Es ist ein Mittwoch, ungefähr gegen 19:55 Uhr. Ein kleiner Junge, gerade mal 11 Jahre alt, sitzt im heimischen Wohnzimmer vorm TV und fiebert dem grössten Spiel „seiner“ Eintracht seit 20 Jahren entgegen. Die Limo und die Chips griffbereit auf dem Couchtisch. Der Schlafanzug ist schon an, denn am nächsten Tag ist ja wieder früh Schule und eine Englischarbeit steht an. Um 20:00 Uhr geht es dann los: Das Hinspiel um den UEFA-Pokal. Borussia Mönchengladbach vs. Eintracht Frankfurt.
Die Gladbacher spielen mit folgender Aufstellung: Kneib, Schäfer, Hannes, Schäffer, Ringels, Matthäus, Kulik, Nielsen (Thychosen), Del`Haye (Böderker), Nickel, Lienen
Die Eintracht schickt folgende Elf auf den Rasen: Pahl, Neuberger, Pezzey, Körbel, Ehrmanntraut, Lorant, Borchers, Nicke, Hölzenbein, (Nachtweih), Karger (Trapp), Cha
Die Eintracht startet gut. Bereits nach 2 Minuten trifft Bernd Nickel die Latte. Auch im weiteren Verlauf kontrolliert die Eintracht das Spiel. So kommen die Gladbacher erst nach einer Viertelstunde zu den ersten Chancen, doch Jürgen Pahl hat einen seiner besseren Tage erwischt und kann in höchster Not klären. Das Spiel wogt hin und her. Chancen auf beiden Seiten. In der 37. Minute ist es dann soweit: Eckball durch Bernd Nickel, Kopfball durch Harald „Schädel-Harry“ Karger. TOOOR! 1:0 für die Eintracht. Die Limo fällt um, die Chips liegen am Boden. Egal, die Eintracht führt! Kurz danach fast das 2:0. Hannes köpft den Ball nach einer Ecke an die Latte des eigenen Tores. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte dann der Ausgleich. Matthäus schiesst, Pahl kann noch abwehren, doch Kulik vollendet aus ca. 18 Metern.
In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild. Torchancen Hüben und Drüben. Pahl kann gegen Lienen und Kulik klären, Kneib gegen Karger und Borchers. In der 71. Minute flankt jener Borchers dann von der linken Seite genau auf den „Holz“. Flugkopfball. TOOOR! 2:1 für uns. Diesmal landet das Bier vom Papa auf dem Teppich. (Was soll´s, er kann ja ein neues holen). Doch bereits 5 Minuten später fällt der Ausgleich. Matthäus schiesst von der Strafraumgrenze aus der Drehung ins Tor. Ausgerechnet der (der hat doch das Eintracht-Idol Jürgen Grabowski so schwer verletzt). Aber es kommt noch schlimmer. In der 81. Minute verletzt sich der Schädel-Harry so schwer am Knie, dass er gegen Trapp ausgewechselt werden muss. Danach hat nur noch Gladbach Chancen. So köpft Thychosen in der 85. Minute kurzer Entfernung über das Tor. Dann die 88. Minute. Wieder Thychosen. Flanke auf Kulik. Tor! 3:2 für Gladbach. Im Gegenzug dann nochmal die Eintracht. Doch Kneip kann den Schuss von Neuberger gerade noch über die Latte lenken. Kurz darauf ist Schluss. Der kleine Junge kämpft mit den Tränen. Leider haben diese gewonnen. Doch Trost kommt vom Papa, denn er sagt: Kopf hoch! Im Rückspiel reicht ein 1:0!.
Übrigens die Englischarbeit am nächsten Tag ging natürlich auch noch in die Hose: Eine glatte 5. Und das hatte erhebliche Auswirkungen für das Rückspiel...
Ach ja, falls jemand das Spiel als Zusammenfassung sucht: hier klicken...
P. S. Kann es sein, dass dies auch das letzte Spiel vom Schädel-Harry für die Eintracht war? Wenn ja, hätten diese nicht nur den Grabi „auf dem Gewissen“!
Schön geschrieben, ich war damals auch 11 und habe bei den Spielen (auch am TV) ähnlich mitgefiebert. Beim Rückspiel erinnere ich mich noch besonders an zwei Dinge: An einem großen Zeh löste sich der Zehennagel ab (Ergebnis eines D-Jugendspiels für Spvvg. Sonnenberg) und als der arme Fred Schaub eingewechselt wurde, sagte mein Vater: "Pass auf, der schießt jetzt das Tor..." Es war übrigens nicht das letze Spiel von Schädel-Harry, aber so richtig kam der nie mehr auf die Beine, ein weiteres Opfer der Scheiß-"Fohlen".
Klasse Bericht. Wer genau hat damals eigentlich den Grabi umgetreten? Habe da nur noch so eine Ahnung, will mich jetzt aber nicht lächerlich machen. Also?
janaage01 schrieb: P. S. Kann es sein, dass dies auch das letzte Spiel vom Schädel-Harry für die Eintracht war? Wenn ja, hätten diese nicht nur den Grabi „auf dem Gewissen“!
Es war irgendwie das letzte Spiel. Und es war auch wieder ein gewisser Matthäus, wie beim Grabi auch, der dadran Schuld hatte. Der Schädelharry hatte zwar später noch einen Versuch gestartet, kam aber nie wieder richtig auf die Beine und beendete dann seine Fussballerkarriere.
crusher schrieb: Klasse Bericht. Wer genau hat damals eigentlich den Grabi umgetreten? Habe da nur noch so eine Ahnung, will mich jetzt aber nicht lächerlich machen. Also?
Am 15.03.1980 hat Lothar Matthäus unseren Grabi im Bundesligaheimspiel umgetreten und das war gleichzeitig das Karriereende von Grabi. Ich hab das live gesehen und stand als Eintracht-Fan im A-Block (Gladbachblock). Das Spiel wurde 5:2 gewonnen!
herzlichen dank an dich, dass du den jüngeren eintrachtfans, wie ich einer bin diese erfolgreiche zeit nocheinmal näher bringst. ich bin schon ganz heiss auf den 2. teil.
Man sollte bei der Gelegenheit vielleicht noch am Rande erwähnen, daß Herr M. es bis zum heutigen Tage nicht für nötig befunden hat, sich bei Jürgen Grabowski dafür zu entschuldigen.
miep0202 schrieb: Man sollte bei der Gelegenheit vielleicht noch am Rande erwähnen, daß Herr M. es bis zum heutigen Tage nicht für nötig befunden hat, sich bei Jürgen Grabowski dafür zu entschuldigen.
Wir haben natürlich das Spiel im Waldstadion miterlebt (meine Karte wurde neulich gerahmt). Ich besuchte seinerzeit die Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt. Am Donnerstag gab es nach der dritten Stunde in den Frankfurter Schulen frei, um der Siegerehrung auf dem Römerberg beiwohnen zu können.
Ha Ha, Gladbach war zwar geil , aber einige können bestimmt sich noch an die Hölle von Rotterdam erinnern , war damals 17 , und bin heimlich unter der Woche nach Rotterdam gefahren. Jagdszenen in und ums Stadion waren viel geiler.Wenns damals schon Handy gegeben hätte , wär ich im Heim gelandet.Habe erst 3 Monate später erzählt wo ich war , hatte mich während dem Spiel angeblich bei Opa und Omma im Keller verbungert.
Die Gladbacher spielen mit folgender Aufstellung: Kneib, Schäfer, Hannes, Schäffer, Ringels, Matthäus, Kulik, Nielsen (Thychosen), Del`Haye (Böderker), Nickel, Lienen
Die Eintracht schickt folgende Elf auf den Rasen: Pahl, Neuberger, Pezzey, Körbel, Ehrmanntraut, Lorant, Borchers, Nicke, Hölzenbein, (Nachtweih), Karger (Trapp), Cha
Die Eintracht startet gut. Bereits nach 2 Minuten trifft Bernd Nickel die Latte. Auch im weiteren Verlauf kontrolliert die Eintracht das Spiel. So kommen die Gladbacher erst nach einer Viertelstunde zu den ersten Chancen, doch Jürgen Pahl hat einen seiner besseren Tage erwischt und kann in höchster Not klären. Das Spiel wogt hin und her. Chancen auf beiden Seiten. In der 37. Minute ist es dann soweit: Eckball durch Bernd Nickel, Kopfball durch Harald „Schädel-Harry“ Karger. TOOOR! 1:0 für die Eintracht. Die Limo fällt um, die Chips liegen am Boden. Egal, die Eintracht führt! Kurz danach fast das 2:0. Hannes köpft den Ball nach einer Ecke an die Latte des eigenen Tores. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte dann der Ausgleich. Matthäus schiesst, Pahl kann noch abwehren, doch Kulik vollendet aus ca. 18 Metern.
In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild. Torchancen Hüben und Drüben. Pahl kann gegen Lienen und Kulik klären, Kneib gegen Karger und Borchers. In der 71. Minute flankt jener Borchers dann von der linken Seite genau auf den „Holz“. Flugkopfball. TOOOR! 2:1 für uns. Diesmal landet das Bier vom Papa auf dem Teppich. (Was soll´s, er kann ja ein neues holen). Doch bereits 5 Minuten später fällt der Ausgleich. Matthäus schiesst von der Strafraumgrenze aus der Drehung ins Tor. Ausgerechnet der (der hat doch das Eintracht-Idol Jürgen Grabowski so schwer verletzt). Aber es kommt noch schlimmer. In der 81. Minute verletzt sich der Schädel-Harry so schwer am Knie, dass er gegen Trapp ausgewechselt werden muss. Danach hat nur noch Gladbach Chancen. So köpft Thychosen in der 85. Minute kurzer Entfernung über das Tor. Dann die 88. Minute. Wieder Thychosen. Flanke auf Kulik. Tor! 3:2 für Gladbach. Im Gegenzug dann nochmal die Eintracht. Doch Kneip kann den Schuss von Neuberger gerade noch über die Latte lenken. Kurz darauf ist Schluss. Der kleine Junge kämpft mit den Tränen. Leider haben diese gewonnen. Doch Trost kommt vom Papa, denn er sagt: Kopf hoch! Im Rückspiel reicht ein 1:0!.
Übrigens die Englischarbeit am nächsten Tag ging natürlich auch noch in die Hose: Eine glatte 5. Und das hatte erhebliche Auswirkungen für das Rückspiel...
Ach ja, falls jemand das Spiel als Zusammenfassung sucht: hier klicken...
P. S. Kann es sein, dass dies auch das letzte Spiel vom Schädel-Harry für die Eintracht war? Wenn ja, hätten diese nicht nur den Grabi „auf dem Gewissen“!
ich war damals auch 11 und habe bei den Spielen (auch am TV) ähnlich mitgefiebert.
Beim Rückspiel erinnere ich mich noch besonders an zwei Dinge:
An einem großen Zeh löste sich der Zehennagel ab (Ergebnis eines D-Jugendspiels für Spvvg. Sonnenberg) und als der arme Fred Schaub eingewechselt wurde, sagte mein Vater: "Pass auf, der schießt jetzt das Tor..."
Es war übrigens nicht das letze Spiel von Schädel-Harry, aber so richtig kam der nie mehr auf die Beine, ein weiteres Opfer der Scheiß-"Fohlen".
endlich ma net immer rumdiskutieren
super geil!!!
gruß Manu
ich sach ma KLASSE . Applaus ist das Brot des Künstlers und ich hoff' sie lasse Dich net verhungern. Meinen jedenfalls hast Du.
In diesem Sinne.......
@crusher
Ich glaube der Übeltäter war Matthäus.
(Sollte ich mich irren, zeigt bitte Großmut und lasst mich leben.)
Es war irgendwie das letzte Spiel. Und es war auch wieder ein gewisser Matthäus, wie beim Grabi auch, der dadran Schuld hatte. Der Schädelharry hatte zwar später noch einen Versuch gestartet, kam aber nie wieder richtig auf die Beine und beendete dann seine Fussballerkarriere.
Am 15.03.1980 hat Lothar Matthäus unseren Grabi im Bundesligaheimspiel umgetreten und das war gleichzeitig das Karriereende von Grabi. Ich hab das live gesehen und stand als Eintracht-Fan im A-Block (Gladbachblock). Das Spiel wurde 5:2 gewonnen!
Gruß worfeller
Du hast völlig Recht, es war der Treter Loddar!
gruß
pressewart
Ein weiteres Zeichen seiner "Größe".
Wahre Worte!
Gruß worfeller
Ich besuchte seinerzeit die Carl-von-Weinberg-Schule in Frankfurt.
Am Donnerstag gab es nach der dritten Stunde in den Frankfurter Schulen frei, um der Siegerehrung auf dem Römerberg beiwohnen zu können.
Kommt, aber es ist bei mir zeitlich etwas knapp. Man(n) schreibt ja nicht jeden Tag nen Roman.
Jetzt komm. Geht doch leicht von der Hand.
Les doch inzwischen hier ein bischen drinnen rum, das verkürzt die Wartezeit.