dachte ich bereits, das sei es gewesen. Ohne ihn habe ich nicht direkt schwarz aber doch deutlich grau gesehen.
Spielerisch, fand ich, war gut erkennbar, dass beide Teams sich ihrer eigenen Achillessehnen bewusst waren und damit dem Matchplan des jeweiligen Gegners kaum Chancen zur Entfaltung ließen.
Dazu kam natĂŒrlich eine gewisse NervositĂ€t und die brutale Hitze.

Krass fand ich die Unmengen an Schotten im Stadion. Das linke Drittel "unserer" Kurve war zu 90% mit Schotten besetzt. Als die anfangs Teile unserer Choreo entfernten, dachte ich, das knallt noch richtig. Zum GlĂŒck wurde es mit dem Anpfiff ruhiger. Zuvor empfand ich es da oben stehend fĂŒr ein paar Momente sehr unangenehm.

WĂ€hrend des Spiels durchlebte ich ganz verschiedene Phasen. Es gab gleichfalls verzweifelte Anspannung wie lockeres auf die Toilette gehen. Ein sich durchziehendes GefĂŒhl war, dass das erste Tor den Sieger bringt und dass wir eigentlich etwas besser waren, aber jederzeit ein dummes Tor durch die Rangers fallen könne.

Und so kam es. Und der Treffer der Rangers hat mich völlig gekillt. Ich hatte ĂŒberhaupt keine Hoffnung mehr. Um so ĂŒberraschender, dass wir plötzlich ein Großchancenfeuerwerk kreierten und rechtzeitig vor der Trinkpause den Ausgleich schossen. Dabei wirkte der Ball so einfach zu klĂ€ren!
Im Anschluss dominierte die Angst vor dem Gegentreffer. Wir wussten ja jetzt, dass es passieren konnte...

Irgendwann dann Abpfiff und VerlÀngerung.
FĂŒr mich war es schier unbegreiflich, dass ich in diesem viel zu blau gefĂŒllten Stadion stehe und eine VerlĂ€ngerung in einem Europapokalfinale erleben wĂŒrde.
DafĂŒr sind doch meine Nerven nicht ausgelegt!

Die Spieler waren sichtbar am Ende und die Statik des Spiels durch ein paar frische KrÀfte gefÀhrlich unausgewogen.
Dazu haben wir mit Tuta, spÀter noch N'Dicka und letztlich ja auch Hinteregger unsere komplette Abwehrreihe verloren. Da machst Du eigentlich nichts mehr!

Die Angst vor dem Todesstoß wuchs. Zurecht wie Trapps Heldenparade zeigte. Normalerweise zappelt da der Ball im Netz, die Schotten jubeln dröhnend und schreien ihr Team an unserer Eckfahne zum Abpfiff, der ihnen den Pokal bringt.
Aber es kam anders. Trapp rettete uns und die Schotten taten was sie wĂ€hrend des gesamten Spiels taten. Sie schwiegen und ĂŒberliesen uns die Dominanz auf den RĂ€ngen.

Erneuter Abpfiff.
Erlösung, weil kein Todesstoß mehr den Traum platzen lassen kann.
Horror, weil es ins Elfmeterschießen ging.

Ich meinte zu meinen neuen Stadionfreunden, dass ich zu dem Zeitpunkt eine erneute Europaleagueteilnahme nehmen wĂŒrde, wenn dafĂŒr keiner den Pott bekommt und wir nicht ins Elfmeterschießen mĂŒssten. Mich interessiert, was ein Spieltheoretiker dazu sagen wĂŒrde...

Es folgen Highlightfetzen eines viel zu großen Abends.

Zwei aus unserer Reihe sind gegangen.
Die konnten nicht mehr. Vielleicht sind sie auch nur runter.

Spielerkreis. Gutes GefĂŒhl.

Seitenwahl zugunsten der Schotten.

"Das ist gut" habe ich gesagt. "Das setzt uns weniger unter Druck". Mehr GefĂŒhl als Theorie und Evidenz (Werner?)

Und los ging es.

Schotte - Tor

Lenz. Lenz?? Pfeifkonzert, so laut wie ich es noch nie gehört habe. Wie soll Lenz das bitte packen? Der spielt doch nie!
Zack, drin! Krass!!

Schotte - Tor

Hrustic - oha. Auch unerfahren mit großem Ego.
BĂ€mm. Sicher! Puh...

Schotte - "Der verschießt" sage ich meinem Stadionfreund.
Trapp!!! Jubel!
"Wer hat's gewusst?"

Kamada - immer diese latente Angst, dass da was schiefge....
Woah war der stark aber knapp verwandelt und scheiße war der Keeper da dennoch nah dran!

Schotte - Tor

Kostic - mach es
YES

Jetzt wird es real. Einmal verschießen oder einmal treffen und das Ding ist uns!

Schotte - Tor

Borré - wenn das Netz gleich zappelt haben wir den Pokal!!!!
Aber BorrĂ© hat bislang ausschließlich eher schwache Elfmeter geschossen, die der Torwart hĂ€lt, wenn er die Ecke ahnt...
Und er hatte bei uns bislang jede(?) Ecke geahnt!

Momentaufnahme - Borré steht still - Alles steht still - Pfeifkonzert? Mein Bild ist still. Ich kann mich nicht erinnern.

Anlauf, Luft anhalten, Arme hoch, Ein Moment der Ewigkeit und die kugel knallt in die Maschen!!!

Unfassbarer Jubel und ich musste mich erst einmal setzen.
In dieser Sekunde haben wir zu viel gewonnen, um das mit Schreien, Umarmen oder Worten ausdrĂŒcken zu können.

Wie ging es weiter?

Nach einer sehr kurzen Nacht und einer ausgiebigen Dusche ging es mlt der Hoffnung auf ein geöffnetes Café Richtung Busbahnhof. Aber irgendwie waren die in Sevilla kaum (noch) an GÀsten interessiert und wahrscheinlich nur noch genervt.

Der Heimweg ĂŒber Faro war weitgehend ein TrĂ€umchen.
Mit dem Bus bin ich nach 30 Minuten Fußweg durch das wundervolle Sevilla nach Ayamonte gefahren. 3h fĂŒr nominell 100km. Faktisch wesentlich mehr Kilometer, weil der Bus jeden Bauernhof anfuhr.
Durch einen Stau haben wir uns ein paar Minuten VerspĂ€tung eingefahren, so dass ich im Dauerlauf zur FĂ€hre geeilt bin, die mich dann auch direkt nach Portugal gebracht hĂ€tte, wenn ich ein Ticket besĂ€ĂŸe. Sprint zur Ticketstation, Sprint auf die FĂ€hre und Leinen los.
In Portugal mit dem Taxi zum Strand(restaurant) - kurzes Mittagessen, runter ans Meer, Badehose an, Handtuch ausgebreitet, im Meer waten, Wecker stellen und bei einem seichten SchlÀfchen 90 Minuten Sonne und Atlantik genossen. Das war eine krasse Zeit des Besinnens!

Von dort ging es mit dem Zug weiter nach Faro, wo mich Eurowings nach DĂŒsseldorf bringen sollte. Durch die Unwetter haben sich aber sĂ€mtliche FlĂŒge verzögert, so dass ich meinen Zug nach Frankfurt verpasst habe und auf einen Flixbus ausweichen musste. Damit war ich natĂŒrlich deutlich spĂ€ter Zuhause als erhofft und bin jetzt im Homeoffice einfach nur mĂŒde.

Die nÀchsten Tage werde ich mir das Spiel nochmal auf Eintracht TV anschauen und die Emotionen wirken lassen. Verarbeitet habe ich von all dem noch gar nichts.
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Dann fangen wir mal an.

Das Wichtigste vorab:


Der Pott ist in Frankfurt !!!  😊


Hier unser ( leider nicht so schönes ) Erlebnis, aus der Sicht meines Mannes geschildert  :

Der Tag fing gut an. Gesunde Aufregung, viele Freunde getroffen, gute Stimmung, einfach genial bis es dann los ging zum Stadion. Völlig ĂŒberhitzt, mit Schmerzen im Fuß, durch eine EntzĂŒndung am Mittelfußknochen, ging es bei gefĂŒhlter Gluthitze sehr beschwerlich zum Stadion.

Vor dem Einlass, durch die schlechte Organisation des Ablaufes,( wer konnte schon ahnen, das 40.000 Leute ins Stadion wollen ?! )  noch mal gefĂŒhlte Stunden in der Sonne gestanden.
Nach dieser Tortur kurz versucht im Innenraum auf der Treppe sich zu erholen, um dann auf unsere PlÀtze zu gelangen. Gleich kamen zwei sehr nette Ordner auf uns zu und fragten ( mehr spanisch, als englisch ), ob alles in Ordnung sei. Wir wollten nur einen kleinen Moment ausruhen. Sie fragten nach unseren PlÀtzen und boten uns an, uns mit dem Aufzug in die NÀhe unserer PlÀtze zu bringen.

Und da begann das Drama.

Da sie aber das eigene Stadion wohl nicht kannten, irrten wir mehrfach in verschiedenen Stockwerken, vor verschiedenen Blöcken wild umher. Treppe hoch, Treppe runter. Aufzug hoch, Aufzug runter. In den halben Blockgelaufen, wieder zurĂŒck. Und dann wieder falsch. Die Ordner diskutierten untereinander, wo es nun hingehen soll, aber es war immer der falsche Weg. 
WÀren wir am Anfang restliche Treppe raufgelaufen, wÀre alles gut gewesen.

Schmerzen wurden immer schlimmer.  Jetzt spielte auch der Kreislauf verrĂŒckt und endlich vor unserem Block angekommen brach alles zusammen. SanitĂ€ter kamen zur Hilfe und brachten mich letztlich quer durch das Stadion, hindurch durch eigene Fans, durch Glasgow Fans ĂŒber einige Umwege zur Krankenstation.

Peinlich berĂŒhrt, fĂŒhlte ich mich auf dem seltsamen Sani-Schubkarren-Gestell wie ein Sack Kartoffel auf dem Weg zur Kompostieranlage.
Meine Frau durfte nicht mit rein und mußte vor der Ambulanz zwischen den ganzen Ranger Fans auf mich warten, da die Ambulanz ja im Rangers Block war.
Auch auf in der Ambulanz war es recht kompliziert, sich zu verstĂ€ndigen, da eine Kommunikation auf englisch nahezu unmöglich war. Letztlich stellten die SanitĂ€ter fest, dass der Blutdruck im Keller war, gaben mir eine Pille gegen die Schmerzen, natĂŒrlich ohne Wasser, und erklĂ€rten mir nun, dass ich entweder ins Krankenhaus muss oder auf eigene Gefahr zurĂŒck in den Block. Habe mich natĂŒrlich fĂŒr den Block entschieden.

Also brachte uns ein Helfer raus aus der Krankenstation und erklĂ€rte uns, dass wir langsam außen herum wieder zu unserem  Eingang gehen sollen. Das taten wir, mit dem Resultat, dass man uns nicht mehr hinein ließ, da wir ja schon drin waren weil der Sani uns nicht ausgecheckt hatte.

Wir versuchten nun erneut zu erklĂ€ren, was passiert war und uns die Leute aus der Krankenstation außen herum geschickt haben. Auch haben sie uns am Eingang wiedererkannt, doch der „Oberpförtner“ entschied, das wir nicht mehr ins Stadion dĂŒrften.

Nun brachen alle DÀmme! Quer durch Europa, nahezu bei allen Spielen dabei und nun den Höhepunkt verpassen obwohl man vor Ort ist.

Frust pur!

In unserer Verzweiflung Marc von der Fanbetreuung kontaktiert.
Marc und Julian kamen auch sofort vor den Eingang und kĂŒmmerten sich um uns.
Dann kamen noch Henning von der FuFa dazu und Moritz von der Rechtsabteilung  und suchten nach einer Lösung. Obwohl wir ihnen sagten, dass sie nicht wegen uns das Spiel verpassen sollten, blieben sie bei uns, versorgten uns mit GetrÀnken und versuchten eine Lösung zu finden.

Jedoch ließ mein Zustand es nicht mehr zu ( wildes umherirren mit den netten aber ahnungslosen und spanisch sprechenden Ordnern des Stadions, anstatt den Weg durch den Lift zu verkĂŒrzen )  , das Stadion zu betreten.

Vielleicht wĂ€ren wir ja noch mal hinein gekommen, dann aber wahrscheinlich nicht mehr raus um rechtzeitig zum Flieger zu gelangen, wegen dem wir um 1:00 Uhr am Flughafen hĂ€tten sein sollten . Also entschieden wir uns, mit einem Taxi zurĂŒck zum Fantreff zu fahren um wenigstens den Rest beim public viewing mit erleben zu können und von dort aus mit dem Transferbus zu fahren.

Noch immer begleitet von Marc, der an einem nahe gelegenen Hotel das Taxi organisierte, da normal kein Auto wegen den Absperrungen, Zugang zum GelÀnde hatte. Letztlich kam das Taxi 15 Minuten vor Ende der regulÀren Spielzeit, so das wir uns entschieden, direkt zum Flughafen zu fahren, da uns gesagt wurde, das da ein TV wÀre.

Dort jedoch ĂŒber Liveticker, da es keinen Fernseher gab,  das Elfmeterschießen und den damit verbundenen, phĂ€nomenalen Sieg unserer SGE erlebt.
Zwei Schotten saßen neben uns, ebenfalls auf den Live Ticker starrend.
Ihr Ticker war wohl schneller als unserer, sie standen auf und gratulierten uns, bevor es bei uns angezeigt wurde.

Ein paar Glasgow Fans am Airport kamen auf uns zu, um uns ebenfalls zu gratulieren und HĂ€nde zu schĂŒtteln fĂŒr ein gutes Spiel.
Gutes Spiel?
Können wir leider nicht beurteilen.

Geiler Sieg?
Ja!

Absolutes Highlight im Herzen ?
Na ja. Irgendetwas fehlt.

Aber letztlich wurde ein Traum erfĂŒllt.
Doch dabei sein und es nicht erleben zu dĂŒrfen tut mĂ€chtig weh! 

Aber hier nochmal herzlichen Dank an die Helfer !!!!
Julian,
Henning,
Moritz
und speziell an Marc
fĂŒr eure Hilfe und UnterstĂŒtzung vor Ort.

Danke !!!!!

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Mein lieber Kallewirsch, ich hoffe es geht Dir gesundheitlich wieder besser!
Was fĂŒr ein Drama und was fĂŒr eine Tragik Du durchleben musstest - das tut mir sehr Leid.

Ich hoffe, Du kannst Dir mit der Zeit dennoch ein wenig Freude ĂŒber den Triumph aufbauen.
Wenn es nach mir geht, darf es gerne auch einen weiteren Titel geben an dem Du Dich live und vor Ort erfreuen kannst!
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Bin seit Jahren stille Mitleserin, aber möchte es mir nicht nehmen lassen von unseren Erfahrungen zu berichten.

Im Vorfeld waren wir ĂŒber die UEFA an Tickets gekommen. Damit ist wohl das (Los-)GlĂŒck fĂŒr ein ganzes Leben aufgebraucht worden, aber das ist mir völlig egal.
Hinflug mit Condor am Mittwoch in der frĂŒh. Plötzlich die Durchsage: Peter Feldmann ist an Bord und möchte ein paar Worte sagen. Naja...ein bisschen Buhrufe gab es immerhin, ein Passagier hat es sich nicht nehmen lassen ihn ordentlich zu beschimpfen. Feldmann verspricht, alle Anwesenden in den Kaisersaal einzuladen...sagen wir mal so, das ist nicht der Peter, mit dem ich gerne abhĂ€ngen wĂŒrde. "Ohne AWO, wĂ€rst du gar nicht hier..."

Am Flughafen in Sevilla angekommen ging es problemlos zum Fanntreff am Prado. Celo & Abdi machen das, was Celo & Abdi so machen und kurz darauf kommt unser PrĂ€sident und sagt die nun schon legendĂ€ren Worte, dass er den Pokal gerne als TrinkbehĂ€lter nutzen wĂŒrde. Die Menge liebt es, natĂŒrlich. Tankard heizt noch mal richtig ein (wenn auch eigentlich gar nicht nötig bei den Temperaturen) und schon geht es ab auf den Fanmarsch. Dieser entpuppt sich dann als enorm anstrengend, die spanische Polizei hielt es fĂŒr notwendig, mehrmals zu blockieren und Tausende in der prallen Sonne stehen zu lassen.

Drin am Stadion direkt mit ordentlich FlĂŒssigkeit eingedeckt (im Nachhinein wohl die schlauste Idee des Abends) und ab zu den Sitzen im Block P16. Direkt an der Kurve, gefĂŒhlt fast auf dem Spielfeld. Unglaublich.
Kurz vor Anpfiff zeigt dich die spanische Polizei einmal mehr von ihrer schlechten Seite und ordnet an, die weißen Banner in der Kurve abzuhĂ€ngen. Aber wir wĂ€ren nicht die Eintracht, wenn wir dies einfach so zulassen wĂŒrden. Unter extremen Jubel und Beifall reißen die Fans die UEFA-Banner ab und tauchen die Kurve erneut in strahlendes Weiß. Das steigerte die ohnehin schon fanastische Stimmung noch einmal. Die Rangersfans waren uns, trotz zahlenmĂ€ĂŸig absoluter Überlegenheit, in Sachen LautstĂ€rke nicht einmal ebenbĂŒrtig. Ich liebe diesen Verein einfach.

Zum Spiel: Ihr kennt es. Ausgleich machen, Elfer halten und selbst 5 Dinger unhaltbar reinknallen. Verdienter Sieger? Steht fĂŒr mich außer Frage. Einzige ErgĂ€nzung hierzu. Die Polizei hat uns in HZ 1 mehrfach dazu aufgefordert, uns hinzusetzen, um den feinen Herren hinter uns nicht die Sicht zu versperren. Wir saßen kurz, dann sprangen wir wieder auf. Im zweiten Durchlauf traute sich keiner mehr, uns irgendwas zu sagen.

RĂŒckweg fĂŒr mich dann nur noch wie in Trance: Bis 1 im Stadion gefeiert, völlig fertig mit schmerzenden Beinen zum Fantreff zurĂŒck gelatscht, GlĂŒckwĂŒnsche von Rangersfans entgegen genommen, Taxi an den Flughafen, anderen Fans beim schlafen auf dem GepĂ€ckband zugeschaut und schon saßen wir im Flieger zurĂŒck.
Ich schreibe diese Worte komplett ramponiert und ohne Stimme. Es war der beste Tag meines Lebens.
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Danke Tinky-Winky auch fĂŒr Deinen Bericht!
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Schön, dass es diesen Thread gibt. Da hatte ich bei meinem Beitrag im Nachbetrachtungsthread gar nicht drĂŒber nachgedacht.

Ich wĂŒrde dann meinen Beitrag hier nochmal einstellen.


.... Was ein Ding!

Ich wĂŒrde den gestrigen Abend gerne mehrmals in verschiedenen Varianten erleben.
Ich hÀtte es gerne im Waldstadion mit den 50.000 gesehen, weil das stimmungexplosionstechnisch zum Ende hin nochmal eine andere Nummer ist und weil es dort theoretisch mit Freunden und meinen Kindern (14&17) hÀtte stattfinden können.
Ich hÀtte es aber auch gerne einfach Zuhause mit meiner Familie erlebt.
Mit meinem Bruder hĂ€tte ich es gerne im GĂŒnthersburgpark auf einem Laptop geschaut.

So habe ich es quasi alleine im Stadion verfolgt, was irgendwie krass war.
Richtig schön und hilfreich war aber, dass ich das Spiel mit zwei Stehnachbarn verfolgt habe, mit denen es sich anfĂŒhlte, als wĂ€ren wir seit 30 Jahren Freunde.

Schlimm war natĂŒrlich die GetrĂ€nkesituation.
Bei uns war noch vor Anpfiff alles zu. Irgendwann nach der Halbzeit haben auch die WasserhÀhne auf den Toiletten nichts mehr hergegeben. Im Anschluss an das Spiel hat es bis halb zwei gedauert, bis ich mit einem Kumpel, den ich nach dem Spiel wieder traf, eine offene Bar fand. "Two beer, two coke and two water please"
Das haben wir innerhalb von 10 Minuten eingeatmet.

Das Spiel selbst hat mich fix und fertig gemacht. Als Rode lag, dachte ich bereits, das sei es gewesen. Ohne ihn habe ich nicht direkt schwarz aber doch deutlich grau gesehen.
Spielerisch, fand ich, war gut erkennbar, dass beide Teams sich ihrer eigenen Achillessehnen bewusst waren und damit dem Matchplan des jeweiligen Gegners kaum Chancen zur Entfaltung ließen.
Dazu kam natĂŒrlich eine gewisse NervositĂ€t und die brutale Hitze.

Krass fand ich die Unmengen an Schotten im Stadion. Das linke Drittel "unserer" Kurve war zu 90% mit Schotten besetzt. Als die anfangs Teile unserer Choreo entfernten, dachte ich, das knallt noch richtig. Zum GlĂŒck wurde es mit dem Anpfiff ruhiger. Zuvor empfand ich es da oben stehend fĂŒr ein paar Momente sehr unangenehm.

WĂ€hrend des Spiels durchlebte ich ganz verschiedene Phasen. Es gab gleichfalls verzweifelte Anspannung wie lockeres auf die Toilette gehen. Ein sich durchziehendes GefĂŒhl war, dass das erste Tor den Sieger bringt und dass wir eigentlich etwas besser waren, aber jederzeit ein dummes Tor durch die Rangers fallen könne.

Und so kam es. Und der Treffer der Rangers hat mich völlig gekillt. Ich hatte ĂŒberhaupt keine Hoffnung mehr. Um so ĂŒberraschender, dass wir plötzlich ein Großchancenfeuerwerk kreierten und rechtzeitig vor der Trinkpause den Ausgleich schossen. Dabei wirkte der Ball so einfach zu klĂ€ren!
Im Anschluss dominierte die Angst vor dem Gegentreffer. Wir wussten ja jetzt, dass es passieren konnte...

Irgendwann dann Abpfiff und VerlÀngerung.
FĂŒr mich war es schier unbegreiflich, dass ich in diesem viel zu blau gefĂŒllten Stadion stehe und eine VerlĂ€ngerung in einem Europapokalfinale erleben wĂŒrde.
DafĂŒr sind doch meine Nerven nicht ausgelegt!

Die Spieler waren sichtbar am Ende und die Statik des Spiels durch ein paar frische KrÀfte gefÀhrlich unausgewogen.
Dazu haben wir mit Tuta, spÀter noch N'Dicka und letztlich ja auch Hinteregger unsere komplette Abwehrreihe verloren. Da machst Du eigentlich nichts mehr!

Die Angst vor dem Todesstoß wuchs. Zurecht wie Trapps Heldenparade zeigte. Normalerweise zappelt da der Ball im Netz, die Schotten jubeln dröhnend und schreien ihr Team an unserer Eckfahne zum Abpfiff, der ihnen den Pokal bringt.
Aber es kam anders. Trapp rettete uns und die Schotten taten was sie wĂ€hrend des gesamten Spiels taten. Sie schwiegen und ĂŒberliesen uns die Dominanz auf den RĂ€ngen.

Erneuter Abpfiff.
Erlösung, weil kein Todesstoß mehr den Traum platzen lassen kann.
Horror, weil es ins Elfmeterschießen ging.

Ich meinte zu meinen neuen Stadionfreunden, dass ich zu dem Zeitpunkt eine erneute Europaleagueteilnahme nehmen wĂŒrde, wenn dafĂŒr keiner den Pott bekommt und wir nicht ins Elfmeterschießen mĂŒssten. Mich interessiert, was ein Spieltheoretiker dazu sagen wĂŒrde...

Es folgen Highlightfetzen eines viel zu großen Abends.

Zwei aus unserer Reihe sind gegangen.
Die konnten nicht mehr. Vielleicht sind sie auch nur runter.

Spielerkreis. Gutes GefĂŒhl.

Seitenwahl zugunsten der Schotten.

"Das ist gut" habe ich gesagt. "Das setzt uns weniger unter Druck". Mehr GefĂŒhl als Theorie und Evidenz (Werner?)

Und los ging es.

Schotte - Tor

Lenz. Lenz?? Pfeifkonzert, so laut wie ich es noch nie gehört habe. Wie soll Lenz das bitte packen? Der spielt doch nie!
Zack, drin! Krass!!

Schotte - Tor

Hrustic - oha. Auch unerfahren mit großem Ego.
BĂ€mm. Sicher! Puh...

Schotte - "Der verschießt" sage ich meinem Stadionfreund.
Trapp!!! Jubel!
"Wer hat's gewusst?"

Kamada - immer diese latente Angst, dass da was schiefge....
Woah war der stark aber knapp verwandelt und scheiße war der Keeper da dennoch nah dran!

Schotte - Tor

Kostic - mach es
YES

Jetzt wird es real. Einmal verschießen oder einmal treffen und das Ding ist uns!

Schotte - Tor

Borré - wenn das Netz gleich zappelt haben wir den Pokal!!!!
Aber BorrĂ© hat bislang ausschließlich eher schwache Elfmeter geschossen, die der Torwart hĂ€lt, wenn er die Ecke ahnt...
Und er hatte bei uns bislang jede(?) Ecke geahnt!

Momentaufnahme - Borré steht still - Alles steht still - Pfeifkonzert? Mein Bild ist still. Ich kann mich nicht erinnern.

Anlauf, Luft anhalten, Arme hoch, Ein Moment der Ewigkeit und die kugel knallt in die Maschen!!!

Unfassbarer Jubel und ich musste mich erst einmal setzen.
In dieser Sekunde haben wir zu viel gewonnen, um das mit Schreien, Umarmen oder Worten ausdrĂŒcken zu können.

Wie ging es weiter?

Nach einer sehr kurzen Nacht und einer ausgiebigen Dusche ging es mlt der Hoffnung auf ein geöffnetes Café Richtung Busbahnhof. Aber irgendwie waren die in Sevilla kaum (noch) an GÀsten interessiert und wahrscheinlich nur noch genervt.

Der Heimweg ĂŒber Faro war weitgehend ein TrĂ€umchen.
Mit dem Bus bin ich nach 30 Minuten Fußweg durch das wundervolle Sevilla nach Ayamonte gefahren. 3h fĂŒr nominell 100km. Faktisch wesentlich mehr Kilometer, weil der Bus jeden Bauernhof anfuhr.
Durch einen Stau haben wir uns ein paar Minuten VerspĂ€tung eingefahren, so dass ich im Dauerlauf zur FĂ€hre geeilt bin, die mich dann auch direkt nach Portugal gebracht hĂ€tte, wenn ich ein Ticket besĂ€ĂŸe. Sprint zur Ticketstation, Sprint auf die FĂ€hre und Leinen los.
In Portugal mit dem Taxi zum Strand(restaurant) - kurzes Mittagessen, runter ans Meer, Badehose an, Handtuch ausgebreitet, im Meer waten, Wecker stellen und bei einem seichten SchlÀfchen 90 Minuten Sonne und Atlantik genossen. Das war eine krasse Zeit des Besinnens!

Von dort ging es mit dem Zug weiter nach Faro, wo mich Eurowings nach DĂŒsseldorf bringen sollte. Durch die Unwetter haben sich aber sĂ€mtliche FlĂŒge verzögert, so dass ich meinen Zug nach Frankfurt verpasst habe und auf einen Flixbus ausweichen musste. Damit war ich natĂŒrlich deutlich spĂ€ter Zuhause als erhofft und bin jetzt im Homeoffice einfach nur mĂŒde.

Die nÀchsten Tage werde ich mir das Spiel nochmal auf Eintracht TV anschauen und die Emotionen wirken lassen. Verarbeitet habe ich von all dem noch gar nichts.
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Luzbert schrieb:

Pfeifkonzert, so laut wie ich es noch nie gehört habe.

Warst du nicht beim Endspiel in Berlin als Helene Fischer auftrat?

Blöd nur fĂŒr die Schotten das es fast das einzige Mal war das man sie im Stadion hörte.
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Mein lieber Kallewirsch, ich hoffe es geht Dir gesundheitlich wieder besser!
Was fĂŒr ein Drama und was fĂŒr eine Tragik Du durchleben musstest - das tut mir sehr Leid.

Ich hoffe, Du kannst Dir mit der Zeit dennoch ein wenig Freude ĂŒber den Triumph aufbauen.
Wenn es nach mir geht, darf es gerne auch einen weiteren Titel geben an dem Du Dich live und vor Ort erfreuen kannst!
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Luzbert schrieb:

Mein lieber Kallewirsch, ich hoffe es geht Dir gesundheitlich wieder besser!
Was fĂŒr ein Drama und was fĂŒr eine Tragik Du durchleben musstest - das tut mir sehr Leid.

Ich hoffe, Du kannst Dir mit der Zeit dennoch ein wenig Freude ĂŒber den Triumph aufbauen.
Wenn es nach mir geht, darf es gerne auch einen weiteren Titel geben an dem Du Dich live und vor Ort erfreuen kannst!

Ich danke dir, aber es mĂŒĂŸte heißen Liebe Kallewirsch 😁
Ich ich war dehydriert und mein Angetrauter hatte den entzĂŒndeten Fuss.
Das mit dem nĂ€chsten Titel nach wieder 42 Jahren könnte eng werden, da ich Ü60 bin,
aber wir werden uns MĂŒhe geben 😉

Und natĂŒrlich freuen wir uns wie Bolle,
wir waren ja auch so gut wie ĂŒberall dabei
und am wichtigsten ja das ganze und nicht der einzelne.
Ist bei uns halt blöd gelaufen und wir waren ja auch kurz im Stadion,
aber Àndert nix am Ergebnis !!!

Wir haben den Pott !!!
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Luzbert schrieb:

Mein lieber Kallewirsch, ich hoffe es geht Dir gesundheitlich wieder besser!
Was fĂŒr ein Drama und was fĂŒr eine Tragik Du durchleben musstest - das tut mir sehr Leid.

Ich hoffe, Du kannst Dir mit der Zeit dennoch ein wenig Freude ĂŒber den Triumph aufbauen.
Wenn es nach mir geht, darf es gerne auch einen weiteren Titel geben an dem Du Dich live und vor Ort erfreuen kannst!

Ich danke dir, aber es mĂŒĂŸte heißen Liebe Kallewirsch 😁
Ich ich war dehydriert und mein Angetrauter hatte den entzĂŒndeten Fuss.
Das mit dem nĂ€chsten Titel nach wieder 42 Jahren könnte eng werden, da ich Ü60 bin,
aber wir werden uns MĂŒhe geben 😉

Und natĂŒrlich freuen wir uns wie Bolle,
wir waren ja auch so gut wie ĂŒberall dabei
und am wichtigsten ja das ganze und nicht der einzelne.
Ist bei uns halt blöd gelaufen und wir waren ja auch kurz im Stadion,
aber Àndert nix am Ergebnis !!!

Wir haben den Pott !!!
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Kallewirsch schrieb:

Das mit dem nĂ€chsten Titel nach wieder 42 Jahren könnte eng werden, da ich Ü60 bin,
aber wir werden uns MĂŒhe geben 😉

Einfach erst abtreten wenn die Eintracht deutscher Meister geworden ist, das garantiert ein langes leben.
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Kallewirsch schrieb:

Das mit dem nĂ€chsten Titel nach wieder 42 Jahren könnte eng werden, da ich Ü60 bin,
aber wir werden uns MĂŒhe geben 😉

Einfach erst abtreten wenn die Eintracht deutscher Meister geworden ist, das garantiert ein langes leben.
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propain schrieb:

Kallewirsch schrieb:

Das mit dem nĂ€chsten Titel nach wieder 42 Jahren könnte eng werden, da ich Ü60 bin,
aber wir werden uns MĂŒhe geben 😉

Einfach erst abtreten wenn die Eintracht deutscher Meister geworden ist, das garantiert ein langes leben.

Wie machen wir 3 das denn dann ?
Rollatoren sind doch im Stadion nicht erlaubt . 😎
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„Europas beste Mannschaft“ oder „Die Ehre an diesem Tag ein Teil des Ganzen gewesen sein zu dĂŒrfen“

Wo fange ich mit der Geschichte meiner Tagesreise an? Am besten vielleicht mit dem Beitrag:

Landroval schrieb: Abfahrt Richtung Flughafen um 3.30 Uhr: vorher noch versuchen etwas zu schlafen oder einfach durchmachen?
„Wedge schrieb: Wenigsten ein paar Stunden pennen, sonst haste nix vom Tag.

Das war ein ĂŒberaus guter Rat, gebracht hat er mir viel, denn fast 2 Stunden Schlaf (neben 3 Stunden unruhig und glockenhellwach UmherwĂ€lzen) haben den Akku im Nachhinein betrachtet offenbar so weit gefĂŒllt, dass ich dies was nun noch alles geschehen sollte, sehr gut und fĂŒr meine VerhĂ€ltnisse sogar recht entspannt, erleben konnte. Danke lieber Wedge! 😉 Meine Tochter hat es - so viel vorweg - auch ohne Schlaf hinbekommen, sie war viel zu aufgeregt, trotz bereits zuvor 3 Finalspielen, Abstiegen, Aufstiegen, Relegation und massig AuswĂ€rtsfahrten. Ich dachte sie sei cooler, aber sie ist halt doch nur meine Tochter, konnte sie sich nicht aussuchen!

Also geht es los, frĂŒh zum Flughafen, direkt in die Gruppe am Schalter eingereiht, den Boarding Pass geholt und ab zum Gate. Es waren zu diesem Zeitpunkt schon sehr viele von uns am Flughafen, die Stimmung war der Tageszeit angemessen. Irgendwo hinsetzen und chillen. Manche konnten tatsĂ€chlich noch ein kurzes Nickerchen machen, bis wir dann mit einer kleinen VerspĂ€tung abheben konnten. Die nebensĂ€chlich „kleine VerspĂ€tung“ genannte Tatsache bekam bald schon eine neue Bedeutung. Im Flugzeug haben wir eine sehr nette junge Frau kennengelernt, die unsere Sitzreihe komplettierte. Sie wurde im Verlauf des Ausflugs zur guten Freundin und begleitete uns bis zur Verabschiedung am Flughafen, ca. 1 Tag spĂ€ter.

Nach einem ruhigen Flug, im Flieger waren doch viele noch nicht so richtig wach, also sowohl vom Reisekomfort als auch von der GerĂ€uschkulisse im Inneren, kam die Durchsage, dass wir in etwa 15 Minuten in Sevilla landen werden. Vorfreude macht sich breit, ein leichtes Raunen geht durch den Flieger. Eine der Grundvoraussetzungen fĂŒr einen gelungenen Tag haben wir also gleich erreicht. Kaum zu glauben, aber 5 Minuten spĂ€ter die Durchsage, dass der Sevilla-Airport geschlossen wurde und wir daher nicht dort landen dĂŒrfen. Die Durchsage war sehr seriös und vom KĂ€pt’n persönlich, weswegen ich die Vermutung einiger anderer Adler*innen nicht teilen konnte, dass es sich um einen Scherz handelte. Mit so etwas macht man keine Witze! Kurze Zeit spĂ€ter landeten wir 



 in Malaga. â˜č

OK, wie geht es weiter? Schnell hatte man herausgefunden, dass alle ZĂŒge Malaga-Sevilla „ausgebucht“ seien (GerĂŒcht oder Wahrheit lĂ€sst sich an dieser Stelle nicht klĂ€ren, aber es war ein erheblicher DĂ€mpfer fĂŒr unsere Stimmung). Die Mietwagenfirmen waren nicht erreichbar, aber Fahrzeuge fĂŒr die Masse an Fans auch sicher ohnehin nicht in ausreichender Menge vorhanden (neben uns parkte eine baugleiche Maschine – randvoll mit AnhĂ€ngern unseres finalen Gegners).

Also blieb nichts ĂŒbrig, als endlos lange 20-30 Minuten zu warten, eben genau so lange, bis wir gesagt bekamen, dass der Flug nach Sevilla fortgesetzt werden wĂŒrde, da der dortige Flughafen wieder geöffnet wurde. Erleichterung allenthalben, riesigste Erleichterung! Also warteten wir nun entspannt die Betankung von ĂŒber 7Tsd. Litern ab, auch den Start der Rangers-Maschine 
 und dann ging es nach „nur“ 2 Stunden Wartezeit im Flugzeug, wie warm und stickig es darin mittlerweile war will vermutlich niemand wissen, weiter.

Ende Teil1
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Gibt es irgendwo gute Fotos aus dem Stadion in Sevilla? Ich kam leider kaum dazu, das Handy zu zĂŒcken, und stand ja eh mittendrin.
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Habe es immer noch nicht verarbeitet.
Eintracht Frankfurt hat den Europapokal gewonnen. Ich weiß, dass wir vor ein paar Jahren noch die Relegation auf einer kleinen Leinwand im Waldstadion geschaut haben. Seferovic hat uns erlöst und das schlimmste war abgewendet. Eintracht Fan sein bedeutete schon immer leidensfĂ€hig sein, Ambivalenzen aushalten, ein Wellenbad der GefĂŒhle. Es war immer möglich (und ist es immer noch), dass man gegen große Clubs Spiele abliefert, die nicht von dieser Welt scheinen, wĂ€hrend dann eine Woche spĂ€ter gegen einen besseren Zweitligisten man wieder gar nichts zusammen lĂ€uft.
Wenn man frĂŒher im Fussball Training mit Eintracht Trikot kam, wurde man belĂ€chelt. Der Adler hatte noch nicht die Strahlkraft von heute, zwar regional gesehen der grĂ¶ĂŸte Verein, aber fĂŒr guten Fussball stand man in meiner Jugend nicht. Doch das war auch nie das, was den Verein ausgemacht hat. Man braucht nicht beliebt zu sein, man ist eine eingeschworene, ja eine heilige Gemeinschaft. Erst wenn man dazu gehört, versteht man langsam, was dieser Verein ĂŒberhaupt bedeutet. Nicht das Schöne, das Glitzern, die Marketing Fassade, wie viele Clubs aus Europa es sich mit Millionen aus Russland und Nahost erkaufen wollen nein. Nein, eine Gemeinschaft. Die kann man nicht kaufen, nur erarbeiten.
Dass die Mannschaft und der Verein in Sevilla sich in den Himmel des europĂ€ischen Fussballs geschossen haben, war vorrangig nicht das Ergebnis von Geld und Sponsoren, sondern von Arbeit, Zusammenhalt und UnterstĂŒtzung. Ein Team kann man nicht kaufen. Nicht im Fussball, nicht auf der Arbeit, nicht im Freundeskreis. Es wĂ€chst, es ist dynamisch, manchmal anstrengend, dann wieder sehr belohnen, aber einfach Kaufen, das geht nicht.
Es bildet sich aber auch durch Widerstand, durch das BelĂ€cheln, durch die Herablassung. Seit dem ich mein Herz an die Diva verloren habe, das war beim DFB Pokal Spiel gegen S06, mein erster Stadion Besuch, wurde man immer noch BelĂ€chelt. Eintracht Fan hat bedeutet, sich mit wenig zu BegnĂŒgen, sich dem Hohn anderer "Fans" auszusetzen, sich im Training anzuhören, was fĂŒr ein Witzverein man doch sei. Es kamen Abstiege, stĂ€ndige Saisons im Niemandsland der Tabelle, ein Hin und Her, Spieler, die nicht lange blieben. Konstant war eigentlich nur die Unkonstanz. Als man sich seit Jahren dann wieder, nach Abstiegen, 2017 fĂŒr ein Finale im DFB Pokal qualifizieren konnte, war die Euphorie groß. Doch die Mannschaft schien noch nicht bereit. Doch der Verein, die Fans, die Spieler. Alle hatte Blut geleckt. Und ein Jahr spĂ€ter wurde vollendet. Auch wenn ich 2018 nicht im Stadion war, das GefĂŒhl war Wahnsinn. Ein Titel der Eintracht. Nach dieser langen Zeit. Ich kann heute noch nicht richtig beschreiben, wie ich mich in diesem Moment gefĂŒhlt habe. Es wurde alles zurĂŒck gezahlt. Die Leiden, die Katastrophalen Sonntagsspiele in der zweiten Liga vorm TV, bei denen mich Freunde fragten, warum ich mir das ĂŒberhaupt antue. Es war der Gipfel. Etwas völliges unreales. Aber als ich auf dem Römer stand, die Mannschaft den Pokal hochreckte, Der Prince seinen Satz fĂŒr die Ewigkeit sagte, da dachte ich , da hatte ich alles gesehen, was ich je wollte. Ich war durch. Eintracht Frankfurt durchgespielt. Besser wird es nicht mehr. Über eine Meisterschaft zu reden scheint bei der Gewichtsverteilung eh Absurd. Und sich man in einem Europa Pokal durchzusetzen bei all den stĂ€rkeren Mannschaften quasi absoluter Quatsch.
Doch es ging ein Ruck durch den Verein. Was folgte, war völlig krank. Trainer weg, Mannschaft auf links gedreht aber eine Reise durch die Europa League, mit einer fussballerischen QualitĂ€t, wie ich sie bei Eintracht Frankfurt noch nie gesehen habe. Ein Durchmarsch, eine Macht. Und kurz vorm Gipfel ungeschlagen im Elfmeter-Schießen ausgeschieden. Jeder war sich sicher: Das wiederholt sich so schnell nicht mehr. So nah kommen wir einem EuropĂ€ischen Pokal nie wieder.
Es kam wieder ein Umbruch. Corona, eine andere Mannschaft, finanziell konnte man sich wohl ĂŒber Wasser halten, aber die Mannschaft war eine andere.
Leere Stadien, Keine Freunde treffen, Fussball gerÀt in den Hintergrund...
Dann die historische Chance auf die Champions League, so nah kann man gar nicht ran kommen. Und dann durch das Ego eines einzigen Mannes verspielt. GrĂŒĂŸe gehen raus. Die Qualifikation fĂŒr die Euro League wirkt wie ein Trostpreis ob der vertanen Chance, die ĂŒber die Bundesliga so schnell nicht mehr kommt. Nicht mit unseren Mitteln.
Doch die Stimmung war irgendwann wieder da, Fans durften wieder kommen, erst einige, dann gegen FĂŒrth auch wieder alle. Nur um dann den FC Barcelona zu einem EuropĂ€ischen Heimspiel begrĂŒĂŸen zu dĂŒrfen. Vor vollem Haus. Im Waldstadion. Was will man eigentlich noch mehr? Ein Pflichtspiel. Gegen Barca. Völliger Wahnsinn. Dann eine Choreo fĂŒr den JĂŒrgen. 90 min Vollgas. Und was macht eine Mannschaft, die indivuell nicht nur den ĂŒberbezahlten Schönlingen aus Spanien, sondern wohl auch der Mannschaft der 18/19er Saison unterlegen schien? Sie ringt der Übermannschaft ein Unentschieden ab, um eine Woche spĂ€ter wohl eines der legendĂ€rsten AuswĂ€rtsspiele der Vereinsgeschichte abzuliefern und Barca steht da, schaut 30k Leute im Camp Nou an, und heult spĂ€ter wie eine Schulhof Mannschaft, dass so viele Fans da waren. Absoluter Wahnsinn.
Daheim auf der Couch saß ich, Corona gebeutelt und traurig, ein solches Spektakel verpasst zu haben. Ich wollte gar nichts hören. Von diesem Triumph, von dieser Ekstase. Ich wollte nur, dass es weiter geht.
Diesmal ganz zum Ende. Zum Finale. Und dann. Wieder London. West Ham, ein Halbfinale. Aber nun das Hinspiel dort und das RĂŒckspiel vor den besten Fans der Welt. Wenn es diesmal nix wird, weiß ich auch nicht weiter.
Klar, die Mega AuswĂ€rtskulisse im Hinspiel blieb aus. Und da die Vereine jetzt auch wissen, was sie mit Frankfurt erwartet, wird es wohl nie wieder ein zweites Barca geben. Die Mannschaft unbeeindruckt. Kaum Siege in der Bundesliga, aber gegen West Ham drehen sie auf und gewinnen. Sogar souverĂ€n. Beste Anzeichen fĂŒrs Hinspiel. Direkt nach dem Hinspiel buchen wir Flug und Hotel nach Sevilla. Es muss diesmal alles passen. Es muss.
Eine Woche warten. Die Nerven sind angespannt. Konzentration auf irgendwas anderes nicht möglich. Noch bis kurz vorm Anstoß wusste ich nicht, was ich fĂŒhlen sollte. Noch beim Halten der Blockfahne im Oberrang kann ich die Emotionen nicht deuten. Was folgt, ist eine Achterbahn Fahrt. Hinti mit Verletzung raus, alles scheint gegen uns zu stehen. Doch die Eintracht hat das GlĂŒck des TĂŒchtigen. Rot fĂŒr West Ham. Tor durch BorrĂ©. Ein ungefĂ€hrdeter Sieg. ABPIFF. FINALE! TrĂ€nen, emotionaler Stillstand, Platzsturm, richtig feiern mit der Mannschaft war nicht möglich. Was man fĂŒhlen sollte, war mir nicht klar.
Es schien surreal. Eintracht Frankfurt erreicht das Finale des Europapokals. Was soll man davon halten? Es folgt eine chaotische Ticket Vergabe, etwas enttÀuscht, kein Ticket zu erhalten, aber kurz vor der Entscheidenden Woche kommt langsam die absolute Freude, nach Spanien zu Fliegen.

Freitag vor dem Endspiel. An arbeiten ist nicht wirklich zu denken, man unterhĂ€lt sich, klickt im Netz rum, liest Artikel ĂŒber historische Chancen und ForeneintrĂ€ge, tippt auf dem Handy rum. Die Zeit geht nicht um. Dann doch kurz arbeiten, ne halbe Stunde nicht aufs Handy geguckt und die Mail verpasst. Die Uefa schreibt, es sind noch Rest Tickets verfĂŒgbar. First Come, first Serve. Ab sofort. Ich könnte heulen. Den ganzen Tag am Handy gehangen und im entscheidenden Moment die Mail verpasst. Ich logge mich ein, aktualisiere die Seite. Nichts scheint zu gehen, immer wieder kommen vereinzelt PlĂ€tze rein, doch anderw sind schneller. Im Warenkorb können Sie nicht landen.
Also ich beinahe schon die letzte Hoffnung aufgegeben habe, starre ich nach dem hundertsten Klick auf "Buy" unglaublich auf den Bildschirm. Da sind zwei Tickets fĂŒr 100€, regulĂ€re Tickets in meinem Warenkorb. Ich versuche zu zahlen, die erste Kreditkarte wurde abgelehnt, ich denke mir schon "Das wars", jetzt flieg ich eh wieder raus. Doch offensichtlich funktioniert das Ticketing der UFEA etwas besser als das der Eintracht und die Kreditkarte meines Arbeitskollegen wird akzeptiert und did Buchung geht durch. Endspiel Tickets. Ich habe Endspiel Tickets. Mich ĂŒberwĂ€ltigen meine GefĂŒhle. Ich weiß nicht, was ich denken oder tun soll. Zwei Tickets. Wir brĂ€uchten fĂŒr die Gruppe doch fĂŒnf. Irre.
Erst mal aufs Rad heim, im Feld ein Schöppche trinken und alles sacken lassen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Das ganze Wochenende umtreibt mich der Gedanke, was ich machen soll. Die Karte meinem Bruder geben, der immer mit mir auf dem Dauerkarten Platz sitzt und jedes Spiel zusammen verfolgt? Moritz, meinem Trauzeugen, dann umgehe ich die die Situation entweder Christian oder Papa draußen zu lassen? Oder doch einfach Papa und seinem Kollegen die Karte geben, die auf so vielen AuswĂ€rts Spielen in der EL waren und die es sich auch irgendwie verdient hĂ€tten...
Ich schiebe die Entscheidung vor mir her. Das Wochenende ist unruhig und unentschlossen. Schließlich der Konsens fĂŒr mich: Papa kommt mit, Moritz und Christian bleiben beim Fan Fest. FĂŒr mich die sicher unangenehmste Entscheidung meines Lebens. Ich kann vorweg nehmen: Ich konnte mich erst wieder richtig freuen, als wir schließlich in Sevilla waren.
Doch es tat auch gut, die Entscheidung zu treffen.
Etwas losgelöst konnte ich meinen Rucksack packen und den Montag abwarten.
Kurze Nacht, drei Uhr raus, ab zum Flughafen. Am Gate noch ein Jacky Cola, dann ab nach Lissabon, Stimmung ist gut, aber auch erwartungsvoll. Noch nie war ich mit der Eintracht in Europa AuswÀrts unterwegs. Es war finanziell schlicht nicht drin. Und dann direkt ein Endspiel. Mit Tickets. Wow.
In Lissabon ein kurzer Stop, Bierchen und bisschen was essen, dann weiter nach Faro.
Bierchen tat mir wohl nicht gut, mit dem Mietwagen erst mal ein ein Poller umgefahren. Der Vermieter nimmts mit Humor, wedelt mit dem zerdellten Ding und ruft "This is your cup". Nun ja, dann halt los. Autobahn, es wird immer heißer, zwei Stunden nach Sevilla. Auto geparkt und ein Spaziergang durch die heißen Gassen. Die Medien hatten nicht gelogen. Überall Blau, ĂŒberall Schotten. Die ganze Stadt ist voll davon. Frankfurter kann man am Dienstag noch an einer Hand abzĂ€hlen.
Die Stimmung aber gut. Die Schotten durch die Bank weg sehr nette Menschen und fassen dich gerne an. Hornhaut vom HĂ€ndeschĂŒtteln ist die Folge.
Doch wir sind etwas platt von der Reise und Hitze. 35 Grad plus. Erst mal in die Klimatisierte Bude, etwas runter kommen. Dann ab durch die Stadt, alles erkunden. Sevilla ist heiß, aber schön. Die PlĂ€tze voll mit Schotten, ĂŒberall wird gesungen und gefeiert. Bierchen fließen. Nach Essen und Spaziergang wird sich erst mal ausgeruht und dann nochmal in die Stadt, die allerdings immer leerer wird. Die Kneipen machen viel frĂŒher zu, als wir dachten und man musste etwas suchen, bis wir schließlich im Capitol landen, wo keine Sau ist. Egal, Jungs vom Efc und wir stellen die Bluetooth Box aufn Tisch, Malle Songs raus, Jacky Cola bestellt. Halbe Stunde spĂ€ter ist die Bude rappelvoll, Eintracht und Rangers feiern gemeinsam, Stimmung ist vorhanden. Wir lassen den Abend ausklingen und fallen irgendwann völlig ĂŒbermĂŒdet in die Federn. Morgen ist Endspiel. Einen trinken wir noch und dann greifen wir an!

Am nĂ€chsten Tag ballert der SchĂ€del, die Hitze macht bereits morgens ihr ĂŒbriges. FrĂŒhstĂŒck suchend, schlappen wir durch die Stadt, die Mutti findet was bei TripAdvisor und der Weg hat sich gelohnt. Wir FrĂŒhstĂŒcken ausgiebig und fĂŒr mich sollte es die letzte Mahlzeit des Tages bleiben.
Doch es ist so heiß, wir warten Bier trinkend in unserer Bude auf drei weitere Jungs, die heute erst Anreisen. Stimmung ist super, es wird erzĂ€hlt und gelabert doch ab Mittag hĂ€lt uns nix mehr und wir laufen geschlossen zum Fan Fast auf den Prada San Sebastian. Die Eintracht hat BĂŒhne und Leinwand aufgebaut, es erwartet uns eine weiße Masse an Leuten. Es gibt Bier, gute Laune, Live Auftritte. Doch das alles kommt nicht so ganz an mich ran. Langsam werd ich nervös, will am liebsten schon zum Stadion und das alles hinter mich bringen. Kann mich nicht konzentrieren. Und will auch gar nichts mehr Bier trinken. Im Nachhinein wohl ein guter Schachzug.
Nun vergeht die Zeit Leider kaum noch. Ich latsch ĂŒber die Fan Meile, treffe Freunde, quatsche etwas, aber AufnahmefĂ€hig bin ich nicht...
Immer wieder nervös der Blick auf die Uhr, bis endlich der Fan-Marsch Richtung Stadion los geht. Als das Signal kommen, trennen wir uns von den Jungs ohne Ticket, eine weise Entscheidung, denn der Fan Marsch entpuppte sich als schrecklich.
Anfangs zogen wir gut gelaunt durch die Straßen Sevillas, feierten und sangen, wurden von Einwohnern gefilmt und beklatscht. Kurz vorm Stadien dann berittene Polizei und immer wieder anhalten und Pferde-Sperren, die den Zug der Fans von aufteilen sollte. Die Stimmung wurde zunehmend gereizter und 300m vorm Stadion dann der endgĂŒltige Stillstand. Problem an der Sache: Kein Trinken, 40 Grad pralle Sonne mitten auf dem Asphalt, vor uns die Pferde, der Schweiß ran an uns runter. Von der Polizei keinerlei Kommunikation. FĂŒr unsere Belange wurde sich nicht interessiert. Eine Stunde kamen wir keinen Meter voran, Pferde vor uns, weiße Masse hinter uns. Völlig Absurd. Ich fand zwar noch 20€ auf dem Boden, was allerdings nur ein schwacher Trost war. Die Stimmung kippte, Angst, nicht rechtzeitig auf den PlĂ€tzen zu sein, machte sich breit. Dann endlich ein Pfiff und wir durften durch. Nochmal umstĂ€ndlich um ein paar HĂ€user Blocks und dann standen wir vor der ersten Kontrolle, in der dann die Tickets via Bluetooth aktiviert wurden. Das klappte erstaunlich reibungslos.
Direkt im Anschluss wieder Kontrolle, diesmal Polizei. Alle Taschen leer. Trotz der Email der Eintracht, in der explizit erwĂ€hnt wurde, dass Powerbanks auf Grund der elektronischen Tickets empfohlen werden, wurden diese Kommentarlos mit andere GegenstĂ€nde in MĂŒlltonnen gepfeffert. Keine ErklĂ€rung, kein Pardon, keine Widerrede. Schikane pur. Wie schon beim Marsch gab die Polizei kein gutes Bild ab und wirkte definitiv nicht deeskalierend. Aber man kennt dies ja.
Gut, Papa wollte sich das nicht bieten lassen und trotz meiner Warnung, dass der Bulle ihn zu Brei boxt, wenn er die findet, steckte er sich das Ding in die Hose und suchte sich den Àltesten Polizisten, den er finden konnte und kam damit durch.
Dennoch die Behandlung und Haltung der Polizei war unterirdisch und eine Finales nicht wĂŒrdig. Zumal in der Stadt gar keine aufgehitzte AtmosphĂ€re herrschte.
Nach dieser Tortur waren wir endlich im Stadion. Beziehungsweise davor. Groß genossen haben wir das aber nicht, sondern sind direkt zu unserem Eingang gegangen, an dem wir die Tickets scannen mussten, nur um direkt wieder alle Taschen zu kontrollieren und nochmal ĂŒberprĂŒft zu werden. Diesmal von der Security mit Hund.
Nun ja, es scheint so als hÀtten wir nix dabei gehabt und wir konnten unsere PlÀtze aufsuchen.
Oberrang, direkt neben der Fan Kurve der Eintracht, eigentlich schön im Schatten sogar. Bei Hochlaufen fielen uns direkt lange Schlangen auf, die fĂŒr GetrĂ€nke und Essen anstanden und da wir nach Aufsuchen unserer PlĂ€tze wider Erwarten noch ca. 1,5 Std zum Anpfiff hatten, wollte ich noch etwas zu trinken holen. Angestellt. Es ging sehr langsam voran. Nach gut 45 min sah ich dann das Kiosk. Ein kleiner Stand mit drei Jungen Kerlen vor einem fast leeren KĂŒhlschrank(!). Es sprach sich schnell rum. Wasser war leer, Essen gab es keines mehr. Nur noch alkoholfreies Bier, Cola und Fanta. Als ich dann nach einer Stunde anstehen endlich dran war, nur noch das Bier. Ich bestellt noch drei der letzten Dosen und sie wurden in einer Seelenruhe in Becher umgefĂŒllt. Kein Wunder, dass es hier alles ewig dauerte. Die Stimmung war auch hier schon wieder angespannt, aber nicht zwischen Fans, sondern nur auf den Veranstalter, der offensichtlich an diesem Tag gar nicht geplant oder im Griff hatte. Kein Wasser, leere GetrĂ€nke vorm Anpfiff und von jeder Cola Flasche mussten die Deckel abgeschraubt werden, man könnte sie ja werfen. Ich habe noch nie eine Veranstaltung besucht, die unfĂ€higer organisiert war. Katastrophe. Ob nun die UEFA die Schuld trĂ€gt oder der FC Sevilla, is mir scheiß egal. Absolute Amateure. Papa hatte mittlerweile PlĂ€tze in der Frankfurter Kurve besorgt, neben seinem Kumpel war noch was frei und so konnten wir endlich gegen 20.30 Uhr unsere PlĂ€tze einnehmen und uns aufs Spiel freuen. Das Bier verdunstete bereits noch vor Anpfiff.

Die nĂ€chsten drei Stunden in Worte zu fassen ist fĂŒr mich sehr schwierig. Die Choreo der Ultras, die EL Hymne, der Kreis der Mannschaft, all das verschwamm ineinander. Wir waren platt, aber freuten uns. Schließlich der Anpfiff und die Eintracht spielte ihr erstes Europa Pokal Finale seit 42 Jahren...

Ich habe wohl schon bessere Spiele gesehen, aber in ihrer Dynamik wohl kaum ein spannenderes. Der Seppl, der nach ein paar Minuten blutet und mit Verband weiterspielt. Die Chancen und der Druck unserer Mannschaft, die Fans auf den RĂ€ngen, die 90min Vollgas gaben. Und mitten drin stehe ich und gucke zu. Manchmal so sprachlos ob der Situation, dass ich wirklich beim Endspiel im Stadion stehe und brĂŒlle. Bis zur Halbzeit hatte ich ein gutes GefĂŒhl, wir hatten Chancen, die wir teilweise fahrlĂ€ssig vergeben haben und die Rangers waren eher defensiv orientiert mit kaum Drang nach vorne. Wir hatten definitiv die Oberhand, nur der Dosenöffner fehlte.
In der Halbzeit versuchte Papa nochmal sein GlĂŒck, da unsere Nachbarin kurz vorher mit zwei Wasserflaschen hoch kam, allerdings war nichts zu machen. Kein Wasser und selbst in den Toiletten war das Wasser abgestellt (spĂ€ter stellte sich heraus, dass es wohl keine TrinkwasserqualitĂ€t hatte). Ein Disaster. Der Hals wurde also immer trockener und der Körper Hitzte sich spĂŒrbar auf, was sich allerdings nicht auf die FangesĂ€ngen auswirkte. Nach wie vor Peitschten wir die Weißen nach vorne. Von den Rangers hörte man bis auf ein paar Male, bei dem sie immer lauthals das selbe Lied sangen gar nichts. Dem britischen Fussball fehlt es nicht an Stimme auf den RĂ€ngen, wohl aber an organisiertem Support. Schade, aber wenn ihr eure Chancen nicht nutzen wollt, Pech gehabt.
Papa sagte noch in der Halbzeit zu mir "Hier gewinnt der, der das erste Tor schießt". Wir kamen etwas fahrig aus der Kabine, der Druck ließ nach, Rangers hatte ein paar gute Minuten, aber die wurden abgewehrt. Als dann alles wieder etwas geregelter schien, passierte es: Fehler beim Kopfball, Tuta stolpert, Aribo ist durch und schiebt neben Trapp den Ball ins Netz. Was fĂŒr ein unglaubliches Slapstick Tor. DĂ€mlicher kann man nicht in RĂŒckstand geraten. In der Kurve wurde es still. Zumindest ganz kurz.
Die Leistung der Mannschaft war an diesem Tag wirklich nicht herausragend und eine blieben oftmals hinter ihren Möglichkeiten zurĂŒck und vertendelten BĂ€lle. Insgesamt war es allerdings wie oft in dieser Saison: Im letzten Drittel zu wenig und irgendwie auch ohne Idee. Das GefĂŒhl, das Ganze hier noch zu drehen schwand. Allerdings nur fĂŒr ein paar Minuten.
Dann schlug Kostic, mal wieder Kostic, seine gefĂŒhlt 20. Flanke auf den kleinen Borre, diesmal flach in den FĂŒnfer. Was wie ein völlig harmloser Ball wirkte und mich bereits fluchen ließ, hatte die Rangers aber wohl auf dem falschen Fuß erwischt. Borre hielt sein GoldfĂŒĂŸchen hin und schob den Ball rein. Die Kurve explodierte. Da war das Tor, das Ding aus dem Nichts, die Eintracht hatte sich wieder aufgebĂ€umt. Und wieder war es Borre, der in den Schlussphase dieser Saison wohl endlich seinen Torriecher gefunden hatte. Was fĂŒr eine Geschichte. Tor gegen Barca, Tor gegen West Ham, nun Tor im Finale. Es freute mich tierisch fĂŒr den Jungen, seine harte Arbeit in der ganzen Saison zahlte sich aus!
Nun war sie wieder da, die Kurve, die weiße Wand und hörte nicht mehr auf zu Singen. Es lag in der Luft, es war noch etwas möglich.
Die Mannschaft allerdings wurde zunehmend mĂŒder, Temperaturen und der ErsatzgeschwĂ€chte Kader machten sich bemerkbar. Lindstroem musste raus, Tuta ebenfalls, kurz vor Schlusspfiff dann auch der Seppl Rose, der sich spĂ€testens mit diesem Spiel Legendenstatus erarbeitet hatte. Doch dann der Schlusspfiff. Es ging in die VerlĂ€ngerung und es lag in Luft, dass eigentlich nur noch ein krasser Fehler das Spiel entscheiden konnte.
Mannschaft und TribĂŒne hĂ€ngten sich rein, die Ersatzspieler wurden ihrem Namen bis auf einem gerecht und man muss sich mal auf der Zunge zergehen lassen, wer am Ende fĂŒr die Eintracht verteidigt hat. Hasebe, Lenz, Toure. Von der nominellen Erbesetzung war keiner mehr auf dem Feld. Und Makoto steht da, mit seinen 38 Jahren und beruhigt die Hintermannschaft mit seiner Erfahrung. Wahnsinn! Allein das ist schon eine Geschichte.

In der 115. Minute fiel meinem Vater dann plötzlich etwas wichtiges ein. Er kramte in seinem Beutel und holte seine Pillendose raus, zog eine durchsichtige, graue Hartkapsel raus und schĂŒttete den Inhalt in seine HandflĂ€che. Jetzt war Opa auch im Stadion angekommen. Wir teilten uns das HĂ€ufchen auf, rieben uns damit die HĂ€nde ein, verdrĂŒckten ein TrĂ€nchen, solange der ausgetrocknete Körper es noch zuließ.
Opa kam wohl gerade noch rechtzeitig. Einen Augenblick spĂ€ter parierte Trapp eine Chance der Rangers, bei der ich mir sicher war, unsere PokaltrĂ€ume wĂŒrden sich soeben in Luft auflösen, kurz vor Schluss, der Todesstoß. Doch es kam anders. Trapp parierte, wir jubelten, der Schiri pfiff kurze Zeit spĂ€ter ab. Papa sagt immer, es gibt keine ZufĂ€lle. Fußball Fans tendieren zum Aberglaube. Dieser Schal muss mit, in diesem Trikot haben wir xy besiegt, das hatte ich beim Berlin Finale an. Vielelcijg war Opa der Zufall, den es brauchte, genau zu richtigen Zeit hat er uns von oben zugeschaut und Kevin hat pariert. Es gibt keine ZufĂ€lle.
Opa, ich hÀtte so gerne beide Karten Dir und Papa gegeben. Es hÀtte mir gelangt, mit Dir eine Sangria zu trinken und mich wirklich gefreut, wenn Du das Spiel hÀttest verfolgen können. Es war Dir nicht vergönnt, aber es hat wohl alles seine Zeit. Danke, dass Du mit uns dort warst. Ein kleiner Teil von Dir liegt nun oben im Estadio Ramón Sånchez Pizjuån, im Block S46, Reihe 21 (Wieder kein Zufall, selbe Reihe haben unsere DK PlÀtze im Waldstadion). Wir haben an Dich gedacht und vermissen Dich.

Nun hieß es alles oder nichts. Wieder ein Euro League Spiel im Elfmeterschießen entscheiden. Spannung bis zum Schluss, der Gipfel der NervositĂ€t. Und doch war ich Ă€ußerlich sehr ruhig. Irgendwas sagte mir, dass Trapp schon einen hĂ€lt. Beunruhigt eher ob unserer SchĂŒtzen.
Wir verloren die Platzwahl, und im Nachhinein bin ich recht froh darĂŒber, da so etwas auch immer den Druck nehmen kann. DafĂŒr durften wir Nachlegen, bei Elfmeter Schießen immer gut.
Die ersten drei SchĂŒtzen beider Teams trafen, wobei die Rangers sehr gut schossen. Dann sagte ich laut vor dem vierten Rangers SchĂŒtzen zu mir selbst "Mensch Kevin, denk an die Izabelle" und Trapp machte sich unsterblich und parierte Den Ball von Aaron Ramsey. In der Kurve begann die Kernschmelze. Es kochte. Kostic verwandelte, wobei ich es irgendwie gepasst hĂ€tte, wenn er verschießt. Es wĂ€re einfach Diva mĂ€ĂŸig Eintracht gewesen und so ganz sein Spiel war es nicht. Aber er traf und das bedeutete zwei MatchbĂ€lle fĂŒr uns. Der SchĂŒtze der Rangers verwandelte mit Hilfe des Pfostens, obwohl Trapp die Ecke ahnte und nun lag es an unserem kleine Kolumbianer, die Eintracht nach 42 Jahren den Pokal nach Hause zu holen. Anfang der Saison noch oft gescholten, da er nicht traf und selbst die 100prozentigen auslies, stand er jetzt da am Elfmeter Punkt in Sevilla, vor einer blauen Wand, im wohl grĂ¶ĂŸten Spiel seiner Karriere und wartete auf den Pfiff des Schiedsrichters (der btw eine absolute Fluppe war und uns nur verpfiffen hat, keine GrĂŒĂŸe, du *********).
Papa wollte nicht so recht hingucken, ich starte gebannt. Pfiff, Anlauf, oben Links, Tor.
Die Kurve brauch auseinander.

Menschen lagen sich in den Armen, wer noch Wasser im Körper hatte, weinte TrÀnen der Freunde in den Nachthimmel von Sevilla. Ich umarmte meinen Vater, wischte mir die TrÀnen aus dem Gesicht und musste mich erst mal setzen.

Eintracht Frankfurt.
Gewinnt den Europapokal.
Ungeschlagen.
Und ich stehe im Stadion und sehe es mir an.
Der Gipfel der GlĂŒckseligkeit.
Was diese Truppe geleistet hat, was dieser Trainer geleistet hat, es wirkt wie im MĂ€rchen! Und das ist es auch ein MĂ€rchen, wie es nur ein Verein wie Eintracht Frankfurt schreiben kann. Mit Fans, mit Umfeld, mit Tradition, welche man fĂŒr Geld nie kaufen können wird. Es wirkt wie die Rache an einem System, dass solche Geschehnisse gar nicht zu dulden scheint.

Und doch stehe ich da, oder Knie, ich weiß es nicht mehr.
Mein Körper wirkte auf einmal wie ausgepumpt. Leer, Platt, GefĂŒhlslos. Ich weiß bis jetzt nicht, wie ich das einordnen soll, ob ich nicht doch irgendwann aufwache und alles nur getrĂ€umt war.
In Frankfurt singen wir bei "Schwarz Weiß wie Schnee", dass wir den DFB Pokal/UEFA Cup und die deutsche Meisterschaft holen. Manchmal fand ich das selbst etwas ĂŒberzogen, weit weg der RealitĂ€t, vielleicht zurecht von anderen Fans belĂ€chelt, schien die Eintracht doch Jahrelang wie ein Verein, der ab und zu zwischen den Ligen pendelt und sich im Niemandsland einordnet. Und jetzt, innerhalb von vier Jahren, sowohl den DFB Pokal als auch den Europacup. Das kann doch alles nicht ganz war sein. Oben drauf die direkte Qualifikation zur Champions League. Champions League. In Frankfurt. Im Waldstadion. Mit Hymne...
Das gab's bis dato bei mir nur bei FIFA an der Play Station im Karriere Modus. Und selbst da fĂŒhlte ich mich manchmal absolut bescheuert, wenn Frankfurt dann den Digital-Pott holte.

Und nun stehe ich in Sevilla, die Mannschaft erhĂ€lt den Pokal. Meine GefĂŒhlswelt unbeschreiblich. Axel Hellmann hat einen Tag spĂ€ter im Römer gesagt, dass es nicht verwunderlich ist, im Jahr von Grabowskis Tod den Titel wieder nach Frankfurt zu bringen. Wieder ist er da, der Kein-Zufall. Der Kreis schließt sich. FĂŒr den Verein, fĂŒr die Spieler, die vor ein paar Jahren in London Danke waren und so unverdient ausschieden. Und irgendwie auch fĂŒr mich, der im Leben nicht damit gerechnet hĂ€tte, einmal einen europĂ€ischen Titel mit der Eintracht erleben zu dĂŒrfen. Mir war der DFB Pokal ja bereits genug...
Die Diva, sie hat fĂŒr uns gebeten. Und sie wurde erhört.

Als die Mannschaft vor der Kurve stand, sagte ich dann gar nichts mehr, sondern genoss den Anblick der Spieler, die ihre Leistung selber kaum fassen konnten.
Der Durst trieb uns dann etwas frĂŒher aus dem Stadion, als vielleicht nötig gewesen wĂ€re, doch wir mussten trinken. Seit mittlerweile rund 8 Stunden mehr oder weniger ohne FlĂŒssigkeit war es einfach an der Zeit. Der RĂŒckweg war ruhig und jeder war in sich gekehrt und wir hielten nach Bars Ausschau, um noch einen Absacker zu trinken und das Ganze zu verarbeiten. Aber auch dem hatte die UEFA wohl einen Riegel vorgeschoben. Auf der Fan Meile war auch nichts mehr los, aber in einer Seitenstraße fanden wir ein Hotel, dass und Bier verkaufte und uns wohl auf ne Nachfrage nach einer Coke auch ein bisschen weißes Pulver andrehen wollte. Wir lehnten dankend ab und gingen mit Bier und Cola zurĂŒck zu unserer Unterkunft, ab auf die Dachterrasse. Der Tag war fĂŒr alle Beteiligten emotional und physisch einfach zu anstrengend, als dass wir jetzt noch groß Lust hatten, die letzte offene Kneipe der Stadt zu finden. Wir tranken Bier in der immer noch warmen Luft Sevillas und schauten uns die Reaktionen daheim und aus dem Stadion an. Nach und nach trudelten die Leute aus unserer Gruppe ein, die woanders im Stadion waren oder das Spiel auf der Fanmeile verfolgten. Wir tauschten unsere Emotionen aus und ließen den Abend ausklingen. Nach einer kurzen, kalten Dusche fiel ich ins Bett, absolut kaputt.

Der Rest der Reise ist schnell erzĂ€hlt. Den Tag ließen wir Langsam angehen, frĂŒhstĂŒckten gemĂŒtlich direkt um die Ecke in einem noch besseren CafĂ© als am ersten Tag und spazierten dann durch die Stadt zu unseren Autos. Fahrt nach Faro, Mietwagen mit Gasoleta statt Diesel betanken (GrĂŒĂŸe an den Vater) und ab zum Flughafen. Sie Stimmung war gut, aber ruhig. Man merkte jedem an, dass er erst einmal verarbeiten musste, was da geschehen war. Flug nach Lissabon, ereignislos. Dann leider VerspĂ€tung und sinnloses Rumsitzen auf dem Rollfeld (Portugiesen sind auch keine Meister der Kommunikation), dann endlich mit einer Stunde VerspĂ€tung Landung in Frankfurt mit herrlichem Anblick auf die Skyline und das Stadion, rot erleuchtet. Mit etwas Ärger an der GepĂ€ckausgabe auf Grund lĂ€ngerer Wartezeit schloss sich unsere Reise. Mir wars egal, die Mutti war bereits frĂŒher von Sevilla geflogen und hatte kĂŒhles Bier zum abholen mitgebracht. Also stand ich vorm Flughafen und trank ruhig mein Bier, bevor wir dann endlich nach Hause fuhren.

Von Papa lief ich selig mit einem Radler nach Hause. Irgendwie fĂŒhlte es sich sehr komisch an, nach Hause zu kommen. Viel lieber sĂ€ĂŸe ich noch in Sevilla, um das ganze irgendwie zu verarbeiten. Solche Spiele VerĂ€ndern einen und ich weiß jetzt, warum mein Vater damals nach Berlin, wo er im Stadion war, einige Tage letargisch gar nicht ansprechbar war. Viel geschlafen hat und gar nicht richtig drĂŒber reden konnte. Klar, Berlin kam vielleicht noch ein Tick ĂŒberraschender als der jetzige Titel, aber insgesamt geht es mir nun Ă€hnlich. Nun beginnt ein Prozess des Verstehens, des Wahrwerdens und irgendwann denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurĂŒck, denke Opas Asche im Block S46 und verdrĂŒckt eine TrĂ€ne. Danke, heilige Diva, Danke fĂŒr deine Gnade.
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Habe es immer noch nicht verarbeitet.
Eintracht Frankfurt hat den Europapokal gewonnen. Ich weiß, dass wir vor ein paar Jahren noch die Relegation auf einer kleinen Leinwand im Waldstadion geschaut haben. Seferovic hat uns erlöst und das schlimmste war abgewendet. Eintracht Fan sein bedeutete schon immer leidensfĂ€hig sein, Ambivalenzen aushalten, ein Wellenbad der GefĂŒhle. Es war immer möglich (und ist es immer noch), dass man gegen große Clubs Spiele abliefert, die nicht von dieser Welt scheinen, wĂ€hrend dann eine Woche spĂ€ter gegen einen besseren Zweitligisten man wieder gar nichts zusammen lĂ€uft.
Wenn man frĂŒher im Fussball Training mit Eintracht Trikot kam, wurde man belĂ€chelt. Der Adler hatte noch nicht die Strahlkraft von heute, zwar regional gesehen der grĂ¶ĂŸte Verein, aber fĂŒr guten Fussball stand man in meiner Jugend nicht. Doch das war auch nie das, was den Verein ausgemacht hat. Man braucht nicht beliebt zu sein, man ist eine eingeschworene, ja eine heilige Gemeinschaft. Erst wenn man dazu gehört, versteht man langsam, was dieser Verein ĂŒberhaupt bedeutet. Nicht das Schöne, das Glitzern, die Marketing Fassade, wie viele Clubs aus Europa es sich mit Millionen aus Russland und Nahost erkaufen wollen nein. Nein, eine Gemeinschaft. Die kann man nicht kaufen, nur erarbeiten.
Dass die Mannschaft und der Verein in Sevilla sich in den Himmel des europĂ€ischen Fussballs geschossen haben, war vorrangig nicht das Ergebnis von Geld und Sponsoren, sondern von Arbeit, Zusammenhalt und UnterstĂŒtzung. Ein Team kann man nicht kaufen. Nicht im Fussball, nicht auf der Arbeit, nicht im Freundeskreis. Es wĂ€chst, es ist dynamisch, manchmal anstrengend, dann wieder sehr belohnen, aber einfach Kaufen, das geht nicht.
Es bildet sich aber auch durch Widerstand, durch das BelĂ€cheln, durch die Herablassung. Seit dem ich mein Herz an die Diva verloren habe, das war beim DFB Pokal Spiel gegen S06, mein erster Stadion Besuch, wurde man immer noch BelĂ€chelt. Eintracht Fan hat bedeutet, sich mit wenig zu BegnĂŒgen, sich dem Hohn anderer "Fans" auszusetzen, sich im Training anzuhören, was fĂŒr ein Witzverein man doch sei. Es kamen Abstiege, stĂ€ndige Saisons im Niemandsland der Tabelle, ein Hin und Her, Spieler, die nicht lange blieben. Konstant war eigentlich nur die Unkonstanz. Als man sich seit Jahren dann wieder, nach Abstiegen, 2017 fĂŒr ein Finale im DFB Pokal qualifizieren konnte, war die Euphorie groß. Doch die Mannschaft schien noch nicht bereit. Doch der Verein, die Fans, die Spieler. Alle hatte Blut geleckt. Und ein Jahr spĂ€ter wurde vollendet. Auch wenn ich 2018 nicht im Stadion war, das GefĂŒhl war Wahnsinn. Ein Titel der Eintracht. Nach dieser langen Zeit. Ich kann heute noch nicht richtig beschreiben, wie ich mich in diesem Moment gefĂŒhlt habe. Es wurde alles zurĂŒck gezahlt. Die Leiden, die Katastrophalen Sonntagsspiele in der zweiten Liga vorm TV, bei denen mich Freunde fragten, warum ich mir das ĂŒberhaupt antue. Es war der Gipfel. Etwas völliges unreales. Aber als ich auf dem Römer stand, die Mannschaft den Pokal hochreckte, Der Prince seinen Satz fĂŒr die Ewigkeit sagte, da dachte ich , da hatte ich alles gesehen, was ich je wollte. Ich war durch. Eintracht Frankfurt durchgespielt. Besser wird es nicht mehr. Über eine Meisterschaft zu reden scheint bei der Gewichtsverteilung eh Absurd. Und sich man in einem Europa Pokal durchzusetzen bei all den stĂ€rkeren Mannschaften quasi absoluter Quatsch.
Doch es ging ein Ruck durch den Verein. Was folgte, war völlig krank. Trainer weg, Mannschaft auf links gedreht aber eine Reise durch die Europa League, mit einer fussballerischen QualitĂ€t, wie ich sie bei Eintracht Frankfurt noch nie gesehen habe. Ein Durchmarsch, eine Macht. Und kurz vorm Gipfel ungeschlagen im Elfmeter-Schießen ausgeschieden. Jeder war sich sicher: Das wiederholt sich so schnell nicht mehr. So nah kommen wir einem EuropĂ€ischen Pokal nie wieder.
Es kam wieder ein Umbruch. Corona, eine andere Mannschaft, finanziell konnte man sich wohl ĂŒber Wasser halten, aber die Mannschaft war eine andere.
Leere Stadien, Keine Freunde treffen, Fussball gerÀt in den Hintergrund...
Dann die historische Chance auf die Champions League, so nah kann man gar nicht ran kommen. Und dann durch das Ego eines einzigen Mannes verspielt. GrĂŒĂŸe gehen raus. Die Qualifikation fĂŒr die Euro League wirkt wie ein Trostpreis ob der vertanen Chance, die ĂŒber die Bundesliga so schnell nicht mehr kommt. Nicht mit unseren Mitteln.
Doch die Stimmung war irgendwann wieder da, Fans durften wieder kommen, erst einige, dann gegen FĂŒrth auch wieder alle. Nur um dann den FC Barcelona zu einem EuropĂ€ischen Heimspiel begrĂŒĂŸen zu dĂŒrfen. Vor vollem Haus. Im Waldstadion. Was will man eigentlich noch mehr? Ein Pflichtspiel. Gegen Barca. Völliger Wahnsinn. Dann eine Choreo fĂŒr den JĂŒrgen. 90 min Vollgas. Und was macht eine Mannschaft, die indivuell nicht nur den ĂŒberbezahlten Schönlingen aus Spanien, sondern wohl auch der Mannschaft der 18/19er Saison unterlegen schien? Sie ringt der Übermannschaft ein Unentschieden ab, um eine Woche spĂ€ter wohl eines der legendĂ€rsten AuswĂ€rtsspiele der Vereinsgeschichte abzuliefern und Barca steht da, schaut 30k Leute im Camp Nou an, und heult spĂ€ter wie eine Schulhof Mannschaft, dass so viele Fans da waren. Absoluter Wahnsinn.
Daheim auf der Couch saß ich, Corona gebeutelt und traurig, ein solches Spektakel verpasst zu haben. Ich wollte gar nichts hören. Von diesem Triumph, von dieser Ekstase. Ich wollte nur, dass es weiter geht.
Diesmal ganz zum Ende. Zum Finale. Und dann. Wieder London. West Ham, ein Halbfinale. Aber nun das Hinspiel dort und das RĂŒckspiel vor den besten Fans der Welt. Wenn es diesmal nix wird, weiß ich auch nicht weiter.
Klar, die Mega AuswĂ€rtskulisse im Hinspiel blieb aus. Und da die Vereine jetzt auch wissen, was sie mit Frankfurt erwartet, wird es wohl nie wieder ein zweites Barca geben. Die Mannschaft unbeeindruckt. Kaum Siege in der Bundesliga, aber gegen West Ham drehen sie auf und gewinnen. Sogar souverĂ€n. Beste Anzeichen fĂŒrs Hinspiel. Direkt nach dem Hinspiel buchen wir Flug und Hotel nach Sevilla. Es muss diesmal alles passen. Es muss.
Eine Woche warten. Die Nerven sind angespannt. Konzentration auf irgendwas anderes nicht möglich. Noch bis kurz vorm Anstoß wusste ich nicht, was ich fĂŒhlen sollte. Noch beim Halten der Blockfahne im Oberrang kann ich die Emotionen nicht deuten. Was folgt, ist eine Achterbahn Fahrt. Hinti mit Verletzung raus, alles scheint gegen uns zu stehen. Doch die Eintracht hat das GlĂŒck des TĂŒchtigen. Rot fĂŒr West Ham. Tor durch BorrĂ©. Ein ungefĂ€hrdeter Sieg. ABPIFF. FINALE! TrĂ€nen, emotionaler Stillstand, Platzsturm, richtig feiern mit der Mannschaft war nicht möglich. Was man fĂŒhlen sollte, war mir nicht klar.
Es schien surreal. Eintracht Frankfurt erreicht das Finale des Europapokals. Was soll man davon halten? Es folgt eine chaotische Ticket Vergabe, etwas enttÀuscht, kein Ticket zu erhalten, aber kurz vor der Entscheidenden Woche kommt langsam die absolute Freude, nach Spanien zu Fliegen.

Freitag vor dem Endspiel. An arbeiten ist nicht wirklich zu denken, man unterhĂ€lt sich, klickt im Netz rum, liest Artikel ĂŒber historische Chancen und ForeneintrĂ€ge, tippt auf dem Handy rum. Die Zeit geht nicht um. Dann doch kurz arbeiten, ne halbe Stunde nicht aufs Handy geguckt und die Mail verpasst. Die Uefa schreibt, es sind noch Rest Tickets verfĂŒgbar. First Come, first Serve. Ab sofort. Ich könnte heulen. Den ganzen Tag am Handy gehangen und im entscheidenden Moment die Mail verpasst. Ich logge mich ein, aktualisiere die Seite. Nichts scheint zu gehen, immer wieder kommen vereinzelt PlĂ€tze rein, doch anderw sind schneller. Im Warenkorb können Sie nicht landen.
Also ich beinahe schon die letzte Hoffnung aufgegeben habe, starre ich nach dem hundertsten Klick auf "Buy" unglaublich auf den Bildschirm. Da sind zwei Tickets fĂŒr 100€, regulĂ€re Tickets in meinem Warenkorb. Ich versuche zu zahlen, die erste Kreditkarte wurde abgelehnt, ich denke mir schon "Das wars", jetzt flieg ich eh wieder raus. Doch offensichtlich funktioniert das Ticketing der UFEA etwas besser als das der Eintracht und die Kreditkarte meines Arbeitskollegen wird akzeptiert und did Buchung geht durch. Endspiel Tickets. Ich habe Endspiel Tickets. Mich ĂŒberwĂ€ltigen meine GefĂŒhle. Ich weiß nicht, was ich denken oder tun soll. Zwei Tickets. Wir brĂ€uchten fĂŒr die Gruppe doch fĂŒnf. Irre.
Erst mal aufs Rad heim, im Feld ein Schöppche trinken und alles sacken lassen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Das ganze Wochenende umtreibt mich der Gedanke, was ich machen soll. Die Karte meinem Bruder geben, der immer mit mir auf dem Dauerkarten Platz sitzt und jedes Spiel zusammen verfolgt? Moritz, meinem Trauzeugen, dann umgehe ich die die Situation entweder Christian oder Papa draußen zu lassen? Oder doch einfach Papa und seinem Kollegen die Karte geben, die auf so vielen AuswĂ€rts Spielen in der EL waren und die es sich auch irgendwie verdient hĂ€tten...
Ich schiebe die Entscheidung vor mir her. Das Wochenende ist unruhig und unentschlossen. Schließlich der Konsens fĂŒr mich: Papa kommt mit, Moritz und Christian bleiben beim Fan Fest. FĂŒr mich die sicher unangenehmste Entscheidung meines Lebens. Ich kann vorweg nehmen: Ich konnte mich erst wieder richtig freuen, als wir schließlich in Sevilla waren.
Doch es tat auch gut, die Entscheidung zu treffen.
Etwas losgelöst konnte ich meinen Rucksack packen und den Montag abwarten.
Kurze Nacht, drei Uhr raus, ab zum Flughafen. Am Gate noch ein Jacky Cola, dann ab nach Lissabon, Stimmung ist gut, aber auch erwartungsvoll. Noch nie war ich mit der Eintracht in Europa AuswÀrts unterwegs. Es war finanziell schlicht nicht drin. Und dann direkt ein Endspiel. Mit Tickets. Wow.
In Lissabon ein kurzer Stop, Bierchen und bisschen was essen, dann weiter nach Faro.
Bierchen tat mir wohl nicht gut, mit dem Mietwagen erst mal ein ein Poller umgefahren. Der Vermieter nimmts mit Humor, wedelt mit dem zerdellten Ding und ruft "This is your cup". Nun ja, dann halt los. Autobahn, es wird immer heißer, zwei Stunden nach Sevilla. Auto geparkt und ein Spaziergang durch die heißen Gassen. Die Medien hatten nicht gelogen. Überall Blau, ĂŒberall Schotten. Die ganze Stadt ist voll davon. Frankfurter kann man am Dienstag noch an einer Hand abzĂ€hlen.
Die Stimmung aber gut. Die Schotten durch die Bank weg sehr nette Menschen und fassen dich gerne an. Hornhaut vom HĂ€ndeschĂŒtteln ist die Folge.
Doch wir sind etwas platt von der Reise und Hitze. 35 Grad plus. Erst mal in die Klimatisierte Bude, etwas runter kommen. Dann ab durch die Stadt, alles erkunden. Sevilla ist heiß, aber schön. Die PlĂ€tze voll mit Schotten, ĂŒberall wird gesungen und gefeiert. Bierchen fließen. Nach Essen und Spaziergang wird sich erst mal ausgeruht und dann nochmal in die Stadt, die allerdings immer leerer wird. Die Kneipen machen viel frĂŒher zu, als wir dachten und man musste etwas suchen, bis wir schließlich im Capitol landen, wo keine Sau ist. Egal, Jungs vom Efc und wir stellen die Bluetooth Box aufn Tisch, Malle Songs raus, Jacky Cola bestellt. Halbe Stunde spĂ€ter ist die Bude rappelvoll, Eintracht und Rangers feiern gemeinsam, Stimmung ist vorhanden. Wir lassen den Abend ausklingen und fallen irgendwann völlig ĂŒbermĂŒdet in die Federn. Morgen ist Endspiel. Einen trinken wir noch und dann greifen wir an!

Am nĂ€chsten Tag ballert der SchĂ€del, die Hitze macht bereits morgens ihr ĂŒbriges. FrĂŒhstĂŒck suchend, schlappen wir durch die Stadt, die Mutti findet was bei TripAdvisor und der Weg hat sich gelohnt. Wir FrĂŒhstĂŒcken ausgiebig und fĂŒr mich sollte es die letzte Mahlzeit des Tages bleiben.
Doch es ist so heiß, wir warten Bier trinkend in unserer Bude auf drei weitere Jungs, die heute erst Anreisen. Stimmung ist super, es wird erzĂ€hlt und gelabert doch ab Mittag hĂ€lt uns nix mehr und wir laufen geschlossen zum Fan Fast auf den Prada San Sebastian. Die Eintracht hat BĂŒhne und Leinwand aufgebaut, es erwartet uns eine weiße Masse an Leuten. Es gibt Bier, gute Laune, Live Auftritte. Doch das alles kommt nicht so ganz an mich ran. Langsam werd ich nervös, will am liebsten schon zum Stadion und das alles hinter mich bringen. Kann mich nicht konzentrieren. Und will auch gar nichts mehr Bier trinken. Im Nachhinein wohl ein guter Schachzug.
Nun vergeht die Zeit Leider kaum noch. Ich latsch ĂŒber die Fan Meile, treffe Freunde, quatsche etwas, aber AufnahmefĂ€hig bin ich nicht...
Immer wieder nervös der Blick auf die Uhr, bis endlich der Fan-Marsch Richtung Stadion los geht. Als das Signal kommen, trennen wir uns von den Jungs ohne Ticket, eine weise Entscheidung, denn der Fan Marsch entpuppte sich als schrecklich.
Anfangs zogen wir gut gelaunt durch die Straßen Sevillas, feierten und sangen, wurden von Einwohnern gefilmt und beklatscht. Kurz vorm Stadien dann berittene Polizei und immer wieder anhalten und Pferde-Sperren, die den Zug der Fans von aufteilen sollte. Die Stimmung wurde zunehmend gereizter und 300m vorm Stadion dann der endgĂŒltige Stillstand. Problem an der Sache: Kein Trinken, 40 Grad pralle Sonne mitten auf dem Asphalt, vor uns die Pferde, der Schweiß ran an uns runter. Von der Polizei keinerlei Kommunikation. FĂŒr unsere Belange wurde sich nicht interessiert. Eine Stunde kamen wir keinen Meter voran, Pferde vor uns, weiße Masse hinter uns. Völlig Absurd. Ich fand zwar noch 20€ auf dem Boden, was allerdings nur ein schwacher Trost war. Die Stimmung kippte, Angst, nicht rechtzeitig auf den PlĂ€tzen zu sein, machte sich breit. Dann endlich ein Pfiff und wir durften durch. Nochmal umstĂ€ndlich um ein paar HĂ€user Blocks und dann standen wir vor der ersten Kontrolle, in der dann die Tickets via Bluetooth aktiviert wurden. Das klappte erstaunlich reibungslos.
Direkt im Anschluss wieder Kontrolle, diesmal Polizei. Alle Taschen leer. Trotz der Email der Eintracht, in der explizit erwĂ€hnt wurde, dass Powerbanks auf Grund der elektronischen Tickets empfohlen werden, wurden diese Kommentarlos mit andere GegenstĂ€nde in MĂŒlltonnen gepfeffert. Keine ErklĂ€rung, kein Pardon, keine Widerrede. Schikane pur. Wie schon beim Marsch gab die Polizei kein gutes Bild ab und wirkte definitiv nicht deeskalierend. Aber man kennt dies ja.
Gut, Papa wollte sich das nicht bieten lassen und trotz meiner Warnung, dass der Bulle ihn zu Brei boxt, wenn er die findet, steckte er sich das Ding in die Hose und suchte sich den Àltesten Polizisten, den er finden konnte und kam damit durch.
Dennoch die Behandlung und Haltung der Polizei war unterirdisch und eine Finales nicht wĂŒrdig. Zumal in der Stadt gar keine aufgehitzte AtmosphĂ€re herrschte.
Nach dieser Tortur waren wir endlich im Stadion. Beziehungsweise davor. Groß genossen haben wir das aber nicht, sondern sind direkt zu unserem Eingang gegangen, an dem wir die Tickets scannen mussten, nur um direkt wieder alle Taschen zu kontrollieren und nochmal ĂŒberprĂŒft zu werden. Diesmal von der Security mit Hund.
Nun ja, es scheint so als hÀtten wir nix dabei gehabt und wir konnten unsere PlÀtze aufsuchen.
Oberrang, direkt neben der Fan Kurve der Eintracht, eigentlich schön im Schatten sogar. Bei Hochlaufen fielen uns direkt lange Schlangen auf, die fĂŒr GetrĂ€nke und Essen anstanden und da wir nach Aufsuchen unserer PlĂ€tze wider Erwarten noch ca. 1,5 Std zum Anpfiff hatten, wollte ich noch etwas zu trinken holen. Angestellt. Es ging sehr langsam voran. Nach gut 45 min sah ich dann das Kiosk. Ein kleiner Stand mit drei Jungen Kerlen vor einem fast leeren KĂŒhlschrank(!). Es sprach sich schnell rum. Wasser war leer, Essen gab es keines mehr. Nur noch alkoholfreies Bier, Cola und Fanta. Als ich dann nach einer Stunde anstehen endlich dran war, nur noch das Bier. Ich bestellt noch drei der letzten Dosen und sie wurden in einer Seelenruhe in Becher umgefĂŒllt. Kein Wunder, dass es hier alles ewig dauerte. Die Stimmung war auch hier schon wieder angespannt, aber nicht zwischen Fans, sondern nur auf den Veranstalter, der offensichtlich an diesem Tag gar nicht geplant oder im Griff hatte. Kein Wasser, leere GetrĂ€nke vorm Anpfiff und von jeder Cola Flasche mussten die Deckel abgeschraubt werden, man könnte sie ja werfen. Ich habe noch nie eine Veranstaltung besucht, die unfĂ€higer organisiert war. Katastrophe. Ob nun die UEFA die Schuld trĂ€gt oder der FC Sevilla, is mir scheiß egal. Absolute Amateure. Papa hatte mittlerweile PlĂ€tze in der Frankfurter Kurve besorgt, neben seinem Kumpel war noch was frei und so konnten wir endlich gegen 20.30 Uhr unsere PlĂ€tze einnehmen und uns aufs Spiel freuen. Das Bier verdunstete bereits noch vor Anpfiff.

Die nĂ€chsten drei Stunden in Worte zu fassen ist fĂŒr mich sehr schwierig. Die Choreo der Ultras, die EL Hymne, der Kreis der Mannschaft, all das verschwamm ineinander. Wir waren platt, aber freuten uns. Schließlich der Anpfiff und die Eintracht spielte ihr erstes Europa Pokal Finale seit 42 Jahren...

Ich habe wohl schon bessere Spiele gesehen, aber in ihrer Dynamik wohl kaum ein spannenderes. Der Seppl, der nach ein paar Minuten blutet und mit Verband weiterspielt. Die Chancen und der Druck unserer Mannschaft, die Fans auf den RĂ€ngen, die 90min Vollgas gaben. Und mitten drin stehe ich und gucke zu. Manchmal so sprachlos ob der Situation, dass ich wirklich beim Endspiel im Stadion stehe und brĂŒlle. Bis zur Halbzeit hatte ich ein gutes GefĂŒhl, wir hatten Chancen, die wir teilweise fahrlĂ€ssig vergeben haben und die Rangers waren eher defensiv orientiert mit kaum Drang nach vorne. Wir hatten definitiv die Oberhand, nur der Dosenöffner fehlte.
In der Halbzeit versuchte Papa nochmal sein GlĂŒck, da unsere Nachbarin kurz vorher mit zwei Wasserflaschen hoch kam, allerdings war nichts zu machen. Kein Wasser und selbst in den Toiletten war das Wasser abgestellt (spĂ€ter stellte sich heraus, dass es wohl keine TrinkwasserqualitĂ€t hatte). Ein Disaster. Der Hals wurde also immer trockener und der Körper Hitzte sich spĂŒrbar auf, was sich allerdings nicht auf die FangesĂ€ngen auswirkte. Nach wie vor Peitschten wir die Weißen nach vorne. Von den Rangers hörte man bis auf ein paar Male, bei dem sie immer lauthals das selbe Lied sangen gar nichts. Dem britischen Fussball fehlt es nicht an Stimme auf den RĂ€ngen, wohl aber an organisiertem Support. Schade, aber wenn ihr eure Chancen nicht nutzen wollt, Pech gehabt.
Papa sagte noch in der Halbzeit zu mir "Hier gewinnt der, der das erste Tor schießt". Wir kamen etwas fahrig aus der Kabine, der Druck ließ nach, Rangers hatte ein paar gute Minuten, aber die wurden abgewehrt. Als dann alles wieder etwas geregelter schien, passierte es: Fehler beim Kopfball, Tuta stolpert, Aribo ist durch und schiebt neben Trapp den Ball ins Netz. Was fĂŒr ein unglaubliches Slapstick Tor. DĂ€mlicher kann man nicht in RĂŒckstand geraten. In der Kurve wurde es still. Zumindest ganz kurz.
Die Leistung der Mannschaft war an diesem Tag wirklich nicht herausragend und eine blieben oftmals hinter ihren Möglichkeiten zurĂŒck und vertendelten BĂ€lle. Insgesamt war es allerdings wie oft in dieser Saison: Im letzten Drittel zu wenig und irgendwie auch ohne Idee. Das GefĂŒhl, das Ganze hier noch zu drehen schwand. Allerdings nur fĂŒr ein paar Minuten.
Dann schlug Kostic, mal wieder Kostic, seine gefĂŒhlt 20. Flanke auf den kleinen Borre, diesmal flach in den FĂŒnfer. Was wie ein völlig harmloser Ball wirkte und mich bereits fluchen ließ, hatte die Rangers aber wohl auf dem falschen Fuß erwischt. Borre hielt sein GoldfĂŒĂŸchen hin und schob den Ball rein. Die Kurve explodierte. Da war das Tor, das Ding aus dem Nichts, die Eintracht hatte sich wieder aufgebĂ€umt. Und wieder war es Borre, der in den Schlussphase dieser Saison wohl endlich seinen Torriecher gefunden hatte. Was fĂŒr eine Geschichte. Tor gegen Barca, Tor gegen West Ham, nun Tor im Finale. Es freute mich tierisch fĂŒr den Jungen, seine harte Arbeit in der ganzen Saison zahlte sich aus!
Nun war sie wieder da, die Kurve, die weiße Wand und hörte nicht mehr auf zu Singen. Es lag in der Luft, es war noch etwas möglich.
Die Mannschaft allerdings wurde zunehmend mĂŒder, Temperaturen und der ErsatzgeschwĂ€chte Kader machten sich bemerkbar. Lindstroem musste raus, Tuta ebenfalls, kurz vor Schlusspfiff dann auch der Seppl Rose, der sich spĂ€testens mit diesem Spiel Legendenstatus erarbeitet hatte. Doch dann der Schlusspfiff. Es ging in die VerlĂ€ngerung und es lag in Luft, dass eigentlich nur noch ein krasser Fehler das Spiel entscheiden konnte.
Mannschaft und TribĂŒne hĂ€ngten sich rein, die Ersatzspieler wurden ihrem Namen bis auf einem gerecht und man muss sich mal auf der Zunge zergehen lassen, wer am Ende fĂŒr die Eintracht verteidigt hat. Hasebe, Lenz, Toure. Von der nominellen Erbesetzung war keiner mehr auf dem Feld. Und Makoto steht da, mit seinen 38 Jahren und beruhigt die Hintermannschaft mit seiner Erfahrung. Wahnsinn! Allein das ist schon eine Geschichte.

In der 115. Minute fiel meinem Vater dann plötzlich etwas wichtiges ein. Er kramte in seinem Beutel und holte seine Pillendose raus, zog eine durchsichtige, graue Hartkapsel raus und schĂŒttete den Inhalt in seine HandflĂ€che. Jetzt war Opa auch im Stadion angekommen. Wir teilten uns das HĂ€ufchen auf, rieben uns damit die HĂ€nde ein, verdrĂŒckten ein TrĂ€nchen, solange der ausgetrocknete Körper es noch zuließ.
Opa kam wohl gerade noch rechtzeitig. Einen Augenblick spĂ€ter parierte Trapp eine Chance der Rangers, bei der ich mir sicher war, unsere PokaltrĂ€ume wĂŒrden sich soeben in Luft auflösen, kurz vor Schluss, der Todesstoß. Doch es kam anders. Trapp parierte, wir jubelten, der Schiri pfiff kurze Zeit spĂ€ter ab. Papa sagt immer, es gibt keine ZufĂ€lle. Fußball Fans tendieren zum Aberglaube. Dieser Schal muss mit, in diesem Trikot haben wir xy besiegt, das hatte ich beim Berlin Finale an. Vielelcijg war Opa der Zufall, den es brauchte, genau zu richtigen Zeit hat er uns von oben zugeschaut und Kevin hat pariert. Es gibt keine ZufĂ€lle.
Opa, ich hÀtte so gerne beide Karten Dir und Papa gegeben. Es hÀtte mir gelangt, mit Dir eine Sangria zu trinken und mich wirklich gefreut, wenn Du das Spiel hÀttest verfolgen können. Es war Dir nicht vergönnt, aber es hat wohl alles seine Zeit. Danke, dass Du mit uns dort warst. Ein kleiner Teil von Dir liegt nun oben im Estadio Ramón Sånchez Pizjuån, im Block S46, Reihe 21 (Wieder kein Zufall, selbe Reihe haben unsere DK PlÀtze im Waldstadion). Wir haben an Dich gedacht und vermissen Dich.

Nun hieß es alles oder nichts. Wieder ein Euro League Spiel im Elfmeterschießen entscheiden. Spannung bis zum Schluss, der Gipfel der NervositĂ€t. Und doch war ich Ă€ußerlich sehr ruhig. Irgendwas sagte mir, dass Trapp schon einen hĂ€lt. Beunruhigt eher ob unserer SchĂŒtzen.
Wir verloren die Platzwahl, und im Nachhinein bin ich recht froh darĂŒber, da so etwas auch immer den Druck nehmen kann. DafĂŒr durften wir Nachlegen, bei Elfmeter Schießen immer gut.
Die ersten drei SchĂŒtzen beider Teams trafen, wobei die Rangers sehr gut schossen. Dann sagte ich laut vor dem vierten Rangers SchĂŒtzen zu mir selbst "Mensch Kevin, denk an die Izabelle" und Trapp machte sich unsterblich und parierte Den Ball von Aaron Ramsey. In der Kurve begann die Kernschmelze. Es kochte. Kostic verwandelte, wobei ich es irgendwie gepasst hĂ€tte, wenn er verschießt. Es wĂ€re einfach Diva mĂ€ĂŸig Eintracht gewesen und so ganz sein Spiel war es nicht. Aber er traf und das bedeutete zwei MatchbĂ€lle fĂŒr uns. Der SchĂŒtze der Rangers verwandelte mit Hilfe des Pfostens, obwohl Trapp die Ecke ahnte und nun lag es an unserem kleine Kolumbianer, die Eintracht nach 42 Jahren den Pokal nach Hause zu holen. Anfang der Saison noch oft gescholten, da er nicht traf und selbst die 100prozentigen auslies, stand er jetzt da am Elfmeter Punkt in Sevilla, vor einer blauen Wand, im wohl grĂ¶ĂŸten Spiel seiner Karriere und wartete auf den Pfiff des Schiedsrichters (der btw eine absolute Fluppe war und uns nur verpfiffen hat, keine GrĂŒĂŸe, du *********).
Papa wollte nicht so recht hingucken, ich starte gebannt. Pfiff, Anlauf, oben Links, Tor.
Die Kurve brauch auseinander.

Menschen lagen sich in den Armen, wer noch Wasser im Körper hatte, weinte TrÀnen der Freunde in den Nachthimmel von Sevilla. Ich umarmte meinen Vater, wischte mir die TrÀnen aus dem Gesicht und musste mich erst mal setzen.

Eintracht Frankfurt.
Gewinnt den Europapokal.
Ungeschlagen.
Und ich stehe im Stadion und sehe es mir an.
Der Gipfel der GlĂŒckseligkeit.
Was diese Truppe geleistet hat, was dieser Trainer geleistet hat, es wirkt wie im MĂ€rchen! Und das ist es auch ein MĂ€rchen, wie es nur ein Verein wie Eintracht Frankfurt schreiben kann. Mit Fans, mit Umfeld, mit Tradition, welche man fĂŒr Geld nie kaufen können wird. Es wirkt wie die Rache an einem System, dass solche Geschehnisse gar nicht zu dulden scheint.

Und doch stehe ich da, oder Knie, ich weiß es nicht mehr.
Mein Körper wirkte auf einmal wie ausgepumpt. Leer, Platt, GefĂŒhlslos. Ich weiß bis jetzt nicht, wie ich das einordnen soll, ob ich nicht doch irgendwann aufwache und alles nur getrĂ€umt war.
In Frankfurt singen wir bei "Schwarz Weiß wie Schnee", dass wir den DFB Pokal/UEFA Cup und die deutsche Meisterschaft holen. Manchmal fand ich das selbst etwas ĂŒberzogen, weit weg der RealitĂ€t, vielleicht zurecht von anderen Fans belĂ€chelt, schien die Eintracht doch Jahrelang wie ein Verein, der ab und zu zwischen den Ligen pendelt und sich im Niemandsland einordnet. Und jetzt, innerhalb von vier Jahren, sowohl den DFB Pokal als auch den Europacup. Das kann doch alles nicht ganz war sein. Oben drauf die direkte Qualifikation zur Champions League. Champions League. In Frankfurt. Im Waldstadion. Mit Hymne...
Das gab's bis dato bei mir nur bei FIFA an der Play Station im Karriere Modus. Und selbst da fĂŒhlte ich mich manchmal absolut bescheuert, wenn Frankfurt dann den Digital-Pott holte.

Und nun stehe ich in Sevilla, die Mannschaft erhĂ€lt den Pokal. Meine GefĂŒhlswelt unbeschreiblich. Axel Hellmann hat einen Tag spĂ€ter im Römer gesagt, dass es nicht verwunderlich ist, im Jahr von Grabowskis Tod den Titel wieder nach Frankfurt zu bringen. Wieder ist er da, der Kein-Zufall. Der Kreis schließt sich. FĂŒr den Verein, fĂŒr die Spieler, die vor ein paar Jahren in London Danke waren und so unverdient ausschieden. Und irgendwie auch fĂŒr mich, der im Leben nicht damit gerechnet hĂ€tte, einmal einen europĂ€ischen Titel mit der Eintracht erleben zu dĂŒrfen. Mir war der DFB Pokal ja bereits genug...
Die Diva, sie hat fĂŒr uns gebeten. Und sie wurde erhört.

Als die Mannschaft vor der Kurve stand, sagte ich dann gar nichts mehr, sondern genoss den Anblick der Spieler, die ihre Leistung selber kaum fassen konnten.
Der Durst trieb uns dann etwas frĂŒher aus dem Stadion, als vielleicht nötig gewesen wĂ€re, doch wir mussten trinken. Seit mittlerweile rund 8 Stunden mehr oder weniger ohne FlĂŒssigkeit war es einfach an der Zeit. Der RĂŒckweg war ruhig und jeder war in sich gekehrt und wir hielten nach Bars Ausschau, um noch einen Absacker zu trinken und das Ganze zu verarbeiten. Aber auch dem hatte die UEFA wohl einen Riegel vorgeschoben. Auf der Fan Meile war auch nichts mehr los, aber in einer Seitenstraße fanden wir ein Hotel, dass und Bier verkaufte und uns wohl auf ne Nachfrage nach einer Coke auch ein bisschen weißes Pulver andrehen wollte. Wir lehnten dankend ab und gingen mit Bier und Cola zurĂŒck zu unserer Unterkunft, ab auf die Dachterrasse. Der Tag war fĂŒr alle Beteiligten emotional und physisch einfach zu anstrengend, als dass wir jetzt noch groß Lust hatten, die letzte offene Kneipe der Stadt zu finden. Wir tranken Bier in der immer noch warmen Luft Sevillas und schauten uns die Reaktionen daheim und aus dem Stadion an. Nach und nach trudelten die Leute aus unserer Gruppe ein, die woanders im Stadion waren oder das Spiel auf der Fanmeile verfolgten. Wir tauschten unsere Emotionen aus und ließen den Abend ausklingen. Nach einer kurzen, kalten Dusche fiel ich ins Bett, absolut kaputt.

Der Rest der Reise ist schnell erzĂ€hlt. Den Tag ließen wir Langsam angehen, frĂŒhstĂŒckten gemĂŒtlich direkt um die Ecke in einem noch besseren CafĂ© als am ersten Tag und spazierten dann durch die Stadt zu unseren Autos. Fahrt nach Faro, Mietwagen mit Gasoleta statt Diesel betanken (GrĂŒĂŸe an den Vater) und ab zum Flughafen. Sie Stimmung war gut, aber ruhig. Man merkte jedem an, dass er erst einmal verarbeiten musste, was da geschehen war. Flug nach Lissabon, ereignislos. Dann leider VerspĂ€tung und sinnloses Rumsitzen auf dem Rollfeld (Portugiesen sind auch keine Meister der Kommunikation), dann endlich mit einer Stunde VerspĂ€tung Landung in Frankfurt mit herrlichem Anblick auf die Skyline und das Stadion, rot erleuchtet. Mit etwas Ärger an der GepĂ€ckausgabe auf Grund lĂ€ngerer Wartezeit schloss sich unsere Reise. Mir wars egal, die Mutti war bereits frĂŒher von Sevilla geflogen und hatte kĂŒhles Bier zum abholen mitgebracht. Also stand ich vorm Flughafen und trank ruhig mein Bier, bevor wir dann endlich nach Hause fuhren.

Von Papa lief ich selig mit einem Radler nach Hause. Irgendwie fĂŒhlte es sich sehr komisch an, nach Hause zu kommen. Viel lieber sĂ€ĂŸe ich noch in Sevilla, um das ganze irgendwie zu verarbeiten. Solche Spiele VerĂ€ndern einen und ich weiß jetzt, warum mein Vater damals nach Berlin, wo er im Stadion war, einige Tage letargisch gar nicht ansprechbar war. Viel geschlafen hat und gar nicht richtig drĂŒber reden konnte. Klar, Berlin kam vielleicht noch ein Tick ĂŒberraschender als der jetzige Titel, aber insgesamt geht es mir nun Ă€hnlich. Nun beginnt ein Prozess des Verstehens, des Wahrwerdens und irgendwann denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurĂŒck, denke Opas Asche im Block S46 und verdrĂŒckt eine TrĂ€ne. Danke, heilige Diva, Danke fĂŒr deine Gnade.
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adler_rodgau schrieb:

Habe es immer noch nicht verarbeitet.
Eintracht Frankfurt hat den Europapokal gewonnen.
...
Danke, heilige Diva, Danke fĂŒr deine Gnade.


Ein sehr lesenswerter Bericht. Fesselnd, eine grosse Freude!
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Sehr schöne und lesenswerte Schilderungen 👍
Bei Rodgau’s AusfĂŒhrungen mußten wir oftmals grinsen, da sind wirklich sehr kreative Umschreibungen dabei 😁
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Nachdem meine Versuche ein Ticket fĂŒr Sevilla bzw ein Ticket fĂŒrs PV im Waldstadion klĂ€glich scheiterten fand ich mich schon damit ab, diesen Titelgewinn, der dann spĂ€ter kommen sollte, zuhause am Fernseher anzuschauen.
Dann kam jedoch noch Freitag, der 13. der sich fĂŒr mich zum GlĂŒckstag entpuppen sollte. Da es fĂŒr das PV nochmal einen Ticketnachschlag geben sollte, saß ich am besagten Freitag vor dem PC und konnte ein "Vorplatzticket" fĂŒr mich verbuchen ... So nun hatte ich auch ein Ticket, aber was war nun mit 2 Tagen Urlaub, die ich dazu eigentlich benötigte? Mit meiner ganzen Überredungskunst konnte ich meinem Chef dann doch klar machen, das es ohne mich nicht geht und die Eintracht mich braucht
Ich war so ĂŒberzeugend, ich hĂ€tte sogar einem Beduinen in der WĂŒste ne Heizdecke verkaufen können
Nun hatte ich Ticket und Urlaub, aber wie jetzt von NRW nach Frankfurt kommen? Auto ist nicht wegen Alkohol, aber als DK-Inhaber habe ich ja auch ne Bahncard und entschied mich fĂŒr die Deutsche Bundesbahn, wie sie ja frĂŒher einmal hieß und buchte Die Hinfahrt von Soest mit Umstieg Kassel nach FFM, sowie die RĂŒckfahrt mit dem Nightjet FFM ab 00:52 Uhr nach Göttingen, zurĂŒck bis Kassel und von da bis Lippstadt. Die Buchung fĂŒr die RĂŒckfahrt war aus terminlichen GrĂŒnden nicht anders machbar, sollte sich aber dann wĂ€hrend des Spieles als Fehler heraus stellen.
Die Hinfahrt stand ganz im Zeichen des Finales. Jeder der mich in den Bahnhöfen und ZĂŒgen sah, wĂŒnschte mir fĂŒr den Abend Viel GlĂŒck.
Um 15 Uhr erreichte ich dann auch schon meine alte Heimatstadt und ging erstmal in der NĂ€he vom HBF zu einem Italiener. Was sollte man bei einem spanischen Spielort und einem schottischen Gegner auch anderes essen als einen Pizza?
Gut gestĂ€rkt fuhr ich dann recht zeitig zum Stadion raus und ĂŒberbrĂŒckte die Wartezeit mit einigen gespritzten. Was soll man auch sonst anderes trinken, wenn man NRW wohnt und dort keinen Äppler bekommt.
Nachdem die Öffnungszeit fĂŒr 18 Uhr angekĂŒndigt war, öffneten sich dann pĂŒnktlich um 18:20 Uhr die Tore.
Die Innenraum/Oberrang/Unterrang-Inhaber bekamen alle ein BĂ€ndchen...Ich mit meinem Vorplatzticket leider nicht
Aber was soll`s, dachte ich mir Hauptsache du bist dabei und machte mich erstmal ganz vorne am Absperrgitter breit und hatte meine ArmstĂŒtze bzw konnte mich anlehnen.
Dann begann das Spiel und in der 9. Minute der erste Schock mit Rode, aber er konnte gottseidank weiter machen. Die Rangers waren bockstark und ich erhoffte irgendeinen dĂ€mlichen Konter, der dann ganz dĂ€mlich im Rangers-Tor landen sollte, aber zur Halbzeit ein 0:0. Nun gut dachte ich mir und dopte mich erneut mit Äppler
57. Minute und die Rangers fĂŒhrten duch Aribo...Dreck, das wird heute nix, dachte ich...und hatte TrĂ€nen in den Augen
69. Minute und ich schrie: "Borre, du Teufelskerl" .... rannte quer ĂŒber den Vorplatz und umarmte jeden, der nicht bei 3 in den BĂ€umen saß
VerlÀngerung  und ich dachte, jetzt passiert es und wir hauen die Rangers raus...doch es passierte nichts, ausser das uns Kevin am Leben hielt.
So langsam zeichnete sich ein Elfmeterschießen ab und ich dachte bei mir Scheisse du mußt los um deinen Zug zu kriegen und sagte zu mir "warum hast du völlig verblödeter Depp nicht einen Zug spĂ€ter gebucht?"
Da ich zum Ende der VerlĂ€ngerung ja auch nicht wusste, ob nur 5 gegen 5 oder danach auch noch 1 gegen 1 zur Entscheidungsfindung nötig wurde, habe ich schweren Herzens das Waldstadion nach der VerlĂ€ngerung verlassen. HR Info auf den Smartphone eingeschaltet und los zum Sportfeld (oder Frankfurt-Stadion, wie es auf neudeutsch heißt )Die Entscheidung bekam ich aber unterwegs bereits durch die GerĂ€uschkulisse mit und wußte bereits bei Ankunft Sportfeld, dass wir das "Ding" nach Hause geholt haben.
Schließlich nahm ich im Nightjet zufrieden Platz, weil ich heute Abend UEFA-Cup-Sieger 2022 geworden bin.
Im Zug lernte ich dann noch ein Eintracht-PĂ€rchen aus Hannover und einen Eintracht-Fan aus Oldenburg kennen. Die RĂŒckfahrt im Zug nach NRW gestaltete sich fĂŒr mich zum Triumpfzug. Die Bahnangestellten und Mitreisenden standen Spalier zum gratulieren
"NÀchster Halt Göttingen" quakte es aus dem Lautsprecher und ich verabschiedete mit von den "Norddeutschen".
Nun hatte ich 1 Stunde Zeit um den Zug nach Kassel zu bekommen, da ich in Kassel nochmal Richtung Lippstadt umsteigen musste.
Wenn ihr jemals zwischen 3:14 Uhr und 4:14 Uhr in Göttingen umsteigen mĂŒsst, versucht es zu vermeiden ... In diesem Kackbahnhof gibt es keinen Kaffeeautomaten...von nem Kiosk oder gar einer offene BĂ€ckerei ganz zu schweigen.
Den fehlenden Kaffee von Göttingen konnte ich dann glĂŒcklicherweise in Kassel wett machen und musste diesen nichtmal bezahlen. Als "UEFA-Cup-Sieger" gab man mir den Kaffee aus. Ehre wem Ehre gebĂŒhrt
Morgens um halb 8 Uhr erreichte ich dann erschöpft, aber glĂŒcklich wieder LippstĂ€dter Boden. Meine Frau, die am Bahnhof auf mich wartete, hörte mich bereits ankommen; denn mit meinem Bass erklang "Und wir haben den UEFA-Cup..Eintracht..Eintracht" und die Gesichter der verdutzten LippstĂ€dter waren köstlich.
So kam ich glĂŒcklich und "stolz wie Oskar" wieder zuhause an und war froh das ich "dabei" sein konnte.
Weitere 42 Jahre könnten fĂŒr mich warscheinlich zu spĂ€t sein...dann wĂ€re ich 106...aber man sollte seit James Bond "Niemals nie sagen"
Jetzt, wo ich grade hier sitze und diese Zeilen schreibe, habe ich es immer noch nicht ganz realistiert, das wir Geschichte geschrieben haben und kann nur sagen: Das ich als Mitglied und DK-Inhaber unendlich stolz und glĂŒcklich bin diesem Verein anzugehören ....tbc .... NĂ€chste Saison CL (die kennen uns noch net)
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Habe es immer noch nicht verarbeitet.
Eintracht Frankfurt hat den Europapokal gewonnen. Ich weiß, dass wir vor ein paar Jahren noch die Relegation auf einer kleinen Leinwand im Waldstadion geschaut haben. Seferovic hat uns erlöst und das schlimmste war abgewendet. Eintracht Fan sein bedeutete schon immer leidensfĂ€hig sein, Ambivalenzen aushalten, ein Wellenbad der GefĂŒhle. Es war immer möglich (und ist es immer noch), dass man gegen große Clubs Spiele abliefert, die nicht von dieser Welt scheinen, wĂ€hrend dann eine Woche spĂ€ter gegen einen besseren Zweitligisten man wieder gar nichts zusammen lĂ€uft.
Wenn man frĂŒher im Fussball Training mit Eintracht Trikot kam, wurde man belĂ€chelt. Der Adler hatte noch nicht die Strahlkraft von heute, zwar regional gesehen der grĂ¶ĂŸte Verein, aber fĂŒr guten Fussball stand man in meiner Jugend nicht. Doch das war auch nie das, was den Verein ausgemacht hat. Man braucht nicht beliebt zu sein, man ist eine eingeschworene, ja eine heilige Gemeinschaft. Erst wenn man dazu gehört, versteht man langsam, was dieser Verein ĂŒberhaupt bedeutet. Nicht das Schöne, das Glitzern, die Marketing Fassade, wie viele Clubs aus Europa es sich mit Millionen aus Russland und Nahost erkaufen wollen nein. Nein, eine Gemeinschaft. Die kann man nicht kaufen, nur erarbeiten.
Dass die Mannschaft und der Verein in Sevilla sich in den Himmel des europĂ€ischen Fussballs geschossen haben, war vorrangig nicht das Ergebnis von Geld und Sponsoren, sondern von Arbeit, Zusammenhalt und UnterstĂŒtzung. Ein Team kann man nicht kaufen. Nicht im Fussball, nicht auf der Arbeit, nicht im Freundeskreis. Es wĂ€chst, es ist dynamisch, manchmal anstrengend, dann wieder sehr belohnen, aber einfach Kaufen, das geht nicht.
Es bildet sich aber auch durch Widerstand, durch das BelĂ€cheln, durch die Herablassung. Seit dem ich mein Herz an die Diva verloren habe, das war beim DFB Pokal Spiel gegen S06, mein erster Stadion Besuch, wurde man immer noch BelĂ€chelt. Eintracht Fan hat bedeutet, sich mit wenig zu BegnĂŒgen, sich dem Hohn anderer "Fans" auszusetzen, sich im Training anzuhören, was fĂŒr ein Witzverein man doch sei. Es kamen Abstiege, stĂ€ndige Saisons im Niemandsland der Tabelle, ein Hin und Her, Spieler, die nicht lange blieben. Konstant war eigentlich nur die Unkonstanz. Als man sich seit Jahren dann wieder, nach Abstiegen, 2017 fĂŒr ein Finale im DFB Pokal qualifizieren konnte, war die Euphorie groß. Doch die Mannschaft schien noch nicht bereit. Doch der Verein, die Fans, die Spieler. Alle hatte Blut geleckt. Und ein Jahr spĂ€ter wurde vollendet. Auch wenn ich 2018 nicht im Stadion war, das GefĂŒhl war Wahnsinn. Ein Titel der Eintracht. Nach dieser langen Zeit. Ich kann heute noch nicht richtig beschreiben, wie ich mich in diesem Moment gefĂŒhlt habe. Es wurde alles zurĂŒck gezahlt. Die Leiden, die Katastrophalen Sonntagsspiele in der zweiten Liga vorm TV, bei denen mich Freunde fragten, warum ich mir das ĂŒberhaupt antue. Es war der Gipfel. Etwas völliges unreales. Aber als ich auf dem Römer stand, die Mannschaft den Pokal hochreckte, Der Prince seinen Satz fĂŒr die Ewigkeit sagte, da dachte ich , da hatte ich alles gesehen, was ich je wollte. Ich war durch. Eintracht Frankfurt durchgespielt. Besser wird es nicht mehr. Über eine Meisterschaft zu reden scheint bei der Gewichtsverteilung eh Absurd. Und sich man in einem Europa Pokal durchzusetzen bei all den stĂ€rkeren Mannschaften quasi absoluter Quatsch.
Doch es ging ein Ruck durch den Verein. Was folgte, war völlig krank. Trainer weg, Mannschaft auf links gedreht aber eine Reise durch die Europa League, mit einer fussballerischen QualitĂ€t, wie ich sie bei Eintracht Frankfurt noch nie gesehen habe. Ein Durchmarsch, eine Macht. Und kurz vorm Gipfel ungeschlagen im Elfmeter-Schießen ausgeschieden. Jeder war sich sicher: Das wiederholt sich so schnell nicht mehr. So nah kommen wir einem EuropĂ€ischen Pokal nie wieder.
Es kam wieder ein Umbruch. Corona, eine andere Mannschaft, finanziell konnte man sich wohl ĂŒber Wasser halten, aber die Mannschaft war eine andere.
Leere Stadien, Keine Freunde treffen, Fussball gerÀt in den Hintergrund...
Dann die historische Chance auf die Champions League, so nah kann man gar nicht ran kommen. Und dann durch das Ego eines einzigen Mannes verspielt. GrĂŒĂŸe gehen raus. Die Qualifikation fĂŒr die Euro League wirkt wie ein Trostpreis ob der vertanen Chance, die ĂŒber die Bundesliga so schnell nicht mehr kommt. Nicht mit unseren Mitteln.
Doch die Stimmung war irgendwann wieder da, Fans durften wieder kommen, erst einige, dann gegen FĂŒrth auch wieder alle. Nur um dann den FC Barcelona zu einem EuropĂ€ischen Heimspiel begrĂŒĂŸen zu dĂŒrfen. Vor vollem Haus. Im Waldstadion. Was will man eigentlich noch mehr? Ein Pflichtspiel. Gegen Barca. Völliger Wahnsinn. Dann eine Choreo fĂŒr den JĂŒrgen. 90 min Vollgas. Und was macht eine Mannschaft, die indivuell nicht nur den ĂŒberbezahlten Schönlingen aus Spanien, sondern wohl auch der Mannschaft der 18/19er Saison unterlegen schien? Sie ringt der Übermannschaft ein Unentschieden ab, um eine Woche spĂ€ter wohl eines der legendĂ€rsten AuswĂ€rtsspiele der Vereinsgeschichte abzuliefern und Barca steht da, schaut 30k Leute im Camp Nou an, und heult spĂ€ter wie eine Schulhof Mannschaft, dass so viele Fans da waren. Absoluter Wahnsinn.
Daheim auf der Couch saß ich, Corona gebeutelt und traurig, ein solches Spektakel verpasst zu haben. Ich wollte gar nichts hören. Von diesem Triumph, von dieser Ekstase. Ich wollte nur, dass es weiter geht.
Diesmal ganz zum Ende. Zum Finale. Und dann. Wieder London. West Ham, ein Halbfinale. Aber nun das Hinspiel dort und das RĂŒckspiel vor den besten Fans der Welt. Wenn es diesmal nix wird, weiß ich auch nicht weiter.
Klar, die Mega AuswĂ€rtskulisse im Hinspiel blieb aus. Und da die Vereine jetzt auch wissen, was sie mit Frankfurt erwartet, wird es wohl nie wieder ein zweites Barca geben. Die Mannschaft unbeeindruckt. Kaum Siege in der Bundesliga, aber gegen West Ham drehen sie auf und gewinnen. Sogar souverĂ€n. Beste Anzeichen fĂŒrs Hinspiel. Direkt nach dem Hinspiel buchen wir Flug und Hotel nach Sevilla. Es muss diesmal alles passen. Es muss.
Eine Woche warten. Die Nerven sind angespannt. Konzentration auf irgendwas anderes nicht möglich. Noch bis kurz vorm Anstoß wusste ich nicht, was ich fĂŒhlen sollte. Noch beim Halten der Blockfahne im Oberrang kann ich die Emotionen nicht deuten. Was folgt, ist eine Achterbahn Fahrt. Hinti mit Verletzung raus, alles scheint gegen uns zu stehen. Doch die Eintracht hat das GlĂŒck des TĂŒchtigen. Rot fĂŒr West Ham. Tor durch BorrĂ©. Ein ungefĂ€hrdeter Sieg. ABPIFF. FINALE! TrĂ€nen, emotionaler Stillstand, Platzsturm, richtig feiern mit der Mannschaft war nicht möglich. Was man fĂŒhlen sollte, war mir nicht klar.
Es schien surreal. Eintracht Frankfurt erreicht das Finale des Europapokals. Was soll man davon halten? Es folgt eine chaotische Ticket Vergabe, etwas enttÀuscht, kein Ticket zu erhalten, aber kurz vor der Entscheidenden Woche kommt langsam die absolute Freude, nach Spanien zu Fliegen.

Freitag vor dem Endspiel. An arbeiten ist nicht wirklich zu denken, man unterhĂ€lt sich, klickt im Netz rum, liest Artikel ĂŒber historische Chancen und ForeneintrĂ€ge, tippt auf dem Handy rum. Die Zeit geht nicht um. Dann doch kurz arbeiten, ne halbe Stunde nicht aufs Handy geguckt und die Mail verpasst. Die Uefa schreibt, es sind noch Rest Tickets verfĂŒgbar. First Come, first Serve. Ab sofort. Ich könnte heulen. Den ganzen Tag am Handy gehangen und im entscheidenden Moment die Mail verpasst. Ich logge mich ein, aktualisiere die Seite. Nichts scheint zu gehen, immer wieder kommen vereinzelt PlĂ€tze rein, doch anderw sind schneller. Im Warenkorb können Sie nicht landen.
Also ich beinahe schon die letzte Hoffnung aufgegeben habe, starre ich nach dem hundertsten Klick auf "Buy" unglaublich auf den Bildschirm. Da sind zwei Tickets fĂŒr 100€, regulĂ€re Tickets in meinem Warenkorb. Ich versuche zu zahlen, die erste Kreditkarte wurde abgelehnt, ich denke mir schon "Das wars", jetzt flieg ich eh wieder raus. Doch offensichtlich funktioniert das Ticketing der UFEA etwas besser als das der Eintracht und die Kreditkarte meines Arbeitskollegen wird akzeptiert und did Buchung geht durch. Endspiel Tickets. Ich habe Endspiel Tickets. Mich ĂŒberwĂ€ltigen meine GefĂŒhle. Ich weiß nicht, was ich denken oder tun soll. Zwei Tickets. Wir brĂ€uchten fĂŒr die Gruppe doch fĂŒnf. Irre.
Erst mal aufs Rad heim, im Feld ein Schöppche trinken und alles sacken lassen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Das ganze Wochenende umtreibt mich der Gedanke, was ich machen soll. Die Karte meinem Bruder geben, der immer mit mir auf dem Dauerkarten Platz sitzt und jedes Spiel zusammen verfolgt? Moritz, meinem Trauzeugen, dann umgehe ich die die Situation entweder Christian oder Papa draußen zu lassen? Oder doch einfach Papa und seinem Kollegen die Karte geben, die auf so vielen AuswĂ€rts Spielen in der EL waren und die es sich auch irgendwie verdient hĂ€tten...
Ich schiebe die Entscheidung vor mir her. Das Wochenende ist unruhig und unentschlossen. Schließlich der Konsens fĂŒr mich: Papa kommt mit, Moritz und Christian bleiben beim Fan Fest. FĂŒr mich die sicher unangenehmste Entscheidung meines Lebens. Ich kann vorweg nehmen: Ich konnte mich erst wieder richtig freuen, als wir schließlich in Sevilla waren.
Doch es tat auch gut, die Entscheidung zu treffen.
Etwas losgelöst konnte ich meinen Rucksack packen und den Montag abwarten.
Kurze Nacht, drei Uhr raus, ab zum Flughafen. Am Gate noch ein Jacky Cola, dann ab nach Lissabon, Stimmung ist gut, aber auch erwartungsvoll. Noch nie war ich mit der Eintracht in Europa AuswÀrts unterwegs. Es war finanziell schlicht nicht drin. Und dann direkt ein Endspiel. Mit Tickets. Wow.
In Lissabon ein kurzer Stop, Bierchen und bisschen was essen, dann weiter nach Faro.
Bierchen tat mir wohl nicht gut, mit dem Mietwagen erst mal ein ein Poller umgefahren. Der Vermieter nimmts mit Humor, wedelt mit dem zerdellten Ding und ruft "This is your cup". Nun ja, dann halt los. Autobahn, es wird immer heißer, zwei Stunden nach Sevilla. Auto geparkt und ein Spaziergang durch die heißen Gassen. Die Medien hatten nicht gelogen. Überall Blau, ĂŒberall Schotten. Die ganze Stadt ist voll davon. Frankfurter kann man am Dienstag noch an einer Hand abzĂ€hlen.
Die Stimmung aber gut. Die Schotten durch die Bank weg sehr nette Menschen und fassen dich gerne an. Hornhaut vom HĂ€ndeschĂŒtteln ist die Folge.
Doch wir sind etwas platt von der Reise und Hitze. 35 Grad plus. Erst mal in die Klimatisierte Bude, etwas runter kommen. Dann ab durch die Stadt, alles erkunden. Sevilla ist heiß, aber schön. Die PlĂ€tze voll mit Schotten, ĂŒberall wird gesungen und gefeiert. Bierchen fließen. Nach Essen und Spaziergang wird sich erst mal ausgeruht und dann nochmal in die Stadt, die allerdings immer leerer wird. Die Kneipen machen viel frĂŒher zu, als wir dachten und man musste etwas suchen, bis wir schließlich im Capitol landen, wo keine Sau ist. Egal, Jungs vom Efc und wir stellen die Bluetooth Box aufn Tisch, Malle Songs raus, Jacky Cola bestellt. Halbe Stunde spĂ€ter ist die Bude rappelvoll, Eintracht und Rangers feiern gemeinsam, Stimmung ist vorhanden. Wir lassen den Abend ausklingen und fallen irgendwann völlig ĂŒbermĂŒdet in die Federn. Morgen ist Endspiel. Einen trinken wir noch und dann greifen wir an!

Am nĂ€chsten Tag ballert der SchĂ€del, die Hitze macht bereits morgens ihr ĂŒbriges. FrĂŒhstĂŒck suchend, schlappen wir durch die Stadt, die Mutti findet was bei TripAdvisor und der Weg hat sich gelohnt. Wir FrĂŒhstĂŒcken ausgiebig und fĂŒr mich sollte es die letzte Mahlzeit des Tages bleiben.
Doch es ist so heiß, wir warten Bier trinkend in unserer Bude auf drei weitere Jungs, die heute erst Anreisen. Stimmung ist super, es wird erzĂ€hlt und gelabert doch ab Mittag hĂ€lt uns nix mehr und wir laufen geschlossen zum Fan Fast auf den Prada San Sebastian. Die Eintracht hat BĂŒhne und Leinwand aufgebaut, es erwartet uns eine weiße Masse an Leuten. Es gibt Bier, gute Laune, Live Auftritte. Doch das alles kommt nicht so ganz an mich ran. Langsam werd ich nervös, will am liebsten schon zum Stadion und das alles hinter mich bringen. Kann mich nicht konzentrieren. Und will auch gar nichts mehr Bier trinken. Im Nachhinein wohl ein guter Schachzug.
Nun vergeht die Zeit Leider kaum noch. Ich latsch ĂŒber die Fan Meile, treffe Freunde, quatsche etwas, aber AufnahmefĂ€hig bin ich nicht...
Immer wieder nervös der Blick auf die Uhr, bis endlich der Fan-Marsch Richtung Stadion los geht. Als das Signal kommen, trennen wir uns von den Jungs ohne Ticket, eine weise Entscheidung, denn der Fan Marsch entpuppte sich als schrecklich.
Anfangs zogen wir gut gelaunt durch die Straßen Sevillas, feierten und sangen, wurden von Einwohnern gefilmt und beklatscht. Kurz vorm Stadien dann berittene Polizei und immer wieder anhalten und Pferde-Sperren, die den Zug der Fans von aufteilen sollte. Die Stimmung wurde zunehmend gereizter und 300m vorm Stadion dann der endgĂŒltige Stillstand. Problem an der Sache: Kein Trinken, 40 Grad pralle Sonne mitten auf dem Asphalt, vor uns die Pferde, der Schweiß ran an uns runter. Von der Polizei keinerlei Kommunikation. FĂŒr unsere Belange wurde sich nicht interessiert. Eine Stunde kamen wir keinen Meter voran, Pferde vor uns, weiße Masse hinter uns. Völlig Absurd. Ich fand zwar noch 20€ auf dem Boden, was allerdings nur ein schwacher Trost war. Die Stimmung kippte, Angst, nicht rechtzeitig auf den PlĂ€tzen zu sein, machte sich breit. Dann endlich ein Pfiff und wir durften durch. Nochmal umstĂ€ndlich um ein paar HĂ€user Blocks und dann standen wir vor der ersten Kontrolle, in der dann die Tickets via Bluetooth aktiviert wurden. Das klappte erstaunlich reibungslos.
Direkt im Anschluss wieder Kontrolle, diesmal Polizei. Alle Taschen leer. Trotz der Email der Eintracht, in der explizit erwĂ€hnt wurde, dass Powerbanks auf Grund der elektronischen Tickets empfohlen werden, wurden diese Kommentarlos mit andere GegenstĂ€nde in MĂŒlltonnen gepfeffert. Keine ErklĂ€rung, kein Pardon, keine Widerrede. Schikane pur. Wie schon beim Marsch gab die Polizei kein gutes Bild ab und wirkte definitiv nicht deeskalierend. Aber man kennt dies ja.
Gut, Papa wollte sich das nicht bieten lassen und trotz meiner Warnung, dass der Bulle ihn zu Brei boxt, wenn er die findet, steckte er sich das Ding in die Hose und suchte sich den Àltesten Polizisten, den er finden konnte und kam damit durch.
Dennoch die Behandlung und Haltung der Polizei war unterirdisch und eine Finales nicht wĂŒrdig. Zumal in der Stadt gar keine aufgehitzte AtmosphĂ€re herrschte.
Nach dieser Tortur waren wir endlich im Stadion. Beziehungsweise davor. Groß genossen haben wir das aber nicht, sondern sind direkt zu unserem Eingang gegangen, an dem wir die Tickets scannen mussten, nur um direkt wieder alle Taschen zu kontrollieren und nochmal ĂŒberprĂŒft zu werden. Diesmal von der Security mit Hund.
Nun ja, es scheint so als hÀtten wir nix dabei gehabt und wir konnten unsere PlÀtze aufsuchen.
Oberrang, direkt neben der Fan Kurve der Eintracht, eigentlich schön im Schatten sogar. Bei Hochlaufen fielen uns direkt lange Schlangen auf, die fĂŒr GetrĂ€nke und Essen anstanden und da wir nach Aufsuchen unserer PlĂ€tze wider Erwarten noch ca. 1,5 Std zum Anpfiff hatten, wollte ich noch etwas zu trinken holen. Angestellt. Es ging sehr langsam voran. Nach gut 45 min sah ich dann das Kiosk. Ein kleiner Stand mit drei Jungen Kerlen vor einem fast leeren KĂŒhlschrank(!). Es sprach sich schnell rum. Wasser war leer, Essen gab es keines mehr. Nur noch alkoholfreies Bier, Cola und Fanta. Als ich dann nach einer Stunde anstehen endlich dran war, nur noch das Bier. Ich bestellt noch drei der letzten Dosen und sie wurden in einer Seelenruhe in Becher umgefĂŒllt. Kein Wunder, dass es hier alles ewig dauerte. Die Stimmung war auch hier schon wieder angespannt, aber nicht zwischen Fans, sondern nur auf den Veranstalter, der offensichtlich an diesem Tag gar nicht geplant oder im Griff hatte. Kein Wasser, leere GetrĂ€nke vorm Anpfiff und von jeder Cola Flasche mussten die Deckel abgeschraubt werden, man könnte sie ja werfen. Ich habe noch nie eine Veranstaltung besucht, die unfĂ€higer organisiert war. Katastrophe. Ob nun die UEFA die Schuld trĂ€gt oder der FC Sevilla, is mir scheiß egal. Absolute Amateure. Papa hatte mittlerweile PlĂ€tze in der Frankfurter Kurve besorgt, neben seinem Kumpel war noch was frei und so konnten wir endlich gegen 20.30 Uhr unsere PlĂ€tze einnehmen und uns aufs Spiel freuen. Das Bier verdunstete bereits noch vor Anpfiff.

Die nĂ€chsten drei Stunden in Worte zu fassen ist fĂŒr mich sehr schwierig. Die Choreo der Ultras, die EL Hymne, der Kreis der Mannschaft, all das verschwamm ineinander. Wir waren platt, aber freuten uns. Schließlich der Anpfiff und die Eintracht spielte ihr erstes Europa Pokal Finale seit 42 Jahren...

Ich habe wohl schon bessere Spiele gesehen, aber in ihrer Dynamik wohl kaum ein spannenderes. Der Seppl, der nach ein paar Minuten blutet und mit Verband weiterspielt. Die Chancen und der Druck unserer Mannschaft, die Fans auf den RĂ€ngen, die 90min Vollgas gaben. Und mitten drin stehe ich und gucke zu. Manchmal so sprachlos ob der Situation, dass ich wirklich beim Endspiel im Stadion stehe und brĂŒlle. Bis zur Halbzeit hatte ich ein gutes GefĂŒhl, wir hatten Chancen, die wir teilweise fahrlĂ€ssig vergeben haben und die Rangers waren eher defensiv orientiert mit kaum Drang nach vorne. Wir hatten definitiv die Oberhand, nur der Dosenöffner fehlte.
In der Halbzeit versuchte Papa nochmal sein GlĂŒck, da unsere Nachbarin kurz vorher mit zwei Wasserflaschen hoch kam, allerdings war nichts zu machen. Kein Wasser und selbst in den Toiletten war das Wasser abgestellt (spĂ€ter stellte sich heraus, dass es wohl keine TrinkwasserqualitĂ€t hatte). Ein Disaster. Der Hals wurde also immer trockener und der Körper Hitzte sich spĂŒrbar auf, was sich allerdings nicht auf die FangesĂ€ngen auswirkte. Nach wie vor Peitschten wir die Weißen nach vorne. Von den Rangers hörte man bis auf ein paar Male, bei dem sie immer lauthals das selbe Lied sangen gar nichts. Dem britischen Fussball fehlt es nicht an Stimme auf den RĂ€ngen, wohl aber an organisiertem Support. Schade, aber wenn ihr eure Chancen nicht nutzen wollt, Pech gehabt.
Papa sagte noch in der Halbzeit zu mir "Hier gewinnt der, der das erste Tor schießt". Wir kamen etwas fahrig aus der Kabine, der Druck ließ nach, Rangers hatte ein paar gute Minuten, aber die wurden abgewehrt. Als dann alles wieder etwas geregelter schien, passierte es: Fehler beim Kopfball, Tuta stolpert, Aribo ist durch und schiebt neben Trapp den Ball ins Netz. Was fĂŒr ein unglaubliches Slapstick Tor. DĂ€mlicher kann man nicht in RĂŒckstand geraten. In der Kurve wurde es still. Zumindest ganz kurz.
Die Leistung der Mannschaft war an diesem Tag wirklich nicht herausragend und eine blieben oftmals hinter ihren Möglichkeiten zurĂŒck und vertendelten BĂ€lle. Insgesamt war es allerdings wie oft in dieser Saison: Im letzten Drittel zu wenig und irgendwie auch ohne Idee. Das GefĂŒhl, das Ganze hier noch zu drehen schwand. Allerdings nur fĂŒr ein paar Minuten.
Dann schlug Kostic, mal wieder Kostic, seine gefĂŒhlt 20. Flanke auf den kleinen Borre, diesmal flach in den FĂŒnfer. Was wie ein völlig harmloser Ball wirkte und mich bereits fluchen ließ, hatte die Rangers aber wohl auf dem falschen Fuß erwischt. Borre hielt sein GoldfĂŒĂŸchen hin und schob den Ball rein. Die Kurve explodierte. Da war das Tor, das Ding aus dem Nichts, die Eintracht hatte sich wieder aufgebĂ€umt. Und wieder war es Borre, der in den Schlussphase dieser Saison wohl endlich seinen Torriecher gefunden hatte. Was fĂŒr eine Geschichte. Tor gegen Barca, Tor gegen West Ham, nun Tor im Finale. Es freute mich tierisch fĂŒr den Jungen, seine harte Arbeit in der ganzen Saison zahlte sich aus!
Nun war sie wieder da, die Kurve, die weiße Wand und hörte nicht mehr auf zu Singen. Es lag in der Luft, es war noch etwas möglich.
Die Mannschaft allerdings wurde zunehmend mĂŒder, Temperaturen und der ErsatzgeschwĂ€chte Kader machten sich bemerkbar. Lindstroem musste raus, Tuta ebenfalls, kurz vor Schlusspfiff dann auch der Seppl Rose, der sich spĂ€testens mit diesem Spiel Legendenstatus erarbeitet hatte. Doch dann der Schlusspfiff. Es ging in die VerlĂ€ngerung und es lag in Luft, dass eigentlich nur noch ein krasser Fehler das Spiel entscheiden konnte.
Mannschaft und TribĂŒne hĂ€ngten sich rein, die Ersatzspieler wurden ihrem Namen bis auf einem gerecht und man muss sich mal auf der Zunge zergehen lassen, wer am Ende fĂŒr die Eintracht verteidigt hat. Hasebe, Lenz, Toure. Von der nominellen Erbesetzung war keiner mehr auf dem Feld. Und Makoto steht da, mit seinen 38 Jahren und beruhigt die Hintermannschaft mit seiner Erfahrung. Wahnsinn! Allein das ist schon eine Geschichte.

In der 115. Minute fiel meinem Vater dann plötzlich etwas wichtiges ein. Er kramte in seinem Beutel und holte seine Pillendose raus, zog eine durchsichtige, graue Hartkapsel raus und schĂŒttete den Inhalt in seine HandflĂ€che. Jetzt war Opa auch im Stadion angekommen. Wir teilten uns das HĂ€ufchen auf, rieben uns damit die HĂ€nde ein, verdrĂŒckten ein TrĂ€nchen, solange der ausgetrocknete Körper es noch zuließ.
Opa kam wohl gerade noch rechtzeitig. Einen Augenblick spĂ€ter parierte Trapp eine Chance der Rangers, bei der ich mir sicher war, unsere PokaltrĂ€ume wĂŒrden sich soeben in Luft auflösen, kurz vor Schluss, der Todesstoß. Doch es kam anders. Trapp parierte, wir jubelten, der Schiri pfiff kurze Zeit spĂ€ter ab. Papa sagt immer, es gibt keine ZufĂ€lle. Fußball Fans tendieren zum Aberglaube. Dieser Schal muss mit, in diesem Trikot haben wir xy besiegt, das hatte ich beim Berlin Finale an. Vielelcijg war Opa der Zufall, den es brauchte, genau zu richtigen Zeit hat er uns von oben zugeschaut und Kevin hat pariert. Es gibt keine ZufĂ€lle.
Opa, ich hÀtte so gerne beide Karten Dir und Papa gegeben. Es hÀtte mir gelangt, mit Dir eine Sangria zu trinken und mich wirklich gefreut, wenn Du das Spiel hÀttest verfolgen können. Es war Dir nicht vergönnt, aber es hat wohl alles seine Zeit. Danke, dass Du mit uns dort warst. Ein kleiner Teil von Dir liegt nun oben im Estadio Ramón Sånchez Pizjuån, im Block S46, Reihe 21 (Wieder kein Zufall, selbe Reihe haben unsere DK PlÀtze im Waldstadion). Wir haben an Dich gedacht und vermissen Dich.

Nun hieß es alles oder nichts. Wieder ein Euro League Spiel im Elfmeterschießen entscheiden. Spannung bis zum Schluss, der Gipfel der NervositĂ€t. Und doch war ich Ă€ußerlich sehr ruhig. Irgendwas sagte mir, dass Trapp schon einen hĂ€lt. Beunruhigt eher ob unserer SchĂŒtzen.
Wir verloren die Platzwahl, und im Nachhinein bin ich recht froh darĂŒber, da so etwas auch immer den Druck nehmen kann. DafĂŒr durften wir Nachlegen, bei Elfmeter Schießen immer gut.
Die ersten drei SchĂŒtzen beider Teams trafen, wobei die Rangers sehr gut schossen. Dann sagte ich laut vor dem vierten Rangers SchĂŒtzen zu mir selbst "Mensch Kevin, denk an die Izabelle" und Trapp machte sich unsterblich und parierte Den Ball von Aaron Ramsey. In der Kurve begann die Kernschmelze. Es kochte. Kostic verwandelte, wobei ich es irgendwie gepasst hĂ€tte, wenn er verschießt. Es wĂ€re einfach Diva mĂ€ĂŸig Eintracht gewesen und so ganz sein Spiel war es nicht. Aber er traf und das bedeutete zwei MatchbĂ€lle fĂŒr uns. Der SchĂŒtze der Rangers verwandelte mit Hilfe des Pfostens, obwohl Trapp die Ecke ahnte und nun lag es an unserem kleine Kolumbianer, die Eintracht nach 42 Jahren den Pokal nach Hause zu holen. Anfang der Saison noch oft gescholten, da er nicht traf und selbst die 100prozentigen auslies, stand er jetzt da am Elfmeter Punkt in Sevilla, vor einer blauen Wand, im wohl grĂ¶ĂŸten Spiel seiner Karriere und wartete auf den Pfiff des Schiedsrichters (der btw eine absolute Fluppe war und uns nur verpfiffen hat, keine GrĂŒĂŸe, du *********).
Papa wollte nicht so recht hingucken, ich starte gebannt. Pfiff, Anlauf, oben Links, Tor.
Die Kurve brauch auseinander.

Menschen lagen sich in den Armen, wer noch Wasser im Körper hatte, weinte TrÀnen der Freunde in den Nachthimmel von Sevilla. Ich umarmte meinen Vater, wischte mir die TrÀnen aus dem Gesicht und musste mich erst mal setzen.

Eintracht Frankfurt.
Gewinnt den Europapokal.
Ungeschlagen.
Und ich stehe im Stadion und sehe es mir an.
Der Gipfel der GlĂŒckseligkeit.
Was diese Truppe geleistet hat, was dieser Trainer geleistet hat, es wirkt wie im MĂ€rchen! Und das ist es auch ein MĂ€rchen, wie es nur ein Verein wie Eintracht Frankfurt schreiben kann. Mit Fans, mit Umfeld, mit Tradition, welche man fĂŒr Geld nie kaufen können wird. Es wirkt wie die Rache an einem System, dass solche Geschehnisse gar nicht zu dulden scheint.

Und doch stehe ich da, oder Knie, ich weiß es nicht mehr.
Mein Körper wirkte auf einmal wie ausgepumpt. Leer, Platt, GefĂŒhlslos. Ich weiß bis jetzt nicht, wie ich das einordnen soll, ob ich nicht doch irgendwann aufwache und alles nur getrĂ€umt war.
In Frankfurt singen wir bei "Schwarz Weiß wie Schnee", dass wir den DFB Pokal/UEFA Cup und die deutsche Meisterschaft holen. Manchmal fand ich das selbst etwas ĂŒberzogen, weit weg der RealitĂ€t, vielleicht zurecht von anderen Fans belĂ€chelt, schien die Eintracht doch Jahrelang wie ein Verein, der ab und zu zwischen den Ligen pendelt und sich im Niemandsland einordnet. Und jetzt, innerhalb von vier Jahren, sowohl den DFB Pokal als auch den Europacup. Das kann doch alles nicht ganz war sein. Oben drauf die direkte Qualifikation zur Champions League. Champions League. In Frankfurt. Im Waldstadion. Mit Hymne...
Das gab's bis dato bei mir nur bei FIFA an der Play Station im Karriere Modus. Und selbst da fĂŒhlte ich mich manchmal absolut bescheuert, wenn Frankfurt dann den Digital-Pott holte.

Und nun stehe ich in Sevilla, die Mannschaft erhĂ€lt den Pokal. Meine GefĂŒhlswelt unbeschreiblich. Axel Hellmann hat einen Tag spĂ€ter im Römer gesagt, dass es nicht verwunderlich ist, im Jahr von Grabowskis Tod den Titel wieder nach Frankfurt zu bringen. Wieder ist er da, der Kein-Zufall. Der Kreis schließt sich. FĂŒr den Verein, fĂŒr die Spieler, die vor ein paar Jahren in London Danke waren und so unverdient ausschieden. Und irgendwie auch fĂŒr mich, der im Leben nicht damit gerechnet hĂ€tte, einmal einen europĂ€ischen Titel mit der Eintracht erleben zu dĂŒrfen. Mir war der DFB Pokal ja bereits genug...
Die Diva, sie hat fĂŒr uns gebeten. Und sie wurde erhört.

Als die Mannschaft vor der Kurve stand, sagte ich dann gar nichts mehr, sondern genoss den Anblick der Spieler, die ihre Leistung selber kaum fassen konnten.
Der Durst trieb uns dann etwas frĂŒher aus dem Stadion, als vielleicht nötig gewesen wĂ€re, doch wir mussten trinken. Seit mittlerweile rund 8 Stunden mehr oder weniger ohne FlĂŒssigkeit war es einfach an der Zeit. Der RĂŒckweg war ruhig und jeder war in sich gekehrt und wir hielten nach Bars Ausschau, um noch einen Absacker zu trinken und das Ganze zu verarbeiten. Aber auch dem hatte die UEFA wohl einen Riegel vorgeschoben. Auf der Fan Meile war auch nichts mehr los, aber in einer Seitenstraße fanden wir ein Hotel, dass und Bier verkaufte und uns wohl auf ne Nachfrage nach einer Coke auch ein bisschen weißes Pulver andrehen wollte. Wir lehnten dankend ab und gingen mit Bier und Cola zurĂŒck zu unserer Unterkunft, ab auf die Dachterrasse. Der Tag war fĂŒr alle Beteiligten emotional und physisch einfach zu anstrengend, als dass wir jetzt noch groß Lust hatten, die letzte offene Kneipe der Stadt zu finden. Wir tranken Bier in der immer noch warmen Luft Sevillas und schauten uns die Reaktionen daheim und aus dem Stadion an. Nach und nach trudelten die Leute aus unserer Gruppe ein, die woanders im Stadion waren oder das Spiel auf der Fanmeile verfolgten. Wir tauschten unsere Emotionen aus und ließen den Abend ausklingen. Nach einer kurzen, kalten Dusche fiel ich ins Bett, absolut kaputt.

Der Rest der Reise ist schnell erzĂ€hlt. Den Tag ließen wir Langsam angehen, frĂŒhstĂŒckten gemĂŒtlich direkt um die Ecke in einem noch besseren CafĂ© als am ersten Tag und spazierten dann durch die Stadt zu unseren Autos. Fahrt nach Faro, Mietwagen mit Gasoleta statt Diesel betanken (GrĂŒĂŸe an den Vater) und ab zum Flughafen. Sie Stimmung war gut, aber ruhig. Man merkte jedem an, dass er erst einmal verarbeiten musste, was da geschehen war. Flug nach Lissabon, ereignislos. Dann leider VerspĂ€tung und sinnloses Rumsitzen auf dem Rollfeld (Portugiesen sind auch keine Meister der Kommunikation), dann endlich mit einer Stunde VerspĂ€tung Landung in Frankfurt mit herrlichem Anblick auf die Skyline und das Stadion, rot erleuchtet. Mit etwas Ärger an der GepĂ€ckausgabe auf Grund lĂ€ngerer Wartezeit schloss sich unsere Reise. Mir wars egal, die Mutti war bereits frĂŒher von Sevilla geflogen und hatte kĂŒhles Bier zum abholen mitgebracht. Also stand ich vorm Flughafen und trank ruhig mein Bier, bevor wir dann endlich nach Hause fuhren.

Von Papa lief ich selig mit einem Radler nach Hause. Irgendwie fĂŒhlte es sich sehr komisch an, nach Hause zu kommen. Viel lieber sĂ€ĂŸe ich noch in Sevilla, um das ganze irgendwie zu verarbeiten. Solche Spiele VerĂ€ndern einen und ich weiß jetzt, warum mein Vater damals nach Berlin, wo er im Stadion war, einige Tage letargisch gar nicht ansprechbar war. Viel geschlafen hat und gar nicht richtig drĂŒber reden konnte. Klar, Berlin kam vielleicht noch ein Tick ĂŒberraschender als der jetzige Titel, aber insgesamt geht es mir nun Ă€hnlich. Nun beginnt ein Prozess des Verstehens, des Wahrwerdens und irgendwann denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurĂŒck, denke Opas Asche im Block S46 und verdrĂŒckt eine TrĂ€ne. Danke, heilige Diva, Danke fĂŒr deine Gnade.
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adler_rodgau schrieb:

denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurĂŒck, denke Opas Asche im Block S46 und verdrĂŒckt eine TrĂ€ne. Danke, heilige Diva, Danke fĂŒr deine Gnade.

Vielen lieben Dank fĂŒr diesen schönen Bericht und den emotionalen Einblick. Auch ich werde diese Stunden an Deiner Seite niemals vergessen. Papa!
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adler_rodgau schrieb:

denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurĂŒck, denke Opas Asche im Block S46 und verdrĂŒckt eine TrĂ€ne. Danke, heilige Diva, Danke fĂŒr deine Gnade.

Vielen lieben Dank fĂŒr diesen schönen Bericht und den emotionalen Einblick. Auch ich werde diese Stunden an Deiner Seite niemals vergessen. Papa!
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Waldstadion67 schrieb:

adler_rodgau schrieb:

denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurĂŒck, denke Opas Asche im Block S46 und verdrĂŒckt eine TrĂ€ne. Danke, heilige Diva, Danke fĂŒr deine Gnade.

Vielen lieben Dank fĂŒr diesen schönen Bericht und den emotionalen Einblick. Auch ich werde diese Stunden an Deiner Seite niemals vergessen. Papa!

Der Bericht war ja schon echt bewegend. Aber das hier ist die Kirche auf der Torte!
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Waldstadion67 schrieb:

adler_rodgau schrieb:

denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurĂŒck, denke Opas Asche im Block S46 und verdrĂŒckt eine TrĂ€ne. Danke, heilige Diva, Danke fĂŒr deine Gnade.

Vielen lieben Dank fĂŒr diesen schönen Bericht und den emotionalen Einblick. Auch ich werde diese Stunden an Deiner Seite niemals vergessen. Papa!

Der Bericht war ja schon echt bewegend. Aber das hier ist die Kirche auf der Torte!
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Luzbert schrieb:

Waldstadion67 schrieb:

adler_rodgau schrieb:

denke ich dann an eine Nacht in Sevilla zurĂŒck, denke Opas Asche im Block S46 und verdrĂŒckt eine TrĂ€ne. Danke, heilige Diva, Danke fĂŒr deine Gnade.

Vielen lieben Dank fĂŒr diesen schönen Bericht und den emotionalen Einblick. Auch ich werde diese Stunden an Deiner Seite niemals vergessen. Papa!

Der Bericht war ja schon echt bewegend. Aber das hier ist die Kirche auf der Torte!                                                        


Aber echt, das ist soooo schön!
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Jetzt habe ich auch meinen       Teil 2       fertig:

Weiter geht es mit der Landung in Sevilla. Dann ein Hinweis unserer Helfer am Flughafen (ein ganz fettes Danke an die Leute, die das bei der Hinreise so prima organisiert haben!): „Malaga bitte dort entlang!“ Wir hatten also bereits eine gewisse BerĂŒhmtheit erlangt 😉. So bekamen wir bereits unsere Boarding PĂ€sse, um spĂ€ter dem vor der RĂŒckreise zu erwartenden Chaos am Flughafen etwas entgehen zu können.

Anschließend direkt zu den Shuttle-Bussen und nach sehr kurzer Wartezeit ging es in Richtung Fan-Fest. Im Bus wieder jemanden kennengelernt, mit dem ich fĂŒr die KĂŒrze der Zeit eine ausgezeichnete Unterhaltung hatte. Luzbert hat es in seinem Bericht schon geschrieben: es kommt mir bei diesen zufĂ€llig getroffenen Adlern auch oft so vor, als wĂŒrde ich den oder diejenige ewig kennen. So viel hat man weit voneinander entfernt, aber eben doch gemeinsam erlebt.
     
Am Fest angekommen trafen wir uns mit Freunden unserer Begleiterin und tranken im Schatten erst Mal ein  Bier, um dann zu Dritt einen kurzen Spaziergang durch Sevilla zu machen, auch um einen netten Platz fĂŒr ein spĂ€tes Mittagessen zu finden. Bald hatten wir ein schönes Restaurant gefunden, einen Tisch bekamen wir auch und so war etwas Zeit zum Ausruhen und Genießen.
Eine Adlerin, die sich zu uns gesellte, da wir einen freien Platz am Tisch hatten, hatte auch eine interessante Geschichten zu ihrer abenteuerlichen Reise zu erzÀhlen, so dass die Zeit schnell verging.

ZurĂŒck am Festplatz haben wir dann das ĂŒberschĂŒssige GepĂ€ck abgegeben und kurz darauf ein paar Bilder fĂŒr unsere Fussballfrauen gemacht (ich wurde angesprochen, gab die Bitte aber direkt an meine Begleitung weiter, da ich nicht so gute Bilder machen kann, wie die jungen Frauen). Als „Gegenleistung“ bekamen wir Bilder zusammen mit uns gemacht. Eine lustige Begebenheit dabei war, dass ein anderer Typ, als er das sah, beleidigt rief: „Ich durfte vorhin kein Bild mit Euch machen! ... aber der darf!?“. Die Antwort vom Betreuer unserer CL-MĂ€dels kam spontan und witzig: „Ja stimmt, weil Du hĂ€sslich bist!“. Allgemeines GelĂ€chter, aber es war eher so, dass ich als Papa-Typ eine Ausnahme machte. HĂ€tten sie angefangen mit allen Jungs ein Bild machen zu mĂŒssen, wo hĂ€tte das enden sollen? Vorzug des Alters, wĂŒrde ich meinen. 😊

Dann gingen wir weiter, um unserem Peter Fischer zuzuhören. Wir haben echt GlĂŒck, dass er es ist, der in unseren Tagen dem geliebten Verein vorsteht. Herausragend ist sein Optimismus! Immer wieder traf ich nun Leute, die Im Waldstadion in der NĂ€he plaziert sind, man fiel sich in die Arme, murmelt oder schreit etwas wie "unglaublich" oder "wir holen das Ding!". Etwas spĂ€ter kam noch der Auftritt von Tankard. Gerre hat mir, wie er das bei seinen Auftritten immer macht (beim 2006er-Finale bin ich im Olympiastadion beim Mitkreischen kurz ohnmĂ€chtig geworden, weil ich nicht genug Sauerstoff bekam. Wegen diesem Erlebnis hörte ich kurz danach mit dem Rauchen auf, eine der besten Entscheidungen meines Lebens! Bald ging es mir wieder sehr viel besser 
 ich schweife ab, wollte aber trotzdem kurz auf meine Beziehung zu diesen Jungs hinweisen) eine GĂ€nsehaut ĂŒber den RĂŒcken gejagt. Ich liebe diesen Menschen! (ohne je mehr als einen zufĂ€lligen Smalltalk im fremden Stadion mit ihm gehabt zu haben).  

Dann machten wir uns fĂŒr den Abmarsch zum Stadion bereit.

Was nun folgen sollte ist mit sonstigen Ereignissen im Leben schwer vergleichbar. Am ehesten vielleicht mit 


Ende Teil 2


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