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Ein Coach für alles

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Moin,
ich mache mir manchmal meine Gedanken über den Fußball im Besonderen und im Allgemeinen. Ich schaute mir gerade die Bilder vom FR-Klassenbuch an und schweifte gedanklich ab, als ich das Bild von Marco Russ sah. Welch tolle Entwicklung hat der Bub genommen?! Eine stabile Größe in der Bundesliga ist er geworden. Ich musste daran denken, ob der Coach überhaupt noch die Zeit und Muse hat, sich einzelne Spieler rauszupicken und gezielt an ihren Stärken und Schwächen zu arbeiten. Ich bin nicht beim Training, habe keine Einsicht in das Trainingsverhalten von Bundesligisten, aber zumindest habe ich selber viel Sport im Verein gemacht und schaue viel Sport, interessiere mich für die Abläufe und Mechanismen, die Spieler besser machen oder auch nicht. Ein Bundesliga-Trainer hat viel zu leisten, aber vor allem muss er dafür sorgen, dass die Mannschaft als solches funktioniert. Ein Bundesliga-Coach ist omnipotent. Er muss alles können und wissen. Alles? Nicht ganz! Denn die besondere Position des Torhüters z.B., vertrauen fast alles Clubs mittlerweile einem eigens dafür engagierten Coach an. Er kann gezielt Abläufe, die nur für Torhüter wichtig sind studieren und trainieren.
Die Frage muss erlaubt sein, ob sich sowas nicht für einzelne Spieler, oder einzelne Positionen auch anbietet. Ein Sturm-Trainer, der gezielt Tricks, Kniffe, Bewegungen etc. mit Ama, Fenin, Lympe und Co trainiert? Ein Defensiv-Coach, der sich unsere Verteidiger genau ansieht, jeden einzelnen bis zum Haaransatz analysiert und auswertet. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein einzelner Coach, diesen Anforderungen (sofern sie denn überhaupt welche sind) gerecht werden kann. Bei anderen Sportarten, wie American Football, gibt es ganze Trainer-Teams, die sich nur speziellen Dingen widmen: Punt-Trainer, Quaterback-Trainer, Offense, Defense sowieso. Beim Basketball gibt es Wurf-Trainer, die sich einen Spieler raussuchen und nur am Wurf des Spielers arbeiten, bis dieser immer besser wird.
Auch habe ich mich schon immer gefragt, warum beim Fußball kein Coach auf der Tribüne sitzt, wo er eine viel bessere Übersicht hat. Beim Football ist der Coach ständig über Funk mit seinen Spähern auf der Tribüne verbunden und über die kleinste taktische Verschiebung informiert.
Ja ich weiß, das Beispiel Klinsmann hat gezeigt, dass "mehr manchmal weniger ist", aber nur weil es bei ihm nicht geklappt hat, muss die gesamte Idee dahinter nicht verkehrt sein. Ich fand zum Beispiel die Zuhilfenahme von Löhr unter Funkel sehr gut, zumindest was man gehört hat, hat es den Spielern geholfen. Für mich völlig logisch: Ein Trainer kann auch nur "so und so viel" leisten. Aber wo zum Beispiel ein Funkel, ein ausgewiesener Fachmann ist, hat es ihm vielleicht an Sensibilität gemangelt, die man ohne weiteres hätte outsourcen können, um den Spielern dort ebenfalls eine Anlaufstelle zu bieten, wenn der Coach es -aus welchen Gründen auch immer- nicht anbieten kann.

Lange Rede kurzer Sinn: Sind wir was den Fußball angeht auf dem neuesten Stand? Ist der Status Quo der beste, der zu erreichen ist? Ist im heutigen Profi-Fußball alles bereits abgesteckt, kann man sich keine Vorteile mehr erarbeiten, in dem man irgendwo die vorgetrampelten Pfade verlässt und neue Ansätze sucht? Gibt es noch Raum für Innovationen? Ob im Training, im Scouting, in der Betreuung... ganz egal. Wo kann man optimieren, verbessern, pfeilen und arbeiten um unser Team noch besser zu machen? Oder reicht tatsächlich ein Coach, ein Co,  und ein Torwarttrainer um den heutigen Belastungen komplett Rechnung zu tragen?
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etienneone schrieb:
Beim Football ist der Coach ständig über Funk mit seinen Spähern auf der Tribüne verbunden und über die kleinste taktische Verschiebung informiert.

Diese Frage stelle ich mir schon seit Jahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man vom Spielfeldrand den gleichen Überblick hat, wie von der Tribüne.  
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fastmeister92 schrieb:
etienneone schrieb:
Beim Football ist der Coach ständig über Funk mit seinen Spähern auf der Tribüne verbunden und über die kleinste taktische Verschiebung informiert.

Diese Frage stelle ich mir schon seit Jahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man vom Spielfeldrand den gleichen Überblick hat, wie von der Tribüne.  


hat Berti Vogts mal in Leverkusen versucht, aber auch nicht lange
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FredSchaub schrieb:
fastmeister92 schrieb:
etienneone schrieb:
Beim Football ist der Coach ständig über Funk mit seinen Spähern auf der Tribüne verbunden und über die kleinste taktische Verschiebung informiert.

Diese Frage stelle ich mir schon seit Jahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man vom Spielfeldrand den gleichen Überblick hat, wie von der Tribüne.  


hat Berti Vogts mal in Leverkusen versucht, aber auch nicht lange

Stimmt, es gab schon einige, die das versucht haben. Aber es waren immer die Chef-Trainer selbst. Ein Versuch mit einem Späher auf der Tribüne ist mir nicht bekannt.
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Ein Thread, der mir aus dem Herzen spricht. Aber sowas von!

Ich bin der festen Überzeugung, dass der Fußball in einigen Dingen selbst Amateursportarten hinterherhinkt, was umfassende Betreuung und Ausbildung der Spieler anbelangt. Und ich postuliere hier nicht den unmündigen Roboter!

Individualtrainer, Motivationstrainer - das alles wären Schritte in die richtige Richtung. In modernen Unternehmen gibt es so etwas auch; oftmals unter dem Begriff "Fortbildung" versteckt.

Wenn man sieht, dass immer wieder dieselben Spieler immer wieder dieselben Fehler machen, sollte man eigentlich die Konsequenzen ziehen.

Zu den genannten, schlüssigen Argumenten käme noch eines hinzu: auch den Spielern würde es Spaß machen und für zusätzliche Motivation sorgen, wenn sie über die Analysen des "Individualtrainers/beobachters" mehr Feedback über ihre spezifische Leistung erhalten würden.
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In anderen Sportarten ist das Gang und Gäbe für jeden Bereich einen Fachmann zurate zu ziehen. Der Fussball ist zu traditionell da dauert es einfach noch etwas. Aber das kommt bestimmt. Mit Peters wollte man das ja mal machen, andere Sichtweisen in den Brereich Nationalmannschaft zu nehmen. Das hat nicht geklappt und wird jetzt bei Hopp umgesetzt. Ich glaube, dass für jeden Bereich Spezialtrainer irgendwann an der Tagesordnung sind. Nur beim Fussball dauert es sehr lange bis Neuerungen durchgesetzt werden. Klinsmann wurde damals wegen seiner Trainingsarbeit auch verlacht und bekam ungläubiges Kopfschütteln von den angeblichen Experten. Am Ende haben sie ihm alle zähneknirschend zugestimmt.

tobago
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@ etienne

geh mal ins Training, da fällste vom Glauben ab. Wenn das der letzte Stand der Sportwissenschaft ist, dann gute Nacht.

ein bisschen um die Hütchen laufen, ein bisschen Hüpfen, ein paar Minuten 5 gegen 2, ein bisschen Kurzpass-Trainingsspiel, ein paar Torschüsse und einige Flanken und schon war's ist's wieder vorbei.

Flanken/Torschüsse: Da stehen dann 15-20 Spieler Schlange und warten auf ihren Übungseinsatz. Und auch die sonstigen Übungen machen auf mich stets einen sehr lockeren Eindruck. Vom 5 gegen 2 über das Schlangestehen und Warten bis zum Kurzpass-Trainingsspiel wo viel zu viele Spieler die meiste Zeit mit Warten verbringen.

Ich hab mich zumindest immer gefragt, warum die Gruppen nicht viel kleiner sind und dementsprechend viel intensiver - gezielter - individueller trainiert wird.

Man muss ja nicht jedem Trainer gleich ein Millionengehalt zahlen, besonders wenn man kaum Unterschiede zwischen Bezirksligatraining und Bundesligatraining erkennen kann.

Außerdem fällt auf, dass nur wenige Spieler zusätzlich üben, z.B. Ochs Flanken oder Meier Torschüsse - allerdings auch nur ein paar Minuten. Die meisten verschwinden jedoch meistens schnell wieder nach offiziellem Trainingsende.

Ich bin allerdings nicht so oft im Training gewesen wie uaa oder wib oder andere - und das auch nur dieses Saison, so dass mir 1) der Vergleich zu Funkel und 2) der Vergleich zu anderen Mannschaften fehlt.

Aber unterm Strich bin ich schon ziemlich enttäuscht, von dem was ich gesehen habe.

Übrigens sind auch die Trainingsleistungen einzelner Spieler mit denen im Spiel durchaus vergleichbar. Teber z.B. bemüht sich zwar auffällig, aber ihm gelingt auch im Training nicht allzuviel, besonders bei Ecken. Meier und Ochs fallen als besonders fleißig auf, Ama schimpft fürchterlich nach einer misslungenen Aktion. Petko und Mehdi finden so gut wie nicht statt. Hervorzuheben bleibt der Trainingseindruck der "Jungen", teilweise viel ernsthafter und intensiver als die der Alteingesessenen.

Alleine aus diesem Sammelsurium an Potential und Fähigkeiten das Optimale herauszuholen, bräuchte es wesentlich mehr Trainingsinhalte, bzw. Trainer, statt mit allen ständig dasselbe zu exerzieren.

Ganz abgesehen davon hoffe ich doch, dass der Cheftrainer während des Spiels Informationen von jemandem bekommt, der sich das Spiel am TV ansieht, bzw. einen besseren Überblick von der Tribüne hat.

Allerdings würde es mich nicht wirklich ernsthaft wundern, wenn es nicht so wäre und der Trainer nur aus der Grasnarbenperspektive urteilt....
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Ein Footballteam besteht aus einer Offense, einer Defense, sowie mind.  Special Teams für Kick Off, Kick Off Return, Punt und Punt Return, von den Auswechslungen von 1 bis 5 SPieler von einem Spielzug zum anderen mal ganz abgesehen.

Eine Offensive Lineman hat eine komplett andere Trainingssteuerung, als ein Safety, von Kickern und Puntern ganz zu schweigen.

Ein Profifootballteam arbeitet mit 60+ Spielern, die zeitgleich absolut unterschiedliche Aufbauprogramme haben, aufgrund der absolut unterschiedlichen Aufgaben.
Die Patterns sind nunmal festgelegt, inkl. der Alternativen, wenn ein Spieler merkt, daß er seine Aufgabe nicht umsetzen kann, wie geplant.

Das alles ist gepresst in statische Spielzüge mit 100% trainierbaren Vorraussetzungen.

Beim Fussball verrichten alle im Prinzip dieselbe Aufgabe in einer dynamischen Umgebung, die selbst bei Standardsituationen nicht statisch sein kann und nicht sein darf.

Die Abwehrspieler müssen permanent mit Mittelfeld und Angriff trainieren, damit eine entsprechende Abstimmung vorhanden ist.

Ein Widereciever brauch nur seine Abstimmung mit dem Quaterback, wie seine Lineman die DefensiveLine stoppen kann ihm egal sein.

Ein Mittelfeldspieler muss aber einspielen, wie seine Jungs in der Abwehr Angriffe abfangen, diese entsprechend unterstützen etc.

Theorethisch muss jeder Fussballer alles können, weil die Spielsituation sich ergeben kann, daß ein Abwehrspieler ein Tor schießen kann oder als Stürmer bei einem Konter oder einer Standardsituation hinten auszuhelfen.

Ein Lineman wird nie einen Ball fangen, weil er es nicht muss und auch nicht darf (Passempfänger müssen auf den Aufstellungsbögen angegeben werden, die Nummern beim Football sind generell nicht wild und frei verteilbar)

Die Torleute haben einen Extratrainer, weil sich ihre AUfgabe nunmal so extrem von den anderen unterscheidet.

Ein Experte für Standards (gibt ja Firmen, die Standardsituationen entwerfen) bzw. Verantwortliche, die das Spiel von der Tribüne sehen, um Kenntnisse zumindest im Nachhinein mitzuteilen sind ja auch nicht unüblich.

Aber generell ist eine Fussballmannschaft als Gesamtheit anzusehen, die dementsprechend auch behandelt und trainiert werden muss.

Jeder Spieler muss Zweikämpfe gewinnen können (Offensive SPieler haben nunmal schlechtere Quoten generell, weil ein Zweikampf als Ballführender Spieler prozentual öfter verloren wird, als wenn man den Ball abnehmen oder wegschlagen will)

Ein Fussballteam mit sagen wir 24 Profis ist mit 2 Trainern absolut ausreichend trainierbar. Daß diese sich entsprechend Unterstüzung von Spezialisten holen, sollte aber im modernen Profifussball eine Selbstverständlichkeitsein.

Und von einem Profitrainer erwarte ich zB, daß er Kopfballspiel oder Flanken oder Standards grundsätzlich vermitteln kann und nicht hinter sich 10Mann an der Linie benötigt, wo er dann je einen nach Bedarf heranholt (auf soviel kommt man beim Football locker mit Head Coach, Offense, Defense, den Assistenten, Punt und Kick Coach etc.).

Diese Aufteilung beim Football gibt es u.a. auch, weil da der Grundsatz gilt: Keep it Simple.

Ein Reciever muss nur wissen, wie er bei Spielzug XY zu laufen hat.
Ein Lineman welche Löcher seine sind.
Ein Running Back, wie laufen oder blocken soll.

Nur einer muss alles wissen, das ist der Quarterback.
(Die Defense ist da etwas dynamischer und muss flexibler sein)

Beim Fussball muss aber auch der LV mit dem RA kalkulieren um evtl. einen entsprechenden vertikalen Seitenwechsel einleiten zu können.

Eine zu tiefe Spezialisierung mit 5 Trainern wäre für eine Fussballmannschaft tödlich.
Ein Cheftrainer mit Co (oder auch 2), die sich dann mit den enstprechenden Spezialisten beraten, ist da wesentlich effektiver und sinnvoller.

Weil wenn ein Fussballer 5 verschieden Trainer hat, muss er auch 5 verschiedene Trainingsstile verstehen und verarbeiten, die aber eigentlich Fähigkeiten trainieren sollen, die gleichzeitig geschehen müssen.

Weniger ist manchmal mehr. Keep it simple.
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SemperFi schrieb:
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Weil wenn ein Fussballer 5 verschieden Trainer hat, muss er auch 5 verschiedene Trainingsstile verstehen und verarbeiten, die aber eigentlich Fähigkeiten trainieren sollen, die gleichzeitig geschehen müssen.


Man kann aber doch fachspezifische Ergänzungen zum Gesamttraining hinzufügen. Ein Stürmertrainer für die Optimierung des Sturmverhaltens ist bestimmt nicht verkehrt. Ebenso kann ich mir vorstellen, dass Abwehrverhalten durch spezifisches Training verbessert werden kann. Das muss nicht in jeder Trainingseinheit geschehen, aber wenn jeder Bereich zwei Trainingseinheiten in der Woche spezifisch bekommt bringt das bestimmt einiges. Vor allem im Bereich Standards kann ich mir Optimierungspotential vorstellen. Man muss das nicht so machen wie beim komplexen Football aber ein wenig weg vom althergebrachten kann es schon sein. Die Übungen die ich im Sommer mal bei einem Trainingsbesuch gesehen hatte, die gab es bei mir vor 25 Jahren auch schon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Trainingseinlagen  bis heute das Optimum bedeutet haben. Da gibt es mit Sicherheit viel mehr zu verbessern. Übrigens ist das unabhängig von der Eintracht, ich glaube, dass bis auf einige wenige Vereine (z.B. FC-Hopp) noch viel im traditionellen Trott getan wird.

tobago
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@ SemperFi

Alles richtig. Aber ich glaube, der TE meinte etwas anderes. Den Vergleich mit dem Football würde ich auch gar nicht bemühen wollen.

Es geht aber nicht um eine "Spezialisierung", obwohl auch diese im modernen Fußball schon weit fortgeschritten ist.

Es geht um das Abstellen von notorischem individuellem Fehlverhalten, es geht um das "Einschleifen" von Bewegungsabläufen, es geht um die individuelle Verbesserung.

Dies alles kann einzeln oder in kleinen Gruppen viel besser trainiert werden. Das Beispiel Torwarttraining spricht ja Bände.

Ich wette, dass man sowohl bei Fenin offensiv (Dribblings) als auch bei Caio defensiv (richtiges Stören, richtiges Stehen zum Ballführenden) wesentliche individuelle Verbesserungen erzielen könnte. Um nur zwei Beispiele zu nennen.

Im Mannschaftstraining geht so etwas unter. Ich denke, alle Trainingsbeobachter werden dem zustimmen.
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tobago schrieb:
SemperFi schrieb:
...........
Weil wenn ein Fussballer 5 verschieden Trainer hat, muss er auch 5 verschiedene Trainingsstile verstehen und verarbeiten, die aber eigentlich Fähigkeiten trainieren sollen, die gleichzeitig geschehen müssen.


Man kann aber doch fachspezifische Ergänzungen zum Gesamttraining hinzufügen. Ein Stürmertrainer für die Optimierung des Sturmverhaltens ist bestimmt nicht verkehrt. Ebenso kann ich mir vorstellen, dass Abwehrverhalten durch spezifisches Training verbessert werden kann. Das muss nicht in jeder Trainingseinheit geschehen, aber wenn jeder Bereich zwei Trainingseinheiten in der Woche spezifisch bekommt bringt das bestimmt einiges. Vor allem im Bereich Standards kann ich mir Optimierungspotential vorstellen. Man muss das nicht so machen wie beim komplexen Football aber ein wenig weg vom althergebrachten kann es schon sein. Die Übungen die ich im Sommer mal bei einem Trainingsbesuch gesehen hatte, die gab es bei mir vor 25 Jahren auch schon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Trainingseinlagen  bis heute das Optimum bedeutet haben. Da gibt es mit Sicherheit viel mehr zu verbessern. Übrigens ist das unabhängig von der Eintracht, ich glaube, dass bis auf einige wenige Vereine (z.B. FC-Hopp) noch viel im traditionellen Trott getan wird.

tobago


Das habe ich ja nicht bestritten, aber von einem Profifussballtrainer erwarte ich, daß er diese spezifischen Trainingspunkte alleine auf dem Platz hinbekommt.
Daß er (mit Co(s) sie) bei Videostudien und Vor- bzw. Nachbereitungen hier die Hinweise und Vorschläge von Experten ranholen, wäre für mich ein absolutes Muss.

So sollte ein Training mit Einstudieren von Spielzügen, Standards etc. sowieso auf Video aufgenommen werden und als Trainer, wenn die Spieler schon weg sind nochmal gesichtet werden und eben analysiert.

Nur dafür brauch es keine weiteren 5 Leute, die je nach Bedarf auf dem Rasen rumhampeln, sondern Experten, die im stillen Kämmerlein Probleme etc. mit dem Trainer besprechen, so daß er entsprechend steuern kann.

Es wäre trainingsmethodisch totaler Blödsinn, wenn Di und Do der Standardexperte vorbeikommt und 2 Stunden rumredet, am Mi dann der Flankentrainer, Freitag vormittag dann der Kopfballexperte und Freitag nachmittag dann der "Wie stoppe ich nach 10 Jahren im Profifussball den Ball richtig" Beauftragte etc etc etc.

Nochmals, es mangelt imho wirklich an der Bereitschaft vieler Verantwortlicher die entsprechenden Experten hinzuzuziehen, aber diese wären beim Trainingsbetrieb störend und nicht fördernd.

Der Trainer muss ausserhalb des Trainings bei Analysen etc. die Eingaben sammeln und als Gesamtheit umsetzen.
Das heutige Medienzeitalter und die Möglichkeiten durch Analysen per Video und PC sind nahezu unendlich und der Trainer hat dann die Aufgabe die in der Analyse entsprechend festgestellten Defizite (durch Experten für Standards, durch genaue Aufarbeitung des Verhaltens der Mannschaft in Situationen) entsprechend das Training zu steuern.

Man darf nicht vergessen, daß Trainer durch die Limitierung der Spieler begrenzt sind, selbst ein Ferguson hätte aus uns Zico keinen Edeltechniker mehr machen können, was da in der Jugend nicht gelernt wurde ist teilweise nicht mehr antrainierbar, wenn ein 28 Jähriger Profi ankommt.

Zusätzliche Experten ja, aber aufm Trainingsplatz sind 2-3 vollkommen ausreichend und mehr wären eher schlecht als fördernd.
Viele Köche und so

Hier sei Magath genannt, der nach außen als Alleinorganisator auftritt, aber definitiv nicht sämtliche Analysen alleine vornimmt, sondern sich dort den Input holt, den er dann so umsetzt, wie er es für richtig erachtet.
Und in der Beziehung hat er sich massiv weiterentwickelt zu seiner Zeit bei uns.
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hey, wenigstens einer, der meinen Standpunktteilt @semperfi. Man muss sich zudem immer fragen, ob die Anstellung von ca. 3 spezialcoaches  (minimum 1 mio pro jahr) mehr Sinn hat als einen Spieler zu verpflichten...(in meinen Augen ganz sicher nicht)

Und grade Dribbling und Defensivzweikampf kommt doch in jedem trainingsspiel hunderte Mal vor, verstehe ich nicht wieso das extra trainiert werden sollte. Die besten dribbler haben nie individualtraining gehabt, sondern einfach talent und Straßenfussball. Und der Vergleich zu American Foootball hinkt gewaltig, nicht umsonst wird Football als Coaching-game bezeichnet, während Fussball einen universalen Anspruch an Spieler und Spielsituation stellt. Daher ist auch das eintrainieren von laufwegen nur sehr begrenzt im Spiel umsetzbar und daher begrenzt produktiv... Auch ist Individualtraining nicht gut für die Stimmung im Team. Ich meine, sogar Barca macht kaum Individualtraining, die kicken einfach viel zusammen im Training, tja scheint einigermaßen zu funktionieren...
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WuerzburgerAdler schrieb:

Es geht um das Abstellen von notorischem individuellem Fehlverhalten, es geht um das "Einschleifen" von Bewegungsabläufen, es geht um die individuelle Verbesserung.

Dies alles kann einzeln oder in kleinen Gruppen viel besser trainiert werden. Das Beispiel Torwarttraining spricht ja Bände.

Ich wette, dass man sowohl bei Fenin offensiv (Dribblings) als auch bei Caio defensiv (richtiges Stören, richtiges Stehen zum Ballführenden) wesentliche individuelle Verbesserungen erzielen könnte. Um nur zwei Beispiele zu nennen.

Im Mannschaftstraining geht so etwas unter. Ich denke, alle Trainingsbeobachter werden dem zustimmen.


Wenn 2 Trainer mit A-Lizenz es nicht schaffen 5 Gruppen a 5 Personen zu organisieren und zu steuern, dann haben sie eigentlich in dem Beruf nichts verloren.

Zumal speziell Caios Schwachpunkte im Prinzip nur durch gemeinsames Videostudium (wo hast du gestanden und wo bist du hin und wie wäre es besser gewesen), durch "Rasenschach ala Trap" und durch Simulation in Spielen mit Unterbrechung bei diesen Situationen wirklich trainierbar ist.

Du kannst mit 4 Mann nicht das Defensivverhalten und Stellungsspiel im zentralen Mittelfeld simulieren.

Manche stellen sich das vielleicht zu einfach vor, aber die Größe und Anzahl der Agierenden machen Fussball bei solchen Kleinigkeiten sehr schwer spezialisierbar.

Ein Spieler muss fühlen, wo es richtig ist hinzulaufen, es zu wissen hilft meist wenig, weil alles vorbei ist, bis das Wissen in eine Handlung umgesetzt wird.
2 bis 3 Sekunden reichen bei einem Konter um 3/4 des Spielfelds zu überwinden (Spielintelligenz ist ja eher Spielinstinkt, wo läuft Spieler A mit dem Ball hin und wird er zu Spieler B passen oder zu Spieler C flanken oder es direkt versuchen)

Wenn man die Situation "Gegner hat Konter" simulieren will, steht man vor dem Problem, daß die Leute wissen, daß ein Konter kommt, wobei ein realer Konter sich dadurch auszeichnet, daß im Kopf des Spieler eigtl. aktuell das "Offensiver Spielzug nach vorne" programm abläuft.

Da hilft wirklich nur die viel beschworene Spielpraxis.

Oder anderer Punkt, einem Ama kannst Du 8 Stunden am Tag einen Trainer zum Ballstoppen an die Seite stellen, richtig gut wird er leider da nicht mehr.
Sowas ist gelaufen, diese Abläufe können nur in der Kategorie Spitzenklasse ablaufen, wenn sie sich schon seit der Jugend verankert haben.
Es hilft mehr, wenn Ama trainiert wie er sein "Ball stoppen" entsprechend verarbeitet.
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Ich kann nur empfehlen, sich Trainingseinheiten von Profimannschaften einmal anzusehen. Auch bei der Eintracht.

Dieselben Fehler im Spiel, die wir hier hinterher im Forum bemängeln, werden auch im Training begangen. Im Mannschaftstraining ist es nahezu unmöglich, auf all diese Fehler gezielt einzugehen, sie zu benennen, Alternativen aufzuzeigen und sie so zu beheben.

Genauso könnte ich argumentieren, bei Trainingsspielchen werden die Torhüter ja auch mittrainiert, wozu dann noch spezielles Torwarttraining?
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SemperFi schrieb:

Du kannst mit 4 Mann nicht das Defensivverhalten und Stellungsspiel im zentralen Mittelfeld simulieren.

 


Doch, das geht.  
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WuerzburgerAdler schrieb:
Ich wette, dass man sowohl bei Fenin offensiv (Dribblings) als auch bei Caio defensiv (richtiges Stören, richtiges Stehen zum Ballführenden) wesentliche individuelle Verbesserungen erzielen könnte. Um nur zwei Beispiele zu nennen.
Diese Gedanken hatte ich auch schon. Man muss ja Caio nicht unbedingt zu einem Verteidiger ausbilden, aber man könnte es zumindest richtig mit ihm trainieren.

Wenn ich allerdings die Eindrücke von Gran_Feudo lese, wundert es mich nicht, dass keine individuelle Verbesserung erfolgt.

Man könnte doch auch das Training so aufteilen, dass vormittags individuelles Training und nachmittags Mannschaftstraining gemacht wird.
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tobago schrieb:
Der Fussball ist zu traditionell da dauert es einfach noch etwas. Aber das kommt bestimmt.
tobago


Und das ist auch gut so! Ich gehe ins Stadion, um Fußball zu sehen, und nicht um taktische Maßnahmen zu sehen...

Lasst den Fußball doch einfach Fußball sein und habt Spaß dran und versucht nicht, alles zu perfektionieren. Der Fußball lebt doch von Emotionen Ereignissen, die man nicht vorhersehen kann. Ich will doch beim Fußball keine genau einstudierten Angriffe sehen wie beim Football. Sicher, Taktik tgehört dazu und ist mit sicherheit auch sinnvoll, aber übertreiben sollte man es nicht.

Nobody is perfect!
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naja bei Trainingsspielen zocken die torhüter ja schon auch mit ne? Torwarttraining ist natürlich sehr sinnvoll, wenn Spielformen usw trainiert werde, weil da hätten die Goalies ja nix zu tun ne?
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WuerzburgerAdler schrieb:
Ich kann nur empfehlen, sich Trainingseinheiten von Profimannschaften einmal anzusehen. Auch bei der Eintracht.

Dieselben Fehler im Spiel, die wir hier hinterher im Forum bemängeln, werden auch im Training begangen. Im Mannschaftstraining ist es nahezu unmöglich, auf all diese Fehler gezielt einzugehen, sie zu benennen, Alternativen aufzuzeigen und sie so zu beheben.

Genauso könnte ich argumentieren, bei Trainingsspielchen werden die Torhüter ja auch mittrainiert, wozu dann noch spezielles Torwarttraining?


Sorry, aber das mit den Torleuten ist absoluter Blödsinn, und nochmals sorry, aber da merkt man, daß Du von Trainingssteuerung keine Ahnung hast.
Torleute bekommen pro Spiel ein paar Schüsse auf den Kasten, müssen dann aber zu 100% funktionieren und mit dem Tor haben sie einen Fixpunkt, der sich nie verändert.
Sie müssen trainieren, wie sie Schüsse aus allen Lagen abzuwehren haben ohne nachzudenken.

Das ist simulierbar, schnell mit vielen Wiederholungen.

Wie simulierst Du in 1 Minute 10 Konter in Kleingruppen?
Wie simulierst Du in 1 Minute 10 Seitenwechsel in Kleingruppen?
Wie simulierst Du in 1 Minute 10 Eckbälle in Kleingruppen?

Ich habe nie behauptet, daß unser Training optimal ist, sondern sage, daß wenn jetzt 4 Extratrainer kommen würden, die am normalen Trainingsbetrieb teilnehmen, es keinen positiven Effekt hat.

Anderes Beispiel, im Eishockey zeigten die Amerikanischen Nationen selbst mit den Topstars bei internationalen Turnieren oft nicht die Leistungen, die eigtl. zu erwarten gewesen wären, weil das Spiel auf amerikanischen Eisflächen sich massiv unterscheidet (enger, schneller)

Einfach zu sagen: "Die Jungs sind da Müll, also holen wir einfach nen Extratrainer, der in kleinen gruppen arbeitet, dann werden die schnell viel besser"  ist eine trainingsmethodisch absolut nicht machbare Behauptung.

Wir drück ichs anders aus...

Als Ausbilder beim Bund machten wir mit unserem Zug ein Experiment, die Lehrgänge davor (noch ohne mich ) war mein Zug bei den Ergebnissen in der Kompanie immer letzter, also stellte man die Ausbildung um, anstatt dieübliche Stationsausbildung zu machen mit 1 Ausbilder an 1 Station und wandernden Gruppen, blieb immer derselbe Ausbilder bei der Gruppe.
Anstatt für jedes Thema Unterricht von verschiedenen Ausbildern, wurde der Unterricht auch immer von dem jeweiligen Ausbilder gehalten.

In diesem Lehrgang war dann unser Zug bei den Ergebnissen mit Abstand der beste Zug, da die Rekruten nur einen Stil hatten, mit dem sie zu 80% zu arbeiten hatten.
Natürlich ging man als Gruppenführer je nach Thema was anstand zu anderen, die sich damit besonders gut auskannten um sich Input zu holen.

Aber vermittelt wurde es dann von 1 Person.
Und es war effektiver.

Oder auch Beispiel Football, als Corner Back hatte ich meinen Defensive Coach, zum Aufwärmen, zum Trainieren von Verhaltensweisen, zur Nachbesprechung etc.
Der Headcoach hatte mit mir nur Kontakt bei Gebet und Ansprache vor dem Spiel, während der Halbzeit und nach dem Spiel.
In 4 Jahren habe ich trainingsbezogen keine 2 Sätze mit ihm gewechselt.
1 Bezugsperson, 1 Trainer.

Wenn unsere Steuerung außerhalb der Trainingseinheiten mangelhaft ist, dann mag das so sein, aber nur weil 6 Leute wo rumturnen, die sich "Spezialisten" nennen, wirds nicht besser.

Und nochmals: Es ist für mich ein absolutes Muss, daß ein Trainer mit A-Lizenz das Wissen der Spezialisten in seinem Kämmerlein aneignet und es dann so verarbeitet, daß es ins Gesamtkonzept passt.
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SemperFi schrieb:
Das habe ich ja nicht bestritten, aber von einem Profifussballtrainer erwarte ich, daß er diese spezifischen Trainingspunkte alleine auf dem Platz hinbekommt.
Daß er (mit Co(s) sie) bei Videostudien und Vor- bzw. Nachbereitungen hier die Hinweise und Vorschläge von Experten ranholen, wäre für mich ein absolutes Muss.

So sollte ein Training mit Einstudieren von Spielzügen, Standards etc. sowieso auf Video aufgenommen werden und als Trainer, wenn die Spieler schon weg sind nochmal gesichtet werden und eben analysiert.

Nur dafür brauch es keine weiteren 5 Leute, die je nach Bedarf auf dem Rasen rumhampeln, sondern Experten, die im stillen Kämmerlein Probleme etc. mit dem Trainer besprechen, so daß er entsprechend steuern kann.

Es wäre trainingsmethodisch totaler Blödsinn, wenn Di und Do der Standardexperte vorbeikommt und 2 Stunden rumredet, am Mi dann der Flankentrainer, Freitag vormittag dann der Kopfballexperte und Freitag nachmittag dann der "Wie stoppe ich nach 10 Jahren im Profifussball den Ball richtig" Beauftragte etc etc etc.

Nochmals, es mangelt imho wirklich an der Bereitschaft vieler Verantwortlicher die entsprechenden Experten hinzuzuziehen, aber diese wären beim Trainingsbetrieb störend und nicht fördernd.

Der Trainer muss ausserhalb des Trainings bei Analysen etc. die Eingaben sammeln und als Gesamtheit umsetzen.
Das heutige Medienzeitalter und die Möglichkeiten durch Analysen per Video und PC sind nahezu unendlich und der Trainer hat dann die Aufgabe die in der Analyse entsprechend festgestellten Defizite (durch Experten für Standards, durch genaue Aufarbeitung des Verhaltens der Mannschaft in Situationen) entsprechend das Training zu steuern.

Man darf nicht vergessen, daß Trainer durch die Limitierung der Spieler begrenzt sind, selbst ein Ferguson hätte aus uns Zico keinen Edeltechniker mehr machen können, was da in der Jugend nicht gelernt wurde ist teilweise nicht mehr antrainierbar, wenn ein 28 Jähriger Profi ankommt.

Zusätzliche Experten ja, aber aufm Trainingsplatz sind 2-3 vollkommen ausreichend und mehr wären eher schlecht als fördernd.
Viele Köche und so

Hier sei Magath genannt, der nach außen als Alleinorganisator auftritt, aber definitiv nicht sämtliche Analysen alleine vornimmt, sondern sich dort den Input holt, den er dann so umsetzt, wie er es für richtig erachtet.
Und in der Beziehung hat er sich massiv weiterentwickelt zu seiner Zeit bei uns.


Wie die Spezialisten hinzugenommen werden ist ja durchaus alternativ zu betrachten, ob sie nur beratend oder operativ eingreifen. Ich halte gerade im Sturm und bei Standards operatives Eingreifen durch einen Spezialisten für sinnvoll. Ein Vollblutstürmer mit Instinkt kann einem jungen Spieler einfach wesentlich besser beibringen auf was er alles zu achten hat als der "Haupttrainer" für alles und würde diesen in speziellen Trainingseinheiten entlasten. Einstudieren von Standards mit allen Möglichkeiten ist derart komplex, da kann man Szenarien entwerfen das kann ebenfalls ein Spezialist machen, der hat auch Zeit sich dafür Konzepte auszudenen und diese in Trainingseinheiten umzusetzen. Wenn ich sehe wie wenig (bei fast allen Vereinen) da rumkommt, dann halte ich hier eine Zuziehung eines Spezialisten durchaus für mehr als angebracht.  Andere Dinge können durchaus beratend an den  "Haupttrainer" gebracht werden, der dann alles umsetzt. Aber ich denke, dass sich die meisten einig sind, dass es bisher noch nicht der Weisheit letzter Schluß ist was bundesligaweit trainiert wird.

Und zur Aussage, was jemand in der Jugend nicht gelernt hat ist nicht antrainierbar habe ich auch eine eigene Meinung. Man kann durchaus defizitäre Bereiche durch ständiges Training verbessern, es wird kein Maradona aus einem Bindewald. Aber dass gezieltes Training in bestimmten Bereichen bei einzelnen Spielern oder Mannschaftsteilen durch einen Spezialisten etwas bringt, das würde ich sofort unterschreiben.

Auch der Kostenfaktor (von Marcelinho angesprochen) ist für mich kein Argument. Wenn ich in allen Bereichen eine Verbesserung durch spezialisiertes Training erreichen kann, dann hole ich das Geld locker wieder raus.

tobago


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