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DFB-Pokalsieger 1974 (17.Aug.)

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Heute vor genau 35 Jahren gewann Eintracht Frankfurt zum ersten mal den DFB-Vereinspokal durch ein 3:1 n.V. gegen den Hamburger SV.

Auch wenn dieser zweite nationale Titelgewinn nicht die Strahlkraft der Deutschen Meisterschaft hatte und ein 35jähriges Jubiläum nicht mit einem 50jährigen gleichzusetzen ist, so verdienen doch die Helden von damals m.E. zumindest eine kleine Würdigung, zu der ich hiermit anregen möchte.

Die Eintracht spielte vor 53.000 Zuschauern im Düsseldorfer Rheinstadion in  folgender Aufstellung:

Dr. Peter Kunter; Peter Reichel (ab 106. Min Helmut Müller), Gert Trinklein, Charly Körbel, Jürgen Kalb; Klaus Beverungen, Bernd Nickel, Roland Weidle (ab 74. Min. Wolfgang Kraus); Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein, Thomas Rohrbach

Tore: 1:0 Trinklein im Alleingang (40. Min), 1:1 Björnmose Weitschuß (75. Min.), 2:1 Hölzenbein mit dem Rücken zum Tor (96.Min.), 3:1 Kraus per Flugkopfball (115. Min.)

SR Weyland (Oberhausen)

Dies war der Auftakt der erfolgreichsten 7 Jahre in der Geschichte unseres Vereins, in der die spielerische Extraklasse mit 4 der bislang 6 Titeln belohnt wurde. Die Achse Grabowski-Nickel-Hölzenbein prägte das Spiel der Eintracht dieser Tage und Körbel, Neuberger, Cha und Pezzey waren Leistungsträger, die man durchaus auf eine Stufe mit den vorgenannten stellen darf.

Es ist faktisch unmöglich, Vergleiche zwischen dieser Spielergeneration und den Helden von 1959 bzw vom "Fußball 2000" Anfang der Neunziger anzustellen.
Auch beim Bemühen um Objektivität ist es ganz einfach nur die Anzahl der Pötte in unserer Vitrine, die am heutigen Tage so etwas wie "wohlige Wehmut" in mir aufsteigen läßt....Und den lieben langen Tag singe ich vor mich hin:
"Wir haben die Eintracht im Endspiel gesehn...mit dem Jürgen....etc" und "Deutschlands Stolz...Der Grabi und der Holz"

Ich verdanke es dem glücklichen Umstand meiner frühen Geburt, diese Zeit bewußt erlebt haben zu dürfen und möchte mit diesen Zeilen den Protagonisten dieser Epoche meinen Dank, Respekt und Verehrung zum Ausdruck bringen.
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Schön geschrieben. Das haben die Recken von damals auch verdient.

Immerhin kann ich mich auch noch dunkel dran erinnern.


Bringt auch etwas Abwechslung auf diese Seite.
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Danke für die Erinnerung.

Ein heißer Augusttag damals. 30.000 Frankfurter in Düsseldorf sorgten für eine angemessene Atmosphäre.

10 Wochen Sommerferien zwischen Schulende und Ausbildungsbeginn. Mein erstes von 6 Finals, das nächste sollte ja gleich 1 Jahr später in Hannover folgen.

Ja, es war eine gute Zeit.
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Das Finale wurde wegen der WM doch erst nach der Sommerpause gespielt. Ein großer erfolg, dem weitere folgen sollten!

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Der HR hat mal vor ein paar Jahren in der Winterpause ca. eine halbe Stunde des Spiels wiederholt + ich bin froh, es auf einer VHS-Cassette aufgezeichnet zu haben. Wunderbare Erinnerungen!
Man fühlt sich in dieser halben Stunde des Zusehens 35 Jahre jünger... phantastisch!

Und wie sagte der die Wiederholungssendung kommentierende Wolfgang Kraus zu Recht: Grabi, Nickel, Holz; Spieler mit dieser Qualität könnte die Eintracht heutzutage gar nicht mehr bezahlen! Da hat der "Scheppe" leider Recht...
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Danke für die Erinnerung!  
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groundmaster schrieb:


Ich verdanke es dem glücklichen Umstand meiner frühen Geburt, diese Zeit bewußt erlebt haben zu dürfen und möchte mit diesen Zeilen den Protagonisten dieser Epoche meinen Dank, Respekt und Verehrung zum Ausdruck bringen.


Wunderschön geschrieben, auch wenn mir persönlich nicht vergönnt war, diese wunderbare Zeit zu erleben, möchte ich auch mich deinen Worten anschliessen.
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Isi schrieb:

Wunderschön geschrieben, auch wenn mir persönlich nicht vergönnt war, diese wunderbare Zeit zu erleben, möchte ich auch mich deinen Worten anschliessen.  


Auch wenn man später geboren wurde: man hat es als Fan trotzdem im Blut. Deshlab sind wir Frank'n'Furter und keine Hoffeneimer!  
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Schön geschrieben -
Ich erinner mich recht gut - ich war 12 Jahre alt.
Was für eine tolle Mannschaft...
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Ei, was war das schön. Ich habe mal ein wenig auf der Festplatte gewühlt und nen Text ausgekramt, den ich seinerzeit, d.h. zum 30-jährigen Jubiläum des Pokalsiegs  für den Urvater aller Blogs - eintrachtfans.de - geschrieben hatte:

Heute vor 30 Jahren... die Zeitreise in eine bessere Vergangenheit

Träumen erlaubt: Birgt die aktuelle fußballerische Realität für Freunde des Adlers zur Zeit maximal ein vorsichtiges Nachsinnen über eine mögliche Fahrt nach Berlin und stellt der Aufstieg das Maximalziel der Saison dar, starteten die Adlerträger unter gänzlich anderen Vorzeichen ins Spieljahr 1973/74. Zu guter Letzte brachte diese aus Frankfurter Sicht so ereignisreiche Fußballsaison dann auch einen Titel: Exakt heute vor 30 Jahren, am 17. August 1974, wurde die Eintracht Deutscher Pokalsieger 1974 durch ein 3:1 nach Verlängerung gegen den HSV in Düsseldorf.

Dietrich Weise nahm 1973 erstmals auf der Frankfurter Bank Platz - und die von Vielen als Mitfavorit für den Meistertitel genannte Eintracht startete furios in die Saison. Die ersten neun Spiele blieb man ungeschlagen, zur Mitte der Saison stand man auf Platz 1 der Tabelle. Stadiongängern unvergessen dabei das Spiel gegen den VfB Stuttingen - Nickel, Weidle und zwei Mal Hölzenbein drehten die 3:0-Führung des VfB in den letzten 20 Minuten noch zu einem 4:3 Heimsieg. Fünf Wochen später sollte man übrigens ähnliches gegen Fortuna Köln schaffen und ein 0:2 in ein 4:2 verwandeln. Hölzenbein zeigte wie schon in der Vorsaison eine derart gute und konstante Leistung, dass Helmut Schön den immerhin schon 27-jährigen im Oktober zum ersten Länderspiel bat (und damit den WM-Sieg 74 möglich machte).

Konnte man sich bis zu Anfang der Rückrunde berechtigte Hoffungen auf den Meistertitel machen, erfolgte alsbald der Einbruch. Zwar blieb man zu Hause ungeschlagen - auswärts konnten die Adlerträger aber keinen Blumentopf gewinnen. 30:4 Heimpunkten standen gerade mal 11:23 Auswärtspunkte gegenüber.

Besser lief es im Pokal. Nach Auswärtssiegen bei Tennis Borussia Berlin (1:8) und einem knappen 2:3 gegen Hessen Kassel durch ein Tor von Thomas Parits in der Nachspielzeit, wurde das Waldstadion Zeuge des Pokalkrimis gegen Köln. 4:3 nach Verlängerung hatte die Eintracht schließlich die Nase gegen Overath, Flohe und Co. vorne - allein drei Mal traf Bernd Hölzenbein. Auch das Halbfinale gegen Bayern München war spannend bis zur letzten Minute, in der Jürgen Kalb einen Elfmeter gegen Sepp Maier zum 3:2-Sieg verwandelte. Zehn Jahre nach dem Pokalfinale gegen 1860 München in Stuttgart erreichte die Eintracht so zum zweiten Mal ein DFB-Pokalendspiel.

Vor dieses Endspiel hatten die Terminplaner allerdings zunächst einmal die WM gesetzt. Mit dem eher trögen Eröffnungsspiel mit langatmigem Rahmenprogramm im Waldstadion, dem von den Spielern höchst mittelmäßigen, von Fan-Seite aber erstklassigen Auftreten der Schotten in Frankfurt, dem legendären Wasserspiel gegen Polen und dem WM-Sieg, an dem Grabi (der am Endspieltag seinen 30. Geburtstag feierte) und Holz (es war keine Schwalbe, sondern ein herausgespielter Elfer) maßgeblich beteiligt waren, gab es reichlich Höhepunkte aus Frankfurter Sicht.

Der kuriose Termin des Pokalendspiels 73/74 nur eine Woche vor dem Saisonstart 74/75 hatte schon im Vorfeld Verlierer und Gewinner aufzuweisen, da beide Mannschaften bereits mit den Kadern der neuen Saison antraten: So nahm Funkturm Uwe Kliemann, der in den beiden letzten Spielzeiten kein einziges Pflichtspiel versäumt hatte, im nominal letzten Spiel der Saison 73/74 auf der Tribüne Platz. Er war zurück nach Berlin zu Hertha BSC gewechselt. Auch Thomas Parits (zum FC Granada), der die Eintracht mit seinem Tor in Kassel den Weg ins Endspiel bereitet hatte, gehörte nicht mehr zu Kader. Perfekt dagegen der Einstieg für Klaus Beverungen. Eigentlich erst zur Saison 74/75 von Schalke zur Eintracht gewechselt, konnte der Mittelfeldspieler in Düsseldorf auflaufen und mit seinem ersten Pflichtspiel für die Adler gleich Pokalsieger werden.

Das Spiel fand im Düsseldorfer Rheinstadion statt, das sich fest in Frankfurter Hand befand. Schätzungsweise rund 30.000 der 53.000 Zuschauer waren Anhänger der Adler. Derart unterstützt marschierte die Mannschaft in der ersten Halbzeit konsequent in Richtung HSV-Tor. In der 40. Minute nahm Abwehrrecke Schoppegert Trinklein sein Herz in beide Hände, zog von der Mittellinie aus los bis in den Strafraum und ließ Kargus im Tor keine Chance. Mit 1:0 ging es in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel kamen die Hamburger mehr und mehr auf, Kunter verdiente sich immer wieder das Lob seiner Mitspieler, konnte aber das 1:1 durch Ole Björnmose 15 Minuten vor dem regulären Spielende nicht verhindern. Ein paar Minuten zuvor war übrigens ein gewisser Willi Reimann bei den Hamburgern eingewechselt worden. Gestalteten sich die Minuten bis zum Schlusspfiff für die Eintrachtanhänger doch recht zittrig, war es Holz, der bereits fünf Minuten nach Beginn der Verlängerung die Nerven wieder etwas beruhigte: Dr. Hammer hatte einen Freistoß auf Hölzenbein gespielt, der Kargus in der für ihn typisch spitzbübisch spitzelnden Art keine Chance ließ. Die endgültige Entscheidung fiel fünf Minuten vor Schluss, als der eingewechselte Wolfgang Kraus eine Hölzenbein-Flanke einköpfte. Die Eintracht war Pokalsieger - das Rheinstadion rot, schwarz und weiß.




Eine Anekdote am Rande: Durch die Verlegung des Pokalendspiels auf den Anfang der Saison 74/75, traten die Spieler erstmals in mit Werbung beflockten Trikots an. Souverän schaffte es Grabi nach dem gewonnenen Endspiel, per Trikottausch auch Campari, den Werbepartner der unterlegenen HSVer ins rechte Licht zu rücken. Eintrachtpartner Remington soll darüber wenig begeistert gewesen sein.

Und noch eine Randnotiz: Auch für den Autor dieser Zeilen ist der 17. August ein Jubiläum. Vor genau 30 Jahren sah ich meine Eintracht zum ersten Mal live in einem fremden Stadion.


Infolinks Spieldaten:

1. Runde Tennis Borussia
http://www.eintracht-archiv.de/1973/1973-12-02st.html

2. Runde Hessen Kassel
http://www.eintracht-archiv.de/1973/1973-12-15st.html

Viertelfinale 1. FC Köln
http://www.eintracht-archiv.de/1973/1974-02-16st.html

Halbfinale Bayern
http://www.eintracht-archiv.de/1973/1974-04-13st.html

Endspiel
http://www.eintracht-archiv.de/1973/1974-08-17st.html
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... besucht die Tage das Eintracht Museum und schaut sich das Finale in kompletter Länge an und werdet Mitglied im Förderverein des Museums mit historisch authentischem Eintrittsdatum 17.08.2009  
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Abgerundet wird das Ganze mit der Order des Endpieltrikots, dass Ihr im Museum kaufen bzw. ordern könnt  
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ghostinthemachine schrieb:
Danke für die Erinnerung.

Ein heißer Augusttag damals. 30.000 Frankfurter in Düsseldorf sorgten für eine angemessene Atmosphäre.

10 Wochen Sommerferien zwischen Schulende und Ausbildungsbeginn. Mein erstes von 6 Finals, das nächste sollte ja gleich 1 Jahr später in Hannover folgen.

Ja, es war eine gute Zeit.  


dito
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Damit fing bei mir alles an.
Ich fang gleich an zu heulen.  ,-)

Ich habe dann immer versucht so feste zu schießen wie Dr.Hammer.

Danke für die Auffrischung.
(Das Endspiel fehlt mir noch auf DVD.)
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Hier paar Bildcher aus dem Kicker -von damals.

ich war auch dabei-wenn auch mit Verspätung-weil sich an meinem alten Opel Kadett de Auspuff-auf der Atobahn-verabschiedet hat.





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Wir sind damals mit der ganzen Familie nach Düsseldorf gefahren.Für mich,als 12-jähriger war das ein tolles Erlebnis.Es war sehr heiß.Die Mutter war nebenan im Schwimmbad und mein Vater,mein Bruder u. ich waren im Stadion.Das Spiel war eine Woche vor den Bundesligastart verlegt worden,wegen der WM.
Schoppe-Gert 1:0 kurz vor der Pause. Dann der Ausgleich in der 2. Hz. durch Björnmose. 1:1 nach 90 min.
Holz und Scheppe Kraus in der Verlängerung machten den Sieh perfekt.Im Tor war Dr. Kunter ,der ein paar tolle Paraden zeigte.
Bereits vor dem Spiel herrschte eine supertolle Stimmung in der Stadt und vor dem Stadion.Diese kochte während des Spiels und danach natürlich über.
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Ach wie schön. Vielen Dank für die Erinnerung und für die Ergänzungen, Bilder, Links. Mit solchen Texten und Bildern könnte man doch glatt ein Museum, ein Archiv....ach **stirnpatsch** habbe mer ja zum Glück alles schon   ...  und schon damals waren die Adler in der Überzahl...

@Petermann: **g.... Opel Kadett und abgefallener Auspuff - das Thema hat die autofahrende Menschheit auch noch Jahre später  immer wieder gern beschäftigt  

Weiß jemand, nach welchem Prinzip damals die Endspielorte vergeben worden sind? Warum in diesem Fall nach Düsseldorf?
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Das Prinzip für die Vergabe der Endspielorte war damals neutraler Ort, Stadion mit ausreichend Kapazität und in etwa gleichweite Anreise. Deswegen gab´s dann zB auch in den 80`ern in Müngersdorf mal das Finale FC-Fortuna Köln.
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Mein Vater (damals 16) hat seiner Mutter vor dem Endspiel gesagt, er würde bei einem Kumpel übernachten. Unerklärlicherweise war er für 2 Tage in Düsseldorf verschwunden... Des gab Prüschel.... Muss eine geile Zeit gewesen sein. Was würde ich dafür geben, auch nur einmal nach einem Titelgewinn aufm Römer stehen zu dürfen...
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Unvergessen für mich das Halbfinale gegen die Bayern. Beckenbauer, der wie ein Blitz plötzlich neben dem durchgebrochenen Grabi auftauchte und ihm den einschussbereiten Ball wegnahm. Holz' Segler durch den Strafraum kurz vor Schluss. Und dann, das ganze Stadion: Hi ha ho.....  

Ich hatte bis dahin gar nicht gewusst, wie schnell der Beckenbauer war. Das war Wahnsinn. Alle hatten schon den Torschrei auf den Lippen, da kam von rechts ein roter Blitz herangestürmt..... Und Holz wiederholte ein paar Wochen später gegen Holland sein kleines Kunststück.

Ein Spiel, das ich niemals vergessen werde.  


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