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Marburger

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Das weiße Kaninchen

Die Eintracht-Verantwortlichen zaubern ungenannte Geldgeber aus dem Hut und rechnen nunmehr fest mit der Lizenz für die Zweite Bundesliga

Von Jürgen Heide

Gestern Nachmittag machte Volker Sparmann einen Waldlauf, um den Stress abzubauen. Seit Monaten versucht der Aufsichtsratsvorsitzende der Eintracht Frankfurt Fußball AG neue Geldgeber aufzutreiben, um den Konkurs der maroden Aktiengesellschaft abzuwenden und die Auflagen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für den Erhalt der Lizenz zu erfüllen. "Nichts geht mehr", heißt es heute um 16 Uhr, wenn die Eintracht in der DFL-Zentrale an der Otto-Fleck-Schneise ihre Unterlagen abgeben muss. 11,5 Millionen Euro muss der Zweitligist an Liquidität nachweisen, um nicht in der nächsten Saison in der Regionalliga spielen zu müssen. Und prompt ziehen die Klub-Oberen das nächste weiße Kaninchen aus dem Hut. Sparmann ist nun überzeugt, dass seine Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden. "Wenn alles nach Plan läuft, werden wir die Lizenz bekommen. Ich sehe mehr als einen Silberstreif am Horizont."

Vier Millionen Euro hat die Eintracht bisher bei regionalen Sponsoren gesammelt, die gleiche Summe würde die Hessische Landesbank (Helaba) als Bürgschaft zur Verfügung stellen, wenn der Klub für die dann noch fehlenden 3,5 Millionen Euro einen Investor fände. "Mittlerweile gibt es dafür deutliche Signale. Wir werden bis zur letzten Patrone kämpfen, denn wir haben alle nur ein Ziel, und das heißt: in der zweiten Liga zu bleiben", sagte Vizepräsident Klaus Lötzbeier. Auch Präsident Peter Fischer ist "sehr optimistisch, dass das Vabanquespiel" mit der Rettung einen guten Ausgang nimmt. "Wenn die Grundsteinlegung für das neue Stadion erfolgt, wir aber gleichzeitig zum Konkursrichter gehen müssten, wäre Frankfurt eine Lachnummer weltweit", so der Präsident.

"Wir haben das Geld zusammen", sagte Vize Axel Hellmann. Woher verrät auch er nicht. Entscheidend sei, "ob wir dies der DFL in der Kürze der Zeit formal richtig nachweisen können". Darin sieht auch Sparmann das Hauptproblem für die Lizenzerteilung. Durch die Bankbürgschaft eines oder mehrerer regionaler Unternehmen will die Eintracht ihre Liquidität belegen. Die Zusage des neuen Investors oder der neuen Geldgeber müsse allerdings auch "dort noch formal beschlossen werden", wie Sparmann zugibt. Für die Bürgschaft will die Eintracht AG Anteile abtreten, was der Zustimmung von Noch-Mitinhaber Octagon bedarf. Das Plazet soll mit Hilfe deutscher Anwaltsbüros - mit denen der amerikanische Sportrechtevermarkter zusammenarbeitet - in Vertragsform gegossen werden.

"Das ganze Procedere ist ein logistisches Problem", sagte Sparmann über die "höchst komplexe Management-Aufgabe." Zwar sei er durch den Verhandlungsmarathon an der Grenze seiner Belastbarkeit angelangt, "doch in meiner bisherigen beruflichen Praxis hat es immer geklappt, wenn es ganz eng wurde". Der Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) will denn auch seinem Motto treu bleiben: "Wenn man dem Ziel entgegenkommt, darf man nicht aufhören zu laufen." Hobby-Jogger Sparmann will weiterrennen, auch wenn er beim Lauf gegen die Zeit durch den Rückzug der Landesbank Schleswig-Holstein am Mittwoch, die als neuer Investor präsentiert werden sollte, abrupt gestoppt wurde. Allerdings habe er nach der Absage aus Kiel und dem bereits zuvor gescheiterten Vertragsabschluss mit der ungarischen Holding Fotex nicht bei Null anfangen müssen, "sondern wir haben die Fäden aufgenommen, die wir vorher geknüpft hatten". An seinem alten Konzept, einer Überbrückungsfinanzierung, habe er festgehalten, was bedeutet, dass der neue Eintracht-Partner dem Einstieg eines möglichen Betreibers des neuen Waldstadions bei der Eintracht-AG nicht im Wege stehen wird.

Damit die Rettung der Eintracht in letzter Minute gelingt, ist der Ablauf des heutigen Tages "von sechs bis 16 Uhr minutiös geplant. Wir müssen wie ein Uhrwerk arbeiten und dürfen keine Fehler machen, denn das wäre das Aus", so Sparmann, aus dessen Worten, wohl unfreiwillig, auch Zweifel sprechen: "Wenn wir mehr Zeit hätten, wäre ich ganz sicher, dass wir die Lizenz bekommen."

Während Sparmann am Wochenende die Verhandlungen mit potenziellen neuen Geldgebern führte, arbeitete Finanzvorstand Thomas Pröckl in der Geschäftstelle am Grüneburgweg daran, die formalen Voraussetzungen für die Lizenzerteilung zu erfüllen. Selbst wenn die Eintracht den Wettlauf mit der Zeit gewänne, weiß Sparmann, dass sich beim Skandalklub in Zukunft vieles ändern muss. Hat der 52-Jährige bei der Eintracht doch ein Umfeld "mit vielen Schwätzern" ausgemacht, "das vom seriösen Geschäftsmann bis hin zum Kleinkriminellen reicht".

Siehe auch Lokales



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Copyright © Frankfurter Rundschau 2002
Dokument erstellt am 16.06.2002 um 21:05:19 Uhr
Erscheinungsdatum 17.06.2002
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Wenn man etwas hasst, heißt das doch schonmal, dass es einem nicht egal ist, oder? Pfalzadler hätte ja schließlich auch schreiben können "is mir doch egal, wie´s in FFM weitergeht...". Würde ein Fan SO ETWAS schreiben??? Er würde bei der momentanen Situation mit Sicherheit auch nicht schreiben "geil, was da abgeht, ich mach´n Fass auf", es sei denn, er ist O**-Fan..

Gruß,
der müde Olli

EFC Pfalzader-verstehen-kann
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Hallo Internet-Team,
täusch ich mich, oder waren heute (Freitag) morgen noch zwei aktuelle Einträge aus der Zeitung im Pressespiegel? Wollte mir diese nochmal im "Wachzustand" (entgültig ausgenüchtert*g*) durchlesen und stell nun fest, dass sie nicht mehr da sind.

Entsprach darin irgendetwas nicht den Tatsachen, oder wie kommt das? Bin einfach nur neugierig, klärt mich mal auf!

Gruß aus Marburg,
Olli
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Aber die Moderatorin hatte schon Recht:
Sparmanns Formulierung "Stadion ohne Eintracht = Bahnhof ohne Züge" wirkt wirklich fast ein bisschen erpresserisch...
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gemeint waren natürlich zweistellige Millionenbeträge!
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Hab Sparmann grad in der Hessenschau (HR) gesehen. Selten wirkte er so unruhig wie heute. Er spricht von potentiellen Stadionbetreibern, die dann auch (zweistellig) in die Eintracht investieren würden. An die käme man in der jetztigen Situation noch nicht heran.
Jedem Unternehmen würde in dieser Situation ein "Überbrückungsgeld" zur Verfügung stehen, sagt er. Er klang dabei fast jammernd als wenn er sagen wollte "keiner will uns was geben..."...
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Und mit ein bisschen Ironie füge ich hier noch das

-Jupp-Heynkes-Gedächtnis-Stadion
-Bembel-Tower
-UEFA-Women´s-Cup-Arena

hinzu...

Gruß,
Olli
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Wieso hat Octagon uns um unser Geld gebracht??? Warn des net e paar Herren am Grüneburger Weg?
Soweit ich weis, können wir Octagon danken, dass sie beim Rückzug auf eine ganze Menge Geld verzichten (, von dem sie im Falle einer Eintracht-Insolvenz jedoch auch nichts mehr gesehen hätten...)...

Gruß, Olli
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Hi Harry,
warum, was hast Du dagegen? Ich wär zwar auch lieber Mittelhesse, aber wir haben in Marburg doch eine "große" Tageszeitung (Die, die immer Recht hat!*läster*), die sich auch "Oberhess....." nennt!
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Stimmt. Dass diverse Journalisten unsere Forum-Postings als Inhalte ihrer Artikel verwenden, ist bekannt. Aber so ganz unrecht hatte Michael Eber mit diesem Artikel (vom 16.5.) vielleicht nicht, oder?... Wie seht ihr das?

Gruß,
Olli
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"...Der Eintracht läuft die Zeit davon. Weil kein Trainer da ist, werden keine Spielerverträge verlängert. Weil zu wenig Spieler mit Perspektive unter Vertrag sind, kommt kein Trainer. Spötter meinen, dass aus diesem Grund gestern auf der Vereins-Homepage das neue Forum "Suche und Biete" eingerichtet wurde ..."

Quelle: Kicker-Sportmagazin (www.kicker.de)
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Nur so´n Gedanke, nur mal zwischendurch:

Hab neulich gelesen, Jay Jay Okocha sei in Paris nur noch Bankdrücker...? Zu teuer? Zu "verbraucht"? Zu anspruchsvoll? Nein???? Dann nix wie her damit! Gutes Spielermaterial ist immer gut!

Nur so´n Gedanke...
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Wo wir schon dabei sind: Welche Amateur-Onlinepräsenz gefällt euch denn am besten? Ich bin für die Eintracht Amateure... Aber mal im Ernst: die Kasseler (www.ksv-hessen.de) ist garnichtmal verkehrt für einen Landesligisten!

Aber ihr habt Recht: Von den "Proficlubs" in Deutschland, hat die SGEAG/SGEEV die beste page! Hut ab, Internet-Team! Wie gut werdet Ihr eigentlich vom Verein dabei unterstützt? Oder holt ihr euch sämtliche Infos bzgl des Vereins selber (Quasi als vereinseigene Journalisten)? Würde mich als Webmaster-Kollege mal interessieren!

Gruß, Olli
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Sorry, sollte natürlich IIH heissen...
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Bin mehr für IIO (= Irgendwo in Hessen)
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Hallo Bommer, der HR hat die Konferenz damals auf CD heraus gebracht. Vielleicht (bestimmt) hat die ja noch irgendjemand!?
Gruß, Olli
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Mann will der Mannschaft doch sowieso ein "frankfurterisches (frankfodderisches)" Gesicht verpassen, indem man Spieler holt, die sich mit der Region identifizieren können. Warum fängt man nicht beim Trainer an? Schlecht gearbeitet hat Kraaz bislang sicher nicht!
Grüße aus Marburg,
Olli
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Hallo Internet-Team,
als Webmasterkollege (VfB Marburg), wollte ich Euch nur schnell darauf hinweisen, dass Eure Oberliga-Tabelle einen Fehler aufweist. Die Begegnung Aschaffenburg - Walluf (2:2) muss wiederholt werden, da der Schiedsrichter versehentlich einen Wallufer mit dem Ampelkarton vom Platz gestellt hatte, der zuvor noch nicht verwarnt war. Wenige Minuten später holte er den Spieler wieder aufs Spielfeld, was einen doppelten Regelverstoß darstellt. Gespielt werden soll nun am 7. Mai (18.30 Uhr). Liebe Grüße aus Oberhessen,
Olli - Webmaster, VfB 1905 Marburg e.V.