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Als Adi Adelmann Herrn Bruchhagen einlud – oder: Wir alle sind Eintracht! Oder: Einst vor Union

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Wir sind Eintracht. Alle. Und wir können alles, wenn wir nur wollen. Bunt, laut, respektvoll, quietschend und überhaupt… Na, klar, die Geschichte ist nicht neu. Die Vorgeschichte, die Randnotizen und einige Zitate werden es dafür sein, hoffe ich. Spaß machen sie in jedem Fall. Find ich. Eintracht von der allerbesten Seite!

Wir schreiben Oktober 2002, die Eintracht spielt mit Willi Reimann als Trainer im Unterhaus und in 14 Tagen geht es zu Union Berlin. Da wird plötzlich im Internet eine Aktion der Eisernen bekannt, die einen Platz auf der Trainerbank von Union Berlin versteigern. Ausgerechnet zum Spiel gegen die Frankfurter am 15. November.

Los geht es in Frankfurt im Flüstermodus. Andeutungen im Forum mit der Aufforderung sich bei den Organisatoren zu melden. In der Antwort gibt es per Mail Infos auf die in Windeseile gebaute Seite www.bertiadelmann.de, über die Kohle unheimlich heimlich eingesammelt wird.


(aus: Der Spiegel v. 29.10.02 – Frankfurter Würstchen knackt Köpenick
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,220341,00.html )

Und an einem Samstag Ende Oktober ist es soweit: 3,2,1, meins. Härtester Gegner ist laut Union-Pressemeldung ein Union-Fan aus Prag, bis zuletzt fleißig mitbot und dem Verein per E-Mail mitteilte, „dass er den Platz gerne Bundeskanzler Gerhard Schröder zur Verfügung stellen würde, damit dieser sich für das Stadion an der Alten Försterei einsetze.“ Doch sein Einsatz reicht nicht:

Für 2.096,52 EUR ersteigern sich die Eintrachtfans den Platz auf der Bank und im Eintracht-Shop in der Bethmannstraße 19 erfährt er es:

“Da haben die Jungs mir das gesagt. Mich hat der Schlag getroffen“, erzählt Adi Adelmann FR-Redakteur Jan-Christian Müller, FFH  (Audio-File, gefunden von kreuzbürger) befragt ihn und selbst der Tagesspiegel in Berlin interviewt ihn (Querbeet-Auszüge):

Es kommt nicht oft vor, dass ein Fan des Gegners neben Unions Trainer sitzen darf.“Natürlich nicht. Ich bin ja auch etwas nervös. Im Knast habe ich schon gesessen, auf einer Trainerbank noch nicht. “
Und wie sieht es aus mit Bier auf der Trainerbank?
“Wenn die Chance besteht, auf alle Fälle. Ich habe aber schon herausgefunden, dass ich in der Halbzeit ganz bestimmt in den VIP-Raum komme. Da werde ich auf alle Fälle ein, zwei Bierchen zischen. Das steht fest.“  
Und ein Strip auf der Bank?
“Die Chance könnte bestehen. Eventuell. Ich weiß aber nicht, was die Polizei dazu sagt. Da muss ich aufpassen“ erzählt er der FR, im Tagesspiegel ist er moderater: “Im Stadion ziehe ich mich ganz gerne aus, ich zeige öfter mal meinen Hintern. In Berlin werde ich natürlich jubeln und schreien. Aber auf der Trainerbank strippe ich nicht. Ich will mein Eintracht-Trikot anbehalten. “


Selbst bei Union ist man “begeistert“: "Das hat doch Charme. Das ist Union!" , war die erste Reaktion von Präsident Heiner Bertram. Der Berliner Verein hat zu dem Frankfurter Edel-Fan bereits Kontakt aufgenommen, wird ihn gebührend empfangen und mit Adelmann vor der Partie detailliert die "Spielregeln" durchgehen.“

Doch ein paar Tage später kommt von den weisen Auguren beim gestrengen DFL das „Nein“, denn in der Spielordnung ist nicht vorgesehen, dass Nichtoffizielle auf der Ersatzbank sitzen…

"Fußballfans sind ja für die Integrationsfähigkeit auch von Minderheiten bekannt", erklärt Adi Adelmann in der FR. Er hat kurzerhand die DFL-Geschäftsführer Heribert Bruchhagen und Wilfried Straub eingeladen, das Frankfurter Zweitliga-Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 am 22. November im Eintracht-Fanblock zu verfolgen.  Der Wortlaut? Bitte sehr:

"Sehr geehrte Damen und Herren,
als einer der Organisatoren der Versteigerung des Union-Trainerplatzes darf ich Ihnen eine Einladung an die Herren Geschäftsführer Wilfried Straub und Heribert Bruchhagen übermitteln.

Herr Adelmann würde sich freuen, Herrn Straub und Herrn Bruchhagen beim Eintracht-Spiel gegen den FSV Mainz am 22. November in den Eintracht-Fanblock einzuladen. Gerne würde er dort die Gelegenheit nutzen, den Herren mal zu erklären, was alles die Faszination des Fußballs ausmacht und was die Fans wollen. "Davon haben die wenig Plan", meint er.

Herr Adelmann spricht diese Einladung aus, weil in der Fankurve keine Unterschiede bei den Personen gemacht werden, anders als offenbar bei den Fußballoberen: Er findet es schade, dass einem Thomas Gottschalk der Platz auf der Bayernbank gestattet wird, man ihm als normalen Fan ein solches Ansinnen aber verweigert.

Doch Herr Adelmann ist nicht nachtragend. Da zu dem Spiel gegen Mainz eine besondere Aktion mit Doppelhaltern geplant ist, bietet er sogar an, dass für seinen Besuch auch Fahnen gebastelt werden. Wenn Herr Bruchhagen und Herr Straub allerdings besonders lange Fahnen wünschen (länger als 1,50 Meter), benötigen sie einen Fahnenpass.

Wir freuen uns, von Ihnen zu hören und Sie vielleicht in der Kurve anzutreffen und verbleiben,“


(Quelle: http://www.archiv.unionforum.de/index.php?page=Thread&threadID=4320)[/align]


Doch es nützt alles nichts, sie bleiben hart, die Herren Bruchhagen und Straub, bleiben beim Nein! und lehnen die Einladung wohl ab…


(Foto: http://www.eintracht-archiv.de/)[/align]
Was also tun? Die Drähte glühen sowohl die Eintracht als auch Union verkünden dank Medieninteresse (Premiere will ihn ebenso interviewen) in einer Pressemitteilung gar offiziell:

“Eine halbe Stunde vor Spielbeginn wird Adi zusammen mit dem Maskottchen Ritter Eisenhart zu den Klängen von „Im Herzen von Europa“ unter dem kollektiven Jubel der Fans ins Stadion einmarschieren. Dort wird er vom Berliner Stadionsprecher Andre Rolle begrüßt, der ihn ein paar warme Worte ans Publikum richten lassen will. Anschließend werden Rolle und Adi gemeinsam die Aufstellung der Eintracht vor dem Gästeblock präsentieren…“
So kam es. Vielleicht nicht ganz so, wie sich das die Präsidenten gedacht haben, aber gut war es:
“Dichter Nebel zog durch das Stadion "An der alten Försterei", freie Sicht von Tor zu Tor war nicht möglich. Schiedsrichter Thomas Frank behielt sich eine kurzfristige Entscheidung vor. Ein kluger Entschluss, denn um 18.45 hatten sich die Schwaden verzogen. Damit hatte auch Manfred "Adi" Adelmann freie Bahn. Der Eintracht-Fan mit dem großen Herz für den Verein und dem noch größeren Durst durfte vor dem Spiel eine Runde durch den Innenraum drehen und die Spieler begrüßen“,
schreibt Christian Heimrich kurz. Natürlich darf er die Mannschaftsaufstellung der Eintracht vortragen, die er um einige Helden von früher ergänzt.

Nur Premiere wollte Adi dann doch nicht mehr interviewen. Keine Ahnung warum…

(Foto: Danke an bembelmonster)

„Das war eine heiße Nummer. Adi war so voll, dass er dauernd die Hosen verlor, der Union-Fuzzy hat ihn ins VIP-Zelt begleitet, dort ist der treue Charly kopfschüttelnd durchs Zelt gelaufen, nachdem Adi an der Theke fast ins Koma gefallen war…“ schreibt zuckerruebe. Hähä, die Anspannung muss halt wohin.

Und zum Schluß:
Union verzichtete auf die 2.092,52 EUR, die an die “Albatros-Schule für geistig Behinderte“ in Köpenick und die “Hilfe Für Krebskranke Kinder Frankfurt e.V.“ gespendet wurden.

Das ist Eintracht! Wir sind Eintracht! Alle!

(Die Zitate sind zusammengetragen aus Printausgaben von FAZ/FNP/FR vom 28.10.02 bis 15.03.2002 und den angegebenen links, den gereizten Spielbericht im http://www.eintracht-archiv.de/ gibts hier)
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Immer wieder herrlich!
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Tausend Dank!
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Danke! Eintracht!  
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Hach! Danke für die schöne Erinnerung. Fast 10(!!) Jahre her... herrjeh!
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Ach ja, daran erinnere ich mich auch noch... Danke für den schönen Beitrag
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Großartig !
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Immer noch geil!
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das war ein schöner tag.
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Einfach nur großartig. Danke schön. Eintracht!
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ein klassiker  
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Dazke!

Cooler Beitrag, der meinen Tag heute definitiv bereichert  
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Zu geil! Danke für den Bericht!
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Großartig. Vielen Dank !
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Schee!  
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Weltklasse, vielen Dank!
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Zu Geil! Danke für den Bericht, super!
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Ich habe nach dem Spiel noch auf ein paar Bierchen in der "Abseitsfalle" gesessen und mit den Unionern geschwätzt. Plötzlich ging die Tür auf und Adi wurde mehr oder minder von Union-Oberfan Schlenne hereingetragen. Mit den Worten "da haste ihn" hatte er sich seiner Fürsorge entledigt.

Da Adi aufgrund seiner Nervosität im Berliner VIP-Bereich sehr ordentlich getankt hatte war es für mich eine längere Prozedur, ihn dann später von Köpenick zum Bahnhof Zoo zu verfrachten, von wo sein Fanbus Richtung FFM abfuhr.  
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Snuffle82 schrieb:
Immer wieder herrlich!  


   


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