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"Der dressierte Fanblock"

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Diegito schrieb:
Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie es in den deutschen Fanszenen aussehen würde hätte es die Ultrabewegung Mitte der 90er Jahre nicht gegeben... das schlimmste wäre wohl eingetreten (Stehplätze weg, Zersplittung der Spieltage, überbordende Kommerzialisierung)...


Und? Bis auf die Stehplätze ist doch alles eingetreten. Und die "Initiative Reines Fußballstadion" bestand beileibe nicht nur aus Ultras.
Auch wenn es gut ist das es die Ultras gibt, so halt ich doch die These das es die einzig wenigen wären die sich wehren für Unfug.
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schwarzer_geier schrieb:
Diegito schrieb:
Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie es in den deutschen Fanszenen aussehen würde hätte es die Ultrabewegung Mitte der 90er Jahre nicht gegeben... das schlimmste wäre wohl eingetreten (Stehplätze weg, Zersplittung der Spieltage, überbordende Kommerzialisierung)...


Und? Bis auf die Stehplätze ist doch alles eingetreten. Und die "Initiative Reines Fußballstadion" bestand beileibe nicht nur aus Ultras.
Auch wenn es gut ist das es die Ultras gibt, so halt ich doch die These das es die einzig wenigen wären die sich wehren für Unfug.



vielleicht nicht die einzigen... aber sie haben einen massiv hohen Anteil daran... das ist Fakt!! Vieles an Kommerzialisierung ist in der Tat eingetreten, aber es ist bis jetzt noch ein erträgliches Maß... schau mal nach England, da wird einem auf erschreckende Art-und Weise aufgeführt was passiert wenn sich der Fussball völlig dem Mammon hingibt!
Ohne die Ultras hätte es vielelicht auch Proteste und Widerstand geben, aber diese wären wohl ungehört dahingesiecht!!
Einen ebenso grossen Anteil haben natürlich auch gewisse Fanvereinigungen wie "unsere Kurve" usw....
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Ich fand den Artikel auch sehr, sehr seltsam.


Ich persønlich haette dieser Diskussion einen anderen Aufmacher gewuenscht. So kann ich nur mein persønliches Empfinden schildern. Ich bin heute durch meinen Wohnort, nicht mehr in der Lage oft das Waldstadion zu besuchen. Bei meinem letzten Spiel im Waldstadion musste ich resignieren: Die Boxen unseren Vorsaengers Stein waren sowas von uebersteuert, dass man fast nur ihn hørte. Ich habe die Jahre vor meinem Umzug geschwankt. Ich erinner mich noch an den G-Block und ich fand ihn gut. Ich war emotionaler und auch juenger - vielleicht auch ein Grund fuer meine Stille. Ich fand im G-Block die emotionsleitenden Stimmungsbilder gut. Es durfte auch geschwiegen werden, wenn man verzweifelt war. Und schweigen kann ich auch heute noch. Dennoch empfand ich den noch heute anhaltenden Sing-Sang vor meinem Umzug , wenn es nicht laeuft, weder als Verzweiflung, Wut oder Hoffnung, dass die Mannschaft es nochmal umdreht - er ist einfach da.

Ich muss lange zurueckgehen. 1997 beauegte ich die ganze Sache kritisch. Doch dann auf der Gegentribuene gefiel es mir gut. Ich empfand es als etwas notwendiges. Heute habe ich vielleicht vergessen, dass der G-Block tot war und mache ihn zu etwas was er gar nicht war.

Ich habe es zu Martin Stein einmal gesagt: "Du bist ein Clown, der die Masse dressiert" - 15 Ultras und wir waren drei. Ein Finger wurde glueckerlicherweise nicht geruehrt. Glueckerlicherweise auch, weil ich spaeter meine Meinung revidierte und die Ultras als etwas empfand, was die Fanszene mitreisst und evtl. auch viel mehr Menschen wieder mobilisiert. Mit meinen 3 Jahren Abstand muss ich allerdings sagen: Ich glaube, viele von denen, die heute ins Stadion gehen, haetten vor einigen Jahren viele nicht mal gewusst, was Fussball ist. Ob das gut oder schlecht ist, lasse ich andere bewerten. Ich sag nur soviel: es ist Mode geworden Fussballfan zu sein (und darueber kønnte man wahrscheinlich eine soziologische Arbeit schreiben).
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dawiede schrieb:
Ich sag nur soviel: es ist Mode geworden Fussballfan zu sein (und darueber kønnte man wahrscheinlich eine soziologische Arbeit schreiben).


   
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Wenn ich den Artikel weitestgehend, aus hier nun schon ausführlich genug erläuterten Gründen, für Bullshit halte, finde ich es doch sogleich mal wieder bezeichnend.
Da wird über Jahre hinweg ein Magazin als kritisch und tiefgründiger gegenüber der "alten Schule" gefeiert - und kaum erscheint mal ein Titel, der dann anstatt beim Premiere-Zuschauer unter den Ultras ein wenig aufstößt, hagelt es Kündigungsdrohungen.

Bei solche einem Anspruch sollte sich manch einer vielleicht lieber von vornherein auf den Babbedeggel beschränken, die Scheuklappen dicht machen und seinen Frust sonstwo ablassen
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preserveTHEhonourOFffm schrieb:

Da wird über Jahre hinweg ein Magazin als kritisch und tiefgründiger gegenüber der "alten Schule" gefeiert - und kaum erscheint mal ein Titel, der dann anstatt beim Premiere-Zuschauer unter den Ultras ein wenig aufstößt, hagelt es Kündigungsdrohungen.



Nuja - so die großartig differenzierte Wahrnehmung der Dinge ist das ja nun auch nicht.
Dass 11Freunde sich, in meinen Augen, seit Jahren in die falsche Richtung entwickelt und die aktuelle Titelstory da nur ein recht sichtbares Symptom dieses kontinuierlichen Verlustes an Anspruch und Qualität ist, hat dann m.E. weniger mit "Nicht-zugestehen-wollen-anderer-vom-eigenen-Weltbild-abweichenden-Meinungen" zu tun.

11Freunde ist in vielen Dingen leider sehr oberflächlich, populistisch geworden. Und man spürt oftmals, dass der Kontakt zur eigentlich Fanbasis, den Kurven, verloren gegangen ist. Es ist kein Magazin mehr aus und für die Kurve, originäre Fußball-Kultur - zu Anfangszeiten war dieser Geist noch deutlich eher spürbar.
Mittlerweile fühlt und bemerkt man allzu oft eine zu große Distanz zur eigentlichen Gefühlslage der Fans im Stadion.
Die Zielgruppe hat sich gewandelt - der allgemein Fußballinteressierte ggf. mit besonderen Sympathien für einen bestimmten Verein seiner Wahl (im Zuge der WM2006 bot es sich natürlich an, auf der allgemein emporschnellenden Popularitätswelle des Fußballs mitzuschwimmen). Menschen, die zwar möglicherweise durchaus regelmäßig ein Fußballstadion aufsuchen - aber eben doch nicht mit dieser allumfassenden Fankultur vertraut sind, die einen von morgens bis abends begleitet... - ein besonderes Gefühl, welches es nicht käuflich zu erwerben gibt...
Die Zusammensetzung der Stadiongänger ebenso wie der Allgemein-Fußballinteressierten, die den Fußball vornehmlich medial wahrnehmen, hat sich, zwar nicht unbedingt im inneren Kern der Fanszenen, so doch im Großen und Ganzen, vor und nach der WM 2006, bedingt durch vielerlei "Bemühungen" aller Orten, ersichtlich gewandelt - und 11Freunde ist diesen Weg konsequent mitgegangen. Was ich persönlich äußerst bedauerlich finde.

Mag sein, dass einem das wieder als "Besser-Fan"-Gebabbel ausgelegt wird - kann ich dann aber auch wenig gegen machen. Es gibt einfach gewisse Unterschiede in der Wahrnehmung und Bedeutungszuweisung im Hinblick auf den eigenen Verein/den Fußball allgemein. Ist eine ganz individuelle Angelegenheit; geht dabei ja auch nicht um eine "Abgrenzung" um sich selbst "besser zu fühlen" - denn prinzipiell ist dies ja ein Weg, der absolut jedem offen steht. So oder so. Muss jeder für sich selbst entscheiden, wieviel er in seinen Verein/den Fußball "investieren" mag - oder eben auch nicht (und bevor auch das wieder falsch rüberkommt: Ich rede nicht von "den Ultras" im Speziellen, sondern von "aktiver Fankultur" im Allgemeinen!).


Kurzum: Dass 11Freunde nun plötzlich vom gefeierten Star am Fußballzeitschriftenhimmel zum "Aussätzigen" mutiert ist, angesichts dessen, dass man sich nun einmal "getraut" hat, mit der "Ultrà-Bewegung" anzulegen, halte ich für eine relativ verzerrte Wahrnehmung der Dinge. Dieser Artikel ist nur eine (s.oben) besonders sichtbare Ausgeburt, des schon über einen längeren Zeitraum hinweg anhaltenden (von mir subjektiv konstatierten) Niveau-Verfalls der 11Freunde.
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ULTRAS IN FUSSBALLSTADIEN
Die Kurve lebt

Von Christoph Ruf

Ultras polarisieren. Für die einen sind sie die Gralshüter einer authentischen Fankultur, für die anderen Selbstdarsteller. Nun ist ein Buch erschienen, das mit spektakulären Fotos aufwartet und beweist: Ohne die Ultras wären die deutschen Stadien zumindest deutlich farbloser.

Die Redaktion des Fußballmagazins "11 Freunde" hat sich für die aktuelle Ausgabe ein Titelthema ausgesucht, das provokativer kaum hätte ausfallen können: Ein durchgestrichenes Megafon - das Symbol der Ultraszene - auf gelbem Untergrund, darunter die Worte "Ruhe bitte! Wie Ultras die Stimmung in den deutschen Fankurven kaputt machen."

Ultras? Szene? Ultraszene? Noch immer sind das für viele Stadiongänger Begriffe aus einer fremden Welt. Dabei bilden die Ultras eine immer stärker werdende Fangruppierung, die in den meisten Stadien im wahrsten Sinne des Wortes den Ton angibt. Vor etwa zehn Jahren gründeten sich die ersten Gruppen - inspiriert vom Geschehen in den italienischen Fankurven, wo aufwendige Choreographien traditionell dazugehören. Ebenso wie der Vorsänger, der so genannte "Capo", der vom Kurvenzaun herunter die Massen dirigiert. Kritiker der Ultras werfen ihnen, nicht selten anonym in Fanforen, vor, nicht am Geschehen auf dem Spielfeld, sondern einzig und allein an der Selbstdarstellung interessiert zu sein.

Just in dem Moment, da in vielen Fanforen die Debatte über Wohl oder Wehe der Ultraszene hochkocht, bringt nun die Redaktion der "Stadionwelt" ein Buch heraus, das die Szene so zeigt, wie sie bei aller Kritik eben auch ist: kreativ, fleißig und mitunter bissig und originell. Anschaulich wird auf annähernd 200 Seiten dokumentiert, wie sehr aktive Fans die Stadien auch optisch geprägt haben. Hunderte Fotos zeigen Choreographien, manche bombastisch, manche rührend-liebevoll, meist aber originell und mit einer für Außenstehende unfassbaren Akribie produziert.

Bei Choreographien, wie sie beispielsweise die Kurve von Eintracht Frankfurt im Heimspiel gegen Schalke 04 zeigte, werden abertausende Papierkarten benötigt - eine logistische Höchstleistung. Aber auch kleinere Fanszenen wie die von Erzgebirge Aue oder die des SC Paderborn tun sich mit originellen "Bildern" aus Papier, Pappe und Stoff hervor. Die Bilder nehmen den Schwerpunkt des Buches ein, deren Autoren sich allerdings auch nicht um eine kritische Aufarbeitung der Ultra-Thematik drücken. Auf zehn Seiten debattieren die führenden Köpfe der Fanszenen aus Dortmund, Cottbus, Hamburg, Nürnberg, St. Pauli und Köln über den Stellenwert der Ultra-Szene und über deren interne Probleme.

Einfallsreiche osteuropäische Fans

Auf zahlreichen Fotos ist auch das Widerständige an der Ultraszene dokumentiert, die sich in ihrem Selbstverständnis nicht als johlende Staffage, sondern als kritischer, unabhängiger Begleiter des Geschehens in Verein und Verband begreift. Proteste gegen fanfeindliche Anstoßzeiten, oder gegen einzelne Maßnahmen von Verband und Polizei sind dann auch Thema einiger Choreographien.

"Faszination Fankurve", als "Bildband, Chronik und Nachschlagewerk" (Mitherausgeber Stefan Diener) konzipiert, ist nach den Vorgänger-Bänden aus dem Jahr 2004 und 2005 das dritte Werk aus der Reihe. Allein das Geschehen in den internationalen Kurven nimmt 56 Seiten ein - weit mehr als bei den beiden Vorgängern. Der Einfallsreichtum vor allem osteuropäischer Fans überrascht dabei von Foto zu Foto mehr.

Dabei legt Stefan Diener, Redaktionsleiter der "Stadionwelt", Wert auf die Feststellung, dass das Buch "das gesamte Geschehen auf den Rängen" abbilde, also "kein reines Ultrabuch" sei: "Das Buch wendet sich an alle Fans, an jeden, der sich beim Fußball für mehr interessiert als nur für die Ereignisse auf dem Rasen." Glaubt man Diener, könnte die Zielgruppe größer kaum sein: "Schon kleine Kinder schauen ja bei ihrem ersten Stadionbesuch dorthin, wo es am buntesten ist und am lautesten zugeht."

"Witz und Anarchie haben sich aus den Kurven verabschiedet"

In den Berliner Redaktionsräumen des "11 Freunde"-Magazins sondiert man seit Erscheinen des Textes die Leser-Reaktionen. "Der Vorwurf geht dahin, dass die Ultraszene mehr Facetten habe, als in dem Text angesprochen wurde", sagt Chefredakteur Philipp Köster, selbst Autor des Artikels. Die meisten Zuschriften seien aber positiv: "Im Vorsänger sehen die meisten das Problem - und im elitären Auftreten von vielen in der Szene."

An der Existenz des Capos entzündet sich dann auch die Kritik der "11 Freunde"-Titelstory: "Das Elend der Ultra-Kultur", heißt es, "versinnbildlicht dabei der Vorsänger. Jener Fan, der auf dem Zaun sitzt, dem Spielfeld den Rücken kehrt und mit Megafon in der Hand den nächsten Song anstimmt. (..) das macht aus aktiven Fans willige Vollstrecker. Gesungen wird nur noch das, was dem Vorsänger gerade einfällt, spontane Zwischenrufe haben entgegen allen Beteuerungen kaum noch eine Chance. Schleichend haben sich so Witz und Anarchie aus den Kurven verabschiedet, die Fanblöcke entmündigen sich selbst", schreibt Köster.

Das Rad der Geschichte lasse sich aber auch in den Kurven nicht zurückdrehen: "Ohne die Ultras würde in fast allen Stadien wohl erst einmal Totenstille herrschen." Wer die über 700 Bilder in "Faszination Fankurve" betrachtet hat, hat den Verdacht, dass die Stadien ohne sie auch zu deutlich graueren Orten würden.

quelle: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,595178,00.html
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Dass die Ultras die einzigen wäre, die gg. Kommerzialisierung etc. kämpfen halte ich dann ja mal für ausgemachten Schwachsinn....

Was ist mit B.A.F.F.???
http://www.aktive-fans.de/index2.php
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Guter_Mann! schrieb:
dawiede schrieb:
Ich sag nur soviel: es ist Mode geworden Fussballfan zu sein (und darueber kønnte man wahrscheinlich eine soziologische Arbeit schreiben).


     


Ich denke auch, aber das wollte ich auch schon 1985....
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preserveTHEhonourOFffm schrieb:
Wenn ich den Artikel weitestgehend, aus hier nun schon ausführlich genug erläuterten Gründen, für Bullshit halte, finde ich es doch sogleich mal wieder bezeichnend.
Da wird über Jahre hinweg ein Magazin als kritisch und tiefgründiger gegenüber der "alten Schule" gefeiert - und kaum erscheint mal ein Titel, der dann anstatt beim Premiere-Zuschauer unter den Ultras ein wenig aufstößt, hagelt es Kündigungsdrohungen.

Bei solche einem Anspruch sollte sich manch einer vielleicht lieber von vornherein auf den Babbedeggel beschränken, die Scheuklappen dicht machen und seinen Frust sonstwo ablassen


Wer bezahlt Deine Miete?
Nur weil Du meinst, dass ich was unterstützen sollte, dessen Meinung ich nicht mehr teile, ich aber im Moment sehr glücklich bin, wenn ich das Geld für meinen Miete + die Eintrittskarten für die Eintracht zusammen bekomme..
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Schon wieder ich....
Saftsack Du hast es wiedermal erfasst, Du hast die Wandlung der 11Freunde wunderbar beschrieben, danke dafür.
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Auch Spon befasst sich mit dem Thema:
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,595178,00.html
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bernie schrieb:
Auch Spon befasst sich mit dem Thema:
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,595178,00.html


siehe auch #67 oder den anderen fred in diesem forum bischen tiefer

das wollt ich schon immer mal zu nem mod sagen^^
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o.k. das hab ich verdient


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