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Fußball in Budapest

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Kennt sich jemand mit Fußball in Budapest aus?
Ich werde Mitte April da sein, und es stehen immerhin vier Partien an diesem Wochenende an:

Ujpest vs Zalaegerszegi (ich hab mich beinahe verletzt beim Schreiben)
Vasas vs Debreceni
MTK vs Ferencvaros
Honved vs Paksi

Das Derby klingt natürlich zunächst am interessantesten. Aber vielleicht gibt's ja noch Gründe, die für einen Besuch der anderen Spiele sprechen.
Wo ist es fanmäßig, verpflegungstechnisch und fußballerisch am besten? Welches Stadion lohnt sich besonders?
Gibt es Pflichten, Rechte und potenzielle Gefahren? Deutsche Fans haben im Europacup ja schon denkbar schlechte Erfahrungen gemacht, sollte ich mich vielleicht lieber als Italiener oder Kanadier ausgeben?  

Über den Fußball hinaus nehme ich auch gerne sonstige Tipps für Budapest an, ich war da noch nie. Gerne auch Hotelempfehlungen. Kriterien: recht zentrale Lage, gescheite Anbindung an ÖPNV, kein Luxus, wenn möglich Kneipe/Restaurant dabei.
Zeitbudget: Ankomme Freitag mittag, Abflug Montag abend.
Samstag/Sonntag nachmittag vermutlich im Stadion.

Herzlichen Dank im voraus.
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Ich war im Hotel Medosz. Nix weltbewegendes, aber sauber, bequemes Bett, sehr zentral, Restaurant dabei, auch Kneipen in der Ecke. Haben glaube ich zw. 50-60€ für ein Doppelzimmer/Nacht bezahlt.

http://maps.google.de/maps?f=q&source=s_q&hl=de&geocode=&q=hotel+medosz+budapest&sll=51.151786,10.415039&sspn=12.828113,43.286133&ie=UTF8&hq=hotel+medosz&hnear=Budapest,+Ungarn&ll=47.510012,19.071579&spn=0.026959,0.084543&t=h&z=14&iwloc=A

http://www.medoszhotel.hu/hu/kapcsolat.html
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Unbedingt eines der klassischen Badehäuser aufsuchen und mal nen schönen langen Vormittag/Nachmittag ausspannen.    
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Eigentlich hast du in Budapest nix zu befürchten. Die Hools rasten da nur aus wenn es gegen andere europäische Vereine geht. Bei Ligaspielen ist meist eh nicht soviel los. Mehr wie 8-10.000 Zuschauer kommen selbst bei Derbies nicht.

Ferencvaros hat ein schönes Oldschool Stadion (leider spielen die ja auswärts). Honved ist auch klasse. Am geilsten find ich aber das Nationalstadion. So'n richtig schöner Ostblock Betonklotz.  
Nett sind auch die ganzen Präsidentenlogen. Die Stadion eher etwas baufällig, aber jedes hat ne astreine Präsidenten-VIP-Loge vom Feinsten.

Badehaus ist Klasse. Die Burg solltest du dir auch ansehen.
 
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Im Nationalstadion habe ich letzte Saison das Champions League Spiel von VSC gegen Florenz gesehen.

Atmosphärisch empfehle ich das Spiel MTK Budapest vs Ferencvaros Budapest. Bei Ferencvaros ist immer schön was los.  
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Würde Dir empfehlen, Taxis zu meiden. Das gibt nur Theater da.
Sehenswürdigkeiten gibt es genug in der Altstadt, lohnt sich auch eine Stadtrundfahrt oder eine Rundfahrt auf der Donau (abends sieht es umso schöner bei Scheinwerferlicht), um einen ersten Eindruck zu bekommen.
Ansonsten hat Budapest recht viele Museen, wo eigentlich jeder was finden sollte, was ihn interessiert. Bauwerklich sind die Brücken und auch die Kirchen imposant.
Die grossen Markthallen sind auch ein Besuch wert, sowie die Burg natürlich.
Badehose kann ich auch nur empfehlen. Es sei denn, Du magst keine Thermen.
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Guude,

mal kurz zur Erläuterung füge ich die richtigen Namen und ein paar nützliche Hinweise an. ,-)

Ujpest Budapest vs Zalaegerszegi
Torna Egylet Football Club (das Städtchen selbst heißt Zalaegerszeg, haste aber richtig geschrieben   Turnverein + Fußballklub)

Vasas Budapest vs Debreceni Vasutas SC
(die zweitgrößte ungarische Stadt heißt  Debrecen, haste aber auch richtig geschrieben   - Eisenbahnerverein)

MTK Budapest vs Ferencvaros Budapest - Fradi
sehr gut  ,-)

Honved Budapest vs Paksi FC (in Paks steht das einzigste Atomkraftwerk Ungarns)

Wenn´s zeitlich geht, setz´ Dich in den Zug und fahre 120 km in südwestlicher Richtung. In Siófok gibt´s nen kleinen Badesee und ein Stadion und da spielen die hier.

Ach, noch was. Sollte Dir in Budapest der hier begegnen, dann kannst Du ihm gerne mal in den Allerwertesten treten und schön von mir grüßen, gelle.
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Vielen Dank für die vielen Tipps.

Und dem Orban tret ich gerne in den *****, falls ich ihn treffe.
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Gude,

zum Fußball kann ich nichts sagen, da ich in der Sommerpause mit der Frau da war und keine Spiele gesehen habe.

Die Empfehlung mit den Bädern kann ich dir auch geben. Wir waren begeistert vom Széchenyi-Bad. Der absolute Hammer! Ein altes türkisches Bad, das aber gemischt und in seiner Dimension kaum zu fassen ist.

Ansonsten kannst du dich prima durch die Straßen treiben lassen und dein Bierchen auf der Straße trinken. Oder aber du setzten dich in eine Studentenbar, die es wie Sand am Meer gibt und zumeist in Gebäuden beheimatet sind, die seit Jahrzehnten auch nicht den Ansatz einer Sanierung gesehen haben. Erinnert ein wenig an Berlin Mitte in den 90ern, als die Schwaben und Werber noch nicht da waren.

Der Hammer sind natürlcih auch die Prachtbauten an der Donau oder die Mariannen-Insel. Ach eigentlich ist alles ziemlich geil da, bis auf die Panflötenspieler.

Die Sprache auch nur ansatzweise zu verstehen oder einzelne Begriffe herzuleiten kannst du allerdings vergessen. Englisch geht bei den älteren auch nicht. Aber dennoch habe ich am Kiosk irgendwie immer mein Bier bekommen.  

Hau rein,
Johannes
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MTK gegen Ferencvaros.

Da musst du etwas über den Dingen stehen, um das zu genießen.

MTK ist da der traditionelle "Judde-Klub", bei den Fradi sind viele ganz weit rechts außen unterwegs.

Früher wär ich sofort zu dem Spiel gegangen, mittlerweile ist ein Spaziergang an der Donau vielleicht für mich schöner.
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In den 80er Jahren hätte ich gesagt, die Ungarn haben eine Handvoll Vereine, die in der Ersten Bundesliga relativ gut mithalten könnte, z. B. Honved, Ujpest Dosza (hat mal Köln ausgeschaltet mit 3:1 und 2:4) und Videoton (UEFA-Cup-Finale gegen Real Madrid 0:3 und 1:0), aber auch Ferencvaros und Vasas. Heute liegt der ungarische Fußball im allgemeinen und der Budapester Fußball im speziellen ziemlich am Boden. Da würde ich jetzt sagen, dass die gleiche Handvoll Vereine sogar in der Zweiten Bundesliga große Probleme bekäme.
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schusch schrieb:

MTK ist da der traditionelle "Judde-Klub", bei den Fradi sind viele ganz weit rechts außen unterwegs.


Danke, dann ist ja soweit alles klar.
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Ich habe nochmal bein einem Freund nachgefragt, der öfters in Budapest zu tun hat. Folgende Tipps will ich Dir da nicht vorenthalten:

Kneipen: Szimpla, Instant und falls Du auf Krach stehst Wig Wam (aber bei Deinem Nick wohl eher nicht)
Essen: Cafe Alibi und Va Piano
Sonstiges: House of Terror und der Memento Park (der ist aber etwas außerhalb)
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So, retour aus Budapest.
Habe den Kracher Ferencvaros vs Vasas beobachtet, vor 4572 Freiwilligen.
Fotoroman demnächst.  
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Ferencvaros vs Vasas
NB1 (1. Ungarische Liga)
Budapest, Albert Florian Stadion, 4572 Zuschauer
0:1 (0:0)
Freitag, 15.04.2011, 19.00 Uhr.

In der ungarischen Liga NB1, der höchsten Spielklasse steht das Spiel Ferencvaros gegen Vasas bevor. Ein Derby. Eines von vielen Derbies in Budapest, schließlich tummeln sich in der ungarischen Hauptstadt außerdem noch MTK, Honved und Ujpest.

Die U-Bahn fährt direktemang zum Stadion, in der B-Ebene lungern Fradi-Fans in um ein paar üble Spelunken rum. Bier, Schnaps, Gesänge – wie bei uns.
Wie daheim, nur unter der Erde anstatt vorm Country Kitchen.


Zum Ausgang raus, und Zack!, das Albert Florian Stadion, benannt, nach Florian Albert, legendärer Nationalspieler, Eruopas Fußballer des Jahres von 1967 und Goalgetter von Ferencvaros, liegt vor uns.
Das reine Fußballstadion bietet Platz für 18100 sitzende Zuschauer. Zwar soll es angeblich renoviert worden sein oder werden und eigentlich bereits dieses Jahr ein Fassungsvermögen von 25000 haben.
Aber momentan versprüht es noch sozialistischen Elendscharme, vergleiche Oxxenbachs triste Spielstätte.
Immerhin: Die der Fradi-Kurve gegenüberliegende Seite bietet ein architektonisches Alleinstellungsmerkmal, das ich so noch nicht gesehen habe.

Also, umgeschaut nach den Ticketschaltern, die sich schießschartenartig in den Tribünenaußenwänden befinden. „Zwei mal Kategorie A, Sektor 1, bitte.“
Eine einfache Bitte, vorgetragen auf Englisch und Deutsch. Die Antwort rief Wut, Trauer, Betroffenheit und leichte Panik hervor. Zum Erwerb benötige man eine Fancard. Und die gibt’s im Fradi-Shop. Aber der hat jetzt geschlossen. Schluck, stöhn, ächz.
Komisch allerdings, wir hatten einen vor drei Minuten geöffneten fradi-Shop gesehen.
Also um die Ecke, vorbei an Sonnenblumenkernen- und Bierverkäufern vorbei, ein Löwenbräu auf die insolventen Giesinger in den Schlund verfrachtet und in die recht kurze Schlange eingereiht.
Ein freundlicher, aber strenger Bodyguard ließ die Leute nur grüppchenweise herein.

Endlich drin der nächste Schock. Fancard, kein Problem. Kostet nix. Einfach dieses Formular ausfüllen, Foto machen lassen, Karte erhalten, Ticket kaufen. Jedoch: Personalausweisnummer bitte eintragen.
Hatten wir natürlich nicht dabei, Weihohwei. Der nette Fradi-Security-Typ zeigte allerdings Stil und Einsatz: „I call the boss, wait.“
Und siehe da: Formular ausgefüllt, geschisse uff die Ausweisnummer und den Perso, Foddo geschosse – und wir hielten unsere Legitimation für die Karten in der Hand.
Dann auch rasch Karten für die Gegentribüne, Sitzplatz je knapp zehn Euro für freie Platzwahl auf der Tribüne.

Das Spiel: Ein Jammer. Eine Katastrophe. Ein Desaster. Ein Gebolze. Meine Herren, da war die schöne SGE gegen St. Pauli ein Raketenspiel dagegen. Vom Niveau stelle ich mir so etwa Carl Zeiss Jena gegen Heidenheim vor. Oder ähnlich.

Viel gibt es nicht zu erzählen zu dem Gehacke: Ferencvaros, vor dem Spiel immerhin Tabellenzweiter mit allerdings 12 Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter Videoton Szekesfehevar agierte weitgehend hilflos gegen den im hinteren Mittelfeld platzierten und durchaus abstiegsbedrohten Lokalrivalen.
Mal ein Kopfball nach einer Ecke, ein Pass in die Spitze, der aufs erbärmlichste verstolpert wurde – das war es auch schon.
Die Gäste hatten die etwas klarere Spielanlage, was sie aber auch nicht vor Mondbällen, Fehlpässen, Ausrutschern und etlichen Schienbeinrunden bewahrte.
Jedoch erspielten sie sich zumindest zwei große Chancen, die, klarer Fall, jämmerlich vergeben wurden.

Halbzeit: Sonnenblumenkerne kauende und Bier trinkende Menschen auf den Rängen plauderten sicher nicht über den Kick, da gab es nicht viel zu reden drüber, ein Mantel des Schweigens wäre angebracht gewesen. Verstanden habe ich nichts, ich spreche kein Ungarisch, überdies wurde aus den altersschwachen Lautsprechern ein fieser 80er Jahre Instrumentalmetal gepustet.
Infernalischer Lärm, der beinahe durchgehend schreiende Kommunikaten erforderte.

Zeit, das Publikum näher zu beobachten: Hoher Lonsdale-Anteil, Thor Steinar Pullis, sehr kurzhaarige Menschen in Freizeitanzügen und Jogginghosen, wenig Kinder und Frauen.
Fradi-Fans gelten als mindestens stark rechtslastig geprägt in ihrer Mehrheit , und wenn man irgendwo Menschen sah, die Klischees versammeln in ihrem Aussehen, dann im Albert Florian Stadion.

Die Kurve der Fradi-Fans machte derweil Pause vom Dauerbetrieb. Irgendwann muss man ja auch mal Luft holen, Bier trinken, aufs Klo gehen.
Zuvor war 45minütiges Am-Stück Singen angesagt. Wenn mir hier noch mal einer erzählt, dass ihn das Singen ohne Reaktion auf das Geschehen auf dem Spielfeld nervt, den verweise ich lächelnd auf die Fradi-Kurve. Wenig überraschend waren so 75% der Melodien bekannt. Europäisches Ultra-Liedgut, mal mehr, mal gar nicht variiert.

Zweite Halbzeit, und Ferencvaros beginnt ein klein wenig zielstrebiger. Die Folge: Eine Doppelchance, bei der man nicht glauben mag, dass der Ball nicht ins Tor bugsiert wurde.
Ich hätte ihn jedenfalls reingemacht, Anton Hübler oder meine deutlich über siebzig Jahre alte Tante auch. Wahnsinn.
Vielleicht verfiel der Hausherr deshalb wieder in Lethargie und Unfähigkeit. Jedenfalls stand Vasas bald wieder solide hinten drin, der eine oder andere Konter brachte dann auch mal eine halbe Torchance.
Gut zehn Minuten vor Schluss wurden die Gäste für einen Schorsch-Mondball-Gedächtnis-Freistoß belohnt, den ein Fradi-Spieler ins eigene Tor köpfte (wenn ich recht erinnere).
War das ein Jubel in der Gästekurve: Der ganze Block in Extase. Also etwa 60(!) Leutchen.
Komisch. Kommen aus der selben Stadt, werden folglich keine übermäßig weite Anreise haben, und dann verlieren sich da ein paar Hansels in blau-rot. Vielleicht kann ein Ungarn-Kenner hierzu Auskunft geben.

Das tumbe Anrennen der Grün-Weißen brachte dann letztlich nichts außer ein bis zwei Semi-Chancen ein, dann war Feierabend. Fluchende Heimfans bahnten sich ihren Weg durch die Sonnenblumenkernberge, fröhliche Gästefans feierten mit der Mannschaft gemeinsam den Derbysieg.

Ein netter Abend war es.


























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Interessanter Bericht, wäre cool häufiger "Auslandserfahrungen" zu lesen.
Immerhin hats nicht geregnet
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Danke für den schönen Bericht!

Immerhin konntest du dich in den letzten Monaten auf das Spielniveau etwas einstellen. Da ist der Schock nicht ganz so groß.

Ich hoffe ihr ward als Ausgleich für dein Mädel auch im Szecheny baden.  
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Ja, wir hatten ihn gewarnt. Ich tippe darauf, dass Vasas in seinen Heimspielen noch weniger Zuschauer hat als Ferencvaros. Vielleicht von daher neben Sicherheitsaspekten auch wenig Gästefans? Auf jeden Fall ein sehr schöner Bericht von Reggaetyp, danke!  
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reggaetyp schrieb:
Vielen Dank für die vielen Tipps.

Und dem Orban tret ich gerne in den *****, falls ich ihn treffe.
 


ich warte noch immer auf den Bericht über den Orbán    ,-)
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SGE-Wuschel schrieb:
reggaetyp schrieb:
Vielen Dank für die vielen Tipps.

Und dem Orban tret ich gerne in den *****, falls ich ihn treffe.
 


ich warte noch immer auf den Bericht über den Orbán    ,-)  


Arschtritt nicht möglich. Zu viele Bullen.  :neutral-face


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