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Die gelben Vögel Norwegens - Erlebnisbericht (XL)

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Als ich vor einiger Zeit damit begann, mit dem Gedanken eines spontanen Norwegen-Urlaubs zu spielen, kam mir als großer Fußballfan eine Idee: Warum nicht diese Fahrt mit einem Spiel der norwegischen Liga, am besten im Nationalstadion "Ullevaal" in Oslo, verbinden? Da in Norwegen die Saison nach dem Kalenderjahr verläuft und die Kicker aus dem Land der Elche nicht an der WM teilgenommen hatten, standen meine Chancen nicht schlecht. Der Spielplan wies für den 19.7. das Spiel Lyn Oslo gegen Lilleström SK aus, das zunächst ebenfalls angestrebte Spiel zwischen Kristiansand und Trondheim viel meinen geänderten Planungen zum Opfer. So weit, so gut. Aber es sollte alles anders kommen...

Zunächst einmal löste die WM bei mir eine gewisse Fußball-Müdigkeit aus. Plötzlich hängte sich jeder, der über meine Fußballbegeisterung ansonsten nur den Kopf schüttelt, eine deutsche Fahne aus dem Fenster und fieberte regelmäßig mit den Klinsmännern mit. Frustrierend zudem, dass immer die gewannen, denen ich eine Niederlage wünschte und die beiden Teams, die ich am wenigsten mochte, das Finale unter sich ausmachten (ich habe es mir nicht einmal angesehen). Die Spiele, die ich im TV verfolgte, zeichneten sich entweder durch Langeweile oder übertriebene Härte aus, während der Hype um das Ereignis ungeahnte Ausmaße annahm. Was war mir "meinem" Sport passiert?

Auch aufgrund dieser Tatsachen war ich froh, in Norwegen mal etwas Abstand von Autofahnen und Klinsmann-Glorifizierungen zu gewinnen. Kurz vor meiner Abfahrt saß ich dann etwas irritiert vor dem PC: Lyn gegen Lilleström erst um zwei Stunden verschoben, kurz darauf ganz abgesagt! Und nun? Mein bescheidenes Norwegisch fand mithilfe einer Bekannten heraus, dass stattdessen die 4. Runde des norwegischen Pokals angesetzt war - mit dem Spiel Lilleström gegen Lyn! Auch hierfür fanden sich verschiedene Tages- und Uhrzeit- und Ortsangaben, sodass ich zu Beginn meiner Reise nach Norwegen keine Ahnung hatte, ob ich das Spiel denn nun sehen würde oder nicht. Da ich ja nicht wegen Fußball nach "Norge" gereist war, stellte es zunächst kein großes Problem dar. Ich beschloss, mich einfach mal in Oslo kundig zu machen. Vorher verbrachte ich schöne Tage in Stavanger, Bergen und dem kleinen Örtchen Flam.

Jener 19. Juli sollte dann ganz im Zeichen des Fußballs stehen. Am Vormittag fuhr ich mit dem Bus ans Ullevaal-Stadion. Die erste Überraschung: Das Ding war ein Einkaufszentrum, Geschäfte im kompletten Äußeren des Stadions, zwischendrin kaum sichtbar die Eingänge. Ich machte mich auf in den Fußballshop, in dem ich mir eigentlich ein norwegisches Nationaltrikot kaufen wollte. Dieses kostete allerdings 700 Kronen, was fast 100 Euro entspricht! Immerhin gab es im Shop sogar SGE-Nadeln. Ich fragte den Verkäufer, ob ich ins angrenzende Fußball-Museum Norwegens gehen könne und er erklärte mir, dass es spezielle Führungen inklusive Innenraum des Stadions gäbe, ich solle einfach kurze Zeit später wiederkommen. Kurz noch gefragt, ob denn heute ein Spiel im Stadion stattfände. "Yes", war die Antwort, "the hometeam Vaalerenga Oslo will play against Aalesund." Okay, hier fand "mein" Pokalspiel also schonmal nicht statt...

Ich ging also kurz einkaufen und war immernoch ganz baff, dass man direkt am Stadion von Supermarkt über Post, Bank bis hin zum Blumenladen alles finden konnte. Zurück im Fußballshop bekam ich meine Karte für Museum samt Führung, alles kostenlos, da ich einen "Oslo-Pass" besaß. Kurz darauf kam ein "Guide" angelaufen und einige weitere Personen, ich war allerdings die einzige, die kein Norwegisch verstand. Also bekam ich die Instruktionen auf Englisch: Zuerst wird ein kurzer Film gezeigt, dann öffnet sich eine Tür und man geht durch das Museum, an dessen Ende man wieder in Empfang genommen wird. Okay. Der Film dauerte etwa fünf Minuten und obwohl er einige norwegische Kommentare beinhaltete, kam die Atmosphäre bei mir an: Es wurden die norwegischen Nationalspieler von vor einigen Jahren (Tore Andre Flo und Kollegen) gezeigt, wie sie sich in den Katakomben des Ullevaal-Stadions auf ein Spiel vorbereiteten und schließlich den Rasen betraten, während sich auf der Tribüne die Norweger in Stimmung brachten und ihre Helden unterstützten.

Nach Ende des Film ging es also ins Museum, das leider komplett auf Norwegisch war. Allerdings verstand ich die meisten Dinge doch, so ging es um den norwegischen Fußball, seine Anfänge und Helden, von denen ich besonders Ole Gunnar Solskjaer toll fand, hatte er doch die ungeliebten Bayern im legendären 99-Finale so unsanft aus ihren Champions League-Träumen gerissen. An einigen Fernsehschirmen wurden Tore gezeigt, aus norwegischen Ligaspielen und des Nationalteams, besonders schöne, besonders bedeutende. Vor einem Bildschirm, über den die 90er-Jahre der Nationalmannschaft flimmerten, blieb ich stehen. Fortlaufend waren Tore zu sehen, zum Beispiel Flos und Rekdals Treffer gegen Brasilien im WM-Spiel 1998, dass die Norweger sensationell mit 2:1 gewannen. Bei der Einblendung "WM-Quali vs. Polen 1993" stutzte ich kurz. Da war doch was... Und tatsächlich... Ein weiter Abschlag vom Torhüter, der Stürmer startet mit einem "unnachahmlichen" Sprint los, steht frei vor dem gegnerischen Keeper, macht mit rechts einen Übersteiger und schießt mit links, trifft und dreht jubelnd ab. Einblendung: "9 Jan Aage Fjörtoft". Wie von meinem staunenden Blick magnetisiert wurde noch einmal in der Zeitlupe draufgehalten, was sonst bei keinem anderen Treffer der Fall war. Dass Jan nach seinem 5:1 gegen Lautern nur lapidar gesagt hatte, dass er so ein Tor schon einmal in einem wichtigen Spiel geschossen habe, ist bekannt. Genauso bekannt ist allerdings, dass Jan viel redet, wenn der Tag lang ist Ich hatte diesen Treffer mit eigenen Augen gesehen, was für ein erhabener Moment. Und er mutete tatsächlich wie eine Kopie des legendären Treffers im Adlertrikot an, nur auf das von den TV-Kameras aus gesehen linke Tor. Die übrigen Museumsbesucher wunderten sich mit Sicherheit, wie ein deutsches Mädel so gebannt auf einen Monitor mit norwegischen Toren von vor mehr als zehn Jahren starren konnte

Am Ende des Museums erwartete mich der "Guide" und sagte, dass er zunächst mit mir ins Stadion ginge, um mir alles auf Englisch zu erklären. So hatte ich also meine persönliche Führung durchs Ullevaal-Stadion! Zunächst wollte er wissen, ob ich denn im Museum überhaupt etwas verstanden hätte. Ich konnte angesichts dessen, was ich dort gesehen hatte, nur strahlend erwidern: "Football is an international thing, isn't it?" Anschließend stellte er mir mehr Fragen als ich ihm...ob ich zum ersten Mal in Norwegen sei, ob ich ein WM-Spiel besucht habe, wie mein Verein heißt. Die Eintracht kannte er nicht, "I know Schalke 04" grinste er mir entschuldigend entgegen. Ich erklärte ihm, dass Jan bei uns gespielt hatte, damit konnte er dann doch was anfangen. "He is actually a manager in Lilleström..." Das wusste ich und war nach wie vor gespannt, ob ich denn nun das LSK-Spiel sehen würde oder nicht.

Ich bekam noch erklärt, dass im Ullevaal Platz für 25.500 Zuschauer ist, hier finden die Spiele der Nationalmannschaft sowie das Pokalfinale statt. Das größte Stadion Norwegens halb so groß wie das Waldstadion, nicht schlecht Es gefiel mir allerdings und mein "personal guide" machte ein Bild von mir im Stadion.





Schließlich führte er mich in die Umkleidekabinen, in denen die Trikots der norwegischen Nationalmannschaft aufgehängt waren. "Do you know the names of some norwegian players?" Natürlich wusste ich welche, auch wenn sie ja leider nicht bei der WM dabei waren. Beim Anblick der Kabine dachte ich zudem an den Videoclip zu "Did anyone approach you?" von a-ha, der ein Konzert in jenem Stadion dokumentierte und bei dem sich Morten singend durch die Umkleide wand



Wenn ich Zeit hätte, solle ich mir doch das Spiel am Abend angucken, bekam ich zum Abschied gesagt. Daraus wurde aber nichts, denn der Tageszeitung "VG" entnahm ich, dass "mein" Spiel stattfinden sollte, in Lilleström und um 20 Uhr, da es live im Fernsehen übertragen werden sollte. Nebendran ein Bild von - Tommy Berntsen! Ich verstand aus dem norwegischen Text etwas davon, dass es das erste Spiel des Lyn-Kapitäns seit April werden sollte. Das würde erklären, warum ich ihn in keiner kürzlichen Aufstellung fand, hatte ich mich doch daran erinnert, dass Tommy nach Oslo gewechselt war, als ich daheim den Spielplan durchsah.

Nach meinem Ullevaal-Ausflug verbrachte ich einen netten Nachmittag auf dem Holmenkollen, bevor ich mich um meine Fahrt nach Lilleström kümmerte. Eine knappe halbe Stunde mit dem Regionalzug, ich brauchte nicht mal eine Fahrkarte, weil mein Oslo-Pass für diese Strecke Gültigkeit besaß. Also auf nach Lilleström - wohl eine sehr ungewöhnliche Sache für einen Oslo-Touristen *g* Ich stieg dort am Bahnhof aus dem Zug und hatte keine Ahnung, wohin ich denn nun gehen musste, um ein Stadion zu finden. Einige gelbe Trikots waren auf den Straßen zu sehen, sie verteilten sich jedoch in unterschiedliche Richtungen - zum Geldautomat, zur Kneipe, aber ein Stadion war nicht in Sicht. Am Ende der "Innenstadt" sah ich jedoch ein Schild "Aaraasen", der Name des Stadions! Also war ich richtig. Ich lief durch eine Straße, in der aus fast jedem Fenster eine gelbe LSK-Flagge hing - wow! Ich war immernoch etwas ratlos. Wie groß war das Stadion? Und überhaupt, wenn es als "Topspiel" sogar im TV kommen sollte, war es dann vielleicht sogar schon längst ausverkauft? Ich erreichte das Stadion und musste über diese Gedanken direkt selbst schmunzeln.



Ich bekam einen Sitzplatz auf der Tribüne hinter dem Tor (freie Platzwahl) für 90 Kronen (etwa 12 Euro) und saß dort bis zum Anpfiff fast komplett alleine. Beim Warmschießen landeten die Bälle reihenweise auf der Tribüne, da keinerlei Netze die Sicht versperrten. Nur die Feiler waren etwas ungünstig angebracht.







Der Fanblock von Lilleström füllte sich noch und pünktlich zu Beginn des Spiels brüllte alles los, dass ich richtig erschrak. Diese wenigen Leute machten ganz schön Krach und zeigten zudem große Ausdauer in Sachen Hüpfen.

Tommy Berntsen spielte tatsächlich und das gar nicht mal so schlecht. Er räumte hinten auf und dirigierte, eben wie ein echter "Käptn". Auch wenn sein Auftritt mich nicht gerade einen Vasoski vergessen ließ. Aber die haben uns damals mit Sicherheit nur eine Attrappe geschickt, denn das war ein ganz anderer Tommy, der auch mal nicht verletzt war . Zur Halbzeit wurde er allerdings ausgewechselt, was mit meiner These vom ersten Spiel seit April zusammenhängen könnte...dazu später mehr.

Das Spiel bestand nicht aus großen Torchancen, Lyn wirkte insgesamt etwas besser. Am Ende der ersten Halbzeit fiel dann jedoch das 1:0 für Lilleström, ein sehenswerter Weitschuss. Zu Beginn der zweiten Hälfte beging der Keeper von Lyn einen schweren Fehler, der Ball rollte quasi unter ihm durch und Michael Mifsud (ehemals Kaiserslautern - ich gebe zu, dass habe ich nachgeguckt, denn der Name kam mir bekannt vor) musste nur noch abstauben - 2:0! Die offizielle Zuschauerzahl wurde präsentiert - 2798. Darunter etwa 200 Fans aus Oslo. Man stelle sich vor, in einem Pokal-Achtelfinale spielt die Eintracht gegen Mainz und es reißen sagenhafte 200 Gästefans an...
Eine weitere bemerkenswerte Einblendung lief über das Anzeigeband: Aaraasen sei ein rauchfreies Stadion, stand dort geschrieben. Ein Stadion, in dem Rauchverbot herrscht, welch herrliche Vorstellung für einen Nichtraucher wie mich. Gleichfalls stellte ich mir den Aufschrei in Deutschland vor, wenn so etwas realisiert werden sollte.
Die LSK-Fans machten weiterhin gut Lärm, feierten den deutschen Trainer Uwe Rösler und es hallte "Vi elsker Lilleström" ( "Wir lieben Lilleström" ) sowie "Forza Fugla allez" durch das Stadion. "Fugla" bedeutet Vögel, so wird das Team genannt.

Lyn kam in der Folge nur noch zum Anschlusstreffer kurz vor Schluss, so endete das Spiel 2:1 und LSK war eine Runde weiter. Das Stadion leerte sich schnell, ich drehte noch eine Runde und stellte erstaunt fest, dass sich außen im Stadion Wohnung befanden. Auch nicht schlecht, eine echte Alternative zu einem Einkaufszentrum *g* Ich durchquerte eine Absperrung, was niemand zu stören schien. So stand ich auf einmal vor dem Spielerausgang und konnte beobachten, wie eine handvoll Journalisten um Spieler und Trainer herumwuselten. Auch Tommy Berntsen stand dort und ich beschloss spontan, draußen auf ihn zu warten. In der Zwischenzeit bat mich der Securitytyp, ihm die Tür aufzuhalten und ein Betreuer (?) von Lyn Oslo sprach mich an, dass man ja schrecklich lange auf die Spieler warten müsse. Angesichts der Niederlage sagte er voraus, dass es eine ruhige Rückfahrt geben würde. "Not much joking back to Oslo", worauf ich ihm nur trocken mit "Nothing to joke about..." antwortete, worüber er zum Glück auch grinsen musste. Als schließlich Tommy rauskam, quatschte ich ihn auf Englisch an. Wie erwartet kannte er mich nicht mehr, aber als ich ihn an das Interview erinnerte, dass wir mal im jugendlichen Übermut mit ihm und Albert Streit 2001 für unsere Schülerzeitung gemacht hatten, schien es etwas zu klingeln und Tommy unterhielt sich nett mit mir. Albert hatte ihm keine Zeitung nach Norwegen geschickt, obwohl ich ihn damals drum gebeten hatte. Tommys Kommentar: "You know, he is always a little..." Er machte nur eine abwiegende Handbewegung und ich wusste, was er meinte. Wir mussten beide grinsen. Ich erzählte ihm, dass Albert zurück in Frankfurt ist, was er noch nicht wusste. Er fragte mich, was ich denn in Norwegen machen würde. Zum Abschluss machte der lustige Betreuer noch ein Bild von uns.



Zum Abschied wünschte ich Tommy noch viel Glück für die Saison, woraufhin er meinte, dass es heute sein erstes Spiel seit April gewesen sei. Hatte ich es also doch richtig verstanden.

Von Jan-Aage Fjörtoft war im übrigen nichts zu sehen, was mich nicht weiter wunderte, da ich ihn in sämtlichen norwegischen Klatschzeitungen (die ich für eine Freundin besorgt hatte) wiederfand: Zusammen mit seiner Frau auf einer Gala, bei einem Spiel einer norwegischen All-Star-Auswahl usw. Und bei seinem Besuch des Lautern-Heimspiels im Mai hatte er ja auch erzählt, dass seine LSK-Jungs gleichzeitig spielen.

Damit war mein norwegisches Fußball-Abenteuer beendet - dachte ich jedenfalls! Am Tag danach stand meine Weiterfahrt nach Kristiansand an. Dort angekommen entdeckte ich einige Leute in Trikots von Start Kristiansand und Brann Bergen. Zunächst dachte ich mir nichts dabei, schließlich lief auch ich an diesem Tag in einem SGE-Shirt durch die Gegend. Die Fußballfans wurden jedoch immer mehr und als ich mir vornahm, den nächsten einfach mal anzusprechen, waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Da ich mir gerade mit einer Freundin mailte, die ein Jahr lang in Kristiansand zur Schule gegangen war, fragte ich sie, in welchem Stadtteil das Stadion sei. Auf meinem Stadtplan sowie auf Busplänen hatte ich es vergeblich gesucht. Nachdem ich "shoppen" war - zwei T-Shirts und Tugatti-Tuben (norwegisches Nutella) für eine Bekannte - kam Antwort: Das Stadion sei in Lund. Also machte ich mich auf den Weg. Dort fand ich zunächst nichts und war schon drauf und dran, wieder umzukehren. Auf einmal sah ich jedoch in der Ferne Flutlichtmasten, jetzt hörte ich zudem leise Fangesänge. Also nichts wie hin. Am Stadion angekommen lief das Spiel schon eine halbe Stunde, trotzdem musste ich 120 Kronen für einen Stehplatz bezahlen. Der Ordner am Eingang wollte in meine Einkaufstüte gucken (in Lilleström hatte es keine Eingangskontrollen gegeben) und musste über die Nugatti-Tuben lachen. Meine Fanta durfte ich nicht mitnehmen, ich sollte versuchen, sie in einer Ecke zu deponieren, um sie später wieder holen zu können. "But I wouldn't count on that", rief mir der Ordner nach.

So stand ich da, zwischen den wiederum gelben Heimfans, in der Fankurve von Start Kristiansand. Das Stadion war etwas größer und besser besucht als das in Lilleström am Vorabend, allerdings befanden sich keine Tribünen hinter den beiden Toren. Hinter einem stattdessen ein Hügel, auf dem man es sich bei einem Picknick bequem machen konnte.







Kurz nachdem ich eingetroffen war, sah ich direkt vor meiner Nase ein besonders schönes Tor: Der Stürmer von Start nahm den Ball im Strafraum an, eine kurze Körpertäuschung, eine Drehung und dann knallte er den Ball ins Netz. Ich war begeistert und redete mir ein, dieser Treffer sei alleine das Eintrittsgeld wert gewesen, vor allem angesichts der Tatsache, dass bereits zur Halbzeit alle Ordner am Eingang gegangen waren. Dies gab mir wenigstens die Gelegenheit, meine Fanta zurückzuholen. Ich entdeckte nun auch die Anzeigetafel, es stand 2:0 für Kristiansand gegen Brann Bergen. Ich nutzte die Halbzeit für mein "Abendessen", einen Hot Dog am Essensstand, was mich den Anfang der zweiten Halbzeit kostete. Allerdings fielen die weiteren Tore erst, als ich wieder auf meinem Platz stand, in meinem Eintracht-Shirt zwischen den Gelben Zunächst kassierte Start das 1:2, wenn ich es richtig gesehen habe ein Eigentor. Aber sofort danach fiel das 3:1, ein schönes Solo über die linke Seite, abgeschlossen mit einem wuchtigen Schuss. Das Tor erinnerte mich spontan an Marco Gebhardts 3:1 gegen Lautern damals und ich klatschte diesem Spieler, den ich nicht einmal kannte, begeistert Applaus. Ein Start-Spieler flog danach vom Platz, allerdings spielten sie das Ding sicher nach Hause. Im Anschluss sangen die Start-Fans, wie Lilleström auch "Fugla", etwas von "Ullevaal". Da hatte ich doch in Oslo etwas gelernt, oder? Und die Atmosphäre schien das zu bestätigen, was ich dachte: Ich sah hier wohl wieder ein Pokalspiel! Alleine das Feeling des Gesangs schien mir wie ein "Wir fahren nach Berlin". An international thing, indeed!

Nach dem Spiel war die Freude groß, die Start-Spieler feierten mit ihren Fans und ohne einen Spieler zu kennen, fühlte ich mich gut in diesem Block. Da war Fußballbegeisterung zu spüren, wie ich sie von der vergangenen SGE-Saison kannte und während der WM so schmerzlich vermisste. Und Spieler, die ich noch nie gesehen hatte, bezauberten mich durch ihre Szenen. Das ist doch viel schöner, als ein Beckham oder ein Ronaldo, die sich nur dadurch auszeichnen, dass sie sich auf den Rasen übergeben oder sich lustlos über selbigen schleppen. Das war endlich wieder Fußball!

Ich kann nach den beiden Spielen nicht behaupten, ein großer Fan von Lilleström SK, Lyn Oslo, Start Kristiansand oder Brann Bergen geworden zu sein. Aber ich bin diesen Teams und ihren Fans unendlich dankbar für zwei nette Spiele und die Freude am Fußball, die sie mir aufgezeigt haben. So kann ich den Beginn der neuen Bundesliga-Saison gar nicht mehr erwarten

Im Viertelfinale des norwegischen Pokals spielen übrigens die beiden Vögel, LSK und Start, gegeneinander. Ich bin gespannt, wie dieses Spiel ausgehen wird und ob der Gewinner es tatsächlich nach Ullevaal schafft.

Mein norwegisches Trikot habe ich übrigens auch noch bekommen. Zwar nur ein "Fake" vom Markt in Kristiansand, aber es kostete mich auch nur 20 Euro.

Zum Abschluss möchte ich Jan-Aage Fjörtoft zitieren, dessen Interview ich eben gelesen habe:
"Fußball und Lächeln, das sind die beiden Weltsprachen."
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ein sehr schöner Bericht
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Sehr schön!!!Und eine echte Fleißarbeit.
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@Sonni
Ein toller Bericht mit schönen Bildern und verbalen Perlen wie dieser:
Frieda4 schrieb:
...Das ist doch viel schöner, als ein Beckham oder ein Ronaldo, die sich nur dadurch auszeichnen, dass sie sich auf den Rasen übergeben oder sich lustlos über selbigen schleppen. Das war endlich wieder Fußball!...


Einziger Kritikpunkt:  
Frieda4 schrieb:
...Kurz nachdem ich eingetroffen war, sah ich direkt vor meiner Nase ein besonders schönes Tor: Der Stürmer von Start nahm den Ball im Strafraum an, eine kurze Körpertäuschung, eine Drehung und dann knallte er den Ball ins Netz. Ich war begeistert und redete mir ein, dieser Treffer sei alleine das Eintrittsgeld wert gewesen...

Warum hast du den Kerl nicht gleich mitgebracht? Oder hast du HB etwa irgendwo in der Nähe gesehen? Er soll ja auch gerade Urlaub machen...  
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vielen dank für diesen klasse bericht.
hat viel spaßgemacht,ihn zu lesen!
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saustark,Mädchen.

Auf das Briefche muß noch ein Sahnehäubche,gelle Mods.
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Und das alles ganz alleine? Mutig, mutig!...
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Super Bericht, hat wirklich Spass gemacht das zu lesen.  
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Klasse Bericht. Nur bei einer Sache stehe ich gerade auf dem Schlauch...

Frieda4 schrieb:
Als schließlich Tommy rauskam, quatschte ich ihn auf Englisch an. Wie erwartet kannte er mich nicht mehr, aber als ich ihn an das Interview erinnerte, dass wir mal im jugendlichen Übermut mit ihm und Albert Streit 2001 für unsere Schülerzeitung gemacht hatten, schien es etwas zu klingeln und Tommy unterhielt sich nett mit mir. Albert hatte ihm keine Zeitung nach Norwegen geschickt, obwohl ich ihn damals drum gebeten hatte. Tommys Kommentar: "You know, he is always a little..." Er machte nur eine abwiegende Handbewegung und ich wusste, was er meinte. Wir mussten beide grinsen.


...was meinte er denn?
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Er wollte damit andeuten, dass Albert eben ein kleiner Hallodri ist, dem man nicht wirklich zutraut, eine Zeitung abzuschicken, wenn man sie ihm mit dieser Bitte in die Hand drückt. Im damaligen Interview gefragt, was er an Albert mag, sagte Tommy übrigens nur grinsend: "Er hat schöne Haare."  

KidKlappergass schrieb:

Warum hast du den Kerl nicht gleich mitgebracht? Oder hast du HB etwa irgendwo in der Nähe gesehen? Er soll ja auch gerade Urlaub machen...    


Ich hatte leider keine Tragekapazitäten mehr, die Nugatti-Tuben mussten ja auch geschleppt werden
Und HB traue ich in seiner Wahl des Urlaubsortes nicht so einen guten Geschmack zu  
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sonja, ein schöner bericht, der mich jetzt lächelnd richtung nachtruhe entlässt.
ich bin gespannt und freue mich schon demnächst die beweggründe für deine tour zu hören
und miep kann ich mich nur anschließen: echt mutig!

norge, vi elsker deg!  
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Danke Friedel die Vierte! So kennen wir Dich und genau so lieben wir DIch!  ,-)


Danke auch dafür, dass ich durch Dich mal wieder etwas von Berntsen, welchen ich sehr schätze, erfahren durfte. Schade, dass er es bei uns so schwer hatte, aber umso schöner, dass es ihm jetzt gut geht!


Grüße,

ZoLo

P.s.: Dieser Thread ist heiß und ist jetzt auch als solcher markiert!  
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ZoLo schrieb:
P.s.: Dieser Thread ist heiß und ist jetzt auch als solcher markiert!  
 


Und das aus guten Grund, sehr sehr schöner Fred, danke dir, hat wirklich Spaß gemacht ihn selbst um diese unheilige Uhrzeit zu lesen!
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Kann mich nur anschließen: Respekt, vor allem dafür, so ne Tour alleine gemacht zu haben !
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Das ist echt ein klasse Bericht. Toll geschrieben. Hat richtig Spaß gemacht ihn zu lesen. Danke!!!
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Ein sehr schöner Bericht der meine Sehnsucht nach Skandinavien nur Unterstreicht!
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sehr schön, sonja!

und: chapeau!

und: thx!

robertz
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D A Z K E.

Ein sehr schöner Bericht und während den Zeilen in denen Du beschrieben hast, wie Jan das Übersteigertor macht habe ich Gänsehaut bekommen. (Was nicht am Wetter liegt)
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Gude Sonnigret! Ein toller Bericht, den ich mit großem Vergnügen gelesen habe
Wir waren schon ganz besorgt, als Du so plötzlich nach Norwegen entschwunden warst, ohne vorher Bescheid zu sagen, dass Du verreist... Ich kann nur sagen: Mutig, mutig, ich glaube, ich hätte mich nicht alleine auf eine solche Tour gewagt.
Ich bin schon sehr gespannt auf weitere Bilder und Berichte, wir sehen uns ja übermorgen, denke ich.
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"Two Thumbs up"!


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