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Caio und der Forumsliebling - Bericht vom Tagestraining in Doha, 23.1.12

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Gude aus Doha,

der vorletzte Tag in Katar. Zeit für die Profis, mal wieder ein bisschen zu entspannen. Der Morgen beginnt um 9.50 Uhr mit lockerem Auslaufen nach dem lockeren 6:0-Sieg gegen ein junges Team der ortsansässigen Aspire Academy am gestrigen Nachmittag. Eine halbstündige Gammelrunde um das Trainingszentrum soll die Muskeln locker machen. Danach folgt noch ein zehnminütiges Rumlümmeln auf dem Vorplatz des Mannschaftshotels:


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Vage zu erkennen sind die Herren Matmour, Friend, Lehmann, Schildenfeld, Caio, Horn, Kessler, Meier, Seb Jung, Rode, Kittel, A. Jung, Bellaid, Butscher, Köhler, Hoffer und Korkmaz. Umschwänzelt wird das Team von ein paar gestrigen Gegnern, denen Falkenhains Spielerkarten offenbar nicht gereicht haben. Hibbelig würden sie am liebsten gleich mit ins Training einsteigen. Doch Bruchhagen und Hübner sind nicht vor Ort, und unser Lizenzspielerleiter hat die Blankoarbeitsverträge auf dem Zimmer vergessen. Wieder einmal also der typische Eintracht-Dilettantismus, wenn es um das Verpflichten von hoffnungsvollen Talenten geht. Mit Caio ist das nicht passiert. Um halb Elf Abmarsch ins Hotel, nur Rob Friend legt noch eine Sonderschicht ein, will sich offenbar auch den Zeh an der berüchtigten Schwegler-Treppe brechen.  

Das Spiel gestern war im übrigen kein Gradmesser zur Form- und Stammformationsbestimmung, maximal ein Zehntelgradmesser. Caio im Sturm? Fraglich, ob er sich gegen kantige Zweitliga-Verteidiger an vorderster Front würde durchsetzen können. Weitere Versuche in ernsthafteren Tests wären sinnvoll, am besten gleich gegen Basel, wenn das Spiel denn stattfindet. Und immerhin wurde mit dem grandiosesten Fred-Eröffner aller Zeiten ja schon mal andersherum ein Stürmer zu einem Mittelfeldmann erfolgreich umoperiert.

Was sind die sonstigen Erkenntnisse aus dem Match? Tony Jung ist ein Forumsliebling, mich hat er gestern - wie bislang auch im Trainingslager - nicht überzeugt. Symptomatisch eine Situation im gestrigen Spiel: Unser junger LV schirmt den Ball gegen einen zweikampfsuchenden Aspirinen ab, hat aber erhebliche Mühe, sich des schmächtigen Bürschchens zu erwehren. Mit Glück holt er einen Pfiff wegen Foulspiels heraus. Kessler feuert ihn daraufhin von hinten an ("Tony, dagegenhalten, weiter so"), das klingt aber unterschwellig eher nach "Mensch Tony, jetzt lass dich doch net von so nem Knilch in Bedrängnis bringen".

Ein kleiner Gewinner gestern: Korki. Er spielte auf gutem Level und hat die ansprechenden Trainingseindrücke bestätigen können. Wäre schön, wenn der Ghetto-Fussballer aus Wien endlich mal die Kurve im schicken Waldstadion kriegen würde. Ohne Ü würde der Eintracht momentan etwas fehlen.

Der Nachmittag steht den Jungs heute zur freien Verfügung, eine Tour in die Innenstadt lohnt sich durchaus. Wobei es Vor- und Nachteile hat, sich als taxifahrender Touri durch Doha alexander kutschieren zu lassen. Spannend entspannend sind die Einfahrten in die dreispurigen Kreisel: Auf der linken Spur fährt Mr. Cabdriver in den Kringel, um nach wenigen Sekunden und wild hupend auf der rechten Spur aus der dritten Ausfahrt herauszustechen. Das Herumkurven in den Toyotas ist günstig - vorausgesetzt, der Mann hinterm Steuer stellt das Taxameter zu Beginn auf die amtlichen 4 Riyal ein. Gerne  wird aber an der Uhr gedreht und auch mal mit 25 Riyal gestartet - oder das Gerät einfach ausgeschaltet und Phantasiepreise verlangt. Es gibt aber auch den Neuzugezogenen aus Sri Lanka, der ähnlich verpeilt den Stadtplan Dohas liest wie der Fahrgast - und das Taxameter einfriert, wenn er sich offensichtlich verfahren hat. Für die Strecke Hotel - Spochtplatz (ca. 11 km Luftlinie) wurden bislang zwischen vier und zwölf Euro vom Fahrersitz aufgerufen - da ist viel Spielraum wie bei den Transferverhandlungen um Helmes.

Die türkisfarbenen Taxis prägen das Stadtbild mit, ganz im Gegensatz zum Fortbewegungsmittel Fahrrad, das neben dem Schienenverkehr, den es erst gar nicht gibt, eine unbedeutende Rolle spielt. Die sechsetappige Tour of Qatar der Strampelprofis, die im Februar gefahren wird, mutet genauso exotisch an wie Kamelreiten in Paris. Und Verkehrszeichen wie dieses sind in ganz Doha eine Rarität, in etwa vergleichbar mit den Verkaufsstellen für Alkoholika:



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Drei oder vier Wagemutige habe ich in den Tagen von Doha gezählt, die auf ihren Drahtkamelen gegen die Allmacht der SUVs protestieren. Ein aussichtsloses Unterfangen auf Jahrzehnte, bis das Erdöl zur Neige geht - der Liter Sprit kostet hier etwa 25 Eurocent. Einer der Öko-Katarer kam mir auf der Corniche entgegen, dem kilometerlangen Boulevard direkt am Meer. Hier präsentiert sich Katars Hauptstadt in einer wilden Mischung aus Park- und Hafenanlagen, sechsspurig tosenden Straßen, idyllisch-grünen Ecken, Fluglärm des nahen Airports und atemberaubend schönen Blicken auf die Skyline. Zu sehen ist auch diese Wortakrobatik-Installation:



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Was hat das für die SGE zu bedeuten: Denke nach, so wirst Du den Aufstieg realisieren? Realisiere den Aufstieg, und denke an den Uefa-Cup? Hätte die Eintracht im vergangenen Winter in Doha statt in Belek ihre Zelte aufgeschlagen, dann wäre Gekas beim Anblick der gelben Riesenbuchstaben vielleicht das Daumsche Denkgefängnis erspart geblieben...


Katarische Grüße vom permanent an den Aufstieg und den Uefa-Cup denkenden
Enkhaamer

Bis morsche mittag!
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Du machst DIr eindeutig zu viele Gedanken  ,-)

Trotzdem Danke
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Fahradfahren da unne ist wahrlich schräg - in Dubai darfst nur mit leuchtender Warnweste los. Und wirst unterwegs bestaunt wie einer vom Mars, von den Anwohnern gefilmt als Attraktion, die Kinder klatschen einen ab und freuen sich, sowas mal zu sehen.
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Enkhaamer schrieb:
Wobei es Vor- und Nachteile hat, sich als taxifahrender Touri durch Doha alexander kutschieren zu lassen.


   

Weltklasse! Danke!
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vielen dank  
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dazke!
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Geilo!

Tausend Dank.  
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Enkhaamer schrieb:
...durch Doha alexander kutschieren zu lassen.  


Für mich die Krönung eines erneut als Highlight zu bezeichnenden Berichtes - 1000 Dank!
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Erst mal vielen Dank.

Bin mal gespannt ob Korkmaz den Sprung in die 1 Mannschaft packt.

Gruß Afrigaaner
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Dankeschön!
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DaZke!
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Wieder ein lebensnaher Bericht Danke
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Merci.
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Dieses Bild darf frei interpretiert werden  
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Klinke schrieb:


Dieses Bild darf frei interpretiert werden    


Naja, der Nationalität der meisten Taxifahrer folgend diniert man in Doha recht spicy - da ist man für jede Leidenslinderung offen
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Danke vielmals für den tollen Bericht. Wie geht es Djakpa? Hoffentlich ist es nicht so schlimm mit seiner Verletzung. So wie ich das lese ist A. Jung keine wirkliche Alternative oder doch? Na wenn nicht dann Butscher (nur nicht Benny als LV).

Grüße vom

Fummler
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Exil-Bischemer schrieb:
Klinke schrieb:


Dieses Bild darf frei interpretiert werden    


Naja, der Nationalität der meisten Taxifahrer folgend diniert man in Doha recht spicy - da ist man für jede Leidenslinderung offen


   
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Exil-Bischemer schrieb:
Klinke schrieb:


Dieses Bild darf frei interpretiert werden    


Naja, der Nationalität der meisten Taxifahrer folgend diniert man in Doha recht spicy - da ist man für jede Leidenslinderung offen


Solange die Taxis neu sind geht das ja alles noch
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Vielen Dank für diesen wieder wunderbar lesenswerten Trainigslagerbericht! Ich frage mich nur, warum nur die "Jungs", für den Nachmittag frei bekommen haben. Hat der Rest schlecht trainiert?!  ,-)
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Danke auch für die Impressionen aus der Stadt uÄ. Liest sich wesentlich angenehmer als das Zeug vom Kilchenstein auf Entzug.

Den hier raff ich nicht, würde aber gerne mitlachen:

francisco_copado schrieb:
Enkhaamer schrieb:
Wobei es Vor- und Nachteile hat, sich als taxifahrender Touri durch Doha alexander kutschieren zu lassen.


   

Weltklasse! Danke!


Bitte um Aufklärung  


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