seventh_son schrieb: Die von dir genannten Dinge wĂŒrde ich dann zum groĂen Laufwege-Einmaleins zĂ€hlen
Abgemacht, darauf können wir uns verstÀndigen.
Aber wĂ€hrend beim kleinen Laufwege-Einmaleins quasi alle gut geschulten Mannschaften gleich spielen, gibt's beim groĂen Einmaleins Riesenunterschiede. Die eine Mannschaft spielt z.B. mit Abseitsfalle, die andere nicht. Deshalb muss man das groĂe Einmaleins auch nicht unbedingt aktiv (d.h. fĂŒr das eigene Spiel) komplett beherrschen, sondern nur die Teile, der eigene Trainer fĂŒr seine Taktik braucht.  (Deshalb wird auch unter Skibbe jetzt ein zeitaufwĂ€ndiger Lernprozess einsetzen mĂŒssen.)
Passiv beherrschen sollte eine gute Mannschaft das groĂe Einmaleins eigentlich komplett, d.h. sie muss ungefĂ€hr wissen, was zu tun ist, wenn der Gegner irgendwelche Taktiken aus diesem groĂen bekannten Vorrat nutzt.
In der Praxis gestaltet sich das trotzdem manchmal schwierig, besonders, wenn die gegnerische Mannschaft sehr extreme Taktiken spielt (und die notwendige QualitĂ€t hat, das umzusetzen). Ich denke da z.B. an die Taktik, die Thomas Schaaf in Bremen eingefĂŒhrt hat. Schnelles Passspiel im Mittelfeld mit Ăberzahl durch extrem weit aufgerĂŒckte Abwehr, dazu ein zentraler Spielmacher wie frĂŒher Micoud oder zuletzt Diego. Da haben die anderen Mannschaften jahrelang nicht gewusst, was man dagegen tun soll. Jetzt bin ich nicht mehr sicher. FĂŒr mich ist keineswegs klar, dass das letzte Jahr bei Werder nur ein einmaliger Ausrutscher war. FĂŒr sich betrachtet sind die Einzelteile der Werder-Taktik nie besonders innovativ gewesen. In der Summe aber lange Zeit schon, sogar so gut, dass ein eigentlich mittelgroĂer Club wie Werder ganz an die deutsche Spitze kommen konnte.
seventh_son schrieb: Auch solche Dinge sind keine neuen Erfindungen, mit denen man noch groĂ ĂŒberraschen kann. In dem hoch "taktisierten" FuĂball, den wir heute sehen, haben Trainer kaum noch viel Spielraum fĂŒr neues.
Mit dem Hinweis auf Thomas Schaaf bei Werder oder frĂŒher Volker Finke in Freiburg kann ich dir da nicht zustimmen. Auch mit alten Ideen kann man, passend zusammengebaut, die Konkurrenz ĂŒberraschen. Das wĂŒrde ich sogar fĂŒr Thomas Doll und sein erstes Jahr beim HSV gelten lassen (es ging mit teils exzellentem DefensivfuĂball italienischer PrĂ€gung vom unteren Mittelfeld bis in die CL; dass danach alles grĂŒndlichst den Bach runtergegangen ist, ist ein anderes Thema.)
Ein guter Trainer schafft es, eine Taktik zu finden, die die Mannschaft stĂ€rker macht als man beim Aussummieren der individuellen StĂ€rken der Einzelspieler normalerweise erwarten könnte. Und ein sehr guter Trainer schafft es vielleicht sogar, dabei eine Taktik zu finden, die zumindest ein StĂŒck weit "innovativ" ist, so dass die Konkurrenz lange braucht, um passende Gegenmittel zu entwickeln. Wenn man den Blick auf das Gesamte richtet und nicht auf den einzelnen Spielzug, ist meiner Meinung nach auch in der modernen FuĂballwelt noch Innovation möglich. Jedenfalls dann, wenn man einen Trainer mehrere Jahre am StĂŒck arbeiten lĂ€sst, das ist nĂ€mlich die Grundvoraussetzung dafĂŒr.
seventh_son schrieb: Die Handschrift des Trainers wĂŒrde ich darin sehen, dass ein Team taktisch gut geschult ist und ein Spieler in den meisten Situationen automatisch/unterbewuĂt weiĂ, was er am Besten tun sollte. [...]
Volle Zustimmung fĂŒr den Bereich Defensive, aber fĂŒr mich gibt's eine "Handschrift des Trainers" auch in der Offensive. DafĂŒr habe ich z.B. Dieter Hecking hier in Aachen immer geschĂ€tzt. Das waren einfache Stilmittel, viel ĂŒber auĂen, Standards, hohe BĂ€lle nach vorne auf Rösler, alles nix Weltbewegendes, aber so gut automatisiert, dass davon verdammt viel Torgefahr ausging. Unter Frontzeck (völlige Niete!) oder Buchwald war nichts mehr von Offensivkonzept zu erkennen und erst jetzt mit Seeberger macht's wieder SpaĂ, ins Stadion zu gehen, weil wieder mit System und Verstand gespielt wird.
Aachener_Adler schrieb: Ein guter Trainer schafft es, eine Taktik zu finden, die die Mannschaft stÀrker macht als man beim Aussummieren der individuellen StÀrken der Einzelspieler normalerweise erwarten könnte.
= "Konzept-FuĂball" DafĂŒr gibt's den "Goldenen Ra-Poldi".
In meinen Augen schafft es ein guter Trainer, das Team mosaikgleich so zusammenzustellen, dass sich die Einzelteile, also Spielertypen, bestmöglich ergÀnzen. In Frankfurt war das mal nicht unbekannt.
Aachener_Adler schrieb: ... fĂŒr mich gibt's eine "Handschrift des Trainers" auch in der Offensive. DafĂŒr habe ich z.B. Dieter Hecking hier in Aachen immer geschĂ€tzt. Das waren einfache Stilmittel, viel ĂŒber auĂen, Standards, hohe BĂ€lle nach vorne auf Rösler, alles nix Weltbewegendes, aber so gut automatisiert, dass davon verdammt viel Torgefahr ausging. Unter Frontzeck (völlige Niete!) oder Buchwald war nichts mehr von Offensivkonzept zu erkennen und erst jetzt mit Seeberger macht's wieder SpaĂ, ins Stadion zu gehen, weil wieder mit System und Verstand gespielt wird.
Das Beispiel Hecking könnte doch aber inzwischen zum Beleg dienen, dass es eben doch nicht nur sein System war, das Dir in Aachen gefallen hat. Warum kann er dies sonst nicht bei H96 durchsetzen? Er hatte ja jetzt schon ein wenig Zeit.
Misanthrop schrieb: Das Beispiel Hecking könnte doch aber inzwischen zum Beleg dienen, dass es eben doch nicht nur sein System war, das Dir in Aachen gefallen hat. Warum kann er dies sonst nicht bei H96 durchsetzen? Er hatte ja jetzt schon ein wenig Zeit.
Absolut berechtigte und gute Frage. Hecking musste in Hannover einen Kader ĂŒbernehmen, der nicht von ihm zusammengestellt war. Insofern muss man ihm etwas Zeit geben. Immerhin hat er Hannover eine phĂ€nomenale HeimstĂ€rke eingeimpft, fĂŒr die auch die Alemannia unter seiner Trainerschaft bekannt war. Das sind schon mal Parallelen. Warum aber Hannover auswĂ€rts so gar nichts gerissen hat, verstehe ich wirklich nicht. Vielleicht ist's auch die beliebte Hecking'sche AuswĂ€rtstaktik gerade bei starken Gegnern (nĂ€mlich: die ersten 20 Minuten Vollgas geben mit einem Tempo, dass man keine 60 Minuten durchhalten könnte, dabei in FĂŒhrung gehen, dann alles ĂŒber die Zeit schaukeln), die in Liga 1 einfach nicht funktionieren will.
In eine Ă€hnliche Richtung geht die Beobachtung, dass man mit eher bescheidenen, leicht auszurechnenden spielerischen Mitteln auch bei noch so viel Ăbung und Automatisierung es in Liga 1 deutlich schwerer hat als in Liga 2. Das wĂ€re dann ein Ă€hnlicher Vorwurf, wie er auch Friedhelm Funkel gerne gemacht wird und so ganz unterschiedlich sind beide Trainer sicher nicht. Beide Trainer stellen das Kollektiv weit ĂŒber die individuelle Klasse einzelner Spieler, so weit, dass ich selbst als bekennender "Kollektiv-Denker" mich manchmal frage, ob das noch sinnvoll ist.
Trotz aller Kiritk an seinen ausgeprĂ€gt einfachen Konzepten gebe ich aber offen zu, dass ich von Hecking recht viel halte (die sichere Beherrschung des kleinen FuĂball-Einmaleins ist nun mal die Grundlage fĂŒr alles weitere und menschlich hatte Hecking seine Truppe immer ausgezeichnet im Griff). Von Hannover hĂ€tte ich letztes Jahr deutlich mehr erwartet. Aber aus Eintracht-Sicht bin ich nicht unglĂŒcklich, dass die mit ihrer Strategie "jetzt greifen wir mit groĂen Investitionen mal richtig oben an!" grĂŒndlichst auf die Schnauze gefallen sind.
Misanthrop schrieb: Das Beispiel Hecking könnte doch aber inzwischen zum Beleg dienen, dass es eben doch nicht nur sein System war, das Dir in Aachen gefallen hat. Warum kann er dies sonst nicht bei H96 durchsetzen? Er hatte ja jetzt schon ein wenig Zeit.
Absolut berechtigte und gute Frage. Hecking musste in Hannover einen Kader ĂŒbernehmen, der nicht von ihm zusammengestellt war. Insofern muss man ihm etwas Zeit geben.
Alle Trainer in Hannover haben die letzten Jahre Àhnliche Platzierungen mit Schwankungen erzielt.
Das eigentliche Problem ist doch das selbe wie in Frankfurt auch und bei den Fahrstuhlmannschaften: man hat nicht die individuelle Klasse und Kleingeld.
Mit Taktik und Einmaleins ob gross oder klein kann man diese GesetzmÀssigkeiten kaum ausser Kraft setzen.
Das eigentliche Problem ist doch das selbe wie in Frankfurt auch und bei den Fahrstuhlmannschaften: man hat nicht die individuelle Klasse und Kleingeld.
Mit Taktik und Einmaleins ob gross oder klein kann man diese GesetzmÀssigkeiten kaum ausser Kraft setzen.
Das ist natĂŒrlich auch wahr. Auch ein Thomas Schaaf kann in Frankfurt nicht das gleiche offensive System spielen lassen wie in Bremen und damit Erfolg haben. Die fuĂballerische Klasse ist natĂŒrlich erstmal entscheidend, was vor allem in der Offensive möglich ist. Man kann leichter RĂ€ume zu stellen und Verschieben lernen, als schnelles Kurzpassspiel und KreativitĂ€t. FĂŒr ersteres braucht es Ăbung, ein biĂchen Intelligenz und Laufbereitschaft. FĂŒr zweiteres hĂ€ngt dann doch viel vom Talent ab. Auch bei der Eintracht wird so ein mancher Spieler mit der neuen Taktik nicht klar kommen, weil es einfach seine "FĂŒĂe" nicht hergeben.
Aber Aachener_Adler hat mich schon etwas ĂŒberzeugt, dass man mit einer guten taktischen Einstellung die Gegner erstmal schon ĂŒberraschen kann. Vielleicht schaffen grade wir das ja mal im Laufe der Saison.
Ich bin nicht so der Taktikfreak und Toni Holzbein ist wirklich genial wenn es stimmt was er so postet. Auch jucken mich Aufstellungen ,Ein-/Auswechslungen ĂŒberhaupt nicht,ist einfach Trainersache.
Aber grade Taktik usw....es spielt doch jedes Team so professionell wie möglich und gut wies geht. Ich denke auch alle Trainer haben Ihre Berechtigung.
Aber letztendlich hab ich den Glauben schon sehr lange verloren das irgendwelche Taktiken oder dies und jenes ein grossen Vorteil bringen. Das mag mal 1 Jahr was bringen wie bei Hertha oder Hoffenheim,aber im Mittel setzt sich doch irgendwie immer derjenige durch,der am meisten in individuelle QualitÀt investieren kann.
Denn ich denke die Trainer sind in der 1.Liga alle irgendwo gut in der Breite,nur spezifisch mögen sie sich unterscheiden.
Aber im Enddefekt steht meist der vorne,der am meisten Finanzkraft hat.
Aber im Enddefekt steht meist der vorne,der am meisten Finanzkraft hat.
Du meinst, es reicht nicht Visionen zu haben? Trittst du damit nicht den Illusionen mancher Fans etwas zu nahe?
Programmierer
Du sagts ja schon den Begriff " Illusionen",das sagt doch schon genug oder? Man kann TrÀume,Ziele etc haben ,aber im Enddefket zÀhlt immer die RealitÀt im Hier und Jetzt. Von trÀumen alleine kann man sich nichts kaufen
Man muss im Fussball einfach Abschied nehmen von unrealistischen Visionen. Ich seh das extrem negativ im FussballgeschÀft. Immer wird nur gefordert,ohne an die RealitÀten zu denken,die RealitÀt wird doch meist ausgeblendet.
Visionen sind prima fĂŒr die Zukunft,wer weiss schon wie die Zukunft in paar Jahren bei der Eintracht aussieht. Ich finde es lohnenswert bei der Eintracht in Visionen zu denken,aber man darf die augenblickiche RealitĂ€t nicht aus den Augen verlieren und diese sieht derzet ganz anders aus,aber das heisst ja nicht das sie nicht in ein paar Jahren ganz anders aussieht,aber momentan halt nicht.
Marco72 schrieb: ...,aber man darf die augenblickiche RealitÀt nicht aus den Augen verlieren und diese sieht derzet ganz anders aus,aber das heisst ja nicht das sie nicht in ein paar Jahren ganz anders aussieht,aber momentan halt nicht.
Marco72 schrieb: ...,aber man darf die augenblickiche RealitÀt nicht aus den Augen verlieren und diese sieht derzet ganz anders aus,aber das heisst ja nicht das sie nicht in ein paar Jahren ganz anders aussieht,aber momentan halt nicht.
Was erlaube Skippy??? Â
was hat denn das mit dem zu tun,das sag ich Trainer unabhÀngig. Das trifft eher die Zeit nach Skibbe,aber auch nur vielleicht...
erikeasy schrieb: Doch gut einstudierte Laufwege bringen auch durchschnittliche Mannschaften enorm voran!
Einstudierte Laufwege sind schön und gut. Nur wenn die FlexibilitÀt fehlt, wenn alles nach Schema F geht, dann lernen die Gegner schnell, diese Laufwege zuzustellen.
Wenn man dann keine Alternativen hat, ist es schnell vorbei mit der Herrlichkeit der neuen Laufwege.
Ein gutes Beispiel war das erste Heimspiel der letzten Saison gegen Berlin. Favre hat die bis dahin von der Eintracht in Freundschaftspielen gezeigte StĂ€rke, das Spiel ĂŒber die FlĂŒgel, taktisch klug konterkariert und war damit erfolgreich.
Programmierer
Einstudierte Laufwege werden nicht permanent umgesetzt. DafĂŒr entstehen in einem Spiel viel zu viele unterschiedliche Situationen. NatĂŒrlich werden viele Laufwege und Angriffstaktiken eingeĂŒbt, die man dann entsprechend variieren kann, damit man nicht ausrechenbar wird.
Favres Taktik gegen uns war wirklich passend und die Berliner waren ebenfalls in den Einzelduellen gröĂtenteils ĂŒberlegen. Cicero spielte groĂ auf zum Bsp.
seventh_son schrieb: Aber Aachener_Adler hat mich schon etwas ĂŒberzeugt, dass man mit einer guten taktischen Einstellung die Gegner erstmal schon ĂŒberraschen kann. Vielleicht schaffen grade wir das ja mal im Laufe der Saison.
Kann ich umgekehrt zurĂŒckgeben: ich habe von deiner Argumentation auch einiges fĂŒr mich ĂŒbernommen. (Gilt im Prinzip genauso auch fĂŒr einige andere in diesem Taktik-Thread.) So macht diskutieren im Forum SpaĂ!
Und Deine Hoffnung, die anderen Mannschaften in der kommenden Saison wieder etwas mehr ĂŒberraschen zu können, teile ich genauso. Herr Skibbe, zeigen Sie uns, was Sie können!
Misanthrop schrieb: Das Beispiel Hecking könnte doch aber inzwischen zum Beleg dienen, dass es eben doch nicht nur sein System war, das Dir in Aachen gefallen hat. Warum kann er dies sonst nicht bei H96 durchsetzen? Er hatte ja jetzt schon ein wenig Zeit.
Absolut berechtigte und gute Frage. Hecking musste in Hannover einen Kader ĂŒbernehmen, der nicht von ihm zusammengestellt war. Insofern muss man ihm etwas Zeit geben. Immerhin hat er Hannover eine phĂ€nomenale HeimstĂ€rke eingeimpft, fĂŒr die auch die Alemannia unter seiner Trainerschaft bekannt war. Das sind schon mal Parallelen. Warum aber Hannover auswĂ€rts so gar nichts gerissen hat, verstehe ich wirklich nicht. Vielleicht ist's auch die beliebte Hecking'sche AuswĂ€rtstaktik gerade bei starken Gegnern (nĂ€mlich: die ersten 20 Minuten Vollgas geben mit einem Tempo, dass man keine 60 Minuten durchhalten könnte, dabei in FĂŒhrung gehen, dann alles ĂŒber die Zeit schaukeln), die in Liga 1 einfach nicht funktionieren will.
In eine Ă€hnliche Richtung geht die Beobachtung, dass man mit eher bescheidenen, leicht auszurechnenden spielerischen Mitteln auch bei noch so viel Ăbung und Automatisierung es in Liga 1 deutlich schwerer hat als in Liga 2. Das wĂ€re dann ein Ă€hnlicher Vorwurf, wie er auch Friedhelm Funkel gerne gemacht wird und so ganz unterschiedlich sind beide Trainer sicher nicht. Beide Trainer stellen das Kollektiv weit ĂŒber die individuelle Klasse einzelner Spieler, so weit, dass ich selbst als bekennender "Kollektiv-Denker" mich manchmal frage, ob das noch sinnvoll ist.
Trotz aller Kiritk an seinen ausgeprĂ€gt einfachen Konzepten gebe ich aber offen zu, dass ich von Hecking recht viel halte (die sichere Beherrschung des kleinen FuĂball-Einmaleins ist nun mal die Grundlage fĂŒr alles weitere und menschlich hatte Hecking seine Truppe immer ausgezeichnet im Griff). Von Hannover hĂ€tte ich letztes Jahr deutlich mehr erwartet. Aber aus Eintracht-Sicht bin ich nicht unglĂŒcklich, dass die mit ihrer Strategie "jetzt greifen wir mit groĂen Investitionen mal richtig oben an!" grĂŒndlichst auf die Schnauze gefallen sind.
Mir werden die Hannoveraner ohnehin schlechter gemacht als sie tatsĂ€chlich sind. Auch sie hatten mit betrĂ€chtlichem Verletzungspech zu kĂ€mpfen. Dennoch hatte ich immer mal wieder den Eindruck, dass sie neben vielen grottenschlechten Spielen wo sie verdient verloren haben, einige wirklich blöde Niederlagen hatten. Auf der anderen Seite aber auch richtig ĂŒberzeugende Spiele abgeliefert. Dabei war eine recht offensive Auslegung oftmals zu erkennen, wobei 49 Tore bei rumkamen, immerhin 10 Buden mehr als bei der Eintracht. Und hej: Es kamen nebenbei auch 40 Punkte bei rum.
Abgemacht, darauf können wir uns verstÀndigen.
Aber wĂ€hrend beim kleinen Laufwege-Einmaleins quasi alle gut geschulten Mannschaften gleich spielen, gibt's beim groĂen Einmaleins Riesenunterschiede. Die eine Mannschaft spielt z.B. mit Abseitsfalle, die andere nicht. Deshalb muss man das groĂe Einmaleins auch nicht unbedingt aktiv (d.h. fĂŒr das eigene Spiel) komplett beherrschen, sondern nur die Teile, der eigene Trainer fĂŒr seine Taktik braucht.  (Deshalb wird auch unter Skibbe jetzt ein zeitaufwĂ€ndiger Lernprozess einsetzen mĂŒssen.)
Passiv beherrschen sollte eine gute Mannschaft das groĂe Einmaleins eigentlich komplett, d.h. sie muss ungefĂ€hr wissen, was zu tun ist, wenn der Gegner irgendwelche Taktiken aus diesem groĂen bekannten Vorrat nutzt.
In der Praxis gestaltet sich das trotzdem manchmal schwierig, besonders, wenn die gegnerische Mannschaft sehr extreme Taktiken spielt (und die notwendige QualitĂ€t hat, das umzusetzen). Ich denke da z.B. an die Taktik, die Thomas Schaaf in Bremen eingefĂŒhrt hat. Schnelles Passspiel im Mittelfeld mit Ăberzahl durch extrem weit aufgerĂŒckte Abwehr, dazu ein zentraler Spielmacher wie frĂŒher Micoud oder zuletzt Diego. Da haben die anderen Mannschaften jahrelang nicht gewusst, was man dagegen tun soll. Jetzt bin ich nicht mehr sicher. FĂŒr mich ist keineswegs klar, dass das letzte Jahr bei Werder nur ein einmaliger Ausrutscher war. FĂŒr sich betrachtet sind die Einzelteile der Werder-Taktik nie besonders innovativ gewesen. In der Summe aber lange Zeit schon, sogar so gut, dass ein eigentlich mittelgroĂer Club wie Werder ganz an die deutsche Spitze kommen konnte.
Mit dem Hinweis auf Thomas Schaaf bei Werder oder frĂŒher Volker Finke in Freiburg kann ich dir da nicht zustimmen. Auch mit alten Ideen kann man, passend zusammengebaut, die Konkurrenz ĂŒberraschen. Das wĂŒrde ich sogar fĂŒr Thomas Doll und sein erstes Jahr beim HSV gelten lassen (es ging mit teils exzellentem DefensivfuĂball italienischer PrĂ€gung vom unteren Mittelfeld bis in die CL; dass danach alles grĂŒndlichst den Bach runtergegangen ist, ist ein anderes Thema.)
Ein guter Trainer schafft es, eine Taktik zu finden, die die Mannschaft stĂ€rker macht als man beim Aussummieren der individuellen StĂ€rken der Einzelspieler normalerweise erwarten könnte. Und ein sehr guter Trainer schafft es vielleicht sogar, dabei eine Taktik zu finden, die zumindest ein StĂŒck weit "innovativ" ist, so dass die Konkurrenz lange braucht, um passende Gegenmittel zu entwickeln. Wenn man den Blick auf das Gesamte richtet und nicht auf den einzelnen Spielzug, ist meiner Meinung nach auch in der modernen FuĂballwelt noch Innovation möglich. Jedenfalls dann, wenn man einen Trainer mehrere Jahre am StĂŒck arbeiten lĂ€sst, das ist nĂ€mlich die Grundvoraussetzung dafĂŒr.
Volle Zustimmung fĂŒr den Bereich Defensive, aber fĂŒr mich gibt's eine "Handschrift des Trainers" auch in der Offensive. DafĂŒr habe ich z.B. Dieter Hecking hier in Aachen immer geschĂ€tzt. Das waren einfache Stilmittel, viel ĂŒber auĂen, Standards, hohe BĂ€lle nach vorne auf Rösler, alles nix Weltbewegendes, aber so gut automatisiert, dass davon verdammt viel Torgefahr ausging. Unter Frontzeck (völlige Niete!) oder Buchwald war nichts mehr von Offensivkonzept zu erkennen und erst jetzt mit Seeberger macht's wieder SpaĂ, ins Stadion zu gehen, weil wieder mit System und Verstand gespielt wird.
= "Konzept-FuĂball"
DafĂŒr gibt's den "Goldenen Ra-Poldi".
In meinen Augen schafft es ein guter Trainer, das Team mosaikgleich so zusammenzustellen, dass sich die Einzelteile, also Spielertypen, bestmöglich ergÀnzen. In Frankfurt war das mal nicht unbekannt.
Das Beispiel Hecking könnte doch aber inzwischen zum Beleg dienen, dass es eben doch nicht nur sein System war, das Dir in Aachen gefallen hat. Warum kann er dies sonst nicht bei H96 durchsetzen? Er hatte ja jetzt schon ein wenig Zeit.
Absolut berechtigte und gute Frage. Hecking musste in Hannover einen Kader ĂŒbernehmen, der nicht von ihm zusammengestellt war. Insofern muss man ihm etwas Zeit geben. Immerhin hat er Hannover eine phĂ€nomenale HeimstĂ€rke eingeimpft, fĂŒr die auch die Alemannia unter seiner Trainerschaft bekannt war. Das sind schon mal Parallelen. Warum aber Hannover auswĂ€rts so gar nichts gerissen hat, verstehe ich wirklich nicht. Vielleicht ist's auch die beliebte Hecking'sche AuswĂ€rtstaktik gerade bei starken Gegnern (nĂ€mlich: die ersten 20 Minuten Vollgas geben mit einem Tempo, dass man keine 60 Minuten durchhalten könnte, dabei in FĂŒhrung gehen, dann alles ĂŒber die Zeit schaukeln), die in Liga 1 einfach nicht funktionieren will.
In eine Ă€hnliche Richtung geht die Beobachtung, dass man mit eher bescheidenen, leicht auszurechnenden spielerischen Mitteln auch bei noch so viel Ăbung und Automatisierung es in Liga 1 deutlich schwerer hat als in Liga 2. Das wĂ€re dann ein Ă€hnlicher Vorwurf, wie er auch Friedhelm Funkel gerne gemacht wird und so ganz unterschiedlich sind beide Trainer sicher nicht. Beide Trainer stellen das Kollektiv weit ĂŒber die individuelle Klasse einzelner Spieler, so weit, dass ich selbst als bekennender "Kollektiv-Denker" mich manchmal frage, ob das noch sinnvoll ist.
Trotz aller Kiritk an seinen ausgeprĂ€gt einfachen Konzepten gebe ich aber offen zu, dass ich von Hecking recht viel halte (die sichere Beherrschung des kleinen FuĂball-Einmaleins ist nun mal die Grundlage fĂŒr alles weitere und menschlich hatte Hecking seine Truppe immer ausgezeichnet im Griff). Von Hannover hĂ€tte ich letztes Jahr deutlich mehr erwartet. Aber aus Eintracht-Sicht bin ich nicht unglĂŒcklich, dass die mit ihrer Strategie "jetzt greifen wir mit groĂen Investitionen mal richtig oben an!" grĂŒndlichst auf die Schnauze gefallen sind.
Alle Trainer in Hannover haben die letzten Jahre Àhnliche Platzierungen mit Schwankungen erzielt.
Das eigentliche Problem ist doch das selbe wie in Frankfurt auch und bei den Fahrstuhlmannschaften:
man hat nicht die individuelle Klasse und Kleingeld.
Mit Taktik und Einmaleins ob gross oder klein kann man diese GesetzmÀssigkeiten kaum ausser Kraft setzen.
Das ist natĂŒrlich auch wahr. Auch ein Thomas Schaaf kann in Frankfurt nicht das gleiche offensive System spielen lassen wie in Bremen und damit Erfolg haben. Die fuĂballerische Klasse ist natĂŒrlich erstmal entscheidend, was vor allem in der Offensive möglich ist. Man kann leichter RĂ€ume zu stellen und Verschieben lernen, als schnelles Kurzpassspiel und KreativitĂ€t. FĂŒr ersteres braucht es Ăbung, ein biĂchen Intelligenz und Laufbereitschaft. FĂŒr zweiteres hĂ€ngt dann doch viel vom Talent ab. Auch bei der Eintracht wird so ein mancher Spieler mit der neuen Taktik nicht klar kommen, weil es einfach seine "FĂŒĂe" nicht hergeben.
Aber Aachener_Adler hat mich schon etwas ĂŒberzeugt, dass man mit einer guten taktischen Einstellung die Gegner erstmal schon ĂŒberraschen kann. Vielleicht schaffen grade wir das ja mal im Laufe der Saison.
Auch jucken mich Aufstellungen ,Ein-/Auswechslungen ĂŒberhaupt nicht,ist einfach Trainersache.
Aber grade Taktik usw....es spielt doch jedes Team so professionell wie möglich und gut wies geht.
Ich denke auch alle Trainer haben Ihre Berechtigung.
Aber letztendlich hab ich den Glauben schon sehr lange verloren das irgendwelche Taktiken oder dies und jenes ein grossen Vorteil bringen.
Das mag mal 1 Jahr was bringen wie bei Hertha oder Hoffenheim,aber im Mittel setzt sich doch irgendwie immer derjenige durch,der am meisten in individuelle QualitÀt investieren kann.
Denn ich denke die Trainer sind in der 1.Liga alle irgendwo gut in der Breite,nur spezifisch mögen sie sich unterscheiden.
Aber im Enddefekt steht meist der vorne,der am meisten Finanzkraft hat.
Du meinst, es reicht nicht Visionen zu haben?
Trittst du damit nicht den Illusionen mancher Fans etwas zu nahe?
Programmierer
Du sagts ja schon den Begriff " Illusionen",das sagt doch schon genug oder?
Man kann TrÀume,Ziele etc haben ,aber im Enddefket zÀhlt immer die RealitÀt im Hier und Jetzt.
Von trÀumen alleine kann man sich nichts kaufen
Stimmt. Aber TrĂ€ume machen das Leben oft schöner. Â
Programmierer
Stimmt nicht. Denn man muss irgendwann aufwachen. Und Aufwachen ist immer scheiĂe
Ich seh das extrem negativ im FussballgeschÀft.
Immer wird nur gefordert,ohne an die RealitÀten zu denken,die RealitÀt wird doch meist ausgeblendet.
Visionen sind prima fĂŒr die Zukunft,wer weiss schon wie die Zukunft in paar Jahren bei der Eintracht aussieht.
Ich finde es lohnenswert bei der Eintracht in Visionen zu denken,aber man darf die augenblickiche RealitÀt nicht aus den Augen verlieren und diese sieht derzet ganz anders aus,aber das heisst ja nicht das sie nicht in ein paar Jahren ganz anders aussieht,aber momentan halt nicht.
Was erlaube Skippy??? Â
was hat denn das mit dem zu tun,das sag ich Trainer unabhÀngig.
Das trifft eher die Zeit nach Skibbe,aber auch nur vielleicht...
Das Aufwachen verschiebe ich auf morgen. Â
Programmierer
Einstudierte Laufwege werden nicht permanent umgesetzt. DafĂŒr entstehen in einem Spiel viel zu viele unterschiedliche Situationen. NatĂŒrlich werden viele Laufwege und Angriffstaktiken eingeĂŒbt, die man dann entsprechend variieren kann, damit man nicht ausrechenbar wird.
Favres Taktik gegen uns war wirklich passend und die Berliner waren ebenfalls in den Einzelduellen gröĂtenteils ĂŒberlegen. Cicero spielte groĂ auf zum Bsp.
Erik
Kann ich umgekehrt zurĂŒckgeben: ich habe von deiner Argumentation auch einiges fĂŒr mich ĂŒbernommen. (Gilt im Prinzip genauso auch fĂŒr einige andere in diesem Taktik-Thread.) So macht diskutieren im Forum SpaĂ!
Und Deine Hoffnung, die anderen Mannschaften in der kommenden Saison wieder etwas mehr ĂŒberraschen zu können, teile ich genauso. Herr Skibbe, zeigen Sie uns, was Sie können!
Mir werden die Hannoveraner ohnehin schlechter gemacht als sie tatsÀchlich sind.
Auch sie hatten mit betrÀchtlichem Verletzungspech zu kÀmpfen.
Dennoch hatte ich immer mal wieder den Eindruck, dass sie neben vielen grottenschlechten Spielen wo sie verdient verloren haben, einige wirklich blöde Niederlagen hatten.
Auf der anderen Seite aber auch richtig ĂŒberzeugende Spiele abgeliefert.
Dabei war eine recht offensive Auslegung oftmals zu erkennen, wobei 49 Tore bei rumkamen, immerhin 10 Buden mehr als bei der Eintracht.
Und hej: Es kamen nebenbei auch 40 Punkte bei rum.