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nürnberg hat ganz andere stadionprobleme!

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In der "Süddeutschen" gab's heute ein Interview mit dem Nürnberger Ultra-Vorsitzenden Julius Neumann zu dem Thema ("Einigen ist was auf den Kopf gerieselt").

Besser noch als die Überschrift fand ich eigentlich das Ende :
"Man muss sich das vorstellen. Du hast ein WM-Stadion, und wegen 400 hüpfender Fans bröckelt der Putz- was das für eine Blamage werden könnte. Die Stadionbauer sagen da vielleicht, WM-Fans hüpften nicht, aber das glaube ich nicht unbedingt. Ich sag immer, ein Stadion muss auch mal extremere Schwingungen aushalten."

Unbereinigte Wiedergabe
Adler aus Freiburg
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Stadionwelt ist wie üblich etwas differenzierter als die Bild:

Hintergründe zum Hüpftest im Frankenstadion
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Die sollten jetzt garnix ausgeben und warten, bis wir dort unser Spiel hatten...
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Offenbar fand das unnachahmliche und nur noch vom Taxi-Schorsch erreichte Streiflicht-Team der SZ die Sache mit dem rieselnden Putz und den extremen Schwingungen genauso schön wie ich und hat sich davon zu folgenden trefflichen Zeilen inspirieren lassen :

Edmund Stoiber hat sich um das Nürnberger Frankenstadion sehr verdient gemacht. Der Freistaat übernahm große Teile der Umbaukosten, um das Stadion fit zu bekommen für die Fußballweltmeisterschaft, die Stoiber sehr am Herzen liegt. Im Sommer noch gab der Ministerpräsident einen Empfang im Innenhof des Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, und aus seiner Festrede ging nicht eindeutig hervor, was er für bedeutender hält : das Nationalmuseum oder das Frankenstadion. Es war ein heißer Tag, Stoibers Silberschopf leuchtete in der Sonne, er sprach von der Rundheit des Balles, der Rundheit der Erde und überhaupt der Rundheit aller Dinge, auf die es ankommt. Er sprach mit der Selbstsicherheit eines Mannes, der weiß, dass die Zukunft nur Gutes für ihn bereithält. Ein tolles Ministerium in einer Bundesregierung, eine abgerundete Karriere und bald darauf ein paar WM-Spiele in einem Stadion, das es verdient, seinen Namen zu tragen.
Inzwischen aber ist alles ins Schwingen geraten. Der Ministerpräsident hüpfte- gedanklich wie körperlich- zwischen Berlin und München wild hin und her, und ohne der weiteren Entwicklung vorzugreifen kann man sagen : Durch die Herumhüpferei ist seine Glaubwürdigkeit in extreme Schwingungen geraten. Es spricht für die schicksalhafte Verbindung zwischen Stadion und Stoiber, dass praktisch zeitgleich in Nürnberg extreme Schwingungen aufgetreten sind. Bei einem Pokalspiel versammelten sich einige Fans im Oberrang und sangen "Hüpf, Frankonia, hüpf!". Der textlichen Vorgabe entsprechend hüpften sie, so lange, bis der Boden unter ihren Füßen, wie ein Beteiligter sich erinnert, "eigenartig zurückgeschwungen" ist. Eine Etage tiefer, im Unterrang, fiel den Fans der Putz auf den Kopf. Unterdessen spielten die Nürnberger gegen Dynamo Dresden; es war also der alte Kampf West gegen Ost, der alles in Schwingungen brachte. Während Stoiber diesen Kampf gegen Merkel verloren hat, konnten sich die Nürnberger Fans schließlich gelassen die Betonbrösel aus dem Haar Schütteln. Ihr Team hatte 3:0 gewonnen.
Zum einen kann das als ausgleichende Gerechtigkeit durchgehen, zum anderen bedürfen die Schwingungen da wie dort einer genaueren Analyse. In Nürnberg werden am Sonntag, vor dem nächsten Spiel, mehrere hundert Fans auf amtliche Anordnung hüpfen. Statiker werden auch da sein und sich anschauen, was im Oberrang ins Wallen gerät und wie viel im Unterrang herabfällt. Kurz danach wird Lothar Matthäus das Traineramt übernehmen und alles zum Einsturz bringen. Würde Edmund Stoiber einen Statiker engagieren, könnte er ihm vermutlich erklären, dass in der Politik die Schwingungen ganz anders wirken. Wer da im Oberrang herumhüpft, dem rieselt am Ende der Putz auf den eigenen Kopf.  



Adler aus Freiburg
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Sehr nett, bis auf den letzten Satz! Was da bei Herrn Stoiber rieselt, ist nicht irgend ein Putz, sondern der eigene Kalk.  


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