>

Zurück zu alter Klasse

#
Ohne die hier eingestellten z.T. wunderbar dargelegten Beiträge verkennen zu wollen, so erzeugt es mir doch zunehmendes Unbehagen, daß nicht nur die blassgraue sportliche Gegenwart, sondern hier retrospektiv nun auch all die Dekaden scheinbar höchster Adlerglorie in trüberem Licht erscheinen.

Zwar waren gleich die ersten beiden Lifespiele meiner Anhängerschaft  Anfang der 70er Abstiegskampf hautnah (toller Heese-Flugkopfball beim 2:0 gegen BvB, Nervenkitzel pur beim 3:2 gegen das RWE mit Ente), doch durfte man jährlich, manchen nervigen Ausrutschern zum Trotz, auf ein Anklopfen an die Spitze hoffen. Ganz zu schweigen von sehr häufig abgelieferten Topspielen gegen Topteams, welche die Eintracht oft zum Gesprächsthema in der ganzen Republik machten.

Auch wenn die Gesamterfolge nicht immer so nachweisbar waren, so wurde man bundesweit doch meistens als ernstzunehmende gehobene Adresse wahrgenommen. Klingt alles furchtbar subjektiv. Diese Wirkung wurde aber sicher auch durch die vielen Pokalsiege erzeugt, welche natürlich eine ewige Bundesligatabelle in keinster Weise beeinflussen.  
#
Nanami schrieb:
Wir hatten damals einfach das bessere Spielermaterial! Hinten hatte man mit Binz und Co. eine gute Abwehr, im Mittelfeld wirbelten Bein, Okocha und Gaudino und im Sturm hat Yeboah alles eingenetzt. Dann wurde man seitens der Trainer größenwahnsinnig (Toppmöller und sein "Byebye, Bayern!" und Osram mit seinen Spielerrauswürfen).

Die Quittung bekam man dann, als der rapide Absturz folgte, man schlechte Spieler einkaufte und jede Menge Trainer verschlissen hat. Ich will diese Zeiten eigentlich gar nicht zurück! Damals krachte es jede Woche bei der Eintracht und man hat den Bezug zur Realität verloren.

Wir haben heute eine solide Mittelfeldmannschaft, die mit etwas Glück in den nächsten fünf Jahren auch mal wieder im europäischen Wettbewerb kickt und vor allem haben wir eine solide Finanzgrundlage. Vereine wie Hannover kriegen gerade die Quittung, für die sündhaft teuren Schaumschlägerträume der letzten Jahre.  



Vieles richtig, allerdings haben wir m.E. in der Rückrunde seinerzeit nicht wegen des "größenwahnsinnigen" Trainers sondern wegen der schweren Verletzung des besten Yeboah ever den Anschluß verloren.

Und zum Vergleich mit Hannover: Ich hoffe wir begehen zur Zeit nicht gerade die gleichen Fehler, aber Gekas oder Altintop werden nicht so extrem viel günstiger als Schlaudraff, Forsell oder Hanke sein. Hoffen wir, dass sie sich wenigstens als besser erweisen.
#
Nanami schrieb:
Wir hatten damals einfach das bessere Spielermaterial! Hinten hatte man mit Binz und Co. eine gute Abwehr


Wir hatten einen guten Torwart, aber mit einer guten Abwehr wären wir 3 x in Folge Meister geworden, bei dem Offensivpotential. Zschadaze, Roth, Bindewald usw. waren Mittelmaß, Binz viel zu offensiv in seiner Spielweise für eine sowieso schon offensive Mannschaft.
#
Wir können froh sein, das es uns nicht so wie anderen Vereinen gegangen ist. die Früher paar mal Deutscher Meister waren oder eine feste Größe in der Bundesliga und jetzt in der 4 oder 5 Liga verkauern.
#
duppfig schrieb:
Ohne die hier eingestellten z.T. wunderbar dargelegten Beiträge verkennen zu wollen, so erzeugt es mir doch zunehmendes Unbehagen, daß nicht nur die blassgraue sportliche Gegenwart, sondern hier retrospektiv nun auch all die Dekaden scheinbar höchster Adlerglorie in trüberem Licht erscheinen.

Zwar waren gleich die ersten beiden Lifespiele meiner Anhängerschaft  Anfang der 70er Abstiegskampf hautnah (toller Heese-Flugkopfball beim 2:0 gegen BvB, Nervenkitzel pur beim 3:2 gegen das RWE mit Ente), doch durfte man jährlich, manchen nervigen Ausrutschern zum Trotz, auf ein Anklopfen an die Spitze hoffen. Ganz zu schweigen von sehr häufig abgelieferten Topspielen gegen Topteams, welche die Eintracht oft zum Gesprächsthema in der ganzen Republik machten.

Auch wenn die Gesamterfolge nicht immer so nachweisbar waren, so wurde man bundesweit doch meistens als ernstzunehmende gehobene Adresse wahrgenommen. Klingt alles furchtbar subjektiv. Diese Wirkung wurde aber sicher auch durch die vielen Pokalsiege erzeugt, welche natürlich eine ewige Bundesligatabelle in keinster Weise beeinflussen.  
 



Welche Dekaden? In den 90ern war es wenigstens eine Halbe, die allerdings ohne jeden Eintrag im Briefkopf blieb...

1974 bis 81 gab es diese Einträge. Aber sie waren sämtlich außerhalb der Bundesliga. Und eine Dekade bekomme ich da auch nicht zusammen.

Ich kann nichts dafür. Ich habe die Zahlen nicht gemacht.

Du sprichst die glorreiche Rückrunde der Fast-Abstiegssaison 1970-71 an. Prickelnde Momente fürwahr. Tote sind wieder aufgestanden.
6:0 gegen Bayern. Ein herausragender Moment unter vielen herausragenden Spielen gegen die Unsäglichen von der Isar.
4:3 oder 5:1 gegen Stuttgart, 3:2 gegen Keegans HSV, 4:0 gegen Köln, 9:1 gegen Bremen, 5:1 gegen Lautern.
Einen Grabi, Holz, Nickel, Pezzey und wie sie alle heißen mögen in Spiellaune zu sehen, gehörte zu den schönsten Erlebnissen, die man im Fußball haben konnte.
Niemand verlangt, so etwas je zu vergessen.

Und dennoch: es blieb Stückwerk, strahlend helle Momente, eingebettet in nur kurze Zeiten hoher, jedoch überwiegend Zeiten nur durchschnittlicher oder gar unterdurchschnittlicher Klasse.

Es war am Ende immer die Kontinuität, die fehlte. Die Mannschaften waren dafür meißt oder nie stabil genug.

Schauen wir über den Tellerrand: wann rückt eine Mannschaft außerhalb Frankfurts dauerhaft als "Klassemannschaft" in unser Bewußtsein? Nach 1 guten Saison? Das kann Glück gewesen sein, günstige Umstände. 1 Schwalbe macht noch keinen Sommer, heißt es zu Recht. Nach 2 guten Spielzeiten verfestigt sich der Eindruck, nach 3 guten Jahren in Folge ist eine Bestätigung gegeben: jawohl, in XY-Stadt haben sie eine sehr starke Mannschaft. Stark im Sinne von: sie spielen um die internationalen Plätze.

Ich wiederhole es: nach dieser Definition ist die Eintracht noch nicht einmal in den 70 Jahren in Erscheinung getreten, auch nicht in den 60ern, sondern nur 1990 bis 94.

Alles andere waren punktuell gute Jahre oder Jahre mit Vorschußlorbeeren die am Ende nicht bestätigt wurden.

Die Eintracht war oft in der Lage, mal einen Großen grandios aus den Latschen zu heben. Aber am Ende fehlte immer der Punch, um selbst ganz groß zu sein.

Pokalsiege sind eine feine Sache, ein UEFA-Cup-Sieg aller Ehren wert. Aber der Weg dorthin ist kürzer als der Weg zu einer Meisterschaft.

Deshalb gilt die Meisterschaft mehr. Ja, die Eintracht ist eine "gehobene Adresse". Aber die größeren Erfolge wurden nunmal anderswo gefeiert. Deshalb ist es nur konsequent und legitim, wenn andere Vereine sich selbst als eine zumindest genauso gehobene Adresse ansehen, zumal dann wenn sie uns auch in der jüngeren Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein (z.T. deutlich) voraus sind.
#
Irgendein kluger Kopf hat mal gesagt, man solle einen Künstler nach den besten seiner Werke bewerten.

Ich konstatiere:

1. Die Eintracht ist eine kollektive Künstlerpersönlichkeit (-> Diva)

2. Ihre besten Spiele sind alles überragend

3. Die Eintracht ist die Größte, Schönste

q.e.d.
#
ghostinthemachine schrieb:
duppfig schrieb:
Ohne die hier eingestellten z.T. wunderbar dargelegten Beiträge verkennen zu wollen, so erzeugt es mir doch zunehmendes Unbehagen, daß nicht nur die blassgraue sportliche Gegenwart, sondern hier retrospektiv nun auch all die Dekaden scheinbar höchster Adlerglorie in trüberem Licht erscheinen.

Zwar waren gleich die ersten beiden Lifespiele meiner Anhängerschaft  Anfang der 70er Abstiegskampf hautnah (toller Heese-Flugkopfball beim 2:0 gegen BvB, Nervenkitzel pur beim 3:2 gegen das RWE mit Ente), doch durfte man jährlich, manchen nervigen Ausrutschern zum Trotz, auf ein Anklopfen an die Spitze hoffen. Ganz zu schweigen von sehr häufig abgelieferten Topspielen gegen Topteams, welche die Eintracht oft zum Gesprächsthema in der ganzen Republik machten.

Auch wenn die Gesamterfolge nicht immer so nachweisbar waren, so wurde man bundesweit doch meistens als ernstzunehmende gehobene Adresse wahrgenommen. Klingt alles furchtbar subjektiv. Diese Wirkung wurde aber sicher auch durch die vielen Pokalsiege erzeugt, welche natürlich eine ewige Bundesligatabelle in keinster Weise beeinflussen.  
 



Welche Dekaden? In den 90ern war es wenigstens eine Halbe, die allerdings ohne jeden Eintrag im Briefkopf blieb...

1974 bis 81 gab es diese Einträge. Aber sie waren sämtlich außerhalb der Bundesliga. Und eine Dekade bekomme ich da auch nicht zusammen.

Ich kann nichts dafür. Ich habe die Zahlen nicht gemacht.

Du sprichst die glorreiche Rückrunde der Fast-Abstiegssaison 1970-71 an. Prickelnde Momente fürwahr. Tote sind wieder aufgestanden.
6:0 gegen Bayern. Ein herausragender Moment unter vielen herausragenden Spielen gegen die Unsäglichen von der Isar.
4:3 oder 5:1 gegen Stuttgart, 3:2 gegen Keegans HSV, 4:0 gegen Köln, 9:1 gegen Bremen, 5:1 gegen Lautern.
Einen Grabi, Holz, Nickel, Pezzey und wie sie alle heißen mögen in Spiellaune zu sehen, gehörte zu den schönsten Erlebnissen, die man im Fußball haben konnte.
Niemand verlangt, so etwas je zu vergessen.

Und dennoch: es blieb Stückwerk, strahlend helle Momente, eingebettet in nur kurze Zeiten hoher, jedoch überwiegend Zeiten nur durchschnittlicher oder gar unterdurchschnittlicher Klasse.

Es war am Ende immer die Kontinuität, die fehlte. Die Mannschaften waren dafür meißt oder nie stabil genug.

Schauen wir über den Tellerrand: wann rückt eine Mannschaft außerhalb Frankfurts dauerhaft als "Klassemannschaft" in unser Bewußtsein? Nach 1 guten Saison? Das kann Glück gewesen sein, günstige Umstände. 1 Schwalbe macht noch keinen Sommer, heißt es zu Recht. Nach 2 guten Spielzeiten verfestigt sich der Eindruck, nach 3 guten Jahren in Folge ist eine Bestätigung gegeben: jawohl, in XY-Stadt haben sie eine sehr starke Mannschaft. Stark im Sinne von: sie spielen um die internationalen Plätze.

Ich wiederhole es: nach dieser Definition ist die Eintracht noch nicht einmal in den 70 Jahren in Erscheinung getreten, auch nicht in den 60ern, sondern nur 1990 bis 94.

Alles andere waren punktuell gute Jahre oder Jahre mit Vorschußlorbeeren die am Ende nicht bestätigt wurden.

Die Eintracht war oft in der Lage, mal einen Großen grandios aus den Latschen zu heben. Aber am Ende fehlte immer der Punch, um selbst ganz groß zu sein.

Pokalsiege sind eine feine Sache, ein UEFA-Cup-Sieg aller Ehren wert. Aber der Weg dorthin ist kürzer als der Weg zu einer Meisterschaft.

Deshalb gilt die Meisterschaft mehr. Ja, die Eintracht ist eine "gehobene Adresse". Aber die größeren Erfolge wurden nunmal anderswo gefeiert. Deshalb ist es nur konsequent und legitim, wenn andere Vereine sich selbst als eine zumindest genauso gehobene Adresse ansehen, zumal dann wenn sie uns auch in der jüngeren Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein (z.T. deutlich) voraus sind.





Du hast vollkommen recht. Die Zahlen lügen nicht, auch das, was du über Kontinuität schreibst, alles verdient Zustimmung und Anerkennung.

Was duppfig rückblickend meinte, trifft aber wohl auch mein "Empfinden": ich habe mich oft, sehr oft sehr geärgert über das Spiel der Eintracht in den Siebzigern, vor allem aber in den Achtzigern und Mitte Neunziger. Warum?

Man fuhr von Wü nach Ffm in der festen Überzeugung, dass der Gegner eine Klatsche bekommt. Man fuhr nicht dorthin mit bangem Herzen, mit Skepsis oder mit "schaun mer mal", sondern mit dem Wissen, dass diese Mannschaft jeden Gegner schlagen kann und eigentlich auch muss. Und das hat nichts mit Größenwahn zu tun, sondern mit der Qualität der Mannschaften von damals.

Dass sie ihr Potenzial nie vollständig abrufen konnte, dass ihr der "Punch", wie du so schön sagst, fehlte, die Klasse der Kontinuität - alles korrekt und oft genug Quell großer Enttäuschung bei mir Jungspund von damals. Aber es konnte immer sein - und oft war es ja auch so -, dass du einen großen Fußballtag haben konntest - einen ganz großen. Irgendwie wie Werder im Europacup.

Ich denke, das meinte duppfig, und genau so geht es mir auch. Und, noch als Nachsatz: gerade dieses besprochene Manko wollte Heynckes ja abstellen. Gute Absicht. Katastrophale Umsetzung.
#
ghostinthemachine schrieb:
duppfig schrieb:
Ohne die hier eingestellten z.T. wunderbar dargelegten Beiträge verkennen zu wollen, so erzeugt es mir doch zunehmendes Unbehagen, daß nicht nur die blassgraue sportliche Gegenwart, sondern hier retrospektiv nun auch all die Dekaden scheinbar höchster Adlerglorie in trüberem Licht erscheinen.

Zwar waren gleich die ersten beiden Lifespiele meiner Anhängerschaft  Anfang der 70er Abstiegskampf hautnah (toller Heese-Flugkopfball beim 2:0 gegen BvB, Nervenkitzel pur beim 3:2 gegen das RWE mit Ente), doch durfte man jährlich, manchen nervigen Ausrutschern zum Trotz, auf ein Anklopfen an die Spitze hoffen. Ganz zu schweigen von sehr häufig abgelieferten Topspielen gegen Topteams, welche die Eintracht oft zum Gesprächsthema in der ganzen Republik machten.

Auch wenn die Gesamterfolge nicht immer so nachweisbar waren, so wurde man bundesweit doch meistens als ernstzunehmende gehobene Adresse wahrgenommen. Klingt alles furchtbar subjektiv. Diese Wirkung wurde aber sicher auch durch die vielen Pokalsiege erzeugt, welche natürlich eine ewige Bundesligatabelle in keinster Weise beeinflussen.  
 



Welche Dekaden? In den 90ern war es wenigstens eine Halbe, die allerdings ohne jeden Eintrag im Briefkopf blieb...

1974 bis 81 gab es diese Einträge. Aber sie waren sämtlich außerhalb der Bundesliga. Und eine Dekade bekomme ich da auch nicht zusammen.

Ich kann nichts dafür. Ich habe die Zahlen nicht gemacht.

Du sprichst die glorreiche Rückrunde der Fast-Abstiegssaison 1970-71 an. Prickelnde Momente fürwahr. Tote sind wieder aufgestanden.
6:0 gegen Bayern. Ein herausragender Moment unter vielen herausragenden Spielen gegen die Unsäglichen von der Isar.
4:3 oder 5:1 gegen Stuttgart, 3:2 gegen Keegans HSV, 4:0 gegen Köln, 9:1 gegen Bremen, 5:1 gegen Lautern.
Einen Grabi, Holz, Nickel, Pezzey und wie sie alle heißen mögen in Spiellaune zu sehen, gehörte zu den schönsten Erlebnissen, die man im Fußball haben konnte.
Niemand verlangt, so etwas je zu vergessen.

Und dennoch: es blieb Stückwerk, strahlend helle Momente, eingebettet in nur kurze Zeiten hoher, jedoch überwiegend Zeiten nur durchschnittlicher oder gar unterdurchschnittlicher Klasse.

Es war am Ende immer die Kontinuität, die fehlte. Die Mannschaften waren dafür meißt oder nie stabil genug.

Schauen wir über den Tellerrand: wann rückt eine Mannschaft außerhalb Frankfurts dauerhaft als "Klassemannschaft" in unser Bewußtsein? Nach 1 guten Saison? Das kann Glück gewesen sein, günstige Umstände. 1 Schwalbe macht noch keinen Sommer, heißt es zu Recht. Nach 2 guten Spielzeiten verfestigt sich der Eindruck, nach 3 guten Jahren in Folge ist eine Bestätigung gegeben: jawohl, in XY-Stadt haben sie eine sehr starke Mannschaft. Stark im Sinne von: sie spielen um die internationalen Plätze.

Ich wiederhole es: nach dieser Definition ist die Eintracht noch nicht einmal in den 70 Jahren in Erscheinung getreten, auch nicht in den 60ern, sondern nur 1990 bis 94.

Alles andere waren punktuell gute Jahre oder Jahre mit Vorschußlorbeeren die am Ende nicht bestätigt wurden.

Die Eintracht war oft in der Lage, mal einen Großen grandios aus den Latschen zu heben. Aber am Ende fehlte immer der Punch, um selbst ganz groß zu sein.

Pokalsiege sind eine feine Sache, ein UEFA-Cup-Sieg aller Ehren wert. Aber der Weg dorthin ist kürzer als der Weg zu einer Meisterschaft.

Deshalb gilt die Meisterschaft mehr. Ja, die Eintracht ist eine "gehobene Adresse". Aber die größeren Erfolge wurden nunmal anderswo gefeiert. Deshalb ist es nur konsequent und legitim, wenn andere Vereine sich selbst als eine zumindest genauso gehobene Adresse ansehen, zumal dann wenn sie uns auch in der jüngeren Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein (z.T. deutlich) voraus sind.




Zugegeben, mit den "Dekaden" habe ich mich unglücklich ausgedrückt. Ich wollte sie als Sammelbegriff für vergangene Jahrzehnte verwenden und nicht für die Zeitspannen, in denen wir uns zur Crème der Liga wähnen durften. Mir ist bewusst, daß diese jeweils sehr viel kürzer waren.

Ansonsten hat "WürzburgerAdler" meine Intention sehr gut wiedergegeben. Man empfand sich als Anhänger einer Mannschaft mit  Spitzenpotential, welches nicht immer abgerufen wurde. Meinetwegen war's auch deren Attitüde zwar alles zu können aber net immer zu wollen. Das war in jeder Hinsicht aufregend und schwand erstmals mit der Jungspundtruppe um Berthold und Falkenmeyer und endgültig in der Post-Bein-Ära.
Die nach den Abstiegen notwendige Dialyse lehrte uns eine Demut, wie wir sie bis dahin nicht kannten.
Die Gemengelage rund um die Eintracht lässt vermuten, daß  diese Phase aber auch nur einen begrenzten zeitlichen Zyklus abdecken wird. Ich persönlich bedauere das nicht all zu sehr.
#
Morphium schrieb:
peter schrieb:

ich habe schon menschen kennengelernt, die sich finanziell erheblich verschlechtert haben, freiwillig, um ihre unzufriedenheit mit dem aktuellen job auf zu lösen. und etwas zu machen, was ihnen wichtiger ist.


Sicher gibt es die. Aber wir reden hier von Millionen betraegen, da werden die Spieler schon leicht schwindelig und der Kopf dreht sich. Die Vernunft faellt weg.


peter schrieb:

ich verstehe jeden spieler, der wechselt, weil er die chance bekommt bei real oder barcelona zu spielen. aber seine zeit ab zu sitzen, nur weil man vielleicht keine 2,5 sondern nur noch 1,5 millionen im jahr verdient: das könnte man fat schon gierig nennen.


Nicht jeder bekommt einen Anruf von Barcelona oder Real. Streit, Jones etc., sie alle sind gewechselt um ihr Salaer zu verdoppeln, da hoerts dann auf mit "Vereinstreue" oder aehnlichem.

peter schrieb:

und lincolns vertrag in der türkei wurde aufgelöst. da war nichts mit füsse hochlegen.


Der Vertrag wurde nur einseitig aufgeloest, da gabs noch ein Nachspiel.

peter schrieb:

und anzunehmen, dass alle menschen nur aufs geld starren und derjenige, der das nicht tut ein lügner ist, ist schon ein sehr unerfreuliches menschenbild, das du da hast.


Diese These war auf Streits Situation bezogen und gilt nicht fuer die ganze Menschheit.


Nadw und Streit. Was für Beispiele  
#
WuerzburgerAdler schrieb:
...es konnte immer sein - und oft war es ja auch so -, dass du einen großen Fußballtag haben konntest - einen ganz großen. Irgendwie wie Werder im Europacup.


Ich verstehe schon ganz gut. Klasse, weniger eng definiert. Dann wäre dieser Fred allerdings fast überflüssig. Wir hatten letzte Saison auch schon ein paar schöne Tage jenseits der Normalkost:

3:2 Siege in Bremen, Dortmund und zuhause gegen Leverkusen, dazu das 2:1 gegen Bayern - da sind wir doch auf einem guten Weg...

Sowas wie zuletzt Bremen ist allerdings schon wieder eine andere Kragenweite. Denn solche Spiele setzen voraus, das man überhaupt erstmal einen internationalen Wettbewerb erreicht. Und das wiederum erfordert eine gewisse Qualität/Stabilität in dem Sinne wie ich es beschrieben habe.

Und um mal bei den Erlebnissen zu bleiben, die die Eintracht in unseren Augen so unverwechselbar machen: die im Briefkopf Eingang findenden Erfolge der anderen Vereine basieren auch nicht nur auf farblosen 1:0 Siegen und taktischem Geplänkel.

Auch andere Vereine haben der Liga Spiele präsentiert, die erinnernswert sind. Sie geniessen nur bei uns nicht den Stellenwert, denn sie betreffen nicht die Eintracht, und wir waren nicht dabei.
#
ghostinthemachine schrieb:
WuerzburgerAdler schrieb:
...es konnte immer sein - und oft war es ja auch so -, dass du einen großen Fußballtag haben konntest - einen ganz großen. Irgendwie wie Werder im Europacup.


Ich verstehe schon ganz gut. Klasse, weniger eng definiert. Dann wäre dieser Fred allerdings fast überflüssig. Wir hatten letzte Saison auch schon ein paar schöne Tage jenseits der Normalkost:

3:2 Siege in Bremen, Dortmund und zuhause gegen Leverkusen, dazu das 2:1 gegen Bayern - da sind wir doch auf einem guten Weg...

Sowas wie zuletzt Bremen ist allerdings schon wieder eine andere Kragenweite. Denn solche Spiele setzen voraus, das man überhaupt erstmal einen internationalen Wettbewerb erreicht. Und das wiederum erfordert eine gewisse Qualität/Stabilität in dem Sinne wie ich es beschrieben habe.

Und um mal bei den Erlebnissen zu bleiben, die die Eintracht in unseren Augen so unverwechselbar machen: die im Briefkopf Eingang findenden Erfolge der anderen Vereine basieren auch nicht nur auf farblosen 1:0 Siegen und taktischem Geplänkel.

Auch andere Vereine haben der Liga Spiele präsentiert, die erinnernswert sind. Sie geniessen nur bei uns nicht den Stellenwert, denn sie betreffen nicht die Eintracht, und wir waren nicht dabei.



Das ist natürlich wahr. Man denke nur an Gladbach, die haben noch viel mehr Grund, "alter Klasse" nachzutrauern.

Ich glaube, das Wichtigste kann man rational nicht begründen. Das war eine Empfindungssache. Da kam Fortuna Düsseldorf oder Nürnberg, und du bist hingefahren und hast nur gefragt: wieviele geben wir denen? Dass das in die Hose gehen könnte, daran hast du gar nicht gedacht. Und vor der Spielstärke der Eintracht hatte ganz Fußballdeutschland Respekt.

Klar. Deswegen haben wir gegen Fortuna oder den Club noch lange nicht gewonnen. Aber dann warst du wirklich sauer. Denn solche Spiele waren für die Mannschaft damals lediglich Pflichtaufgaben. Die sie oft genug nicht erfüllt hat, schon klar.

Heute ist das anders. Heute manifestiert sich unsere "Klasse" in der Bewältigung des steinigen Weges der Wiederetablierung in der höchsten Spielklasse. Für mich eine großartige Leistung, nach allem, was passiert ist. Aber man fährt heute nach Frankfurt und bibbert. Mal übertrieben ausgedrückt.

Klar, was ich meine?  
#
Ja, sehr gut.

Früher hing es weitgehend von der Eintracht ob, ob ein Gegner was zu melden hatte. Und das betraf jeden Gegner, bis ganz oben hin.
Heute ist es, ich will nicht sagen umgekehrt, aber deutlich anders.

Viel hängen geblieben (in der Liga) ist trotzdem nicht, außer tollen Erinnerungen. Wir waren vielleicht damals zu schnell zufrieden. Mal zeigen wo der Hammer hängt, fertig.
#
WuerzburgerAdler schrieb:
Ich glaube, das Wichtigste kann man rational nicht begründen. Das war eine Empfindungssache. Da kam Fortuna Düsseldorf oder Nürnberg, und du bist hingefahren und hast nur gefragt: wieviele geben wir denen? Dass das in die Hose gehen könnte, daran hast du gar nicht gedacht. Und vor der Spielstärke der Eintracht hatte ganz Fußballdeutschland Respekt.

 Ans Verlieren hat man nicht gedacht, egal wer kam.  
#
concordia-eagle schrieb:
Nanami schrieb:
Wir hatten damals einfach das bessere Spielermaterial! Hinten hatte man mit Binz und Co. eine gute Abwehr, im Mittelfeld wirbelten Bein, Okocha und Gaudino und im Sturm hat Yeboah alles eingenetzt. Dann wurde man seitens der Trainer größenwahnsinnig (Toppmöller und sein "Byebye, Bayern!" und Osram mit seinen Spielerrauswürfen).

Die Quittung bekam man dann, als der rapide Absturz folgte, man schlechte Spieler einkaufte und jede Menge Trainer verschlissen hat. Ich will diese Zeiten eigentlich gar nicht zurück! Damals krachte es jede Woche bei der Eintracht und man hat den Bezug zur Realität verloren.

Wir haben heute eine solide Mittelfeldmannschaft, die mit etwas Glück in den nächsten fünf Jahren auch mal wieder im europäischen Wettbewerb kickt und vor allem haben wir eine solide Finanzgrundlage. Vereine wie Hannover kriegen gerade die Quittung, für die sündhaft teuren Schaumschlägerträume der letzten Jahre.  



Vieles richtig, allerdings haben wir m.E. in der Rückrunde seinerzeit nicht wegen des "größenwahnsinnigen" Trainers sondern wegen der schweren Verletzung des besten Yeboah ever den Anschluß verloren.

Und zum Vergleich mit Hannover: Ich hoffe wir begehen zur Zeit nicht gerade die gleichen Fehler, aber Gekas oder Altintop werden nicht so extrem viel günstiger als Schlaudraff, Forsell oder Hanke sein. Hoffen wir, dass sie sich wenigstens als besser erweisen.


ja, wenn man sich mal die Tabelle unter Toppmöller am 11. Spieltag anschaut, dann ist das kein Größenwahn: http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/spieltag/1-bundesliga/1993-94/11/0/spieltag.html

Das natürlich Yeboah auf dem Zenit seiner Karriere vom eigenen Mitspieler (müsste Kachaber Tsachadse gewesen sein) verletzt wird, dass er den Großteil der Saison verpasst, dafür konnt ja Toppmöller nichts. Okay, er hat den Mund natürlich immer sehr voll genommen  

Weiss noch jemand auswendig, wieviele Tore Yeboah in den wenigen Spieltagen geschossen hat? Ich kann mich daran erinnern, dass die 40 Tore-Marke von Gerd-Müller schwerst bedroht war
#
Er müsste im Schnitt so beinem Treffer pro Spiel gelegen haben.
#
TKPAdler schrieb:
Er müsste im Schnitt so beinem Treffer pro Spiel gelegen haben.


Der hat in 22 Spielen 18 Tore gemacht. Der Spruch mit dem Gerd Müller einholen kam aber raus, als er nach 7 Spielen schon 9 Tore geschossen hatte. Kurz danach am 9ten Spieltag verletzte er sich leider und fiel länger aus.
#
Scheener Fred-von der guten,alten Zeit -welche nicht besser aber anders war .

Beifall den Protagonisten
#
ghostinthemachine schrieb:

Du bringst als Beispiel die Überraschungs-Meisterschaft der Lauterer 1991.

Warum war das wohl eine Überraschung? Richtig, weil derartiges zuvor noch nie passiert ist. Aus gutem Grund! Es ist auch seither nicht mehr passiert, und wir werden derartiges auch so schnell nicht mehr erleben.

???

Ich vermute Du meinst die Meisterschaft 1998?
#
ghostinthemachine schrieb:
...

Ich wiederhole es: nach dieser Definition ist die Eintracht noch nicht einmal in den 70 Jahren in Erscheinung getreten, auch nicht in den 60ern, sondern nur 1990 bis 94.

...


Ich habe es einmal addiert gehabt: Anfang der 90er hat die Eintracht mal in drei Saisons hintereinander - addiert - die meisten Punkte aller (!) Vereine erreicht gehabt. Dummerweise an den "Stichtagen" dieser drei Saisons, also den Tagen, wo die Meisterschale überreicht wurde, stand sie "zufällig" gerade nicht auf Platz 1...
#
3zu7 schrieb:
ghostinthemachine schrieb:

Du bringst als Beispiel die Überraschungs-Meisterschaft der Lauterer 1991.

Warum war das wohl eine Überraschung? Richtig, weil derartiges zuvor noch nie passiert ist. Aus gutem Grund! Es ist auch seither nicht mehr passiert, und wir werden derartiges auch so schnell nicht mehr erleben.

???

Ich vermute Du meinst die Meisterschaft 1998?



???
Ich vermute eher, dass er tatsächlich die Meisterschaft 1991 meint.  

http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/spieltag/1-bundesliga/1990-91/0/0/spieltag.html


Teilen