propain schrieb: Gab es da nicht auch mal schwere Ausschreitungen weil man es vorhatte einen dunkelhäutigen Spieler zu verpflichten? Ich meine mich an sowas erinnern zu können und das es erst ein paar Jahre her ist.
Ja, bei Aron Winter. Aber auch noch zusätzlich deswegen, weil die Vermutung aufgrund des Vornamens war, dass er Jude sei. Und schwarz und Jude geht ja da mal überhaupt nicht. Der war dann aber trotzdem über vier Jahre dort.
so viel zum thema hellas verona. da hätte ich überhaupt kein bock zu spielen, egal ob dunkelhäutig oder nicht bei lazio ist es sicherlich nicht viel anders...
hat der das mit absicht gemacht oder so einfach zum torjubel den arm gehoben und gelaufen,also unabsichtlich? naja wenns absicht war hat er nen schuss net mehr gehört!
schusch schrieb: Ähm "Società sportiva" natürlich. War vorhin noch nicht auf Betriebstemperatur.
(Wenn das der aquila liest, erst das Derby verloren und dann das *verkriech*)
*lol* Schon geschehen!
Aber mal zurück zum leider ernsthaften Thema des freds. Danke erstmal, schusch, daß Du als alter romanista objektiv genug bist, darauf hinzuweisen, daß das Kürzel S.S. (übrigens ebenso wie der Adler) seit 1900 so existiert/en. Perverserweise ist übrigens die Roma - also der Verein AS Rom, wie man hierzulande sagt - eine Gründung von Mussolini... Der duce sonnte sich ja gerne im vermeintlichen Glanze des alten Roms, er wollte eine Fußballmannschaft mit dem Namen der Kapitale, deren Fraben (rot-gelb) und dem Wolf als Vereinswappen. Lazio, damals dem duce weniger zugetan als heute ihr Kapitän, lehnte die geforderte Umbenennung etc. oder Fusion ab.
Das Problem des Rechtsextremismus bei Lazio ist eigentlich "nur" eines der dortigen Ultras, insbesondere entstanden in den letzten ca. 10 Jahren. Dort aber schon heftig. Aber ansonsten ist Lazio weder ein "schon immer" rechter Verein gewesen noch ist es selbst heute bei der überwiegenden Mehrzahl seiner "normalen" Anhänger so.
Di Canio ist ein Schwachkopf, meinetwegen: ein *********. In seiner Autobiographie - die ich nicht gelesen habe - soll ein Kapitel über Mussolini stehen. Und auf dem Arm die Tätowierung "DUX". Di Canio selbst ist längst auf dem Rückzug, er habe einfach nur gejubelt, es sei keinesfalls eine politische Geste oder Absicht gewesen, er sei Fußballer und mache keine Politik usw.
Wahrscheinlich ist da sogar ein Körnchen Wahrheit dabei. Ich glaube auch nicht, daß er das als Demonstration geplant hatte o.ä. Gerade wegen der Vorgeschichte - Di Canio auf der einen, Totti auf der anderen Seite hatten sich ja in den Tagen vor dem Derby in Interviews gegenseitig solange beschimpft und angepißt, bis der Polizeichef von Rom einschritt und die Herren angesichts der steigenden Anspannung vor dem Derby um Mäßigung bat - und weil Lazio endlich mal wieder (seit fünf Jahren) einen Derbysieg feiern konnte und weil auch die Tabellensituation sehr dramatisch ist, aus all diesen Gründen war Di Canio wohl - sagen wir mal: - sehr angespannt gewesen. Außerdem war er, wie Du richtig sagst, die Haßfigur für alle romanisti gewesen; und schlißlich hat er auch noch das 1:0 gemacht und überhaupt überragend gespielt. Die ganze Anspannung entlud sich dann nach dem Schlußpfiff. So wie er da über den Platz bzw. vor die Kurve rannte, erinnerte er ohnehin mehr an einen Neandertaler als an einen homo sapiens.
Schusch, ich glaube doch Du kannst italienisch: es gibt einen halbwegs passablen Artikel zu Di Canio/Totti, dem "saluto romano" usw. in der Unitá:
Ja Aquila, ein recht differenzierter Artikel und das von einer linken Zeitung. (Hätte man auch einfacher haben können, Respekt.)
Selbstverständlich ist das römische Derby eine Ausnahmesitaution, vor allem, wenn sich die Ikonen beider Klubs, Totti und Di Canio beide nicht als intellektuelle Größen erweisen. Hier hat man es mit Di Canio doch einem eher impulsiv getriebenen Menschen zu tun, der Ideen des Faschismus nicht abgeneigt ist bzw. aus seiner Sozialisation heraus auch als okay sieht.
Aber die Schizophrenie seiner Person kommt doch da zum Ausdruck, dass er für West Ham gegen Everton, das Tor wenn der Keeper verletzt am Boden liegt, das Tor eben nicht macht und den Ball in die Hand nimmt, in diesem Spiel aber wahrscheinlich Pelizzoli wohl getötet hätte, um ein Tor zu machen.
Nur kann man es verantworten, so einen in so einer delikaten Situation wie diesem Derby frei rumlaufen zu lassen? Oder kann man den nicht steuern? Sicherlich hat seine Leidenschaft Lazio das Spiel gewonnen. Aber ist so was der Preis dafür? Muss man das dulden? Muss man den "römischen Gruß" in der Kurve dulden? Nimmt das alles mal so hin und redet das hinterher schön? Hauptsache das Spiel gewonnen?
Und noch mal Dein Vorwurf zu dem Mussolini-Klub (Wir haben das ja so alle Jahre wieder) Roma ist ein Fusions-Klub, richtig. Aber ursprünglich aus rein sportlichen Gründen. Und beim ersten Titel ´42 hat Mussolini nachgeholfen. Da widerspricht Dir auch kein Romanista. Hätte Lazio was getaugt damals, wären die es halt geworden. Hauptsache die Hauptstadt des Imperiums. Und die Roma genießt nach wie vor viel Sympathien bei links denkenden Menschen, obwohl in der Kurve fast nur noch Faschos stehen. Das ist aber eine andere, traurige Geschichte.
So isses, schusch, und ich kann nur jeden Deiner Sätze unterschreiben (oder vielleicht fast jeden: lassen wir mal Mussolinis Einfluß auf die Fusion zur Roma beiseite, und ausnahmsweise erinnere ich dich heute mal auch nicht an den nun wirklich nicht linksradikalen Giulio Andreotti, jahrzehntelang nicht nur Regierungschef, sondern auch Schutzpatron von Mafia und Roma gleichermaßen... oh sorry, jetzt habe ich's ja doch wieder erwähnt *g*).
Ansonsten aber:
schusch schrieb: Nur kann man es verantworten, so einen in so einer delikaten Situation wie diesem Derby frei rumlaufen zu lassen? Oder kann man den nicht steuern? Sicherlich hat seine Leidenschaft Lazio das Spiel gewonnen. Aber ist so was der Preis dafür? Muss man das dulden? Muss man den "römischen Gruß" in der Kurve dulden? Nimmt das alles mal so hin und redet das hinterher schön? Hauptsache das Spiel gewonnen?
Gute Frage - ich bin da auch etwas ratlos. Di Canio ist - zumal in der derzeitigen Situation von Lazio - mit Sicherheit nicht zu steuern oder zu bremsen. Mir persönlich hat allerdings Di Canio den Derbysieg durchaus vermiest (vielleicht nicht völlig, aber doch erheblich), und einigen "echten" Laziali (damit meine ich: veri romani d.o.c.) auch.
Manchmal frage ich mich allerdings ohnehin - ganz ernsthaft, soll jetzt keine Relativierung von Di Canios Ausfall sein -, ob man es überhaupt noch verantworten kann, römische Derbies zu spielen. Aber da mittlerweile der Fascho-Anteil in beiden Fankurven so hoch ist, hilft dann manchmal der Zynismus: sollen sie sich halt gegenseitig umbringen! Obwohl es ja diesmal vergleichsweise friedlich blieb (nur zwei Leichtverletzte mit Stichwunden, das gibt's ja sogar oft ohne Derby).
Und die Roma genießt nach wie vor viel Sympathien bei links denkenden Menschen, obwohl in der Kurve fast nur noch Faschos stehen. Das ist aber eine andere, traurige Geschichte.
In der Tat. Und das gilt mehr oder minder genauso für Lazio. Das ist doch das Perverse: Lazio wie Roma haben jeweils eine riesige Anhängerschaft, die quer durch alle sozialen Schichten und politischen Einstellungen läuft. Aber in den Kurven trifft sich fast nur noch das allerletzte Gesocks und übles Pack. Zum Kotzen...
dafür hab ich jetzt so spät doch noch nen Vino aufgemacht.
Zur Geschichte der Roma. (wen es nicht interessiert, bitte nach unten nachsten Post),
Es stimmt, die Roma ist ein Fusionsklub aus drei römischen Vereinen Fortitudo, Roman und L’Alba, im Jahre 1926. Da war Mussolini knapp vier Jahre lang im Amt. ( Um Dir jetzt nicht sehr weh zu tun, der erste Präsident Italo Fossi war ein Parteimitglied). Aber wir reden vom Jahr 1926. Wenn es wirklich des willen des Duce gewesen wäre, seine imperiale Herrschaft auch im inner-italienischen Fußball auszudrücken, dann hätte es nicht 16 Jahre gedauert. Vor dem Jahr 1942 hat keine italienische Mannschaft südlich von Bologna die Meisterschaft geholt! Zugegebenermaßen, mit Hilfe der Faschisten in einer Kriegsmeisterschaft war der erste Titelträger nach 46 Jahren italienischer Meisterschaft eine Mannschaft aus Rom! Die Roma. Na toll Aber da ist ja keiner stolz drauf. Ma dov´era la Lazio? Von denen hat man ja bis dahin nix gehört außer, dass es sie seit 1900 gibt. Kann ein Zeichen der Noblesse sein, kann ein Zeichen der Belanglosigkeit sein?
Stattdessen hat Mussolini ja bei der WM ´34 ( 8 Jahre für diesem Scudetto) Schiedsrichter geschmiert und an Vittorio Pozzo die Parole ausgegeben: „Siegen oder sterben!“, hat die Grenze zwischen der Toskana und der Romagna so verlegt, dass der Tiber in seiner Heimatprovinz bei Predappio entspringt und sonst was. Inter hieß jetzt Ambrosiana, weil Internatioziale war ja nicht mehr schick, Roma wurde nicht Meister, aber alles andere war wichtiger als ein römischer Meistertitel. Den Titel hätte der DVX Erich-Mielke-mäßig am Stück 20 mal haben können, wenn er wollte. Ich glaube, so richtig war der am Fußball nicht interessiert. Und wo war Lazio? Wurden die irgendwie, wenigstens sportlich benachteiligt? Ich weiß es nicht. Klär mich auf!
Wenn sich drei führende römische Vereine, vereinigen und als die Kraft im römischen Fußball auftreten wollen, sollen sie sich da nicht der Insignien dieser Stadt bedienen als CI? Das ist doch in anderen Städten auch so. Und was hat Rom da alles anzubieten! Das hat unsere ganze Kultur geprägt.
Und die Politiker, ich rede von anderen Leuten, aber okay reden wir von Politikern. Du sagst jetzt, Andreotti ist auch Romanista. Und wenn wir auf den Politiker-Headcount gehen, dann hätte ich doch lieber Veltroni und D’Alema auf der Tribüne als Fini. Aber okay, die Tradition eines Milan überlebt auch den Berlusca. Mir wurscht.
So, nachdem wir das mal geklärt haben, ein ganz anderer Ansatz:
Wenn Du vom Tiber aus über das Foro Italico zum Stadion gehst, dann kommst Du ja an dem Obelisk vorbei, auf dem steht „MVSSOLINI DVX“, dann läufst Du über ca. 200 Meter Mosaik aus Kieselsteinen, wiederholt „DUCE DUCE DUCE….“. Rom hatte die Olympischen Spiele 1960, die ersten in einer „Achsenmacht“ seit dem 2. WK., da ist die „Jugend der Welt“ damals nach dem Sieg über Faschismus/Nazismus auch darüber gelaufen.. Bei uns wäre das gar nicht mehr möglich. Sollte man da Verständnis für faschistische Gesten aufbringen, wenn unreflektiert Faschismus überall rumsteht? Selbstverständlich nicht. Aber das ist schon imposant, das kann auch beeinflussen. Wie geht man jetzt da mit um? Gute Frage anläßlich des Vorfalles, gelle? Stelle ich mir auch so. Verharmlosen, schön reden? Auch Italiener sind zu tausenden unter dem Faschismus gestorben. Nicht nur die.
Und jetzt kommt mein ganz persönliches Problem mit der Roma.
Ich habe die Curva Sud geliebt. Das C.U.C.S., das Commando Ultrà Curva Sud. Zum ersten Mal gesehen ´93 Roma-Juve (Heulsuse hat das Gegentor gemacht) . Eine fantastische Kurve. Genau das, was man sich unter kreativen, lauten, engagierten Support vorstellt. Fantastisch, großartig. War mehrmals da. Vor ziemlich genau 5 Jahren gab es da eine Art Putsch, die alten Kapos wurden von rechtsradikalen Schlägern da rausgeprügelt. Und seitdem ist diese Kurve eine Schande! Nur noch dumpfe Schläger und zugedrogte Krawallo-Kiddies die einen auf SA machen. Das hat mit Ultra-Support nichts mehr zu tun. Und ich habe das gesehen und ich werde nicht zulassen, dass das hier auch passiert! Das ist hier in Frankfurt ist auch meine Kurve und dieser Weg geht nur über mich! Und da stehe ich im Weg! No paseran! Non mai passeranno!
Ja, bei Aron Winter. Aber auch noch zusätzlich deswegen, weil die Vermutung aufgrund des Vornamens war, dass er Jude sei. Und schwarz und Jude geht ja da mal überhaupt nicht. Der war dann aber trotzdem über vier Jahre dort.
Du hast die ja noch persönlich mit Handschlag begrüßt...
Brady
Ich habe auch aus dieser Zeit noch eine sehr schöne handgeschnitzte Holzkeule hier liegen.
Vielleicht bring ich die ja mal mit zum Gleisdreieck!...
miep auf dem Bolzplatz.
Brady
so viel zum thema hellas verona. da hätte ich überhaupt kein bock zu spielen, egal ob dunkelhäutig oder nicht
bei lazio ist es sicherlich nicht viel anders...
Der war aber auch wieder tierisch fest aufgepumpt!
Brady
Steinkappensandalen, danke für den Lacher.
naja wenns absicht war hat er nen schuss net mehr gehört!
*lol* Schon geschehen!
Aber mal zurück zum leider ernsthaften Thema des freds. Danke erstmal, schusch, daß Du als alter romanista objektiv genug bist, darauf hinzuweisen, daß das Kürzel S.S. (übrigens ebenso wie der Adler) seit 1900 so existiert/en. Perverserweise ist übrigens die Roma - also der Verein AS Rom, wie man hierzulande sagt - eine Gründung von Mussolini... Der duce sonnte sich ja gerne im vermeintlichen Glanze des alten Roms, er wollte eine Fußballmannschaft mit dem Namen der Kapitale, deren Fraben (rot-gelb) und dem Wolf als Vereinswappen. Lazio, damals dem duce weniger zugetan als heute ihr Kapitän, lehnte die geforderte Umbenennung etc. oder Fusion ab.
Das Problem des Rechtsextremismus bei Lazio ist eigentlich "nur" eines der dortigen Ultras, insbesondere entstanden in den letzten ca. 10 Jahren. Dort aber schon heftig. Aber ansonsten ist Lazio weder ein "schon immer" rechter Verein gewesen noch ist es selbst heute bei der überwiegenden Mehrzahl seiner "normalen" Anhänger so.
Di Canio ist ein Schwachkopf, meinetwegen: ein *********. In seiner Autobiographie - die ich nicht gelesen habe - soll ein Kapitel über Mussolini stehen. Und auf dem Arm die Tätowierung "DUX". Di Canio selbst ist längst auf dem Rückzug, er habe einfach nur gejubelt, es sei keinesfalls eine politische Geste oder Absicht gewesen, er sei Fußballer und mache keine Politik usw.
Wahrscheinlich ist da sogar ein Körnchen Wahrheit dabei. Ich glaube auch nicht, daß er das als Demonstration geplant hatte o.ä. Gerade wegen der Vorgeschichte - Di Canio auf der einen, Totti auf der anderen Seite hatten sich ja in den Tagen vor dem Derby in Interviews gegenseitig solange beschimpft und angepißt, bis der Polizeichef von Rom einschritt und die Herren angesichts der steigenden Anspannung vor dem Derby um Mäßigung bat - und weil Lazio endlich mal wieder (seit fünf Jahren) einen Derbysieg feiern konnte und weil auch die Tabellensituation sehr dramatisch ist, aus all diesen Gründen war Di Canio wohl - sagen wir mal: - sehr angespannt gewesen. Außerdem war er, wie Du richtig sagst, die Haßfigur für alle romanisti gewesen; und schlißlich hat er auch noch das 1:0 gemacht und überhaupt überragend gespielt. Die ganze Anspannung entlud sich dann nach dem Schlußpfiff. So wie er da über den Platz bzw. vor die Kurve rannte, erinnerte er ohnehin mehr an einen Neandertaler als an einen homo sapiens.
Schusch, ich glaube doch Du kannst italienisch: es gibt einen halbwegs passablen Artikel zu Di Canio/Totti, dem "saluto romano" usw. in der Unitá:
http://www.unita.it/index.asp?SEZIONE_COD=HP&TOPIC_TIPO=&TOPIC_ID=40144
Ich glaube, der Artikel trifft's ganz gut.
ciao
aquila
Selbstverständlich ist das römische Derby eine Ausnahmesitaution, vor allem, wenn sich die Ikonen beider Klubs, Totti und Di Canio beide nicht als intellektuelle Größen erweisen. Hier hat man es mit Di Canio doch einem eher impulsiv getriebenen Menschen zu tun, der Ideen des Faschismus nicht abgeneigt ist bzw. aus seiner Sozialisation heraus auch als okay sieht.
Aber die Schizophrenie seiner Person kommt doch da zum Ausdruck, dass er für West Ham gegen Everton, das Tor wenn der Keeper verletzt am Boden liegt, das Tor eben nicht macht und den Ball in die Hand nimmt, in diesem Spiel aber wahrscheinlich Pelizzoli wohl getötet hätte, um ein Tor zu machen.
Nur kann man es verantworten, so einen in so einer delikaten Situation wie diesem Derby frei rumlaufen zu lassen? Oder kann man den nicht steuern? Sicherlich hat seine Leidenschaft Lazio das Spiel gewonnen. Aber ist so was der Preis dafür? Muss man das dulden? Muss man den "römischen Gruß" in der Kurve dulden? Nimmt das alles mal so hin und redet das hinterher schön? Hauptsache das Spiel gewonnen?
Und noch mal Dein Vorwurf zu dem Mussolini-Klub (Wir haben das ja so alle Jahre wieder) Roma ist ein Fusions-Klub, richtig. Aber ursprünglich aus rein sportlichen Gründen. Und beim ersten Titel ´42 hat Mussolini nachgeholfen. Da widerspricht Dir auch kein Romanista. Hätte Lazio was getaugt damals, wären die es halt geworden. Hauptsache die Hauptstadt des Imperiums. Und die Roma genießt nach wie vor viel Sympathien bei links denkenden Menschen, obwohl in der Kurve fast nur noch Faschos stehen. Das ist aber eine andere, traurige Geschichte.
Ansonsten aber:
Gute Frage - ich bin da auch etwas ratlos. Di Canio ist - zumal in der derzeitigen Situation von Lazio - mit Sicherheit nicht zu steuern oder zu bremsen. Mir persönlich hat allerdings Di Canio den Derbysieg durchaus vermiest (vielleicht nicht völlig, aber doch erheblich), und einigen "echten" Laziali (damit meine ich: veri romani d.o.c.) auch.
Manchmal frage ich mich allerdings ohnehin - ganz ernsthaft, soll jetzt keine Relativierung von Di Canios Ausfall sein -, ob man es überhaupt noch verantworten kann, römische Derbies zu spielen. Aber da mittlerweile der Fascho-Anteil in beiden Fankurven so hoch ist, hilft dann manchmal der Zynismus: sollen sie sich halt gegenseitig umbringen! Obwohl es ja diesmal vergleichsweise friedlich blieb (nur zwei Leichtverletzte mit Stichwunden, das gibt's ja sogar oft ohne Derby).
In der Tat. Und das gilt mehr oder minder genauso für Lazio. Das ist doch das Perverse: Lazio wie Roma haben jeweils eine riesige Anhängerschaft, die quer durch alle sozialen Schichten und politischen Einstellungen läuft. Aber in den Kurven trifft sich fast nur noch das allerletzte Gesocks und übles Pack. Zum Kotzen...
aquila
Ernsthaft: es ist etwas beunruhigend, wie stark die rechten Stroemungen in Italien (bzw. bei den Fussballfans in Italien) sind.
dafür hab ich jetzt so spät doch noch nen Vino aufgemacht.
Zur Geschichte der Roma. (wen es nicht interessiert, bitte nach unten nachsten Post),
Es stimmt, die Roma ist ein Fusionsklub aus drei römischen Vereinen Fortitudo, Roman und L’Alba, im Jahre 1926. Da war Mussolini knapp vier Jahre lang im Amt. ( Um Dir jetzt nicht sehr weh zu tun, der erste Präsident Italo Fossi war ein Parteimitglied). Aber wir reden vom Jahr 1926. Wenn es wirklich des willen des Duce gewesen wäre, seine imperiale Herrschaft auch im inner-italienischen Fußball auszudrücken, dann hätte es nicht 16 Jahre gedauert. Vor dem Jahr 1942 hat keine italienische Mannschaft südlich von Bologna die Meisterschaft geholt! Zugegebenermaßen, mit Hilfe der Faschisten in einer Kriegsmeisterschaft war der erste Titelträger nach 46 Jahren italienischer Meisterschaft eine Mannschaft aus Rom! Die Roma. Na toll Aber da ist ja keiner stolz drauf. Ma dov´era la Lazio? Von denen hat man ja bis dahin nix gehört außer, dass es sie seit 1900 gibt. Kann ein Zeichen der Noblesse sein, kann ein Zeichen der Belanglosigkeit sein?
Stattdessen hat Mussolini ja bei der WM ´34 ( 8 Jahre für diesem Scudetto) Schiedsrichter geschmiert und an Vittorio Pozzo die Parole ausgegeben: „Siegen oder sterben!“, hat die Grenze zwischen der Toskana und der Romagna so verlegt, dass der Tiber in seiner Heimatprovinz bei Predappio entspringt und sonst was. Inter hieß jetzt Ambrosiana, weil Internatioziale war ja nicht mehr schick, Roma wurde nicht Meister, aber alles andere war wichtiger als ein römischer Meistertitel. Den Titel hätte der DVX Erich-Mielke-mäßig am Stück 20 mal haben können, wenn er wollte. Ich glaube, so richtig war der am Fußball nicht interessiert. Und wo war Lazio? Wurden die irgendwie, wenigstens sportlich benachteiligt? Ich weiß es nicht. Klär mich auf!
Wenn sich drei führende römische Vereine, vereinigen und als die Kraft im römischen Fußball auftreten wollen, sollen sie sich da nicht der Insignien dieser Stadt bedienen als CI? Das ist doch in anderen Städten auch so. Und was hat Rom da alles anzubieten! Das hat unsere ganze Kultur geprägt.
Und die Politiker, ich rede von anderen Leuten, aber okay reden wir von Politikern. Du sagst jetzt, Andreotti ist auch Romanista. Und wenn wir auf den Politiker-Headcount gehen, dann hätte ich doch lieber Veltroni und D’Alema auf der Tribüne als Fini. Aber okay, die Tradition eines Milan überlebt auch den Berlusca. Mir wurscht.
Wenn Du vom Tiber aus über das Foro Italico zum Stadion gehst, dann kommst Du ja an dem Obelisk vorbei, auf dem steht „MVSSOLINI DVX“, dann läufst Du über ca. 200 Meter Mosaik aus Kieselsteinen, wiederholt „DUCE DUCE DUCE….“. Rom hatte die Olympischen Spiele 1960, die ersten in einer „Achsenmacht“ seit dem 2. WK., da ist die „Jugend der Welt“ damals nach dem Sieg über Faschismus/Nazismus auch darüber gelaufen.. Bei uns wäre das gar nicht mehr möglich. Sollte man da Verständnis für faschistische Gesten aufbringen, wenn unreflektiert Faschismus überall rumsteht? Selbstverständlich nicht. Aber das ist schon imposant, das kann auch beeinflussen. Wie geht man jetzt da mit um? Gute Frage anläßlich des Vorfalles, gelle? Stelle ich mir auch so. Verharmlosen, schön reden? Auch Italiener sind zu tausenden unter dem Faschismus gestorben. Nicht nur die.
Und jetzt kommt mein ganz persönliches Problem mit der Roma.
Ich habe die Curva Sud geliebt. Das C.U.C.S., das Commando Ultrà Curva Sud. Zum ersten Mal gesehen ´93 Roma-Juve (Heulsuse hat das Gegentor gemacht) . Eine fantastische Kurve. Genau das, was man sich unter kreativen, lauten, engagierten Support vorstellt. Fantastisch, großartig. War mehrmals da. Vor ziemlich genau 5 Jahren gab es da eine Art Putsch, die alten Kapos wurden von rechtsradikalen Schlägern da rausgeprügelt. Und seitdem ist diese Kurve eine Schande! Nur noch dumpfe Schläger und zugedrogte Krawallo-Kiddies die einen auf SA machen. Das hat mit Ultra-Support nichts mehr zu tun. Und ich habe das gesehen und ich werde nicht zulassen, dass das hier auch passiert! Das ist hier in Frankfurt ist auch meine Kurve und dieser Weg geht nur über mich! Und da stehe ich im Weg! No paseran! Non mai passeranno!
Forza SGE!
La nostra fede è la stessa! Forza SGE!