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Jermis Sicht der Dinge: Angst bei Eintracht Frankfurt

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Jermainator schrieb:
Die Wartezeiten werden sogar sinken. Die Wurst kostet in der zweiten Liga 8,50 Euro, das Bier 11 Euro. Man benötigt die Secondleague-Karte, mit der man die Paycard bekommt, damit kann man dann Essensbons eintauschen, die am Kiosk eingelöst werden. Damit entzerren wir die Besucherströme. Wir sind gerüstet!"

 


Irgendwann werden wir auch darauf als die goldene Zeit zurückblicken.

Durch eine Lücke im Raum-Zeit-Kontinuum, herbeigeführt durch den Konsum sämtlicher Heimspiel-Ausgaben der vergangenen Saison verbunden mit der Verhöhnung einer Sonnenuhr um Mitternacht, ist mir vor meinem geistigen Auge ein Erfahrungsbericht zum Stadion-Catering im Jahre 2015 erschienen. Lest und staunt:

Zunächst musst du auf der Facebook-Seite des Catering-Unternehmens als Freund gelistet sein, was nur dann der Fall ist, wenn mindestens 20.000 schon registrierte Freunde dich als wursttauglich freigeschaltet haben.

Dann bekommst du die Möglichkeit, ein Angebot über eine “Happy-Adler-And-Friends-Bonuscard“. Voraussetzung ist, dass du nach der Registrierung als Happy-Adler-Friend dem Zusenden von allen erdenklichen Newslettern zustimmst, unter denen (vielleicht) einer dabei ist, der dir den richtigen Pfad zu der Web-Site für die o.a. Karte weist.

Von nun an überschlagen sich die Ereignisse, wenn du nebst Preisgabe deiner Bankverbindung, deiner Schuhgröße und deiner sexuellen Neigungen auch noch der Einholung einer Schufa-Auskunft zustimmst.

Innerhalb von wenigen Tagen erhältst du dann den Code zum Ausdruck eines “Happy-Adler-And-Friends-Bonuscard“-Bestellantrags, der nach einer drastisch vereinfachenden Überarbeitung nur noch 27 Seiten umfasst.

Der Ausdruck ist ausgefüllt und – schwupps, das geht jetzt ganz schnell – per E-Mail an die hoffentlich richtige Adresse verschickt.

Nur 12 Wochen später, entdeckst du tatsächlich die “Happy-Adler-And-Friends-Bonuscard“ in einem meterhohen Poststapel, der ansonsten Kreditangebote, Swinger-Club-Werbung und erstaunlich viele Prospekte von Schuhläden enthält. Natürlich ist auch gleich die Aufforderung dabei, auf die “Happy-Adler-And-Friends-Bonuscard – Plus“ umzusteigen, denn nur die enthält eine “Passthrough-Option“ bei langen Warteschlangen.

Der Tag ist gekommen, du gehst mit deiner “Happy-Adler-And-Friends-Card“ zum ersten Heimspiel. Locker ignorierst du die, wenn du ehrlich bist, herrlich duftenden Angebote, die es am GD gegen einen geringen Obolus zu erwerben gibt, denn schließlich bist du jetzt ein echter “Happy Adler“.
Du stellst dich ca. 30 Minuten vor Spielbeginn an der Schlange zum Wurststand an und genau drei Minuten vor Anpfiff hast du es tatsächlich geschafft.

Hier der Kommentar des Verkäufers: “Sehe gerade, hinter ihnen stehen noch ein paar Leute mit einer “Happy-Adler-And-Friends-Bonuscard – Plus“. Bitte haben Sie noch etwas Geduld.“

Entnervt gehst du in den Block aber nimmst dir vor, mindestens 5 Minuten vor der Pause wieder herauszugehen, um ganz vorne in der Schlange zu sein. Außerdem nimmst du dir vor, dir baldmöglichst die “Happy-Adler-And-Friends-Bonuscard – Plus“ zu bestellen. Den Vorgang kennst du ja inzwischen.

Halbzeit: Du stehst tatsächlich schon als 43’er in der Warteschlange und machst dir berechtigte Hoffnungen auf eine herrlich – naja, zumindest lauwarme- Stadionwurst. Als du an der Reihe bist, weist dich der Verkäufer sehr sachlich darauf hin, dass es ein Problem mit dem Kartenlesegerät gibt aber es durchaus die Möglichkeit gibt, sich im VIP-Bereich der Haupttribüne gegen Vorlage der Karte Gutscheine ausdrucken zu lassen, die zu Erwerb einer Bratwurst vorgelegt werden können.

Du gehst nun mit der Karte zum, erfreulicherweise, frei zugänglichen Senfspender, lässt ca. 12 cm Senf auf die “Happy-Adler-And-Friends-Card“ laufen und verspeist sie mit einem Happs.

Zufrieden verzichtest du auf die zweite Halbzeit des Spiels und lässt dich am GD zulaufen und denkst an die gute, gute alte Zeit, wo man seinen Picknickkorb noch in den Block G mitnehmen konnte.  
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@ jermainator und Johann_Gambolputty:

Eure Kleinodien feuilletonistischer Spitzenkunst würden wahrlich dem Sportteil einer jeden etwas auf sich haltender Tageszeitung zur Ehre gereichen!

Danke!
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@Johann
Herrlich. Heute noch lustig, aber von Jahr zu Jahr wird man weniger verstehen, was daran damals so lustig war   Dann ist das alles normal.
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Johann_Gambolputty schrieb:
Zufrieden verzichtest du auf die zweite Halbzeit des Spiels und lässt dich am GD zulaufen und denkst an die gute, gute alte Zeit, wo man seinen Picknickkorb noch in den Block G mitnehmen konnte.  


Wahnsinnsbeitrag!  

Unfassbar.. wir konnten frueher regelmaessig unser Dosenbier mit in den Block nehmen. Was waren das fuer Zeiten.


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