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Trainingschwerpunkt: Defensive als Fundament - oder braucht die Offensive mehr Zeit?

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Maggo schrieb:
Lieber CE,

du hast sicherlich recht, dass es Mannschaften ganz schön schlecht bekommt, wenn sie immer und immer wieder Rückständen hinterher laufen müssen. Gegenbeispiel: Der HSV zum Beispiel glaubt an seine Offensivstärke und da macht ihm sein 2 Torerückstand nichts aus, weil die wissen, dass sie auch mind. 2-3 schießen können.
Und es gibt den von dir beschriebenen Effekt auch umgekehrt. Eigentlich sollte man ihn in der Umkehrung Willi-Reimann-Effekt nennen. Wenn man ohne eigene Offenssivbemühungen - sinnbildlich dafür: ohne Stürmer - antritt, dann hat die Abwehr keine Entlastung und bekommt ein Gefühl, dass nur mit ganz viel Glück ein Punkt geholt werden kann. Wer dann einmal zurückliegt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Was ich an deiner Ausführung bestreite ist, dass es für schlechte Mannschaften das beste Mittel ist, defensiv zu spielen.
Wobei man hier vielleicht einmal "defensiv" definieren sollte: ich meine damit nicht die Spielweise des AC Mailand, sondern eine Spielauffassung wie die der Eintracht in den allermeisten Spielen unter Reimann. Also: Wir sind hoffnungslos unterlegen und versuchen so gut es irgendgeht da rauszukommen.


Da hast Du mich missverstanden, b.z.w. ich mich falsch ausgedrückt. Ich meinte um Gottes Willen nicht, dass jede Mannschaft (erst recht schlechtere) nur hinten drin stehen sollten. Ich meine allerdings, dass eine stabile Defensive Grundvoraussetzung (auch) für offensives Spiel ist. Auch der HSV wird, da bin ich mir sicher, die Quittung für seinen Spielstil erhalten, nicht immer wird ein Friedrich vom Platz gestellt.

Was ich nur grundsätzlich anmerken wollte, wenn eine Mannschaft hinten stabil steht, wird sie sich auch in Ruhe nach vorne entwickeln und da scheint die Eintracht gerade dabei zu sein, mit allen Nachteilen, die so ein "Umdenken" halt erfordert.

B.z.w. Man muss schon eine verdammt gute Truppe beisammen haben, um sich (bedingungslos?) der Offensive zu verschreiben.

Gruß
concordia-eagle
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Letzten Endes muss beides Stimmen. Man kann sagen, dass eine Druckvolle offensive Mannschaft vielleicht den Gegner hinter reindrängen kann und man so Chancen des Gegners verhindert. Auf der anderen Seite kann natürlich eine gute Defensive dafür sorgen, dass man schneller den Ball erobert und zu Konterchancen kommt.

So ist ein defensive die schnell ins schwimmen gerät auch nicht gut für den Spielaufbau.

Aus Statistiken lässt sich da wenig errechnen. Meistens hat der Meister beides im sehr guten Bereich, also zumindest in jeder Kategorie (Tore und wenigste Gegentore) unter den besten 3 der Liga.

Manchmal sind Blicke eher im Mittelfeld interessant. Zum Beispiel hat Bochum in der Saison 02/03 die zweitmeisten Tore nach Meister Bayern geschossen, dafür am viertmeisten Gegentore kassiert.
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Also wir sind uns wohl einig.
Bis auf in einem Punkt. Ich bezweifle, dass man für eine offensive Ausrichtung eine bessere Mannschaft braucht bzw. dass es für schlechtere Mannschaften eine bessere Marschroute ist, eher defensiv zu agieren.

"Bedingungslose Offensive" gibt es meiner Ansicht nach nicht. Selbst Leverkusen unter Toppi hatte zwar 9 Mann vorne bei Angriffen, die sind aber in der Regel auch alle wieder mit zurück.
Offensive, um der Offensive willen, wäre ja auch blöd. Auch ich will Erfolge sehen und halte offensiven, aktiven Fußball für den besten Weg dahin, daher kann ich mit Niederlagen gut umgehen, wenn offensiv auf Sieg gespielt wurde.  Daher wäre es auch treffender zu sagen: Ich nehme ein spektakuläres 2:4 gerne mal hin und genieße es sogar ein bißchen, wenn es zu einer Serie von guten Spielen gehört. Wohingegen ich in einem ermauerten 1:0 Sieg oft nur Glück sehe, das in vielen anderen Spielen notwendigerweise gefehlt hat oder fehlen wird.
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Maggo schrieb:
Also wir sind uns wohl einig.
Bis auf in einem Punkt. Ich bezweifle, dass man für eine offensive Ausrichtung eine bessere Mannschaft braucht bzw. dass es für schlechtere Mannschaften eine bessere Marschroute ist, eher defensiv zu agieren.

"Bedingungslose Offensive" gibt es meiner Ansicht nach nicht. Selbst Leverkusen unter Toppi hatte zwar 9 Mann vorne bei Angriffen, die sind aber in der Regel auch alle wieder mit zurück.
Offensive, um der Offensive willen, wäre ja auch blöd. Auch ich will Erfolge sehen und halte offensiven, aktiven Fußball für den besten Weg dahin, daher kann ich mit Niederlagen gut umgehen, wenn offensiv auf Sieg gespielt wurde.  Daher wäre es auch treffender zu sagen: Ich nehme ein spektakuläres 2:4 gerne mal hin und genieße es sogar ein bißchen, wenn es zu einer Serie von guten Spielen gehört. Wohingegen ich in einem ermauerten 1:0 Sieg oft nur Glück sehe, das in vielen anderen Spielen notwendigerweise gefehlt hat oder fehlen wird.


Nicht agree, aber nachvollziehbar
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Ich glaub, irgendein Experte hat mal gesagt "Meisterschaften werden hinten gewonnen".
Er meinte damit nicht, dass Meister defensiv spielen, sondern an Tagen, wo vorne die vielen Buden mal nicht gemacht werden, muss dann halt auch mal ein 1:0 oder ein 2:1 mit Können, Geschick und Routine über die Bühne gebracht werden.

An dem Spruch ist was dran: Unsere 1992er "Fastmeister" haben eine Reihe dummer Gegentore im Saisonverlauf bekommen, vor allem auch zuhause, z. B. beim 1:1 gegen Wattenscheid, beim 1:1 gegen Düsseldorf, beim 2:2 gegen Bremer "mit Restalkohol", die am Ende halt auch mit ausschlaggebend waren + nicht nur der böse Berg aus Konz am letzten Tag.

Auch finde ich interessant, dass manche Manager/Trainer, wenn sie eine Mannschaft vollkommen neu zusammenstellen müssen, erst mal hinten anfangen, Torwart, Innenverteidiger, DM-Spieler, Außenverteidiger und sich dann sukzessive "nach vorne arbeiten". Willi Reimann hat nach meiner Erinnerung erst mal ie bereits früher vertraunesvoll mit ihm zusammenarbeitenden Keller, Bürger, Günther für unsere Abwehr geholt, um überhaupt mal eine Grundlage zu haben.

Eine Mannschaft wie Eintracht in ihrem derzeitigen Entwicklungsstadium müsste natürlich einen Hauptschwerpunkt auf die Offensive legen, da das als ein wichtiges Entwicklungsziel der Saison ausgegeben wurde.
Leider haben das Verletzungspech (anfangs gleich Kormaz, auf den Viele große Hoffnungen gesetzt haben und natürlich immer noch setzen, dann Meier mit diversen Muskelverletzungen nach der langen "Knie-Pause") und das ungeplante "Übergewicht nach Urlaub" hier uns einen üblen zeitlichen Rückschlag diesen Sommer beschert.
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Maggo schrieb:
sgefan@hamid schrieb:
Offense wins Games, Defense wins Championships.

Super, jetzt sind wir alle schlauer.
Hilft vielleicht "Die Null muss stehen"  

Die Frage, die Du aufwirfst, ist nicht ganz einfach zu beantworten. Ist für mich wie ein "Henne/Ei-Problem". Für mich existiert das "Entweder/Oder" nicht, es gilt eine gute Balance zu finden. Das Zauberwort heißt: Kompaktheit

Ich teile gutes Offensiv/Defensiv-Verhalten immer in 4 Punkte ein:

Punkt 1: Defensiv-Verhalten der Defensive
Bei eigenem Ballverlust ist es für ein gutes Defensiv-Verhalten unerlässlich, möglichtst viele Akteure möglichst umgehend "hinter den Ball" zu bringen.
Die entstehende "Kompaktheit" in der eigenen Hälfte lässt auch guten Gegnern kaum Möglichkeiten, spielerisch zu Torchancen zu kommen.
(Beispiel: tiefstehende Gastmannschaften)
Die Herstellung der "Kompaktheit" benötigt allerdings Zeit, mehr dazu in Punkt 4

Punkt 2: Offensiv-Verhalten der Defensive
Ist der Ball erobert zeichnet eine gute Defensive die schnelle und präzise Spieleröffnung aus.
Sie hindert den Gegner daran, Punkt 1 selbst zu erreichen, ermöglicht dem Defensiv-Verband in der Mitte des Spielfeldes wieder "Kompaktheit" herzustellen und hält der Offensive damit den Rücken frei.

Punkt 3: Offensiv-verhalten der Offensive
Ziel muss es sein, die durch Punkt 2 eröffneten Räume zu nutzen und eine ausreichende Anzahl von Akteuren "vor dem Ball" zu platzieren. Das führt zu punktueller Überzahl und zu Torchancen.

Punkt 4: Defensiv-Verhalten der Offensive
Bei eigenem Ballverlust ist die Hauptaugabe der Offensive eine schnelle Spieleröffnung des Gegners (Punkt 2) zu verhindern und damit Punkt 1 zu ermöglichen. (übrigens Defensiv-Verhalten im Funkel'schen Sinne)

Mannschaften, die nur Punkt 1 gut können, haben große Chancen auf einen Punkt oder gewinnen sogar glücklich

Mannschaften, die nur Punkt 3 beherrschen, haben das Problem, soviele Tore zu schießen, wie sie hinten fangen.

Für Mannschaften, die Punkt 2 und Punkt 4 kein Problem sind, ergeben sich Punkt 1 und Punkt 3 fast zwangsläufig, sie werden weit oben mitspielen.

Ich habe die Reihenfolge der obenstehenden Punkte nicht willkürlich gewählt. Sie entspricht auch den Präferenzen, auf die ich bei einer Mannschaft Wert legen würde, auch wenn Punk 2 und Punkt 4 da A&O einer erfolgreichen Mannschaft sind.

Übrigens:
Ist Dir bei der WM aufgefallen, wie gefährlich eigene Standards in Strafraumnähe (Freistöße / Eckbälle) gegen Spitzenmannschaften sind? Sie sind der Moment, in denen die "Kompaktheit" durch Aufrücken der IV komplett aufgehoben wird. Sie sind brandgefährlich für das eigene Tor.  

Meine Meinung zu dem Thema.
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Zu spät um noch was großartiges beizutragen, da fehlt die Konzentration, mach mir aber mal Gedanken.

Aber Maggo´s Freds, auch wenn ich ned immer seiner Meinung bin, sind das was das Forum ausmachen sollte. Eine Diskussionsgrundlage.
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Der Spruch, daß Defense Championships gewinnt kommt nicht von ungefähr, allerdings auf einer ganz anderen Grundlage im US-Sport.

Eine gute Defense kann den gegner laufen lassen, ihm Kräfte rauben, die zum Ende dann das Spiel entscheiden koennen.

Auch im Fussball spart eine gute Defensive Kraft, auch ueber eine gesamte Saison und zwar nicht nur physisch, sondern auch psychisch.
Wenn man 15 mal einem 0:1 hinterherrennt, ist irgendwann mal Feierabend und Bremen zeigt einen Nachteil ganz besonders auf, wenn sie mal auf die Fresse bekommen, dann richtig und deswegen gehen die seit einiger Zeit leer aus (problem Defensive ist bei denen ja Jahresthema und zwar jedes Jahr).

Der von vielen gewünschte Fussball ist nicht nur eine Frage der Technik, des Trainings und der Spielzüge, sondern, auf die ganze Saison gemünzt, vor allem der Kraft, denn für jeden spektakulären und tollen Spielzug gehen 5 oder 6 (oder noch weitaus mehr) in die Hose, wo man rennen, kämpfen, grätschen muss, damit daraus nichts gefährliches passiert.

Ein Favre hat selbst nach einem Jahr nur einen schwachen Abdruck seines gewünschten Systems, ein FF hat erst langsam einen Kader so ein System spielen zu lassen.
Damit ein System wirklich funtioniert, selbst wenn die Kicker nunmal keine Weltklasse sind, braucht es Jahre.

Freiburg in seiner besten Zeit war da ein tolles Beispiel, aber das hat Jahre gedauert und war aufgrund des permanenten Schwunds irgendwann fällig (wobei die Jahre in Liga 2 immer hut zum Neuaufbau taugten)

FF hat zu Beginn dieser Saison gesagt er möchte anderen Fussball zeigen, ob ihm das gelungen ist, bewerte ich erst zum Ende der nächsten Saison.
Denn in meinen Augen benötigt ein mittelmäßiger Kader wie der unsere diese Zeit um es umzusetzen ohne die Basis zu vernachlässigen, die es braucht um sicher in der Liga zu bleiben.
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Tritonus schrieb:

Übrigens:
Ist Dir bei der WM aufgefallen, wie gefährlich eigene Standards in Strafraumnähe (Freistöße / Eckbälle) gegen Spitzenmannschaften sind? Sie sind der Moment, in denen die "Kompaktheit" durch Aufrücken der IV komplett aufgehoben wird. Sie sind brandgefährlich für das eigene Tor.  


Siehe 0:2 gegen Hertha (obwohl die keine Spitzenmannschaft sind)  

Meiner Meinung nach werden Spiele heute weder in der Defensive noch in der Offensive entschieden, entscheidend ist viel mehr die Kompaktheit der Mannschaft, wie verhält man sich bei Ballbesitz des Gegners und wie bei eigenem Ballbesitz. Der wichtigste Mannschaftsteil ist imho das Mittelfeld, hier sollen die Angriffe des Gegners gestoppt werden und hier werden Angriffe iniziert.
Je besser das klappt, desto einfacher haben es Abwehr und Angriff.
Die beste Abwehr wird irgendwann auch mal Fehler machen, wenn der Gegner unbedrängt durchs Mittelfeld kommt und der stärkste Sturm kann keine Tore machen wenn er nicht halbwegs vernünftig eingesetzt wird.
Wichtig ist, bei Ballbesitz möglichst schnell und direkt nach vorne zu spielen,
wenig Ballkontakte und saubere Anspiele. Der Spielaufbau von hinten heraus
war unser großes Manko in der Vergangenheit. Das will FF jetzt verstärkt trainieren, dass begrüsse ich sehr. Bei Ballbesitz des Gegners sollten sich die verteidigenden Spieler zum Ball verschieben, Räume eng machen und den Gegner zu fehlern zwingen. Das hat imho bei uns in der Vergangenheit nicht optimal geklappt, auf ein defensives Mittelfeld mit Chris und Bajramovic setzte ich hier große Hoffnungen.
Im Augenblick befinden wir uns im Wandel von "hinten erstmal sicher" zu
"ich will dem Gegner mein Spiel aufzwingen". Das braucht etwas Zeit und vor
allem braucht es weniger Verletzte! Bajramovic, Korkmaz und Meier sind ganz
wichtige Bausteine, Chris muss unbedingt verletzungsfrei bleiben. Ich denke,
frühstens zur Rückrunde kann man beurteilen ob wir da auf einem guten Weg sind. Ich jedenfalls werde die Arbeit des Trainers daran messen, ob wir beim
Spielaufbau und Defensviverhalten den nächsten Schritt gemacht haben. Sollte das so sein, kommen die Punkte von ganz allein.
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Maggo schrieb:
folgende Aussage von Andersen b] Aus Erfahrung weiß ich: Defensive Schwächen abzustellen ist einfacher als die Offensive zu verbessern.[/b]"

Gruß,
Maggo


*gnihih** Nur als Randbemerkung: Vielleicht sollte Andersen j-e-t-z-t damit anfangen, die defensiven Schwächen abzustellen?  
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Maggo schrieb:

Wenn du erklären kannst, warum man mit der Defensive Meisterschaften gewinnt, warum es also zu dem Zusammenhang kommt, dass die Mannschaften, die Meister wurden, oft die wenigsten Gegentore kassiereten, dann wäre das ein klasse Beitrag zu diesem Thread.    


CE schrieb bereits, daß eine alleingelasene Defensive nicht gerade ein gute Basis ist, um einen geordneten Spielaufbau zu starten. Hierbei ist es auch völlig irrelevant, wer nun für diesen zuständig ist (IV, AV, Libero oder DM). Ebenso hast du recht, wenn du meinst, daß eine Abwehr sich nicht ordnen kann, wenn ein Angriff nach dem anderen auf sie zurollt. Man darf jedoch den Spruch "Offensive-Devensive" nicht so schwarz-weiß sehen. Mir fällt nur ein Verein ein, der jemals mit einer totalen Defensive einen Meistertitel gewonnen hat (Braunschweig). Mir fallen jedoch reihenweise Mannschaften ein, die viele Tore schossen und am Ende nicht ganz oben standen (im Extremfall sogar im Mittelfeld). Wie aber hier ebenfalls bereits beschrieben wurde, braucht man dreckige oder Duselsiege. Die Bayern machen es doch bereits seit Jahrzehnten vor. Man kann nun mal mit keinem Kader der Welt 34 Spieltage auf totale Offensive spielen ohne dabei auch mal einen auf die Schnautze zu bekommen. Es gibt nämlich noch mehr Faktoren, von denen der Verlauf eines Spieles abhängt, als Taktik, körperliche Stärke und Einstellung. Es kommen halt auch mal Momente, wo der Platz ein "normales" Fußballspiel nicht zulässt (Wasserschlachten, Schneetreiben, Sturm, etc.). Auch Schiedsrichtergespanne erwischen ab und zu einen rabenschwarzen Tag. Verfüge ich dann nicht über eine schwer zu überwindene Defensive, liege ich schnell aussichtslos zurück.
So, was hat dies alles mit der Eintracht zu tun? Auf den ersten Blick eigentlich gar nichts, da wir nun wirklich nicht in den nächsten Jahren um Titel mitspielen werden. Allerdings ist es mir verständlich, daß FF seit dem Aufstieg eher defensiver spielen lässt. Amanatidis, Fenin, Liberopolus, Heller, Tsoumo, sowie die mittlerweile abgegeben Thurk, Takahara und a. v. Lent sind nun mal allesamt keine Chancenwunder (schau dir die Statistiken der vergangenen 3 Jahre an). Mit ihnen ein Spiel zu bestreiten, in dem sich nicht viele Torchancen bieten, halte ich daher mit einer offensiven Taktik für grob fahrlässig. Bayern hat(te) hingegen Stürmer wie Klose, Toni und Maakay, die weitaus treffsicherer sind. Hier sehe ichjedoch durchaus eine leichte Tendenz nach oben. Haben wir in der ersten Saison noch mehrere Spiele unglücklich mit Sonntagsschüssen verloren, so wurden vorletzte Saison mehrere Remis geholt und letzte Saison mussten sich die "Funkeljünger" unter die Nase reiben lassen, wie viele Spiele wir mit Glück (manche sagen dazu auch Dusel   ) gewonnen haben.
Natürlich fehlen Spiele, wo man erkennt, daß der Gegner dominiert wurde, jedoch halte ich weniger als eine handvoll von Mannschaften dazu in der Lage dies zu tun. Phasenweise mögen zwar einige andere Mannschaften dies schaffen (häufig nach Trainerwechseln oder Aufsteiger), aber immer war der Zauber schnell verflogen, da sich die Gegner auf die Taktik einstellten und somit solche Konzepte schnell abgenutzt wirken. Viele hier zur Diskussion stehende Trainer gehören für mich in die Kategorie "schnell verbraucht". Diese Dominanz habe ich das letzte mal in der 2. Liga gesehen (in der die Gegner schließlich auch schwächer waren).
Eine solche Dominanz benötigt jedoch taktische Disziplin, präzises Passpiel, effiziente Chancenauswertung und Mannschaftsdienlichkeit.
Ich würde gerne noch mehr schreiben, es mangelt mir jeodch derzeit an Zeit. Vielleicht komme ich die Woche noch mal dazu.
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Mal wieder ein schöner Thread, bei dem es etwas zu diskutieren gibt.

Für mich ist's zu kurz gedacht, wenn man einfach mal sagt: "So, die Defensive steht jetzt, ab heute trainieren wir Offensive." Oder umgekehrt: "Offensiv klappt's, jetzt bringen wir hinten Sicherheit rein." Das hängt doch alles zusammen. Wenn die Verteidiger weiter vorgezogen werden, um die Offensive zu stärken, erhöht sich die Anfälligkeit für Konter. Und umgekehrt: wenn alle nur noch hinten alles zustellen wollen, geht nach vorne nicht mehr viel.

Ich halte die alte Einteilung in Offensive und Defensive im modernen Fußball sowieso für etwas überholt. Jederfalls dann, wenn man unter Defensive die eher hinten auf dem Spielfeld positionierte Hälfte der Mannschaft und unter "Offensive" die vordere Hälfte versteht. Fußball ist ein Mannschaftssport, das ist mehr als die Summe von individuellen Stärken, und eben dieser Unterschied kommt aus dem koopertativen Verhalten aller 11 Spieler auf dem Platz. Die üblichen Sprüche, wie von den Defensivspielern, die am Spielaufbau mitwirken müssen, und von den Stürmern, die nach hinten mitarbeiten müssen, sind eine Konsequenz davon.

Wenn überhaupt, denn kann man zwei Spielsituationen unterscheiden: A) "wir haben den Ball" und B) "die anderen haben den Ball". Was dann idealerweise zu tun ist, betrifft alle 11 Spieler auf dem Platz. Besonders interessant sind auch die Übergänge von Spielsituation A nach B und umgekehrt, da passieren gerne mal entscheidende Dinge, da werden Tore vorbereitet bzw. verschuldet.

Wenn eine Mannschaft sich im vierten Jahr Bundesliga langsam vom Dauer-Abstiegskandidaten (hoffentlich) zum etablierten Mittelfeldverein wandelt, dann ergibt sich mehr oder weniger automatisch, dass man häufiger gefragt ist, aus eigenem Ballbesitz etwas vernünftiges zu machen (also Situation A). Es gibt mittlerweile eine handvoll anderer Teams, wo man einen eigenen Sieg erwarten darf. Insofern freuten mich Funkels Äußerungen zu seinen Zukunftsvorstellungen zur Eintracht-Spielweise sehr. Das geht genau in die richtige Richtung. Nicht weil ich den manchmal hier kritisierten "Defensiv-Stil" für falsch hielte (ganz im Gegenteil: ich bin bekenne mich offen dazu, eher defensiv und ergebnisorientiert zu denken), sondern weil es den neuen Anforderungen einer Mittelfeldmannschaft gerecht wird.

Im Moment haben wir allerdings schlicht und einfach das Problem, dass zu dem ohnehin nicht ganz einfachen Einspielen am Saisonbeginn noch dazu kommt, dass mit Korkmaz, Meier und Caio ganz wesentliche Kräfte im offensiven Mittelfeld verletzt sind bzw. waren. Mit Ausnahme von Meier haben die drei nicht mal die Vorbereitung komplett mitmachen können. Man muss sich das mal vorstellen: Funkel will in der Saisonvorbereitung den Stil ein klein wenig Richtung "spielerische Dominanz bei eigenem Ballbesitz" umstellen und die Leute, die's regeln sollen, sind allesamt krank. Auch aus diesem Gesichtspunkt heraus ist klar, warum die Eintracht-Führung bei Caios extremem Übergewicht so stinkig war. Der macht jetzt gerade seine Saisonvorbereitung, mit 4-6 Wochen Verspätung, dann, wenn die Saison schon läuft.

Trotzdem aller Probleme glaube ich auch in dieser Saison an eine Weiterentwicklung der Mannschaft. Ob sich das in mehr als 46 Punkten am Ende äußert, daran habe ich meine Zweifel: wegen der Aufrüstung der Konkurrenz und wegen der Tatsache, dass nach stetiger Verbesserung und zuletzt der besten Saisonleistung der letzten 15 Jahre auch irgendwann mal ein Rückschritt "fällig" ist (und uns dann nicht komplett umhauen darf, so wie letztes Jahr die Nürnberger). Für mich wird's eine erfolgreiche Saison, wenn wir es schaffen, Gegner wie Bielefeld, Bochum oder Cottbus in Zukunft spielerisch zu beherrschen und sich unsere ganzen jungen Spieler auch wieder einen Schritt weiterentwickeln. Ob das dann am Ende Platz 7, Platz 10 oder Platz 13 wird, ist mir ehrlich gesagt dann ziemlich egal.
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Maggo schrieb:

Wenn du erklären kannst, warum man mit der Defensive Meisterschaften gewinnt, warum es also zu dem Zusammenhang kommt, dass die Mannschaften, die Meister wurden, oft die wenigsten Gegentore kassiereten, dann wäre das ein klasse Beitrag zu diesem Thread.    


Lieber Maggo,

ich habe mir jetzt mal die Mühen gemacht, die ersten 15 Bundesliga-Spielzeiten zu "analysieren" und etwas statistisch aufzubereiten (ich werde das in meinen nächsten Mittagspausen bis letztes Jahr fortführen...).

War ganz interessant: Wer wusste zum Beispiel, dass die Eintracht in den Spielzeiten 74/75-76/77 (also drei Jahre hintereinander) die Mannschaft war, die die meisten Tore erzielt hat...

Folgende Aussagen zu den ersten 15 Jahren kann man schon mal treffen:

1. Der jeweilige Meister hatte 8x die wenigsten, 2x die zweitwenigsten, 3x die drittwenigsten und 2x die viertwenigsten Gegentreffer

2. Der jeweilige Meister hat 8x die meisten, 1x die zweitmeisten, 1x die drittmeisten, 3x die viertmeisten, 1x die siebtmeisten und sogar einmal die achmeisten Tore geschossen

3. Nur dreimal war der Meister derjenige, der die meisten Tore schoss und gleichzeitig die wenigsten Tore kassierte

4. Die Mannschaft die die meisten Gegentore kassiert hat ist immer (!!!) abgestiegen

Zum mehr Aussagen lasse ich mich jetzt erstmal nicht hinreissen und warte noch die nächsten dreissig Jahre ab.
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warte natürlich nicht noch dreißig Jahre ab, sondern bis ich diese Spielzeiten  auch ins Excel gehauen habe...
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Aachener_Adler schrieb:


Wenn überhaupt, denn kann man zwei Spielsituationen unterscheiden: A) "wir haben den Ball" und B) "die anderen haben den Ball". Was dann idealerweise zu tun ist, betrifft alle 11 Spieler auf dem Platz. Besonders interessant sind auch die Übergänge von Spielsituation A nach B und umgekehrt, da passieren gerne mal entscheidende Dinge, da werden Tore vorbereitet bzw. verschuldet.



Hey, das gefällt mir.

Diesen Ansatz weiterführend, sollte, um eine Mannschaft weiterzuentwickeln, der unbedingte Schwerpunkt auf der Verbesserung der Technik liegen.
Sichere Ballannahme, sichere Weiterverarbeitung (auch, indem dem Ballführenden durch intelligentes Lauf -und Stellungsspiel ständig mehrere Anspieloptionen eröffnet werden), sicheres Flachpaßspiel. Und das möglichst mit Tempo. Beherrscht man das, wird der Gegner selten(er) in Ballbesitz kommen. Hat er nicht den Ball, kann er nicht....

Simple Weisheiten, ich weiß. Wäre mir aber bei weitem wichtiger, als heute meine Defensive zu defensivieren, morgen im Mittelfeld die Balance zwischen off und def zu suchen, um mich übermorgen endlich meiner Offensive widmen zu können. Sind im übrigen sowieso alles Dinge, die mir ein Gegner durch seine eigenen Qualitäten allzusehr maßgeblich beeinflussen kann.
Nicht einwirken kann er auf mein technisches Rüstzeug. Habe ich mir ein solches (möglichst) perfekt angeeignet, wird er es zwangsläufig schwer haben, und zwar in seiner Defensive...

uaa


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