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Die Diva lebt – noch immer!

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Die Diva lebt – noch immer!

Was waren es doch turbulente Jahre mit „meiner“ „unserer“ Eintracht. Los ging es für mich in den 70ern, Glamour, ein wenig Chaos um Trainer, Spieler und Verantwortliche, ein wenig Europa und in der Liga ein auf und ab. Zumindest aber dran und drin in der oberen Tabellenhälfte, trotz diverser Pokalerfolge aber stets ein wenig hinter den eigentlichen Möglichkeiten zurück
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Die 80er. Gestartet mit dem größten Vereinserfolg, dann kaum einen Deut besser. Weniger Europa, dafür mehr ab in der Liga. Platzierungen noch allen bekannt? 5.,8.,10.,16.,12.,15.,15.,9.,16. und nach all den Schweißtreibenden „gerade noch so geschafft“ Jahren rauf auf 3 – Uff.

Die 90er. Kaum auf 3 gelandet, war man wer, klar. Fußball 2.000, eine Meisterschaft, welche lediglich eine Frage der Zeit war, Rekordtransfers und Machtspielchen im Glitzer der Bankenwelt ließen in Frankfurt die Uhren anders gehen – geendet hat dieses großartige Hoch in Liga 2. Langeweile Fehlanzeige, der Puls stets am Limit, und während eben noch das Buch „himmelhoch jauchzend“ geschrieben wird, ist der Verein und die Szene schon zu Tode betrübt.

So ging unser erstes Jahrhundert Eintracht Frankfurt mit der Berg.- und Talfahrt zwischen den beiden ersten Profiligen, sowie verstrickt in Perspektivlosigkeit und Finanzskandale zu Ende.

Der Start in unser neues Jahrtausend war erstmal ebenfalls geprägt von dem Niedergang und Abschied aus der Eliteklasse, ja man meinte erkannt zu haben, den Sprung auf den Zug Dauerhaft in Liga 1 zu verweilen, zu den wenigen Grossen zu gehören, verpasst zu haben. Die Grundlagen wurden versäumt zu legen, die Basis sei zu labil, die Reputation mangelhaft.

Die Diva sei tot, der Glanz vergangener Tage verflogen. Ja welcher Glanz denn eigentlich. Die Turbulenzen unseres Vereines, zumindest jene, welche ich zu Lebzeiten miterleben durfte/musste waren schon sehr intensiv und der wirkliche Glanz war in den guten 3 Jahrzehnten sehr rar gesät.

Nun haben wir ein paar wenige, recht ruhige Jahre hinter uns. Wirklich? Eigentlich nur die vergangenen zwei. Das Aufstiegsjahr war ein Wechselbad zwischen Abstieg aus Liga 2, was zeitweise nicht wenige prophezeiten und Aufstieg, welchen im Nachhinein noch weit mehr als Pflichtprogramm abhakten - komisch eigentlich, oder doch typisch Frankfurt?. Das Folgejahr endete mit dem späten Klassenerhalt(14.) und dem Pokalfinale in Berlin. 06/07 war ein Jahr, was uns zwar im UEFA-CUP Ablenkung und viele Reisekilometer verschaffte, jedoch auch eine Saison auf dem Zahnfleisch und nicht zuletzt immer wieder Sätze wie „die Abkehr vom Projekt Jugend“ sowie Worte wie „Söldner“ in den Sprachgebrauch zurückbrachten. Wundersam? Hatten 2 Jahre genügt um uns vorzugaukeln alles sei im Reinen, es gehe fortan Zeitlebens aufwärts, Probleme und Rückschläge machen zukünftig einen Bogen um uns?

Niemals, nirgends und auch bei uns nicht. Ist man ehrlich, so gab es fortwährend die mahnenden Worte wie „Wir sind noch nicht so weit“ ebenso wie es jene gab, die sagten „Wir gehören schon da oben rein“. Zirkusspielchen mit verklärtem Blick also, wenn man in der aktuellen Situation nun „plötzlich“ Unruhen ausmacht. Diese Unruhen gab es fortwährend, ebenso, wie es diese auch im Verein gab. Es rumort nicht? Gedeckelt von ungewohnt konstant ansteigender Tabellenentwicklung unserer Eintracht und U23 fallen Grabenkämpfe nicht auf. Dies ist jedoch nicht gleichbedeutend damit, das es diese nicht gibt oder gab. Was ist denn passiert, alleine in den vergangenen 12 Monaten? Was sagen einem die Personalien Bindewald, Pferd, Lötzbeier, was war denn nun mit der Fufa, was ist mit der Fanclubcard und ziehen wirklich alle Mann in Verein und AG an dem vielbesagten Strang?

Mitnichten. Die Diva lebt und wer es nicht wahrhaben möchte, dem sei immer wieder knallhart vor Augen geführt das wir niemals der ruhige, sachliche Verein waren und wohl auch niemals sein werden. Nach meinem Empfinden ist das nicht einmal schlimm, denn es passt nicht nur herrlich zu uns, es ist Teil unserer Kultur und Geschichte. Die gleiche Leichtigkeit, mit welcher sich unsere Eintracht und Ihr Umfeld als etwas besseres betrachtet, wie sie denn wirklich ist, mit der gleichen Intensität kommt über uns auch immer wieder die Depression und Desillusion hereingebrochen. Sinnbildlich ist nicht nur die aktuelle Situation. Nach unserem wahrlich versäbelten Saisonauftakt sehen uns nun all jene schon in Liga 2, welche noch vor 3 Monaten dem „verschenkten“ Qulifikationsplätzen für das internationale Geschäft nachweinten. Das wir in diese Sphären vorstoßen können, davon träumten wir von September bis März, ja es wurde gar als logische Konsequenz betrachtet und gefordert – dass wir mit unserem aktuellen Lauf absteigen, darüber ist man sich heute ebenso klar. Nun hat es sich aktuell durch 2 Siege wieder ein wenig gedreht – als sei dies so unglaublich und schon stürzen wir nach diesem kurzen Hoch in die tiefe Verletzungsnot. In Frankfurt ist nicht alles Gold was glänzt, aber auch eine Hängephase macht aus unserem Kader keinen mittelmäßigen Zweitligisten. Dass es eine Mitte zu geben scheint, auf diese Idee weigert sich der Hesse scheinbar zu kommen. Frankfurter zu sein bedeutet auch, nach Höherem zu streben, aber niemals einsehen wollen, dass dieses Streben nicht gleichbedeutend mit dem schlussendlichen Erreichen ist. Lieber bin ich König, oder Bettler, aber bloß nicht mitten drin.

Genau dorthin sollten und können wir aber schnellstens wieder kommen. Ins schöne, graue Mittelmass. Dort ist es nicht so ruhig, um Langeweile befürchten zu müssen, von dort ist der Weg nicht zu weit in die Spitze, um nicht auch mal gesunde Träume zu pflegen, von dort ist es aber auch nicht weit bis nach Unten um sich in Sicherheit zu wiegen.

Wer die Geschichte dieses Vereines über einige Jahre schon verfolgt, dem sollte bekannt sein, dass der Frankfurter Weg eben ein ganz spezieller, mit langen Leidenszeiten und intensiven Höhepunkten ist. Diesen Weg wird unsere Eintracht weiter bestreiten, ich für mich bin nur zu gerne bereit, diesen Weg mit allen seinen guten und schlechten Passagen mit zu gehen.

Was ich mit diesem Fred sagen möchte? Na das steht doch oben beschrieben

Grüsse
lt.commander
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sehr schön geschrieben...grade die erwähnten langen Leidenszeiten und intensiven Höhepunkten machen es besonders ein Anhänger der Eintracht zu sein.
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Schön ge- und beschrieben!
Wir sind leidensfähig und gerade deshalb vermutlich auch so begeisterungsfähig.
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wenn ich so einige passagen lese, glaube ich fast, dass unser hb das geschreiben hat.  
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@ lt. commander

sehr schön geschrieben, ja aber inhaltlich habe ich die letzten 3,5 Jahrzehnte teilweise anders gefühlt.

Ich empfand die 70er im grossen und ganzen schon als Glanzzeit - ja wir wurden nicht Meister aber wir waren jahrelang " dran" haben schönen Fussball gespielt begeisternde Spiele abgeliefert, Nationalspieler gestellt ( ohne die Bayern Connection wären es noch 2-3 mehr gewesen ..) duie Diva wurde da geboren als Bayern mehrmals weggefegt wurde alle " sachverständigen" uns den besten Fussball attestierten wir es aber dann gegen Wuppertal und Konsorten immer wieder vergeigt haben ...

Trotzdem war es glanz .. ähnliches gilt für Anfag der 90er nur war da die periode eben nur 3-4- Jahre...

bei den 80zigern geb ich dir uneingeschränkt recht. das desaster ab mitte der 90er hast du treffend beschrieben..

Nur kommt eben ein bisschen bei dir raus ( ich sags mal gaaaanz verkürzt):
wir waren nie so gut wie manche es verklären und nach den späten 90ern müssen wir uns auf ganz lange zeit mit Mittelmass begnügen weil wir bis auf Aussreisser letzlich nie viel besser waren..

Vielleicht habe ich dich aber auch missinterptretiert..

ich weiss noch dass in den 70ern zwar die Meisterschaft nie erreicht wurde, aber andreseits hatte man im grunde nie das Gefühl man könnte auch nur im entferntesten etwas mit dem Abstige zu tun haben -und in der Beziehung waren wir neben Bayern und Gladbach die einzigen ...

eine Mannschaft die auch oben mal "rankommt" und mit dem Abstieg wenig bis nichts zu tun hat das ist was ich mir wieder wünsche und was ich eben nicht für vermessen halte ... und die mal begeistert wenigstens 4-5 x die Saison..

nenn mich einen Träumer - vielleicht stimmts sogar
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municadler schrieb:
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Nur kommt eben ein bisschen bei dir raus ( ich sags mal gaaaanz verkürzt):
wir waren nie so gut wie manche es verklären und nach den späten 90ern müssen wir uns auf ganz lange zeit mit Mittelmass begnügen weil wir bis auf Aussreisser letzlich nie viel besser waren..

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Ich halte das für nicht so falsch, auch in den 70ern waren wir im Durchschnitt nur 7er mit einem 3. Platz als bester und einem 15. als schlechtester Platzierung. In den 60ern war´s wohl besser, aber auch die ewige Tabelle lügt  nicht.

Mit Mittelmaß begnügen müssen wir uns meines Erachtens eher aufgrund der finanziellen Strukturen, die mittlerweile in der Bundesliga herrschen, wonach eben nach den Platzierungen der letzten Jahre das Geld ausbezahlt wird. Hier eine anständige Konsolidierung - die meiner Meinung nach auch im vierten Jahr nach dem Aufstieg noch nicht komplett abgeschlossen ist - dann kann man auch auf die Chancen hoffen, mal oben reinzurutschen, wenn sich dazu die Möglichkeit ergibt.
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DER_SCHLICHTER schrieb:
http://www.myvideo.de/watch/743991/Lustige_Jahreshauptversammlung_von_Eintracht_Frankfurt


Mehr muss ich dazu nicht sagen,.....  



Genau an das habe ich während dem Lesen von commanders Text auch gedacht

Aber irgendwie liebe ich die Eintracht gerade deswegen. Es wird nie langweilig, man weis nie, wo's als nächstes "knallt". Man schickt Mannschaften aus dem oberen drittel gedemütigt nach Hause und ne Woche später bekommt man beim Tebellenletzten ne Klatsche. Einfach verrückt, aber nichtmal schlimm.
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municadler schrieb:

Ich empfand die 70er im grossen und ganzen schon als Glanzzeit - ja wir wurden nicht Meister aber wir waren jahrelang " dran" haben schönen Fussball gespielt begeisternde Spiele abgeliefert,

Das stimmt aber auch nur für einen Teil der 70er, man muss da nur an das Jahr 1971 denken, da sind wir nur sehr knapp am Abstieg vorbei geschrammt. Und bevor der Gyula Lorant geholt wurde sah es auch nicht gut aus. Die Eintracht war schon immer unbeständig in ihrer Leistung, mal setzte sie Glanzpunkte, mal war es einfach nur bitter, eine Diva halt.
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lt.commander schrieb:
Die Diva lebt – noch immer!
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Hast Du je daran gezweifelt? Ich nicht...

Schön geschrieben ist es dennoch - Danke Dir!
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Ja, Lt., sie lebt, die Diva.

Einerseits ist dies schön, wie zum Beispiel morgen, wenn die Bayern mit einer 0:3-Niederlage wieder nach Hause fahren müssen.

Andererseits ist dies bitter, ich möchte die vielen Beispiele dafür hier gar nicht erst aufzuzählen beginnen.
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Wunderbar geschrieben, Kompliment!
Alles exakt auf den Punkt gebracht. Nur stellt euch mal vor, wir hätten in Rostock gewonnen. Man hätte die Geschichte neu schreiben müssen. Zumindest wäre es die Krone für unsere Diva gewesen. Zum Glück weis man nicht wie sich der weitere Weg unserer Eintracht, bei einem Sieg in Rostock, entwickelt hätte. Ich denke die Zeit nach ,92 hat sich als ein Prozess der Selbstreinigung sehr positiv für unsere weitere Entwicklung gezeigt. Die Seriösität und die Reputation die der Eintracht heute bescheinigt wird, ist mehr wert als eine Meisterschaft, die vieles unter den Teppich gekehrt hätte.
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Divenhaftigkeit liebe ich geradezu an unserm Verein, den Fans, dem ganzem eben.

Schön Arndt, dass endlich mal wieder jemand in angessenen Worten dieses für mich unglaublich anziehende Attribut  unserer schönen SGE hervorhebt.

gruss
xmaz
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Die DIVA lebt ewig. Drum lieben/hassen sie ja einige. Also ich finds sie nur geil, wir siegen 1-0 gegen bayern und 4 Tage spaeter verlieren wir gegen sieglose Abstiegkandidaten sang und klanglos 3-0....Das war schon immer so, ob Grabi oder Meier spielten.
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Hallo,

konnte mich gerade dazu durchringen die Hessenschau einzuschalten. "Schlaglicht Eintracht":Trotz der immer noch genialen Heimbilanz zeugen sie das Weitschusstor von Auge    Is dich echt nicht normal!!! Siehe "Eigentor"-Fred.

Mal sehen, wie gleich der professionelle Vorbericht rüberkommt ,-)
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brauch jetzt erstmal n kaffee...
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Meine Gedanken sind ähnlich. Nur Diven können halt nur recht anstrengend sein. Ne Diva vom Kaliber Marlene Dietrich hat aber dazu noch die Faszination, die einen fesselt, ne Diva vom Kaliber Sabine Müller nicht mehr so.

Aber wir können es uns ja nicht aussuchen. Wir ham ja nur die.

Weiter gehts.
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Naja, mir ist die jetztige "DIVA" schon ein ganzes Stück angenehmer und
ruhiger, als wie noch Mitte-Ende der ´90er und Anfang 2000...  
Wir schippern seit 2003 wieder in ruhigeren Gefilden... ohne Skandale usw...
Das ist auch gut so... Aber in einem Verein wie es "unsere Eintracht" nun mal
ist, wird nie ganz Ruhe einkehren... Das ist auch z.Teil ganz gut so, dass
macht ihren Reiz auch aus... Es gibt hier fast nur die Extreme "himmelhoch-
jauzend" oder '"zu Tode betrübt".. Ein gutes Mittelding würde uns manchmal
auch gut zu Gesicht stehen..   Es wäre doch wieder typisch, wenn wir morgen
die Bayern aus dem Stadion "fegen" - und am Sa. darauf beim "Kellerkind" aus
Gladbach verlieren würden...
Aber alles in allem sollten wir uns über die jetzige DIVA nicht beschweren...  ,-)
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@ schusch: ich heiße aber gar net Müller..      
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womeninblack schrieb:
@ schusch: ich heiße aber gar net Müller..        


Du bist auch ne Diva, Dich meinte ich aber nicht.


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