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Bald neuer großer Korruptionsskandal im europäischen Fussball ?!

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René Schnitzler von St. Fouli ist heute in der ersten Sendung von Steffen Hallaschka (vorher HR, ARD, NDR).

SternTV (RTL) 22:15

Der ehemalige Fußballprofi René Schnitzler (25) will detailliert über seine Rolle im Fußball-Wettskandal berichten – sowie über Morddrohungen, seine Spielsucht und zockende Bundesligaspieler. Der ehe­malige St.-Pauli-Profi hat gestanden, rund 100.000 Euro von einem Wettpaten angenommen zu haben.
http://www.paz-online.de/Nachrichten/Medien/Uebersicht/Steffen-Hallaschka-hat-am-Mittwoch-seine-Premiere-bei-stern-TV
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Der niederländische Wettpate Rooij, der Schnitzler am Amsterdamer Flughafen mit dem Tod gedroht haben soll, hat gegenüber dem Stern ein Interview gegeben, in dem er zugegeben hat, noch vier weitere Spieler bei St. Pauli bezahlt zu haben. Die erste Bundesliga sei aber nicht betroffen... (Widerspruch in sich: 2009 5 Spieler von St. Pauli gekauft, 1. Buli aber nicht betroffen... auch die Berichte aus Zeit und Spiegel sprechen dagegen).
Rooij war bis 2005 in Süddeutschland auch als Drogenhändler tätig, wurde einmal mit mehreren hundert Kilo Marihuana geschnappt.

..."Man braucht mehr als zwei, drei gekaufte Spieler in einer Mannschaft, das können Sie mir glauben", sagte der Niederländer bei einem Interview mit dem Hamburger Magazin, das am Flughafen Amsterdam geführt wurde. Die Erste Bundesliga sei "sicher nicht" betroffen. "Weiter unten geht es besser, auch in anderen Ländern. In Ligen, wo die Gehälter nicht so pünktlich gezahlt werden."

…Der Nürnberger Cvrtak gab gegenüber den Bochumer Ermittlern zu Protokoll, dass Rooij neben Schnitzler sogar noch vier weitere Spieler vom FC St. Pauli gekauft habe.

Vom stern mit diesen Aussagen konfrontiert, sagte Rooij: "Okay, stimmt. Sieht scheiße für mich aus. Ich sehe schon, die Aussagen sind ein Problem für mich. Aber es ist nun mal so: Ich habe nie ein Spiel verschoben."
….
Rooij gibt gegenüber dem stern an, bis 2005 mehr als fünf Jahre in Süddeutschland im Gefängnis gesessen zu haben. Er habe damals "mehrere hundert Kilo Marihuana" geschmuggelt. Anschließend befasste er sich mit dem internationalen Wettmarkt und setzte bis vor einigen Monaten für "rund 50 Kunden aus ganz Europa" hohe Summen bei asiatischen Wettanbietern.

http://www.stern.de/sport/fussball/paul-rooij-im-stern-jetzt-spricht-der-wettpate-1642523.html
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Andererseits könnten alle 2008 angeblich beteiligten Spieler (die Mafialeute könnten auch versuchen Unbeteiligte hineinzuziehen) St. Pauli verlassen haben, so dass die Story mit einem sauberen 1. Liga St. Pauli dann konsistent wäre, denn es gab neben Rene Schnitzler damals noch fünf weitere Abgänge, http://www.republikstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=4759&type=2&menuid=58&topmenu=112
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Bei der Schuon-Aussage heute in Bochum kam nix grundlegend Neues raus. Hunderte SMS belegen den Kontakt zum Wettpaten. Während Osnabrück durch die verlorenen Spiele der Saison 2008/09 aus der zweiten Liga absteigt, gewinnt Schuon am letzten Spieltag mit zugegebenen 700 Euro Wetteinsatz 20.000 Euro.
Bereits 2009 hatte der CDU-Innenpolitiker Siegfried Kauder (bekannt durch seine Verfassungsklage gegen die Pflicht zur Offenlegung seiner Nebeneinkünfte), der als Rechtsanwalt Schuons auftrat, einen Strafbefehl über eine Bewährungsstrafe von 10 Monaten ausgehandelt.

Schuon hatte zu Beginn des Wettskandals von seinem Weg zum Wetten, dem Neid auf die Spieler, die es in die erste Mannschaft schafften und mehr Geld verdienten, berichtet. Als sich seine Träume zerschlugen, habe er, der seine ganze Jugend nur auf den Fussball gesetzt habe, versucht die Differenz zwischen seinem Monatslohn von 8000! Euro und dem Gehalt der Ersten Liga mit Wetten zu kompensieren - und sich dabei massiv beim örtlichen Repräsentanten der Wettmafia in einem Wettbüro verschuldet - mit täglichen Wetten bis zu 1000 Euro. Als sein fünfstelliger Bankkredit und der Kredit beim Wettpaten aufgebraucht gewesen sei, sei er (gemeinsam mit Cichon) zum Spiele verschieben angeleitet und danach massiv unter Druck gesetzt worden:

...„Er hat mich bedroht. Er sagte, er werde mich immer finden, wo immer ich auch hingehe“

http://www.nytimes.com/2009/12/09/sports/soccer/09iht-fix.html?pagewanted=1&_r=1


2009

...Schuon schrieb: "Hallo nuri alles klar? ... Mußte dir ja damals 25 geben stimmt? Habe es ja wieder gut gemacht mit eine spiel. Dann hast du mir noch 10 gegeben letzte woche habe ich dir 5 zurück gegeben. Können wir so machen das wir kopf kopf sind und ich dir die letzte 5 nicht geben muß weil sonst hab ich ja nichts verdient bei diese eine spiel ... Machst du das abi? Bist du korrekt zu mir?"
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Einem Angestellten namens "Tanzer", der im Wettbüro an der Kasse stand, hatte Nürettin G. per SMS die Auszahlung des Wettgewinns an Schuon untersagt: "Die [bad]**********[/bad] hat 10 Tausend von mir." Gemeint waren offenbar Schulden.

Der Fußballer ließ nicht locker. Per SMS teilte er Nürettin G. mit, sein Konto sei mit 6000 Euro im Minus, dringend brauche er das gewonnene Geld. Der Wettpate schlug daraufhin ein Treffen am Osnabrücker Bahnhof vor. Schuon antwortete: "Geht nicht bin mit freundin unterwegs ... Sag du, wie du es willst."

Als Nürettin G. dem Fußballprofi mitteilte, dass er erst nach dem nächsten Spiel gegen RW Ahlen Geld bekäme, formulierte Schuon eine Replik, die mit der Anrede "Abi" begann, ein Begriff aus dem Türkischen, der für "älterer Bruder" steht: "Abi ich brauch geld auf konto ... Und mit den 10 machen wir bei nächste Spiel ok? Ich brauche diese 5 tausend auf mein konto." Als G. hart blieb, schrieb Schuon: "Nicht immer sauer auf uns sein wir machen das schon noch 5-8 mal mit dir ok abi?"...


http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-68167825.html



2011

..50 Minuten beantwortete Schuon im Zeugenstand die Fragen des Vorsitzenden Richters. Er gab zu, über seinen früheren Teamkollegen Bilal Aziz Kontakt zum Angeklagten Nürettin G. bekommen zu haben. Im Frühjahr 2008 habe man erstmals über die Manipulation eines Spiels gesprochen; es ging um die für beide Vereine im Abstiegskampf eminent wichtige Partie des VfL bei Carl Zeiss Jena am 30. April 2008.
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„Wir hatten unsere Bereitschaft erklärt, für jeweils 25 000 Euro das Spiel zu verlieren“, erklärte Schuon am Mittwoch
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Dank der Strategie seines Verteidigers Siegfried Kauder (Villingen/Schwenningen) ist Schuon als erster in diesen Skandal verstrickter Fußballprofi abgeurteilt. Der CDU-Politiker und Vorsitzende des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages hatte gleich nachdem Schuon  bei der bundesweiten Razzia im November 2009 festgenommen wurde und seine Wohnung durchsucht wurde,dessen Vertretung übernommen. Kurz darauf sagte er vor den Behörden aus und bekam bereits Anfang Dezember 2009 einen Strafbefehl über eine zehnmonatige Bewährungsstrafe.

Verabschiedet habe er sich am letzten Spieltag der Saison 2008/09 mit einem Wett-Volltreffer: Mit drei Wettscheinen und einem Gesamteinsatz von 700 Euro habe er 20.000 Euro gewonnen. Damit habe er seine Schulden im Wettbüro beglichen und gleich danach die Nummer von Nürettin G. aus seinem Handy gelöscht. Bis dahin hatte er in Hunderten von SMS mit dem Wettbürobetreiber Kontakt gehabt.


http://www.noz.de/sport/vfl-osnabrueck/news/50643727/wettskandal-prozess-schuon-belastet-aziz-und-cichon
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Gleich bei stern tv ...

"René Schnitzler und die Wettmafia: Erstmals packt ein deutscher Fußballprofi aus"
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SternTV Zitate:

Es ist der grösste Wettskandal in der Geschichte des europäischen Fussballs.

"Ich bin morgens verhaftet worden - und da wurde mir zum ersten Mal so richtig bewusst, was ich da quasi für einen Müll gebaut habe."

"Es hiess wie immer: Verliert - und guckt, dass es so hoch wie möglich ist."

"Ich habe nie Spiele manipuliert"

Geht täglich ins Spielkasino, verliert manchmal 150.000 Euro pro Nacht.

"Pass auf, die sind stinksauer auf dich, der schickt seine Leute"... "dass er Chinesen schicken würde, die mich mitnehmen"… "in der Elbe versenken"

"In jedem Verein, in dem ich gespielt habe: das war Thema Nummer 1 in der Kabine, Wettscheine, abends zum Pokern."

Anwalt zum weiteren Verfahren: "Wird man ihm auch abnehmen, dass Spiele nicht manipuliert worden sind…"

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HeinzGründel schrieb:
Freibeuter, nicht wahr...

http://www.mopo.de/2011/20110113/sport/stpauli/vier_weitere_st_pauli_profis_bestochen.html


Mal schaun, ob sie auch wie Störtebeker einen Kopf kürzer noch laufen können (sofern der Bochumer Prozess Erfolg hat)...
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...Wobei, nach den News der letzten Monate ist es leider kein alleiniges St. Fouli-Problem, sondern verseucht inzwischen den gesamten europäischen Fussball. Um ans Geld vor allem der wettsüchtigen Asiaten (450 Milliarden Euro/Jahr) zu kommen, haben sich die Mafias ein neues Geschäftsfeld geschaffen.


Aussage von Declan Hill, 3 Mai 2010,
EPAS, Europarat, Straßburg
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Es gab schon immer Manipulationen und Korruption im Sport… sie haben eine Geschichte von mindestens 2800 Jahren…
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Allerdings sehen wir uns heute etwas Neuem ausgesetzt. Es ist eine neue Form der Spielmanipulationen, es ist als hätte jemand Spielmanipulationen genommen und ihnen Steroide gegeben. Diese Form ist ein komplett modernes Phänomen und wird den Sport wie wir ihn kennen zerstören… diese neue Form der Korruption, wird, wie ein Tsunami, alle anderen Streitigkeiten beiseite fegen und unseren Sport tot und zerstört zurücklassen.


http://www.howtofixasoccergame.com/blog/?p=117

Wer "Sichere Siege" kennt und die News der letzten Monate zum deutschen und europäischen Wettskandal verfolgt hat, der weiss, was Hill (http://de.wikipedia.org/wiki/Declan_Hill) meint.
Hoffentlich schafft es die Bochumer Justiz, viele zum Reden zu bringen...

..alle der Fälle haben Verbindungen zu Syndikaten des organisierten Verbrechens in Malaysia, Singapore, Hongkong und Vietnam. Wenn man diese Organisationen nicht angeht, dann werden die Spielmanipulationen weitergehen.
aus Sichere Siege/"The Fix"

Die Chance, wichtige Leute des Netzwerks ausser Betrieb zu setzen, hätte es mit u.a. Lims (Kontaktmann der Triaden) Festnahme bereits 2006 (http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=59673704&aref=image037/2008/08/30/ROSP200803601160122.PDF&thumb=false) gegeben, aber da kam offenbar die WM dazwischen:

...Das Verfahren wurde 2006 knapp zwei Monate vor Beginn der Fußball-WM in Deutschland eingestellt - auf politischen Druck, wie Insider des Verfahrens noch heute vermuten.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,665327,00.html

Nationalspieler unter Verdacht
Nach Informationen des ARD-Magazins "Plusminus" sind auch Spieler der Bundesliga und der DFB-Elf in den Skandal verwickelt

http://www.zeit.de/online/2006/12/wettskandal


Allgemein zu den Mafias (arte):

http://www.youtube.com/watch?v=IhzXiK9xoSQ
http://www.youtube.com/watch?v=IBkYz7gYZF8)
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Ich denke nicht, dass der Bochumer Prozess das Geschäft der Wettmanipulation auf Dauer stark einschränken wird.

Die wichtigen Hintermänner sind sowieso nicht auffindbar. Junge Männer, die keine Bildung haben, da sie alles auf eine Bundesliga-Karriere gesetzt haben, den Durchbruch aber nicht geschafft haben, wird es auch immer reichlich geben. Einen Anreiz, für etwas Geld mal ein Gegentor mehr rein zu lassen, ist da natürlich schnell gegeben. Vor allem in einem Milieu, in dem das bereits üblich ist. Und wenn man einmal drin ist, kommt man da auch nicht mehr raus. Ob durch Druck, dass man verraten wird und die Karriere vorbei ist oder durch Drohungen, wie jetzt bei Schnitzler.
Natürlich wird hierbei keiner so doof sein, und den Spieler auffällig umbringen, (an der Elbe festbinden und auf die Flut warten) aber die Drohung an sich kann da bereits sehr wirkungsvoll sein. Letztendlich hat ja auch keiner daran Interesse, dass der Spieler wirklich stirbt, denn Tote können ihre Schulden nunmal schlecht bezahlen...
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In der Tat standen die Nachfolger für die in Bochum Inhaftierten schon bereit... (letzte Seite, letzter Satz http://www.mdr.de/DL/7167681.PDF)


Man kann Schiebungen sicherlich nicht komplett verhindern, aber der Unterwanderung durch diverse Tentakeln des organisierten Verbrechens scheinen Vereine und DFB/DFL ja wenig entgegenzusetzen. Man baut offenbar seit Jahren darauf, dass die Mehrheit der Fans das schon nicht mitbekommen wird.

Was könnte man tun? Um den Methoden der Wettmafia ihre Heimlichkeit zu nehmen, muss es spezielle Sicherheitsbeauftragte in den Vereinen geben, die die Spieler (von den Jugendmannschaften an) über die Gefahren der Wettmafia und Konsequenzen schulen - und sofortiger Ansprechpartner bei sich anbahnenden Beeinflussungen sind.
Um das Gewaltmonopol des Staats gegen die Schieber durchzusetzen, müssen diese Sicherheitsbeauftragten dann eng mit der Polizei kooperieren, über die aktuellen Vorgänge informiert werden, damit ein etwaiges Bedrohungspotenzial von den Spielern genommen wird.
Statt dem "Unter-den-Tisch-kehren" von DFB & Co. muss also eine Kultur der Offenheit und Sicherheit aufgebaut werden, um die Integrität des Fussballs und die Herzen der Fans zu schützen.

Bochum-Update:

6 neue Angeklagte, 47 Spiele, knappe Million Schmiergeld für Spieler und Schiris, 4,3 Millionen Euro Gewinn.

...Im Wettskandal hat die Staatsanwaltschaft sechs weiter Männer angeklagt...In der neuen Anklage geht es um 47 Spiele. Vor diesen Begegnungen sollen Manipulationen verabredet und dann Wetten platziert worden sein. Laut Anklage haben die sechs Männer insgesamt über 900 000 Euro Schmiergeld für Spieler und Schiedsrichter bezahlt und über 5,3 Millionen Euro auf die Spiele gewettet. Dabei sollen sie einen reinen Gewinn in Höhe von rund 4,3 Mio Euro erzielt haben.
http://www.derwesten.de/staedte/bochum/gericht/Sechs-weitere-Maenner-im-Wettskandal-angeklagt-id4165566.html
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Vorhin wurde die Anklageschrift gegen Sapina veröffentlicht: einige Champions League-Spiele sind auch dabei:

...Der Fußball-Wettskandal hat die Champions League erreicht. Die lang erwartete Anklageschrift gegen die mutmaßlichen Drahtzieher Ante S. und Marijo C. beinhaltet nach Informationen des Sport-Informationsdienstes (SID) das Gruppenspiel der Königsklasse zwischen dem ungarischen Vertreter VSC Debrecen und dem AC Florenz (3:4) am 20. Oktober 2009. Sechs Tore fielen in der ersten Halbzeit. Das Duo, das angeblich 3,5 Millionen auf 47 manipulierte Spiele setzte, soll zudem mehrere Zweitliga-Begegnungen des VfL Osnabrück, zwei Europa-League-Spiele und wichtige Begegnungen im Ausland verschoben haben. In der Europa League ist nach SID-Informationen neben dem Spiel zwischen dem FC Basel und ZSKA Sofia auch eine Begegnung zwischen Aalborg BK und Slavia Sarajevo betroffen.
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http://www.sueddeutsche.de/sport/sport-kompakt-toter-bei-dakar-rallye-1.1046387


...Einem ebenfalls angeklagten Geschäftsmann aus Herten wird neben Wettmanipulation zudem räuberische Erpressung vorgeworfen. Auch er befindet sich bereits seit Ende 2009 in Untersuchungshaft. Der Hertener soll für die von der Wettmafia angeblich geplante Übernahme des belgischen Zweitligisten Royal Namur ein Darlehen von 100 000 Euro zur Verfügung gestellt haben.
http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/109605
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Wie bislang alle Angeklagten Spieler sagen ("70% der Profifussballer zocken") ist Langeweile und Glücksspielsucht bei Profifussballern sehr weit verbreitet.


Wettskandal im Fußball
Wie die Zockerfalle funktioniert

http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,739342,00.html


Was bringt Fußballer dazu, Spiele zu manipulieren? Die Aussagen im Wettskandal-Prozess zeigen, wie leicht es ist, Spieler zum Zocken zu verleiten und in Abhängigkeiten zu verwickeln. Eingeschüchtert und teils hoch verschuldet, ist ihnen oft jede Fluchtmöglichkeit verbaut.

Mittelfeld- und Abwehrspieler. Angreifer. Torhüter. Kapitäne, Mitläufer und Reservisten. Egal, ob Jungspund oder alter Hase. Egal, ob Profi oder Amateur: Jeder taugt potentiell zum Zocker…. wird immer deutlicher, dass die mutmaßlichen Wettpaten völlig ungeniert ihre Netzwerke aufbauten, mit denen sie den Ausgang von Fußballspielen manipulieren wollten.

Schuld daran ist möglicherweise auch der Arbeitsalltag eines professionellen oder halbprofessionellen Fußballers. Zumeist haben diese Kicker zwei bis vier Stunden Training am Tag, dazu kommen einige Presse- und Werbetermine sowie ein wenig Fanarbeit. Der Rest ist Freizeit. "Wenn ich Langeweile hatte, bin ich in die Stadt gegangen oder zum Wetten. Gegenüber von unserem Fußballplatz war ein Wettbüro", sagt Cosmin U., einer der Beschuldigten.  
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Die mutmaßlichen Wettpaten sind dabei nach einem ganz einfachen Muster vorgegangen. Sie haben zunächst die Langeweile der Fußballer mit ein wenig Zocker-Action vertrieben, haben bei den ersten Schulden dem Spieler Mut gemacht, Verständnis geäußert - und als die finanzielle Last zu groß wurde, mit Druck und Erpressung reagiert. "Ich fühlte mich eingeengt und eingeschüchtert. Ich hatte Schiss", sagt Schuon.

…Reize schaffen, Vertrauen aufbauen, Freundschaften bilden. Danach die vermeintlichen Mitstreiter ausnutzen und Druck ausüben. "Er wurde aggressiv als ich absagen wollte. Er hat mir deutlich gesagt, dass es für mich besser wäre, wenn ich mitmachen würde", sagt Andreas S.,

Aus Angst vor Gewalt oder weiterer Erpressung simulierte er einen Muskelfaserriss, um die restlichen beiden Spiele nicht mehr bestreiten zu müssen und dadurch weiterer Anwerbung durch N. zu entgehen.

"Der Profifußball ist eine Parallelwelt", sagt Oliver Kahn SPIEGEL ONLINE. Wer in dieser nicht immer wieder reflektieren kann, wo er steht und wie sein Weg aussieht, hat keine Möglichkeit in ihr zu bestehen. "Deshalb könnte es sein, dass es noch viel mehr Spieler mit einem solchen Hang als die hier gehörten gibt", so der DFB-Prozessbeobachter Hubertus Behncke. Spieler in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Spieler auf den unterschiedlichen Positionen. Empfänglich für mutwillige Fremdsteuerung.
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Und noch ein Update: der DFB greift momentan in Form seines Sportgerichts für seine Begriffe hart durch: 3 Jahre Sperre für einen der Spieler (allerdings rückdatiert)...

Zeugenaussage aus Bochum zum gesperrten Spieler:

...Patrick habe mehrmals versucht, ihn zu überzeugen. Es sei alles »kinderleicht« und das habe »auch schon bei seinem alten Verein in Siegen geklappt.
http://www.westfalen-blatt.de/nachrichten/regional/guetersloh.php?id=45523&artikel=1



Der DFB hat einen weiteren Spieler wegen Verwicklungen in den Wettskandal bestraft. Der ehemalige Kapitän des SC Verl, Patrick Neumann, wurde mit einer fast dreijährigen Sperre belegt. Neumann bestreitet aktive Manipulationen, hat aber Kontakte zur Wettmafia gestanden.

Der Spieler kann damit frühestens am 23. August 2012 wieder aktiv werden.

Neumann soll sich nach Überzeugung des Sportgerichts gegenüber einem Wettspieler und -vermittler bereit erklärt haben, die Ergebnisse der Verler Meisterschaftsspiele…. bei Borussia Mönchengladbach II (30. Mai 2009), gegen den 1. FC Köln II (6. Juni 2009) und den 1. FC Saarbrücken (31. Oktober 2009) zugunsten des jeweiligen Gegners zu beeinflussen.

Ein tatsächlicher Nachweis von Manipulationen ließ sich laut der DFB-Mitteilung nicht führen. Neumann seien allerdings Geldbeträge in Aussicht gestellt und teilweise ausbezahlt worden. Er ist der siebte Spieler, der vom Sportgericht wegen einer Verwicklung in den Wettskandal gesperrt wurde.

http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,739505,00.html



...Sicher im Auftreten, klare und präzise Antworten - so gab sich SC Verls Innenverteidiger Andreas Saur im Landgericht. »Ich merkte, dass Patrick Neumann unter Druck stand, als er auf mich zu kam, um mich für seine unseriöse Sache zu gewinnen.« Patrick habe mehrmals versucht, ihn zu überzeugen. Es sei alles »kinderleicht« und das habe »auch schon bei seinem alten Verein in Siegen geklappt.« Nach den ersten negativen Schlagzeilen in der Tagespresse habe er Neumann eine SMS geschickt: »Was ist los?« Die sei aber nicht beantwortet worden.
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Der dritte Zeuge, Cosmin Uilacan, konnte sich gestern an fast nichts mehr erinnern. Vor Gericht wirkte er teilweise sogar lächerlich. Beinahe hätte er auch vergessen, dass er zusammen mit Neumann und einem Wettpaten zu einem Geheimtreffen nach Dortmund gefahren war. Später meinte er: »Ach ja, kann sein.«

http://www.westfalen-blatt.de/nachrichten/regional/guetersloh.php?id=45523&artikel=1
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Achso, ganz vergessen, dass der DFB ja mit der Aufklärung der Schiebungen durch die internationale Wettmafia seit mindestens sechs Jahren überfordert ist...

Wettmafia: Dieser Gegner ist zu stark

...„Ein Sportverband ist absolut überfordert, organisierte Kriminalität mit internationalem Charakter aufzuklären“, sagte Theo Zwanziger.

http://www.tagesspiegel.de/sport/fussball/wettmafia-dieser-gegner-ist-zu-stark/1637628.html
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Wenn der Gegner Wettmafia laut Zwanziger zu stark ist, dann feiert er permanent Erfolge. Zur Sicherung der Erfolge benutzen die Chinesen laut FR gerne folgendes System:

Die Manipulatoren setzen auf unterschiedliche Aufstellungen. Mit "einem Mann" zu spielen bedeutet, den Schiedsrichter zu bestechen. Doch da die Macht der Pfeife begrenzt ist, gilt die Konstellation "1+2" als verlässlicher, womit der Torwart und zwei Verteidiger gemeint sind. Die sicherste Wette erhält man mit der Aufstellung "1+2+1", bei der neben Tormann und Abwehr noch eine weitere Schlüsselposition besetzt wird. Kostenpunkt: 60000 Euro.
http://www.fr-online.de/sport/die-wunderbare-welt-des-zhang-jie/-/1472784/3270862/-/index.html

Wie sähe das (1)+1+2+1 übertragen auf alle 18 Vereine der ersten Bundesliga aus:

Schiedsrichter: 21
Torleute: 18
2 Verteidiger: 32
Weiterer Spieler: 18

Selbst wenn die Wettmafia (mit Zugriff auf einen Wettmarkt von 450 Milliarden Euro/Jahr) nur bei jedem zweiten oder dritten Verein mit einigen Spielern Erfolg hätte, sind das erschreckend wenig Leute, die von einer Vielzahl dem organisierten Verbrechen assoziierten Akteuren korrumpiert/bedroht/erpresst werden müssen - und das ist das Alltagsgeschäft der Mafia.
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Oops. Mit Alkohol sollte man sich nicht mehr auf seine Finger verlassen. Natürlich 36 statt 32.
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Zum Thema Spielsucht als Köder für die Wettmafia heute ein Stanislawski-Interview vom NDR inkl. ebenfalls interessantem Artikel.


Stanislawski zum Thema Spielsucht:

"In jedem Verein ist das so." ...."Wie kann man dieser Kriminalität vorbeugen, indem man eben keine Spielsüchtigen hat, um dann diesen Wettskandalen vorzubeugen."

http://www.ndr.de/fernsehen/sclub193.html


...Ein Berliner Insider berichtete im Sportclub, dass Profis mitunter bis zu 20.000 Euro an einem Tag verspielten. In einem 22-Mann-Kader zockten vier bis fünf Akteure exzessiv.
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Kenner der Branche glauben, dass Spielsucht unter Profis ein weit verbreitetes Problem ist. Laut Schnitzler war in jedem Team, in dem er gespielt hat, das Zocken "Thema Nummer eins in der Kabine". Der Psychologe Jörg Petry hat mehrere Profis therapiert und glaubt, dass Fußballer besonders anfällig für Spielsucht sind: "Sie haben viel Zeit, viel Geld und eine Affinität zum Spielen, weil sie den Kick suchen; den Erfolg, das Risiko."
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Außerdem weiß Hennig von Profis, die sich durch Pokern und Online-Spiele in den Ruin getrieben haben.

Der Trainer fordert die Verbände zum Handeln auf - das Thema Spielsucht werde unterschätzt: "Natürlich sind DFB und DFL gefordert. Man muss gemeinsam sehen, wie man dieser Kriminalität vorbeugen kann."


http://www.ndr.de/sport/fussball/wetten129.html
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Lebenslange Sperre für UEFA-Schiedsrichter wegen Beteiligung am Wettskandal bestätigt:

Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die lebenslange Sperre gegen den ukrainischen Schiedsrichter Oleg Orechow im Zuge des Wett- und Manipulationsskandals bestätigt. Es sei zweifelsfrei bewiesen, dass der Referee in Kontakt zu einer kriminellen Gruppe gestanden habe, die in Spielmanipulationen und Wettbetrügereien involviert war, hieß es in dem CAS-Urteil. Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte den größten Wett- und Manipulationsskandal in der Geschichte des europäischen Fußballs mit ihren Ermittlungen aufgedeckt. Orechow soll demnach vor und nach dem Europa-League-Spiel zwischen dem FC Basel und ZSKA Sofia (3:1) am 5. November 2009 von den Wettbetrügern kontaktiert worden sein und eine Summe von rund 50.000 Euro für die Manipulation des Spiels erhalten haben.
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http://sportbild.bild.de/SPORT/telegramm/2011/01/18/18-orechow.html
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Ante S. belastet Oliver Neuville.

http://www.bild.de/BILD/sport/fussball/2011/01/19/wettpate/belastet-oliver-neuville.html


Dass in unserem Verein vieles nicht in Ordnung ist steht außer Frage und ist seit vielen Jahren offentsichtlich. Wenn sich dies jetzt auch noch bewahrheitet, in welcher Form auch immer, dann wären meine ärgsten Befürchtungen tatsächlich Realität. Seit den außergewöhnlich hohen Niederlagen, wie dem 2:8 gegen Leverkusen und dem eine Woche später folgenden 1:7 gegen Wolfsburg beschleichen mich solche Gedanken, dass da nicht alles koscher zuging.  


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